LTB 539: Zurück am Tatort Entenhausen

Zurück am Tatort Entenhausen

“Zurück am Tatort” sind alle berühmt-berüchtigten Verbrecher Entenhausens: Sie haben sich zusammengeschlossen, um Entenhausen endgültig unter Kontrolle zu bringen. Deswegen fährt Donald im Eiltempo mit dem “Taxi nach Entenhausen”, um nicht nur die Polizei zu retten, sondern auch das Versteck der Verbrecher preiszugeben.

“Das Imperium des Konditors” gründet sich auf krummen Machenschaften eines berüchtigten Verbrechers. Auf die kommt Malvo Mausalbano allerdings nur zufällig, weil er dem Sohn seiner Haushälterin aus der Patsche helfen will.

Wer ist in “Phantomias – der Film” als Hauptdarsteller besser geeignet als Phantomias selbst? Das zumindest denkt sich Donald, der für die Rolle vorspricht. Aber dann kommt alles anders: Ausgerechnet Dussel soll den Helden spielen. Aber nicht nur Dussels wegen gerät alles außer Kontrolle – auch ein Verbrecher spielt kräftig mit.

“Unruhe in der Unterwelt” verursacht ein fremdes Verbrecher-Duo, das im Territorium der Panzerknacker räubert. Das lassen die sich natürlich nicht bieten und mobilisieren ihre Mitkollegen, um die unliebsame Konkurrenz aus dem Weg zu schaffen.

“Ein Fantastilliardär auf Abwegen” ist Onkel Dagobert, als er gezwungenermaßen den Bus nimmt, um zum Milliardärsklub zu kommen. Das beschert ihm gleichermaßen ungewohnte und ungewollte Abenteuer.

“Die Farben der Zukunft” malt Minnies Ahnin Minnie Conquete, als sie eine Meuterei auf einem Forschungsschiff verhindern will. Aber Kater Karlito setzt alles daran, ihren engagierten Einsatz zu vereiteln.

“Der Mentalist” fasziniert Dussel so, dass er diesen Beruf erlernen will.

“Die Sprache der Musik” muss Donald notgedrungen lernen, als er versehentlich Daisys wertvolle Vase zerstört. Denn der einzige, der eine dieser seltenen Vasen hat, komuniziert nur über die Musik.

“O.M.A – Die Rückkehr des Gestaltwandlers” Gilor Borax versetzt Donald in Angst und Schrecken. Trotzdem muss er sich dem außerirdischen Bösewicht stellen, um Dussel zu befreien.

“Die wippschwänzige Wirrschopfschnepfe” bringt Onkel Dagobert fast den Ruin. Aber Onkel Dagobert wäre nicht Onkel Dagobert, wenn er nicht auch diese Situation zu seinem Vorteil nutzen könnte.

50 Jahre Tatort

Global Creative Director von Egmont Publishing und LTB-Tatort-Entenhausen-Erfinder Peter Höpfner formuliert die Gratulation zum 50-jährigen Tatort-Jubiläum so: “Der erste Tatort ‘Taxi nach Leipzig’ lief 1970 und begründete eine deutsche Fernsehtradition. Das mussten wir natürlich aufgreifen und freuen uns über eine enge und engagierte Kooperation mit den echten Tatort-Profis. Ähnlichkeiten mit den Kommissaren aus Entenhausen und den beliebten TV-Figuren sind somit nicht wirklich zufällig.” Auch Tatort-Schauspieler Claus Dieter Clausnitzer, bekannt in seiner Rolle als “Vaddern” im Tatort aus Münster, ist in Entenhausen als Taxifahrer unterwegs. Natürlich spielt auch das Cover und eine der ersten Seiten sichtbar auf den Tatort an.

Die Idee ist also gut. Leider bleibt es bei einer Tatort-Geschichte im gesamten LTB. Aber zumindest haben viele der anderen Geschichten noch mit Verbrechensaufklärung zu tun, sodass zumindest der thematische Bezug gewahrt bleibt. Für die, die mit diesem Thema nichts anfangen können, gibt es aber auch weitere Geschichten, die keinen Bezug zu Verbrechen haben.

Drei der Geschichten ranken sich rund im Sprache. Die Sprache der Musik ist entweder universell oder im Falle Donalds eine Art Geheimsprache zur Informationsvermittlung. “Der Mentalist” kommt völlig ohne Text aus und kommuniziert nur über die Bilder. Bilder benutzt auch Daisy, um den Matrosen ihr Anliegen zu verdeutlichen. Da kommt eine typisch amerikanische Eigenheit zum Zuge: Nicht nur im Militär werden Bilder, oder besser gesagt Comics, verwendet, um auch weniger Gebildeten Informationen zugänglich zu machen. Bilder (wie auch Musik) werden univerversell verstanden. Im Europa des Mittelalters dienten Bilder aller Art der Bevölkerung, die nicht lesen und schreiben konnte, ebenfalls als Informationsquelle.

Der Band ist insgesamt geeignet für kleine und große Leser/innen. Die kleinen verstehen die Geschichten auch ohne die Anspielungen, die großen können sich über ebensolche freuen.

Fazit

Actionreicher Lesespaß für Groß und Klein. Mehr Tatort hätte dem LTB aber sicher nicht geschadet.


Genre: Comic
Illustrated by Egmont Ehapa Media

Der Welten-Express: Erster Teil der großen Trilogie

Quellbild anzeigen

Magisch, gefährlich, heimelig – der Welten-Express

“Nacht für Nacht sitzt Flinn Nachtigall an einem stillgelegten Bahnhof: dem Ort, wo zwei Jahre zuvor ihr Bruder verschwand. Bis eines Abends ein Zug einfährt, gezogen von einer gewaltigen, rauchspukenden Lokomotive. Und Flinn…

…stürzt als blinde Passagierin in das Abenteuer ihres Lebens! Denn der Zug ist der Welten-Express, ein fahrendes Internat voller außergewöhnlicher Jugendlicher, angetrieben mit magischer Technologie. Ein Ort, an dem Flinn Freunde findet – und Feinde. Ein Ort voller Geheimnisse. Doch das größte Geheimnis verbirgt Flinn in sich selbst…” (Verlagstext der Inhaltsangabe)

Das Cover

… bildet eigentlich schon alles Wesentliche des Buches ab, ohne von der Geschichte zu viel zu verraten – gerade genug, um die potentiellen LeserInnen neugierig zu machen: Die meisten der Hauptfiguren, die relevanten magischen Tiere, den Welten-Express selbst, ein paar der vorherrschenden magischen Utensilien und den Sternenhimmel. Schön gestaltet in zentralen Farben und glänzendem Reliefdruck lädt das Hardcoverbuch zum Reinschmökern ein.

Der Prolog

… klärt, worum es dem Gründer des Welten-Expresses geht: armen Kindern und Jugendlichen die Chance geben, ihr Potential zu entfalten, um in der Welt eine außergewöhnliche Rolle zu spielen. Die rollende Schule mit eigenen, von den Schulen der Welt unabhängigen Regeln soll nicht nur Bildung vermitteln, sondern auch eine sichere Heimat werden für die sozial benachteiligten, vernachlässigten und/oder verwaisten Kinder. Diese schon im Prolog herausgestellte wichtige soziale Komponente der Ausbildung könnte durchaus eine kritische Anspielung auf das deutsche Schulsystem sein, in dem sozial schwächer gestellte Familien oft bildungsfern und deren Kinder in der Schule nicht die gleichen Chancen haben wie in sozial besser gestellten Familien.

Eine sichere Heimat

… ist allerdings ein angestrebtes Ideal, wie Flinn schon eine erste Ahnung nächtens im Zug überkommt und die sich im Laufe der Zeit zur Gewissheit verdichtet: Die Magietechnologie entpuppt sich als gefährlich. Die Verbindung von (Dampf-)Technologie und Magie spielt in der Geschichte eine wichtige Rolle und erinnert an Steampunk Fantasy. Auch Kasims Frisur und Pegs’ außergewöhnlicher Kleidungsstil passt zu diesem Fantasy-Genre, ebenso der “Kohlenjunge” Fedor und die Schutzbrille von Mme Florett.

Ein Hauch von Harry Potter

… umweht die LeserInnen permanent beim Lesen. Nicht nur die Benutzung von Schuluniformen und ein Zug, der ein wenig an den Hogwarts-Express erinnert, sondern auch die Konstruktion einer  eigenen, magischen und gefährlichen (Schul-)Welt, die neben der realen existiert, sowie der vordergründig bösen Lehrperson und deren jungendlichen Gehilfen lässt einen vermuten, dass die Autorin “Harry Potter” zumindest gekannt, daraus Anregungen geschöpft und mit eigenen Ideen vermischt hat. Diese Kombination ist definitiv gelungen, denn der Welten-Express liest sich spannend.

Weiblich und männlich

… eine Frage des Rollenklischees. Die Autorin lehnt sich an Gender-Theorien an, indem sie ihrer Hauptperson Flinn absichtlich nicht nur einen geschlechtsunabhängigen Namen gibt, sondern auch immer mal wieder einfließen lässt, dass sich Flinn so kleidet und benimmt, dass man sie auch für einen Jungen halten könnte bzw. sich ihres Geschlechts nicht sicher sein kann. Biologisch ist die 13-jährige Flinn noch nicht so weit, dass man ihr den weiblichen Aspekt ansieht. Flinn hat sich automatisch von Rollenklischees befreit, weil sie ihr ureigenes Wesen lebt. Und das hängt bei ihr nicht von einer gesellschaftlichen Rolle ab. Somit ist sie ein Vorbild, das zeigt, wie man sich von diskriminierenden Rollenklischees befreien könnte – einfach, indem man nichts auf sie gibt. Das gilt nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer.

Trotzdem bestreitet auch sie eine Queste, zu der immer die Charakterentwicklung gehört. Das passt zur Pubertät, in der die Kinder zu Erwachsenen heranreifen und sich selbst finden lernen. Flinn, die sich ihres Wertes nicht bewusst ist, soll lernen, diesen zu finden und zu schätzen. Deswegen ist sie anfangs ein sogenannter Pfog, der sich zum Pfau entwickelt und wie dieser in all ihren Facetten schillern darf.

Schillernd

… ist auch die Sprache, die im Buch verwendet wird. Die Autorin arbeitet gern z.B. mit Personifikationen, Vergleichen, schmückenden Adjektiven und abwechslungsreichen Verben, die schon in der Sprachgestaltung die magische Welt widerspiegeln, die sie Stück für Stück der Leserschaft preisgibt.

Fazit

Ein durch und durch gelungenes Buch, das Lust macht auf die Fortsetzungen.


Genre: Jugendbuch
Illustrated by Carlsen Verlag Hamburg

Die Wölkchenbäckerei: Abnehmen mit Brot und Kuchen

Backen wie auf Wölkchen? Wölkchengleiche, luftige Teige?

Das in der mittlerweile 11. Auflage erschienene Back-Buch wirbt mit dem Slogan “Schnelle, einfache Rezepte mit Nährwertangaben”. Tatsächlich verspricht dieser Slogan nicht zuviel: Die Rezepte sehen nicht nur einfach und unkompliziert aus, sie sind es auch. Ich habe schon mehrere Rezepte ausprobiert und bin inklusive Backzeit nach ca. einer Stunde mit allem fertig. Tatsächlich sind sie so einfach (auch in der Anleitung) gestaltet, dass mein 8-jähriger Sohn (mit nur wenig Hilfe von mir) selbst backen kann, worauf er sehr stolz ist. Das Backbuch eignet sich also auch für das Backen mit Kindern, sogar mit etwas kleineren, denn es geht schnell und das ein oder andere Rezept benötigt keine Eier, sodass diese Teige bedenkenlos geschleckt werden können. Des Weiteren komme ich bisher prima ohne Rührgerät aus; Schneebesen, Löffel, Hände, manchmal auch eine Gabel tun es genauso. Das alles hat mich und meinen Sohn motiviert, öfter als bisher zu backen.

Hilfreich ist die Einführung am Anfang, denn da gibt die Autorin den poteniellen Bäcker/innen eine Anleitung an die Hand, wie die von ihr entworfenen Rezepte am besten umgesetzt werden können. Wenn man diese beherzigt, steht einem superschnellen Backen, das quasi im Vorbeigehen stattfinden kann, nichts mehr im Weg.

Wenn man sich die Rezepte so betrachtet, gibt es ein paar Grundzutaten, die die Autorin immer wieder verwendet, sodass man diese höchstens einmal in der Woche kaufen muss und dann im Bestand haben kann. Auch das erleichtert ein schnelles Backen. Diese Zutaten sind: Magerquark, fettarmer Joghurt, (Hafer-)Kleie, Dinkelmehl, Eier, (Weinstein-)Backpulver. Süße (egal, welche man bevorzugt) nach Belieben. Diesen Zutaten sieht man schon an, dass sie systematisch darauf aus sind, Kalorien zu sparen. Vollkorn und Kleie machen lange satt, Fett wird nur extrem wenig verwendet, Süße könnte man bei dem ein oder anderen Rezept auch weglassen, weil mit Früchten gearbeitet wird. Und das Überraschende: Die Rezepte funktionieren trotz wenig Fett! Meines Sohnes und mein aboluter Liebling ist das Baguette-Rezept, das trotz weniger Zutaten schön fluffig wird.

Da wird schon ein weiterer Vorteil sichtbar: Wer es nicht so mit Hefe und den langen Gehzeiten hat, der kann Brot und Brötchen komplett ohne backen. Backpulver reicht und es gelingt trotzdem. Da ich selbst möglichst glutenfrei essen soll, war ich mutig und habe die Rezepte mit meinem glutenfreien Supermarktmehl gebacken. Die glutenfreien Rezepte, die ich bisher gesehen habe, waren mir (u.a. auch wegen der Zutatenbeschaffung) zu kompliziert, um sie nachzubacken. U.a. die vielen Mehle, die man dazu braucht, bekommt man nicht nebenbei im Supermarkt. Hier dagegen reicht das glutenfreie Supermarktmehl (selbst ohne Glutenersatz wie Guarkernmehl) aus, um schöne Ergebnisse zu erzielen, die nicht zerkrümeln.

Vom Käsekuchen allerdings war ich etwas enttäuscht. Dieser enthält schon vom Rezept her im Grundteig keine Süße, die meiner Meinung aber auch da reingehört, weil das Ergebnis sonst recht gewöhnungsbedürftig schmeckt. Aber gut, das kann man nachholen. Der Baguette-Teig lässt sich nicht ohne den Einsatz der Hände kneten, klebt aber sehr stark. Ich muss meinem Sohn nach dem Kneten den Löwenanteil des Teiges von den Händen kratzen. Ist das aber geschafft, erhält man leckere Baguettes. Allerdings frage ich mich, wie man diesen Teig alleine bewältigen soll, denn selbst mit Wasser an den Händen ist er schwer zu händeln.

Ob man mit den Rezepten tatsächlich abnimmt, kann ich jetzt noch nicht beurteilen. Das würde nur ein Langzeittest zeigen. Allerdings bin ich, weil schlank, wohl die falsche Referenz. Zumindest habe ich bisher nicht zugenommen, was bei der bisher gebackenen Menge nach kurzer Zeit bei “normalen” Rezepten bestimmt der Fall gewesen wäre. Gesünder als die herkömmlichen Teige sind die Wölkchenrezepte allemal.

Fazit

Die Autorin hat sich sicht- und merkbar viele Gedanken um ihre Rezepte gemacht und ein gutes Ergebnis abgeliefert. Die ein oder andere Kleinigkeit mag zwar noch verbesserungswürdig sein, manches ist auch Geschmackssache, aber die Schnelligkeit, mit der die Rezepte nachgebacken werden können, und die meist gut essbaren Ergebnisse sind definitiv unschlagbar, v.a. wenn man sich mit weniger Süße bei den Kuchen arrangieren kann. Fettarme und ballaststoffreiche Zutaten erleichtern das Schlemmen ohne Gewissensbisse. Das war das Ziel der Autorin, und das hat sie meiner Meinung nach auch erreicht.


Genre: Backbuch
Illustrated by DplusA-Verlag / Weltbild

Die drei ??? Kids: 24 Tage Chaos im Zoo

Die drei ??? Kids - Der Adventskalender - 24 Tage Chaos im Zoo

Sabotage im Wildpark

Justus, Peter und Bob, die drei ???, sind erneut in einen mysteriösen Fall verwickelt. Der schon etwas veraltete und unattraktive California Wildpark wurde vom neuen Besitzer gründlich renoviert und wiedereröffnet. Die drei ??? haben Freikarten erhalten und freuen sich auf den Besuch. Aber kaum sind sie im Wildpark, schon häufen sich die mysteriösen Vorfälle. Jemand hat absichtlich das Krokodilgehege und die Notfallschleuse des Staudamms geöffnet, sowie weitere Sabotageakte durchgeführt. Die drei ??? wittern einen neuen Fall und machen sich auf die Suche nach dem Täter.

Das Adventskalenderkonzept ist verbesserungsbedürftig

Die in sich abgeschlossene Weihnachtsdetektivgeschichte der drei ??? laden Kinder ab 8 Jahren zum Mitraten ein. Das Buch ist so aufgebaut, dass die Rätsel, Bilder, Witze, Quitzspiele, Sticker usw. sichtbar sind, während der Text mit einem Brieföffner oder einem Lineal an einer gestrichelteten Linie geöffnet werden muss. Das stärkt nebenbei feinmotorische Kompetenzen. Neben der Geschichte an sich ist also auch durch die Extras zusätzlicher Spaß garantiert.

Mein 8-jähriger Sohn hat die Extras schon fleißig gerätselt, ist dabei aber auch auf eine Schwachstelle des Buches gestoßen: Die Bilder verraten, wer der/die Täter ist/sind. Auch der Text selbst deutet schon frühzeitig an, wer hinter der Sabotage steckt. Trotzdem möchte er, dass ich ihm die Geschichte weiter vorlese, denn er will die Einzelheiten wissen. Damit sind wir schon bei der zweiten Schwachstelle: Der Text, der auf jeweils 2 Seiten komprimiert werden muss, damit er im Buch versteckt werden kann, ist für Kinder im Grundschulalter zu klein und zu eng gedruckt. Damit verliert er an Übersichtlichkeit und verspielt leider die kostbare Einladung an die potentiellen kleinen LeserInnen, die Story selbst zu entdecken.

Fazit

Für Fans der drei Fragezeichen eine nette neue Geschichte, aber leider durch ein fehlerhaftes Adventskalenderkonzept auch für Kinder durchschaubar.


Genre: Kinderbuch
Illustrated by Kosmos / Weltbild

Sunny 1

Leben in Waisenhaus

Im Kinderheim “Star Kids” sind Pflegekinder mit unterschiedlichen Charakteren aus ebenso unterschiedlichen Familienverhältnissen untergebracht. Allen gemeinsam ist, dass ihre Eltern nicht in der Lage sind, ihre Kinder zu erziehen. Die Kinder wissen, dass sie anders sind und deswegen in der Schule als Außenseiter abgestempelt werden. Das schweißt sie notgedrungen enger zusammen. Gemeinsamer Zufluchtsort der Heimkinder ist ein alter Nissan Sunny, in dem sie in ihre eigene Fantasiewelt abtauchen und so Kraft für den Alltag schöpfen können. Weiterlesen


Genre: Graphic Novel, Manga
Illustrated by Carlsen graphic novel

BL Metamorphosen – Geheimnis einer Freundschaft 1

BL-Otaku – man muss nicht immer jung sein!

Die 75-jährige Witwe Yuki Ichinoi hat sich in ihrem ruhigen, überschaubaren Leben eingerichtet. Aber das ändert sich, als sie eines Tages entdeckt, dass ihr Lieblingscafé geschlossen hat. Das erste Mal seit langer Zeit sucht sie stattdessen eine Buchhandlung auf. Aber anstatt der dort vermuteten Kochbücher landet sie in der Abteilung für Manga. Aus einem Impuls heraus sieht sie sich einen romantischen BL-Manga (Boys Love Manga = Manga, der sich mit der gleichgeschlechtlichen Liebe zwischen jungen Männern beschäftigt) an. Und beschließt spontan, ihn zu kaufen. Der jungen Verkäuferin und Oberschülerin Urara Sayama fallen fast die Augen aus dem Kopf, als sie den Manga sieht. Denn Urara hat ein Geheimnis: Sie ist bekennende BL-Otaku (Fan von BL) und wünscht sich schon seit langem jemanden, mit dem sie über ihr Hobby reden kann. Dass es ausgerechnet eine alte Oma sein würde, wäre ihr aber im Traum nicht eingefallen. Und doch entsteht zwischen den beiden Frauen aus so unterschiedlichen Generationen und ebenso unterschiedlichen Charakteren eine zarte Freundschaft, die beide gewissenhaft zum Erblühen bringen.

Meta-Manga

Immer noch zu wenig, aber dennoch gibt es sie – die Manga über Manga (und deren Fans). Eine ähnliche Richtung schlug schon der 2009 in deutscher Übersetzung erschienene Manga “Akihabara Shojo” von Rize Shinba und Pentabu ein, eine Geschichte über die Liebesbeziehung eines jungen Mannes zu einer Frau, die BL liebt. Dort liegt der Fokus der im Übrigen auf einer wahren Begebenheit beruhenden Geschichte eher auf dem Humor, während in “BL-Metamorphosen” großer Wert auf einen ruhigen Storyaufbau und auf die unterschiedlichen, immer liebenswerten Charaktere gelegt wird, die ein schönes Hobby eint. Das spiegelt sich schon im Cover wider.

Dabei wird auch gleich mit dem Vorurteil aufgeräumt, dass Senioren zum alten Eisen gehören und damit veraltete Ansichten haben. Tatsächlich ist die ruhige Yuki der treibende Pol hinter dieser Freundschaft, denn v.a. von ihr gehen die Impulse aus, Fragen zu stellen und sich zu treffen. Und sie ist sich nicht zu schade, ein altes Hobby von ihr, nämlich die Lektüre von Mangas in Jugendtagen, wieder aufleben zu lassen. Auch wenn ihr das BL-Genre anfangs gänzlich fremd ist. Da zeigt sich eine Offenheit und Flexibilität, die junge Leute Älteren oft nicht mehr zutrauen. Yuki betritt im wahrsten Sinne des Wortes Neuland, als sie mit Urara auf eine Manga-Messe geht.

Metamorphosen

Das altgriechische Wort “metamorphosis” bedeutet übersetzt “Umgestaltung”. Und tatsächlich gestaltet sich sowohl das Leben von Yuki als auch das von Urara um – und zwar zum Positiven. Die ältere allein lebende Dame erhält Gesellschaft und die einsame, schüchterne Urara eine Gesprächspartnerin. Eine Win-Win-Situation also. Schon im ersten Band wird deutlich, dass beide Frauen ihre Komfortzone verlassen und dafür mit neuen, schönen Erlebnissen belohnt werden, die ihr Leben wieder lebenswert machen. Dabei verändert sich auch allmählich der Charakter der beiden, indem dieser sich öffnet und weitet. Und dabei wird mit noch einem Vorurteil aufgeräumt: Der bzw. die Otaku, die/der sich im Zimmer ein- und die Welt ausschießt. In diesem Manga öffnet sich durch ihr gemeinsames Hobby die Welt wieder, anstatt dass sie außen vor gelassen wird. Und: Die Sozialkompetenz der beiden Frauen steigt. Gerade weibliche Otakus können nämlich sehr gesellig sein, wenn sie die richtigen Menschen kennenlernen. Und kreativ sind sie allemal.

Fazit

Es kommt nicht oft vor, dass ich Mangas mehrmals lese. Aber dieser ruhige, empathische Manga, der einen zarten, offenen und trotzdem bodenständigen Optimismus verströmt, gehört definitiv zu meinen Lieblingen, die auch nach mehrmaligem Lesen nicht langweilig werden. Ich bin schon sehr gespannt auf Band 2!


Genre: Manga
Illustrated by Carlsen Manga!

Santa Maria Heartland

Verbotene LiebeArtikelbild-0

Herzliches, liebevolles, gütiges Verhalten – für all das stand Maria, die Gründerin des Staates Santa Maria Heartland. Aber ihre Nachfahren wurden zunehmend selbstsüchtig und dem Volk gegenüber tyrannisch. Schließlich beendete ein Militärputsch die Monarchie blutig. Nur der kleine Prinz Lyon und sein persönlicher Leibgardist Olivier konnten entkommen. Einige Jahre später dienen beide beim Militär. Lyon kann sich an seine Vergangenheit nicht mehr erinnern und Olivier möchte die schmerzlichen Erinnerungen und die damit verbundenen Gefahren von seinem Schützling fernhalten. Allerdings hat er die Rechnung ohne seinen Vorgesetzten gemacht, der in den Unterlagen recherchiert und einige Unstimmigkeiten bzgl. der Herkunft der beiden herausgefunden hat. Als sei das noch nicht genug, schlagen sich beide mit der unheilvollen Liebe füreinander herum. Denn die homosexuelle Liebe war schon unter der Gründerin verboten.

Staaten und Homosexualität

… diese Paarung war immer schon ein schwieriger Fall. Sieht man sich Staaten wie die Vereinigten Arabischen Emirate, Pakistan, Afghanistan, Iran, Irak, Saudi-Arabien, Katar, Sudan, Mauretanien und Jemen steht die Todesstrafe auf (männliche) Homosexualität. In Nigeria, Somalia und Syrien müssen Homosexuelle ebenfalls in einigen Teilen der Länder mit der Todesstrafe rechnen. Bestraft wird sie u.a. in Russland und Litauen. Und auch in Deutschland standen homosexuelle Handlungen zwischen Männern bis zum 11. Juni 1994 unter Strafe. Frauen scheinen in manchen Ländern besser dazustehen – aber nur vordergründig. Denn der Frau wurde z.B. in Deutschland lange Zeit keine eigenständige Sexualität außerhalb des Mannes zugebilligt. So erhielt auch ihre sexuelle Orientierung weniger Aufmerksamkeit.

Auf diese Zusammenhänge spielt der Manga an, führt sie aber nicht weiter aus. Man erfährt z.B. nicht, warum die Homosexualität bestraft wird und wie diese Strafe aussieht. Zumindest ist die Homophobie, und die damit verbundene Schwierigkeit sich zu outen, ein Thema dieses Mangas, was oft in Shonen-Ai-Mangas mit dem äußeren Rahmen eines Fantasiestaates fehlt oder höchstens angedeutet wird. Die unterschwellige Bedrohung für die Protagonisten ist immer fühlbar. Ihre Liebe müssen sie also unterdrücken oder heimlich ausleben. Beides probieren die Protagonisten aus, aber beides ist nicht wirklich gangbar für sie.

Maria

Die Anspielung auf die Gottesmutter Maria in dem Manga ist offensichtlich. Allerdings wird in der christlichen Religion diese göttliche Frau, in der die prähistorische Göttin in sehr beschnittener Form überlebt hat, der “normalen” Frau enthoben und so für sie unerreichbar. Denn die Frau im Katholizismus wird vor die für sie unmögliche Wahl gestellt, entweder eine Hure zu sein oder ein asexuelles Wesen in Form der Gottesmutter. Dazwischen gibt es nichts, was nicht nur extrem frauenfeindlich, sondern auch für das Selbstbewusstsein und die Identität einer Frau äußerst schädlich ist. Was auch so gewollt ist, denn die Frau soll sich ja unterwerfen.

Die Maria in dem Manga wird zwar als Heilige verehrt, ist dem normalen Menschen aber nicht enthoben. Sie war eine normale Frau, die allerdings als heilig empfundene Werte wie Mildtätigkeit und Barmherzigkeit verkörpert hat. Diese weitete sie aber nicht auf alle Menschen aus. Sie taucht wieder in Form der Mutter Lyons auf, die – im Gegensatz zur restlichen königlichen Familie – offene Ansichten vertritt.

Fazit

Insgesamt gesehen ein netter, romantischer Manga über männliche Homosexualität, der tiefgreifendere Probleme dieser sexuellen Richtung zwar deutlicher ausführt als andere Manga, es da aber immer noch Luft nach oben gibt. Zumindest wirbt er indirekt für mehr Toleranz, was auch im Herzkreuz des Titels dargestellt wird. Wahre Liebe sollte sich frei entfalten dürfen und nicht gekreuzigt werden.


Genre: Manga
Illustrated by Carlsen Manga!

Walt Disneys wundervolles Weihnachtsfest

Friedliche Weihnachten? Denkste! Nicht in Entenhausen.

Zur schönsten Zeit des Jahres geht es nicht nur bei Donald Duck chaotisch zu. Aber eben auch bei ihm ist eine “Wilde Weihnacht” angesagt. Weil sich seine Neffen so brav benommen haben, will Donald ihnen als Weihnachtsmann eine schöne Weihnacht bescheren. Aber durch einen dummen Zufall finden die Kinder heraus, dass Donald der Weihnachtsmann ist. Da verlieren sie jeden Glauben an Weihnachten. Derweil hat Dagobert Duck mit ganz anderen Sorgen zu kämpfen: Die Panzerknacker rauben als Weihnachtsmänner verkleidet seinen Geldspeicher aus.

“Karl Käfer” rettet Weihnachten”, indem er eine Idee hat, wie er seinen unter Schnee begrabenen Freunden helfen kann.

“Der Lohn der guten Tat” zeigt Onkel Dagobert in einem ganz anderen Licht: Er will dem Weihnachtsmann wenigstens von einer guten Tat im Jahr berichten können. Auf der Suche nach der guten Tat ist er – ohne es zu merken – ein hilfreicher Engel für andere.

Um ein “Geplatztes Geschäft” geht es bei Mickey Maus und Goofy. Da platzen nicht nur Goofys heißgeliebte Kaugummiblasen, sondern auch ein Spielzeugweihnachtsmann – mit ungeahnten Folgen.

“Viel zu brav” dagegen findet Donald seine Neffen, deren endlos lange Wunschliste der ewig pleite Pechvogel nicht erfüllen kann. Da muss unbedingt eine Provokaktion her, damit sich seine Neffen doch noch daneben benehmen und sein Geldbeutel geschont wird.

“Zwei Hörnchen im Geschenkesack” erleben unfreiwillig turbulente Weihnachten.

“Wasser fürs Weihnachtsfest” muss her – koste es, was es wolle! Denn Donald kann keine Sekunde länger seine deprimierten Neffen ertragen, die sich sehnlichst eine weiße Weihnacht wünschen. Das beschert ihm eine Menge überraschender Abenteuer.

José und Manuel sind bei der armen Witwe Lopéz zum Weihnachtsessen eingeladen. Da aber beide alles andere als mit Geld gesegnet sind, muss eine Idee her. Und José findet: Auch “Gebrachte Geschenke” können Freude bringen!

“Schurken in der Bank” dagegen bringen den Filialleiter in Bedrängnis, sind aber für Donald ein Glücksfall.

“Die Rückkehr des Weihnachtsmannes” ist ein dringendes Anliegen von Mickey, der dem “Jahr 2000 Hype” überhaupt nichts abgewinnen kann. Also greift er dem Weihnachtsmann tatkräftig unter die Arme.

“Gut verpackt ist halb gefunden”, aber eben nur halb, wie Donald auf seiner Geschenkeodysee feststellen muss.

Auf ein “Prima Programm” hofft Rudi am Weihnachtsabend. Er will mit seiner Klarabella einen Horrorfilm anschauen. Aber die ist nicht begeistert.

Um “Das verschwundene Erz” in einer seiner Fabriken macht sich Dagobert große Sorgen. Um den Gaunern auf die Schliche zu kommen, schickt er Donald und dessen Neffen nach Lappland.

“Ein Geschenk für den Weihnachtsmann” ist eigentlich eine nette Idee – aber nicht, wenn sie von Kapitain Hook stammt.

“Besser spät als nie” denkt sich Donald, der kurz vor dem Jahreswechsel noch etwas Besonderes vollbringen will. Aber das ist leichter gesagt als getan.

Humor, Action und der Geist der Weihnacht

Die Sonderausgabe von Weltbild punktet nicht nur mit dem Preis, der um ganze 17 Euro günstiger als der der deutschen Erstausgabe ist, sondern kommt auch noch als Hardcover daher.

Die einzelnen unterschiedlich langen Geschichten selbst versprechen nicht nur Spannung, Action und Humor, sondern transportieren durchaus auch den Geist der Weihnacht: Für andere da sein, selbstlos und hilfsbereit sein, ein Herz für die Armen haben, einen anderen Blickwinkel einnehmen, eine schöne Tradition in Ehren halten, nachhaltig denken.

Aber sie werfen auch die Frage auf: Wie gehe ich damit um, wenn die Kinder entdecken, dass es keinen Weihnachtsmann gibt? Leider wird diese Frage nur aufgeworfen und dann platt damit beantwortet, dass es ihn doch gibt.  Aus der Geschichte hätte man definitiv mehr machen können. Das ist aber der einzige Wehrmutstropfen, denn ansonsten sind die in sich abgeschlossenen Storys amüsant zu lesen. Schön auch, dass ein paar bekannte und ein paar weniger bekannte Figuren des disney’schen Universums ihren Weihnachtsauftritt haben. Das darf ruhig öfter vorkommen.

Fazit

Netter weihnachtlicher Zeitvertreib für Familien.


Genre: Comic
Illustrated by Weltbild GmbH

Nils. Von Tod und Wut. Und von Mut.

Quellbild anzeigen

“Kein Mensch kann den anderen von seinem Leid befreien, aber er kann ihm Mut machen, das Leid zu tragen.” Selma Lagerlöf

Der Leidensweg der Autorin Melanie Garanin beginnt, als ihr Sohn Nils anfängt, lange zu kränkeln und zu fiebern, sodass er ins Krankenhaus muss. Die niederschmetternde Diagnose: Leukämie. Die Familie versucht draufhin alles, um Nils zu retten. Er nimmt sogar an einer Studie teil. Die Blutwerte verbessern sich und die Familie schöpft Hoffnung. Aber Nils’ schlimme Bauchschmerzen wollen nicht verschwinden. Die Ärzte vertrösten die Eltern und verharmlosen Nils’ Schmerzen. Schließlich stirbt der kleine Junge mit nur drei Jahren. Weiterlesen


Genre: Comic, Graphic Novel
Illustrated by Carlsen graphic novel

Die Kunst des Zeichnens – Die große Zeichenschule: praxisnah und gut erklärt

TOPP Die Kunst des Zeichnens Neuauflage 2020

240 Seiten enthält dieses großformatige Hardcoverbuch, das für sich in Anspruch nimmt, praxisnah zu sein und gut zu erklären. Eines vorneweg: Hier wird nicht zu viel versprochen. Die Sätze sind kurz und die Sprache gut verständlich. Die reichhaltige Bebilderung folgt wie der Text einer Art Schritt-für-Schritt-Anleitung und garantiert so die Übersichtlichkeit und das Verständnis. Der einzige Wehrmutstropfen hierbei ist die oftmals sehr kleine Schrift zu den im Vergleich riesigen Bildern, welche der Text eigentlich erklären will.

Der Übersicht dient auch, dass das Buch bei den grundlegenden Dingen anfängt und am Schluss ein extra Kapitel zum Nachschlagen anfügt: Welches Material brauche ich wirklich? Welche Basistechniken sollte ich üben? Wie lerne ich mit den Augen einer Zeichnerin / eines Zeichners zu sehen und das Gesehene zu skizzieren? Was muss ich grundlegend über Anatomie wissen? Wie schraffiere ich? Welches Grundwissen über Perspektiven brauche ich? Welches über Grundformen? Wie plaziere ich Motive? Wie verkürze ich richtig? Wie zeichne ich Licht und Schatten? Wie halte ich Hand und Stift beim Zeichnen? Vieles wird mit Übungsbeispielen vervollständigt.

Ansonsten gleicht der Aufbau dem der Schöpfung und deckt damit fast alles ab, was man zeichnen könnte: Das Buch beginnt mit den Pflanzen, macht bei den Tieren weiter und endet beim Menschen. Einzig das Kapitel “Stilleben und Studien” befindet sich noch vor dem Kapitel “Zum Nachschlagen”.

Bezüglich des Unterkapitels “Aktzeichnen” dominiert allerdings die männliche Sicht. Nachdem ich im Register nachgeschaut habe, stammen die Aktzeichnungen tatsächlich von einem Mann. Das weibliche Model wird recht detailliert nackt von vorne und von hinten mit Gesicht dargestellt (einzig die Scham ist bedeckt), während die einzige Zeichnung eines Mannes in der wenig zeigenden seitlichen Bauchlage mit einem nur angedeuteten, unvollständigen Gesicht und längst nicht so detailliert ausgearbeitet präsentiert wird. Nachtigall, ik hör dir trapsen! Das erinnert mich doch sehr an die Werbung, in der nackte Körper genauso in männlich und weiblich unterteilt werden und man vom Manne grundsätzlich weniger sieht als von der Frau. Vielleicht sollte man grundsätzlich darauf hinweisen, dass sich auch Männerkörper für detailierte Aktzeichnungen eignen…

Gut allerdings, dass nicht nur junge, hübsche Menschen dargestellt werden, sondern alle Altersklassen, wobei aber auch hier Frauen und Mädchen überwiegen. Ein paar mehr Männer und Jungen als Zeichenbeispiele wären für ein ausgewogenes Verhältnis schön gewesen.

Insgesamt aber bekommt man für 18 Euro ein gutes, übersichtliches Buch über fast alle Themengebiete, die sich zeichnerisch darstellen lassen.


Illustrated by frechverlag GmbH / Weltbild

Fackeln im Baumwollfeld


Bei einem gemütlichen Schwätzchen im friedlichsten Kaff von Kansas erlebt Lucky Luke eine faustdicke Überraschung: Er soll Erbe der größten Baumwollplantage Lousianas sein!

“Quatsch!”, denkt Luke und will das Ganze als Scherz abtun. Mrs. Constance Pinkwater aber beliebte ganz und gar nicht zu scherzen, denn sie war ein großer Fan des einsamen Cowboys – inklusive Fanartikel.

Lucky Luke bleibt also nichts anderes übrig, als seine Erbschaft anzutreten. Aber die will er so schnell wie möglich wieder loswerden. Also beschließt er, die Baumwollplantage unter den Arbeitern, ehemaligen Sklaven, aufzuteilen. Die allerdings sind sehr misstrauisch ihrem neuen Arbeitgeber gegenüber. Kein Wunder, haben sie doch alles andere als gute Erfahrungen mit den Weißen gemacht.

Lucky Luke, der nur redliche Absichten im Sinn hat, bekommt es umgehend mit den rassistischen Nachbarn der Plantage zu tun – inklusive Ku-Klux-Klan. Auch die Daltons dürfen nicht fehlen, die mal wieder aus dem Gefängnis ausgebrochen sind. Das könnte eine sehr haarige Angelegenheit für den treffsicheren einsamen Cowboy werden, käme nicht unvermutet Verstärkung: Lukes alter mit allen Wassern gewaschener Kumpel Bass Reeves, seines Zeichens der beste Marshal westlich des Missisippi, eilt ihm zu Hilfe.

Rassismus – ein leider immer noch aktuelles Thema

… wie folgenes Zitat zeigt: “Die neugewählte republikanische Kongressabgeordnete Marjorie Taylor Greene aus Georgia verlost ein Halbautomatikgewehr aus ihrem eigenen Bestand. “Verteidigen Sie Ihre Familie, wenn Black Lives Matter/Antifa-Terroristen vor Ihrer Haustür stehen!”, schreibt sie dazu. Anfang September hatte Greene mit der Waffe neben einem Foto von drei demokratischen Kongressabgeordneten posiert, die daraufhin Morddrohungen bekamen, und war dafür von Facebook gesperrt worden. Auf Parler haben den Beitrag innerhalb von fünf Stunden 1,4 Millionen Menschen gesehen.” (Quelle: https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-11/parler-donald-trump-unterstuetzer-plattform-facebook-twitter-fake-news/seite-2)

Die Gräben zwischen Weißen und Menschen anderer Hautfarben sind in den USA historisch tief verwurzelt. Das nimmt der Comic auf und zeigt auf (schwarz-)humorige Weise, wie Rassissmus und Vorurteile gegenüber Menschen mit anderer Hautfarbe sowohl im sprichwörtlichen als auch im ganz realen Sinn Brände auslösen können. Dabei wird der Titel klug eingesetzt, denn er spielt auf die Serie “Fackeln im Sturm” an, die u.a. ebenfalls den Rassenkonflikt zum Thema hat. Im wörtlichen Sinne wirbelt ein Sturm (ein Hurrikan) den Konflikt im Comic völlig durcheinander, sodass nach dem Sturm ein Neuanfang möglich ist.

Der ist im Westen laut Comic schon gegeben: Im verschlafenen Örtchen Nitchvoga (übersetzt “Siebenschläfer dösen ermattet in der Dämmerung”) sitzen Lucky Luke, ein Cherokee und später Bass Reves einträchtig nebeneinander und halten ein Schwätzchen. Das kommentiert der rothaarige Barkeeper so: “Ein schwarzer Sheriff, der Indianersprachen spricht! Da könnte man glatt an den ‘amerikanischen Traum’ glauben.”

Der wird am Ende des Comics wieder von den Kindern aufgenommen: “Ich will später Marshal werden wie Bass Reeves”, sagt der eine. “Und ich Journalistin”, meint ein schwarzhäutiges Mädchen, das als Oprah vorgestellt wird. “Ich Präsident der Vereinigten Staaten”, wünscht sich ein Junge namens Barack. Da ist er, der Traum, der als “blühende Fantasie” erst einmal wohlwollend von den Familienmitgliedern abgetan wird, sich aber schon im Comic andeutet durch Bass Reeves, den ersten schwarzen Hilfsmarshal. Über Reeves und schwarze und hispanische Cowboys berichtet der Comic im Extra.

Reeves als Comicfigur spielt auf Martin Luther Kings berühmte Rede an: “Ich hatte einen Traum, Luke… Ich habe geträumt, dass die Schwarzen eines Tages ebenso behandelt werden wie alle Amerikaner… Ich habe geträumt, dass sie endlich ‘freier als ihre Schatten’ leben.” Daraufhin erwidert Luke: “Ein schöner Gedanke. Das solltest du dir notieren…”

Beendet wird der Comic durch das amerikanische Spiritual “Let my people go”, das auf den Auszug aus Ägypten, und damit aus der Sklaverei, anspielt. Auch Tom Sawyer und Huckleberry Finn haben unterwegs einen Gastauftritt.

Fazit

Sehr gelungener Comic, der ein hochaktuelles Thema anspricht und nicht mit cleveren Anspielungen spart.


Genre: Comic
Illustrated by Egmont Ehapa Media

Der Goldene Hinkelstein

Wettstreit der Barden

Barde Troubardix will an einem Wettstreit für Barden teilnehmen. Aber der Weg zum Wettbewerb ist lang und gefährlich. Asterix und Obelix werden von Majestix abkommandiert, Troubardix zu begleiten. Nicht umsonst, denn General Eucalyptus will den Sieger des Wettbewerbs entführen lassen. Er soll ihm die Langeweile vertreiben.

Durch ein Missverständnis halten die Römer Troubardix für den Gewinner und entführen ihn. Das können unsere beiden tapferen Krieger natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Sie machen sich auf zum Römerlager Babaorum, um Troubardix zu befreien.

“Ein wiederentdeckter Schatz” (Egmont Ehapa)

Die Geschichte erschien schon 1967 in Form eines Schallplattenbuches (dessen Originalseiten als Extra im Heft abgebildet sind). Deshalb war ich auch überrascht, keinen “echten” Comic in Händen zu halten, sondern die schriftliche Übertragung eines Hörspiels. Dieses bietet der Verlag als Neuaufnahme unter www.asterix.com als solches zum Herunterladen an. Wer Spaß daran hat, kann die Geschichte in verteilten Rollen vorlesen oder ein eigenes Hörspiel aufnehmen; es würde sich auch als Theaterstück eignen, da die Rollen wie bei einem Theaterstück schon vorformuliert sind.

Der Verlag hat im Gegensatz zum Original die Seiten übersichtlicher und damit besser lesbar gestaltet, mit Augenmerk auf großformatige Zeichnungen. Diese sind dem Original entnommen. Als Extra ist die Entstehungsgeschichte des Originals beigefügt. Die Ausgabe gibt es sowohl als Hard- als auch als Softcover.

Die Geschichte selbst ist nicht unbedingt komplex, aber unterhaltsam, wenn auch etwas vorhersehbar. Für Fans eine nette Ergänzung.


Genre: Comic, Hörspiel
Illustrated by Egmont Ehapa Media

Unsere Farben 1


Oberschüler Sora trägt schon lange schwer an seinem Geheimnis: Er ist schwul. Und weil er die negative Reaktion seiner Klassenkameraden auf das Thema Homosexualität kennt, hat er sich dazu entschossen, seine wahre Identität geheim zu halten. Deshalb verschweigt er auch seinem Klassenkameraden Yoshioka, dass er ihn liebt. Selbst seine Sandkastenfreundin Nao weiß nichts von seinen sexuellen Neigungen.

Um im Alltag zu bestehen, hat sich Sora eine Maske aus Ausreden, Schweigen und Lügen aufgebaut. Diese Maske bekommt einen großen Riss, als sein Schwarm Yoshioka mit den anderen Schwule auslacht. Ab diesem Erlebnis ändert sich Soras Leben langsam, aber nachdrücklich. Erst gesteht ihm ein älterer Mann, dass er ihn mag, dann erkennt Sora, dass er ertrinken und ersticken würde, wenn er nicht endlich zu sich steht. Und als er dem älteren Mann in dessen Café folgt, findet er nicht nur neuen Mut, sondern auch ein neues Zuhause, in dem er sein darf, wie er ist.

Homosexualität

Dieser Manga widmet sich endlich dem Thema Coming Out und beschreibt sehr detailiert und einfühlsam, welchen Schwierigkeiten sich ein homosexueller Mensch (nicht nur in Japan, aber dort u.a. besonders) gegenübersieht, wenn er sich outen will. Er beleuchtet Soras Gefühlswelt und seine Maske, sowie die Einsamkeit und das vermeintlich Normale, das so verletzend wirken kann. Es ist ein Enwicklungsmanga, der den Weg Soras zu seinem wahren Ich warmherzig und empathisch nachvollzieht. Soras Schlüsselerlebnis für sein eigenes Comig Out ist das Liebesgeständnis eines anderen Mannes. Das gibt ihm dem Mut, zuerst diesem Mann und dann seiner besten Freundin seine Homosexualität zu gestehen. Er fängt mit Menschen an, die ihn verstehen könnten, und gewinnt dadurch an Sicherheit, mehr Selbstbewusstsein und einen Schutzraum.

Farben

Die Farben spielen in diesem Manga eine wichtige Rolle. Sora und seine Freundin Nao sind in der Kunst-AG. Allein das weckt schon Assoziationen bzgl. eines empfindsamen Menschen. So soll Sora im Café auf einer Wand ein Bild malen. Er fängt an mit den Gesichtszügen Yoshiokas, löscht diese aber wieder. Das spiegelt seine widerstreitenden Gefühle gegenüber seines Schwarms wider. Sora sieht die Welt einerseits mit den Augen eines Künstlers und beschreibt detailiert die Farben des Himmels und des Meeres, die er sieht. Andererseits bilden die Farben den Zustand seiner Gefühle ab. Das führt zu der Farbe Blau und zum Meer. Beides gilt als Symbol des Unterbewussten und der Emotionen. Sora hat das Gefühl, im Meer seiner unterdrückten Gefühle zu ertrinken. Der Himmel beschreibt das Transzendente, aber auch das Gefühl der Freiheit, das Sora letztlich empfinden will.

Es gibt noch eine weitere Komponente: Die Farben des Regenbogens sind u.a. die Farben der Homosexualität. Farben werden in diesem Manga also in die Tiefe gehend und damit vielschichtig eingesetzt.

Aussehen

Im Gegensatz zu den meisten BL-Mangas sehen die Figuren in diesem Manga nicht extrem schön, sondern wohltuend alltäglich aus. Auch Sora, selbst eher unscheinbar, hat sich in einen Mann verliebt, der alles andere als hübsch ist. Auch das vermittelt wichtige Botschaften: 1. Aussehen ist nicht alles. 2. Homosexuelle sind Menschen wie du und ich. Es müsste mehr Mangas geben mit alltäglich aussehenden Menschen.

Der Autor

Gengoroh Tagame ist Mangaka, Art Director und hat Romane geschrieben und illustriert. 2014 veröffentichte er den 4-bändigen Manga “Der Mann meines Bruders”, der für Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Beziehungen wirbt und internationale Erfolge feierte. Tagame bekam dafür u.a. den Eisner-Award. 2018 wurde die Reihe als Fernsehserie adaptiert. Außerdem nahm der Autor an vielen Ausstellungen in Paris, Berlin und New York teil.

Fazit

Einfühlsamer Manga über die Schwierigkeiten, denen sich homosexuelle Menschen im Alltag und beim Coming Out gegenübersehen.


Genre: Manga
Illustrated by Carlsen Manga!

LTB Sonderedition: Literatur aus Entenhausen 1

Inhalt

“Die tragische Geschichte von Don-Romeo und Julia” basiert auf einem kätzischen Missverständnis. “Ducklet” hingegen muss sich mit seinem Onkel herumschlagen, der ein Opfer des Zaubertrankes Halluzinus geworden ist. Die sich daraus ergebenden Verwicklungen kosten ihn fast seine Liebe zu Odesia. Als Minnie nach langer Zeit wieder in “Nussknacker und Mäusekönig” ihre alte Tante auf dem Land besucht, erzählt sie ihr von einem seltsamen Traum. “Die Verwandlung des Gregor Ducksa” beschreibt den allseits bekannten Pechvogel Donald, wie er wieder einmal eine verhängnisvolle Pechsträhne hat. Aber ausnahmsweise gibt es für Donald diesmal eine Revanche. “Graf Phantula” hingegen treibt sein Unwesen bei den Frauen und macht sie verrückt auf rote Beete. “Gittas Sommernachtstraum” entpuppt sich leider nicht für Gitta als wahrgewordener Traum, sondern für eine Rivalin. “Der Schatz auf der Bohnenranke” endet für Onkel Dagobert nicht so wie erhofft. In “Des Widerspenstigen Zähmung” gelingt es Gitta endlich, sich ihren Wunschprinzen zu angeln. Aber ob da wirklich Liebe im Spiel ist?

LTB Literatur aus Entenhausen Nr. 1

Literatur neu interpretiert

Man ahnt es schon, diese Sonderedition knöpft sich Bekanntes aus der Weltliteratur vor und verduckifiziert sie gnadenlos. Das kann man, je nach Geschmack, gut oder schlecht finden. Die einen werden in der z.T. sehr freien Interpretation der Originale eine Verschandelung sehen. Die anderen, zu denen auch ich gehöre, finden es sehr amüsant, die Originale  mit den Adaptionen zu vergleichen und sich Gedanken darüber zu machen, wo es Unterschiede gibt und was diese bezwecken. Dabei geht die Skala bzgl. der Ableger von “noch überraschend nah am Original” bei “Graf Phantula” über “das Original als Ausgangspunkt für eine Weiterführung der Story genutzt” bei “Gittas Sommernachtstraum” bis hin zu “ui, das ist jetzt doch recht frei” (und im Gegensatz zum alptraumhaften, depressiven, pessimistischen Kafka-Original wohltuend bissig optimistisch) in “Die Verwandlung des Gregor Ducksa”. Humorvoll sind sie allesamt allemal, selbst wenn wie in “Graf Phantula” sogar die Farben an das düstere Original erinnern.

Davon einmal abgesehen bergen solche Adaptionen die Chance, Kinder spielerisch an die Weltliteratur heranzuführen und sie auf die Originale neugierig zu machen. Meinem Sohn jedenfalls gefallen die Geschichten, und im Fall des Märchens mit der Bohnenranke ist ihm auch schon der ein oder andere Unterschied zum Original aufgefallen.

Fazit

Adaptionen, egal wie frei sie sind, bieten die Chance auf Neues, Neugier auf die Originale, amüsante Vergleiche mit den Originalen. Und sie holen so manches Stück Weltliteratur, das allmählich in Vergessenheit gerät, wieder aus der Mottenkiste hervor. Allein dafür lohnt sich schon die Anschaffung.


Genre: Comic
Illustrated by Egmont Ehapa Media

I had that same dream again 2

I had that same dream again 2

“Das Leben ist eben wie eine Wassermelone” (Nanoka)

Immer noch auf der Suche nach dem, was eigentlich Glück ist, erfährt die 10-jährige Nanoka auch das Gegenteil: Nachdem ihre neue Freundin Minami ihr eindringlich das Versprechen abgenommen hat, dass sich Nanoka wieder mit ihren Eltern vertragen soll, ist Minami wie vom Erdboden verschluckt. Nanoka spekuliert mit ihrer mütterlichen Freundin Frau Abazure, dass ihr ein Geist erschienen sei. Später stellt sich heraus, dass die Lebensgeschichte der beiden jungen Frauen recht ähnlich ist. Mit Frau Abazure spricht Nanoka aber auch über die beiden Jungen aus ihrer Klasse, die ihr viel bedeuten. Der eine liest wie sie gern und ist beliebt, der andere ist ein begabter Maler, aber ängstlich und verschlossen. Auch Frau Abazures Vorstellung von Glück gibt sie an Nanoka weiter.

Mit ihrer Eratzoma spricht Nanoka, als sie ein wunderschönes Gemälde bei ihr mit der Unterschrift “live me” entdeckt, über ihren malenden Freund Hikari, der von den anderen Jungen gemobbt wird. Die ältere Frau erklärt ihr, dass manche Menschen besonders sensibel sind und besonders tief empfinden. Trotzdem ist Nanoka enttäuscht, als sie sich in Absprache mit ihrer Lehrerin für ihren verschlossenen Freund einsetzt und von ihm dafür Hassgefühle erntet. In ihrer Klasse wird sie für ihren mutigen Einsatz danach wie Luft behandelt. Besonders verletzt sie, dass ausgerechnet der kluge Bücher lesende Ogiwara dafür verantwortlich ist, dass Hikari ständig angegriffen wird.

Traurig berichtet sie Frau Abazure von ihren schlimmen Erlebnissen, die ihr daraufhin von einem immer wiederkehrenden Traum erzählt.

Mütterliche Freundinnen

Nanoka hat vier ältere Freundinnen, die schon ihre Lebenserfahrungen gemacht haben und diese an Nanoka weitergeben. Im Gegenzug dazu bereichert Nanoka sie mit ihrer kindlichen Weltsicht und bricht so alte Strukturen auf. Beides ermöglicht für alle Beteiligten Weiterentwicklung. Minami, Frau Abazure und Nanokas Klassenlehrerin, sowie die ältere Frau erinnern an das weibliche göttliche Dreigestirn des Mädchens (Minami), der Frau (Frau Abazure und die Lehrerin) und der weisen alten Frau (die Ersatzgroßmutter), die in verschiedenen Lebensphasen stehen und der Frau beistehen.

Bewusst oder unbewusst wird hier das uralte Muster der Frauenfreundschaft aufgegriffen, das Frauen und Mädchen durch das weibliche Netzwerk Schutz und Geborgenheit bietet. Dabei wird nicht verschwiegen, dass das Leben wie eine Wassermelone ist, deren Fruchtfleisch (das Gute) man schnell verschlingt, die Kerne (das Negative) aber aussortiert. Aber auch in den Tiefen der schlimmen Erlebnisse kann man noch einen Schatz heben und daran wachsen: Wenn man die Kerne sammelt und einpflanzt, anstatt wegzuwerfen, erwachsen daraus neue Pflanzen. Oder anders ausgedrückt: Aus gemeisterten Problemen erwächst eine gestärkte Persönlichkeit.

Hochsensibilität

Die Psychologin Elaine Aron prägte in den 90ern den Begriff der Hochsensibilität /Hochsensitivität für Menschen, die besonders tief empfinden können und eine besonders hohe Verarbeitsungsdichte von Informationen haben, was sich sehr positiv auf Empathie, Kreativität und die Analyse und Interpretation des Lebens auswirkt. Diese Hochsensibilität wird von der älteren Frau im Manga entsprechend positiv dargestellt, um Nanokas negative Sicht auf den vermeintlichen Feigling zu relativieren. Nanoka befindet sich allerdings noch in einem Entwicklungsprozess, sodass sie Hikari nur teilweise versteht und für sein Verhalten verurteilt.

Mobbing

Mobbing ist ein grundlegendes Problem der Gesellschaft, das sich durch alle Zeiten hinweg überall zeigt, sowohl auf der Arbeit, als auch in der Schule oder Freizeit. Jede(r) kennt wohl z.B. Ausenseiter/innen in der Klasse, mit denen man nicht gern gesehen werden wollte. Wie auch in dem Manga gut dargestellt, geht Mobbing zurück auf eine engstirnige Weltsicht, auf Ignoranz, auf Vorurteile, auf Lust am Quälen anderer, auf Gerüchte, auf Rufmord, auf das Aufbauen des eigenen (niedrigen) Selbstbewusstseins, indem man sich selbst erhöht und andere dafür erniedrigt. Nanoka stellt sich dem entgegen und erntet dafür den kompletten Ausschluss aus der Klasse. Das Herdentier Mensch mag es eben nicht, wenn man gegen den Strom schwimmt. Das bekommt auch Nanoka schmerzlich zu spüren, nachdem sie sich auf die Seite des Außenseiters gestellt hat. Sie beweist Mut und zeigt mit ihrem Verhalten, dass dieser Mut den anderen fehlt. (Mangelnde) Zivilcourage ist immer noch ein heißes Eisen in der Gesellschaft. Der Manga legt den Finger auf diese Wunde.

Außerdem dreht Nanoka mit ihrem Verhalten das traditionelle Rollenmuster um: Sie beschützt einen Jungen (und  nicht umgekehrt). Das weckt Urängste vor einer starken Frau, die Nanoka von ihren männlichen Klassenkameraden prompt gespiegelt bekommt.

Träume (s. Titel des Mangas)

Träume, Mythen, Märchen bedienen das Unterbewusste. Dementsprechend erzählt Frau Abazure Nanoka ihr Leben in Form eines Traumes. Nanoka erfasst unbewusst den Kern und Frau Abazure wird zurückversetzt in eine Schlüsselszene ihrer Kindheit. Außerdem erzählt sie, was passiert, wenn man sich selbst enfremdet.

Fazit

Der 2. Teil setzt das hohe Niveau des 1. Bandes fort. Man darf gespannt sein auf den 3. und abschließenden Band!

 


Genre: Manga
Illustrated by Carlsen Manga!