Am 23. April 1942 trifft der 25-jährige Ludwig Eisenberg aus Krompachy, Slowakei, in einem verschlossenen Viehtransporter im Konzentrationslager Auschwitz ein. Sein Verbrechen: Er ist Jude. Der junge Mann hat keine Ahnung, welcher Horror ihn in den nächsten zweieinhalb Jahren in der Tötungsfabrik erwarten wird, in der rund 1,5 Millionen Leidensgenossen aus aller Herren Länder ihr Leben lassen. Doch der Junge überlebt den Holocaust, den Auschwitz symbolisiert. Ein halbes Jahrhundert später vertraut er sich der australischen Autorin Heather Morris in Melbourne an, die seine Erlebnisse unter dem Titel „Der Tätowierer von Auschwitz“ literarisch verdichtet und damit einen Weltbestseller schafft. Weiterlesen
Der Tätowierer von Auschwitz
Juister Mohn
Es scheint in jüngerer Zeit aus Marketinggründen spannend zu sein, wenn sich zwei im selben Gewässer fischende Autoren zusammentun, um in Gemeinschaftsarbeit einen Krimi zu schreiben. Waren es bei dem legendären Autorenpaar Maj Sjöwall und Peer Wahlöö, das den sozialkritischen Schwedenkrimi begründete, Eheleute, so finden inzwischen einander ursprünglich unbekannte Autoren über Thema und Verkaufscharts zueinander. Möglich werden derartige Experimente durch das verlagsunabhängige Publizieren und durch flexible Verlage, die beide Autoren unter Vertrag nehmen. Weiterlesen
Runaway
Clausgünter Rader, genannt Petty, hat die Nase voll von seinem tyrannischen Alten, der gegen lange Haare und Beatmusik hetzt und seinen Sohn autoritär erziehen will. Der Sechzehnjährige beschließt, von daheim wegzulaufen. Und weil das zu zweit leichter zu sein scheint, überredet er seinen Freund Riemschneider, mit ihm einen Zug nach Hamburg zu besteigen und dort ein neues Leben zu beginnen. Weiterlesen
Die Nacht war bleich, die Lichter blinkten
Wer die schwedische Sci-Fi-Serie »Real Humans«gesehen hat, findet schnell Zugang zu Emma Braslavskys Roman »Die Nacht war bleich, die Lichter blinkten«. Er weiß, dass »Hubots«für »Human Robots« steht und hat eine Vision davon, wie stark Künstliche Intelligenz in naher Zukunft das Zusammenleben der Menschen verändern wird. Weiterlesen
Arturo Bandini. Die Trilogie
John Fante steht als einer der Außenseiter unter den amerikanischen Schriftstellern für eine packende, direkte Sprache, die seiner eigenen Lebenserfahrung und -wirklichkeit entspricht. Insofern war es folgerichtig, dass Autoren wie Charles Bukowski und Jörg Fauser ihn zum Vorbild nahmen.
Der Sammelband „Arturo Bandini“ besteht aus drei einzelnen Romanen. Die Übersetzung von Alex Capus beweist das faszinierende Talent Fantes, die eigene Geschichte in Worte zu fassen und zu erzählen. Weiterlesen
Letzter Bus nach Coffeeville
Hendersons „Letzter Bus nach Coffeeville“ bietet gleich drei Lesarten auf einen Streich. Der Roman ist eine in kurze Biographien gefasste Abhandlung über die Entwicklung alternativer Denkungsarten in den USA, ein sich träge entwickelndes Roadmovie voller Sprachwitz und zugleich eine durchaus bedrückende letzte Reise, die im vollen Bewusstsein der eigenen Endlichkeit angetreten wird. Weiterlesen
Zum 200. Geburtstag von Walt Whitman
200. Geburtstag Walt Whitman
Wie ein Self-Publisher der berühmteste amerikanische Dichter wurde
Von Ruprecht Frieling
Brooklyn 1855. Die Akzidenzdruckerei der Brüder Rome & Rome stellt für einen befreundeten Dichter ein schmales Taschenbuch her. Auf dem Einband des fünfundneunzigseitigen Büchleins fehlt der Name des Verfassers, aber ein Frontispiz zeigt einen 36-jährigen Mann in Arbeitskleidung mit einem großen dunklen Filzhut schräg auf dem Kopf.
Das Buch mit dem Titel »Leaves of Grass« (»Grashalme«) enthält zwölf Gedichte ohne Überschrift. Der Auftraggeber für Satz und Druck wird viele Generationen später von Literaturwissenschaftlern als »Wegbereiter der modernen amerikanischen Lyrik« bezeichnet und heißt Walt Whitman. Er finanzierte mit seiner Erstveröffentlichung den Grundstein seines späteren Erfolges. Vor 200 Jahren wurde der Dichter geboren. Weiterlesen
Kopfkissenbuch
Wer erfand eigentlich das Bloggen? Wer war der erste Autor, der Alltagsbegegnungen notierte, kommentierte und für andere zugänglich machte?
Sei Shõnagon hat ausgezeichnete Chancen auf die Pole Position. Die Hofdame im Dienst der japanischen Kaiserin Sadako notierte nämlich in einem Kopfkissenbuch alles, was sie erlebte und interessierte, von der Hofintrige bis hin zu Geheimnissen aus den Privatgemächern des Kaiserpalastes. Und das geschah bereits vor rund eintausend Jahren!
Jetzt ist erstmals der vollständige Text des Kopfkissenbuchs auf Deutsch zugänglich. Weiterlesen
Maschinen wie ich
Ian McEwans heiterer wie auch nachdenklich stimmender, tief philosophischer Roman »Maschinen wie ich« verarbeitet auf vergnügliche Weise das Thema Künstliche Intelligenz vor großem Hintergrund. Er bietet in jeder Hinsicht faszinierenden Lesestoff. Weiterlesen
Reichstag for Sale
Dieter Skei ist ein Pleitier und Hochstapler, der mit seinem Freund Danni, einem arbeitslosen Gelegenheitsschauspieler, versucht, den großen Coup zu landen. Dazu hat er die Schnapsidee ersonnen, den Berliner Reichstag an ausländische Investoren zu verscherbeln, um ihn danach wieder anzumieten, damit der Bundestag auch weiterhin ruhig schlafen kann. Weiterlesen
Das Recht auf Schlaf
Eine „Laudatio auf den Schlaf“ nennt Till Roenneberg seine „Kampfschrift“. Der Professor am Institut für Medizinische Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München ist Schlafforscher und Chronobiologe, also ein Erforscher unserer biologischen Uhr. Er beherrscht damit das Thema und möchte Nichtfachleuten Wissen vermitteln. Ob es ihm gelingt, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Weiterlesen
Die gruseligsten Orte in München
„Die gruseligsten Orte in München“ betitelt der Gmeiner Verlag eine Anthologie mit Schauergeschichten über die bayerische Hauptstadt. Der unbedarfte Rezensent preußischer Provenienz vermutet eine „Third Reich Tour“ und einen Besuch jener Keller, in denen brauner Geist die Hirne vernebelte. Er denkt vielleicht auch an einen Besuch in der CSU-Parteizentrale, doch das Buch beleuchtet München finstere Seiten weniger politisch als historisch. Weiterlesen
Verbrannte Wörter
Gibt es Begriffe, die auf eine gedankliche Nähe zum Nationalsozialismus schließen lassen oder sogar dem NS-Sprachgebrauch entlehnt wurden? Lassen sich bei Wortmeldungen aus dem rechten Spektrum der Gesellschaft ideologische Annäherungen an die Sprache der Hitleristen feststellen? Müssen Politiker, Journalisten und Autoren besonders sensibel sein, wenn ihnen bestimmte Begriffe aus der Feder fließen? Weiterlesen
Wie der Bauch dem Kopf beim Denken hilft
In jedem von uns könnte ein kleines Genie stecken, heißt es, und viele Dichter, Denker, Wissenschaftler und Forscher haben sich bemüht, die Bedingungen und Ursachen der Genialität herauszufinden. In einem sind sich dabei inzwischen wohl alle einig: In unserem Gehirn findet sich keine Antwort auf diese Frage! Weiterlesen
Vom Ende einer Geschichte
»Es herrscht große Unruhe«, setzt Julian Barnes als Schlusssatz unter seinen bewegenden zweiteiligen Roman um das Thema des geschönten Erinnerns und der damit verbundenen Selbsttäuschung. Er schließt damit den Kreis zu seinem Einstieg, einem Bericht über Freundschaften aus der Schulzeit: Ein notorisch nichtwissender Mitschüler antwortet auf die Frage des Geschichtslehrers zur Herrschaft Heinrichs des Achten genau mit dieser ebenso wahren wie relativierenden Floskel: »Es herrschte große Unruhe, Sir«. Weiterlesen