BewusstseinsInseln

Folgt man der Argumentation der Autoren von „Generation Ego“ 1), zeigt uns Christoph Schlingensief, warum heute so wenig Rebellion von der Jugend ausgeht. 2) Ohne Reflexion über die eigene Position, ist man dem Neoliberalismus, dem Markt»geschehen« ausgeliefert, der ein amoralisches System – unfähig sich selbst zu hinterfragen – darstellt. Weiterlesen


Genre: Lyrik
Illustrated by edition sonne und mond

Der versperrte Weg

Im Räderwerk der Verfolgung

Mit dem Roman «Der versperrte Weg» hat der deutsch-französische Schriftsteller Georges-Arthur Goldschmidt dem in seinem autobiografischen Œuvre bisher sträflich vernachlässigten Bruder Erich ein berührendes literarisches Denkmal gesetzt. Der 1928 geborene Autor und sein vier Jahre älterer Bruder waren Söhne eines Juristen aus Reinbek in Holstein. Von jüdischer Herkunft, waren die Goldbergs schon im neunzehnten Jahrhundert zum christlichen Glauben konvertiert. Gleichwohl wurden sie als «nichtarische Christen» von den Nazis verfolgt, mit verheerenden Konsequenzen für den Lebensweg des eigensinnigen Bruders, wovon bereits der Buchtitel kündet.

Als spätgeborenes Kind wurde der Autor von den Eltern besonders verhätschelt. Der große Bruder fühlte sich abrupt zurück gesetzt und hat ihn derart gehasst, dass er, in einem unbewachten Moment, eine Stricknadel in der Hand, «schon mit gehobenem Arm» an der Wiege des Babys stand, um ihm die Augen auszustechen. Goldschmidt erklärt im Roman: «Durch meine Erscheinung auf dieser Welt habe ich sein Leben zerstört». Rivalität prägte auch das spätere Verhältnis des ungleichen Brüderpaares, ein Ordnungs-Fanatiker der ältere, ein wankelmütiger, quirliger Typ der jüngere, der alles durcheinander brachte und vieles verdarb. Erich blieb immer auf Distanz, auch wenn er sich als der Ältere später im Exil zwangsläufig auch um ihn zu kümmern hatte. Denn nachdem die Gefährdung durch die Nazis immer bedrohlicher wird, schicken die Eltern die Söhne 1938 vorsorglich zu jüdischen Bekannten nach Italien. Als die Gastgeber im Jahr darauf nach Neuseeland auswandern, – nur weit genug weg, kommen die Jungen zu einer Verwandten nach Frankreich, die sie in einem Internat unterbringt. Dort sind sie auch noch in Sicherheit, als Frankreich schließlich den Krieg verliert, denn es sind die Italiener, die das Gebiet besetzen. Bis dann 1943 doch noch die deutsche Wehrmacht dort einrückt und Georges-Arthur bei Bauern untertaucht, während sich Erich der Résistance anschließt. Sie sehen sich erst vier Jahre später wieder und sind sich ziemlich fremd geworden. Als nach dem Abitur in Paris Erichs Einbürgerung als Franzose zu scheitern scheint, ist er, unglücklicher Weise nur einen Tag vor dem Eintreffen der ersehnten Urkunde, in die Fremdenlegion eingetreten. Er hat dann in Dien Bien Phu mitgekämpft und später, als nunmehr französischer Staatsbürger, eine Offiziers-Laufbahn in der Armee eingeschlagen.

Die tragischen Umstände, die diesen Lebensweg des Bruders herbeigeführt haben, fasst der Autor im Buch mit den Worten zusammen: «Er war alles zugleich, was man lieber nicht sein sollte: evangelischer Jude deutscher Herkunft im kaum von der Okkupation befreiten Frankreich». Nach ihrem letzten Treffen 1947 haben sich die ungleichen Brüder, inzwischen völlig entfremdet, erst mehr als zwanzig Jahre später wieder gesehen. Für Goldschmidt ist diese Hommage an seinen Bruder eine späte Wiedergutmachung, wie er bekennt, in seinen autobiografischen Schriften gab es dazu bisher immer nur eine auffallende Leerstelle.

Nach fast achtzig Jahren sind die eigenen Erinnerungen und das Wenige, das er von seinem Bruder selbst erfahren hat, als faktenbasierte Grundlage seines Romans heute eher dürftig, er verkörpert also unfreiwillig den narrativen Typ des unzuverlässigen Erzählers. Stilistisch etwas holperig wird auffallend sachlich und chronologisch erzählt, wie zwei Brüdern die Jugend gestohlen wurde, sie ihre Eltern nie wieder gesehen haben und sich total fremd geworden sind. Man taucht tief ein in die Verstrickungen jener unsäglichen Epoche, von denen man doch schon so oft gelesen hat, von denen man hier aber in einer so noch nicht dagewesenen, eindringlichen Klarheit liest. «Seine autobiographische Prosa lässt die Dimension der inneren Gefährdung dessen, der ins Räderwerk der Verfolgung gerät, auf erschütternde Weise erkennen», hat die Uni Osnabrück zu Verleihung ihrer Ehrendoktorwürde geschrieben. Wie wahr!

Fazit: lesenswert

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Genre: Roman
Illustrated by Wallstein Göttingen

flüstern gegen die wölfe

SAID (Said Mirhadi) kam siebzehnjährig als Student nach München. Der 1947 in Teheran geborene Politikwissenschaftler versuchte nach dem Sturz des Schahs in seiner Heimat erneut Fuß zu fassen. Die dort durch die Mullahs neu begründete Theokratie  veranlasste ihn aber, in das deutsche Exil zurückzukehren. 2004 erhielt er die deutsche Staatsbürgerschaft, doch seine Werke sprechen von der Sehnsucht nach seinem Geburtsland, einer Heimat, die ein Exilant zu lieben gezwungen ist, wie eine unerreichbare Geliebte, die Fata Morgana einer Oase, die in der Phantasie, im schmerzlichen Winkel der Seele wohl unerhört herrlicher erscheint, als sie in der Realität je zu sein vermag. Diese Krux quälte wohl auch den begnadeten Autor, der glücklicherweise in der deutschen Sprache eine neue „Behausung“ gefunden hatte, dutzende Bücher veröffentlichte, u.a. auch in renommierten, großen deutschen Verlagen. Weiterlesen


Genre: Kurzgeschichten
Illustrated by Konkursbuch

An das Wilde glauben

„Miedeka“ ist die ewenische Benennung für jemanden, der nach der Begegnung mit einem Bären gezeichnet ist. Nastja ist eine solche Person, die bei den Ewenen von Itscha – einem indigenen Volk in der Kamtschatka – in den Wäldern lebt. Ihr ewenischer Name lautet zudem Matucha – Bärin, und sie reflektiert über das Zusammentreffen, das ihrer Meinung nach unvermeidlich gewesen sei. „Es gibt etwas Unsichtbares, das unsere Leben auf das Unerwartete zutreibt“, heißt es im Buch. Es gäbe Rhythmus in der Welt, in der wir leben, Richtung, Orientierung. Also auch ein Schicksal, das beide, Nastja und die Bärin, unausweichlich zusammengeführt hat.     Weiterlesen


Genre: Autobiografie
Illustrated by Matthes & Seitz

Aussichten

Der Dichter Peter Paul Wiplinger schreibt seit geraumer Zeit sogenannte Lapidargedichte. Er möchte die Realität so abbilden wie sie ist, ohne Metaphernverbrämung und ohne Sprachzertrümmerung oder -spielerei. Damit sind seine Gedichte stets politisch relevant. Was ihm lange den Einzug in den österreichischen Literaturkanon verwehrte. Im vorliegenden Gedichtband zeigt sich wieder seine poetische Begabung. Weiterlesen


Genre: Lyrik
Illustrated by Löcker Wien

Adele Sauerzopf erbt ein Schloss

Ein Roman, der ohne Mord, Sex, Tabubrüche auskommt, scheint heute gar nicht existieren zu dürfen. Im gegenwärtigen Überbietungsspektakel, der der Aufmerksamkeitsökonomie folgenden Literaturindustrie, fehlt der Platz für solch scheinbar „harmloses“ Werk. Allerdings geht der postmoderne Literaturapparat von falschen Prämissen aus: von der Moderne-Ideologie, die um jeden Preis das Gewalttätige, Hässliche und Destruktive darstellen will. Weiterlesen


Genre: Romane, Unterhaltung
Illustrated by myMorawa

Infokratie

Politiker würden durch Experten und Informatiker ersetzt, die die Gesellschaft jenseits ideologischer Interessen vertreten, warnt der renommierte Philosoph und Autor Byung Chul Han in seinem neuesten Werk „Infokratie“. Weiter schreibt er, dass Politik durch datengetriebenes Systemmanagement abgelöst werde. Ich denke, das gilt wohl auch für die Corona-Krise, wenn alles auf die Prognosen der Modellrechner starrt. Oder entsetzt und panisch den Behauptungen der Virologen folgt, man bräuchte dringend einen Lockdown, 1 G etc., weil sonst bräche alles zusammen. Weiterlesen


Genre: Politik und Gesellschaft
Illustrated by Matthes & Seitz

Zandschower Klinken

Ist das Kunst oder kann das weg

Unter den Finalisten für den Deutschen Buchpreis befindet sich auch der Roman «Zandschower Klinken» von Thomas Kunst. Nomen est omen, denn was der Autor mit seinem Buch geschaffen hat, das ist zweifellos surreale Kunst. Alle Finalisten «zeigen den stilistischen, formalen und thematischen Reichtum der deutschsprachigen Gegenwarts-Literatur und zeugen von der immensen Lust und hohen Könnerschaft, Geschichten zu erzählen», hat die diesjährige Jury selbstbewusst erklärt. Ihren Mut muss man anerkennen, denn diese schräge, versponnene Aussteiger-Geschichte ist überaus verstörend, wie die verblüfften Kommentare in Feuilleton und Leserschaft beweisen.

Der Plot, soweit man hier von einem solchen reden kann, beginnt an einem Dorfteich. Bent Claasen wurde von der Freundin verlassen, sein Hund ist gestorben, er will nur noch weg. Wohin, das überlässt er dem Zufall, er wird dort bleiben, wo während der Autofahrt das Halsband des Hundes vom Armaturenbrett herunterfällt. Zandschow heißt das fiktive Kaff im Norden Deutschlands, nahe der Autobahn A7, in dem er schließlich landet. Außer dem Feuerlöschteich gibt es noch Getränke-Wolf als Treffpunkt des Ortes, wo es einen freien Internetzugang nach «Sansibar» gibt. Auf dem Teich werden jeden Donnerstag zwanzig Plastik-Schwäne ausgesetzt, unter künstlichen Palmen werden «Lagune-Festspiele» gefeiert, stündlich setzt ein Boot zu der Insel in der Mitte über. «Wir haben uns angewöhnt, sowohl Frauen als auch Männer an den Tagen, an denen wir dazu neigen, den Indischen Ozean mit unseren Füßen zu betreten, den Indischen Ozean in Zandschow mit unseren Füßen zu betreten». Was wie eine Stilblüte anmutet, ist die spezifische, eigenwillige Sprache von Thomas Kunst, in der er aus seiner fantastischen Traumwelt erzählt. In ihr fungiert das Dorf als Fluchtpunkt aus einer fremd gewordenen, globalisierten Welt, «Zandschow ist Sansibar» erfährt der Leser, «Und Sansibar ist weder ein paradiesischer militärischer Stützpunkt noch sonst wo. Die wenigsten von uns gehen einer geregelten Tätigkeit nach. Die meisten beziehen Stütze. Wir kriegen die Zeit trotzdem rum». Das Motto dieser alternativen Dorfgemeinschaft ist «Freude und Genussfähigkeit, die sich auf Armut und Fantasie gründen».

In kurzen Bildergeschichten wird hier anekdotisch in unbeirrt ritualisierter Sinnfreiheit aus einem eigenwilligen Soziotop von skurrilen Leistungs-Verweigerern berichtet. Auf die dabei zum Ausdruck kommenden Verlusterfahrungen weist schon das dem Buch vorangestellte Zitat von John Cheever hin, Derartiges sei das «brauchbare Vorgefühl auf den Tod». Stilistisch prägend sind in diesem renitent alle Konventionen des Erzählens negierenden, dadaistischen Roman die ständig wiederholten Satzkaskaden, die den Text als eine Art Prosa-Gedicht erscheinen lassen. Gefühlt mehr als hundertmal heißt es zum Beispiel wenig originell nach Aufzählungen: «Aber in umgekehrter Reihenfolge». Das ungehemmte Fabulieren und Phantasieren geschieht in wilden Sprüngen und sprachlichen Verrenkungen, die in ihrer Redundanz zuweilen an Lyrik erinnern, mit einer auf die Prosa angewandten, rhythmischen Musikalität. In diesem Verwirrspiel werden ständig neue Assoziationen erzeugt und kulturelle wie auch historische Bezüge hergestellt, die meistens jedoch schwer oder gar nicht zu entschlüsseln sind, geschweige denn zu deuten.

Mit seiner rigorosen Umkehr der Logik verlangt dieser in jeder Hinsicht radikale, geradezu widerborstige Roman seinen Lesern nicht nur sehr viel ab, er überschreitet häufig sogar recht deutlich die Grenze des Lesbaren, und literarisch damit auch des Zumutbaren. Man ist an die Anekdote um die Fettecke von Joseph Beuys erinnert, bei dem eine beherzte Putzfrau in der Düsseldorfer Kunstakademie auf die schwierige Frage «ist das Kunst oder kann das weg» eine gut nachvollziehbare Antwort gefunden hat. Mag die Buchpreis-Jury noch so jubeln, was man hier liest ist nichts anderes als eine literarische Zumutung.

Fazit: miserabel

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Genre: Roman
Illustrated by Suhrkamp Berlin

Aus den Filmen von Harry Potter: Magische Orte (mit zauberhaften Scherenschnitt-Silouetten)

Harry Potters magische Welt im Scherenschnitt

Wer kennt sie nicht: die gefährliche, aber nichtsdestotrotz magisch anziehende Winkelgasse, das geheimnisvolle und zauberhafte Schloss Hogwarts, das unterirdische Zauberei-Ministerium und das immerwährend malerisch verschneite Örtchen Hogsmade. (Fast) all diese Orte lassen sich für den in Zaubererkreisen berühmten Jungen Harry Potter mit einem einfachen Wort beschreiben: Zuhause. Und dieses Zuhause feiert in der vorliegenden Hardcover-Ausgabe mit stabilen Pappseiten seine Auferstehung – was durchaus wörtlich zu verstehen ist, denn die auf dem Cover angesprochenen mit Lasertechnik ausgestanzten Scherenschnitt-Silouetten sind in Form von Pop Ups herausgearbeitet worden und sorgen so für einen tollen 3-D-Effekt.

Die Silouetten sind dabei nicht in eintönigem Schwarz gehalten, sondern in verschiedenen Farben zu bewundern. Das durchaus hintersinnige Farbkonzept für die einzelnen Orte erstreckt sich nicht nur auf den jeweiligen Scherenschnitt selbst, sondern auch auf die mit diesem Thema verbundenen Seiten. So ist der vorherrschende Farbton von Hogwarts Braun und (Oliv-)Grün (wohl u.a. in Anspielung auf die malerische Landschaft rund um das Schloss herum), Hogsmade dagegen sticht mit verschiedenen (eisigen) Blautönen heraus. Jede Vorstellung des Schauplatzes beginnt mit dem Namen des Ortes und einem dazu passenden Zitat aus den Harry-Potter-Büchern. Danach folgt der Scherenschnitt in 3D. Die beiden folgenden Seiten sind den jeweiligen Schauplätzen mit reicher Bebilderung aus den Filmen und kurzen Info-Texten zu den Hintergründen  gewidmet. Die Texte sind familienfreundlich einfach gehalten und gut zu verstehen. Einzig die Scherenschnitte selbst sind etwas filigran und gehören nicht in die Hände kleiner Kinder. Der Preis ist mit 30 Euro allerdings ein stolzer, zumal das gesamte Buch nur 20 Seiten umfasst.

Fazit

Sehr hübsches Familienbuch mit bunten 3D-Scherenschnitten und gut verständlichen, kurzen, bebilderten Info-Texten zu vier Schauplätzen des Harry-Potter-Universums. Es gehört allerdings wegen der filigranen Scherenschnitte nicht in die Hände kleiner Kinder. Die Aufmachung ist vergleichsweise aufwändig, aber trotzdem hat das Buch mit 30 Euro für 20 Seiten einen stolzen Preis.


Genre: Bilderbuch Familie
Illustrated by Carlsen Verlag Hamburg

Mitgift

Nichts zu lachen

Auch der neue Roman «Mitgift» von Henning Ahrens ist wieder in der niedersächsischen Provinz angesiedelt, in Klein Ilsede nahe Peine. Anders als seine bisherigen Romane aber weist dieser keine magischen, fantastischen Elemente auf, hier wird im Gegenteil, für ihn untypisch, sehr realistisch erzählt. Dieses acht Generationen umfassende, autobiografisch inspirierte Familienepos, das bis ins Jahr 1775 zurückreicht und 1962 ein jähes Ende findet, stützt sich, wie der Autor im Nachwort schreibt, auf Briefe und Tagebücher des eigenen Großvaters, der Pate stand für den Protagonisten seines Buches. Der Roman wurde für den Deutschen Buchpreis nominiert, der bisher größte Erfolg für den Autor.

Wilhelm Leeb sen. bewirtschaftet den Bauernhof der Familie in siebter Generation, er ist ein glühender Nazi, das örtliche SA-Büro befindet sich in seinem Haus. Zum Entsetzen seiner Familie, zu der auch die beiden Großeltern-Paare gehören, meldet er sich zum Militär, obwohl er als Landwirt eigentlich unabkömmlich ist. Begeistert zieht er in den Krieg, für ihn scheinbar nur eine spektakuläre Abenteuer-Reise. Vier Jahre nach Kriegsende kehrt er dann schließlich desillusioniert aus polnischer Gefangenschaft zurück. Und vom ersten Tag an schikaniert der Despot seine Familie wie in alten Zeiten. Sein ältester Sohn Wilhelm jun., von allen nur ‹Willem› genannt, wird traditionell den Hof übernehmen müssen, obwohl er dazu so gar keine Lust verspürt. Und dass er während der Abwesenheit des Vaters, als Jüngling noch, ganz allein mit der Mutter, den Hof geführt hat, wird von dem Tyrannen nur mit maßloser Kritik bedacht, er ist mit nichts zufrieden und nörgelt nur rum. Immer mehr versinkt ‹Willem› nun in seinem Frust, er kommt gegen den Despoten einfach nicht an. Bis der dann eines Tages plötzlich vor der Tür der Nachbarin Gerda steht, seiner Jugendliebe. Er hatte sich damals, der hohen Mitgift wegen, doch lieber eine wohlhabende Bauerntochter zur Frau genommen, während Gerda unverheiratet geblieben ist. Gerade sie aber ist es, die nebenberuflich seit vielen Jahren den Dienst der «Totenfrau» versieht, die also im Dorf die Leichen zur Bestattung herrichtet. Wegen wem aus seiner Familie der Exfreund denn nun Gerda plötzlich in sein Haus bestellen muss, das erfährt der Leser erst ganz am Ende.

Die streng sachlich bleibende Erzählung klammert Emotionen fast völlig aus. Dem harten bäuerlichen Leben mit seinen starren Denkstrukturen angepasst ist auch das umfangreiche Figuren-Ensemble des Romans, das stimmig geschildert wird in seiner derben, weitgehend freudlosen Lebenswirklichkeit. Innige Liebe, aber auch Herzeleid kommen nicht vor, alles ist streng rational begründet. Ehen sind wohl kalkulierte Zweckbündnisse mit einer streng hierarchischen inneren Struktur, die ungeschriebenen Gesetzen folgt und unumstößlich scheint. Nur Willems jüngerem Bruder und auch seiner Schwester gelingt es, einer lebenslangen Fron auf dem Bauernhof zu entfliehen, er selbst zerbricht daran.

Erzählt wird fragmental, in großen Zeitsprüngen, manchmal sogar über Jahrhunderte hinweg. Durch diese in 21 Kapiteln zeitlich vor und zurück wechselnde Erzählweise bringt der Autor Spannung in die ansonsten narrativ ja weitgehend abgearbeitete Thematik. Das Geschehen einer problematischen Vater-Sohn-Beziehung bleibt in dieser Zeitreise mit elf kunstvoll angelegten, parallelen Handlungs-Strängen immer leicht nachvollziehbar. Die eher nüchterne Sprache wird auch durch eine Fülle von alltäglichen Redensarten und Gemeinplätzen geprägt, was die Geschichte sehr realistisch, fast authentisch erscheinen lässt. Auch die Dialoge in diesem Familien-Epos sind durchweg stimmig, man fühlt sich beinahe dazugehörig als Leser und ist nicht nur Zaungast. Die nüchterne Erzählweise lässt allerdings die Figuren sehr blutarm erscheinen, man erfährt, was ihnen geschieht, ohne selbst mitzufühlen, und zu lachen gibt es ja sowieso kaum mal was im freudlosen Alltag der Dörfler aus Klein Ilsede.

Fazit: lesenswert

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Genre: Roman
Illustrated by Klett-Cotta Stuttgart

Falken

Vom Strippenzieher im Hintergrund

Auch für den zweiten Teil ihrer Cromwell-Trilogie mit dem Titel «Falken» hat Hilary Mantel 2012 wieder einen Booker-Prize verliehen bekommen, drei Jahre nach dem ersten Teil. Ein weiterer Riesenerfolg für die 2014 von der Queen zur Dame Commander des Order of the British Empire ernannte britische Schriftstellerin. Ein wenig erklärt diese altmodisch wirkende Adelstümelei auch die große Begeisterung der Briten für historische Stoffe, und ‹Dame Hilary› hat da mit ihren historischen Romanen unbestritten Maßstäbe gesetzt. Zumal der ebenso populäre wie berüchtigte Heinrich VIII. auch hier wieder den geschichtlichen Dreh- und Angelpunkt bildet, es geht mal wieder um seine Frauen.

Der englische König hat mit Rom gebrochen, die anglikanische Kirche gegründet und damit endlich seine Scheidung von Katharina von Aragon möglich gemacht. Seine zweite Frau Anne Boleyn und ihr familiärer Clan reüssieren nun bei Hofe, und Lordkanzler Thomas Cromwell, der all dies geschickt und intrigant eingefädelt hat, beginnt durch seine Skrupellosigkeit fast synchron zur neuen Königin ebenfalls einen allseits beneideten Aufstieg. Er wird einer der mächtigsten Männer im England des sechzehnten Jahrhunderts. Aber nachdem auch Anne dem König keinen männlichen Thronfolger schenkt, verliebt sich Heinrich VIII. bei einem Besuch auf dem Stammsitz der Familie Seymour in die stille Jane. Neben der Unfähigkeit seiner Frau, männliche Nachkommen zu gebären, für ihn also ein weiterer guter Grund, sich endlich von Anne zu trennen, er will nun unbedingt Jane Seymour heiraten. Wieder zieht Cromwell im Hintergrund die Fäden und bewirkt, dass Anne Boleyn wegen angeblicher Untreue und Hochverrat zum Tode verurteilt wird.

In der Zeit des Übergangs vom späten Mittelalter zur Renaissance angesiedelt, wird in diesem Roman das Panorama einer höfischen Gesellschaft beschrieben, deren Vorstellungen und Gedanken uns Heutigen völlig fremd erscheinen. Sich eng an die historische Wahrheit haltend beschreibt die Autorin minutiös ein unbekümmert herbei phantasiertes, fiktives Geschehen, das gleichwohl sehr real wirkt, nicht zuletzt auch durch seine sprachlich ‹heutigen› Dialoge. Neben ihrer beneidenswerten Fantasie ist dies insbesondere Hilary Mantels bewährtem Schreibstil zu verdanken. Sie erzählt nämlich konsequent im Präsens und erzeugt damit eine Gegenwart, in die man sich unmittelbar eingebunden fühlt als Leser, man ist quasi Zaungast des komplizierten höfischen und fast undurchschaubaren politischen Geschehens. Welches zudem dann auch noch spannend ist, denn selbst wenn man die Tudor-Geschichte in groben Zügen bereits kennt, kommen dank der akribischen Recherche der Autorin hier noch etliche weitgehend unbekannte Details ans Licht. Fern jeder Romantik und ohne psychologische Tiefenlotungen stattet sie zudem ihre sehr lebendig wirkenden Figuren mit viel Menschlichkeit aus und hält sich als Erzählerin unsichtbar im Hintergrund, wodurch ein fast reportageartiger Prosatext entsteht.

Ein Höhepunkt gekonnten Erzählens ist sicherlich die grausige Hinrichtung von Anne Boleyn, von der kein noch so winziges Detail unerwähnt bleibt, wahrlich nichts für empfindliche Gemüter. In ihrem Nachwort weist die Autorin auf die kontroversen Diskussionen über die näheren Umstände von Annes gewaltsamem Sturz hin und auf die eher spärliche und zudem auch noch unsichere Beweislage. Insbesondere aber geht es ihr um den einflussreichen und undurchschaubaren Sekretär des Königs. Im Nachwort schreibt sie dazu, sie versuche zu zeigen, «wie ein paar entscheidende Wochen aus Sicht Thomas Cromwells ausgesehen haben mögen», dem Strippenzieher im Hintergrund. Und weist mit dem Konjunktiv darauf hin, dass sie da wohl manches ergänzen musste. Ohne Zweifel ist der Königin des historischen Romans mit «Falken» wieder ein großes Werk gelungen. Die Begeisterung deutscher Leser dafür dürfte sich allerdings mangels spezifisch britischen Nationalgefühls in engen Grenzen halten.

Fazit: lesenswert

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Genre: Roman
Illustrated by DuMont

Geistige Wesen – Engel, Elementale und das Ätherische

 

Geistige Welt – materielle Welt: kein Gegensatz

Der Autor legt mit diesem ca. 160 Seiten umfassenden Büchlein eine kompakte Informationsquelle über diverse Arten von geistigen Wesen vor. Er berücksichtigt dabei immer auch die Überlieferungen, die Traditionen/ den Aberglauben, die Religionen und die Physik.

Den Inhalt kann ich aufgrund der Kompaktheit nur grob und auszugsweise zusammenfassen: Der Ursprung/die Quelle/die Gottheit hat sich gelangweilt und sich deshalb zersplittert, um Erfahrungen zu sammeln. Diese Splitter oder auch Abschnürungen sind die Seelen alles Belebten und die Engel. Die Abschnürungen der Engel wiederum sind die Natur- oder Elementarwesen. Die Elementarwesen könnten aber auch gefallene Engel sein, die auf der Erde etwas bewirken wollten (im positiven Sinne). Nur die Abschnürung und damit auch die Trennung vom Göttlichen ermöglicht Individualität, die von der Gottheit aufgrund der Erfahrungen gewollt ist. Das sei die sogenannte “Erbsünde”: “Sünde” kommt vom altnordischen “sunt” (das Gewesensein), das Geborensein trennt uns ab. Abgetrennt und damit in den Status der Individualität versetzt wird mithilfe des Erdäthers, der die trennende Haut bildet.

Auch Menschen bilden mit ihren (un)bewussten Bedürfnissen und Wünschen Abschnürungen: die Elementale. Diese laufen solange in ihrer (menschlichen Wunsch-)Programmierung, bis diese erfüllt bzw. die getrennten Seelenanteile wieder zurückgeholt werden. Deshalb sei es wichtig, was man sich wünsche. Man solle genau darüber nachdenken, was einem wirklich wichtig ist, weil sonst die Programmierung wie beim Zauberlehrling nach hinten losgehen könne. Das Karma könne man auch als Erlösung von Elementalen verstehen.

Die E-motion ist das, was hinausbewegt wird. Sie ist der Äther. Der Äther sei nach dem Dreiwelten-Modell die Welt, die die Objektwelt (das, was wir als Realität in der Inkarnation wahrnehmen) und die Paradieswelt (höhere Wirklichkeit, Ideenwelt) miteinander verbindet. Der Äther ist die Welt der Träume, der Bildekräfte und fluktuativen Wirklichkeit. Die Gefühle/Emotionen und die Wahrnehmung seien entwicklungsgeschichtlich deutlich älter als z.B. der Sehsinn oder gar der Verstand. Emotionen und Wahrnehmungen sind der Schlüssel für die Kommunikation über die Ätherwelt mit anderen Wesen.

Quanten, Teilchen, Wirbel – all dies wird vom Bewusstsein erzeugt. Überhaupt nehmen die Theorien der morphischen Felder und der Quanten einen guten Teil des Buches ein. Brönnle verweist auf und verbindet die verschiedenen Theorien auch gern miteinander. Die Wesen selbst seien eigentlich gar nicht voneinander getrennt, nur spüren sie diese Verbindung im inkarnierten Zustand nicht, es sei denn, man sei offen dafür und nutze den Äther. Für das Training dieser Offenheit bietet Brönnle verschiedene Übungen an.

Die Engel sind nach Brönnle unmittelbare Splitter oder Lichtstrahlen aus dem göttlichen Bewusstsein. Zudem ist ihre Funktion des Boten ihr Wesen. Wenn Naturwesen oder Engel auf der Erde wirken wollen, müssen sie ihr Bewusstsein auf einen Ort fokussieren, damit sie sich hier verankern können. Die (menschliche) Seele selbst ist umhüllt von verschiedenen Ätherhüllen, die sie schützen.

Brönnle betreibt auch Begriffsklärung: Die begriffe “Gott” oder “Teufel” z.B. stammen von “deva”: Das sind Naturwesen. Deva – devil; Deva – deus. Quarkse => Quarks als kleinste Einheiten, Zwerge. daimon = Geistwesen oder göttliches Wesen, Seele eines Toten im Griechischen, daimonion als höheres, überpersonales Etwas nach C.G. Jung; das chinesische Schriftzeichen steht für Dämon/Geist. Materie stammt von lateinisch “mater” = Mutter. Mutter Erde (Gaia) und die irdischen Mütter geben den Seelen eine Hülle, mit deren Hilfe sie Individualität ausüben und Erfahrungen machen können.

Brönnle geht auch ausführlich auf die verschiedenen Todes- und Jenseitsvorstellungen ein. Dabei stellt er z.B. heraus, dass Schlangen und Drachen Jenseitswege bzw. Portale ins Jenseits waren, bevor sie vom Christentum verteufelt wurden. Schlangen und Drachen gehören auch zum Göttinnenglauben, auf den der Autor ebenfalls eingeht und zeigt, dass  dieser vom Christentum geschluckt und negativ besetzt wurde. Er verwendet auch immer wieder Begriffe, die dem Weiblichen zugeordnet werden, z.B. gebären: Ein Engel oder ein Naturwesen gebiert sich in die Welt hinein. Merkwürdig nur, dass dann wieder das Bild des Menschen mit Ätherhüllen drumherum klassisch männlich dargestellt wird…

Das Buch selbst ist gut bebildert und trotz aller Theorien anschaulich und verständlich geschrieben, sodass man einen guten Überblick über all die Vorstellungen und ‘Theorien bekommt.

Fazit

Kompaktes und verständliches Buch über alles Geistige und Seelische, das die dies- und jenseitige Welt durchdringt, inklusive der religiösen, mythologischen und naturwissenschaftlichen Vorstellungen.


Genre: Sachbuch Esoterik
Illustrated by Neue Erde

The Hottest State – Hin und weg

„Hin und weg“ ist der erste Roman des Schauspielers Ethan Hawke, den man sowohl aus Action-Filmen als auch aus Liebes-Filmen kennt. Die „Before“-Trilogie von Regisseur Richard Linklater (bei Studiocanal gerade als solche im Bundle als BluRay und DVD erschienen) zeitigte auch ein neues Format mit Hawkes schriftstellerischem Lieblingsthema: Beziehungs-Kino. Ganz groß. In Cinemascope sozusagen. Auch zwei Buchdeckeln.

The Bitter End im Hottest State

Wahrscheinlich hat noch nie jemand so ehrlich über das „Thema Nr. 1“ in unser aller Leben, Beziehungen, geschrieben, wie Ethan Hawke. „Hin und weg“ ist sein erster Gehversuch in diese Richtung, der erstmals 1996 unter dem Originaltitel „The Hottest State“ erschien. 1997 erstmals auf Deutsch bei KiWi. Auch wenn der Romanautor sich beizeiten hinter dem Schauspieler William Harding, seinem Protagonisten, der auch in seinem vierten Roman „Hell strahlt die Dunkelheit“ (ebenfalls bei Kiepenheuer & Witsch 2021) wiederkehrt, versteckt. In „Hin und Weg“ ist er noch zarte 20 Jahre alt und lernt in einer New Yorker Bar im Bitter End (sic!) ausgerechnet am Ferragosto Sarah kennen. Seine erste große Liebe, die ihn in Bann schlägt. Jeder von uns kennt es. Aber noch niemand hat es mit so treffenden und aufregenden Worten beschrieben, was diese erste so verheißungsvolle Fantasie mit uns allen macht. In nur drei Monaten erlebt William sämtliche Höhen und Tiefen der ersten Liebe, den alles übertreffenden Irrsinn und den heftigsten Schmerz. Und natürlich auch die ganze Idiotie dahinter.

Hin und weg zwischen New York und Paris

„In Paris ging alles den Bach runter.“ Was in New York beginnt kommt in einem vorläufigen Höhepunkt, der Peripetie, in Paris zu einem jähen Ende. William muss aufgrund von Dreharbeiten dorthin und nimmt Sarah kurzerhand mit. Aber sie haben nur eine Woche Zeit, sich im Hotel de Nesle aufeinander abzustimmen. Denn dann muss William arbeiten und Sarah wieder zurück nach New York. Aber was in diesem Hotelzimmer in Saint Germain de Près, mitten in Paris, passiert, verändert ihrer beider Leben. Zumindest wollen sie, dass es ihr Leben verändert. Für immer. Doch als William nach seinen Drehtagen in Paris wieder nach New York zurückkehrt, hat Sarah sich verändert. William versucht sie mit einem Romeo-Monolog vor ihrer Wohnung zu beeindrucken, doch er macht sich mehr lächerlich als nützlich. In einem letzten Showdown lädt sie ihn dann an ihren Arbeitsplatz ein und zeigt ihm ihr Leben. Aber kann es jetzt noch zu einem Happy-End kommen? Ebenfalls bei Kiepenheuer & Witsch erschienen sind der zweite Roman und die „Regeln für einen Ritter“ (2010, dt.: 2016), ein Handbuch mit feinen Zeichnungen und einer bezaubernden Geschichte für die Helden unserer Tage.

Ethan Hawke
Hin und weg. Roman
Übersetzt von: Kristian Lutze
2016, KiWi-Taschenbuch, 240 Seiten
ISBN: 978-3-462-04962-6
Kiepenheuer & Witsch
9,99 €


Genre: Beziehungen, Bilderbuch, Gespräche, Große Liebe, Liebe, Philosophie, Roman
Illustrated by Kiepenheuer & Witsch Köln

Asterix und der Greif

Amazonen, Römer und ein rätselhafter Greif

Der römische Forscher Globulus erhält von Cäsar die Erlaubnis, nach dem legendären Greifen zu suchen. Eine gefangene Amazone soll die Forschertruppe zu dem Greifen führen. Zeitgleich sollen Asterix, Obelix und Miraculix ein Fässchen Zaubertrank dem Volk der Sarmaten bringen. Allerdings wohnen diese in eisiger Kälte und der Trank gefriert. Somit verliert er jede Wirkung. Zu allem Unglück ist die gefangene Amazone Kalaschnikowa die Lieblingsnichte des sarmatischen Schamanen – und sie weiß nicht, wo sich der Greif befindet. Denn das ist das Geheimnis der Schamanen. Aufgrunddessen schwebt Kalaschnikowa in Lebensgefahr. Asterix und Obelix beschließen, den Sarmaten zu helfen und brechen mit deren kriegerischen Frauen zu einer Befreiungsmission auf.

Aufeinanderprallen von Kulturen

Der neueste Asterix-Band (Band 39) bietet wie gewohnt eine Mischung aus Abenteuer und Humor. Das Abenteuer speist sich aus der Verfolgung der Römer und dem Aufeinandertreffen mit ihnen, und der Humor aus der Konstellation der römischen Kommandeure und dem Kulturschock, den Asterix und Obelix bei den Sarmaten erleben. Denn dort hüten zu 50% die Männer die Kinder, bleiben zuhause und erledigen den Haushalt, während die Frauen auf Kriegszüge gehen. Auch die Namen muten den Galliern und den Leser*innen weiblich an, heißen die Männer doch Terrine, Ötküsine, Gasturbine, Honigbine, Margarine usw. Dieser Rollentausch ist zwar sehr einfach gestrickt, trotzdem tut es gut, als Leserin einmal Männer umgeben von einer Kinderschar oder beim Geschirrspülen zu sehen, während die Frauen feiern oder Politik betreiben. Normalerweise ist das bei den Asterix-Abenteuern immer umgekehrt – Frauen werden von der Außenwelt (wie vom Rollenklischee gewollt) eher abgeschnitten und sind bei Festivitäten meist dazu da, den Männern zu servieren anstatt mitzufeiern. Diesmal bezweifeln die Amazonen, dass Männer in der Lage sind, diplomatisch zu sein oder Krieg zu führen – was Asterix ärgert. Er fühlt sich in seiner Männlichkeit nicht ernstgenommen, was wiederum mindestens ein Schmunzeln bei weiblichen Lesern auslösen dürfte, da normalerweise Frauen nicht ernstgenommen werden. Die Haltung dieser Frauen ist auch dementsprechend offen und selbstbewusst, wenig “weiblich” und schon gar nicht geduckt. Allerdings greifen auch hier Klischees: Das Aussehen ist trotz aller Körperunterschiede der Frauen attraktiv. Man(n) will anscheinend auch bei älteren Frauen nicht die Natur und die Diversität walten lassen, während im Gegensatz dazu die Männer alles andere als hübsch anzuschauen sind.

Fazit

Humor- und schwungvolles Abenteuer in bewährter Asterix-Manier, diesmal aber mit vertauschten Rollenklischees.


Genre: Comic
Illustrated by Egmont Ehapa Media