Boys run the Riot 2

Boys Run the Riot 2: Ein persönlicher, aufrichtiger und inspirierender Coming-of-Age-Manga (2)„Aus tiefster Seele sträubt sich alles in mir gegen den Anblick meiner selbst“ (Ryo)

Nachdem trans Junge Ryo und seine Freunde Jin und Itsuka eine klare Absage bei einem großen Verkäufer für ihre selbst kreierte Mode erhalten haben, beschließen sie, das Geld für deren Vermarktung selbst zu verdienen. Ryo will in seiner Trans-Identität einen Job bekommen, scheitert aber. Schließlich findet er eine Arbeit in einem Lokal, das als Arbeitskleidung unisex-Kleidung anbietet. Gleich am ersten Tag durchschaut ihn seine Kollegin Mitsuki sofort – sie spürt, dass Ryo äußerlich zwar ein Mädchen, aber innerlich ein Junge ist. Von da an scheint es für Ryo gut zu laufen, denn Mitsukis spielerische Art, mit diesem Faktum umzugehen, hilft ihm auch bei seinen Arbeitskollegen. Dann aber verliebt sich einer der Kollegen in Ryo – und zwar in Ryo als Mädchen. Ryo ist zunächst verzweifelt und gibt dem Mann einen Korb, aber nach einem Gespräch mit Mitsuki entwickelt er eine Strategie, um wieder unbefangen mit seinem Kollegen umgehen zu können. Außerdem lernt er die Trangender-Frau Tsubasa kennen, die im Gegensatz zu ihm offen mit ihrer Identität umgeht. Tsubasa will den drei Freunden helfen, ihr Modelabel bekannter zu machen – und stößt unerwartet an Ryos Grenzen.

Anderssein verlangt Mut und (Selbst-)Reflexion – tagtäglich

Der 2. Band geht wieder einfühlsam auf die inneren und äußeren Turbulenzen ein, die Ryo durchmachen muss, und wie mühsam und (zu) oft frustrierend das Leben tagtäglich ist, wenn man anders ist als andere. Ryo hat große Selbstwertprobleme, weil sein Erscheinungsbild nicht mit seinem inneren Geschlecht übereinstimmt und seine Umgebung ihm normalerweise spiegelt, dass er ein Mädchen ist und sich dementsprechend anzuziehen und zu verhalten hat. Wie Shimada, der Ryo ganz deutlich sagt, dass er ihn nur als Mädchen sieht und zudem unkritisch Rollenklischees transportiert. Nur ganz wenige Menschen nehmen Ryo so, wie er ist – und das ebenso selbstverständlich wie alle anderen ihn leider nicht so nehmen, wie er ist. Durch seine Art und den Zuspruch seiner Freunde erweitert Ryo aber allmählich seinen Radius und findet langsam mehr Zugang zur Welt und die Welt Zugang zu ihm.

Zu den fundamentalen Identitätsproblemen kommen noch Liebeswirren. Dass Ryo ein Liebesgeständnis von einem Mann, Shimada, erhält – der in ihm aber nur die Frau sieht – verwirrt und verletzt ihn. Er hatte sich auf eine gute neue Freundschaft eingestellt und nicht auf eine Liebesbeziehung. Dass dieser Mann nach Ryos Zurückweisung nicht mehr normal mit Ryo umgeht, verletzt den Transgender-Jungen. Aber da macht der Manga Mut, seinen eigenen Weg des Umgangs mit einer solchen Situation zu finden und sich u.a. Rat bei anderen zu holen, die einem wohlgesinnt sind. In diesem Fall sind das sowohl Mitsuki als auch Tsubasa. Mitsuki macht Ryo klar, dass dessen Herz für Frauen schlägt. Außerdem stellt sie ihm die Frage, ob Ryo auch äußerlich ein Mann sein muss, um Frauen zu lieben. Tsubasa stellt Ryo die Frage, was so schlimm daran wäre, sich in Männer zu verlieben. Allerdings sagt sie dann etwas, was wohl kein*e Trangender über das eigene biologische Geschlecht sagen würde: „Ich bin ein Mann und ich stehe auf Männer!“ Das irritiert, denn dann würde sich die Transgenderfrau in ihrem männlichen Körper wohlfühlen, was normalerweise nicht der Fall ist.

Aber abgesehen von diesem nicht unwesentlichen Fauxpas ist das ein gelungener Manga über das Thema Transgender, verbunden mit den Themen Mode und Kunst als Selbstverwirklichung, Freundschaft und Liebe


Genre: Manga, Mode, Selbstverwirklichung, Transgender
Illustrated by Carlsen Manga!

Boys run the Riot 1

Darf ich mich zeigen, so wie ich bin?

Ryo hat ein Problem: Er findet die Mädchenuniform seiner Schule fürchterlich – v.a. weil er sie selbst tragen muss. Denn Ryo ist transgender, ein Junge im Körper eines Mädchens. So ist er tagtäglich gezwungen, sich Ausreden zu überlegen, warum er nicht in Uniform sondern in Sportkleidung in die Schule kommt, muss die schrägen Blicke ertragen, wenn er mit Jungs abhängt und Mädchen toll findet. Nur seine Kumpeline Chika ist vom Charakter her offen und gegen jede Ungerechtigkeit. Aber selbst ihr kann Ryo seine wahre Identität nicht anvertrauen. Dann allerdings ändert sich sein Leben grundlegend, als Sitzenbleiber Jin in die Klasse kommt. Jin pfeift auf Konventionen, er will sein eigenes Leben leben – und er sieht Ryo, wie Ryo wirklich ist. Weil Rin alles so sieht, wie es wirklich ist, hat er auch keine Vorurteile und ist in der Lage, die Qualitäten und den Charakter eines jeden Menschen sofort wahrzunehmen. Deshalb bietet er Ryo spontan an, mit ihm ein Modelabel zu gründen, denn Ryo hat eine Begabung für alles Künstlerische. Aber Ryo ist noch misstrauisch, denn er hat mittlerweile zu viele Narben davongetragen, um noch jemandem zu vertrauen.

 

Der Gesellschaft einen unbequemen Spiegel vorhalten

Der 1. Band der Reihe lässt sich sehr gut an. Er bietet Einblicke in die Gedankenwelt derjenigen, die am Rande der Gesellschaft stehen – und entlarvt gleichzeitig durch die reine Präsentation der Charaktere, wie die Gesellschaft wirklich tickt: arrogant, egoistisch, engstirnig, diskriminierend, gewalttätig. Diese Charakterzüge nämlich tragen die besonders beliebten Jungen der Schule, während Ryo, Rin und im weiteren Verlauf der begabte Fotograf und ebenfalls Außenseiter Todo zwar menschliche Schwächen und Macken haben, aber in der Lage sind, sich selbst und anderes zu reflektieren, den Mut zur Selbstfindung aufbringen, einen guten Kern haben, den eigenen Schwächen ins Auge zu blicken und den Mut anderer wertzuschätzen, ebenso wie sie lernen, nicht nur sich selbst, sondern auch andere aufgrund ihrer menschlichen Qualitäten zu schätzen. Und ausgerechnet Rin, der vom Aussehen her das Schlägerklischee in jeder Hinsicht erfüllt, ist Lehrmeister für Ryo und Todo. So lernen die beiden, ehrlich zu sich selbst und anderen zu sein und sich für ihre Werte einzusetzen.

Der Manga bringt also allmählich ans Licht, worauf es wirklich ankommt: Menschlichkeit, Selbstfindung und das Kämpfen für eine gerechte und barmherzige Welt. Denn die jetzige ist noch weit davon entfernt, wenn sie Gewalttätigkeit und Diskriminierung nicht nur zulässt, sondern sogar gutheißt und destruktive Menschen hohes Ansehen genießen. Der Manga hält der Welt den Spiegel vor und zeigt die Destruktivität der Menschen, für die das zum normalen Leben gehört. Und er bricht eine Lanze für die Kunst, die schon immer Selbstausdruck war, intelligent die Geschehnisse der Zeit beleuchtet, bricht, kritisiert, seziert, mögliche (Lösungs-)Wege aufzeigt und damit ein fundamental wichtiger Teil der Gesellschaft und deren Gewissen ist. Da Mangas ebenfalls Ausdruck von Kunst sind, kann man hier also von der Form her eine Ebene in der Ebene beobachten. Kunst drückt sich in diesem Manga nicht nur in qualitativ hochwertigen Graffitis und Fotos aus, sondern auch in der Mode – sofern diese eine Botschaft hat, dem Selbstausdruck dient und die Herzen der Menschen berührt. Natürlich wollen die drei mit ihrem Traum auch Geld verdienen, aber für Geld verbiegen sie sich nicht, sondern nutzen die Mode als ihr Sprachrohr.

 

Insgesamt also ein sehr gelungener, tiefgründiger Auftakt einer hoffentlich im weiteren Verlauf guten und wichtigen Serie!


Genre: Anderssein, Kunst, Manga, Mode, Selbstfindung, Transgender
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Yakuza goes Hausmann 7

Yakuza goes Hausmann 7Hausmann, Katzen-Café und Yakuza

 

Tatsu wird vom Nachbarschaftsverein gebeten, 500 Yen Gebühren einzutreiben. Seine Yakuza-Ausstrahlung ist da eindeutig von Vorteil. Allerdings jobbt er auch im Katzen-Café, das für seine Niedlichkeit bekannt ist. Haustiere spielen aber auch bei seinem Boss eine Rolle: Dessen Hundedame hat Geburtstag. Was ihr schenken? Gut, dass Tatsu nähen kann. Aber auch im Krankenhaus tut Tatsu Gutes – als Bösewicht verkleidet. Auf einem Camping-Ausflug liefert er sich ein Kochduell mit einem Rivalen. Aber auch der Haiku-Club und ein bekannter Clan, der ebenfalls lyrisch interessiert ist, liefern sich Duelle – in der Dichtkunst. Um seinen Bro zu finden, trotzt Tatsu sogar einem Taifun. Aber auch ein Hexenschuss stellt ihn vor Herausforderungen. Selbstgebranntes ist eigentlich illegal. Aber Tatsu kennt da so seine Schlupflöcher.

 

Allerlei Klischees durch den Kakao gezogen

 

Der 7. Band der Reihe spielt erneut mit Yakuza-Klischees und der Hausfrauenrolle, die der ehemalige Yakuza Tatsu als Hausmann einnimmt. Das generiert immer wieder Situationskomik, wenn diese beiden so unterschiedlichen Welten aufeinanderprallen, und garantiert, dass Rollenklischees, egal welcher Art, immer wieder durch den Kakao gezogen werden. Ist ein Mann weniger männlich, wenn er Hausarbeit verrichtet? Der Manga sagt eindeutig: Nein! Rollen werden neu definiert und der Manga regt durch seinen speziellen Humor zum Nachdenken an. Und Frau seufzt am Ende der Lektüre: Gäbe es doch nur mehr solcher echten Männer!

 

Weiterhin empfohlen!


Genre: Manga, Rollenklischees
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Ran und die graue Welt 1

Bild 1 - Aki Irie ~ Ran und die graue Welt 1 9783551023636Bunte Welt der Zauberei

Ran ist ein etwa 10-jähriges Mädchen, das in ihrer Wildheit und Willensstärke ihresgleichen sucht. Als erklärter Liebling ihrer mächtigen Mutter ist sie das Sorgenkind ihres Vaters und ihres großen Bruders. Letzterer muss sich immer auf die Suche nach dem Kind machen, wenn es mal wieder ausgebüxt ist. Als wäre das noch nicht alles, soll die Familie ein Geheimnis wahren: Alle Familienmitglieder können zaubern. Die Männer der Familie halten sich an das Gebot der Unauffälligkeit, aber Ran und ihre Mutter gehen nur nach ihrem eigenen Kopf. So artet der eher seltene Besuch der vielbeschäftigten Frau Mama in schieres Chaos aus, wenn ihre Zauberkraft mal wieder übersprudelt. Aber auch Ran gerät in verzwickte Situationen: Wenn sie ihre zu groß geratenen Schuhe anzieht, verwandelt sie sich in eine hübsche, junge Frau – bleibt aber im Geiste ein Kind. Das zieht ungewollte männliche Aufmerksamkeit auf sich.

Rollenklischees auf den Kopf gestellt

Die bunte Welt der Zauberei trifft – oder besser kollidiert – mit der grauen Welt der „normalen“ Menschen. Aus dieser Kollision bezieht die Reihe ihre Spannung und ihre Situationskomik.

Ein eher ungutes Gefühl kommt auf, wenn Ran als erwachsene Frau mit kindlichem Gemüt auf Männer trifft: der Lolita-Komplex lässt grüßen und beschert gerade Leserinnen Stirnrunzeln und den Wunsch, Ran aus diesen Situationen so schnell wie möglich rauszuholen, um sie vor der sexuellen Aufmerksamkeit der Männer zu schützen. Das könnte evtl. Menschen mit Missbrauchserfahrungen triggern.

Ansonsten ist das Männer- und Frauenbild eher nicht „regelkonform“, sondern wie die Zauberei bunt: Die Mutter ist die Matriarchin der Familie, die in ihrem Beruf sehr erfolgreich agiert, sich zuhause aber wie ein weiteres Kind aufführt und damit die erwachsenen Mitglieder der Familie in den Wahnsinn treibt. Dieses Schema kennt man sonst eher von Männern.

Ran und ihre Mutter sind sehr willensstark und lassen sich nicht von ihren Vorhaben abhalten. Ran als Kind ähnelt dementsprechend vom Äußeren her mehr einem verschrammten Jungen als einem dem Rollenklischee entsprechenden Mädchen. Das bringt den beiden aber auch alle Freiheit, Selbstwirksamkeit, Selbstbewusstsein und Selbstwert, den sie für ihre eigene gesunde Entwicklung brauchen. Rans Mutter ist für ihre Tochter eindeutig ein Vorbild. Allerdings bringt die Charakterstärke gerade Ran in Schwierigkeiten, da sie noch nicht gelernt hat, wann ihre Willensstärke in Sturheit umschlägt und ihr dann eher schadet als nützt.

V.a. der Bruder – vom Körperbau ein Musterbeispiel an Männlichkeit – hat in der Familie die Rolle der vernünftigen und vorausblickenden Frau übernommen und kümmert sich rührend um seine kleine Schwester. Er übernimmt auch andere “frauentypische” Tätigkeiten wie Kochen, ohne dass ihn das in seiner Männlichkeit beeinträchtigt. Der Vater spielt keine wirklich tragende Rolle im Familiensystem. Er ist halt da und macht sich Sorgen um Ran. Wenn er eine Rolle hat, dann die des Vermittlers innerhalb der Familie, was sonst auch eher eine rollenklischeetypische Frauenaufgabe ist. Schön an diesem Manga ist, dass all dies sehr natürlich rüberkommt: Die Frauen sind weiterhin in ihrer eigenen Art weiblich und die Männer männlich. Rans selbstbewusster Mutter kommt zudem die Aufgabe einer Fruchtbarkeit spendenden Schöpferin zu – das erinnert an frühere weiblich-mächtige Göttinnen.

Empfohlen! Für Fantasy-Fans.


Genre: Fantasy, Manga
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Ghostly Things 3

Die Natur, das Jenseits und die Menschen

Yashios Freundin erinnert sich eines schönen Tags an ihren toten Bruder. Aber die Erinnerungen werden ihr von einem Spinnennaturgeist aus dem Kopf gezogen, weil er sich daraus ein Nest bauen will. Yashio erfährt, dass diese Geister den Kopf leeren, damit neue Erinnerungen Platz finden. Aber ihre Freundin hängt an ihrem toten Bruder, deshalb will sie ihr die Erinnerungen zurückholen. Außerdem wird ein neuer Torwächtergeist geboren, den Moro und sie in ihre Obhut nehmen, bis er am großen Fest zum Geleit ins Totenreich teilnehmen kann. Das Fest selbst muss noch vorbereitet werden, damit der Heimkehr der Naturgeister ins Totenreich nichts im Weg steht. Vorerst aber findet Yashio durch eine Art Unfall selbst den Weg ins Totenreich. Sie begegnet dem verschwundenen Professor, der das Jenseits erforscht, aber nicht mehr zurückkehren darf. Er gibt ihr den entscheidenden Rat für Yashios Suche nach ihrer Mutter.

Abschlussband

Der letzte Teil der Trilogie fühlt sich nicht wie ein Abschluss an. Er hört für meinen Geschmack zu abrupt auf, denn die Story hat durchaus noch das Potential fortgeführt zu werden: Wie will Yashio ihre Mutter finden, was passiert mit ihren Gegnern und wird Moro tatsächlich seinem Schicksal überlassen? Das wird alles nur zart angedeutet oder findet viel zu schnell und hastig statt, ohne dass man als Leser*in so recht weiß, was und wie einem gerade geschieht. Der Band vermittelt den Eindruck, unter Zeitdruck oder ungeduldig fertig gestellt worden zu sein, sodass am Schluss des Bandes nur noch grobe Storyskizzen möglich waren. Das ist schade, denn die ersten beiden Bände und auch die ersten Teile des Abschlussbandes sind qualitativ hochwertig in den Zeichnungen und der Gestaltung der Story. Ein vierter Band hätte die Geschichte in Würde zum Abschluss gebracht. Man könnte natürlich dafür plädieren, dass das Ende des Bandes ein offenes ist, aber es sprechen o.g. Gründe dagegen, denn selbst ein offenes Ende wird nicht hastig gestrickt. Schade, dass ein runder Schluss für diese wirklich schöne Geschichte fehlt.


Genre: Jenseits, Manga, Natur
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My Roomate is a Cat 7

Verantwortungsvoller Umgang mit Tieren

Der introvertierte Schriftsteller Subaru hat unter seiner Terrasse Katzenbabys gefunden. Die möchte er jetzt in gute Hände vermitteln. Allerdings fällt es ihm schwer, Zettel mit Infos zu den Kätzchen zu verteilen, da er kontaktscheu ist. Aber er bekommt überraschend Hilfe von Verkäufer*innen, die seine Zettel bei sich aushängen. Schon bald darauf melden sich Interessent*innen, die zwei von den drei Katzenbabys mitnehmen – auch wenn die Vermittlung nicht immer glatt verläuft. Und Subaru überlegt, ob er das letzte Kätzchen nicht selbst behalten soll.

 

Selbstüberwindung und Elternqualitäten

Der 7. Band erzählt wieder sowohl aus der Perspektive von Mensch als auch Katze die Geschichte und bietet dabei unterschiedliche Blickwinkel. Katze Haru hat alle Pfoten voll zu tun, die kleinen Energiebündel in Schach zu halten, während Subaru seine Scheu erneut überwinden muss, um den Katzenbabys zu helfen. Haru lernt auch hier, ein gutes Vorbild zu sein, während Subaru erfährt, dass die Außenwelt besser und hilfsbereiter ist als er angenommen hat. Insgesamt wird auch in diesem Band wieder ein stiller Optimismus vermittelt, der wie warme, weiche Wattewolken die Leser*innen einhüllt. Dieser Optimismus ist zwar nicht unbedingt realistisch – es gibt an jeder Ecke Menschen mit schlechtem Charakter, für die Charaktere wie Subaru ein willkommenes Opfer sind – aber wer Realität von Fiktion unterscheiden kann, ist mit dieser liebevollen Geschichte über Selbstfindung und Tierliebe gut bedient. Allerdings muss man dazu sagen, dass die Sicht der Katzen sehr menschlich ist und daher eher keine echte Katzenperspektive bietet. Die Serie erscheint in Japan seit 2015, in Deutschland sei 2020. Seit 2019 gibt es sie auch als Anime.


Genre: Katzen, Manga, Schriftsteller*innen
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Josie, der Tiger und die Fische 1

ProduktfotoEinbahnstraße Zukunft?

Der 20-jährige Student Tsuneo ist ein begeisterter Taucher. Er kennt fast alle Fische in seinem Territorium und will später in Mexiko weiterstudieren. Eines Tages rettet er ein Mädchen mit Handicap, das aus seinem Rollstuhl gefallen ist. Die Großmutter des Mädchens, das sich selbst Josie nennt, engagiert daraufhin kurzerhand den jungen Mann als Gesellschafter für Josie. Tsuneo, der das Geld dringend braucht, nimmt die Stelle an, bereut aber schon bald darauf seine Entscheidung, denn Josie ist alles andere als einfach. Sie demütigt Tsuneo permanent und das will er sich nicht länger gefallen lassen. Mit dem festen Entschluss zu kündigen, kommt er eines Tages zu Josie – und sieht in ihrem leeren Zimmer ihre phantastisch gemalten Bilder. Diese Bilder, die sich auch um Meer und Fische drehen, berühren ihn und er entscheidet spontan, Josie mit ans Meer zu nehmen. Ab da machen die beiden regelmäßig heimliche Ausflüge, die dem Mädchen, das aufgrund ihrer ängstlichen Großmutter v.a. im Haus ihr Leben fristet, sichtlich guttun.

Von dem Willen (seine Berufung) zu leben

Die Manga-Reihe beruht auf einer gleichnamigen Roman- und Filmadaption. Sie integriert mehrere Themen: Menschen mit Handicap (und wie sie selbst und andere damit umgehen), die Schwierigkeiten von Künstler*innen ihre Berufung zu leben, Freundschaft, Liebesbeziehung, Erfüllung von Zukunftsträumen. Im Fokus steht die schwierige Beziehung zwischen Tsuneo und Josie. Das Mädchen hat keine Sozialkontakte, ist wütend auf ihr Leben und geht entsprechend mit anderen um. Tsuneo steht vor der Aufgabe sich zu überlegen, wie er Josie und ihren Launen begegnen soll, zumal er durch die Betreuung des Mädchens gutes Geld verdient. Josie erlebt neben all den neuen Eindrücken außerhalb ihrer vier Wände, dass sich auch Männer für sie interessieren. Außerdem erfährt sie durch die geschützte Atmosphäre der Unternehmungen mit Tsuneo, dass die Außenwelt nicht nur Schlechtes für Menschen mit Handicap bereit hält, sondern auch Schönes. Obwohl sie schon erwachsen ist, beginnt sie sich erst jetzt von ihrer Großmutter zu emanzipieren und in die Welt der Erwachsenen einzutauchen. Die Großmutter spielt eine rätselhafte Rolle: Einerseits ist sie es, die Josie einschränkt, andererseits freut sie sich, dass ihre Enkelin Interesse an der Außenwelt und Eigeninitiative zeigt.

Das Äußere von Josie steht im Kontrast zu ihrem Inneren: Josie ist klein und zart gebaut, sie sieht zerbrechlich-hübsch aus. Das Innere enthüllt aber einen harten Kern, der auf Schwierigkeiten widerborstig und stachlig reagiert – solange, bis sie endlich ihre Wünsche und ihre Bestimmung leben darf. Nachdem Tsuneo sich entschlossen hat, ihr die Welt zu zeigen, blüht sie auf und entwickelt einen eisernen Willen, in dieser Welt zu bestehen. Die Figuren an sich sind nicht gut oder böse, sondern ambivalent, mit Fehlern und guten Seiten. Und der Manga zeigt, wie sich Fehler und gute Seiten ergänzen könnten, wenn man miteinander in eine fruchtbare Beziehung treten will.

Fazit

Berührender Manga um ein Mädchen mit Handicap, das mithilfe eines jungen Mannes zurück ins Leben findet. Insgesamt scheint die Charakterentwicklung der Hauptfiguren eine große Rolle zu spielen.


Genre: Manga
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Yakuza goes Hausmann 6

Jeder Tag eine neue Herausforderung

Tatsu ist weiterhin ein engagierter Hausmann. Deshalb hilft er einer befreundeten Hausfrau, ihre Finanzen in den Griff zu bekommen. Eines Tages fragt ihn eine Dame aus der Hausfrauenvereinigung, ob Tatsu dieser Vereinigung nicht beitreten wolle. Aber bevor er beitreten darf, wird er von den hartgesottenen und lebenserfahrenen Hausfrauen auf Herz und Nieren geprüft. Außerdem steht ihm eine erneute Prüfung bevor: Für seine Göttergattin soll er Goodies ihres Lieblingsanimes besorgen und sich dafür ins Fangetümmel stürzen – was so gar nicht sein Fall ist. Neu für Tatsu ist auch die temporäre Versorgung eines Hundes. Aber das erschließt ihm neue Einsichten und Bekanntschaften. Seine Kenntnisse sind auch bei einem Café-Besitzer gefragt: Tatsu soll ihm helfen, eine auch die junge Generation ansprechende Speisekarte zu entwickeln. Und Tatsu entpuppt sich wieder einmal als väterlicher Freund, wenn er einen jungen Rowdy zum Zahnarzt begleitet.

Als Hausfrau ein ganzer Kerl

Auch der sechste Band ist wieder voller humoriger Situationen, die sich v.a. aus dem Kontrast seiner Yakuza-Vergangenheit und seinem jetzigen Leben als Hausmann ergeben. So zählt er Yakuza, wenn er nicht einschlafen kann, vergleicht automatisch die hartgesottenen Hausfrauen der Hausfrauenvereinigung mit Gangsterbossen und stellt beeindruckt fest: „Das sind also die acht Drachen!“ Dramatische Situationen wie der Hundevergleich zwischen Gangstern werden überraschend mit einer Spielwiese aufgelöst. Die Haushaltsschürze mit Teddybär, die Tatsu, ganz der pflichtbewusste Hausmann, ständig trägt, versinnbildlicht an dem muskulösen Männerkörper mehrerlei: Die süße Schürze ist als Kennzeichen der vermoderten 50er-Jahre-Frauenrolle eigentlich für junge, hübsche, naive, schwach gehaltene Frauen gedacht, die v.a. als Repräsentantin und „Frau von“ agieren und sich ansonsten hingebungsvoll um ihren Mann kümmern sollen. Sie sollen auf Haushalt und Kindererziehung beschränkt bleiben, keine eigene Meinung haben und ihre Bedürfnisse aufopferungsvoll für andere zurückstellen. Tatsu verkörpert vordergründig in vielerlei Hinsicht dieses Frauenbild: Er vergöttert und umsorgt seine hart arbeitende Frau, kümmert sich eifrig um den Alltag zuhause, hält alle Sorgen von seiner Frau fern und ist ein junger, knackiger Kerl. Nur würde ihm niemand unterstellen, dass er schwach sei, dass er naiv sei oder dass er bloß „Mann von“ sei. Er verkörpert ein neues Hausfrauen- und Hausmännerbild: Standfestes Selbstbewusstsein und eine stets völlig freiwillige Hingabe an die alles andere als nebenbei zu erledigende Hausarbeit, die einen vielfältig fordert. Er hat großen Respekt vor der Leistung altgedienter Hausfrauen, die durch ihre Lebenserfahrung mit allen Wassern gewaschen sind. Der in früheren Zeiten respektvolle Umgang mit alten Frauen scheint hier wieder durch und wird positiv besetzt – von diesen Frauen kann man(n) viel lernen! Außerdem durchbricht er die reine Aufopferung, indem er betont, dass Hausfrauen und -männer sich für all die harte Arbeit selbst belohnen und sich Dinge gönnen dürfen. Sie leisten genauso ihren Anteil an Arbeit wie diejenigen, die für ihren Anteil an Arbeit bezahlt werden. Also stehen ihnen Belohnungen, Respekt und Gleichwertigkeit genauso zu.

Neben all dem Humor wird also auch immer wieder deutlich, dass das völlig unterschätzte Hausfrau- bzw. Hausmanndasein nach dem Motto „Das bisschen Haushalt macht sich doch von allein!“  ein Fulltime-Job ist, wenn frau oder man(n) es richtig machen will. Tatsu hat sich inzwischen reichhaltige Kenntnisse in allen möglichen Situationen des fordernden Alltags erworben und gibt sie als wandelndes Lexikon weiter.

Fazit

Neben all dem Humor, den die Serie durch den Konflikt Yakuza versus Hausmann generieren kann (der Manga gewann 2020 den Will Eisner Comic Industry Awards in der Kategorie “Best Humor Publication”), wird immer wieder deutlich, dass das Hausfrauen- bzw. Hausmanndasein alles andere als ein Zuckerschlecken ist. Tatsu als gestandener Mann zollt Frauen stets Respekt für ihre Leistungen, kann sich ohne Murren erfahrenen Frauen unterordnen und von ihnen lernen und nimmt damit eine Vorbildrolle ein.


Genre: Manga
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Belle und das Biest im verlorenen Paradies 1

Was ist schön, was ist hässlich?

Belles Äußeres ist ungewöhnlich: Sie hat blasslila Haare, die sie weder von ihrem Vater noch von ihrer Mutter geerbt hat. Deshalb muss sie um die Liebe ihres Vaters kämpfen, der sie nicht akzeptieren will. Einzig ihrer Mutter ist das Mädchen wichtig. Aber diese wird ihr von einer Bestie genommen, als sie Belle davon abhalten will, in den verbotenen Wald zu gehen. Der Vater verzeiht ihr den Verlust der Mutter nicht und sperrt sie ein. Aber Belle beschließt eines Tages, ihre Mutter zu suchen und geht erneut in den verbotenen Wald. Dort begegnet sie nicht nur einer sondern zwei Bestien. Nachdem die eine Bestie sie vor der anderen gerettet hat, nimmt sie Belle mit auf ihr Schloss. Auch dort lauern Gefahren auf Belle, aber sie merkt, dass die Bestie, obwohl arrogant und vorlaut, ihr bisher immer geholfen hat. Außerdem ist das Biest die einzige Spur zu ihrer Mutter. Belle beschließt, dort zu bleiben, um mehr über ihre Mutter herauszufinden.

Der erste Band lässt sich den Genres Horror, Fantasy und Märchen zuordnen. Letzteres wegen Anklängen an “Die Schöne und das Biest”, “Rotkäppchen” und “Blaubart”. Die Geschichte ist sehr gewaltlastig und hebt auch den psychischen Schmerz hervor, den diese Gewalt verursacht. Aber sie geht auch auf den Schmerz ein, der entsteht, wenn Menschen nicht so geachtet werden, wie sie sind. Belle wird von ihrem Vater ständig als “hässlich” bezeichnet, und er scheut auch nicht davor zurück, sie ermorden zu wollen. Das Biest dagegen sieht sie als schöne Frau. Belle erkennt, dass das Äußere des Biestes nicht unbedingt das Innere widerspiegelt. Genauso verhält es sich mit süßen Wesen, die sich als mordlustig entpuppen. Auch der Vater, der als ganz normal gilt, verhält sich entgegen seines Äußeren hässlich. Einzig bei der Mutter spiegelt die äußere Schönheit die innere wider. Die Autorin spielt also mit den Bedeutungen von schön und hässlich und regt damit zum Nachdenken an.

Außerdem ergibt sich Belle nicht dauerhaft in das Schicksal, eine passive Frau zu sein, Erwartungen zu erfüllen und die Anfeindungen ihrer Umgebung zu ertragen. Dazu wird sie auch von dem Biest, wenn auch in wenig freundlicher Weise, ermuntert. Sie beweist Charakterstärke und eigenen Willen, obwohl (oder vielleicht gerade deswegen) sie auch mit Ängsten und Zweifeln kämpft.

Das Motiv des gefährlichen Waldes kommt in Märchen öfter vor. In diesem Manga wird es verbunden mit dem (blut-)roten Mantel von Rotkäppchen und dem bösen Biest (Tier). Das Ermorden der Frauen und die weibliche Neugier sind Motive aus “Blaubart”.

Das Psycholgische der Figuren herauszuarbeiten ist typisch für Shojo-Manga (Manga für Mädchen). Aber Karoi Yuki begnügt sich nicht damit, sie verbindet verschiedene Thematiken mit dieser und interpretiert sie neu. Dabei nimmt sie gern auch problemarische Themen wie z.B. Inzest in “Angel Sanctuary”. Die Verbindung mit Elementen des Horrors, der Fantasy und Mythen und Märchen sind ihre ebenfalls ureigenen Themen, z.B. in den o.g. Manga und in “Alice in Murderland”.

Fazit

Manga mit Horror-, Märchen- und Fantasyelementen, der mit den Begriffen “schön” und “hässlich” spielt und damit zum Nachdenken anregt.


Genre: Manga
Illustrated by Carlsen Manga!

Blue Giant 1

Blue Giant Band 1 (Deutsche Ausgabe) Carlsen MangaVon den Schwierigkeiten, ein Künstler zu sein

Schüler Dai Miyamoto spielt mit Begeisterung Basketball, gehört in dieser Sportart aber nicht zu den Besten. Eines Tages nimmt ihn ein Freund zu einem Jazz-Konzert mit. Dai kommt dieses Konzert vor wie eine Offenbarung. Seitdem hängt er sein Herz an sein Saxophon und seine täglichen Jazz-Sessions am Flussufer. Auch dort spielt er mit der für ihn typischen Leidenschaft, aber sein Spiel ist gewöhnungsbedürftig. Trotzdem bekommt er seine Chance, als er als Vertretung in einer Band Saxophon spielen soll. Dieses kleine Konzert aber endet in einer Katastrophe, denn sein Spiel kommt weder beim Publikum noch bei der Band gut an. Trotzdem gibt er nicht auf, denn er will der beste Jazz-Musiker der Welt werden.

… und dabei nicht aufzugeben

Der erste Band deutet die Schwierigkeiten an, denen Künstler*innen begegnen können, wenn sie ihren Weg gehen wollen. Dabei ist die Bilanz bei der Hauptfigur Dai durchwachsen: Innerhalb der Familie bekommt er v.a. von seinem Vater die volle Unterstützung (was oft bei anderen Künstler*innen fehlt und damit viel wert ist), außerhalb der Familie stößt er sowohl auf Zustimmung als auch auf Ablehnung. Was aber ganz wichtig ist und was das Ende des Bandes mit einer Art “zukünftigen Rückschau” zeigt: Man darf sich durch Ablehnung nicht unterkriegen lassen und muss hartnäckig dabei bleiben. Das hört man im “Real Life” z.B. auch oft von Sänger*innen, kürzlich erst wieder bei “Voice of Germany”. Dai lässt sich nicht unterkriegen, obwohl ihn die Ablehnung schmerzt. Damit hat er eine Vorbildfunktion nach dem Motto “Wenn ihr etwas macht, in dem euer Herz voll dabei ist, dann ist es das wert, weiter verfolgt zu werden”.

Der Manga ist ausdrucksstark und an den passenden Stellen dynamisch in seiner Darstellung. Die Figuren sind nicht magatypisch nach Kindchenschema angefertigt, sondern vergleichsweise realistisch gezeichnet. Das macht einen entsprechenden realitätsnahen Eindruck und lässt die Leser*innen tiefer in die Geschichte eintauchen.

Empfohlen.


Genre: Manga
Illustrated by Carlsen Manga!

A Couple of Cuckoos 1

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Vertauschte Babys

Kuckuckskinder – eines Tages erfahren die beiden Oberschüler*innen Erika und Nagi von ihren Eltern, dass sie gar nicht ihre “richtigen” Kinder sind. Als wäre das nicht genug, begegnen sich die beiden zufällig: Erika will Nagi unbedingt als Fake-Freund engagieren, um einer arrangierten Verlobung zu entkommen. Und damit der widerstrebende Nagi auch wirklich mitspielt, setzt sie ihn mit einem prekären Foto unter Druck. Als die beiden erfahren, wer wirklich Erikas Verlobter werden soll, erleben die Teenager wieder eine faustdicke Überraschung. Und diese kettet die beiden unwideruflich aneinander.

Abträgliche Männerfantasien

Der erste Band der Serie nimmt sofort Tempo auf: Die Kuckucksfamilie Nagis ist im Gegensatz zu ihm voller Energiebündel. Auch Erika, die ursprünglich aus dieser Familie stammt, ist extrem temperamentvoll. Er selbst schlägt mit seinem Lerneifer und seiner ruhigen Art seiner genetisch echten Familie nach. All dies birgt viel Potential für dynamische und komische Momente, die der Manga auch nutzt. Allerdings fragt man sich als Leser*in direkt auf der ersten Seite, wie es zu diesem Tausch kommen konnte – schließlich wird zumindest die echte Mutter von Erika zweimal darauf hingewiesen, dass sie ein Mädchen bekommen hat. Sehr unlogisch, dass man sich dann 16 Jahre lang mit einem Jungen zufrieden gibt ohne nachzufragen.

Ansonsten werden hier offensichtlich Männerfantasien bedient, wenn auch im Vergleich zu anderen Mangas zumindest vorerst noch recht dezent. Die Mädchen sind alle sehr vollbusig und werden in Posen dargestellt, die wohl erotisch wirken sollen. Echte Vorbilder für Mädchen sind sie so jedenfalls nicht, da sie offensichtlich nur als Objekte von männlichem Voyeurismus dienen. Dazu gehört auch die Haremsfantasie, die schon im ersten Band angelegt ist. Ebenso gehört zu diesen Männerfantasien, dass ausnahmslos alle Mädchen hübsch sind, die männliche Hauptfigur im Gegensatz dazu aber durchschnittlich bis wenig attraktiv aussehen darf. Dieses asymetrische Gefälle und die damit verbundene Ungerechtigkeit gegenüber Mädchen und Frauen, die nicht so attraktiv sind, liegen auf der Hand. Eigentlich sollte so etwas nicht mehr in den Medien transportiert werden, um das ohnehin wenig geförderte weibliche Selbstbewusstsein nicht noch weiter zu untergraben.

Fazit

Der Manga hat gute Anlagen in Hinsicht auf Dynamik und Humor, aber er bedient Männerfantasien. Und diese sind einem gesunden Mädchen- und Frauenbild in mehrerlei Hinsicht abträglich.


Genre: Manga
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My Roommate is a Cat 6

Gemeinschaft

Subaru und Haru geben Leo wohlbehalten bei dessen Besitzer*innen ab. Der introvertierte Schriftsteller Subaru lernt einmal mehr über Menschen, Tiere und Gemeinschaft dazu. Auf dem Rückweg kommt er an einem Imbiss vorbei und erfährt von dessen Besitzer, wie sehr seine Mutter ihn geschätzt hat. Das stärkt sein Selbstbewusstsein und er erkennt, dass er nicht allein ist. Auch bei anderen Gelegenheiten wie z.B. Neujahr merkt Subaru, dass er nicht mehr allein ist, sondern sich langsam ein soziales Netzwerk um ihn herum bildet. Haru fasst die Situation in ihrer eigenen Art und Weise auf: Ihr Verantwortungsbewusstsein erstreckt sich auf Tier und Mensch und sie bringt Leo noch das ein oder andere bei. Und es kommt noch mehr Zuwachs: Haru macht Subaru darauf aufmerksam, dass unter seiner Veranda verlassene Katzenbabys sind.

Tiere als Balsam für die Seele und soziale “Therapie”

Auch der neue Band erzählt wieder einfühlsam von dem introvertierten Schriftsteller Subaru, der durch seine Katze Haru langsam seinen Weg zurück ins Leben und Freund*innen findet. Subaru lernt, Freundschaften anzunehmen und zu pflegen. Der Band erzählt ebenso von der tiefen Bindung von Haustierbesitzer*innen zu ihren Tieren und wie die Tiere Einsamkeit vertreiben und sogar Gemeinschaftsleben entstehen lassen und fördern können.

Aber es taucht auch immer wieder das Problem von ausgesetzten Tieren auf und wie es ihnen auf der Straße ergeht – sofern sie überleben. Tierschutzorganisationen können ein Lied von all dem Leid singen, das ausgesetzten Tieren wiederfährt. Deshalb wirbt der Manga für Verantwortungsbewusstsein für Lebewesen, die genau wie Menschen Freud und Leid empfinden können. Subaru stellt sich der Verantwortung für die Katzenbabys, bringt sie zum Tierarzt, informiert sich, was er für sie tun muss und will liebevolle Halter*innen für die Kätzchen finden. Wer Tiere hat, hat die Verpflichtung, sich um sie artgerecht zu kümmern. Nur das verhindert Tierleid.

Empfohlen.


Genre: Manga
Illustrated by Carlsen Manga!

BL Metamorphosen – Geheimnis einer Freundschaft 4

Freundschaft kennt kein Alter

Urara hat angefangen, ihren eigenen Manga zu zeichnen. Aber da sie sich selbst nicht viel zutraut, stagniert ihr Projekt. Ihre um zwei Generationen ältere Freundin Yuki hilft ihr, indem sie Urara bei sich zeichnen lässt, ihr dort kreativ Licht zum Zeichnen verschafft, ihr einen Freund vorstellt, der eine Druckerei besitzt, und sich schon überlegt, wie man den Tisch bei der 128. Comitia hübsch gestaltet, damit Uraras Werk sich verkauft. Bei so vielen praktischen Überlegungen rund um ihren Manga kann Urara gar nicht anders als weiterzuzeichnen – obwohl sie eigentlich für ihre Prüfungen lernen müsste. Der Tag der Con rückt immer näher und Urara hat nur noch wenig Zeit, um ihren ersten eigenen BL-Manga zu vollenden. Wird sie es trotz aller Hindernisse schaffen?

 

Im Anderssein unterstützt werden

Der 4. Band der Serie vertieft die Freundschaft zwischen den beiden ungleich alten Frauen mit einem gemeinsamen Hobby – den Boys-Love-Mangas. Dabei sprechen oft schon die Zeichnungen für sich, um Stimmungen adäquat und auf den Punkt gebracht an die Leser*innen zu bringen. Da reicht z.B. schon ein Blick Uraras in ein Schaufenster, um zu zeigen, wie hässlich sie sich in Gegenwart der hübschen Freundin ihres Kumpels fühlt. Oder es wird bildhaft ein Vergleich zwischen der von Urara und Yuki hochverehrten BL-Profizeichnerin und Urara angestellt: Erstere ist von ihrem Beruf aufgrund des Stresses und der unfreien Arbeitsweise nicht mehr so begeistert, während die zwar an sich selbst zweifelnde, das Projekt aber trotzdem durchziehende Urara eine leise, dafür aber tiefgehend leidenschaftliche Begeisterung für das Zeichnen entwickelt. Die eine sehnt sich nach den Freiheiten und der Anonymität der Dojinshi-Messe, die andere hofft auf ebenjener, dass wenigstens eine*r ihr Werk kauft und damit wertschätzt.

Wertschätzung erhält Urara von der über 70-jährigen Yuki. Sie verurteilt Urara nicht, die anstatt für die Prüfungen zu lernen ihren eigenen Weg geht. Im Gegenteil: Ohne viele Worte zeigt Yuki ihr ihre Wertschätzung, indem sie in praktischer Weise alle Probleme und die Organisation der Con durchdenkt und Urara ihre Lösungsvorschläge präsentiert. Sie zeigt so sehr deutlich, dass sie an Urara und ihr Vorhaben glaubt. Man muss nicht immer viele Worte um eine Sache machen (zumal Worte oft Schaum sind), sondern tatkräftig mitanpacken. Genau das tut Yuki. So eine Freundin wünscht sich jede, hat aber leider nicht jede. Die beiden Frauen gehen auf diese Art und Weise ihren eigenen Weg, der auf mehrerlei Art nicht mit dem der uniformen Gesellschaft übereinstimmt. Sie zeigen: Jede*r hat das Recht, auf ihre/seine Weise glücklich zu werden.

Nebenbei wird der Alltag der beiden Frauen in unaufgeregter, aber warmherziger Weise gezeigt, den sie oft unabhängig voneinander erleben. Selbstständigkeit spielt also ebenfalls eine große Rolle, sowie der ganz natürlich stattfindende Wechsel zwischen Alleinsein und Gemeinschaft. Überhaupt ist der Manga wie immer sehr warmherzig und in unaufgeregeter Art pointiert in seiner Art und Weise, die Dinge darzustellen.

Außerdem wird nebenbei gezeigt, wie man mit dem Altern umgehen kann: Yuki altert genauso unaufgeregt wie sie ihren Alltag meistert. Ja, da sind die Altererscheinungen, die ihr zu schaffen machen. Ja, sie ist nicht mehr hübsch. Aber Letzteres spielt für sie keine Rolle und Ersteres ist nur für den Moment unangenehm. Es hält sie jedenfalls nie davon ab, ihr Leben weiterhin so zu gestalten, wie es ihr gefällt und wie sie es für richtig hält. So möchte ich auch altern!

Empfohlen!


Genre: Manga
Illustrated by Carlsen Manga!

I hear the sunspot limit 3

Behindert ist man nicht, man wird dazu gemacht

Taichi ist so traurig darüber, dass Kohei Abstand von ihm will, dass ihm der Appetit vergangen ist. Für den ewig Hungrigen ist das etwas noch nie Dagewesenes. Taichis Arbeitskollegen machen sich deshalb Sorgen um ihn. Erst als die ebenfalls schwerhörige Maya ihm sagt, dass Kohei Taichi nicht weiter belasten will und ihm resolut rät, dass er seine Gefühle mit Kohei klären soll, sieht Taichi eine neue Perspektive.

Koheis Mutter hat indessen ein TV- Interview abgesagt, weil es nichts Positives über Gehörlose und Schwerhörige bringen will. Sie sagt Kohei eindringlich, dass er selbst die Hauptrolle in seinem Leben spielt und danach leben und sich nicht zurücknehmen soll.

Ryu dagegen hat überhaupt keine Probleme damit, gehörlos zu sein. Er kommt gut zurecht, hat Freunde und als Kind seinen großen Bruder, der immer für ihn da war. Er ärgert sich über die anderen, die ihn in die Rolle des bemitleidenswerten Behinderten drängen wollen, obwohl er wie alle anderen seinen Job erledigt und seinen Alltag souverän meistert. Aufgrund seines Ärgers baut er aber eine Mauer zu den Hörenden auf. Allerdings merkt er, dass Taichi keine Unterschiede zwischen den Menschen macht und jeden so nimmt, wie er  oder sie ist. Er denkt aber auch über seinen Bruder nach, der Vorurteilen ausgesetzt ist, weil er einen behinderten Bruder hat.

Währenddessen gibt Taichis Chef Chiba einen Kurs für neue Kolleg*innen, damit sie sich in die gehörlosen und blinden Mitarbeiter*innen der Firma besser einfühlen können. Taichi versteht so besser, wie sich die einzelnen Handicaps anfühlen. Währenddessen hat Kohei ein erhellendes Gespräch mit Taichis Großvater. Als Taichi erfährt, dass Kohei bei ihm zuhause war, versucht er ihn einzuholen und sich mit ihm auszusprechen. Auch Ryu spricht sich mit seinem Bruder aus. Dieser erkärt Ryu, dass er sich nicht benachteiligt fühlt, sondern die Gebärdensprache liebt und deshalb einen Beruf ergriffen hat, in dem er mit dieser Sprache arbeiten kann.

Diverse Sichtweisen zum Thema Handicap

Auch in diesem Band steht das Thema Handicap und wie Menschen mit Handicap und Menschen ohne damit umgehen (neben der homosexuellen Liebesgeschichte zwischen Kohei und Taichi) im Vordergrund. Der Band zeigt wieder die Vorurteile auf, denen Menschen mit Handicap immer wieder begegnen, und die Barrieren, auf die sie sowohl im Alltag als auch in den Köpfen der Menschen stoßen. Gerade Japan ist nicht besonders behindertenfreundlich, sodass die momentan stattfindenden Paralympics in Tokio die Hoffnung wecken, dass sich die Einstellung gegenüber Menschen mit Handicap von Vorurteilen weg und hin zum Positiveren wandelt. Auch der Manga will dazu beitragen, indem er z.B. in Form von Ryu zeigt, dass sich Menschen mit Handicap durchaus nicht behindert fühlen müssen und alles erreichen können, was sie wollen – wenn man sie lässt und ihnen echte Unterstützung und nicht bloß Mitleid und aus Mitleid geborene Handlungen zukommen lässt; ganz zu schweigen von Vorurteilen und Benachteiligung. Die Seminare, die Chiba anbietet, indem er Menschen ohne Handicap durch die Nachbildung von entsprechenden Handicaps fühlen lässt, wie sich das anfühlt, können als Vorbild dienen. Wenn man sich in eine andere Person hineinversetzen kann, hilft das schon sehr viel. Außerdem zeigt es, dass Menschen mit Handicap als Kompensierung andere Fähigkeiten ausgebildet haben, die mindestens ebenso wertvoll sind wie die “normalen” und sie quasi Superheld*innen im Alltag sind, weil sie viel mehr leisten müssen als Menschen ohne Handicap. Diese Leistung sollte entsprechend gewürdigt werden. Der Manga versucht also tiefgründig und vielschichtig auf das Thema einzugehen.

Der Fortsetzungsband enthält als Extra weitere in sich abgeschlossene Stories zu den Charakteren der Serie.


Genre: Manga
Illustrated by Carlsen Manga!

Alpi – The Soul Sender 1
by Rona

Vom Sterben der göttlichen Wesen

Die kleine Alpi, ein noch junges Mädchen, ist eine Soul Sender. Ihre Aufgabe ist es, göttliche Geister ins Jenseits zu schicken, bevor sie die Umgebung mit ihrem Fluch vergiften. Denn die Flüche sind sowohl für Menschen als auch für deren Umwelt tödlich. Leider hat die Sache eine Kehrseite: Die Soul Sender überleben zwar den Fluch, aber sie leiden unter schlimmen Schmerzen, Wunden und Qualen, wenn sie die göttlichen Seelen zu ihrem Ursprung zurückschicken. Auch Alpi muss für ihre Tätigkeit diesen Preis zahlen. Und um nicht schleichend vergiftet zu werden, muss sie sich regelmäßig einem ebenso qualvollen Reinigungsritual unterziehen. Aufgrund ihrer Arbeit gerät sie mehr als einmal in gefährliche Situationen – und die verursachen nicht nur die sterbenden göttlichen Geister.

Der erste Band der Serie verbindet Mythen mit neuen Ideen und der Vernichtung der Umwelt durch Technik. Dabei wird aber keine Schwarz-Weiß-Malerei betrieben, denn die jeweiligen Akteure haben gute Gründe für ihr Handeln. Mir persönlich werden Leid und Qualen zu viel betont, aber insgesamt ist es eine solide Story mit guten, ausdrucksvollen Zeichnungen.


Genre: Manga
Illustrated by Carlsen Manga!