Götter

GötterIn Deutschland gibt es vier geheime Reservate, in denen, nach Geschlechtern getrennt, Männer und Frauen wie Sklaven gehalten und körperlich sowie sexuell durch sogenannte Götter ausgebeutet werden. Diese gebärden sich zu ihrem eigenen Vorteil als Herren über Leben und Tod und führen über ihre Untertanen ein strenges Regiment bis hin zur Todesstrafe.
Diesem Terrorregime entfliehen unabhängig voneinander Agnes und Günter. Sie treffen sich zufällig in der Freiheit, tun sich zusammen und müssen das zivilisierte Leben von Grund auf neu lernen. Mithilfe von Freunden gelingt ihnen dieser Prozess erstaunlich schnell. Zugleich entsteht bei ihnen der Wunsch, die vermeintlichen Götter zu entmachten. Werden sie diesen Kampf erfolgreich bestehen?

Agnes ist noch fast ein Teenager als ihr die Flucht aus einem dieser Reservate gelingt denn Sie wurde zum Tode verurteilt und musste fliehen. Seit Generationen werden in den Reservaten Frauen und Männer zum Arbeiten gehalten, Ihnen wird jegliche Bildung und Allgemeinwissen verwehrt. Das wurde im Laufe von 2 Jahrhunderten so intensiv und ausgeklügelt betrieben dass sogar die Existenz von Männern in den Frauenreservaten und umgekehrt die Existenz von Frauen in den Männerreservaten völlig unbekannt ist. Es wird nur gearbeitet und gebetet denn vor den Toren der Reservate lauern viele Gefahren und nur die „Götter“ können die Reservatsbewohner vor diesen Gefahren beschützen…!

Einmal in der Woche kommen die Götter in großen, lauten stählernen Vögeln ins Reservat, halten Gottesdienste ab und überbringen den Reservatsbewohnern wundersame und göttliche Sachen wie z.b Medikamente! Im Gegenzug nehmen Sie Geschenke in Form von angebautem Obst, Gemüse und Schnitzereien mit und man ist dankbar dass die Götter wohl gesonnen sind…! Besonders gläubige Frauen werden von den „Göttern“ auserwählt, bekommen einen göttlichen Trank und werden von ihnen mitgenommen…! Nach Ihrer Rückkehr ins Reservat verändern Sie sich dann meist nach ein paar Monaten denn Ihr Bauch wird dicker und scheint ein Eigenleben zu führen aber das sind nur die Dämonen die dank der Götter in den Körpern geweckt wurden und dabei sind ihn bald endlich zu verlassen…! Nach ungefähr 8 Monaten werden die Frauen erneut von den Göttern abgeholt und kehren dann „gereinigt“ zurück denn die Götter haben die Dämonen endlich aus den Körpern geholt, was eine Narbe am Bauch der Frauen beweist…! Ein paar Wochen später bringen die Götter dann oftmals ein Baby ins Reservat, welches natürlich ebenfalls sehr gläubig und gehorsam aufgezogen und in die Gemeinde integriert wird…!

So geschieht es seit Generationen aber die aufgeweckte und neugierige Agnes will sich mit diesem Leben nicht zufrieden geben! Warum ist es außerhalb des Reservates so gefährlich und was ist außer Herz, Lunge und Magen noch in unseren Körpern? Agnes fängt an sich heimlich ein paar Mäuse als Haus- und Forschungstiere zu halten und ist ganz verblüfft dass es nach kurzer Zeit viel mehr Mäuse sind! Wo kommen die kleinen Mäuse nur her? Haben die Götter sie gebracht? Agnes fängt an ihr Weltbild komplett in Frage zu stellen, an den „Göttern“ zu zweifeln und soll deshalb zum Tode verurteilt werden! Mit viel List gelingt ihr die Flucht tief in die Wälder, wo sie von nun an die Welt ganz neu entdeckt…!

Nach 3 Jahren in der Wildnis trifft sie zufällig auf Günther der erst kürzlich aus einem der Männerreservate geflohen ist weil auch ihm die Todesstrafe drohte…! Agnes und Günther freunden sich an und werden nach einiger Zeit sogar ein Liebespaar, was beide viel Überwindung kostet denn schließlich hatten sie noch nie Kontakt zum anderen Geschlecht, hatten ja auch gar keine Ahnung dass es überhaupt ein anderes Geschlecht gibt und selbstverständlich war in den Reservaten jeglicher Körperkontakt strengstens verboten…! Nach einiger Zeit wollen Agnes und Günther auch die Welt außerhalb der Wälder erkunden, stoßen dabei auf ein kleines Dorf und kommen mit der Zivilisation in Kontakt…!

Die Geschichte beginnt an der Stelle an der Agnes und Günther zum ersten Mal völlig verwundert vor der Kühltruhe eines Supermarktes stehen und dabei vom Kartoffelhändler Clemens beobachtet werden. Die Geschichte wird nämlich nicht nur aus Agnes´ Sicht erzählt sondern auch aus Clemens´ Sicht, aus der Sicht eines gewissen Rudolphs und aus der Sicht einer jungen Frau namens Inga Braun. Am Anfang fragt man sich öfter mal was diese Figuren mit der eigentlichen Geschichte zu tun haben aber nach und nach verdeutlichen sich die Zusammenhänge und es entstehen allerlei Verbindungen zu den Reservaten. Auch den Geheimbund „der Streber“, der immer öfter zum Thema wird, kann man zuerst nicht richtig einordnen aber nach und nach ergibt alles einen Sinn und man erkennt wie viele Gedanken sich der Autor über Zusammenhänge und Querverbindungen gemacht hat…!

Als Agnes und Günther sich in der Wildnis kennen und lieben lernen, erinnerte mich dieser Teil sehr stark an „die Blaue Lagune“ und ich musste oftmals schmunzeln denn auch in diesen Teil hat sich der Autor ganz hervorragend hineinversetz!

Generell hat der Autor viel Liebe zum Detail bewiesen und ist auch auf den Übergang der beiden in die Zivilisation gut eingegangen. Die Geschichte umfasst einen Zeitraum von ca. 30 Jahren. Herr Hofmann hat sich wirklich sehr viele Gedanken gemacht und schafft es auch, diese doch schon ziemlich „an den Haaren herbei gezogene“ Geschichte plausibel zu erklären und zu begründen, wie es so lange möglich war mitten in Deutschland und in unserer heutigen Zeit solche Reservate zu „betreiben“ und zu verheimlichen…!

Ein wirklich tolles und spannendes Buch, das ich persönlich wirklich sehr empfehlen kann denn es hat mich total gefesselt!

Will Hofmann, geboren 1949, arbeitete nach dem Medizinstudium in Mainz. Er führte eine Praxis für Allgemeinmedizin in Berlin-Neukölln und ist seit seiner Studienzeit schriftstellerisch tätig. Er hat Kurzgeschichten, Fantasyromane und ein Kinderbuch veröffentlicht.


Genre: Dystopie, Romane
Illustrated by Fabulus Verlag

Shokugeki No Soma – Food Wars! 1

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Teenager Soma ist ein leidenschaftlicher Koch. Er und sein Vater, eigentlich ein Meisterkoch, betreiben ein winziges Restaurant, das bei den Kunden wegen seiner fein ausgewogenen Gerichte beliebt ist. Als aber eines Tages Kriminelle ihr Restaurant bedrohen, krempelt diese Begegnung Somas gesamtes Leben um. Sein Vater beschießt, sich als Koch weiterzubilden und auch sein Sohn soll eine Kochausbildung an der berühmt-berüchtigten Totsuki-Akademie erhalten. Nur 10 % der Schüler schaffen die harten Abschlussprüfungen und auch vorher schon wird gewaltig gesiebt dank der 16-jährigen Prüferin und Enkelin des Schulleiters Erina, die den absoluten Geschmackssinn besitzt. Aber Soma ist ein sonniges und v.a. selbstbewusstes Gemüt, das jede Herausforderung annimmt.

Der 1. Band der Serie ist für ein männliches Publikum konzipiert. Erzählt wird aus der Sicht eines Jungen, und die ist sinnlich-erotisch geprägt. Der Satz „Liebe geht durch den Magen“ erhält hier eine eindeutig erotische Komponente, wenn Männlein wie Weiblein während des exzellenten Essens praktisch ausgezogen werden. Überhaupt sind die Frauenfiguren meist gut bestückt, die Männer von der Figur und vom Aussehen her eher Durchschnitt. Auch daran sieht man, dass der Manga ein männliches Publikum ansprechen will, denn die Frauenfiguren sind recht eindimensional und klischeehaft gestaltet (Vamp, Naivchen, die Schüchterne). Soma selbst ist als Charakter ambivalent: Es gibt den Spruch „dumm, stark und wasserdicht“ für muskulöse Männer ohne Grips. Soma ist nicht sehr helle, auch nicht muskulös (in dem Fall ein Pluspunkt, denn Mangas für Jungen neigen auch diesbezüglich zur Übertreibung), dafür selbstbewusst mit einem eindeutigen Talent fürs Kochen. Ein Sympathieträger ist er im eigentlichen Sinn nicht, aber in seinem Selbstbewusstsein ohne Muckis für Jungen sicherlich ein Vorbild. Die Erotik kommt durch das Sinnliche des Kochens, ist aber im Manga relativ platt umgesetzt, was sich auch auf Anspielungen bezieht – Erina, „Gottes Zunge“, könnte man auch anders deuten. Das hätte man sicher sinnlich-ästhetischer und weniger deftig-derb einbinden können. Der Manga hat auch, wie viele Koch- und Backmanga für Jungen, Kampfsportcharakter. Der Wettkampf steht ganz weit oben und garantiert in diesem Fall die Spannung des Mangas.

Fazit: Manga mit wenig Anspruch auf Tiefgang, dafür mit Action und Erotik. Für ein männliches Publikum sicher nett.


Illustrated by Carlsen Verlag Hamburg

Muchachas – Tanz in den Tag

Der Leser nun ist mit den Eichhörnchen traurig. Traurig aus nur einem einzigen Grund: Weil er sich von liebgewonnenen Charakteren und wundersamen Geschichten verabschieden muss.” Das schrieb ich vor etwas mehr als zwei Jahren nach beendeter Lektüre von “Montags sind die Eichhörnchen traurig“, dem dritten Band der Josephine-Trilogie, mit der sich die französische Überraschungs-Erfolgsautorin Katherine Pancol in die Herzen von Millionen Lesern geschrieben hatte.

Und ich war ehrlich traurig. So, so gerne wollte ich wissen, wie es mit der liebenswerten, leicht verrückten französischen Sippschaft weitergeht. Aber nun! Nun ist Schluß mit traurig. Katherine Pancol ist wieder da und mit ihr die ewig zaudernde, aber stets tapfere Josephine, ihre ehrgeizige Tochter Hortense und ihre verträumte Tochter Zoé. Und ich weiß endlich, wie es mit ihnen weitergegangen ist. Dennoch – um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen – die Familie Cortès steht diesmal nicht im Mittelpunkt der neuen Saga von Katherine Pancol. Bei den “Muchachas” geht es um gleich mehrere Frauen. Ihre Schicksale werden unabhängig voneinander erzählt, wobei sich ihre Wege auf unterschiedlichste Art und Weise kreuzen. Wir lesen von ganz unterschiedlichen Lebensentwürfen und Schicksalen, aber eines verbindet die Frauen bei aller Verschiedenheit: der unbedingte Wille, sich nicht unterkriegen zu lassen und das ganz eigene Glück zu finden.

Muchachas1Im gerade erschienenen ersten Teil der “Muchachas -Tanz in den Tag” bekommt die Geschichte von Stella und ihrer Mutter Leonie, die unter dem gewalttätigen Vater und Ehemann leiden, den größten Raum. Die junge Schrotthändlerin Stella lernen wir als mutige alleinerziehende Mutter kennen, ihre Mutter Leonie ist durch die ständigen Mißhandlungen und Demütigungen ihres Mannes nur noch ein Schatten ihrer selbst. Während die anderen Geschichten weitestgehend in den Metropolen dieser Welt spielen, entdeckt man in Stellas und Leonies Geschichte eine andere, eine dunklere Welt, die des ländlichen, eigentlich bodenständigen Bourguignon.

Josephine und ihre Tächter tauchen als mit diesen Frauen verbundene Nebenfiguren wieder auf und so erfahren wir quasi by the way nach und nach, wie es ihnen ergangen ist. Reicht aber völlig, um die Neugier zu befriedigen, sogar Junior taucht wieder auf. Darüberhinaus lernen wir noch einige neue Charaktere kennen – so die auf den ersten Blick unscheinbare Musikerin Calypso. Und auch wenn von ihnen im ersten Teil nur am Rande die Rede ist, wir ahnen schon, dass sie in den weiteren Teilen eine größere Rolle spielen werden. Spannung aufbauen, das kann die Pancol unberufen.

Die einzelnen Teile der Muchachas sind nicht in sich abgeschlossen, das Projekt ist eher als ein großer Roman in drei Teilen angelegt. Es ist mehr eine Serie zum Lesen als eine herkömmliche Trilogie. Glücklichwerweise müssen wir diesmal nicht allzu lange auf die Fortsetzungen warten, alle drei Teile werden dieses Frühjahr hintereinander weg erschienen. Jeden Monat ein Band, so ist der Plan. Sozusagen binge-reading nach dem Vorbild des bei visuellen Serien so beliebt gewordenen binge-watching. Inclusive Cliffhanger. Diverser Cliffhanger, um genau zu sein.

Die Muchachas erscheinen als preisgünstigeres Soft-Cover. Band 2 “Muchachas – Kopfüber ins Leben” erscheint am 11. April und der finale dritte Band “Muchachas – Nur ein Schritt zum Glück” am 9 Mai. Danach gibt es dann auch eine ausführliche Rezension und Bewertung des gesamten Romanprojekts. Für Band eins gibt es auf jeden Fall schon mal eine klare Leseempfehlung – ich habe sehr gerne mit den Muchachas in den Tag getanzt.


Illustrated by Carl´s Books

Glücksbärchis 1/2016

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Glücksbärchis” sind kunterbunte, süße Bärchen, die sich durch ihre Bauchsymbole voneinander unterscheiden und dadurch ganz besondere Fähigkeiten besitzen.

Da der böse Fiesi im regenbogenbunten Wolkenland den Schlüssel für
die Smaragdbrücke gestohlen hat, werden die Glücksbärchis immer
wieder auf die Probe gestellt. Mit vereinten Kräften schaffen
Hurrabärchi, Schmusebärchi, Brummbärchi und Co. jedoch immer wieder
das Böse zu besiegen.“ (so der Verlag Egmont Ehapa)

Das neue 36-seitige Magazin mit einer Auflage von 60.000 Stück richtet sich laut Hersteller an Kinder zwischen drei und fünf Jahren. Ich würde diese Spanne noch erweitern auf Kinder, die schon lesen können, denn manche der Aufgaben wie das Freundschaftsquiz sind erst so richtig möglich, wenn man schon lesen und schreiben kann. Ansonsten ist der Schwierigkeitsgrad dem Alter ungefähr angemessen. Mein vierjähriger Sohn ist sofort auf das Magazin angesprungen, weil er, seit er 3 ist, gern Vorschulaufgaben löst. Die bietet das Magazin in Form von Suchbildern, Labyrinth, Zuordnungsaufgaben. Ein Comic und eine Vorlesegeschichte runden das Bild ab und sind von meinem Sohn angenommen worden. Manchmal muss man allerdings Zusammenhänge erklären, die weggelassen worden und für so kleine Kinder nicht ersichtlich sind. Gut hierfür auch, wenn man wie ich die Glücksbärchis schon aus der eigenen Kindheit kennt. Hilfreich ist aber auch das Glücksbärchis- Who’s who, das ein paar der Charaktere vorstellt. Wer gern (aus-)malt, wird hier ebenfalls mit Ausmalbildern bedient.

Auch ans Basteln denkt das Magazin – die Armbänder sind nett und werden sogar von meinem Jungen gemocht. (Kinder sind zum Glück vorurteilsfreier als Erwachsene, weshalb ich meinen Sohn frei aussuchen lasse, was er spielen und vorgelesen haben will.) Auch ein Glücksbärchi-Würfelspiel beinhaltet das Heft, das mein Sohn zwar gern gespielt hat, das aber für ihn nach zweimaligem Spielen zu einfach war. Für Dreijährige ist es aber optimal. Schön findet er auch die Walkie-Talkies, die beiliegen, und hat sofort eine Runde mit mir damit gespielt. Sie sind zum Glück stabil genug, um nicht gleich bei der ersten Benutzung kaputt zu gehen wie viele andere Extras, die Magazinen beigegeben werden. Oft beachten die Macher nicht, dass Kleinkinder entwicklungsbedingt sehr ruppig spielen, vor allem Jungen, und dass gerade Jungen Spielzeuge gern auseinandernehmen, um zu sehen, wie sie aufgebaut sind. Eltern dürfen sich nach diesem Entdeckerdrang damit herumschlagen, das Zeug wieder zu reparieren oder können es gleich wegwerfen.

Mein Sohn fand auch die beigelegten Sticker toll; er hat seine Walkie-Talkies gleich damit beklebt. Verwirrung gestiftet hat die Aufgabe, 3 Glücksbärchis anzukreuzen, die auch im Suchbild zu finden sind. Denn es sind nur zwei Bärchis, die tatsächlich im Bild vorkommen, dafür ist ein Freund der Glücksbärchis im Bild zu sehen. Eine präzisere Aufgabenstellung wäre hier hilfreich gewesen. Die Poster waren für ihn fast gänzlich uninteressant. Die Glücksbärchi-Freundschaftsbänder zum Ausschneiden muss man kopieren oder man zerschneidet die Aufgaben auf der nächsten Seite. Außerdem wäre es gut, diese Bänder zu verstärken, damit sie nicht gleich zerreißen.

Insgesamt ein gelungenes Magazin, das sich Mühe gibt, auf die Bedürfnisse von Kindergartenkindern einzugehen – wenn sie schon lesen und schreiben können, wie ein paar Aufgaben voraussetzen. Ob das Kind etwas damit anfangen kann, hängt vom Charakter, den Vorlieben und der Tagesform des Kindes ab, denn so kleine Kinder haben eine geringe Aufmerksamkeitsspanne. In jedem Fall ist es besser als das Kind vorm Fernseher zu parken, denn mit den Aufgaben werden die Aufmerksamkeit und Konzentration sachte geschult. Für den Preis von 3, 50 Euro in Ordnung. Allerdings befürchte ich, dass weitere Extras sofort bei Benutzung durch Jungen oder lebhaftere Mädchen kaputtgehen werden, wenn es mehrteilige Spielsachen oder insgesamt fragilere Sachen als die aktuell beiliegenden Walkie-Talkies sind.


Genre: Comics
Illustrated by Egmont Ehapa

Ich habe ein Buch geschrieben – Was nun?

Bücherprinz Ruprecht Frieling plaudert aus dem Nähkästchen über die Themen, die jeden frischgebackenen Autor interessieren.

Das ist der erste Satz des Ratgebers. Als ich das las, dachte ich – wieder ein Buch, in dem mir weitschweifig und kostenpflichtig erklärt wird, wie ich schreiben, veröffentlichen und insbesondere auch verkaufen soll. Wie ein Eheratgeber zur Diamantenen Hochzeit, denn ich gehe diesem Gewerbe jetzt über zehn Jahre nach. Weiterlesen


Genre: Ratgeber
Illustrated by Internet-Buchverlag Berlin

Akuma no Riddle 1

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Die 15-jährige Tokaku Azuma wird zur Attentäterin ausgebildet. Ihr erster Auftrag lautet, dass sie eine Schülerin in der Myojo-Akademie umbringen soll. Den Grund hierfür erfährt sie nicht, aber sie findet bald heraus, dass alle anderen Mitschülerinnen in der schwarzen Klasse außer dem Zielobjekt Haru ebenfalls Attentäterinnen sind – mit dem gleichen Auftrag. Tatsächlich machen sich schon die ersten daran, Haru umzubringen. Dank Tokaku bleibt es aber bei dem Vorhaben. Die nämlich empfindet gegen ihren Willen immer mehr Sympathie für Haru und kommt schließlich zu dem Entschluss, Haru beschützen anstatt umzubringen zu wollen. Damit gerät aber auch Tokaku ins Visier der anderen Mitschülerinnen und der Ausbilder Tokakus.

Der 1. Band weckt, wenn auch entfernt, unangenehme Assoziationen an reale Terrorcamps und deren Auswirkungen. Außerdem gibt es neben dem gleichnamigen Anime noch einen, der ein ähnliches Thema aufgreift: Assassin Classroom. Zum Glück scheint die Hauptperson in Akuma no Riddle allmählich die Gewalt und deren Hintergründe zu hinterfragen, sodass die Gewalt nicht ganz so schlimm glorifiziert wird.

Das zweite Thema dieses Bandes ist die homosexuelle Beziehung zwischen zwei Frauen, die bisher aber nur zart aufscheint. Es gibt inzwischen eine Fülle von Mangas auch im deutschsprachigen Raum, die die homosexuelle Liebe zwischen Männern zum Thema hat, aber im Vergleich dazu ist die Auswahl an Vergleichbarem im weiblichen Bereich dürftig. Da darf man leider nicht wählerisch sein, wenn man zu diesem Thema etwas lesen möchte. Trotzdem gibt es einige Dinge an dieser Art von Literatur, die definitiv stören, wenn nicht sogar Klischees bedienen: Die lesbische Liebe findet fast immer innerhalb eines geschlossenen Raumes statt, meist eines Mädcheninternats. Sie hat damit noch nicht einmal in der Literatur die Chance, als normale sexuelle Veranlagung im Alltag Eingang zu finden. Zum zweiten wird diese Art von Liebe nicht als natürlich betrachtet, sondern hat einen Auslöser, meist unangenehme Erlebnisse mit Männern, die sogar bis zum Hass führen können. Was dabei nicht bedacht wird: Die Veranlagung zur Bi-, Homo- und Heterosexualität ist von Geburt an da. Eine Heterosexuelle kann also trotz schlimmer Erfahrungen mit Männern nicht einfach auf homo oder bi umschalten. Was dagegen gezeigt wird (wenn auch oft nur angedeutet), sind die Schwierigkeiten, die mit Homosexualität verknüpft sind. Von der Frau wird in einer konservativen Gesellschaft erwartet, dass sie heiratet und Kinder bekommt; stärker noch als bei einem Mann. Das klappt nicht oder nur erschwert in homosexuellen Beziehungen. Außerdem machen sich die Figuren machen Gedanken darüber, was ist, wenn andere ihre lesbische Beziehung herausfinden. Es gibt aber auch Mangas, in denen die Liebe in der Art der mittelalterlichen Minne verhaftet bleibt. (Vgl. zu diesem Thema z.B. die Mangas „Wir beide!“, „Frühling, Sommer, Herbst und Winter“, „Cherry Lips“, „Ballerina Star“, „Blue“.)

Zu den Verkaufszahlen der Mangas mit lesbischer Liebe meint Ehapa: „Dass es – übrigens auf globaler Ebene, nicht lediglich hierzulande – wesentlich mehr Shounen Ai-Titel gibt, liegt schlicht an der Nachfrage. Unserer Erfahrung und den Verkaufszahlen zufolge wird das Genre Shounen Ai zum größten Teil von heterosexuellen Frauen gelesen, während Shoujo Ai und Yuri zwar von Männern bevorzugt werden, trotzdem aber weitaus niedrigere Absatzzahlen aufweisen. Dies erklären wir uns damit, dass sich das männliche Publikum in erster Linie für Titel aus dem Bereich Action, Abenteuer, bzw. Shounen allgemein interessiert, weniger aber für romantische Inhalte. Hinzu kommt, dass Yuri-Mangas im Vergleich zum Yaoi-Genre meist weitaus weniger explizites Bildmaterial enthalten. Obwohl wir als Verlagshaus natürlich ökonomisch handeln müssen, haben wir auch immer wieder Shoujo Ai- und Yuri-Titel (z.B. Akuma no Riddle, Love Flag Girls!!, Highschool Girls, etc.) in unserem Programm, in denen lesbische Beziehungen thematisiert werden.“

Zurück zu Akume no Riddle: Die raue Gangart dieses Mangas wird wohl eher ein männliches Publikum ansprechen. An Frauentypen werden demnach eher Männerträume zeichnerisch umgesetzt als Realität abgebildet: Das Opfer, die Kühle, der Vamp, die Niedliche usw. sind doch sehr klischeebehaftet. Frauen können sich damit weniger identifizieren, es sei denn, sie entsprechen einer dieser Typisierungen. Ansonsten wird der Umschwung im Denken Tokakus zwar immer mal wieder eingeflochten, geht aber trotzdem ein wenig zu schnell, um glaubhaft zu wirken.

Mich persönlich spricht der Manga nicht an, denn er ist mir zu brutal und die Frauenbilder sind zu eindimensional.


Illustrated by Egmont Ehapa

Altes Land

altesLandVera ist fünf Jahre alt, als sie mit ihrer Mutter auf dem großen steinernen Gutshof im alten Land, dem großen Obstanbaugebiet unweit von Hamburg strandet. Sie sind 1945 aus Ostpreußen geflohen, die wortkargen Norddeutschen heißen die Flüchtlinge nicht gerade willkommen. “Diet Huus is mien un doch nich mien, de no mi kummt, nenn’t ook noch sien” steht über der Tür. “Von mi gift dat nix!“ ist der einzige Satz, den die alte Bäuerin zu den Flüchtlingen spricht.

Vera wird ihr Leben auf diesem Hof verbringen, aber mehr als “die Fremde” wird sie nie sein – immerhin schon ein Fortschritt zum “Polackenkind”. Sie wird das Haus erben, jedoch nie die Kraft finden, es instandsetzen zu lassen. Es ist ihr Haus und doch nicht ihr Haus, ganz so wie die Inschrift über der Tür es dunkel prophezeit. Sechzig Jahre später steht ihre Nichte Anne mit ihrem kleinen Sohn vor der Tür. Auch Anne ist ein Flüchtling, aber sie flüchtet nicht vor Krieg, Elend und Vertreibung, sie flüchtet aus ihrer Ehe, weil ihr Mann eine andere liebt und sie das nicht einfach sachlich abwickeln kann und will, so wie es die ungeschriebenen Gesetze der Hamburg-Ottenser Vollwert-Schickeria es diktieren. Nun will sie dort Fuß fassen, wo schon ihre Oma nie Fuß fassen konnte.

Vera und ihre Mutter waren preußisch bis in die Knochen, ungeachtet der ihnen entgegengebrachten Ablehnung kämpften sie stoisch und standesbewusst um ihr Bleiberecht. Die Mutter machte Nägel mit Köpfen, in dem sie den Sohn des Hauses heiratete, doch dann flieht sie weiter und schafft durch die nächste Heirat eine weitere Stufe der gesellschaftlichen Leiter im Wirtschaftswunderland. Ihre wunderliche Tochter Vera lässt sie bei ihrem ersten Mann auf dem Hof zurück. Vera erkämpft sich gegen alle Widerstände ein Studium und wird die Zahnärztin des Dorfes. Man begegnet mit einer Art widerwilligem Respekt, doch mehr ist es nie geworden.

Dörte Hansen gibt in ihrem Debütroman “Altes Land” einen Einblick in das Leben und den Alltag der Menschen in den Elbmarschen, in ihre doch recht eigene Welt, ihre Wertvorstellungen und vor allem in die Maßstäbe, die sie an sich und gnadenlos auch an ihre Mitmenschen anlegen. Es ist die Welt des alten Hinni, der zwar drei Söhne, aber keinen Erben für seinen so penibel gepflegten Hof hat, des Bauern Dirk und seine Frau Britta, die ihren Obstanbau klassisch betreiben – sprich mit viel Chemie und die sich von den Stadtflüchtigen bedrängt fühlen. Von jenen “möchte-gern-Kreativen”, die es aus der Hektik der Großstadt hierhin verschlagen hat und deren Welt es nie werden kann. Die Sehnsucht nach der heilen Welt auf dem Lande -die Marotte unserer Zeit, man kennt das. In Wahrheit finden “die Stadtflüchtigen” alles allenfalls pittoresk -solange es nur neu ist, aber alt aussieht und was hermacht und man es in Artikeln in Hochglanzmagazinen, die die Seele des gestressten Städters streicheln sollen, verwursten kann. Hauptsache, die “dickschädeligen” Bauern kommen authentisch rüber.

Dem gegenüber stehen die Schilderungen der jungen alternativen urbanen Familien, die doch soviel spießiger und engstirniger sind als noch ihre Eltern. Während Dörte Hanse den knorrigen Menschen aus dem alten Land – ob Alteingessene oder “neu” Hinzugezogene – mit Respekt und Verständnis begegnet, müssen die Übermütter und Väter aus Ottensen sich mit leichtem Spott begnügen. Das gelingt Hansen witzig, mit viel Wiedererkennungswert. Man kennt sie, die bemühten Eltern mit ihren Einkäufen im Bio-Supermarkt, den Baby-Schlafsäcken aus reiner Schafswolle, die ihre Kinder im stylischen Buggy vom Chinesisch für die Kleinsten zur musikalischen Früherziehung karren. Hochbegabte, wohin man schaut, die von in abgeklärten Beziehungen lebenden Eltern wohlwollend zu Höchstleistungen erzogen werden, biologisch korrekt ernährt und in politisch korrektem Sprech geleitet. In Unwissenheit der Tatsache, dass auch Sprache Heimat sein kann. Die Leute im alten Land wissen das, sie benutzen ihr Plattdeutsch als Ausdruck ihrer Zusammengehörigkeit, aber auch als Ausschlußtechnik. Dörte Hansen gibt diese Sprache in manchen Sätzen ganz bewusst so wieder, der Leser muss sie mehrmals lesen und sich laut vorlesen, damit er sie versteht. Aber so versteht er auch, was es heißt, als völlig Fremder in eine in sich geschlossene Gesellschaft zu kommen.

Anne, die gelernte Tischlerin nimmt sich schließlich des alten Hauses an, sie sorgt dafür, dass Wände trocken gelegt, Fenster erneuert werden und die alten Stützbalken wieder gestärkt werden. Sie, die völlig Fremde, wird dafür sorgen, dass ein Jahrhunderte altes Erbe bewahrt werden kann. Und sie sorgt dafür, dass Vera wieder schlafen kann. Auch wenn es bedeutet, dass sie selber wach bleiben wird und die Träume derer behütet, denen das Haus vielleicht doch noch eine Heimat wird – dadurch, dass sie gefunden haben, was sie eigentlich nie suchten – eine Familie. Die Handlung in “Altes Land” ist recht überschaubar, seine Anziehungskraft besteht in Dörte Hansens Schilderungen. Das Buch lebt sowohl von den beschriebenen Gegensätzen, als auch von Dörte Hansens scharfem Blick, von ihrem trockenen Wortwitz und einem hintergründigen, oft erst auf den zweiten Blick erkennbaren Humor. Sie erzählt mit Distanz, die Verbindung zu den Charakteren muss man sich über eine längere Strecke “erlesen”.

“Altes Land” steht seit Monaten auf den vorderen Plätzen diverser Bestsellerlisten. Mit ihrem Buch scheint die Autorin einen Nerv getroffen zu haben. Sie erzählt von der Suche nach Heimat, nach Zugehörigkeit, vom Fremdsein, von der Suche nach dem Platz im Leben. Ich nähere mich diesen Bestsellern ja nach diversen Enttäuschungen mit hoher Vorsicht, aber die Neugier überwog doch. Und – ich mochte das Buch. Sehr sogar. Es ist sehr behutsam erzählt, bei aller Distanz fühlt die Autorin sich gut ein in ihre Charaktere, Manche Personen sind liebevoll gezeichnet, andere wieder witzig, allerdings steht zu befürchten, dass wirklich keiner der Charaktere überzeichnet ist, auch wenn man es gelegentlich hofft. Alleine ihre Beschreibungen der Hamburger Vollwert-Eltern (das ist allerdings nicht Hansestadt-spezifisch, die gibt es mittlerweile überall, sogar im Ruhrpott) lohnt die Lektüre.

In etlichen Feuilletons war von “plumper” Belletristik zu lesen, ich kann dem nicht zustimmen. Belletristik ja, ok. Sind wir wieder bei der alten Frage, warum ist das eine Abwertung? Es geht doch nichts über eine gut erzählte Geschichte. Und ich mochte nicht nur das Buch, welches in seinen besten Momenten an “die hellen Tage von Zsuzsa Bank” erinnert, ich mochte durchaus auch das hoffnungsspendende Ende. Mein persönliches Fazit: Aufgrund der vielen abwertenden Rezensionen habe ich extra so lange gewartet mit meiner Beurteilung. Denn für mich ist ein Buch immer dann ein gutes Buch, wenn es lange nachwirkt. Altes Land habe ich noch im letzten Jahr gelesen und – es wirkt bis heute nach, ist mir bis heute präsent. Daher: Echte, uneingeschränkte Leseempfehlung.

Darüberhinaus – und davon kann in diesen unseren Zeiten gar nicht genug erzählt werden – “Altes Land” gibt eine eindringliche Vorstellung davon, wie es sich anfühlt, wenn man plötzlich heimatlos ist. Und vor allem, wie es sich anfühlt, wenn man unerwünscht ist, obwohl man im Grunde nichts anderes will als überleben.

Die Journalistin Dörte Hansen lebt in der Nähe von Hamburg. Sie arbeitete als Redakteurin beim Norddeutschen Rundfunk und heute als Autorin für Hörfunk und Print. “Altes Land” ist ihr erster Roman und ein erstaunlicher – meiner Meinung nach verdienter – Überraschungserfolg.


Genre: Romane
Illustrated by Knaus München

Lucky Luke: Martha Pfahl, Band 94

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Kid Lucky Luke will Joannie zum Valentinstag-Ball einladen, findet aber nicht die richtigen Worte. Ein anderes Mal soll er beim Veteranenverband der Jagdfreunde Zaubertricks vorführen. Aber der Trick mit dem Karnickel nimmt für Luke ein übles Ende. Als Luke beim Rauchen erwischt wird, setzt es von Tante Martha Prügel. Kid findet Joannies beschauliche Ehevorstellungen nicht gerade erstrebenswert. Ein anderes Mal spielen Kid und sein Freund Dopey Wilhelm Tell nach. Der Schuss geht allerdings nach hinten los. Luke träumt von einem Hund, der dümmer ist als sein Schatten. Aber das wollen ihm seine Freunde nicht glauben. Joannie weckt nicht immer Begeisterung bei Kid und Jane, wenn sie mit ihnen Tee-Gesellschaft spielen will. Eines Tages wacht der erwachsene Lucky Luke auf, ist wieder ein Kind – und begegnet dem Weihnachtsmann.

Der 94. Band erzählt neue Geschichten von Kid Lucky Luke, die allesamt witzig zu lesen sind. Achdé versteht es, die Serie im Sinn des ursprünglichen Erfinders Morris weiterzuführen und dessen Charme und Witz zu erhalten. Die Geschichten rund um Kid sind je eine Seite lang und basieren auf dem Erfolgsrezept, dass man (historisches) Wissen und Anspielungen z.B. auf Waffengesetze, kindliche Eigenarten, Indianertraditionen, Westernklischees oder bekannte Weihnachtsgeschichten gegen den Strich bürstet, sodass die Pointe der Strips immer überraschend und damit witzig ist. Prima auch die kurzen und kurzweilig-humorvollen Erklärungen unter den Strips, die historische Tatsachen, die in den Strips gestreift werden, aufgreifen und vertiefen. Als Extra bietet der Comic eine kurze Biografie zu Morris. Fazit: Gelungenes, humorvolles neues Album!


Illustrated by Egmont Ehapa

Dusk Maiden of Amnesia 1 und 2
by Maybe

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Schüler Teiichi erkundet neugierig die alten Gebäude seiner Schule, der privaten Seikyo-Mittelschule. Um diese verrotteten Gemäuer ranken sich viele Gruselgeschichten. Tatsächlich begegnet er durch Zufall einem Geist: Schülerin Yuko wohnt im alten Schulgebäude, weil dort ihre Leiche liegt. Allerdings kann sie sich nicht mehr an ihre Vergangenheit und an ihren Tod erinnern. Weil Teiichi von Yuko fasziniert ist, gründet er den Club „Abteilung für Paranormales“, um mehr über Yukos Vergangenheit zu erfahren. Anhaltspunkte geben ihm die zahlreichen Gruselmythen der Schule, die irgendwie mit dem Geist zu tun haben könnten – aber oft nicht so, wie Teiichi sich das vorstellt. Hilfe erhält er von der Schülerin Momoe, die von Yukos Existenz zwar keine Ahnung hat, dafür aber jede Menge Gruselgeschichten kennt. Zwei davon könnte den dreien Yukos Vergangenheit tatsächlich näherbringen: der Mythos um eine Schülerin, die geopfert wurde, und der des „spurlosen Verschwindens“. Aber bevor Teiichi sich näher damit beschäftigen kann, taucht ein weiteres Mädchen auf: Kirie Kanoe, eine Nachfahrin aus Yukos Familie. Sie erzählt Taiichi, dass Yuko ein böser Geist ist, der sich mit aller Gewalt an das Leben klammert – und sich Taiichi als Wirt ausgesucht hat, um ihn zu besetzen.

Die ersten beiden Bände der Mystery-Serie bieten Grusel und Fanservice für männliche Leser, denn Geist Yuko ist drall und geizt nicht mit weiblichen Reizen. Männerfantasie pur, allerdings: So würde sich ein echtes Mädchen eher nicht verhalten; diese Mischung aus Naivität und Vamp wirkt sehr konstruiert. Die Spannung der Storys baut auf einem simplen Prinzip auf: Die Hauptfiguren gehen der Reihe nach einem der zahlreichen Gruselmythen nach. Das wird noch etwas aufgepeppt mit einer weiteren Schülerin, die Teiichi vor einer bösen Yuko warnt, mit Erotik garniert und so dem Leser vorgesetzt. Das ist zwar massentaugliche Kost, aber die ersten beiden Bände lassen nicht darauf schließen, dass mehr Tiefgang und/oder mehr interessante Abwechslung/Überraschungen geboten werden. Wem literarisches Fastfood für den Feierabend genügt, kann allerdings zugreifen. Zum Manga gibt es einen Anime, der in deutscher Sprache erhältlich ist.


Illustrated by Kazé Manga

Kiss my Ass 1

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Highschool-Schüler Yakushiji ist eigentlich ein ganz normaler Junge – wäre da nicht sein prekäres Geheimnis: Er leidet an Hämorrhoiden. Und zwar im fortgeschrittenen Stadium. Da ploppen mehrmals am Tag diese ganz speziellen Quälgeister aus seinem Po heraus, und das auch noch schmerzhaft. Dieses Leiden vor seinen Mitschülern zu verstecken, grenzt an wahren Heldenmut und wird durch Klassenfahrten in unbequemen Holper-Bussen nicht unbedingt besser. Und das Verhängnisvollste: Ohne Operation wird sich sein Leiden verschlimmern. Aber für eine OP hat Yakushiji kein Geld. Da begegnet ihm eines Tages sein ganz persönlicher Arsch-Engel Miura, die ebenfalls unter dieser Krankheit leidet und sich geschworen hat, später einmal Proktologe zu werden. Sie verpasst ihm eine kurzzeitige Linderung und verspricht ihm Hilfe, wenn… Ja wenn Yakushiji ihr verspricht, ihr Versuchskaninchen für ihre diversen Heilmethoden zu spielen. Der geplagte Junge willigt ein, denn wenn alles klappt, kann er endlich seinen Schwarm Sana Komatsu näherkommen.

Japan ist bekannt dafür, aus allen Themen einen Manga zu machen. So wundert es nur mäßig, dass auch zu diesem speziellen Thema ein Manga erschienen ist. Mehr wundert es da schon eher, dass er es in westliche Gefilde geschafft hat. Auf der anderen Seite: Hämorrhoiden sind ja nicht sooo selten. Und der Manga ist so unterhaltsam gestaltet, dass er sowohl ganz nebenbei informiert, als auch eine nette Dreiecksromanze zu bieten hat. Der Fokus liegt allerdings eindeutig auf einer männlichen Leserschaft, denn trotz (oder gerade wegen?) des analen Themas erinnert er von der Herangehensweise des Autors an die Zeichnungen und die Story an einen Erotik-Manga explizit für das männliche Geschlecht. Nichtsdestotrotz bringt er in seinen zusätzlichen Extra-Mangas noch mehr humoristisches proktologisches Fachwissen an den Leser und erklärt, wie es zur Idee zu diesem Manga kam. Wer also offen ist für einen etwas anderen Manga, der darf gern einmal in „Kiss my Ass“ reinschnuppern, denn „das ist eine Komödie mit Herz, Boy meets Girl und Hämorrhoide meets Hämorrhoide, sozusagen“ (Takeshi Ohmi).

Ab 16 Jahren


Illustrated by Carlsen Verlag Hamburg

Rental Hearts 1

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Nonoka Amamiya ist eine schüchterne Schülerin, die keine Freunde hat. Das verdankt sie ihrer Gabe, die für sie eher ein Fluch ist: Sie kann Geister sehen – und die sind für Nonoka kaum von Lebenden zu unterscheiden. Als die beiden gutaussehenden Jungen Aki und Ko in ihre Klasse kommen und sich für Nonoka interessieren, muss das Mädchen auch noch gegen Neiderinnen ankämpfen. Aber die beiden Jungen interessieren sich nicht für sie als Freundin, sondern für ihre übersinnlichen Augen. Denn sie arbeiten für die Agentur „Rental Hearts“, die Körperteile verleiht. Nonoka fühlt sich sofort unwohl, denn Chefin Kyoko Kaonji steht auf Sado Maso und auch sonst ist der Verleih von allerlei seltsamen Gestalten bevölkert. Auch Akito musste sich nach einem gefährlichen Auftrag von Rental Hearts Körperteile borgen, um wiederbelebt werden zu können. Um die Rechnung für die Körperteile zu begleichen, jagt er jetzt mit seinem Bruder Ko Geister, und Nonoka soll ihnen bei der Geisterjagd helfen. Aber das Mädchen tut sich schwer, einen entsprechenden Vertrag zu unterschreiben – bis sie selbst in Lebensgefahr gerät.

Diese Serie bietet für Actionfans viel Stoff, für Mystery-Fans Paranormales und auch Erotik-Fans werden mit Fanservice bedient. Das Besondere an Letzterem: Der Fanservice gilt auch, wenn auch deutlich eingeschränkter, für Leserinnen. (Wie die Männer allerdings mit der weiblichen Hauptperson Nonoka umgehen, ist fragwürdig: Sie zerren sie in unschöner Regelmäßigkeit an den Haaren und behandeln sie über den ganzen Manga hinweg respektlos. Das jungen LeserInnen vorzusetzen, halte ich für keine gute Idee, denn diese Respektlosigkeit gegenüber Frauen sollte nicht noch unterstützt werden.)  Die zweite Frau im Bunde, die Chefin von “Rental Hearts”, ist im Gegensatz zu Nonoka deutlich selbstbewusster und selbstständiger, was Vorbildcharakter haben könnte. Der einzige Haken: Sie steht in aller Öffentlichkeit auf Sado Maso. Da kommt es auf den Geschmack des weiblichen/männlichen Lesers an, ob sie/er das gut findet oder nicht. Überhaupt ist diese Art von Story mit derart schrägen Charas und rauen Sitten Geschmackssache.

Wer solche raueren Mangas mag, sollte zugreifen. Alle anderen lassen besser die Finger davon.


Illustrated by Carlsen Verlag Hamburg

Palast der Winde

kayeDatura heißt eine Pflanze, die vor allem im Süden Indiens wild wächst. Die weiße Blüte ähnelt der der Lilie; sie duftet süß und ist wunderschön. Die runden grünen Samen der Pflanze allerdings tragen den Namen »Todesäpfel«. Sie sind ungemein giftig und dienen seit Jahrhunderten als Mittel, unliebsame Zeitgenossen auszuschalten. Das tödliche Gift wird gewonnen, indem die Samen zu Pulver zerstampft und Speisen – vornehmlich Brot – beigemischt wird. Je nach verabreichter Menge stirbt der Vergiftete schnell oder langsam. Weiterlesen


Die Meistersinger von Nürnberg

51C-YT3X+GLIch muss gestehen, ich hatte es früher nicht so mit Opern und mit Wagner schon gar nicht. Das hat eine längere Vorgeschichte und dem Autor Ruprecht Frieling verdanke ich, dass ich beidem – Opern und Wagner – inzwischen auch eine fröhliche Seite abgewinnen kann. Hinzu kommt, dass gerade die „Meistersinger von Nürnberg“ mit die lustigste Oper ist, die Richard Wagner je geschrieben. Und – ebenso wichtig – der Wortwitz des Autors. Man kann durchaus sagen, Ruprecht Frielings Witz ergänzt sich mit dem Richard Wagners.

Vor sehr vielen Jahren, ich war etwa 13 Jahre alt, führten wir in der Schule ein Theaterstück auf. Ein wichtiges Ereignis, es war kurz vor Weihnachten. Entsprechend nervös waren alle Beteiligten, die Lehrer, wir – die Schauspieler (wenn der Ausdruck gestattet ist) und ich ganz besonders. Es war ein Stück von Hans Sachs, und ich weiß noch, dass ich die Hauptrolle hatte. Um was es in dem Stück ging, habe ich verdrängt, vielleicht war es eine Prosa-Version der Meistersinger.

Man könnte meinen, jetzt schließt sich der Kreis, aber gar nichts schließt sich, denn ich war der Einzige von den etwa zehn Buben auf der Bühne, der weitgehend seinen Text vergessen hatte. Meine Mitstreiter flüsterten mir die Ohren voll, ein Lehrer drohte aus den Kulissen – ich wurde noch nervöser. Hinzu kam das vor Scham rot angelaufene Gesicht meines Vaters in der ersten Reihe mir schräg gegenüber. Ein Stück von Hans Sachs mit einem mehr oder weniger stummen Hauptdarsteller! Zur Not wäre es noch als Parodie durchgegangen, hätte die Schulleitung es entsprechend angekündigt. So wurde es ein Desaster.

Anschließend gab es eine vorgezogene Weihnachtsbescherung auf der Bühne, wir durften jeder eine Weihnachtsgabe aus einem Sack ziehen und ich grabbelte im Dunkeln des tiefen Sacks solange herum, bis ich das größte Paket gefunden hatte. Zu Hause verpasste meine Mutter mir nachträglich eine Ohrfeige, aber das ertrug ich tapfer. Ich hatte ein Paket von den Abmessungen eines Schuhkartons voll mit Süßigkeiten ergattert.

Aber zu den Meistersingern und Ruprecht Frieling. Ich habe selten eine so anschauliche und fundierte Beschreibung einer Oper gelesen. Vergleichbar sind nur noch seine anderen Bücher zum Thema Wagner, wie der „Fliegende Holländer“, um nur eins zu nennen. Der Autor beschreibt sehr eindringlich, dass auch Götter der Musik, Wagner war es ganz sicher, normale Sterbliche sind, die Ängste und Schwächen haben, von Geldsorgen und Todesahnungen geplagt werden, eben Menschen sind wie Du und ich. Dazu kommen die Geheimnisse der Texte und Reime und was das mit der jeweiligen Sprache zu tun hat, aus der sie stammen. Ein französischer Reim ist eben anders, als ein deutscher und auch das erklärt der Autor. Denn – das ist der Wettbewerb der Sänger – darüber wachten die Merker und sie entscheiden, wann ein vortragender Sänger versungen hatte, oder sich Meistersinger nennen durfte.

So einen Merker kannte ich damals auch, unseren Musik- und Mathematiklehrer, der auch noch Chorleiter war. Wenn wir einmal wöchentlich zum Chorgesang antraten (freiwillig, aber wer nicht kam, dem waren schlechte Noten gewiss!), dann schlich unser Merker Dr. S… (ich lass den Namen weg, aber glauben Sie mir, ich weiß ihn noch!), durch die Reihen und ohne Rücksicht auf Stimmbruch oder ähnliche körperliche Einschränkungen bekam man eine 6 in Musik verpasst. Hatte der Stimmbruch besonderes Ausmaß, dann gab es „der guten Ordnung halber“ auch gleich eine 5 in Mathe, denn die Mathe-Zensuren standen in seinem Notizbuch den Musik-Zensuren gegenüber. Ein Ärgernis für das Halbjahreszeugnis.

Jetzt kommt Ruprecht Frieling mit den „Meistersingern von Nürnberg“, lässt mich zurückdenken – und schmunzeln. Denn – und das geht ja mit dem Stimmbruch meistens einher – auch in den Meistersingern geht es um das weibliche Geschlecht. Auf unserem Gymnasium gab es nur Buben, aber das Mädchengymnasium war nicht weit. Auch bei Hans Sachs führt das zu allerlei verwerflichen Handlungen, allesamt aber verständlich – aus der Sicht des edlen Ritters Walther von Stolzing und Eva Pogner, des Goldschmieds hübsches Töchterlein, die nur den Walther will, und nicht den alten Erbsenzähler und Pedanten Sixtus Beckmesser.

Hätte mein Vater mir doch rechtzeitig erklärt, was man mit Gesang bei Mädchen erreichen kann! Er spielte Violine und Klavier, ich nur Trillerpfeife. Was aber nichts mit Musik zu tun hatte, nur mit Fußball.


Illustrated by Internet-Buchverlag Berlin

Förster, mein Förster

Förster Förster, Schriftsteller mit Schreibhemmung steht kurz vor seinem 50 Geburtstag. Tjanun, so kann es gehen: Gerade noch jung und knackig, das Leben liegt vor einem, findet man sich plötzlich in einem Alter wieder, in dem man einsieht, dass Stracciatella und Pistazie ganz schlecht zusammenpassen. Auch wenn er sich noch so oft einredet, dass es ein Geburtstag wie jeder andere ist und nicht wichtiger als der ein Jahr zuvor – Förster kommt doch ins Grübeln. Die Vollendung des halben Jahrhunderts ist einfach „der Tag, ab dem man sich nichts mehr vormachen kann“.

Wenn er mit sich selbst spricht, dann redet er sich gerne in der Tradition des berühmten Gedichts von Walt Whitman an: “Förster, mein Förster“. Zum Captain hat er es bis jetzt noch nicht so ganz gebracht; das gesteht er sich selber ein – aber wenigstens gehört er noch nicht zum Club der toten Dichter. Auch wenn in naher Zukunft eine Gewebeentnahme dräut. Seine Freundin Monika treibt sich auf den äußeren Hebriden herum, während die Ex Martina es zwar zur bundesweit beliebten Tatort-Kommissarin gebracht hat, am liebsten aber mit Förster zurück in die muffigen Theaterkeller ihrer Jugend möchte. Seine Freunde Brocki und Fränge, mit denen er seit der Schulzeit eine herzliche Männerfreundschaft pflegt, sind auch keine große Hilfe. Fränge ist kurz davor, seine Ehe an die Wand zu fahren und Brocki tut immer noch alles, um cool zu wirken. Auch die Gespräche mit dem alten Nachbarn Dreffke, der nicht mehr so genau weiß, wann er das letzte Mal tot war und dem wohlstandsverwahrlosten Jugendlichen Finn bringen Förster nicht weiter.

Sie alle wissen nicht, wohin genau ihre Reise gehen soll. Das Einfachste wäre es abzuhauen, nach Iowa zum Beispiel oder am allerbesten ganz weit weg ins Outback. Aber zur Not tut es auch die Ostsee. An eben diese wird die leicht demente Nachbarin Frau Strobel von einer Jugendfreundin gerufen, die ganz dringend noch einmal die unvergessene Tanzkapelle Schmidt wiederbeleben muss. Frau Strobel kann zwar die Tücken des Alltags nicht mehr ganz so gut bewältigen, ein glasklares “Ganz Paris träumt von der Liebe” aber entlockt sie ihrem Saxophon noch immer. Vorzugsweise mitten in der Nacht. Da gerade alle nicht viel Besseres zu tun haben, steigt diese ungleiche, bunt zusammengewürfelte Gesellschaft kurzerhand in Fränges halb fertig restaurierten Bulli und begleitet Frau Strobel bei ihrer Reise in eine ruhmreichere Vergangenheit. Und wie das eben immer so ist, wenn eine Geschichte zum Road Trip wird, ist der Weg das eigentliche Ziel. Zumal die Zwischenstopps “praktischerweise direkt auf dem Weg liegen“.

Der Bochumer Schriftsteller und Kabarettist Goosen wird gerne als Chronist der Ruhrgebiets-Gegenwart bezeichnet. Er schreibt aber auch noch eine ganz andere Chronik: die Chronik seiner Generation, der Generation der sogenannten Babyboomer. Goosens erster Roman “liegen lernen” erzählte von einer ersten großen Liebe in den frühen 80ern, “Pink Moon” und “Mein Ich und sein Leben” erzählten vom Erwachsenwerden im sich wandelnden Ruhrgebiet, “so viel Zeit” vom Angekommensein und sich Abfinden mit dem Erwachsensein rund um den 40 Geburtstag. Mit “Förster, mein Förster” nun erzählt er von Freunden, die auf ein halbes Jahrhundert zurückblicken – selbst erste Gedanken an die Rente werden zaghaft zugelassen. Begleitet von einer Mischung aus Melancholie und Wehmut nach diesem “Früher“. Auch wenn ihnen insgeheim klar ist, dass “Je weiter weg, desto schöner das Früher

Überhaupt dieser Bulli. Das knuddelige Gefährt hat in den letzten Jahren ein Comeback hingelegt, als Symbol der Sehnsucht nach vergangenen unbeschwerten Tagen. Erstaunlich, aber irgendwie auch logisch: Mehr Freiheit als in den 70ern und den frühen 80ern hatte diese Generation schließlich nie und wird sie auch nie wieder haben. So ziert der Bulli nicht nur in sattem Bochumer Blau-Weiß das Cover – er spielt auch eine tragende Rolle in Frank Goosens neuem Roman. Fränge, der von allen Freunden am stärksten mit der Midlife-Crisis zu kämpfen hat, hat sich diesen Bulli zugelegt. Hier ein Schräubchen festziehen, da etwas festklopfen, dann noch ein Gestell rein und ab dafür – weg, einfach weg, einem neuen Leben, einem neuen Aufbruch entgegen.

Keine Frage: Etliches kommt einem bekannt vor. Aber – das ist nun mal so heutzutage. Nichts, was nicht schon besungen, verfilmt oder erzählt wurde. Da hält Goosen es ganz pragmatisch mit der alten Weisheit: Man kann das Rad nicht neu erfinden, man kann ihm allenfalls neuen Schwung geben. Er dreht sein Rad im Surrealismus des Alltags, er sieht die Komik im Absurden. Allerdings kann man sich während der Lektüre des Eindrucks nicht erwehren, dass Frank Goosen seine Romane mittlerweile durchaus mit Blick auf die weitere mediale Verwertungskette schreibt. Goosens Werke sind ja zusehends zu einer Art Gesamtkunstwerk avanciert. “liegen lernen” wurde mit großem Erfolg verfilmt, “Radio Heimat” und “Sommerfest” sind gerade in der Kino-Mache, “So viel Zeit” wurde mit kommerziellem Erfolg am Theater Oberhausen dramaturgisch aufbereitet und fester Bestandteil seiner eigenen Bühnenprogramme sind seine Bücher sowieso.

Förster, mein Förster” bereitet dies schon vor. In dem ohnehin sehr dialoglastigen Roman wurde die ein oder andere Passage direkt schon als Drehbuch geschrieben. Das Buch verliert so zwischenzeitlich an Schwung und liest sich streckenweise hölzerner, als man es von Frank Goosen gewohnt ist. Die besten Passagen sind jene, in denen Förster seinen Gedanken freien Lauf lässt oder sich die Freunde in bewährter Manier kabbeln, eben immer dann, wenn er frei von der Leber weg schreibt. (Wie auch auf der Bühne seine stärksten Momente immer die sind, wo er vom Skript abweicht.)

Dennoch: Goosens Werke und auch der neue Roman “Förster, mein Förster” sind Lichtblicke, weil sie ungebrochen hoffnungsfroh Zuversicht vermitteln. Seine Protagonisten kommen zwar bisweilen etwas melancholisch rüber, düstere Melancholie war jedoch noch nie Frank Goosens Ding. Bei ihm ist es eher eine sehnsüchtige, zuversichtliche Melancholie. Wenn irgendwann irgendwer in hoffentlich noch weit entfernter Zukunft in einer Retrospektive ein Fazit ziehen wird, was bleiben wird aus den Büchern von Frank Goosen: Es wird zum einen die fast schon mantrahaft vorgebetete Erkenntnis sein, dass Musik Leben nicht nur begleiten, sondern auch retten kann, zum anderen die Beschwörung der Kraft der Freundschaft. Der nach außen so kumpeligen, raubeinigen Freundschaft, die aber ohne jedes wenn und aber durch dick und dünn geht – Freundschaften eben, wie sie besonders im Ruhrgebiet gepflegt und zelebriert werden. Liebe auch – von Liebe ist auch immer wieder die Rede. Doch auch wenn Montagues und Capulets in allen denkbaren Entwicklungsstadien den Roman bevölkern, im Goosenschen Universum ist Liebe nicht das allein selig machende.

Zum guten Schluss feiert die Tanzkapelle Schmidt eine umjubelte Wiedervereinigung und Förster sieht zwei Dinge ein: Auch die Ostsee ist ein guter Platz und eine Welt,
in der “a horse with no name” die neue Oppa Musik ist, kann nicht allzu schlecht sein. So lässt sich doch am 50sten die “grundlose Schwermut des modernen Menschen” zelebrieren.

(Diese Rezension erschien – in gekürzter Form – bereits am Erscheinungstag des Romans, am 18.02.2016 in den Revierpassagen.de . Diese Version ist der gewünschte “Directors Cut”)


Genre: Romane
Illustrated by Kiepenheuer & Witsch Köln

Blutiges Afrika

afrikaHarry Kowalski ist ein ehemaliger Bundeswehr-Soldat, der in zahlreichen Afghanistan-Einsätzen zerschlissen wurde und mit 54 Lenzen bereits Frührentner ist. Posttraumatisches Belastungssyndrom, kurz PTBS, nennt sich seine Erkrankung. Er leidet darunter, zu einer bösartigen Waffe erzogen worden zu sein, zu einem Roboter aus Fleisch und Blut, programmiert zum Töten. Dabei war er ausschließlich des Geldes wegen Richtung Kabul gezogen, nicht, um den Helden zu spielen oder den Menschen in der Ödnis Demokratie bringen zu wollen; und das Leben am Hindukusch war besonders lukrativ, weil es als gefährlich galt. Weiterlesen


Genre: Romane
Illustrated by Kindle Edition