Am 19. März 1998, vor 25 Jahren, fand in Deutschland die Premiere zu dem wohl besten Film der Coen Brüder statt. In der Hauptrolle der unvergleichliche Jeff Bridges, aber auch eine Menge anderer Stars in den Nebenrollen eines Plots, der irgendwie dem Big Sleep von Raymond Chandler nachempfunden ist und dann wieder doch nicht.
Welcher Lebowski ist The Big Lebowski?
“LET ME EXPLAIN SOMETHING TO YOU. UM, I AM NOT ‘MR. LEBOWSKI.’ YOU’RE MR. LEBOWSKI. I’M THE DUDE. SO THAT’S WHAT YOU CALL ME. YOU KNOW, THAT OR, UH, HIS DUDENESS, OR UH, DUDER, OR EL DUDERINO IF YOU’RE NOT INTO THE WHOLE BREVITY THING.” – THE DUDE“
The Big Lebowski schrieb Geschichte. Ein Vierteljahrhundert ist es nun schon her, dass John Goodman (Walter Sobchak), Steve Buscemi (Theodore Donald „Donny“ Kerabatsos) und Julianne Moore (Maude Lebowski) um die Gunst des potrauchenden Kaliforniers ritterten, der zum Synonym für den Hedonismus der Hippie-Kultur wurde – und das 30 (!) Jahre nach 1968. Immerhin soll Lebowski in den Sechzigern einer der Unterzeichner der Port Huron Erklärung gewesen sein, dem Gründungsdokument der Students for a Democratic Society (SDS). Aber der Film spielt Jahrzehnte später, Anfang der 90er, als der “Dude” sich längst in sein Privatleben zurückgezogen hat und vorzugsweise mit seinen Freunden Walter und Donny bowlen geht und hin und wieder einen durchzieht. Am liebsten in seiner Badewanne – wie in Amerika üblich – mit der Pinzette in der Hand. Doch eines Tages bekommt er genau dort Besuch von einem Frettchen.
Jeffrey “The Dude” Lebowski
Die Besitzer des lieben buschigen Schwanztieres halten ihn für einen gewissen Jeffrey Lebowski (The Big Lebowski), der mit seinem Butler Brandt (Philip Seymour Hoffman) stark an Mr. Burns und Waylon Smithers Junior der Cartoonserie The Simpsons erinnern, so überzeichnet sind die beiden Charaktere. Aber die Nihilistenbande (in einer Nebenrolle: Flea von den RHCP), die His Dudeness, unseren Lebowski, bedrohen sind einfach zu dumm, zu begreifen, dass er unmöglich der Vater der vermeintlich entführten Frau von The Big Lebowski, Bunny (Tara Reid), sein kann und ziehen wieder ab, nachdem sie auf seinen Teppich gepisst haben. Für alle die es bisher nicht glauben konnten: “The Big Lebowski” ist nämlich nicht nach Jeffrey “Dude” Lebowski benannt, sondern nach Jeffrey Lebowski, dem Millionär. Ersterer hat aber nicht nur eine junge Frau, Bunny, die vermeintlich Entführte, sondern auch eine Tochter, Maude (Julianne Moore), eine Walküre, die im Leben des zweiteren noch eine Rolle spielen wird.
Aus dem Leben gegriffen
“That rug really tied the room together.” – The Dude
Der Dude macht sich also auf den Weg zum Millionär Lebowski und fordert einen Ersatz für seinen ruinierten Teppich und so nimmt die Handlung eines der besten Filme der Cinematagraphie seinen Lauf, wobei es eigentlich völlig nebensächlich ist, wie diese ausgeht. Denn “The Big Lebowski” ist gar kein Film, sondern ein Lebensgefühl, eine Aneinanderreihung komischer Situationen voller Ironie und Irrsinn, wie es nicht nur in der Stadt der Engel, sondern tatsächlich auf der ganzen Welt passieren könnte. The Big Lebowski ist authentisch und echt, wie kaum ein anderer Film, der aus der Traumfabrik kommt. Ein Film wie ihn das Leben schrieb. Bald stellt sich nämlich heraus, dass The Big Lebowski die Entführung seiner Frau Bunny benutzte, um aus der Stiftung seiner ersten Frau 1 Million Dollar abzuzwacken. Und dann wäre da noch der Pornofilmproduzent Jackie Treehorn (Ben Gazzara). Das Geld macht eben alle verrückt. Außer eben den Dude.
25 Jahre Kult um The Big Lebowski
Seit 25 Jahren also treffen sich die Dudeists der ganzen Welt auf gewissen Look-A-Like Parties, hören den fabelhafte und einzigartigen Soundtrack des Films (keine Eagles!) oder huldigen sogar eine Religion, die sich 2005 als Church of the Latter-Day Dude gegründet hat. John Turturro, der als Jesus Quintana eine der stilprägendsten Szenen im Film bekam, dreht 2019 sogar ein Remake mit dem Titel The Jesus Rolls. In der Titelrolle natürlich John Turturro selbst. Auch der Trip auf den der Pornofilmproduzent Jackie Treehorn den Dude schickt hat, natürlich eine Reihe von Nachahmern gefunden. Außerdem gab es immer wieder Gerüchte, dass eine Fortsetzung von The Big Lebowski von den Coen-Brüdern gedreht werden würde, denn der Film hatte anfangs zwar nur das Doppelte seiner Produktionskosten eingespielt, sich aber über die Jahre zu einem echten Kultfilm entwickelt und das wirft natürlich jedes Jahr auch wieder Tantiemen an Merch ab.
The Big Lebowski Merchandise
Abgesehen von T-Shirts, Tassen und Postern werden immer wieder neue Ausgaben des Filmes als DVD oder BluRay herausgegeben. Mal in Bowlingkugeln verpackt, mal mit neuem Cover. Dauerbrenner sind aber auch der Strickpullover oder die Streifenhosen und eine Perücke des Dude sowie diverse Paraphernalia. Auch der Soundtrack hat schon einige Reissues hinter sich, die teilweise mit Neuabmischungen der alten Klassiker glänzen. Aber auch ein Teppich mit dem Dude als Muster eingewoben fand schon seine Abnehmer. Wer dafür kein Geld hat, kann seinem Lieblingsfilm aber immer noch mit einem “White Russian” huldigen.
White Russian for Conception
Der Drink – der zu jeweils einem Drittel Vodka, Kaluha (Kaffeelikör) und half/half (halb Milch/Sahne) sowie natürlich Eiswürfeln am besten zu einem Spliff schmeckt, soll von Lebowski selbst im Film immerhin neun mal verdrückt worden sein. In einer der legendärsten Szenen – in der Maude, die Tochter von Big Lebowski, ihre Schenkel nach oben reckt, um die Möglichkeit der Befruchtung (link zum Film O-Ton) zu erhöhen – spuckt er allerdings die Hälfte davon wieder zurück in sein Glas.
“I was, uh, one of the authors of the Port Huron Statement. The original Port Huron Statement. Not the compromised second draft. And then I, uh… Ever hear of the Seattle Seven?” – The Dude, The Big Lebowski
Seine Überraschung, dass eine Frau wie Maude ausgerechnet von einem wie ihm ein Kind bekommen wolle, überrascht ihn dann doch zu sehr. Aber was wurde eigentlich aus Jeffs und Maudes Befruchtung? Inzwischen – nach 25 Jahren – könnte das Erbe ja schon alte genug sein, selbst den Rezepten und dem Lifestyle seines/ihres Vaters zu folgen. Fortsetzung folgt hoffentlich doch noch…
PS: Die Anliegen des Port Huron Statements, das Gründungsstatement des SDS, sind natürlich auch heute, mehr als 50 Jahre später noch gültig: “If we appear to seek the unattainable, as it has been said, then let it be known that we do so to avoid the unimaginable.”
Alle Bilder/Fotos Creative Commons!
Weiterführende Literatur zu Big Lebowski und Gewinnspiel
Bill Green, Ben Peskoe, Will Russell, Scott Shuffitt
Ich bin ein Lebowski, du bist ein Lebowski: Die ganze Welt des Big Lebowski
Heyne Verlag
ISBN:3453676033
Jenny Jones
The Big Lebowski: an Illustrated, Annotated History of the Greatest Cult Film of All Time
Voyageur Press
ISBN: 9780760347096
Edward P. Comentale, Aaron Jaffe
absolute(ly) Big Lebowski
Orange-Press Gmbh
ISBN: 9783936086522
Wer an den Verfasser schreibt, kann ein Exemplar eines Buches oder anderes Merch gewinnen! rakoushan@web.de