Hanka

Mit »Hanka« legt János der Trompeter ein bemerkenswert stilles Debüt vor – eine Erzählung, die mehr aus Zwischentönen als aus Plot besteht, mehr aus Blicken als aus Worten. Das Buch, irgendwo zwischen Protokoll und Poesie, erzählt die vorsichtige Annäherung zweier Nachbarn in Berlin – Martinek, ein introvertierter Musiker, und Hanka, eine eigenwillige junge Frau mit polnischen Wurzeln und auffälligem Körperbewusstsein.

Was als flüchtiger Kontakt über einen Zettel am Fenster beginnt, entfaltet sich zur feingesponnenen Beobachtung urbaner Intimität. Janos verzichtet dabei auf klassische Spannungsbögen. Stattdessen vertraut er auf die Kraft des Alltäglichen – des scheinbar Banalen, das in seiner Konkretheit eine fast dokumentarische Tiefe gewinnt. Der Text lebt von präziser Beobachtung, lakonischem Humor und einem geradezu musikalischen Gefühl für Rhythmus. Wie ein Jazzstück mäandert die Geschichte, hält inne, improvisiert, wiederholt Motive, bevor sie sich sanft auflöst.

Martinek ist ein Protagonist, wie man ihn selten trifft: verschroben, ehrlich, verletzlich. Seine Perspektive bestimmt die Tonlage des Romans – ein durchweg subjektiver Blick, geprägt von Einsamkeit, Sehnsucht und einem fast kindlichen Staunen. Hanka, zugleich Projektionsfläche und Gegenüber, bleibt in ihrer Unbestimmtheit faszinierend: athletisch, direkt, unkonventionell. Dass ihre Sprache voller Eigenheiten ist – mal gebrochen, mal charmant poetisch –, trägt zur Authentizität bei.

Die Erzählung ist geprägt von Pausen, Missverständnissen und kleinen magischen Momenten: ein gemeinsames Lied, ein geteilter Tee, ein Abend mit Rotwein und Blickkontakt. Die Grenze zwischen Dokumentation und Fiktion verschwimmt, was dem Text eine fast voyeuristische Intensität verleiht. Wer ist Hanka wirklich? Und wer ist Martinek, jenseits seiner Selbstbeschreibungen?

»Hanka« ist ein zutiefst gegenwärtiges Buch – in seiner formalen Offenheit, seiner Aufmerksamkeit für die Mikro-Bewegungen des Zwischenmenschlichen, seinem Spiel mit Nähe und Distanz. Es ist ein Text über Kommunikation jenseits von Effizienz, über das Zögern, die Unsicherheit, das vorsichtige Tasten nach einem Du.

Ein leises, ungewöhnliches Debüt – irgendwo zwischen autofiktionaler Miniatur und urbaner Meditation. Wer literarische Reduktion schätzt und bereit ist, genau hinzuhören, wird in »Hanka« eine warme, nachklingende Stimme entdecken.


Genre: Liebesgeschichte
Illustrated by Epubli

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