Oberschüler Sora trägt schon lange schwer an seinem Geheimnis: Er ist schwul. Und weil er die negative Reaktion seiner Klassenkameraden auf das Thema Homosexualität kennt, hat er sich dazu entschossen, seine wahre Identität geheim zu halten. Deshalb verschweigt er auch seinem Klassenkameraden Yoshioka, dass er ihn liebt. Selbst seine Sandkastenfreundin Nao weiß nichts von seinen sexuellen Neigungen.
Um im Alltag zu bestehen, hat sich Sora eine Maske aus Ausreden, Schweigen und Lügen aufgebaut. Diese Maske bekommt einen großen Riss, als sein Schwarm Yoshioka mit den anderen Schwule auslacht. Ab diesem Erlebnis ändert sich Soras Leben langsam, aber nachdrücklich. Erst gesteht ihm ein älterer Mann, dass er ihn mag, dann erkennt Sora, dass er ertrinken und ersticken würde, wenn er nicht endlich zu sich steht. Und als er dem älteren Mann in dessen Café folgt, findet er nicht nur neuen Mut, sondern auch ein neues Zuhause, in dem er sein darf, wie er ist.
Homosexualität
Dieser Manga widmet sich endlich dem Thema Coming Out und beschreibt sehr detailiert und einfühlsam, welchen Schwierigkeiten sich ein homosexueller Mensch (nicht nur in Japan, aber dort u.a. besonders) gegenübersieht, wenn er sich outen will. Er beleuchtet Soras Gefühlswelt und seine Maske, sowie die Einsamkeit und das vermeintlich Normale, das so verletzend wirken kann. Es ist ein Enwicklungsmanga, der den Weg Soras zu seinem wahren Ich warmherzig und empathisch nachvollzieht. Soras Schlüsselerlebnis für sein eigenes Comig Out ist das Liebesgeständnis eines anderen Mannes. Das gibt ihm dem Mut, zuerst diesem Mann und dann seiner besten Freundin seine Homosexualität zu gestehen. Er fängt mit Menschen an, die ihn verstehen könnten, und gewinnt dadurch an Sicherheit, mehr Selbstbewusstsein und einen Schutzraum.
Farben
Die Farben spielen in diesem Manga eine wichtige Rolle. Sora und seine Freundin Nao sind in der Kunst-AG. Allein das weckt schon Assoziationen bzgl. eines empfindsamen Menschen. So soll Sora im Café auf einer Wand ein Bild malen. Er fängt an mit den Gesichtszügen Yoshiokas, löscht diese aber wieder. Das spiegelt seine widerstreitenden Gefühle gegenüber seines Schwarms wider. Sora sieht die Welt einerseits mit den Augen eines Künstlers und beschreibt detailiert die Farben des Himmels und des Meeres, die er sieht. Andererseits bilden die Farben den Zustand seiner Gefühle ab. Das führt zu der Farbe Blau und zum Meer. Beides gilt als Symbol des Unterbewussten und der Emotionen. Sora hat das Gefühl, im Meer seiner unterdrückten Gefühle zu ertrinken. Der Himmel beschreibt das Transzendente, aber auch das Gefühl der Freiheit, das Sora letztlich empfinden will.
Es gibt noch eine weitere Komponente: Die Farben des Regenbogens sind u.a. die Farben der Homosexualität. Farben werden in diesem Manga also in die Tiefe gehend und damit vielschichtig eingesetzt.
Aussehen
Im Gegensatz zu den meisten BL-Mangas sehen die Figuren in diesem Manga nicht extrem schön, sondern wohltuend alltäglich aus. Auch Sora, selbst eher unscheinbar, hat sich in einen Mann verliebt, der alles andere als hübsch ist. Auch das vermittelt wichtige Botschaften: 1. Aussehen ist nicht alles. 2. Homosexuelle sind Menschen wie du und ich. Es müsste mehr Mangas geben mit alltäglich aussehenden Menschen.
Der Autor
Gengoroh Tagame ist Mangaka, Art Director und hat Romane geschrieben und illustriert. 2014 veröffentichte er den 4-bändigen Manga “Der Mann meines Bruders”, der für Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Beziehungen wirbt und internationale Erfolge feierte. Tagame bekam dafür u.a. den Eisner-Award. 2018 wurde die Reihe als Fernsehserie adaptiert. Außerdem nahm der Autor an vielen Ausstellungen in Paris, Berlin und New York teil.
Fazit
Einfühlsamer Manga über die Schwierigkeiten, denen sich homosexuelle Menschen im Alltag und beim Coming Out gegenübersehen.