2019 gewann der scheue, österreichische Dichter und Schriftsteller de Literaturnobelpreis. Einige Berichte zeigten den sprachlosen verstörten Dichter in seinem neuen Heim in Chaville bei Paris, wo er mehr oder weniger seit den 1990er Jahren lebt.
Fotos des jungen und weisen Schriftstellers
Über 50 Jahre hat die Fotografin Isolde Ohlbaum den Schriftsteller Peter Handke nun schon begleitet. Zum Jubiläum des Verlages schickte sie dem Verleger 500 Fotos aus denen er die vorliegenden 150 Photographien auswählte. Entstanden ist eine Art Photoessay, eine Biographie in Bildern, denn wir bekommen sowohl den ganz jungen Handke im Teatro Romano in Tusculum/Italien als auch den doch schon etwas gealterten Handke (geb. 1942 in Griffen, Kärnten) in Chaville zu sehen, wie er die Muscheln auf seinem Schreibtisch ordnet. Eine derartige Künstlerbiographie ist einzigartig, gibt es doch nicht viele Freundschaften, die über so viele Jahrzehnte kontinuierlich bestehen bleibt. So eine Langzeitbeobachtung einer öffentlichen Person, wie Isolde Ohlbaum sie erarbeitet hat, ist der Geschichte der Photographie wahrscheinlich sogar einmalig. Viele der Photographien sind in einer Art Reisemodus entstanden, im Kontext von Lesungen, Verlagsausflügen, Dichtertreffs, Geburtstagfeiern oder Literaturpreisen wie dem Petrarca-Preis. Wir erleben somit auch ein Porträt lebendigen literarischen Lebens in ungewöhnlicher Dichte, wie es einem Schriftsteller und Nobelpreisträger wohl mehr als würdig ist, denn schließlich hatten auch die Leute um ihn herum einen Einfluss auf seinen späteren Erfolg. Es kommen also auch viele Dichterfreunde ins Bild, und natürlich auch der Stifter des Petrarca-Preises, Hubert Burda oder auf einem Bild sogar Ohlbaum selbst.
Der König im Exil – photobiographisch besucht
In Chaville bei Paris lebt Peter Handke in einem Haus mit verwunschenem Garten, der durch die Fotografien Ohlbaums so auch öffentlich einsehbar wird. Hier hat der Dichter zur Literatur gewordener Spaziergänge verfasst und seinen Hort kreativen Schaffens zwischen Vogelfedern, Schneckenhäusern, Bücherbergen und eigenhändig bestickten Fauteuils eingerichtet. Zusätzlich zu den beeindruckenden Photographien glänzt der vorliegende Band zusätzlich durch Zitate aus Werken und Interviews von Peter Handke, die von Isolde Ohlbaum ausgewählt wurden und mit einem Vorwort des Filmemachers Frank Wierke ergänzt sind. Die Fotografin und Herausgeberin des vorliegenden Fotobandes übergibt übrigens noch dieses Jahr, Ende 2025, ihr Archiv der Photosammlung der Bayerischen Staatsbibliothek München zur Aufbewahrung und weiteren Betreuung. Peter Handke kommt nur mehr für seltene Arztbesuche nach Österreich und verbringt sein Leben in Chaville, weil – wie er einer österreichischen Tageszeitung offenbarte – „Chaville eine versteckte Stadt am Rand der Städte ist … Aber wo ich bin: Das gehört zu niemandem. … Die Wälder sind viel schöner …“. Es sei der perfekte Rückzugsort für einen Dichter: drei Minuten zur Bahnstation, fünf Minuten zum Wald, um dort ungestört zu schreiben und stets in greifbarer Nähe seines ideellen Sehnsuchtsorts: Paris. Der Verlag selbst nennt diese neue Art der Photobiographie übrigens einen „photobiografischen Roman“. Vielleicht der Auftakt zu einer neuen Reihe?
Isolde Ohlbaum
Peter Handke – Ein Langzeitportrait 1975-2024
mit 150 Photographien von Isolde Ohlbaum, einem Vorwort von Frank Wierke
und Zitaten aus Werken und Interviews von Peter Handke 248 Seiten, 152 teils farbige Abbildungen
ISBN 978-3-8296-1034-6
Schirmer/Mosel Verlag
€ 39,80 € (Ö) 41,- CHF 45,80














Jim Morrison: Der König der Eidechsen. 50 Jahre ist Mr. Mojo Risin‘ tot und dieses Mal wohl endgültig. Das Akronym unter dem er sich wieder melden wollte, Mr. Mojo Risin‘, taucht auch in dem Titelsong der letzten Langspielplatte der Doors, „L.A. Woman“ auf: „Mr. Mojo Risin‘, got to keep on rising“ heißt es dort bedrohlich. Jim Morrison, dessen weltliche Überreste auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise ruhen, ist wohl zu ewigen Wiedergeburt verdammt. Dem Stehaufmännchen des Rock huldigt die vorliegende bebilderte, überarbeitete und erweiterte Ausgabe mit dem Titel „Jim Morrison. König der Eidechsen“.




Wie kein anderer sonst, schaffte er es, über seine Photographie an die Reichen und Schönen der Welt so nahe ranzukommen, dass sie sich sogar vor ihm auszogen. Körperlich und geistig. So entstanden einige der besten und oft auch ironischsten Portraits einer Gesellschaftselite, die ihren Zenit längst überschritten hatte. Helmut Newton wurde zum Portraitisten der Haute Bourgeoisie der Welt, skurrile Situationen, selbstbewusste Frauen und weibliche Freude an der Sexualität zeichneten seine – oft überdimensionalen – Photographien aus.


Hitchcock’s Blondes: „Fake it!“, habe Hitchcock seiner Lieblingsschauspielerin Ingrid Bergman zugerufen, als diese sich einmal während der Dreharbeiten zu Notorious beklagt hatte, mit ihrem Kleid nicht durch die Türe zu passen. So legendär wie dieser Ausspruch sind auch Alfred Hitchcocks Vorlieben für blonde Frauen, die allesamt in vorliegender hochwertiger Publikation des Schirmer Mosel Verlages mit ihren Filmen vorgestellt werden: Joan Fontaine, Ingrid Bergman, Grace Kelly, Shirley MacLaine, Doris Day, Vera Miles, Kim Nowak, Eva Marie Saint, Janet Leigh, Tippi Hedren, Julie Andrews und Karin Dor.



Andrej Tarkovskij: Der Regisseur von Filmen Iwanowo detstwo (Iwans Kindheit), Andrej Rubljow, Soljaris (Solaris), Serkalo, Stalker, Nostalghia und Offret (Sacrificatio; Opfer) ist zwar schon seit mehr als 30 Jahren tot, sein Werk wird aber wohl die Ewigkeit überdauern. In einer neuen Publikation des Schirmer/Mosel Verlages wird nun noch einmal Rückblick und Einkehr gehalten, auf das Vermächtnis einer der bedeutendsten Regisseure unseres Jahrhunderts. Das Werk ist auf Deutsch und Englisch mit unterschiedlichen Titeln erhältlich.

Romy Schneider Film für Film: 63 Filme hat die im Alter von nur 44 Jahren verstorbene Romy Schneider in ihrem kurzen Leben gedreht. Die Liste der berühmten Regisseure (Luchino Visconti, Orson Welles, Andrzej Zulawski und immer wieder Claude Sautet, u.v.a.m.) mit denen sie zusammengearbeitet hat ist lang, auch die ihrer Filmpartner und berühmten Kollegen, obwohl sie wohl am liebsten mit Alain Delon gedreht hat. Der vorliegende prächtige Bildband zeichnet die Karriere der Femme fatale Film für Film noch und kann so wie ein Lexikon benutzt werden für Filmfreaks und Romy-Fans ebenso wie für einfache Cineasten. Isabelle Giordano zeichnet in ihren Film-Rezensionen, die reich illustriert sind, ein intimes Porträt der Schauspielerin und des Menschen Romy Schneider. Vor allem soll aber eine selbstbewusste Frau gezeigt werden, die zum Symbol ihrer Zeit wurde, denn sie prägte nicht nur das Bild von Generationen, sondern wurde auch zum Vorbild für die heranwachsende neue Generation von Frauen.

1956 hatte die Bardot schon 18 Filme gedreht und mit „Und immer lockt das Weib“ von Roger Vadim, der vor genau 60 Jahren in die Kinos kam, schon damals Kinogeschichte geschrieben und sich zur Ikone der Weiblichkeit nicht nur stilisiert, sondern auch inszeniert. Die 1934 Geborene hat das vorliegende Buch des renommierten schirmer/mosel Verlages sogar mitgestaltet und mit den schönsten Photographien aus ihrem Privatarchiv ergänzt. Das Vorwort hat sie ebenso beigesteuert wie ein exklusives Interview, das nur in der vorliegenden Publikation ungekürzt erhältlich ist.
er, ihr „Oomph“ Jane Russell und der Pepp Marilyn Monroe, meint Georges Baumes, Chefredakteur von Cinémonde. Mit letzterer hatte sie nur ihre ursprüngliche Haarfarbe gemein. „Brigitte Bardot“, die Publikation, ist eine Hymne an die Frau. Selbst Jean Cocteau streckte die Waffen vor ihr und bezeichnete sie als etwas „Göttliches“, Woody Allen sah in ihr „die schönste Frau der Welt“ – für immer! Henry-Jean Servat zeigt in seiner Publikation mehr als nur 189 Abbildungen, er zeigt auch, wie die Welt die Bardot damals empfand.
Zwischen 2008 und 2010 war Leonard Cohen nochmals auf Tournee, darunter auch Auftritte in Europa und vielleicht beschlich schon damals einige Zuschauer das mulmige Gefühl, dass es ja die letzte sein könnte. Im selben Jahr war er auch in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen worden. Im Herbst 2016 trat der „bibelfeste Jude aus Westmount/Montreal“ wie ihn zuletzt ein Kollege nannte seine letzte Reise und viele mögen dabei in das von ihm oft gespielte „Hallelujah“ eingestimmt haben, leise, zum Abschied eines Sängers, der eigentlich Schriftsteller werden wollte: „I did my best, it wasn’t much/I couldn’t feel, so I tried to touch/I’ve told the truth/I didn’t come to fool you/And even though it all went wrong/I’ll stand before the lord of song/With nothing on my tongue but hallelujah“. Leonard Cohen starb mit 82 Jahren und hinterließ einen „Tower of Songs“, also viel mehr als in dem Song Hallelujah anklingt: it was really much and it it still is.