LTB Camping 1

Quellbild anzeigenSommer, Sonne, (günstiges) Camping

“Die Drei vom Campingplatz” gehen auf einen ebensolchen, nachdem Gustav eine Campingausrüstung gewonnen hat. Während Dussel und Donald sich mit dem Zelt abmühen, liegt Gustav auf der faulen Haut. Aber nicht lange, denn der ungemütliche Zeltnachbar zerstört jede Aussicht auf eine angenehme Urlaubszeit.

“Ärger an der Angel” ist vorprogrammiert, wenn Dussel sich zum Fischen entschließt.

“Ein Zelt für vier” reicht zum Campen dicke aus – wenn man es benutzen kann. Aber es gelingt weder Donald, noch Dussel und selbst Gustav nicht, die Zeltklappe zu öffnen. Da ist Chaos vorprogrammiert.

“Eine galaktische Pechsträhne” erlebt Donald nicht nur beim Zelten – ein Außerirdischer ist auf der Erde abgestürzt und verursacht in Donalds Umfeld eine Katastrophe nach der anderen.

Einen “Abflug ins Ungewisse” machen Donald und seine Neffen, als sie samt Zelt auf eine unwirtliche Insel geweht werden. Dort droht nicht nur die wilde Natur, sondern auch Gangster, die den Entenhausener Campern das Leben schwer machen.

“Das Wichtelamulett” soll Onkel Dagobert vor dem Unglück seines ungeliebten Neffen Wito Wasserhuhn beschützen. Aber so ein Amulett will erst einmal hergestellt und v.a. die Amulette herstellenden Wichtel gefunden werden.

“Für eine Dose Bohnen” gibt selbst ein hungriger Bigfoot Onkel Dagobert seine Goldnuggets. Aber dem mythischen Geschöpf droht zunächst der Zoo.

14 lustige und abenteuerliche Geschichten, als Ein- oder Mehrseiter, davon zwei deutsche Erstveröffentlichungen, beleuchten das Thema Campen in vielen verschiedenen Facetten. Dabei geben auch 10 Camping-Lifehacks Tipps für ein schönes Camping-Erlebnis. Aber neben allem Abenteuer kommen auch Themen wie Achtung vor der Natur und ihren Geschöpfen, Schein ist nicht Sein, vorschnelle Urteile, Mythen und die Frage, ob so manches Unglück nicht im Nachinein sogar ein Glück war, vor. Mut, Intelligenz, ein guter Charakter und die Verantwortung als Erwachsener gegenüber Minderjährigen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Ein paar mehr deutsche Erstveröffentlichungen wären allerdings schön gewesen.

Insgesamt aber wieder eine runde Sache.


Genre: Comic
Illustrated by Egmont Ehapa Media

Hard Land

Bittersüßer Roman

In seinem fünften Roman «Hard Land» erzählt Benedict Wells eine Coming-of-Age-Geschichte, die er in einer fiktiven Kleinstadt in den USA angesiedelt hat. Sein 15jähriger Protagonist und Ich-Erzähler durchlebt dort im Jahre 1985 die schwierige Phase der Mannwerdung und muss sich als überängstlicher Außenseiter mühsam einen Platz unter seinen Mitschülern erkämpfen. Auch die erste Liebe erweist sich als schwierig, vor allem aber muss er mit dem frühen Tod seiner Mutter fertig werden.

Sam Turner lebt in einer dem Niedergang geweihten 20tausend-Einwohner-Stadt in Missouri, deren einziger großer Arbeitgeber in Konkurs gegangen ist. Auch sein Vater ist arbeitslos, seine seit fünf Jahren krebskranke Mutter betreibt einen kleinen Buchladen. Er erzählt seine Geschichte im Rückblick ein Jahr später. Der erste Satz lautet: «In diesem Sommer verliebte ich mich, und meine Mutter starb». Die Ferien stehen an, seine Eltern wollen ihn zur Tante schicken, die zwei Jungen in seinem Alter hat. Sein erster Besuch dort war aber ein Horror für ihn, und so nimmt er kurz entschlossen einen Ferienjob im örtlichen Kino an, um dem zu entgehen. Dort trifft er auf Cameron, den schwulen Sohn eines erfolgreichen Fabrikanten, und auf den farbigen Hünen Brandon, den sie nur Hightower nennen und dessen Vater eine Farm betreibt. Dritte im Bunde dieser Clique, die sich um das Kino kümmert, ist Kristie, die Tochter des Kinobetreibers. Alle sind zwei Jahre älter als Sam, haben die Schule abgeschlossen und werden das öde Kaff verlassen, um weit weg in New York, Chicago und Los Angeles ihr Studium zu beginnen. Kaum hat er glücklich Anschluss an diese Clique gefunden, steht also in elf Wochen auch schon wieder der Abschied bevor. Und das schmerzt insbesondere wegen der Beziehung zu Kristie, die sich als zarte Bande entwickelt, obwohl sie längst einen festen Freund hat, während er, als männliche Jungfrau, noch nicht mal bis zum Händchenhalten, Küssen oder gar noch mehr gekommen ist.

Benedict Wells hat in seinen Roman eine Fülle von kreativen Ideen eingebaut, zu denen auch der Buchtitel gehört. Der führt nämlich auf einen fiktiven Schriftsteller des Ortes zurück, der unter «Hard Land» 1893 einen Gedichtzyklus veröffentlich hat, an dem sich die Schüler bei der Prüfung in Literatur heute noch die Zähne ausbeißen. Und so glänzt denn dieser Roman mit der Mutter als Buchhändlerin durch eine reiche Intertextualität, zu der auch Kristies Faible für erste Sätze in Romanen zählt, welches der Rezensent, soviel Persönliches sei hier mal erlaubt, mit dem überaus smarten Mädchen teilt. Ergänzt werden diese literarischen Bezüge noch durch diverse popkulturelle, denn Sam ist als Gitarist sehr musikbegeistert, und seit er den Kinojob macht, entwickelt er sich auch noch zum Cineasten. Das besonders innige Verhältnis zwischen Sam und seiner Mutter symbolisiert ein kleiner blauer Holzlöwe, Lieblingsfigur ihrer Sammlung. Den deponieren Vater und Sohn nach ihrem Tod immer wieder heimlich irgendwo, damit ihn der jeweils andere überrascht finde, – eine berührende Geste ihrer ganz persönlichen Erinnerungskultur.

In 49 Kapiteln begleitet man den Heranwachsenden durch die entscheidende Phase seiner Adoleszenz, wobei es dem Autor gelingt, auch eine Menge Lokalkolorit einzubringen in seine Geschichte. Eine schöne Parabel für Sams Hoffnungslosigkeit handelt von einem magischen Ring mit einer auf jede Lebenslage passenden Gravur: «Auch das geht vorbei». Im letzten Teil des Romans bleibt er allein zurück, alle Freunde sind fort, die Briefe werden kürzer, seltener und bleiben irgendwann ganz aus. Aber nach dem einsam verbrachten Winter kommen schließlich auch wieder die Sommerferien, und die drei Freunde kehren ernüchtert zurück. Ihr Kaff ist doch nicht so schlecht, wie sie gedacht haben, es hat ihnen sogar gefehlt in der Ferne. Und das Ende mit Sam und Kristie lässt dann wunderbar leicht alles offen, ein bittersüßer Roman also, und das absolut kitschfrei, – Chapeau!

Fazit: erstklassig

Meine Website: http://ortaia.de


Genre: Roman
Illustrated by Diogenes Zürich

Lucky Luke: Zarter Schmelz – Hommage 5

Lucky Luke - Zarter Schmelz: Eine Hommage von Ralf König - HC Egmont Comic

Schokolade und Cowboys

Lucky Luke braucht einen neuen Job. In einem Jobcenter hofft er den zu finden. Aber er findet nicht nur den Auftrag, lila Schweitzer Kühe zu hüten, sondern auch Bud. Bud wartet eigentlich nur auf seine Bekanntschaft Terence, bekommt aber dafür den Job als Cowboy zusammen mit Lucky Luke. Auf wunderschönen Weidegründen in ruhiger Lage erzählt Bud einem verständnisvollen Lucky Luke von seinem Liebeserlebnis mit Terence und den Vorurteilen, denen sie danach begegnet sind. Terence hat das nicht gut verkraftet und fordert Bud zum Duell, um seinen Ruf wiederherzustellen. Aber ob Bud auf Terence tatsächlich schießen kann?

Die neueste Hommage auf den seit mittlerweile 75 Jahre existierenden Comichelden beschäftigt sich – für Ralf König typisch – mit der Homosexualität. Den Löwenanteil macht die männliche Homosexualität aus: Die Geschichte von Bud und Terence (die ein wenig an Bud Spencer und Terence Hill erinnern – zumindest was Statur und Größe angeht) nimmt den Großteil der Geschichte ein. Leider nur am Rande wird die weibliche Homosexualität dargestellt: Calamity Jane und Sitting Butch haben einen vergleichsweise winzigen Auftritt. Schön an dieser Darstellung ist allerdings, dass weder die homosexuellen Männer noch die lesbischen Frauen Schönheiten sind, sondern ganz normale Menschen mit ganz normalem Äußeren. Außerdem sprengen die Frauen, v.a. Calamity Jane, die Rollenklischees so richtig schön in die Luft. Am Ende des Comics wird als Extra noch angemerkt, dass der Wilde Westen um einiges diverser war, als man gemeinhin glaubt. So gab es durchaus schwule Cowboys, lesbische Revolverheldinnen und queere Native Americans.

Humorvoll und mit anzüglichen Anspielungen verbunden wird diese Thematik mit der der Schweizer Schokolade, sodass der Covertitel “Zarter Schmelz” doppeldeutig zu verstehen ist. Allein die Idee, dass die (empfindlichen) Schweitzer Kühe vor lauter Zugfahrt lila vor Übelkeit geworden sind, lässt einen automatisch schmunzeln. Ralf König nimmt in diesem in sich abgeschlossenen Comic die Schokoladenindustrie der Schweitzer, aber auch die Homosexuellen liebevoll aufs Korn. Auch Autogrammkartenjäger bekommen ihr Fett weg, ebenso die Daltons. Und er baut die Lucky-Luke-Comics als solche in die Geschichte mit ein. Umrahmt wird das Ganze von den mittlerweile stark gealterten Cowboys Bud und Terence, die fiktiven Zuhörer*innen ihre (Liebes-)Geschichte in Zusammenhang mit Lucky Luke erzählen.

 

Fazit

Runde Sache. Der Comic verbindet unter dem Dach der Homosexualität und der Hommage an Lucky Luke humorvoll verschiedene Themenbereiche. Leider kommt die weibliche Homosexualität nur am Rande vor.


Genre: Comic
Illustrated by Egmont Ehapa

Erwachen – eine Reise in Corona-Zeiten

“Kann man tot sein und trotzdem leben?”

Heidi ist tot. Aber eigentlich ist sie das auch wieder nicht. Denn ihre Seele lebt weiter und sie lebt gar nicht mal so schlecht in ihrem selbsterschaffenen Strand-Paradies. Trotzdem heißt das für Heidis Seele nicht, dass sie die ganze Zeit selbige baumeln lässt. Ganz im Gegenteil: Sie führt erhellende Gespräche mit ihrem Geist, dem sie den Namen “Verstand” gibt (und der aussieht wie Hercles Farnese), über die jenseitige Welt und wie sie funktioniert. Dabei erfährt sie auch, dass sie ihren hilfreichen Geist selbst erschaffen hat und dieser ihre sämtlichen Wiedergeburten mitplant und überwacht. Und sie erfährt, was passieren kann, wenn sich eine Seele von ihrem Geist trennt. Letzteres sieht sie an der Seele Olim. Olim hat sich von seinem Geist abgewendet und der ist dabei zu vergehen. Aber wenn der Geist vergangen ist, vergeht irgendwann auch die Seele. Das ist keine angenehme Sache, weshalb Heidi, deren Seelenname eigentlich Flör ist, Olim rät, sich wieder mit seinem Geist zu vertragen.

Mit ihrem eigenen Geist Heracles Farnese bespricht Flör ihre Reinkarnationen und ihre Geburt als Seele. All dies kommt ihr nach und nach in ihr seelisches Gedächtnis, als sie in ihrem Paradies “träumt”. Ihre Reinkarnationen – sowohl als Mann als auch als Frau, manchmal sogar als Doppelwiedergeburt – arbeitet sie nach und nach auf und erkennt, wo in ihren Leben etwas schief gelaufen ist, was gut war und wie diese Leben aufeinander eingewirkt haben. Als Flör schließlich alles mit ihrem Geist besprochen und aufgearbeitet hat, nimmt sie ihre zukünftige Reinkarnation in den Blick und schaut sich an, wie diese verlaufen könnte und ob Flör tatsächlich in dieses Leben inkarnieren möchte. Denn alles ist eine Sache des freien Willens.

 

Erkenntnisse der Reinkarnationstherapie und der Theorie “Leben zwischen den Leben” in Romanform

Reinkarnationstherapeutin Kristine Weitzels hat die Erfahrungen, die sie mit ihren Klient*innen in den Hypnosesitzungen gemacht hat, in einen in sich abgeschlossenen humorvollen, spannenden Roman verpackt. Dieser dröselt sowohl die einzelnen abwechslungsreich geschriebenen Wiedergeburten als auch die jenseitige Welt (und wie sie funktioniert) nach und nach auf, sodass sich schließlich aus den einzelnen Puzzleteilen ein vollständiges Puzzle ergibt. Die Leser*innen entdecken also zusammen mit der Seele Flör die Gesetzmäßigkeiten der dies- und jenseitigen Welt und wie alles miteinander zusammenhängt.

Die Autorin hat gut recherchiert und in ihren Roman auch die aktuelle Corona-Krise eingebarbeitet. Außerdem verbindet sie verschiedene Themen wie Pandemien, Umweltverschmutzung und -schutz, selbstbestimmtes Sterben, soziales Miteinander, verschiedene Theorien zur jenseitigen Welt und Physik, Philosophie usw. zu einem stimmigen Ganzen.

Der einzige Wehrmutstropfen sind die Tippfehler, die häufiger vorkommen. Vor allem großzügig verteilte Kommatas erschweren hin und wieder den Lesefluss.

Davon abgesehen ist es aber erfrischend, einen etwas anderen Roman lesen zu können als die gängigen Romane, die der Mainstram sonst so zu bieten hat. Verlage, v.a. große Verlage, bieten kaum noch Abwechslung, höchstens Varianten der gleichen Themen. Ideen, die tatsächlich neu sind, sind mittlerweile eher selten. Hier hat man die Chance, eine neue Idee spannend serviert zu bekommen. Und natürlich ist dieser Roman auch lesenswert für diejenigen, die sich für die Themen Tod, Jenseits und Wiedergeburt interessieren.

Als Extra sind dem Buch noch der Seelenstammbaum Flörs angliedert, sowie historische Fakten zu den einzelnen Wiedergeburten. Die Buchkapitel werden von passenden Zitaten u.a. aus der Philosophie eingeleitet.

Mich persönlich hat das Buch beeindruckt und zum Nachdenken angeregt.

 

Fazit

Spannend in einen abwechslungsreichen Roman verpackte Erkenntnisse über Tod, Wiedergeburt und Leben im Jenseits.


Genre: Roman

Der spazierende Mann

Der Weg ist das Ziel

Ein Mann zieht mit seiner Frau in ein schönes, beschauliches Städtchen. Er beschließt spontan, ein paar Schritte vor die Tür zu gehen. Das ist der Auftakt nicht nur für einen, sondern für viele weitere ausgedehnte Spaziergänge. Sie entpuppen sich als willkommene Auszeiten vom Alltag, in denen der Mann immer wieder Wunder in den kleinen Dingen entdeckt, z.B. in der Begegnung mit einem Ornitologen, die kristalline Zartheit einer Schneeflocke, das spontane Spiel mit einem Papierluftballon und einem Spielzeugflieger, die Aussicht von einem Baum, das Erklimmen eines kleinen spirituellen Berges, das nächtliche Schwimmen, die Begegnung mit Hühnern und anderen Vögeln, das Gespräch mit einem Angler, der Wettspaziergang mit einem Unbekannten, nächtlicher Sternenhimmel und Kuchengenuss, enge Gassen, andere Sichtweisen durch eine zerbrochene Brille, das Gespräch mit einer Unbekannten, das Leben der Frauen, spontanes Auspowern am Morgen, ein Abstecher nach einem Regenguss ins Badehaus, ein Besuch am Strand.

“Die Zeit floss dahin… So langsam wie der Fluss. Ein kurzes Zwischenspiel im Alltag. Es stimmt… Wozu sich immer hetzen müssen…?”

Damit trifft der spazierende Mann eine zentrale Aussage nicht nur der vorliegenden Graphic Novel, sondern des momentanen Zeitgeistes, der durch Wettbewerb, Konkurrenzdruck und Schnelllebigkeit mit all seinen (negativen) Konsequenzen geprägt ist. Japan ist noch mehr als der Westen für seine hart arbeitende Bevölkerung bekannt, die sich wenig Auszeiten und Ferien gönnt und in der die Gruppe wichtiger ist als das Individuum.

Der Kontrast zwischen der völlig unscheinbaren Hauptfigur, die nicht erahnen lässt, dass im Inneren ein Freigeist steckt, und dem Verhalten, das so gar nicht gesellschaftskonform ist, wird in den schönen, sehr detaillierten Zeichnungen deutlich. Der Ausstieg aus dem Alltag erfolgt aber nicht mit großem Tamtam, sondern still und unspektakulär. Stille Wasser sind tief, so auch im Fall des spazierenden Mannes. Er sagt nicht viel, dementsprechend wenig Text gibt es. Die Panels sprechen für sich und zeigen in der Stille die tiefgreifenden kleinen Veränderungen, die der spazierende Mann innerlich erlebt. Der Weg ist dabei das Ziel, denn er bereichert den Mann mit vielfältigen Erkenntnissen, die nur eine genaue Beobachtungsgabe und das Einlassen auf die Welt, wie sie sich ihm bietet, ermöglichen kann. Das stille Verweilen in der Gegenwart und die langsame Gangart erden den Mann und bringen ihn immer wieder in seine Mitte zurück. Er folgt seinem Gefühl – für einen Mann eher ungewöhnlich – und seinen spontanen Eingebungen.

Seine Spaziergänge sind spirituell, was auch im Erklimmen eines kleinen Berges, der mit religiösen Figuren bestückt ist, deutlich wird. Wettkampf hat keine Bedeutung auf dem Weg. Das erkennt der spazierende Mann, als er spontan mit einem anderen Mann ein Wettspazieren veranstaltet, das schließlich in ein einträchtiges und schweigsames Nebeneinandergehen mündet. Dem Mühlrad der Arbeit entflieht er an einem Tag durch einen spontanen Abstecher in eine ruhige Gegend, die ihm bewusst macht, wie sehr er sich täglich hetzt. Vielleicht hat Corona mit den erzwungenen Auszeiten und den vermehrten Spaziergängen mangels Alternativen den Menschen den Wert einer solchen Auszeit draußen in der Natur oder in städtischen Gässchen bewusst gemacht, damit sie sich Alternativen zu überlegen, dem krank machenden ewigen Hamsterrad zu entkommen.

Die Neuauflage enthält neben einen neuen Cover zusätzliche Geschichten, die in der Ausgabe von 2009 nicht enthalten sind, und ordnet die in sich abgeschlossenen Episoden etwas anders an. Dafür enthält die ältere Ausgabe andere Bilder und ein Nachwort von Andreas Platthaus, Redakteur der “Frankfurter Allgemeine Zeitung” mit Themenschwerpunkt Comics. Beide Auflagen enthalten eine Biografie Taniguchis. In der Neuauflage bestreitet der japanische Filmregisseur Hirokazu Koreeda das Nachwort, in dem er nachdrücklich auf die Wunder, die im Alltäglichen liegen, hinweist und sich ebenfalls als temporärer Aussteiger outet, weil seine Arbeit ihn eine zeitlang sehr frustriert hat. Außerdem bietet die Neuauflage zusätzliche Geschichten an: ein Ehebrecher, der traurig über das Beziehungsaus mit seiner Affäre ist; ein Mann, der eine Begegnung mit dem Göttlichen hat; ein junger Mann, der aus Versehen in eine andere Zeit reist.

Die zufällige Begegnung des älteren Mannes mit einer älteren Frau und deren plötzliches Verschwinden hallt in dem Mann nach. Er sieht einen weißen Kranich im Sonnenuntergang und denkt an diese Begegnung zurück. Der Kranich steht in Japan für Langlebigkeit, Ewigkeit und Glück. Der Kranich im Sonnenuntergang könnte eine symbolische Bedeutung in Richtung spirituellem Wandel haben. Die Bachstelze als weiterer bedeutender Vogel in der Geschichte war in Japan früher ein Herbstvogel. Außerdem hat er einem japanischen Götterpaar das Tanzen beigebracht und gilt als “Lehrer-Vogel”. Die Bedeutung des Herbstes trifft auf die beiden älteren Menschen zu, der des Tanzes auf die Leichtigkeit, auf die die Frau anspielt: Sie sehnt sich nach Freiheit und der Leichtigkeit des Lebens. Und die Bachstelze spielt auf die des Lehrers an, da der Mann aus dieser Situation etwas lernt.

Ein junger Mann durchquert mithilfe einer schwarzen Katze in einer Vollmondnacht Raum und Zeit. Die schwarze Katze ist in Japan im Gegensatz zum Westen ein Glücksbringer. Die Katze wird seit Jahrtausenden verehrt. Es gibt auch japanische Katzencafés, eine eigene Katzeninsel und die Glückskatze Maneki Neko. Im Westen war die Katze allerdings in vorpatriachaler Zeit ein göttliches Tier und wurde verehrt, da sie mit Aspekten der Großen Göttin in Zusammenhang gebracht wurde und die Göttin begleitete. Der Vollmond gilt als das weibliche Yin-Prinzip, da er u.a. an den weiblichen Zyklus erinnert. Außerdem werden in Japan am Herbstvollmond Feste gefeiert. Im esoterischen Buddhismus steht der Vollmond für die Buddha-Natur des Menschen. Kein Wunder also, dass der Vollmond und die schwarze Katze den jungen Mann in eine andere Zeit entführen, in der er trotz unscheinbarer Kulisse tiefgreifende Erfahrungen macht. Die engen Gassen, durch die ihn die Katze führt, muten dabei wie ein Geburtskanal an – nichts ist nach diesem Erlebnis mehr so wie vorher.

Fazit

Jiro Taniguchi versteht es immer wieder Tiefsinniges in seine Geschichten zu verpacken, die zunächst  in stiller Demut und Unscheinbarkeit daherkommen. Sie lehren, dass wahre Schönheit in den alltäglichen und unscheinbaren Dingen liegt. Wer genau beobachtet, spontan reagiert und sich auf das Hier und Jetzt einlässt, kann wahre Schätze heben.

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Genre: Graphic Novel
Illustrated by Carlsen graphic novel

Einfach geniale Nudelsalate – Die besten Rezepte

Nudelsalat ist nicht gleich Nudelsalat

… denn den beliebten Salat kann man in zahlreichen Varianten mit ebenso zahlreichen Zutaten anrichten. Eine kleine, aber feine Auswahl bietet das vorliegende günstige Kochbüchlein, das seine Rezepte grob in die Kategorien “Fleisch und Wurst”, “Fisch und Meeresfrüchte” und “Lecker vegetarisch” unterteilt. Damit ist für so gut wie jeden Geschmack etwas dabei. Was einem das Büchlein auch bewusst macht: An Nudeln gibt es nicht nur als die klassischen Nudeln, sondern eben auch Soba- oder Glasnudeln, Tortellini, Orzo-Nudeln, Ravioli oder Maultaschen. Ebenso vielfältig sind die Länder, auf die die Rezepte anspielen: asiatisch angehauchte Nudelsalate gibt es genauso wie mexikanische, amerikanische und italienische. Und nicht nur Gemüse wird gern als Zutat verwendet, sondern auch Obst: Hawai-Nudelsalat mit Ananas, Mango-Nudelsalat mit Huhn, Nudelsalat mit Erdbeeren, Raukensalat mit Ravioli und frischen Feigen, Nudelsalat mit Schinken und Melone.

Die meisten der vorgestellten Nudelsalate sind schnell fertiggestellt, kommen mit recht wenigen Zutaten aus, sind somit günstig und haben durch frisches Gemüse und Obst auch gesunde Anteile. Die Dressings sind ebenfalls einfach und schmackhaft. Die vorgestellten weißen Dressings werden meist aus einer Kombination aus Mayonnaise und Joghurt hergestellt. Man kann Mayonnaise auch durch leichte Salatcreme oder komplett durch Joghurt ersetzen. Die Nudelsalate werden zwar meist mit diversen Arten von Weizennudeln angemacht, sind aber auch z.B. mit glutenfreien Maisnudeln schmackhaft. Wer will, kann auch mal Vollkornnudeln ausprobieren. Das Vorwort ermuntert sowieso zur Experimentierfreude in Bezug auf Nudelsalate. Da sie schnell fertiggestellt sind und sich im Kühlschrank halten, könnte man sie auch am Vortag anmachen und als Mittagessen ins Büro mitnehmen.

Insgesamt gesehen ein schönes, übersichtliches Büchlein mit vielen Nudelsalat-Varianten, die ebenso einfach und schnell zubereitet wie schmackhaft sind. Auch für Vegetarier sind Rezepte dabei, aber auch die meisten anderen Rezepte enthalten vergleichsweise viel Gemüse und Obst.


Illustrated by Weltbild

Zitrus-Düfte: Die Heilkraft der ätherischen Öle von Orange, Zitrone, Limette & Co.

Zitrusdüfte als Buch (kartoniert)Zitrusfrüchte: Stimmungsaufhellende Farben und Düfte und vieles mehr

Die beiden Aromaexpertinnen Anusati Thumm und Maria Kettenring geben in diesem Buch Einblicke in die Welt der Zitrusfrüchte und ihrer Öle. Übersichtlich gegliedert und in verständlicher Sprache stellen sie die verschiedenen Zitrusfrüchte vor.

Zunächst gehen sie auf die diversen Arten der Zitrusfrüchte ein, denn von ihnen gibt es mehr als die bekannte Orange, Zitrone und Madarine. Als Vorfahre der Zitrusfrüchte gilt die chinesische Buchsorange. Dieser 1,5 m große Strauch hat immergrüne buchsartige Blättchen, kleine duftende Blüten und fast schwarze Beerenfrüchte. Die wämeliebenden Zitrusfrüchte-Pflanzen gehören der Familie der Rautengewächse an.  Es gibt über 1600 Arten, die v.a. in Südafrika und Australien beheimatet sind. Zitrusbäume sind immergrün und besitzen sehr hartes, dauerhaftes Holz. Ätherische Öle werden aus den Blättern, Büten und Früchten gewonnen.

Die Autorinnen gehen sehr detailiert auf die verschiedenen Zitrusfrüchte ein, auch auf deren Aufbau. Und sie geben den Leser*innen einen kurzen Überblick über die Geschichte dieser Früchte, ihren Einfluss auf die Kultur (z.B. der “medische Apfel” oder die goldenen Äpfel der Hesoeriden) und deren Verbreitung und Kultivierung. Dabei gehen sie auf das Problem der Pestizide ein und erklären, was bio für die Früchte, deren Öle und die Qualität derselben bedeutet. Unterlegt werden ihre Ausführungen mit Tipps und einer Reihe von appetitlichen Bildern. Auch der Texthintergrund lässt Zitrusfrüchte erkennen. Allein die sonnigen und warmen Farben der Bilder machen gute Laune beim Lesen.

Aber auch die Wirkung der Zitrusöle selbst lässt erkennen, dass die Früchte dieser Gattung stimmunsaufhellend sind und deshalb gern z.B. gegen Schlaflosigkeit, Nervenschwäche, Konzentrationsprobleme, seelischem Ungleichgewicht, depressiven Verstimmungen, Ängsten, Anspannung, Unruhe, Panik, Verlusten, Traumabewältigung, Schock, Lampenfieber, Stimmungsschwankungen, Burn Out usw. eingesetzt werden. Sie sollen aber auch u.a. gegen Übelkeit, Erkältungen und Falten wirken. Überhaupt sind die diversen Öle antiviral, antibakteriell, entzündungshemmend, herzkräftigend, wundheilend, entkrampfend und durchlutungsfördernd.

Die Autorinnen gehen auch auf die verschiedenen Anbaugebiete ein und wie die Bestandteile der Pflanzen geerntet, verarbeitet und geprüft werden. Sie geben einen Überblick über die verschiedenen Inhaltsstoffe und beleuchten diverse Früchte und deren Wirkung (wie die süße Orange, Blutorange, Bitterorange, Begamotte, Zitrone, Zitronat-Zitrone und Grapefruit) näher. Dabei werden diese Kapitel wieder unterteilt in Geschichtliches, Botanik und Anbau, Ätherisches Öl, Kurzinfo Ätherisches Öl, Inhaltsstoffe, Wirkungen der Düfte, sowie Teil- und Ganzkörperanwendungen.

Den letzten Teil des Buches widmen sie 150 DIY-Rezepten, die u.a. die Immunabwehr, Entgiftung, Konzentration, Hauptpflege und die Stimmungsaufhellung zum Thema haben. Außerdem gehen sie auf Rezepte zur Gewürzherstellung mit Duftölen ein und auf Rezepte zur Unterstützung von Kindern. Auch zur Unterstützung des Haushaltes in Form von Reinigern geben sie Rezepttipps. Mit Blick auf Corona-Symptome sind auch Rezepte gegen Geruchslosigkeit dabei, zudem wirken die verarbeiteten Pflanzen antiviral.

Abergrundet wird das Buch mit einem Stichwort- und Literaturverzeichnis.

Insgesamt ein optisch und inhaltlich sehr ansprechendes Buch über Zitrufrüchte und deren Geschichte, Anwendung und Wirkung, das einen detaillierten Überblick über diese Pflanzengattung gibt.


Illustrated by Joy Verlag

Eine kurze Geschichte von sieben Morden

Blutrünstiger Karibik-Thriller

Der jamaikanische Schriftsteller Marlon James hat mit «Eine kurze Geschichte von sieben Morden» einen Roman um den Mordanschlag von 1976 auf Bob Marley geschrieben, den bekanntesten Vertreter des Reggae auf der karibischen Insel. Für dieses bisher erfolgreichste Werk des Autors erhielt er den hoch angesehenen britischen Booker-Prize. Der dickleibige Roman wurde hierzulande jedoch nicht annähernd so euphorisch aufgenommen wie im englischsprachigen Raum. Zu Recht?

Das Buch ist in fünf Teile gegliedert, die jeweils mit dem Datum des Tages überschrieben sind, von dem da erzählt wird, was zeitlich eine Spanne von 1976 bis 1991 umfasst. Die einzelnen Kapitel wiederum sind mit den Namen derjenigen Romanfigur überschrieben, aus deren Perspektive über das Geschehen berichtet wird. Mit 76 Figuren, die anfangs als handelnde Personen übersichtlich nach Ort, Zeit und Funktion aufgelistet sind, entsteht so ein polyphoner Chor unterschiedlichster Stimmen. Da finden sich Politiker, unter ihnen sogar ein toter, der gleich zu Beginn spricht und dann immer wieder mal auftaucht, ferner Journalisten, CIA-Leute, Polizisten, Gang-Mitglieder und ihre Dons, Dealer und Junkies, Gangster aller Couleur. Auffällig ist der bescheidene Anteil von nur zehn Frauen, unter ihnen eine Drogenbaronin des Medellin-Kartells, Filiale Miami. Hier wird also aus Macho-Perspektive erzählt, die Frauen fungieren nur als Beiwerk im Roman dieses offen homosexuell lebenden Autors. Im Mittelpunkt stehen die sieben auf den «Sänger», wie Marley im Roman genannt wird, angesetzten Auftragskiller. Deren fiktive Schicksale bilden, über mehr als fünfzehn Jahre hinweg, den narrativen Hintergrund für ein breit angelegtes Panorama der jamaikanischen Gesellschaft jener Zeit. Ort der Handlung sind die Slums der Hauptstadt Kingston, ein Milieu unglaublich roher Gewalt, in dem sich alles um Drogen dreht. In diesen kriminellen Sumpf sind die korrupten Politiker wie selbstverständlich ebenfalls tief mit eingebunden. Damit schildert Marlon James die Schattenseite einer lebensfrohen, karibischen Idylle, für die Bob Marley als Reggae-Lichtgestalt die passende Begleitmusik geliefert hat.

«Wenn es nicht so war, dann war es ähnlich» lautet ein jamaikanisches Sprichwort, das der Autor seinem Roman vorangestellt hat. Und so schildert er denn auch in einer Episode, die den Buchtitel geliefert hat, die Nöte eines Journalisten, der für den «New Yorker» eine Artikelserie unter dem Titel «Eine kurze Geschichte von sieben Morden» schreibt. Dabei geht es um ein Massaker im Drogenmilieu, dessen Auslöser die grobe Beleidigung eines Gangsterbosses war. Der rächt sich auf seine Art, und dabei gerät der Journalist nun selbst auch in Visier von dessen Killern. Der historische Teil dieses Mix aus Realem und Fiktion basiert auf der Marley-Biographie von Timothy White, die frei erfundenen Ergänzungen der Fakten zeugen von einer ungebremsten Fabulierlust des Autors. Der lässt sein Figuren-Ensemble, unter ihnen ein Dutzend Ich-Erzähler, munter drauf los palavern vom ewigen Kampf rivalisierender Drogensyndikate.

Und das geschieht in einem wahrhaft babylonischen Sprachgewirr aus breitestem Slang, dem inseltypischen Patois, ferner Ganovensprache, mundartliche Einschübe, Versform, salbungsvolle Pastorensprache sowie als Bewusstseins-Strom angelegte, alle Schreib-Konventionen missachtende Phantastereien. Triebfeder des Plots sind die pausenlosen Gewaltexzesse, welche hier geradezu sadistisch in einer Intensität und Unmittelbarkeit vor dem Leser ausgebreitet werden, die starke Nerven voraussetzt. Von Leuten, die das Original gelesen haben, wird übereinstimmend beanstandet, dass die sprachliche Geschmeidigkeit in der von nicht weniger als fünf Übersetzern übertragenen deutschen Version verloren gegangen sei. Größtes Manko aber ist die grotesk ausufernde Geschichte selbst, die sich dann auch rasch abnutzt, so dass dieser blutrünstige Karibik-Thriller schon bald nur noch langweilig ist.

Fazit: mäßig

Meine Website: http://ortaia.de


Genre: Roman
Illustrated by Heyne München

LTB Nr. 6 Extra: Tooor!

LTB Extra 6 - Tooor - Ehapa Media , Z: 0-1 (ungelesen)

Immer wieder Fußball!

“Onkel Dagobert und seine Epische Elf + 1”: Um wieder einmal einen finanziellen Cup zu landen, hat sich Onkel Dagobert etwas Besonderes überlegt. Er will die berühmte Epische Elf wiederauferstehen und sie gegen die aktuelle Elf der Entenhausener Fußballmannschaft antreten lassen. Daniel Düsentriebs Erfindung einer Verjüngungsmaschine soll es möglich machen, die mittlerweile stark gealterte Mannschaft wieder in jugendlichem Glanz erstrahlen zu lassen. Aber dann verletzt sich einer der Stammspieler und der einzige Ersatzmann der damaligen Epischen Elf ist unauffindbar.

“Der verwandelte Elfmeter” ist ein Gedankenspiel Donalds, als er sich in einer Schlüsselsituation wiederfindet: Von ihm als Stürmer hängt der Sieg seiner Mannschaft ab. Was passiert, wenn er den Ball verschießt? Was, wenn er trifft? Und was wäre, wenn er einfach nur Spaß am Fußballspielen hat?

“Immer dem Ball nach” rennen Dussel und Donald, als sie Onkel Dagoberts heiligen Fußball verschießen und deshalb eine Katastrophe nach der anderen passiert.

“Das Nachwuchstalent” Trick ist als einziger der Drillinge auserwählt worden, für die Nachwuchsspieler des Vereins “Real Duck” zu spielen. Zunächst läuft alles gut, aber dann beginnt Trick unter Größenwahn zu leiden.

“Tor im Tangotakt”: Micky Maus fährt als künftiger Angestellter einer Eisenbahnlinie im Jahr 1872 nach Argentininien. Als Ehrengast des englischen Clubs in Bueno Aires stößt Micky auf Karlo, der mit ihm eine Fußballwette abschließt. Einziger Haken: Karlo ist Kapitän der hauseigenen englischen Fußballmannschaft, während in Argentinien selbst dieser Sport noch völlig unbekannt ist. Und Micky muss innerhalb eines Tages eine komplette Fußballmanschaft vor Ort zusammenstellen, um zum Spiel antreten zu können.

Eine “Lektion für einen Helden” muss Phantomias einstecken, als er für ein berühmtes Fußballspiel eine Freikarte ergattern will. Nur der echte Phantomias bekommt eine der begehrten Karten – aber jeder will der echte sein!

“1:0 für Onkel Dagobert”: Onkel Dagobert soll die Fußballjugend von Entenhausen sponsoren. Zum Erstaunen aller willigt er ein. Aber Onkel Dagobert wäre nicht Onkel Dagobert, wenn er nicht Hintergedanken hätte.

“Fußballprofis unter sich”: Donald will mit Gustav und Dussel einen anregenden Fußballabend vor dem Fernseher verbringen. Aber während Gustav tatsächlich am Spiel interessiert ist, liegen sich Dussel und Donald schon nach kurzer Zeit wegen ihrer Lieblingsvereine in den Haaren.

“Das Freundschaftsspiel” zwischen Klaas Klevers Mädchen-Mannschaft und der von Onkel Dagobert droht alles andere als freundschaftlich zu enden.

Zur EM viel Entenhausener Fußball

Mal mehr und mal weniger dreht sich alles um das runde Leder, dessen viele verschiedene Facetten diese Geschichten kurzweilig und amüsant zeigen. Insgesamt 11 Geschichten bietet der Comic, genauso viele, wie Stammspieler auf dem Platz spielen. Davon sind ganze 8 deutsche Erstveröffentlichungen, davon auch die erste “Onkel Dagobert und seine Epische Elf + 1”, die in 5 Kapiteln daherkommt. Ein wenig Pädagogik wird auch geboten: Talent sollte niemandem zu Kopf steigen, v.a. nicht in einem Mannschaftsspiel. Fußball ist ein Spiel, und deshalb steht der Spaß im Vordergrund, kein Dissen der Spieler oder anderer. Außerdem ist Fußball ein faires Spiel, das nicht durch unsaubere Tricks pervertiert werden sollte. Fußball kann Menschen und Kulturen vereinen – besonders, wenn Musik ebenfalls eine Rolle spielt. Und: Fußball ist ein (aktiver) Sport für Alt und Jung, solange man sozial spielt. Auch Ideenreichtum kommt gut an.

Insgesamt also wieder kuzweiliger Lesespaß, diesmal rund um das Thema Fußball.


Genre: Comic
Illustrated by Egmont Ehapa

Wetter

Ebenso scharfsinnig wie amüsant

Der neue Roman der im eigenen Land hoch gelobten amerikanischen Schriftstellerin Jenny Offill, an dem sie sieben Jahre lang geschrieben hat, deutet mit seinem Titel «Wetter» schon seine Thematik an. Denn Wetter ist die gegenwärtige Form des langfristigen Phänomens Klima, ein Reizthema also, hinter dem ein Schreckens-Szenario lauert. Analog dazu behandelt die Autorin in ihrem Buch die nicht weniger bedrohliche soziale Wetterlage in den USA. Und so ist denn dieser Roman eine breit angelegte Gegenwarts-Analyse der amerikanischen Gesellschaft unter Trump, mit all ihren Psychosen und apokalyptischen Ängsten, die Phänomene wie die Prepper-Bewegung erzeugen oder den vielen obskuren Sekten immer neue Mitglieder zutreiben.

Als Ich-Erzählerin lässt sich die Studien-Abbrecherin und als Universitäts-Bibliothekarin arbeitende Lizzie von ihrer langjährigen Mentorin engagieren, die tägliche Flut von Fanpost zum erfolgreichen Podcast der prominenten Umweltaktivistin zu bearbeiten und sie als Assistentin zu Vorträgen zu begleiten. Unter dem Titel «Hölle und Hochwasser» werden von ihr Themen wie der offensichtlich unabwendbare Klimawandel, die ständig wachsende soziale Schieflage, die zunehmend bedrohlicher empfundene Überfremdung, aber auch der ganz alltägliche Wahnsinn behandelt. Neben diesem aufreibenden Job wird Lizzie in der Bibliothek gemobbt und muss sich mit den wunderlichsten Besuchern herumschlagen. Sie ist aber auch als Mutter eines aufmüpfigen Sohnes, als vernachlässigte Ehefrau eines erfolglosen, promovierten Philosophen und als besorgte Schwester eines ehemaligen Junkies voll gefordert. Als ihr Mann mit dem Sohn zu einem dreiwöchigen Urlaub nach Kalifornien fährt, lernt Lizzie einen Kriegsreporter kennen, von dem sie sich in ihren diffusen Ängsten erhofft, er könne ihr helfen, sich auf den ‹Ernstfall› vorzubereiten. «Er sagt, es fühle sich so an wie kurz bevor es losgeht», bemerkt die von der apokalyptischen Stimmung infizierte Frau dazu. «Das ist abartig, aber man lernt, darauf zu reagieren», ergänzt sie. Äußerst sensibel reagiert sie auf ihre Umgebung, registriert verborgene Signale, versucht sogar, mit ihrem Hund telepathische Verbindung aufzunehmen. Ihr eher burschikoses Auftreten verdeckt ihre innere Zerrissenheit, kaschiert ihre ständige Angst vor dem, was da kommen mag.

Dabei benutzt Jenny Offill verschiedenste Formen, von prägnant formulierten, analytisch klugen Kurztexten aus Erinnerungen, Aktuellem und Beobachtungen über typografisch als Kasten abgesetzte Frage/Antwort-Einblendungen bis hin zu profanen Witzen. Durch diese Kürze wolle sie Schweres und Leichtes gleichwertig neben einander stellen, hat die New Yorker Autorin dazu angemerkt. Sie verwendet stimmige Metaphern, beispielsweise wenn sie das zeitlich limitierte Leben als zunehmend auswegloser beschreibt, «so wie der Fluss auf die Niagarafälle zuschießt». An anderer Stelle zitiert sie die Bedenken eines Psychologen bei der Einführung der Elektrizität dahingehend, «junge Leute könnten ihr Verhältnis zur Abenddämmerung und deren kontemplativen Eigenschaften verlieren». Die paranoiden Gegenwarts-Konflikte ihrer polarisierten Nation bringt sie zum Ausdruck, wenn sie über den nationalen Waffenwahn schreibt: «Man kommt nicht mal in die Nachrichten, wenn man weniger als drei Leute erschießt».

Betont lässig erzählt, unverkennbar lakonisch, zudem schonungslos offen, aber auch warmherzig und oft witzig wird hier ein kollektives nationales Unterbewusstsein scharfsinnig entlarvt. Der stilistische Mix aus Bitter-Ernstem und Locker-Amüsantem lässt diese Analyse US-amerikanischer Befindlichkeit ziemlich uneindeutig erscheinen. Es ist jedoch die absolute Gegenwärtigkeit dieses Romans, die ihn gleichwohl so authentisch erscheinen lässt. Die sogar einiges an Identifikations-Potential für den Leser bietet, der hier durch die permanente Aneinanderreihung von unterschiedlichsten Denkmustern zu eigenem Weiterdenken angeregt wird.

Fazit: erfreulich

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