Die Verdorbenen. Eine klassische Ménage-à-trois ist die Beziehung zwischen Johann, dem Protagonisten und dem Paar Tommi und Christiane. Eigentlich beginnt alles ganz harmlos, doch dann gesellt sich zu Liebe, Lust und Spiel auch das Böse.
Des Vaters Liebe zum Leben
“Einmal im Leben möchte ich einen Mann töten“, sagt der junge Johann zu seinem Vater, der alles liebte. “Aber es war etwas das man nicht sagen, das man nur denken darf.” Und so schweigt Johann lieber und hofft, das sein Vater die Frage wieder vergisst. Der Dolmetscher, der mit einer Engländerin verheiratet ist, schreibt selbst und liebt das Leben über alles. “Er liebte die Bücher, er liebte die Vögel, er liebte die Musik, den Sternenhimmel, den Föhn im Frühling, frische Honigsemmeln zum Frühstück, er liebte seine Frau und er liebte seinen Sohn – er liebte, und wenn er nicht liebte, war er nicht.” Wie konnte dieser Vater einen so missratenen Sohn zeugen oder aufziehen? Lag es an der Frage, ob er jemanden habe, dass dies alles auslöste?
Liebe zu dritt: “Das ist Hippieshit“
Denn Johann fühlt sich unter Druck, eine Freundin zu haben und dringt so in die Paarbeziehung zwischen Tommi und Christiane. Aber eigentlich ist es Christiane, die sich vor ihm auszieht. Ein harmloser Spaziergang um einen Teich wird zum Beginn einer einseitigen Liebesgeschichte und der Zerstörung einer anderen. Mit 22 Jahren studiert Johann in Marburg an der Lahn und lernt, dass Freud einen Mangel an Scham als ein Zeichen von Schwachsinn bewertet habe. Dass ihm die “prächtige Herrschaft” über sein Leben entgleiten könnte, das wäre ihm nicht in den Sinn gekommen. Aber als er entdeckt, dass Tommi und Christiane ihre “Doktorspiele” schon seit sie neun sind spielen, braucht er ein Ventil und reist per Anhalter an die Nordsee. “I shot a man in Reno just to watch him die“, zitiert der Autor Johnny Cash’s Folsom Prison Blues. Gut gepasst hätte aber auch Stereo Total: Liebe zu dritt, das ist Hippieshit.
Hänsjes Krankheit
Dort geschieht plötzlich das Unbeschreibliche. Köhlmeier beschreibt es. “Wo das Leben nur mehr aus Langeweile besteht, ersetzen die Erinnerungen die Taten.” In einer Mischung aus Selbsthass, Wut aber auch Langeweile und dem existentialistischen Ennui tötet er tatsächlich einen Menschen, auch wenn es wie Notwehr erscheint. “Manchmal mitten am Tag, ergriff mich ein ungewisses Entsetzen vor dem Tod. (…) Dann Resignation, und hinter mir wartete die Langeweile.” In drei Kapiteln und einem Epilog vierzig Jahre später erzählt Michael Köhlmeier die Geschichte des unschuldigen, aber verdorbenen Johann, der sich durch die Liebe von Christiane so eingeengt fühlt, dass er einen verzweifelten Ausbruch sucht. Stets seinen “Zarathustra” in der Tasche und mit klassenkämpferischer Miene und schwarzer Lederkleidung hat er in den vom Kommunismus und der Ölkrise inspirierten Siebzigern keine Ahnung vom Klassenkampf oder von der Liebe.
Obsessive Liebe als Brutstätte des Bösen
Zu selbstbezogen und immer mit seiner eigenen Nabelschau beschäftigt, verliert er den Boden unter den Füßen und die Augen im purpurnen Meer. Michael Köhlmeier hat mit “Die Verdorbenen” einen autofiktionalen Roman geschrieben, der die Frage stellt, was aus ihm geworden wäre, wenn er der Obsession einer anderen Frau nachgegeben hätte. Eine Miniatur über die Liebe, ihre Besitzansprüche, Auswüchse und nicht zuletzt auch ihre Nestwärme der Brutalität. Denn oft erwächst das wirklich Böse aus schlecht kommunizierter Liebe. Oder Lust. Meisterlich geschrieben regt auch dieser Roman von Michael Köhlmeier zum Nachdenken an und verführt zur Rekapitulation seiner Erinnerungen. Zwischen “Die Träumer” und “Der Fremde” eine Erkundung des Bösen.
Michael Köhlmeier
Die Verdorbenen. Roman
2025, Hardcover, 160 Seiten
ISBN 978-3-446-28250-6
Hanser Verlag
23,00 €


Der Pinguin. Der wohl kleinste und scheinbar niedlichste Antagonist aus der Batman-Schurken Galerie bekommt endlich was er verdient: eine eigene Serie. Oswald Cobblepot alias der Pinguin soll im Auftrag der US-Regierung sein altes Imperium zurückerobern. Aber ratet mal, wer da etwas dagegen hat! Eine Comic-Soloserie für den Schurken, der 2024 auch eine TV-Serie bekommen hat.
Bat-Man – First Knight 1. Das Krimi-Highlight des DC Black Label hält sich ganz an die düsteren Film Noir Vorlagen der Dreißiger und Vierziger Jahre Hollywoods. Batman wurde ja bekanntlich 1939 aus der Feder von Bob Kane und Bill Finger geboren, seine ersten Abenteuer werden nun von Autor Dan Jurgens und Zeichner Mike Perkins in neues, schwarzes Licht getaucht.
Und als mehrere Stadträte der grausigen Mordserie zum Opfer fallen, die Bat-Man versuch aufzuklären, machen Gerüchte über ihn als Fledermaus-monster die Runde. In Wahrheit jagt der reiche Bruce Wayne als Bat-Man verkleidet die wahren Killer und Mörder der Demokratie. Im Albenformat. Ein neuer Blick auf Batmans erste Abenteuer aus den 1930ern. Musst-Have. Teil 1 und 2 sind schon erschienen, Teil 3 wird mit Spannung erwartet.

Bereits bei Bocola erschienen ist auch Modesty Blaise – Band 4, der die kompletten Comicstrips von 1966-1968 beinhaltet und im Hardcover-Querformat von 30,5 x 28,0 cm präsentiert.
Eine Flucht aus dem Alltag verspricht diese neue Publikation des TASCHEN Verlages zu Germany. Von der Nordsee bis zu den Alpen bietet Deutschland hat Angelika Taschen wieder stimmungsvolle Unterkünfte besucht und ausgewählt. Die erfolgreiche und beliebte Reihe des TASCHEN Verlages “Great Escapes.The Hotel Book” ist u.a. schon zu Italien, The Mediterranean, USA und The Alps erschienen.
Ava – Die barfüßige Gräfin. Ava Gardner, die Hollywood-Diva der Frühzeit, steht ganz im Mittelpunkt dieses Biocomics, das sie zur Zeit ihres größten Erfolges, “Die barfüßige Gräfin“, zeigt. Auf Primo-Tour in Südamerika macht sie Station in Brasiliens pulsierender Metropole der 1950er Jahre.
Anfang der Neunziger im spanischen Andalusien wird Hugo durch einen Telefonanruf aus seinen Grübeleien gerissen. Eine verwirrte junge Frau mit seiner Telefonnummer in der Hand wurde in einem abgelegenen Winkel Andalusiens gefunden, er solle doch kommen, um sie abzuholen.
Eighties. Waren die Achtziger die Dekade der Dekadenz? Fotograf David Baileys Blick zurück auf die Ära der Zügellosigkeit zeigt alles: die Schulterpolster, toupierte Haare und knallige Farben, aber auch Fotos aus Vogue und Tatler und Ikonen wie Jerry Hall, Tina Turner und Yves Saint Laurent. Nackt, angezogen oder nur leicht bekleidet? David Bailey, einer der renommiertesten Mode- und Porträtfotografen Großbritanniens, nimmt uns mit auf seine Zeitreise in die Achtziger.
Moon Knight. Autor Jed Mackay und Zeichner Alessandro Cappuccio legen wieder ein unwiderstehliches Abenteuer des wohl dunkelsten Marvelheldens der Comic Geschichte vor: Marc Spector besser bekannt als Moon Knight und die Faust des Khonshu, ist tot.
Sozusagen die letzten Worte Stefan Zweigs, eines der größten Schriftsteller unserer Zeit, werden in vorliegender Publikation nochmal zusammengetragen. Die letzten publizierten Worte erschienen zwischen 1940 bis 1942 in Zeitungen und Zeitschriften, es waren Kurzgeschichten ebenso wie politische Appelle, Warnrufe vor Katastrophen, die er nicht mehr erleben wollte.
“Whitewashing” heißt es nicht umsonst. Denn die amerikanische Geschichtsschreibung wird als Geschichte der Sieger dargestellt: der Sieg der Weißen. Aber was hätten diese ohne die Schwarzen in ihrem Land erreicht? Michael Harriot deckt den wahren Ursprung des Reichtums der amerikanischen Nation auf. Ein paar Geschichtslektionen wie es wirklich dazu kam.
Batman. Ein Cthulhu-Batman? Wo hat man so etwas schon gesehen? Der Cthulhu-Mythos des Fantasy-Horror-Schriftstellers H. P. Lovecraft trifft auf die Batman-Legende. Seit Jahrzehnten ist das Tor zwischen Gotham Above und Gotham Below versiegelt, doch nun wird es exklusiv für dieses Black Label Comic geöffnet. Und endlich taucht ein alter Freund wieder auf: Two-Face.
Book of Games. 336 herrlich absurde Gedankenspiele, die man allein oder in der Gruppe und ohne jegliches Material spielen kann. Gerade zu Weihnachten eine wohl unentbehrliche Lektüre für jeden Gabentisch. Der Autor erklärt die Regeln, während Werke von Künstlern wie August Sander, Rineke Dijkstra und Salvador Dalí illustrieren, wie man spielerisch aus seiner Komfortzone tritt. Ein kühnes Abenteuer für mutige Konquistadoren des Gehirns.
Die Krake im Nacken. Zerocalcare ist einer der bestverkauften zeitgenössischen Comiczeichner Italiens. Sein neuestes Werk ist wieder autobiografisch und autofiktional zugleich. Nach seinem autobiografischen Reisebericht im syrisch-türkischen Grenzgebiet, “Kobane Calling” (2017) und der Fortsetzung “No sleep Till Shingal” (2022), thematisiert er in “Vergiss meinen Namen” und “Die Krake im Nacken” wieder seine Familiengeschichte.
Kalte Füße. “Dagegen gibt es nur eine Medizin: die Erinnerung.” Wer in den Nachkriegsjahren in Mitteleuropa geboren wurde oder aufwuchs, wusste, früher oder später, dass seine Eltern in den Faschismus oder Nationalsozialismus involviert waren. Diese Erkenntnis mag viele unbeantwortete oder unbeantwortbare Fragen ausgelöst haben, nicht nur bei der 1964 geborenen italienischen Schriftstellerin Francesca Melandri, deren Vater als “Alpini” in der Ukraine kämpfte. Im sog. Russlandfeldzug, der eigentlich eine Ukrainefeldzug war…