Du stirbst nicht

Mit ihrem autobiografisch inspirierten Roman «Du stirbst nicht» hat die Schriftstellerin Kathrin Schmidt auf eindrucksvolle Art verdeutlicht, wie entscheidend das Sprachvermögen für die menschliche Existenz ist. Ihre 2009 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnete Geschichte wird ungeschönt aus der Innenperspektive ihrer Protagonistin erzählt, die nach einer Hirnblutung auf der Intensivstation aufwacht und nicht mehr sprechen kann, auch fehlt ihr jedwede Kontrolle über den Körper, in den ihr Geist hilflos eingeschlossen ist.

Helene ist Schriftstellerin, 44 Jahre alt, verheiratet und hat fünf Kinder. «Es klappert um sie herum» heißt es im ersten Satz, sie ist aus dem Koma erwacht und hört Geräusche. In einem mühsamen Genesungsprozess gewinnt sie allmählich nicht nur ihre Erinnerung zurück, sondern zunächst recht bruchstückhaft auch die Sprache. Ihr Alltag in der Klinik ist voll ausgefüllt mit Terminen für diverse Therapien, langsam kann sie dabei auch die körperlichen Funktionen reaktivieren, nur der rechte Arm macht kaum Fortschritte und bleibt fast unbeweglich. Mit dem Rollstuhl und später mit dem Rollator gewinnt sie teilweise auch ihre Bewegungsfreiheit zurück. Matthes, ihr Mann, pflegt sie aufopferungsvoll und sorgt dafür, dass sie nach sechs Wochen die Klinik verlassen darf. Der Roman endet sibyllinisch damit, dass sie sich, zu Hause angekommen, im Wohnzimmer neben Matthes setzt: «‹Ich sterbe›, sagt sie ruhig. ‹Du stirbst nicht›, sagt er ruhig».

Ausführlich wird in allen – auch unerquicklichen – Details der Genesungsprozess geschildert, in Rückblicken erzählt der Roman aber auch von Helenes Ehe. Matthes hatte früher mal eine Affäre mit ihrer besten Freundin, die jedoch nach sechs Wochen schon beendet war. Helene hingegen war vor einiger Zeit in heiße Liebe zu Viola entbrannt, einer Transsexuellen, die sich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen hat. Diese lesbische Beziehung, darüber war sie sich nach vielen Monaten jedoch klar geworden, konnte zu nichts führen, zu stark waren doch ihre Bindungen an Matthes. Sie hatte sich deshalb wieder von Viola getrennt und nur noch sporadisch per E-Mail Kontakt mit ihr. Helene ist Schriftstellerin und hat kurz vor dem Schlaganfall einen Roman beendet, der noch nicht erschienen ist. Als ein Freund sie bittet, für ein neues Buch über Georg Büchners «Lenz» ein Geleitwort zu schreiben, sagt sie zu, ohne zu wissen, ob sie dazu sprachlich überhaupt noch in der Lage ist. Aber es gelingt ihr nach einigen mühsamen Versuchen tatsächlich doch, sie ist hocherfreut.

Es ist das Besondere dieses Romans einer Neuaneignung der Welt, dass er sehr authentisch und ungeschönt aus der Innenperspektive der Protagonistin erzählt wird, wobei Kathrin Schmidt eine recht einfach strukturierte Sprache für ihr Albtraum-Szenario benutzt. Sie schildert ihre beklemmende Leidensgeschichte aus der Vorhölle menschlichen Lebens nüchtern und völlig unpathetisch, wodurch diese schon fast analytische Selbstwahrnehmung sehr wahrhaftig erscheint. Weniger gekonnt und überzeugend aber sind die mutmaßlich fiktionalen Ergänzungen, ob das nun die Ehegeschichte mit Matthes ist oder die zeitweise Affäre mit der transsexuellen Viola, einer lebenslustigen Intellektuellen, die in prekären Verhältnissen lebt und überraschend Suizid begeht. Das wirkt denn doch arg konstruiert! Erstaunlich auch, wie wenig die Kinder in die Erzählung einbezogen werden und wie wenig man letztendlich über die Schriftstellerei von Helene erfährt. Dieser Roman ist mit seiner radikalen Intimität nichts für hypochondrisch veranlagte Leser, zuweilen trifft er sprachlich auch regelrecht daneben, was wohl der lyrischen Ader der Autorin anzulasten ist, ein Beispiel davon ist am Ende zu lesen. Eine Lektüre ist also auch nur bedingt zu empfehlen, nirgendwo sonst jedoch wird die Kausalität von Sprache und Identität so überzeugend thematisiert, wird das Menetekel einer Aphasie so eindringlich heraufbeschworen wie hier.

Fazit: mäßig

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Genre: Roman
Illustrated by Kiepenheuer & Witsch Köln

Ausgewählte Texte

Seltsam. Der Titel dieses mit reifen Erdbeeren bedruckten Buches besteht aus lediglich zwei Zeilen mit insgesamt zwölf Punkten. Und ebenso ungewöhnlich wie der geheimnisvolle Titel ist auch der Inhalt dieser Sammlung.

Mit den zur Veröffentlichung ausgewählten Texten in Lyrik und Prosa wird die Wiederentdeckung mit einem nahezu vergessenen Autor ermöglicht, dem eine Renaissance zu wünschen wäre:

Underground-Autor Richard Brautigan.

 

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Genre: Kurzprosa, Lyrik, Underground
Illustrated by Hoffmann und Campe

Metropol

Geistige Wegbereiter der DDR

Acht Jahre nach seinem erfolgreichen Debütroman ist nun von Eugen Ruge mit «Metropol» ein Prequel erschienen, der nach dem berühmten Moskauer Hotel benannte Roman geht seiner DDR-Saga zeitlich voraus und behandelt die stalinistischen Säuberungen von 1936/37. Die Erzählung wird durch einen Prolog eingeleitet, in dem der in Russland geborene Autor berichtet, auf welch unglaublich kompliziertem Weg er zu den Kopien der Kaderakte seiner Großmutter Charlotte gekommen ist, 246 Blatt handschriftlich durchnummeriert, als ‹Streng geheim› klassifiziert und mit ‹Aufgehoben› übergestempelt. Diese Unterlagen sind Grundlage seiner Geschichte, über deren auf Fakten beruhenden und fiktional kräftig angereicherten Erzählstoff er im Klappentext erklärt: «Die wahrscheinlichen Details sind erfunden, die unwahrscheinlichsten aber sind wahr». Und das trifft auch gleich auf den Prolog zu, in dem man auf knapp vier Seiten beispielhaft ablesen kann, woran der Kommunismus letztendlich gescheitert ist, – an seiner grotesken Bürokratie nämlich, der Charlotte ihr eher unwahrscheinliches Überleben verdankt.

Auf der Flucht vor den Nazis ist die überzeugte, linientreue Kommunistin mit ihrem Lebensgefährten Wilhelm nach Moskau emigriert, sie ist dort unter dem Decknamen Lotte Germaine für den Nachrichtendienst der Komintern tätig, der Weltorganisation der kommunistischen Parteien, und Wilhelm arbeitet als Agent für deren Geheimdienst. Als während der stalinistischen Säuberungen einem ihrer Bekannten als Volksfeind der Prozess gemacht wird, geraten auch sie ins Visier des NKWD, der allmächtigen, an kein Gesetz gebundenen politischen Polizei. Sie werden vom Dienst suspendiert, müssen ihre Wohnung verlassen und werden ins Hotel Metropol eingewiesen. Dort verbringen sie wartend 477 Tage, ohne Verhör, ohne Anklage, ehe dann völlig überraschend ihre Ausreise nach Frankreich verfügt wird. Neben Charlotte gibt es mit Hilde, der ersten Frau von Wilhelm, die als Sekretärin arbeitet für einen hohen Funktionär mit direktem Draht zu Stalin, einen abwechselnd erzählten zweiten Handlungsstrang. Hilde hat Charlotte denunziert, hat jedoch weniger Glück als sie. In größeren Abständen wird in einem dritten Strang schließlich von Wassili Wassiljewitsch Ulrich erzählt, dem mächtigen Vorsitzenden der Moskauer Schauprozesse, der während dieser Terrorzeit mehr als 30.000 Todesurteile unterzeichnet hat.

Letzteres erfährt man aus dem Epilog, diesem zusammen mit dem Prolog außerhalb des Romans stehenden Rahmentext, wo näher erläutert wird, wie das Buch entstanden ist, welche Ergebnisse die umfangreiche Recherche von Eugen Ruge erbracht hat und welches Schicksal die einzelnen Figuren dann tatsächlich erlitten haben, soweit das bekannt geworden ist. Der Fokus jedoch liegt auf Charlotte, der dreizehn von zwanzig Kapiteln des Romans gewidmet sind. Die eineinhalb Jahre im Hotel Metropol, in dem auch der Richter Ulrich residiert, erscheinen als beklemmende Zeit voller Angst und böser Ahnungen, niemand traut mehr irgendwem, man bespitzelt sich gegenseitig und denunziert den anderen, es herrscht grenzenlose Willkür. In der kommt es dann auch zu unkalkulierbar grotesken Zufällen, wie das aus einer Laune heraus gefällte Todesurteil für Hilde exemplarisch belegt.

Der Mikrokosmos der Hotels Metropol, in dem kurzzeitig auch Lion Feuchtwanger als willfähriger Prozessbeobachter direkt neben Charlotte und Wilhelm wohnt, wird hier atmosphärisch dicht, aber leider nicht ganz klischeefrei beschrieben. Besonders aufschlussreich sind die Passagen, in denen die Psyche der diversen Akteure mit ihrer ständigen Angst, vielleicht als nächster abgeholt zu werden, durchaus stimmig geschildert wird, oft im Stil der erlebten Rede. Eugen Ruge füllt hiermit eine Lücke, die deutschen Kommunisten in Moskau als geistige Wegbereiter der DDR werden literarisch hierzulande ja eher selten thematisiert. Insoweit ist dieser Roman wichtig und als bereichernde Lektüre unbedingt zu empfehlen.

Fazit: lesenswert

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Genre: Roman
Illustrated by Rowohlt

Mobbing Dick

Satire über Schweizer Bankster

Mit «Mobbing Dick» hat der Schweizer Schriftsteller und Werbetexter Tom Zürcher seinen vierten Roman veröffentlicht, der 2019 auf die Longlist für den deutschen Buchpreis gewählt wurde, also unter die letzten 20 von 203 eingereichten Romanen. In den Printmedien wurde das Buch jedoch ignoriert, von den namhaften Feuilletons erschienen keine Rezensionen, und auch die Laienkritiken bei den Versandhändlern fallen wenig euphorisch aus, wenn man die üblichen anonymen Claqueure mal unberücksichtigt lässt. Ein miserabler Roman also?

Dick Meier beißt in seinen Arm hinein, bis er zum Arzt muss. Als Motiv für seine Selbstverstümmelung nennt er das immer trockener werdende Jurastudium, das immer enger werdende elterliche Reihenhäuschen, «ich kriege keine Luft mehr». «Und beißen hilft?» fragt der Arzt, und was er denn tun würde, wenn er so leben könnte, wie er will. «Aufhören zu studieren, einen Job suchen und zuhause ausziehen», ist seine Antwort. Und weiter liest man: «Vielleicht sollte er das tun, meint der Arzt. Schon seinem Arm zuliebe». Trotz fehlender Qualifikation bekommt Dick einen Job bei der Schweizerischen Bankanstalt, legt dort eine Blitzkarriere hin und mietet sich eine deutlich überteuerte Wohnung in einem üblen Viertel Zürichs. Schnell merkt er jedoch, dass sein Job ein neues Gefängnis für ihn geworden ist, in der ominösen Bank geht es drunter und drüber, Amerikaner kaufen sie auf und vergrößern das Chaos noch mehr. Auf wundersame Weise aber übersteht Dick alle Rückschläge, sein mehrmals drohender Rausschmiss verwandelt sich urplötzlich in eine Beförderung, er fällt immer wieder die Treppe rauf statt runter. Unmerklich aber entwickelt sich sein Dauerstress allmählich zu einem veritablen Burnout, seine Persönlichkeit spaltet sich Jekyll-und-Hyde-mäßig in den braven ‹Dick› und den bösen ‹Mobbing Dick›, der seine Kollegen tyrannisiert. Das Ganze mündet in einen brutalen Showdown und endet in der Psychiatrie.

Der hier kurz skizzierte Plot wird chronologisch im Präsens, zwischen beruflichem und privatem Handlungsstrang wechselnd, und in einem ganz eigenen Duktus erzählt, der temporeich und journalistisch knapp stets schnell ohne Umwege direkt auf den Punkt kommt. Stilistisch einer Slapstick-Komödie vergleichbar werden hier grotesk-komische verbale Gags am laufenden Band geliefert, die in ihrer unbedarften Naivität die Lachmuskeln des Lesers ständig strapazieren. Besonders in den oft pingpongartigen Dialogen läuft dieser Stil, in dem hoch komprimiert die sprachliche Treffsicherheit des Werbetexters Tom Zürcher zum Tragen kommt, zur Höchstform auf. Dick erzählt den Eltern zum Beispiel, der neue Name seiner Bank stamme von ihm, die Mutter bedauert jedoch die Umbenennung: «Aber Honey, das ist doch von Dick. / Was? / Swiss American Bank. Hat unser Sohn erfunden, hat er doch erzählt. / Oh, stimmt, sagt Mutter. Wie viel bekommst du dafür? / Einen Franken, sagt Dick. / So wenig? / Für jedes Mal, wenn der Name in den Medien auftaucht. / Mutter tätschelt seine Hand und Vater zählt mit, wie oft der Sprecher Swiss American Bank sagt. Nach den Nachrichten ist Dick sieben Franken reicher».

Der Romanheld ist ein Hans-im-Glück, der immer wieder an der Tücke des Objekt zu scheitern droht, an dem letztendlich aber doch jedes Missgeschick völlig wirkungslos abprallt. Seine schlagfertigen, lakonischen Äußerungen verblüffen und erzeugen zusammen mit seinen unbekümmert naiven Gedanken und sinnfreien, irrealen Handlungen eine aus dem Grotesken resultierende Situationskomik. Als Parabel auf die Gesellschaft wird hier auf ungemein lustige Weise mit überbordendem Sprachwitz der Weg vom naiven Muttersöhnchen zum gemeingefährlichen Psychopathen beschrieben und so ganz nebenbei auch das Milieu der geheimniskrämerischern Schweizer Großbanken genüsslich auf die Schippe genommen. Allein das schon macht diese Satire über die skrupellosen «Bankster» der Alpenrepublik lesenswert!

Fazit: lesenswert

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Genre: Roman
Illustrated by Salis Verlag Zürich

Hier sind Löwen

Hic sunt leones

In ihrem dritten Roman «Hier sind Löwen» beschreibt Katerina Poladjan, in Moskau geborene Schriftstellerin mit armenischen Wurzeln, eine Spurensuche ihrer autobiografisch inspirierten Protagonistin. Die Autorin selbst hatte 2015 eine Reise in die Heimat ihrer Vorfahren unternommen, aus der das SWR2-Feature «Zwischen Aragaz und Ararat» entstanden ist. Der ins Deutsche übersetzte Titel ihres Romans bezieht sich auf den in antiken Landkarten verwendeten Hinweis «Hic sunt leones» für unerforschte Gebiete. Hier im Roman weist er auf die Leerstellen in der Familiengeschichte einer Buchrestauratorin ebenso hin wie auf die unzureichende Aufarbeitung des Genozids am armenischen Volk. Der Großvater der Autorin hatte diese von vielen Türken bis heute geleugneten Massaker als Kind überlebt.

Helen Mazavian, eine deutsche Buch-Restauratorin, deren Vorfahren aus Russland und Armenien stammen, reist in die armenische Hauptstadt Jerewan, um dort im Archiv für Handschriften ein dreihundert Jahre altes Evangeliar zu restaurieren und die traditionelle Buchbindekunst zu studieren. Man erfährt wenig über sie, häufig telefoniert sie mit ihrem Freund in Deutschland, die Beiden scheinen engstens miteinander vertraut zu sein, was Helen aber nicht hindert, schnell mal mit dem Sohn der Archiv-Leiterin ins Bett zu gehen. Der tritt gelegentlich als Jazzmusiker in einem Club auf und ist, wie sie später erfährt, Offizier der armenischen Streitkräfte, ein Musikstudium in Moskau hatte er, sehr zum Verdruss seiner Mutter, entschieden abgelehnt. «Mein Sohn sagt, er muss für ein starkes und unabhängiges Armenien kämpfen, aber er kämpft gegen Windmühlen, denn wer wirklich in Bergkarabach kämpft, das sind die Russen, die Türken und die Amerikaner, wir sind nur die Marionetten» schimpft sie.

In ihrem Evangeliar findet Helen viele handschriftliche Einträge, Familienbibeln wurden früher oft mit solchen persönlichen Anmerkungen versehen, und ihre Kollegen helfen ihr gern beim Entziffern und Übersetzen. Eine dieser Randnotizen lautet: «Hrant will nicht aufwachen. Mach, dass er aufwacht». Dieses «Mach» ist eine verzweifelte Bitte an Gott und Inspiration für einen zweiten Handlungsstrang. Im ständigen Wechsel nämlich und in kurzen Szenen wird der Spurensuche in der Jetztzeit die märchenartige Geschichte zweier Kinder gegenübergestellt, die 1915 als einzige aus ihrer Familie den Pogromen entkommen sind und mit einem in Leder eingeschlagenen Evangeliar herumirren, das Helen nun hundert Jahre später zu restaurieren hat. Dieser historische Handlungsfaden bewirkt eine ständige, unheilvolle Präsenz des ‹Aghet›, wie die Armenier die Katastrophe des Völkermords bezeichnen. Angeregt durch den Auftrag ihrer Mutter, ihren Aufenthalt in Jerewan doch auch zu nutzen, um nach familiären Spuren zu suchen, vor Ort inspiriert zudem noch durch ein aufkommendes Heimatgefühl, lässt Helen nichts unversucht, trifft viele hilfsbereite Menschen, ohne aber letztendlich Klarheit über ihre Herkunft zu bekommen. Nur ihr Evangeliar ist am Ende fertig geworden, sie zeigt es stolz ihrem Freund, der ihr nachgereist ist, um sie nach Hause zu holen, im Institut legt sie in seinem Beisein letzte Hand an die komplizierte Bindung.

Es bleibt vieles offen in diesem fragmentiert erzählten, poetischen Roman, dessen Protagonistin seltsam entrückt wirkt und deren Psyche sich allenfalls in den stimmigen Dialogen ein wenig erschließt. Ziemlich verwirrend ist zudem die ausufernde Fülle von Figuren. Der hart an Kitsch grenzende, gefühlsbetonte Plot ist denn doch zu weit hergeholt, was seine durch das Evangeliar arg willkürlich verknüpften beiden Handlungsstränge anbelangt. Das Ganze wird zudem geradezu pathetisch erzählt selbst in den durchaus bereichernden Passagen, in denen das genuin Handwerkliche des alten Volksevangeliars beschrieben wird. «Hic sunt leones» gilt letztendlich also auch für die vielen Leerstellen dieses Romans, der sich allzu sehr auf das rein Atmosphärische stützt!

Fazit: miserabel

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Genre: Roman
Illustrated by Fischer Verlag

Die Abtreibung

Eine kafkaeske Bibliothek

Der amerikanische Schriftsteller Richard Brautigan hat seinem Roman «Die Abtreibung» den Untertitel «Eine historische Romanze 1966» hinzugefügt und damit gleich auch das Erscheinungsjahr genannt. Nach seinem Freitod in Vergessenheit geraten, wurden seine ironischen, pessimistisch gefärbten Werke später auch in Deutschland wiederentdeckt und neu verlegt, so auch der vorliegende Liebesroman mit seinem verstörenden Titel. Weiterlesen


Genre: Roman
Illustrated by Kartaus Verlag

Kaffee und Zigaretten

In »Kaffee und Zigaretten« sammelt Ferdinand von Schirach 48 Gedankenschnipsel. Diese könnten aus Tagebüchern stammen oder als kurze Beobachtungen aufgezeichnet worden sein.

Ferdinand von Schirach polarisiert mit seinem übersichtlichen Kaffeehaus-Büchlein. Ob er sich darin als »großartiger Erzähler« (New York Times) oder als »außergewöhnlicher Stilist« (Independent) zeigt, mag dahingestellt bleiben. Die in dem Band versammelten kurzen Notizen und Betrachtungen, Aperçus und Erzählungen hinterlassen einen flüchtig-schalen Eindruck. Weiterlesen


Genre: Kurzprosa
Illustrated by Luchterhand

Die Mittagsfrau

Literarisches Tabuthema

Mit dem Roman «Die Mittagsfrau» hat die Schriftstellerin Julia Franck im Jahre 2007 ihren größten Erfolg erzielt, er wurde mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet, bevölkerte die Bestsellerlisten und wurde in viele Sprachen übersetzt. Die Rezeption im Feuilleton und in der Leserschaft war jedoch auffallend widersprüchlich und wurde emotional sehr heftig ausgetragen, sowohl was die verstörende Thematik anbelangt als auch deren narrative Umsetzung. Der Buchtitel verweist auf einen slawischen Naturgeist, der während der Erntezeit mittags erscheint und den Menschen den Verstand verwirrt, ein Motiv, das schon Antonín Dvořák zu seiner Sinfonischen Dichtung ‹Die Mittagshexe› inspiriert hatte. Im Interview hat die Autorin erklärt, es gäbe in ihrer Familie eine «Begebenheit», die sie als Anlass genommen habe, diese rein fiktionale Erzählung zu schreiben.

Klammerartig erzählt Julia Franck im Prolog, wie die Protagonistin Helene ihren siebenjährigen Sohn Peter im Chaos der Nachkriegszeit auf der Flucht an einem Umsteige-Bahnhof auffordert, er solle hier auf sie warten, während sie Fahrkarten kaufen geht. Sie kehrt aber nicht wieder zurück, sie hat ihr Kind einfach ausgesetzt. Im Epilog besucht sie ihren Onkel auf seinem Hof bei Rostock, die Adresse hatte sie dem Jungen neben weiteren Unterlagen in seinen Koffer gelegt, und tatsächlich ist er dort auch untergekommen. Peter versteckt sich, als sie zehn Jahre später erstmals zu Besuch kommt, Peter will sie nicht sehen, nie mehr! Und so reist sie nach wenigen Stunden unverrichteter Dinge wieder ab.

In drei Kapiteln wird das Leben von Helene erzählt, beginnend Anfang des Jahrhunderts in Bautzen als jüngste Tochter eines wohlhabenden Druckers, der im Ersten Weltkrieg ein Bein verloren hat und nach der Rückkehr an seiner Verletzung elendig zugrunde geht. Die Mutter ist Jüdin, hat vier Söhne bei der Geburt verloren, ist seither geistig verwirrt, neigt zu Tobsuchtsabfällen und schließt sich in ihr Zimmer ein, will ihren sterbenden Mann nicht mehr sehen. Helene und ihre neun Jahre ältere Schwester, die die Druckerei aufgeben müssen, ziehen auf Einladung ihrer wohlhabenden Tante Fanny zu ihr nach Berlin und geraten dort in die Boheme der ‹Goldenen Zwanziger› mit rauschenden Festen, Alkohol, Sex und Drogen. Helene findet ihre große Liebe, die nach dreijähriger Verlobungszeit, – während der sie, weil sie studieren will, heimlich eine Abtreibung vornimmt -, dann aber plötzlich tragisch endet. Nach Jahren tiefster Depressionen heiratet sie rein vernunftgesteuert einen Ingenieur, der in der Nazizeit Karriere macht, sie aber verlässt, als sie schwanger wird. Während des Zweiten Weltkriegs schlägt sie sich allein durch und arbeitet aufopferungsvoll als Krankenschwester, wird nach Kriegsende in Stettin von Russen vergewaltigt und versucht, dem Chaos durch Flucht nach Berlin zu entkommen, – beim Umsteigen lässt sie ihren Sohn schließlich am Bahnsteig allein zurück.

Der hier nur knapp skizzierte Plot dieses Gesellschaftsromans enthält neben dem Fanal einer Kindsaussetzung eine Fülle von Motiven. Es geht vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte um moralische Fragen, um die eigene Identität, Adoleszenz-Probleme, weibliche Emanzipation, Konflikte der Mutterschaft, emotionale Bindungen, Judenverfolgungen und anderes mehr. Daraus resultierend ergibt sich fast zwangsläufig eine konträre, erbittert geführte Debatte, der Roman selbst gibt keine Antworten und überlässt die Deutungen dem Leser. Erzählt wird diese thematisch breit angelegte Geschichte in einer nüchternen, einfachen Sprache, die zuweilen etwas geziert wirkt. Die Figuren sind stimmig gezeichnet auch in ihren inneren Widersprüchen, allerdings werden diverse Klischees bedient, besonders was die kolportagehaften Boheme-Passagen in Berlin betrifft oder Helenes Liebesgeschichte mit ihren gestelzten Dialogen. Gleichwohl, dieser lesenswerte Roman behandelt verdienstvoll ein nicht nur literarisches Tabuthema.

Fazit: lesenswert

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Genre: Roman
Illustrated by Fischer Verlag

Johnny und Jean

Phantasiekompetenz gefragt

In ihrem zweiten Roman «Johnny und Jean» thematisiert die österreichische Schriftstellerin und bildende Künstlerin Teresa Präauer auf satirische Art die zeitgenössische Kunstszene. Der Buchtitel erinnert an berühmte chaotische Paare wie ‹Jules und Jim›, nur dass hier die Dramatik fehlt, Johnny und Jean sind harmlose Kunststudenten auf dem Weg zum Ruhm. «Mach gute Kunst» ist das Motto, aber genau das ist bekanntlich leichter gesagt als getan und wirft in der bildenden Kunst, wie der Klappentext aufzählt, nebenbei viele urkomische Fragen auf, mit denen niemand gerechnet hat.

Bei Studienbeginn an der Kunsthochschule trifft Ich-Erzähler Johnny seinen Schulkameraden Jean wieder, der ihm durch einen Salto vom Dreimeterbrett schon als Schüler imponiert hat. Auch im Studienbetrieb wird Jean schnell zu einer Führungsfigur, er wird von allen bewundert, ist den Kommilitonen immer voraus, ein selbstbewusster, kreativer Machertyp. Johnny hingegen ist Außenseiter, ein Zauderer und Tagträumer, der ideenlos stundenlang vor dem leeren Blatt sitzt. Er beschäftigt sich lieber mit Max Doerners Materialkunde, fertigt sechs Rahmen, zieht Leinwand auf, grundiert sie, – und dann kommt Jean und nimmt sie einfach alle mit. Während Jean am Kunstmarkt reüssiert, verrückte Kunstaktionen inszeniert, eigene Ausstellungen hat und seine Werke auch verkaufen kann, arbeitet Johnny immer mit dem gleichen Motiv. Schon an der Kunsthochschule hatte er sich mit seinen realistisch gemalten Fischen beworben und wurde auch erst im zweiten Anlauf angenommen, seither ist ihm nichts anderes mehr eingefallen. Sinniger Weise ist es dann ein Abfüller von Mineralwasser, der schließlich drei seiner sonst unverkäuflichen, «zart getuschten» Fischbilder erwirbt.

«Ich stelle mir vor, wie ich als junger Bub auf dem Land lebe» heißt es im ersten Satz, eine latent vorhandene Fantasie überdeckt das Wenige, was Realität sein könnte in diesem Künstler-Roman, der narrativ typische Stil des unzuverlässigen Erzählens. Die erforderliche Vorstellungskraft wird hier auf die Spitze getrieben, in vielen Szenen und Gesprächen bleibt der Wahrheitsgehalt fraglich, alles könnte auch irreal sein, und meist ist es für den Leser auch nicht möglich, eindeutig zu erkennen, was nur satirisch gemeint ist. Teresa Präauer dürfte als Autorin eigene Erfahrungen und Interna aus dem Kunstbetrieb in ihre Geschichte eingebaut haben, was den Text durchaus authentisch erscheinen lässt. Wenn der Held plötzlich mit Salvador Dalì spricht, wird allerdings klar, dass er fantasiert. Auch Marcel Duchamp mischt sich dann ein, und als Johnny ihn aufklärt, dass nach der Definition von Joseph Beuys jeder ein Künstler sei, fragt der zurück: «Beuys, wer ist der Kerl?» Alles was passiert in diesem surrealen Roman ohne erkennbare Handlung basiert allein, um ein wunderbar passendes Kompositum der Autorin zu benutzen, auf der «Phantasiekompetenz» seiner Leser. So findet die Initiation des Helden zum Beispiel in einen Museum von Kopenhagen statt, in einer Video-Blackbox mit Werken von Pipilotti Rist, wo Johnny von einer unbekannten Frau, die dort als einzige plötzlich neben ihm sitzt, völlig überraschend rittlings vernascht wird. Es lebe die Fantasie!

Erzählt werden die teils abstrusen Begebenheiten und wirren Dialoge der Kunstjünger, mit netten Anekdoten angereichert, in knappen Sätzen, oft im Jargon der Kunstwelt. Es gibt allerdings keinerlei Steigerung, keine überraschenden Wendungen, alles plätschert gleichförmig dahin und führt letztendlich auch zu nichts. Die farblosen Figuren sind eher emblematisch angelegt, sie bleiben unverbunden Solitäre der Kunstszene. Das permanente «Namedropping» in den Dialogen der Figuren kennzeichnet, durchaus selbstironisch, auch diesen verspielten Roman selbst, wirkt aber allmählich dann doch arg aufgesetzt. So winkt als Lesefrucht allenfalls eine Bereicherung des eigenen Kunstwissens, das im Plot angelegte psychische Konfliktpotential bleibt ungenutzt.

Fazit: miserabel

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Genre: Roman
Illustrated by Wallstein Göttingen

Bungalow

Manischer Erzählfuror

In ihrem dritten Roman «Bungalow» hat die Schriftstellerin Helene Hegemann wohl vorsorglich im Anhang vier Quellen benannt und zwei davon als inspirierend bezeichnet. Untrennbar mit ihrem Namen nämlich ist der Buchtitel «Axolotl Roadkill» verbunden, ihr aufsehenerregender Debütroman von 2010. Aufsehenerregend einerseits deshalb, weil die damals Achtzehnjährige auf Anhieb einen originären Bestseller geschrieben hatte, andererseits aber auch wegen der heftigen Plagiatsdebatte, die er wegen falsch verstandener Intertextualität auslöste. Originär ist dieser neue Roman ebenfalls, eine dystopisch gefärbte Coming-of-Age-Geschichte aus dem Prekariat einer ungenannten deutschen Großstadt, die es 2018 immerhin auf die Longlist des deutschen Buchpreises geschafft hat. Und es finden sich auch hier wieder bekannte Motive der Autorin, die Wehrlosigkeit eines Mädchens in der Adoleszenz und ihr verzweifeltes Bemühen um Autonomie inmitten des Chaos, das sie umgibt.

Die zwölfjährige Charlotte, von allen nur Charlie genannt, lebt mit ihrer alkoholkranken Mutter in einer heruntergekommenen Mietskaserne. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich eine Bungalowsiedlung mit Bewohnern aus dem gehobenen Mittelstand, ein krasser sozialer Kontrast direkt vis-a-vis, den sie vom Balkon aus täglich vor Augen hat. Besonders ein neu dort eingezogenes Schauspielerpaar erweckt Charlies Neugier, sie fühlt sich unwiderstehlich zu den Beiden hingezogen. In weiten Teilen des Romans schildert Charlie als Ich-Erzählerin ihren Alltag zwischen Schule und der total verwahrlosten Wohnung, ein Leben am äußersten Rande der Gesellschaft, in dem sie oft tagelang hungern muss, weil schon Mitte des Monats das Geld alle ist. Sie traut sich auch nicht, ihre Freunde aus der Schule einzuladen in die total versiffte Wohnung, und bewundert andererseits, wie vergleichsweise luxuriös ihr Freund Iskender wohnt, bei dem sie manchmal zum Essen eingeladen ist. Der wendet sich dann auch entsetzt von ihr ab, als er einmal einen alkoholbedingten Gewaltausbruch der Mutter miterlebt. Am Ende des Romans ist Charlie als Siebzehnjährige mit Georg und Maria, dem Paar aus dem Nachbar-Bungalow, eng befreundet, eine zuletzt dann auch sexuelle Beziehung, die schon im Eingangskapitel vorweggenommen wird.

Mit beklemmenden Szenen beschreibt Helene Hegemann in ihrem verstörenden, in der nahen Zukunft angesiedelten Gesellschaftsdrama eine aus den Fugen geratene Welt extremer sozialer Unterschiede. Aus dem Blickwinkel der Underdogs zeigt sie ohne Larmoyanz nüchtern auf, was ist, ohne es deuten oder gar erklären zu wollen. In der eisigen sozialen Kälte erweist sich die jugendliche Heldin als kämpferisch und zäh, sie lässt sich nicht unterkriegen, auch wenn sie oft am Ende zu sein scheint. Rasant wechseln sich groteske Szenen der Gewalt und der moralischen Verrohung ab, eingebettet in eine voyeuristische Medienlandschaft ohne Skrupel. Neben aller verbal ausgebreiteten Brutalität entstehen aber auch schöne aphoristische Bilder, so hält Charlie trotz allem immer wieder zu ihrer am Ende in die Psychiatrie eingewiesenen Mutter, treu und unbeirrt wie einst Petra, der schwarze Schwan vom Aasee bei Münster, zu seinem Schwanen-Tretboot.

Der sprachlich originelle, scheinbar manische Erzählfuror der Autorin produziert hier zuweilen slapstickartig groteske Bilder voller apokalyptischer Verheerungen, ein fast schon brutaler, sezierender Realismus als Fanal nicht abreißender, sozialer Verstümmelungen. Zweifellos misslungen ist das, was im Klappentext als «ihre erste große Liebe» bezeichnet wird, und absolut entbehrlich, sogar eher irritierend sind die vage angedeuteten dystopischen Elemente, denn all das, was erzählt wird, ist auch im Hier und Heute denkbar. Hinzu kommt die fehlende Stringenz, es gibt nichts, wohin dieser misanthropische Roman den Leser führt, «Ich bin dann da irgendwann abgehauen» heißt es sibyllinisch im letzten Satz. Mancher Leser wird es ihr nachmachen!

Fazit: mäßig

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Genre: Roman
Illustrated by Hansa Berlin

Herbst

Was liest du demnächst?

Als erster Band einer lange schon geplanten Jahreszeiten-Tetralogie der schottischen Schriftstellerin Ali Smith, der im Original 2016 erschien, wurde kürzlich der Roman «Herbst» auch in deutscher Übersetzung veröffentlicht. Während der Arbeiten an dem Buch wurde in Großbritannien über den Austritt aus der EU abgestimmt, seither ist das Land unversöhnlich in Befürworter und Gegner der EU-Mitgliedschaft gespalten. In Echtzeit quasi hat die Autorin diese seit dem knappen Votum vergiftete Stimmung in ihren Roman eingebaut. Nun aber gleich von einem Brexit-Roman zu sprechen, wie verschiedentlich geschehen, ist allerdings Nonsens, es sind kaum mehr als zwei Seiten, die sich diesem Thema wirklich explizit widmen. Verglichen mit der euphorischen Aufnahme des Romans in Großbritannien ist die Rezeption in Deutschland, trotz positiver Kritiken, bisher jedoch recht verhalten.

Daniel Gluck, 101 Jahre alt, dämmert in einem Pflegeheim dem Tod entgegen. Am Bett des ehemaligen Schlagerkomponisten sitzt tagtäglich die 32jährige Elizabeth Demand, in prekären Verhältnissen lebende Aushilfsdozentin für Kunstgeschichte, für die Daniel als Kind eine Art Vaterersatz war. Er wohnte im Nachbarhaus, hat sich rührend um sie gekümmert und war später ihr Mentor auf dem Weg ins Erwachsenenleben. «Was liest du gerade?» war die Standardformel, mit der Daniel die ohne Vater aufwachsende Nachbarstochter begrüßt hat. Er hat sie damals zum Lesen animiert, stundenlang mit ihr diskutiert und sie zu kritischem Denken angeleitet, sie waren beste Freunde trotz des Altersunterschieds von fast siebzig Jahren. Mit ihren Besuchen am Sterbebett will sie ihm jetzt einiges von dem zurückgeben, was er einst so selbstlos für sie als Heranwachsende getan hat. Neben der sensibilisierten Fähigkeit zur Wahrnehmung hat er vor allem ihr Selbstbewusstsein gestärkt und sie zu größtmöglicher Eigenständigkeit animiert als Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes, gelungenes Leben.

«Was liest du gerade?» ist mehr als eine Begrüßungsformel zwischen den Beiden, es ist geradezu der Schlüssel für diesen Roman. Denn für die nur biologisch, nicht mental ungleichen Freunde sind Bücher der Code für die Rätsel des Lebens, sie erschließen viele Geheimnisse und eignen sich ideal dazu, reale Probleme zu verbildlichen und Lösungsansätze aufzuzeigen bei ihren philosophischen Diskursen. Zudem gibt es intertextuelle Bezüge zuhauf, wie in anderen Werken von Ali Smith vor allem natürlich auf Shakespeare. Hier aber sehr ausführlich auch auf die viel zu früh verstorbene Malerin Pauline Boty, die nach mehr als 30 Jahren erst als feministische Pop-Art-Künstlerin wiederentdeckt wurde. Und sie wiederum wurde durch ein Aktfoto von Christine Keeler, juristischer Mittelpunkt der Profumo-Affäre, künstlerisch zu einem Trompe-l’œil inspiriert. Die «Metamorphosen» von Ovid dienen hier als Vorlage für eine Erzählung, in der die Verwandlung auf vielerlei Art thematisiert wird, alles befindet sich im Fluss, einzige Konstante ist die permanente Veränderung.

Erzählt wird dieses beeindruckende Plädoyer für mehr Menschlichkeit in einer ausgesprochen poetischen Sprache, die jedoch recht artifiziell wirkt und daher gewöhnungsbedürftig ist. Es ist deshalb sicher nicht leicht, Zugang zu diesem Roman zu finden, der thematisch die berührende Freundschaft eines extrem ungleichen Paares der feindseligen Spaltung der britischen Gesellschaft gegenüberstellt und beides durch die versöhnende Kraft der Kunst zu relativieren versucht. In meist kurzen Kapiteln werden viele Erzählschnipsel meist zusammenhanglos aneinander gereiht, eine stringente Handlung fehlt völlig. In Form von übermütigem Wortwitz, der erfreulicherweise auch die kongeniale deutsche Übersetzung bereichert, kommt der typisch britische Humor nicht zu kurz, wobei insbesondere eine absurde, an Monty Python erinnernde Episode um ein nicht vorschriftsmäßiges Passfoto die Lachmuskeln strapaziert. Was lesen Sie, was liest du demnächst?

Fazit: lesenswert

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Genre: Roman
Illustrated by Luchterhand

Gelenke des Lichts

L’art pour l’art

Immer wieder gibt es ja Romane, die polarisierend auf die Leserschaft wirken, so auch das Romandebüt mit dem kryptischen Titel «Gelenke des Lichts» von Emanuel Maeß. Ein Hybrid, was die Gattung anbelangt, aus «Bildungs-, Schelmen- und Campusroman», wie die Jury für den Deutschen Buchpreis 2018 schrieb, die ihn immerhin auf die Longlist gesetzt hatte. Mit Anklängen an Goethes «Wilhelm Meister» wird hier, mit vielen eingeschobenen Reflexionen angereichert, die Entwicklung eines jungen Mannes von der Adoleszenz bis zum Studienabschluss in Cambridge anschaulich beschrieben, allerdings an keiner Stelle «schelmisch»! Andererseits ist man auch an Petrarcas Minne-Dichtung «Conzoniere» erinnert, dessen Laura heißt hier Angelica und ist ebenfalls die ferne, idealisierte Angebetete, die aber als eine Art Leitmotiv sehr lose in den Plot eingewoben ist, ohne dass man deshalb gleich von einem Liebesroman sprechen könnte.

Der Ich-Erzähler ist Sohn eines Pfarrers und einer Ärztin in Urspring an der Werra, dem fiktiven geografischen Mittelpunkt Deutschlands, die Erzählzeit reicht von 1980 bis zum Beginn des neuen Jahrtausends. Zu DDR-Zeiten besucht der 11Jährige in dem kleinen Ort die Schule und sieht bei einem feuchtfröhlichen Neptunfest fasziniert ein neunjähriges Mädchen selbstvergessen am Strand tanzen. Sie begegnet ihm später zufällig noch einige Male, ein loser Kontakt entsteht und bleibt über viele Jahre hinweg erhalten, schließlich besucht sie ihn sogar einmal während seines Studiums in Cambridge. Es kommt zum One-Night-Stand, ihre Wege trennen sich aber sofort wieder, bis sie sich schließlich völlig aus den Augen verlieren und Angelika nur noch gelegentlich leitmotivisch als idealisiertes, das Bewusstsein erweiternde Sinnbild in seinen Gedanken herumspukt.

Die in der angedeuteten Form eines Briefromans an die Angebetete verfasste Erzählung hat die Suche des sich unverstandenen fühlenden, sensiblen Ich-Erzählers nach Selbsterkenntnis zum Inhalt. Er studiert breitgefächert Geisteswissenschaften, zunächst in Heidelberg und später, mittels Stipendium, in Cambridge. Mit dem Studienabschluss endet dieser Roman der Innerlichkeit. Dessen Thematik, die geistige Entwicklung seines wissbegierigen Helden, – hier eingebettet in eine überbordende, an Bildungshuberei grenzende Gelehrsamkeit -, wird in wohlgesetzten Worten erzählt. Diese grandiose Erzählkunst aber ist Stärke und Schwäche des Romans zugleich. Positiv zu nennen sind überaus poetische Landschaftsbeschreibungen, interessante Schilderungen des Studienbetriebs in beiden Ländern, stimmig hervorgerufene Assoziationen, tiefschürfende Reflexionen über Musik, Literatur, Religion, Philosophie, – und immer wieder dient ihm die Natur als Phänomen und Kulisse zugleich. Lästig, irgendwann sogar nervig aber wird die gestelzte, hochgestochene Sprache mit sehr speziellem Fachvokabular, abseitigen Fremdwörtern und vielen, nur akademischen Insidern verständlichen Anspielungen und Verweisen, die zum vollen Verständnis einen humanistischen Bildungshintergrund bedingen. Diese unzähligen, selbstgefälligen Belege für die sichtlich vorhandene Gelehrsamkeit und umfassende philologische Bildung des Autors stören erheblich, weil sie so feierlich, so penetrant aufgesetzt wirken. Denn für die Fachwelt dürfte dieses Buch ja nun wirklich nicht geschrieben sein, der «Normalleser» aber, und eine solche Spezies scheint es zu geben, wird heillos überfordert!

Je nachdem also, ob man die überschäumende Formulierungsseligkeit von Emanuel Maeß goutiert oder nicht, ist dieser Roman, in dem so gut wie nichts geschieht, literarisch als heutzutage selten anzutreffendes Sprachkunstwerk anzusehen – oder aber als altkluges, aus der Zeit gefallenes, pseudowissenschaftlich aufgemotztes Geschwafel um seiner selbst willen. Sprachliche Perfektion als Selbstzweck mithin, L’art pour l’art! Ob das aber reicht als Anreiz zur Lektüre, muss jeder potentielle Leser ganz individuell für sich selbst entscheiden.

Fazit: miserabel

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Genre: Roman
Illustrated by Wallstein Göttingen

Der junge Doktorand

Posse grenzenloser Selbstüberschätzung

Die Anklänge an Samuel Beckett sind unverkennbar in Jan Peter Bremers neuestem Roman «Der junge Doktorand», wie bei «Warten auf Godot» sind hier in einem kammerspielartigen Plot die Hoffnungen der beiden Protagonisten ebenfalls auf eine erwartete Erlöserfigur gerichtet. Um einen weiteren Vergleich zu bemühen, dieser absurde Roman erinnert mit seinen erbitterten Disputen auch an das Kammerspiel «Der Gott des Gemetzels» von Yasmina Reza, das Polanski so erfolgreich verfilmt hat, stilistisch sind Anklänge an Thomas Bernhard erkennbar, und manches scheint sogar kafkaesk.

Der ehemals berühmte, inzwischen aber wenig erfolgreiche Maler Günter Greilach wartet mit seiner Frau Natascha schon seit zwei Jahren auf einen jungen Doktoranden, der eine Dissertation über den Künstler schreiben will. Sie leben in einer abgelegenen Mühle, in die sie sich vor Jahrzehnten zurückgezogen haben, während seiner Recherche werden sie den Doktoranden bei sich beherbergen. Mehrmals hat der schon den vereinbarten Termin für seine Ankunft kurzfristig abgesagt, zu Beginn der Geschichte nun trifft er diesmal mit dem Auto nach langer Suche aber tatsächlich doch noch spätabends bei ihnen ein. Er wird im Gästezimmer einquartiert und bekommt Gulasch als verspätetes Abendessen, – ziemlich versalzen, wie Günter kritisch anmerkt. Danach wird der junge Doktorand noch in ein langes Gespräch mit dem Maler verwickelt, bei dem er nur stummer Zuhörer bleibt. Sein Atelier will ihm Günter Greilach erst am nächsten Nachmittag zeigen, nachdem er dort aufgeräumt hat. Für das ältere Paar verkörpert der Doktorand einerseits die Hoffnung auf mehr Anerkennung und Publicity für den introvertierten Künstler, andererseits aber auch eine hochwillkommene Abwechslung von der Alltagsroutine für Natascha. Sie mischt sich häufig in die Unterhaltungen ein, sehr zum Missvergnügen ihres Mannes, der sie ziemlich barsch zurückweist und am liebsten auf ihre Pflichten als Hausfrau zurückstutzen würde.

Ein «Gemetzel» sind die Dispute der Eheleute zwar nicht, aber es wird vehement debattiert und mit spitzer Zunge geredet. Beide bleiben sich nichts schuldig bei ihrem Dauergezänk, dessen stummer Zeuge der junge Doktorand ganz unfreiwillig werden muss. Natürlich redet das Ehepaar ständig aneinander vorbei, sie interpretieren die Situation völlig unterschiedlich und streiten über Geschehnisse der Vergangenheit. Günters selbstgefälliges Ego als verkannter Maler wird arg ramponiert dabei, der Sarkasmus seiner Frau scheint grenzenlos, aber auch das Absurde der Kunstwelt wird hier gnadenlos entlarvt. Das jahrelang selbstgefällig aufgebaute Image als Maler erweist sich als reine Fassade, Günters wortreich dargelegter künstlerischer Genius gründet auf seinem egozentrischen, pseudointellektuellen Geschwätz, nicht auf seinem Werk!

Diese durchaus komplexe Geschichte ist narrativ auffallend leichtgewichtig ohne dramatische Effekte angelegt und wird in einer wohltuend klaren, leicht lesbaren Sprache erzählt. Gleichwohl vermag es der Autor, die subtilen Hintergründe der Selbsttäuschungen offenzulegen und die erkennbaren Defizite im menschlichen Miteinander aufzuzeigen, die beiderseitig vorhandenen psychischen Abgründe also ebenfalls deutlich werden zu lassen. Bei all dem ist eine feine Komik nicht zu übersehen, die aber nie in Sarkasmus umschlägt. Der titelgebende Doktorand erweist sich als ausgesprochener Pechvogel, nicht nur in seiner Rolle als unfreiwilliger Zuhörer, sondern auch als «unfreiwilliger» Doktorand. Über den hier aber mehr nicht verraten werden soll, denn der Plot dieses gleichermaßen als Ehe- wie auch als Kunstsatire angelegten, absurden Romans lebt durchaus auch von einer gewissen Spannung. Man will ja schließlich wissen, wo denn all die funkelnden Wortgefechte des, – übrigens an Loriots archetypisch absurde Figuren erinnernden, heillos zerstrittenen Ehepaares letztendlich hinführen werden in dieser Posse grenzenloser Selbstüberschätzung!

Fazit: lesenswert

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Genre: Roman
Illustrated by Berlin Verlag Berlin

Die Römerin

Adrianas Kalamitäten

Der Roman «Die Römerin» von Alberto Moravia gehört zu jener für die damalige Zeit anstößigen Literatur, die konservative Kreise in Italien 1947 nach der Veröffentlichung am liebsten gleich verboten hätten. Im Interview hat der Autor erklärt: «Mein Werk kreist um das Problem des Menschen, um das Menschliche, das Allermenschlichste, wenn Sie wollen. Die katholische Kirche hat meine Bücher auf den Index gesetzt. Pornographisch? Stelle ich nicht eher nur auch das Sinnenleben an den Platz, an dem es bei jedem einzelnen von uns steht»? Unter dem Titel «Die freudlose Strasse» wurde der Roman 1954 von Luigi Zampa, einem der führenden Vertreter des Italienischen Neorealismus, mit Gina Lollobrigida in der Hauptrolle verfilmt. Und auch für den Roman, der seinen Autor international bekannt gemacht hat, gilt jenes neue moralische Prinzip, welches «genau das als Wirklichkeit darstellt, was die bürgerliche Gesellschaft sich bemüht zu verbergen», wie Roland Barthes es formuliert hat.

«Mit sechzehn Jahren war ich wirklich eine Schönheit» lautet der erste Satz. Ich-Erzählerin Adriana lebt zur Zeit des Faschismus mit ihrer Mutter, die Hemden in Heimarbeit näht, in ärmlichsten Verhältnissen in einem üblen Viertel Roms. Ihre Mutter vermittelt sie zur Aufbesserung der Kasse als Aktmodell an verschiedene Maler, sie jedoch träumt von einem besseren Leben mit Mann und Kindern in einem schönen Haus. Ihre erste Liebe ist der Chauffeur Gino, er verspricht ihr die Ehe, sie verfällt ihm regelrecht. Ihre völlig abgestumpfte Mutter hofft insgeheim jedoch darauf, dass die Tochter endlich von selbst darauf kommt, ihre Anziehungskraft auf Männer deutlich nutzbringender, also für Geld, einzusetzen. Auch das Straßenmädchen Gisella, die beste Freundin Adrianas, redet ihr zu und lockt sie schließlich in eine Falle, wo Astarita, hoher Polizeioffizier und ihr glühendster Verehrer, die Ahnungslose mit Drohungen gefügig macht und ihr hinterher Geld dafür gibt. Nach diesem Schlüsselerlebnis, und auch weil der Polizist sie darüber aufgeklärt hat, dass ihr charmanter Gino verheiratet ist und Kinder hat, beschließt sie desillusioniert, künftig ebenfalls auf den Strich zu gehen. Sie glaubt, das sei ihre wahre Berufung, denn auch der bezahlte Sex macht ihr meistens sogar Spaß.

In den folgenden Jahren lebt sie in finanziell besseren Verhältnissen, ihre Mutter muss nicht mehr arbeiten und Adriana kann sich jetzt manches leisten. Außer den zufälligen Bekanntschaften gehört zu den Männern, die sie häufiger trifft, mit Sonzogno ein bärenstarker, gewalttätiger Verbrecher, der ihr als einziger Freier einen Lustschrei zu entlocken vermag beim Sex, dessen Grobheiten sie sogar masochistisch erregen. Mehr fürs Gemüt ist Giacomo, ein politisch aktiver Student aus bestem Hause, den sie abgöttisch liebt, obwohl er sich merkwürdig abweisend verhält, unverkennbar ein Psychopath, den sie aber demutsvoll anbetet. Und auch der unsterblich verliebte Polizist taucht immer wieder bei ihr auf und bettelt um Sex.

In diesem Geflecht von hochkomplizierten Beziehungen sind Konflikte geradezu vorgezeichnet. Alberto Moravia versteht es meisterhaft, seine Protagonistin darüber reflektieren zu lassen, sie kommt auch als einzige aus all diesen Kalamitäten heil heraus. Adriana erzählt ihre Geschichte ganz naiv in einem sprachlich anspruchslosen Stil, aber sie erzählt immer auch mit dem Herzen und zeigt bei aller Dummheit viel Mitgefühl für ihre Mitmenschen, die ihr allzu oft böse mitspielen. «Leider hat man ja beinahe immer recht, wenn man schlecht von jemandem denkt», sagt sie mal resigniert nach einer weiteren Enttäuschung. Sie ist einfach unfähig, aus ihrem fragwürdigen Beruf den maximalen finanziellen Nutzen zu ziehen oder gar Kurtisane eines reichen Freiers zu werden und in ihr Traumhaus einzuziehen, – bei ihr bleibt das Geld immer knapp. In einem spannenden Showdown mit drei Toten endet dieser Roman dramatisch, deutet ganz verschämt aber auch eine bessere Zukunft an.

Fazit: lesenswert

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Genre: Roman
Illustrated by Süddeutsche Zeitung München

80 Jahre Marvel

Der vorliegende Band der Reihe „80 Jahre Marvel: Die 2010er – Das Zeitalter der Legenden“ wird von folgenden Superhelden-Charakteren bestritten: Captain Marvel, Iron Man, Ms. Marvel Kamala Khan, Spider-Gwen, Spider-Man, Squirrel Girl, Thanos, u.v.a.m. Der vorliegende Band ist der finale Band der achtbändigen Reihe, der einen Überblick über 80 Jahre Marvel lieferte.

Superhelden alt und neu

Die legendären Marvel-Helden sind längst in den Kinos gelandet, aber längst ist auch eine neue Generation an jungen Heroen herangewachsen. In die Fußstopfen von Ikonen wie Iron Man, Spider-Man, Captain Marvel und Thanos traten etwa Neulinge wie Spider-Gwen, Squirrel Girl oder Ms. Marvel Kamala Khan. Der vorliegende Band zeigt, was sich in den letzten 80 (!) Jahren in der Comic-Welt alles getan hat. So verwundert es etwa wenig, dass es längst auch einen afroamerikanischen Spiderman gibt, der ähnliche Selbstzweifel hegt wie sein Vorbild Peter Parker. Auch sein Vater hasst ihn, meint er bei seinem ersten Auftritt und springt über die Häuserfassaden wie ein Spinne. Besonders modern mutet der Zeichenstil von Deconnick/Soy an, die in „Earth Mightiest Hero Captain Marvel #1“ eine weibliche Heldin präsentieren, die in einem Zweikampf mit Spiderman mehr als nur die Luftgrätsche beherrscht. „Und wir werden genau die, die wir immer sein wollten.“ Superhelden müsste man hier noch hinzufügen.

Sein Freund Harry

Auch Spider-Gwen ist ein Kind ihrer Seite. Als vermeintliches Rrriot-Girl spielt sie in einer Band an den Drums und versucht sich an den Takten zu „Face it tiger, this is your shot! It’s all you got!“ Latour/Rodriguez/Renzi kreieren ein modernes Abenteur, das durch seine Farbwahl und den Zeichenstil, sicherlich auch in 80 Jahren noch für Aufsehen sorgen wird. Mystischer – und weniger popkulturell – geht es dafür in „The World’s Greatest Super Hero!The Amazing Spider-Man“ von Slott/Camuncoli/Smith/Gracia zu. Ein paar ägyptische Heilige vergreifen sich im Ton und ausgerechnet Harry Osborn – der Goblin – heuert als Sekretär von Parker Industries an. Die Flamme der Fantastischen Vier kann die Veränderungen im ehemaligen Gebäude der F4 nur schwer fassen, aber er kriegt sein Feuer doch wieder unter Kontrolle. „Er glaubt an mich. Ich bin für ihn kein Osborn…Nur Harry.“

Zeichner: Chris Samnee, Mike Deodato Jr., Sara Pichelli
Autor: Brian Michael Bendis, Dan Slott, G. Willow Wilson, Jason Aaron, Kieron Gillen

80 Jahre Marvel: Die 2010er – Das Zeitalter der Legenden
Storys:Ultimate Comics Spider-Man (2011) 7; Captain Marvel (2012) 1; Iron Man (2012) 1; Guardians of the Galaxy (2013) 4; Edge of Spider-Verse (2014) 2; Ms. Marvel (2014) 12; Amazong Spider-Man (2015) 3; Mighty Thor (2015) 5; Black Panther (2016) 1;Unbeatable Sq
Thema:Superhelden
Weiterführende Links zu “80 Jahre Marvel: Die 2010er – Das Zeitalter der Legenden”
26,00 € *
2019, Hardcover, 252 Seitenzahl
ISBN: 9783741613487


Genre: Comics, Jubiläum
Illustrated by Panini Comics