Dark Rise

55424891. sy475 Gut gegen Böse?

Will lebt zusammen mit seiner Mutter ein einfaches Leben auf einem Bauernhof– bis eines Tages seine Mutter von mysteriösen Männern ermordet wird. Er selbst kann nur knapp entkommen und verdingt sich seitdem als Hafenjunge. Aber eines Tages wird er von einem reichen und einflussreichen Händler namens Simon gefangen genommen, der in ihm eine Wiedergeburt einstiger magischer Wesen sieht. Durch die Hilfe von Violett, der Schwester und Tochter der zwei treuesten Untergebenen Simons, kann Will sich befreien. Auf der Flucht werden die beiden von Kämpfern des Ordens der Stewards gerettet und finden dort Zuflucht. In Will sehen die Stewards einen Nachfahren der Dame, die vor langer Zeit den Dunklen König in seine Schranken verwiesen hat. Deshalb wird er von der Ältesten der Stewards in Magie unterrichtet, während Violett Unterricht in den Kampfkünsten erhält. Allerdings hat Violett ein Geheimnis, das für sie tödlich enden könnte: Sie ist ein Löwe – und die gelten als die treuesten und stärksten Verbündeten des Dunklen Königs. Aber auch Will hat zu kämpfen, denn in ihm wollen die Kräfte der Dame einfach nicht erwachen. Diese allerdings braucht er dringend, wenn er gegen James St. Clair, den mächtigen wiedergeborenen General des Dunklen Königs, bestehen will. Außerdem würde der Tod des Nachfahrens der Dame den Dunklen König wiedererwecken – und damit den Untergang der Welt einleiten.

Perfekt aufgebaute Fantasy-Welt mit überraschenden Wendungen

Der Auftakt der Trilogie verbindet Elemente der Steam-Punk-Fantasy mit Fabelwesen, die neu interpretiert werden, und mit eigenen neuen Ideen, angesiedelt im klassischen Setting „Gut gegen Böse“. Aber die Autorin versteht es auch hier, dieses Setting neu zu gestalten und ihrem Haupt-Helden eine überraschende Wendung zu geben, die sie aber schon subtil im Buch vorbereitet, sodass aufmerksame Leser*innen, die gut Spuren deuten können, ahnen, worauf die Geschichte hinausläuft. Insgesamt ist der Roman spannend, die Figuren sympathisch, die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen, die Motive der Figuren sind nachvollziehbar.

Die vom Verlag beschworene und beworbene Diversität im Buch wird allerdings nur nebenbei behandelt, sodass die Inhaltangabe auf der Rückseite des Buches und die Pressemitteilung etwas irreführend wirken. Wer also meint, dass u.a. Homosexualität und Romantik den Großteil des Romans einnehmen, irrt. Beides kommt (wie schon geschrieben) eher nebenbei vor; es wird deutlich mehr Wert auf Spannung und Charakterentwicklung gelegt. Die Welt an sich ist stimmig, der Spannungsaufbau perfekt, die Handlungsstränge stringent und penibel geplant.

Die Beiläufigkeit der Erwähnung der sexuellen Orientierungen gefällt mir andererseits aber auch wieder gut. Denn das zeigt etwas, wo in der realen Welt noch deutlich Luft nach oben ist: Die sexuelle Orientierung, egal welcher Art, gehört einfach so sehr zum Leben dazu, dass darüber kaum noch Worte verloren werden müssen. In diesem Buch wird Homo- und Bisexualität so behandelt, wie sie in der Natur vorkommt: Sie war und ist schon immer da, gehört zum diversen (Über-)Lebensprinzip der Natur dazu und wird als Naturphänomen ganz selbstverständlich akzeptiert.

Frauen in diesem Roman werden als starke Frauen charakterisiert, wobei sie aber auch ihre Macken, Verletzlichkeiten und Schwächen haben – aber macht nicht gerade das sie stark? Violett wird in ihrer Eigenschaft als Löwe, der ohnehin ein Symbol für Mut und Kraft ist, ohnehin als stärker als sogar männliche Löwen dargestellt. (Sind es nicht die Löwenweibchen, die jagen gehen und das Rückgrat des Rudels bilden?) Dahingegen gestehen sich manche männlichen Charaktere ihre Schwächen, dunklen Seiten und Verletzlichkeiten ein, was ihrer Entwicklung einen Schub nach vorne versetzt. Der Kontrast wirkt umso mehr, weil Pacat auch Frauen und Männer einbaut, die im klassischen Rollenklischee verhaftet sind und nicht reflektieren. Aber selbst hier bricht zwar kein Mann, aber eine Frau (Katherine, in die Will sich verliebt hat) aus den Konventionen aus, um ihren eigenen Weg zu gehen – auch wenn dieser unsicher ist. Das spiegelt gut auch reale historische und aktuelle Situationen wider, denn es sind oft genug v.a. Frauen, die Ungerechtigkeiten anprangern und für Gerechtigkeit einstehen. Bei den Stewards ist es selbstverständlich, dass eine Frau den mächtigen Orden anführt, dass Frauen Führungsrollen übernehmen und kämpfen. Es wird nicht infrage gestellt, dass sie umfassend stark sind, auch körperlich. Das wird nicht explizit erwähnt, sondern als selbstverständlich vorausgesetzt und entsprechend im Roman behandelt – es ist Teil dieser Welt. Und es ist eine Frau, die der toxischen Männlichkeit nachhaltig die Stirn bietet.

Wie die sexuelle Orientierung und die Stärke der Frauen wird auch ein weiteres Thema eher nebenbei eingebaut, ohne aber an Wichtigkeit zu verlieren: der Glaube an die Wiedergeburt. Er wird nicht infrage gestellt, sondern ist selbstverständlicher Bestandteil der Welt, während die Magie, die früher keiner Erklärung bedurfte, in der aktuellen Zeit als Mythos gilt.

Fazit

Rundum gelungener Fantasy-Roman mit neuen Ideen, die sich in althergebrachten Mustern verstecken und diese aufbrechen. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung!


Genre: Entwicklungsroman, Fantasy
Illustrated by LYX

Lebendige Gärten im Winter

Für diese Rezension von Lebendige Gärten im Winter habe ich lange gebraucht, und sie ist sehr persönlich geworden: Während der ersten Jahrzehnte meines Gärtnerinnenlebens galt für mich Klaus Foersters Spruch: „Es wird durchgeblüht!” als Leitmotto. Darum geht es auch in meinem Buch „Blütenfreuden“. Ich habe noch einmal die beiden Kapitel zum Winter gelesen: Der Winter war für mich Wartezeit auf und Vorbereitung für den Sommer. Das ist jetzt anders geworden.

Als ich das Buch Lebendige Gärten im Winter bestellt hatte, guckte ich mir die vielen (schönen!) Bilder an, und sah, dass es meist welche aus England waren, ah ja, die Autorin bietet ja Wintergärtenreisen (!) dorthin an, und dann kam erstmal der Sommer. Allerdings hatte ich schon Exemplare von Cornus alba sibirica bestellt, wegen der roten Stiele im Winter.

In den letzten Jahren kann ich den Winter immer besser genießen, etwa wenn rauhreifige Gräser sich bewegen, oder sich die Blüte der Herbstanemone nach dem Frost wie ein Baumwolltupferchen auflöst. Und es gab in meinem Garten auch immer mehr anzugucken, da ich gezielt pflanzte, was im Winter blüht. Dazu gab es im letzten Jahr den Beitrag.

Nun gucke ich mir, im Herbst, das Buch näher an und staune. Es gibt so viel mehr zu sehen. Auf 200 Seiten, fast im DIN A4 Format, werde ich angeleitet, „Eigenschaften von Pflanzen mit winterlichen Höhepunkten“ zu sehen. Dass Frau Ney Gartenplanerin ist, schärfte nicht nur ihren Blick, es prägt auch die Ausdrucksweise.

Es geht um mehr als Blüten, um die Strukturen im Garten, die Texturen und vor allem um „Dauerhafte Farbakzente“, die dann genau aufgeschlüsselt sind in: Farbige Zweige und Rinden, Farbige Nadeln (17 Seiten, mit den Untergruppen; Weißgold, Gelbgold, Altgold und Schwefelgelb), farbiges Laub und die Bodendecker, um Knospen und Früchte, und das bei jeder Wetterlage.

Sie sind beeindruckt und befürchten, in Ihrem Garten so etwas nie schaffen zu können? Dazu kam der Trost schon in der Einleitung: „Unsere Gärten eignen sich eben in der Regel besser für Kammerkonzerte als für Operndramatik.“ Das Kapitel zu meinen geliebten Blüten ist betitelt: „Blüten, kurzfristige Farbakzente und Duft.“ Für eine Oper braucht es eben mehrere Klangkörper …

Es gibt an vielen Stellen Bemerkungen, die würdig sind, gemerkt zu werden. Ich schätze es besonders, wenn sie Gedanken ausdrücken, die mich auch beschäftigen. Als es um Hecken geht: „Man verwendet hierfür gerne Taxus und etwas eingeschränkter auch Buxus – und besonders robuste Gärtner integrieren selbst durch Blattdornen piksende Ilex, Berberis und heimtückisch bedornte Pyracantha.“ Die beiden Letzteren hatte ich nämlich großflächig entfernen müssen, als wir vor bald vierzig Jahren den Garten übernommen hatten und begegneten noch Jahre später heimtückischen Pyracanthadornen.

Im Serviceteil, welches mit dem Register über 20 Seiten ausmacht, werden Pflanzen für verschiedene Rahmenbedingungen kategorisiert.

Ich vermute, diese größere Offenheit für das früher Nebensächliche hat mit dem Älterwerden zu tun. Sie suchen noch ein Geschenk für Oma und Opa, die Gärten lieben? Vielleicht zu Weihnachten, wenn der Winter gerade angefangen hat?

Das Einzige, was ich bemängeln könnte, ist, dass die Autorin, die Schneeglöckchen liebt, im Serviceteil nichts zum Schloss Übigau mit dem Schlossgärtner Manig schreibt. Nach der Erwähnung von zehn Gärten im Vereinten Königreich wäre es dann ein zweiter in Deutschland. Siehe hier.


Genre: Gartengestaltung
Illustrated by Verlag Eugen Ulmer

Das fabelhafte Pompom-Buch

Bildergebnis für Das fabelhafte Pompon-Buch. Größe: 163 x 185. Quelle: www.weltbild.at

Die Vielfalt der Pompoms – nicht nur für Kinder ein Spaß

Der Autor hat Grafikdesign studiert und ist Pompomkünstler und Unternehmer in Vietnam. Seit 2016 beschäftigt er sich begeistert mit Pompoms und hat mittlerweile sein Hobby zum Beruf gemacht. Er hat sich auf kleine Pompons spezialisiert, die man auch zu Ringen, Ohrhängern und Schlüsselanhängern verarbeiten kann. Wie man dabei vorgeht, zeigt er am Ende seines Buches: Das letzte Kapitel widmet er den Accessoires, die man aus Pompoms herstellen kann. Diese basieren auf den Formen, die er vorher im Buch beschrieben und vorgestellt hat.

Aber zunächst zum Anfang des Buches. In seinem Vorwort ermuntert er seine (erwachsenen!) Leser*innen, den Spaß am Fertigen von Pompoms zu entdecken und gibt eine kurze Einführung über seine Vorgehensweise in dem Buch. Auf den nächsten Seiten zeigt er jeweils in Großformat einzelne Pompombeispiele, wohl um den Appetit auf diese kleinen, süßen Kunstwerke anzuregen und um einen Einblick zu geben, welche Motive mit Pompoms möglich sind: Tiere, Nahrungsmittel, Smileys.

Bevor er mit den Leser*innen loslegt, informiert er sie verständlich in Wort und Bild darüber, welche Werkzeuge sie brauchen, welche Garnfarben es gibt und wie man seine Grafiken liest, die zur Anfertigung der Pompoms wesentlich sind. Die Grafiken muss man sich als Anfänger*in allerdings erst einmal genau anschauen, bevor man durchsteigt, wie sie zu verstehen sind. Ich hatte anfangs Schwierigkeiten damit, aber wenn man es einmal verstanden hat, sind sie gut zu lesen.

Um seine Leser*innen nicht zu überfordern, fängt er zunächst mit einfachen Motiven an und erklärt in einer Anleitung und einer bebilderten Schritt-für-Schritt-Folge, was genau man tun muss, bis man den fertigen Pompom in Händen hält. Er schafft damit die Grundlage für die Fertigung einzelner und miteinander verbundener Pompoms. Diese man wird später brauchen.

Dann unterteilt er seine Kapitel in Motiv-, Emoji-, Tier-, Frucht-, Lebensmittel-, Süßigkeiten-Pompons und -Accessoires. Mit fortschreitenden Kapiteln werden die Anweisungen kürzer, da Le wohl davon ausgeht, dass man mittlerweile immer mehr Übung im Wickeln der Pompoms und Lesen der Grafiken gewonnen hat. So beschränkt er sich schließlich auf die wesentlichen Neuerungen bei seinen Motiven, ohne dabei den ganzen Hergang genau zu beschreiben. Gerade bei den miteinander verbundenen Pompoms wie dem Hot Dog oder der Geburtstagstorte würde eine genaue Beschreibung eher ausufern und evtl. verwirren als helfen. Es ist also besser, sich an die Reihenfolge im Buch zu halten, damit man schon eine gewisse Übung hat, um sich an die schwierigeren Motive im Verlauf des Buches zu wagen.

Fazit

Insgesamt ein gelungenes Buch, das Wert auf Spaß legt und großen Wert darauf, dass die Leser*innen ein Erfolgserlebnis haben – die Anleitungen sind gut durchdacht und aufgebaut und letztlich auch für Anfänger*innen nachvollziehbar. Man muss allerdings beachten, dass die Fertigung dieser Motive für Erwachsene gedacht ist, nicht für Kinder.


Genre: gestalten, Pompoms, Sachbuch
Illustrated by Weltbild

The Gender of Mona Lisa 6 und 7

Typisch weiblich? Typisch männlich? Und wo ist der Unterschied zwischen romantischer und platonischer Liebe?

Shiori informiert sich bei Hinases Retterin über deren geschlechtslose Freund*in. Dabei fragen sich beide, was eigentlich männlich oder weiblich sein soll. Hinase selbst will Shiori und Ritsu über siere Entscheidung informieren, wen sier als Freund*in haben will. Sier begründet siere Entscheidung damit, dass sier erst einmal herausfinden will, was genau eigentlich weiblich und männlich ist, bevor sier sich festlegt, denn sier liebt beide. Außerdem wird Hinase von sierem Arzt darüber informiert, dass sier wohl sterben wird, wenn die Entscheidung für ein Geschlecht nicht bald fällt. Derweil unterhalten sich Shiori und Aoi darüber, wo Liebe anfängt und platonische Zuneigung aufhört.

Hinase versucht mittlerweile alles, um herauszufinden, was typisch weiblich und männlich ist. Dazu trifft sier sich mit ein paar Freundinnen, um einen Mädelsabend zu veranstalten. Auch hier sind sich die Mädchen nicht sicher, was eigentlich typisch für ihr Geschlecht ist. Jede versteht etwas anderes darunter und insgesamt kommen alle zum Schluss, dass es typisch weiblich in dieser Form nicht gibt, sondern etwas Individuelles ist. Nachdenklich macht Hinase mit Shiori daraufhin einen Termin aus, um mit dessen Freunden abzuhängen. Sier will sehen, was Jungen so alles machen. Hinase trifft sich außerdem mit sierer Retterin, um mit ihr über deren geschlechtslose Freund*in zu reden. Sier will wissen, wie andere in sierer Situation leben.

 

Es gibt nicht typisch, sondern individuell und vielfältig

Das arbeitet der Manga sehr schön und ausführlich heraus. Die Dialoge, die die Jugendlichen und jungen Erwachsenen führen, sind sehr geistreich, tiefsinnig und alltagstauglich-philosophisch. Sie stellen in ganz alltäglichen Situationen fest, dass es außer der physischen Erscheinung eigentlich nichts wirklich Typisches gibt, was Frauen und Männer ausmacht. Was jede*r darunter versteht, ist etwas anderes. Wenn überhaupt, gibt es Tendenzen, die von der Gesellschaft bestimmt werden. Und in diesem Manga ist nicht einmal das Biologische ausschlaggebend, denn das Geschlecht ist eine Sache der Wahl. Man denke an Transgender… Ich denke auch an Transgender, wenn es im Manga heißt, dass man sich bzgl. des Geschlechts entscheiden muss. Auch wenn das Thema bei Transgendern ein anderes ist, der enorme Druck ist der gleiche und potentiell tödlich, v.a. wenn Betroffene keine Rückendeckung vom Umfeld bekommen: Ca. 50% der Transgender verüben Selbstmord. Das ist eine erschreckende Rate.

Im Manga stehen Hinase und andere Geschlechtslose unter enormem Druck, weil sie sich für ein Geschlecht entscheiden müssen, das aber gar nicht wollen. Denn auch hier im Manga wird sehr deutlich, dass es gerade für Frauen ständige Diskriminierung bedeutet, sich für das weibliche Geschlecht zu entscheiden. Wenn man geschlechtslos bleibt, stehen einem viel mehr Möglichkeiten zur Verfügung, anstatt dass man pauschal in Schubladen gesteckt und damit beschnitten wird. Das wird an Hinase (sier kleidet sich und denkt konsequent geschlechtlos) und „Lisa“ (sier nennt und kleidet sich nach Gefallen männlich oder weiblich) exemplarisch dargestellt. Der Druck und die ständigen Hormonschwankungen begünstigen Unkonzentriertheit, Depressionen und Verwirrung. Letztendlich ist es das, woran die Geschlechtslosen sterben.

In einer Gesellschaft, in der konsequent nach einer vorgegebenen Zeit in weiblich und männlich unterteilt wird, ist für die besondere Denkweise und Schönheit der Geschlechtslosen kein Platz. Bewusst oder unbewusst wissen das die Neutren und verzweifeln daran. Sie dienen aber auch als Vorbild für unkonventionelle und damit bereichernde Denkweisen, die tiefsinnig sind und weit über den Tellerrand hinausblicken. Sie bringen damit andere zum Nachdenken und zum Hinterfragen von vermeintlichen Selbstverständlichkeiten, von Dingen, „die immer schon so waren, und damit basta!“. Sie sprengen damit eng geschnürte Korsetts und Ketten und verschaffen sich und anderen wieder Luft zum Atmen und Entfalten. Die Retterin Hinases stellt sie als (geschlechtslose) Engel dar, was sie nicht nur wegen ihrer überirdischen Schönheit, sondern auch wegen ihrer heilenden Denkweise sind.

 

Auch die Liebe ist ein großes Thema. Wo fängt romantische Liebe an und wo hört platonische Liebe auf? Sind die Grenzen nicht vielmehr fließend? Darf man nicht mehrere Menschen lieben und mit ihnen zusammen sein? Und zwar gleichberechtigt? Polyamorie klingt hier indirekt an, ohne aber näher auf die Schwierigkeiten einzugehen, die eine solche Beziehung mit sich bringt. Sie werden nur angedeutet, wenn man sieht, dass Shiori und Ritsu sich eine klassische Zweier-Beziehung wünschen, Hinase aber am liebsten mit beiden zusammen wäre. Aber auch Ritsu und Shiori haben schon eine Entwicklung in Liebesdingen mitgemacht: Sie wären jetzt bereit, Hinase sowohl als geschlechtslose Person als auch in einer Frau-Frau- oder Manna-Mann-Konstellation zu lieben, d.h. sie machen ihre Liebe nicht mehr vom Geschlecht abhängig. Aber auch hier wirft Aoi ein, dass heterosexuelle und homosexuelle Menschen nunmal so gepolt sind, wie sie sind, und man nicht erwarten darf, dass Heterosexuelle auf einmal homosexuell werden oder umgekehrt. Auch hier heißt es schlussendlich: Jede*r liebt individuell und Liebe ist vielgestaltig.

 

Fazit

Extrem empfehlenswert, weil anhand von tiefgründigen Gesprächen aufgezeigt wird, dass es typisch weiblich und typisch männlich, überhaupt „typisch“ gar nicht gibt, sondern naturgemäß die Vielfalt das Leben und Lieben bestimmt.


Genre: Diversität, Manga, Rollenklischees
Illustrated by Carlsen / Hayabusa

Atme

Nile kauft in einer Boutique ein Kleid. Ihr Freund wartet im Vorraum, als sie es anprobiert. Doch als sie zurückkommt, ist er fort. Die Verkäuferin kann sich nur erinnern, dass er da saß. Auf der Straße ist er auch nicht. Die Freunde, die sie anruft, behaupten, lange nichts mehr von ihr gehört zu haben.
Bis auf seine Ex-Frau, mit der Nile verfeindet ist …

Alle Menschen suchen Liebe.
Alle.
Und dabei ist Liebe so schwer zu finden.
Manche denken, dass man Liebe lernen kann. Dass man
sie berechnen kann. Oder bestellen. Dass man an sich selber
arbeiten muss. Oder am anderen. Dass man dafür sehr besonders sein muss. Oder so wie alle.
All das ist falsch. Das weiß ich. Denn das Einzige, was
man wirklich braucht dafür, das ist der passende Andere.
[…]
Der dich in
den Arm nimmt und sagt: Hab keine Angst. Der zu dir unter
die Decke schlüpft und sagt: Mach die Augen zu. Der nach
deiner Hand greift und sagt: Wir schaffen das. Oder: Du bist
schön. Oder: Alles wird gut.
Hüte dich vor allem vor seiner Exfrau, am allermeisten aber vor dem Vorhang
einer Umkleidekabine.
Halt ihn einfach fest, jede Sekunde.
Sonst kann es sein, dass du eines Tages auf der Straße
stehst und begreifst, dass etwas Schreckliches geschehen ist.
So wie ich.
Vor mir lärmen Autos von links nach rechts, hupen,
quietschen, stoßen stinkende Wolken aus …

Ein ganz ungewöhnlicher Krimi, in dem es gar nicht um eine Mordaufklärung geht. Eher darum, die Geschichte der Ich-Erzählerin aus den hingeworfenen Puzzleteilen zu rekonstruieren. Und warum sie so seltsam ist.
Judith Merchant hat sich völlig in ihre Hauptfigur verwandelt, wir erleben sie mit, ihre Geschichte, wie sie ihren Freund kennenlernt, auf den sie sich absolut verlässt, an den sie sich klammert und den sie verzweifelt sucht.
So entsteht ein spanndes Personenportrait anhand eines kriminellen Verschwindens, das den Leser in Bann schlägt und nicht mehr loslässt.

#atme #krimi #psychostudie


Illustrated by Kiepenheuer & Witsch Köln

Die Heldin reist

Doris Dörrie reist und berichtet gerne davon, meist erzählt sie von den Ländern, in denen sie besonders Wichtiges erlebt hatte: den USA und Japan. Hier geht es um drei Reisen, die sie 2019 in diese beiden Länder geführt haben, und auch nach Marokko.

Danach, in den Corona Jahren, gibt sie diesen Erfahrungen den Rahmen eines Heldenfilmes, etwa den eines Western, was macht einen Helden aus, was eine Heldin? Sogar einen Begriff gibt es: „Monomythos des Helden“, so wie bei „Jesus und Buddha, minus Haus, Auto und Frau.“

Wenn sie in die USA einreist, gibt sie allerdings als Beruf immer „Hausfrau“ an, der traut kein immigration officer etwas Böses zu. In Kalifornien liegt sie dann mit gleichaltrigen Freundinnen am Strand und sie freuen sich, dass sie das können, als Frauen finanziell unabhängig sein und frei das Leben und auch das Älterwerden genießen.

So plätschert die Erzählung dahin, so kenne ich Doris Dörrie und mag sie. Aber dann kommen Widersprüche, in Japan trifft sie Tatsu, die in Deutschland Gesang studiert hatte (in Hannover, wo Frau Dörrie herkommt!) und von ihrem Schicksal berichtet, sie ist stark übergewichtig, verdrückt während des Gespräches zwei Stück Schwarzwälder Kirschtorte, und das in Japan, wo das body shaming viel wichtiger ist als in Deutschland. Frau Dörrie kennt das, sie ist ‚mal in München mit einem Fat-suit ausgegangen und hat es selbst erlebt, Tatsu weiß, als Dicke kannst Du Dich in der Wohnung verstecken, denn jeder Gang nach draußen ist heldinnenhaft. Sind das also die Heldentaten der Frauen? Bei der Leserin, die glaubt, in einem postheroischen Zeitalter zu leben, wächst das Interesse.

Es geht um die Freundinnen, die ihr Frauenschicksal nicht immer nur ertragen, mal auch genießen können, zu denen Doris Dörrie eine vertrauensvolle Beziehung hat, und die nun ihr Älterwerden reflektieren.

Zwei Dinge fand ich besonders: Als sie eine junge Studentin in den USA war, schreibt sie ihren Eltern ausführlich von ihrem Liebesleben, auch, als sie vor Liebeskummer todtraurig war. Und dann geht diese mutige, so offene und so coole Frau über Jahre eine toxische Beziehung ein. Was sie wohl beim nächsten Buch offenbaren wird?


Genre: Abenteuer, Reisen
Illustrated by Diogenes

Hinterher

Hinterher – vielversprechendes Debüt

Hinterher. Liebeskummer. Wie kann man sowas überhaupt überleben? Wer dachte dieses Lebensgefühl, Liebeskummer, sei nur ein Problem von Pubertierenden wird in “Hinterher” eines besseren belehrt. Im Debüt des in Hannover geborenen Finn Job wird dem guten alten Liebeskummer ein trashiges und gleichzeitig intellektuelles Denkmal gesetzt, das so richtig reinhaut. Ein Roman wie ein Film, kurz und schmerzlos und direkt in die Arterien. So mag man Literatur.

Wir Kinder von Neukölln

Chaim, die große Liebe von “Boy”, wie ihn sein Freund Francesco liebevoll nennt, hat sich nach Israel abgesetzt. Boy bleibt allein in Berlin-Neukölln zurück und wird von einem Fahrrad angefahren, das ihm seine missliche Lage erst so richtig zu Bewusstsein bringt. Als im selben Moment Francesco mit dem Porsche Cayenne seiner Mutter um die Ecke schießt, steigt Boy ein und es beginnt ein abenteuerlicher Roadtrip in die Normandie. Dort soll er für Gédéon, einem Freund Francescos, ein altes Hotel wieder herrichten. Stattdessen hilft er dann aber Francesco, der eine verfallene Kirche mit Alufolie verkleiden will, um damit eine ganz bestimmte Botschaft zu transportieren. Da die beiden aber schon während ihrer Autofahrt in die Normandie nicht zu koksen aufhören konnten, gelingt schließlich weder das eine noch das andere Projekt.

Dem Leben & der Liebe “Hinterher”

Dazwischen erfährt der Leser viel über die Diskurse in der sich die Neuköllner junge Erwachsenenwelt befindet. Dass Schwulsein in Neukölln immer noch ein Problem zu sein scheint und es besser ist, sich dort nicht auf der Straße zu küssen, müssen Chaim und Boy am eigenen Leib verspüren. Aber dass dann selbst die eigene WG zum “Pack” gehört, das andere aufgrund ihrer sexuellen Orientierung ausgrenzt, wiegt noch schwerer. “Pack” ist nämlich genau das Wort, das Boy für ihre Verfolger verwendet und auch ihn aus dem Kreis seiner politisch (über)korrekten Freunde ausschließt. Auch deswegen versprach die Flucht mit Francesco in die Normandie ein neues L’Chaim, ein neues “Leben”.

Wilde Flucht im Cayenne

Il n’y a pas de hors-texte“. Als dann die Drogen ausgehen – oder zumindest deren Qualität nachlässt – wird alles noch viel schwieriger und es gibt bald kein Entrinnen mehr. Dass man mit Anfang zwanzig schon so kaputt sein kann, ist kaum zu glauben, aber wohl in den Großstädten dieser Welt längst bittere Realität, wie wir ja schon seit Christiane F. wissen, die sogar noch viel jünger war, als sie auf den berühmten Hund kam. Finn Job hat seine surreale Reise in einer packenden Sprache geschrieben, die richtig über die Seiten fliegen lässt und bis zur letzten Sekunde spannend und hochtrabend bleibt. “Es war, als hätte ich mein Leben angehalten und wäre dennoch sehr alt geworden.” Finn Job bezieht sich nicht nur auf die aktuelle Populärkultur wie Songs u.ä., sondern auch viele literarische Vorbilder und kennt auch einige gute Maler.

Hinterher: vielversprechendes Debüt

Seine Referenzen sind gut nachvollziehbar und lohnen dem Nachverfolgen. Einer, der seine Hausgaben gründlich gemacht hat. Denn seine sprachlichen Bilder sitzen auch farblich. Er begibt seine Protagonisten in absurde und aberwitzige Situationen und es ist ein wahres Vergnügen, dabei förmlich zuzusehen, wie den beiden alles entgleitet. Vieles mag als purer Zynismus abgetan werden, aber hat ein Mensch, der vor enttäuschter Liebe buchstäblich zerbricht, nicht jedes Recht der Welt?

Ein Roman-Ende das förmlich nach einer Fortsetzung schreit. Bitte mehr!

Finn Job
Hinterher. Roman
2022, 192 Seiten. Klappenbroschur
ISBN 978-3-8031-3348-9
Wagenbach Verlag
Buch 22,– € / E-Book 18,99 €


Genre: Große Liebe, Kultur, Popkultur, Roman
Illustrated by Wagenbach

Detektiv Conan

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Detektiv Conan Vol. 1, Episoden 1-34

Infos vorab

„Meitantei Konan“ (Meisterdetektiv Conan) ist eine bis heute international erfolgreiche Manga-Serie von Gosho Aoyama, die seit 1994 läuft. Aus dieser Manga-Serie sind Kinofilme – mittlerweile 24, der 25. Film „Die Halloweenbraut“ soll in Deutschland voraussichtlich im Dezember erscheinen – sowie vier Realfilme und eine Fernsehserie als Animes hervorgegangen. Mir liegen die ersten Folgen der Anime-Fernsehserie von TMS Entertainment aus dem Jahr 1996 vor, die auf der Grundlage des Mangas produziert wurde. Die Fernsehserie wurde in Deutschland zum ersten Mal am 10. April 2002 in RTL II ausgestrahlt. Seit dem 2. November 2016 ist die Serie auf ProSieben Maxx zu sehen. Kazé veröffentlicht in Deutschland die Folgen auf DVD, mir liegt die Blu-ray-Fassung vor. Früher waren die Animes ab 6 Jahren freigegeben, was mittlerweile auf 12 Jahre erhöht wurde. Meiner Meinung nach ist eine FSK ab 6 Jahren tatsächlich deutlich zu früh, da man die blutüberströmten Mordopfer sieht und z.T. auch den Tathergang. Ab 10 Jahren kann man aber als verantwortliche Erwachsene abwägen, ob das Kind solche Szenen schon verträgt.

Inhalt

Der 17-jährige Schüler Shin‘ichi Kudo ist berühmt für seinen detektivischen Spürsinn. In der ersten Folge löst er zusammen mit der Polizei gleich am Anfang erfolgreich einen Mordfall. Als er sich mit seiner Sandkastenfreundin Ran auf dem Jahrmarkt trifft, wird er sofort in einen weiteren Mordfall verwickelt: Auf der Achterbahn, auf der er mit Ran mitfährt, wird ein junger Mann ermordet. Dort kommt Shin’ichi zum ersten Mal in Kontakt mit den mysteriösen Männern in Schwarz, die ebenfalls als Verdächtige infrage kommen. Es stellt sich heraus, dass die Männer in Schwarz nichts mit diesem Fall zu tun haben, aber dafür beobachtet Shin’ichi sie bei einem krummen Geschäft später am Abend. Aber bevor er einschreiten kann, wird er von einem der beiden Verbrecher niedergeschlagen. Der Mann in Schwarz gibt ihm ein Gift, von dem Shin’ichi annimmt, dass es tödlich ist. Shin’ichi schwinden kurz darauf die Sinne. Aber entgegen seinen Erwartungen stirbt er nicht – und wacht als kleiner Junge wieder auf.

Der geschrumpfte Junge sucht Zuflucht bei Professor Hiroshi Agasa, einem Freund der Familie Kudo, der für seine verrückten Erfindungen bekannt ist. Dieser rät ihm, niemandem zu erzählen, dass er der berühmte Meisterdetektiv ist. So ist Shin’ichi vor den Männern in Schwarz sicher und kann in Ruhe Nachforschungen anstellen. Er nennt sich ab jetzt Conan Edogawa und kommt bei Rans Vater Kogoro Mori unter, einem nicht sehr erfolgreichen Privatdetektiv. Auch hier scheint Conan Fälle geradezu magisch anzuziehen, denn seit er bei Mori wohnt, hat dieser keine Probleme mehr, Aufträge zu bekommen. Der erste Fall, den Mori mithilfe des Scharfsinns von Conan lösen kann, ist ein Entführungsfall: Die 10-jährige Tochter eines reichen Firmenchefs wird verschleppt.

Im Laufe der Zeit gewöhnt sich Conan an seinen neuen Körper und geht auch wieder zur Grundschule. Dort kommt er in die Klasse von Ayumi, Mitsuhiko und Genta, denen er schon auf dem Jahrmarkt kurz begegnet ist. Das Mädchen und die beiden Jungen suchen die Freundschaft mit Conan und zusammen gründen sie die „Detektive Boys“, die entweder eigene Fälle lösen oder in die Fälle der Erwachsenen verwickelt werden. So gehen die vier z.B. auf Schatzsuche und werden dabei mit echten Juwelendieben konfrontiert. Ran kommt schon recht früh der Gedanke, dass Conan Shin’ichi sein könnte, aber Conan kann erfolgreich diesen Gedanken zerstreuen. Im Laufe der Zeit erweist es sich aber als schwierig, Ran hinzuhalten, die unbedingt ihren Freund wiedersehen will.

Conan, Kogoro Mori, seine Tochter Ran und die Polizei lösen in Laufe der Zeit unterschiedliche Fälle. So müssen sie z.B. einen Mord auf einem Schiff aufklären, einen Mord im Badezimmer, einen auf einer Toilette, einen an einem Schwertmeister, den Mord im Museum, den Tod einer Klassenkameradin bei einem Klassentreffen Moris, den Mord in einer TV-Show usw.

Serie für Krimi-Fans

Schon in der ersten Folge begegnen den Zuschauer*innen alle zentralen Charaktere der Serie: Neben Shin’ichi sind das seine Freundin Ran Mori und die späteren Detektive Boys, sowie Privatdetektiv Kogoro Mori, Professor Agasa und die Tokioter Polizei, allen voran Kommissar Juzo Megure. Die einzelnen Folgen sind meist in sich abgeschlossen und nach dem Prinzip aufgebaut, dass es eine kurze Wiederholung gibt, warum Shin’ichi zu Conan wurde, danach kommt der Fall, schließlich der Abspann, dem ein Ausklang der Folge nachfolgt und letztlich eine Vorschau auf die nächste Folge, die sicherstellen soll, dass die Zuschauer*innen am Ball bleiben. Wenn der Fall 2 Folgen umfasst, gibt es einen Cliffhanger.

Die Folgen selbst laden zum Miträtseln ein, allerdings ist es manchmal schon für Erwachsene schwierig, die kleinen Details, die schließlich zur Lösung des Falls führen, zu entdecken und die Puzzlestücke zusammenzusetzen. Trotzdem macht das Schauen Spaß, denn die Episoden werden nach dem Spannungsbogen aufgebaut, sodass Shin’ichi in der Mitte der Folge weiß, wer der Mörder oder die Mörderin ist und dann den Fall mithilfe des schlafenden Kogoro aufrollt. Wer also nicht herausgefunden hat, wer die/der Täter*in ist, für die/den bleibt es bis zum Schluss spannend, alle anderen können schauen, ob sie richtig geraten haben.

Mein 10-jähriger Sohn mag die Serie sehr. Er findet sie „sehr gut, abwechslungsreich, spannend“, aber auch „schwer zu erraten“, wer die/der Täter*in ist. Was ihm auch gut gefällt: Man sieht, wie ein Charakter sein Leben wiederholt (Shin’ichi als Conan). Außerdem findet er die Fälle realitätsnah, es werde nichts gezeigt, was es nicht auch in echt geben könnte. Außerdem gebe es viele Emotionen: Unterschiedliche Emotionen wie Hass, Neid, Trauer, Verzweiflung aber auch der Spaß führen zu den Morden. Meine Ergänzung dazu: Meist kann man die Motive der Täter*innen nachvollziehen, denn nicht alle Fälle passieren aus Mordlust, sondern z.T. aus Notwehr oder anderen „milderen“ Motiven.

Mir persönlich ist aufgefallen, dass drei Figuren eine (schnelle) Wandlung in ihrem Charakter vollziehen: Genta, der größte und kräftigste der Detektive Boys, kommt anfangs eher als Raufbold daher, wird aber bald einem großen Schmusebär, der gern viel isst und nicht besonders intelligent ist. Shin’ichi selbst wirkt anfangs eher unsympathisch, weil er sich (zu) viel auf sich selbst einbildet und daher stramm in Richtung Arroganz marschiert. Die Einschränkungen, die er in einem Kinderkörper hat, lehren ihn, auf dem Teppich zu bleiben, was ihn gleich sympathischer macht. Professor Agasa wird anfangs als verrückter Professor dargestellt, dessen Erfindungen nicht funktionieren (ebenfalls ein gern genommener Typus in Mangas und Animes), der sich aber umgehend in einen ernstzunehmenden Erfinder wandelt.

Frauen- und Männerbild

Da die Serie schon älter ist, gibt es auch hier den damals weit verbreiteten Typus des männlichen Lüstlings (man denke an „Dragonball“ oder „Ranma ½“), hier in Gestalt von Kogoro Mori. Das finden zwar männliche Leser sicherlich lustig, aber ich als weibliche Leserin habe mich beim Lesen und Schauen damals wie heute sehr unwohl gefühlt, gepaart mit Gefühlen von Wut, weil Frauen so offensichtlich gar nicht wertgeschätzt, sondern bloß als Beute, Freiwild und Lustobjekt betrachtet werden. Japanische Frauen müssen sich in der Realität in vollen Zügen vor Grabschern fürchten – die durch sowas auch noch Rückenwind bekommen, weil es doch ach so lustig und harmlos ist. Aber lustig ist definitiv anders… Zum Glück scheint dieser Typus in den Mangas weniger zu werden; er darf ruhig ganz aussterben.

Frauen werden in diesem Anime wenigstens nicht ganz eindimensional dargestellt. Es gibt zum Glück nicht nur das weibliche Opfer, sondern auch Mörderinnen, Staatsanwältinnen und insgesamt recht selbstbewusste und selbstbestimmte Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts. Das fängt mit Ran Mori an, die eine Karate-Meisterin ist und sowohl Conan als auch ihren Vater immer wieder zur Vernunft schubst. Das Letztere allerdings ist leider eine typisch weibliche Aufgabe, ebenso wie die Hausarbeit, die die 17-jährige Ran in Ermangelung einer anderen Frau im Haus erledigen muss, was an sich schon rückständig ist. Mein Sohn kommentierte eine Szene, in der Kogoro sich darüber beschwert, dass Ran ihm ausnahmsweise kein Abendessen kocht, so: „Warum kocht er nicht selbst?“ Rollenklischees lassen grüßen und gehören schlicht abgeschafft. Außerdem kommen kaum alte Frauen vor, während die alten Männer, die dafür umso häufiger zu sehen sind, gern mal dem Klischee des „alten, weißen Mannes“ entsprechen.

Die Frauen im Film, die zu den Hauptcharakteren in den jeweiligen Episoden gehören, sind jung (oder sehen zumindest jung aus), hübsch bis sexy und entsprechen damit Männerfantasien, aber nicht der Realität, die deutlich vielgestaltiger ist als dieses eindimensionale Bild einer Frau. Die Männer dagegen dürfen alt, unauffällig bis hin zu einem hässlichen Äußeren dargestellt werden. Den Fanservice gibt es also nur in eine Richtung, nämlich in die männliche. Danke auch. Kein Wunder, dass die hübschen Männer in den Mangas für Mädchen und Frauen Hochkonjunktur haben.

Was mir auch aufgestoßen ist: Die Kinder nennen sich „Detective Boys“, obwohl in ihren Reihen ein Mädchen ist. Das gehört zu einem Phänomen, das sich mittlerweile durch die Jahrtausende zieht. Das fängt mit der Sprache an, die den Löwenanteil des Alltags ausmacht, die aber nicht auf die Unterscheidung der diversen Geschlechter achtet und sie dadurch der Unsichtbarkeit und Marginalisierung preisgibt. Umfassend gehört es zu einer Geschichtsschreibung, die die Männer zum Normalfall macht, die Frauen aber an den Rand drängt bis hin zur Ausradierung sowohl in Wort, Schrift als auch in der Historie selbst.

Fazit

Spannende Krimi-Serie für ältere Kinder und Jugendliche, die aber die von der damaligen Zeit herrührenden Rollenklischees bedient – kein gutes und zeitgemäßes (Vor-)Bild.


Genre: Krimi
Illustrated by Kazé

Jean-Michel Basquiat. Of Symbols and Signs

Basquiat – das Buch zur Ausstellung in der Wiener Albertina

Jean-Michel Basquiat. Of Symbols and Signs. “BLAM BOOM BANG. Wo bin ich?” Heißt es auf einem Gemälde des leider zu früh verstorbenen haitianisch-puerto-ricanischen Künstlers aus New York auf Deutsch. Gerne benutzte Basquiat Symbole und Zeichen, vor allem eben auch Buchstaben und Worte in seinen Bildern. “Der Widerstreit zwischen gestisch-malerischen und figurativen Elementen, Buchstaben und Wörtern versus rinnende Acrylfarbe und aufgesprayte Linien resultierte in einem höchst dynamisierten Bilgeschehen, einem Netz aus Markierungen und Bedeutungen, einem Spiegel der vibrierenden Downtown Manhattan und ihrer Kunstszene”, schreibt der Herausgeber in seinem Vorwort.

Basquiat: Der “tanzende” Maler

Basquiat begann als junger Graffiti-Artist und kreierte mit seinem Samo© ein fiktives Künstlerkollektiv, das die Kunstwelt verändern wollte. Aber er speilte auch als Musiker in einer New Yorker Garage-Band im typischen Stil der Achtzigerjahre laut und kraklig, experimentell. New York war in dem Jahrzehnt durch Punk und Untergangsstimmung geprägt, das Stadtzentrum verwahrloste und wurde so zum Spielplatz vieler junger Kreativer. Basquiat war einer davon, der sich von Graffiti aus bald Richtung Art Brut und Minimalismus entwickelte. Dazu bediente er sich sowohl des reichen kulturellen Schatzes seiner Ahnen, als auch seinem Alltag im New York City der traurigen 80er. Die Zeichnung war die Grundlage der künstlerischen Praxis, aber er liebte auch Buchstaben, Wörter, die er “wie Pinselstriche” benutzte, schreibt Buchhart. Einen “tanzenden” Maler sah etwa ein Künstlerkollege, Fan 5 Freddy, in Basquiat, wenn er mit seinen Stiften über die Leinwand oder andere Materialien huschte. Die vorliegende Publikation folgt der derzeit in der Wiener Albertina zu sehenden Ausstellung mit dem Titel “Basquiat. Die Retrospektive”. Sie ist dort noch bis zum 8. Januar 2023 zu sehen.

Prometheus der Moderne

Sein Werk changiert zwischen Expressionismus, Pop- und Conceptual Art, nimmt Anleihen bei den Cartoons und Comics seiner Jugend und ist stets engagiert und immer politisch. Mit dem Pinsel als Waffe kämpfte er gegen Polizeigewalt, Rassismus und Unterdrückung oder sogar den Konsumkapitalismus. Francesco Pellizi zeigt Basquiat in seinem Beitrag in vorliegendem Band als Erbe der amerikanischen Tradition der Simplifizierung: Pop-Art, Minimal Art und Konzeptkunst hätten ihn beeinflusst, seine “Opfergaben” eher Selbstaufopferungen im Geiste Lautréamonts, Rimbauds oder Kafkas nicht “ex voto aus dem Verlangen, sondern von der Verlassenheit, ex desolatione“. Sein Verdienst liege vor allem in der Einführung einer ethnisch und kulturell marginalisierten Blackness in den Mainstream der westlichen Kunst. Ein Interview mit Ouattara Watts über Basquiat schließt sich an Exzerpte aus Basquiats malerischem Werk oder einigen fotografischen Aufnahmen an. Im Anschluss werden einige Werk in Großaufnahmen gezeigt, die dazwischen mit Zitaten von Jean-Michel Basquiat angereichert werden. Im Anhang befindet sich noch eine Chronologie des Lebens des Künstlers, den die Götter – vielleicht aus Neid – viel zu früh zu sich holten. Denn Basquiat war ein Brückenbauer und Prometheus der neuen Zeit: er brachte den Menschen das Feuer und musste dafür geopfert werden.

Dieter Buchhart (Hrsg.), Antonia Hoerschelmann (Hrsg.), Klaus Albrecht Schröder (Hrsg.)
Jean-Michel Basquiat. Of Symbols and Signs
2022, Hardcover, Pappband, 216 Seiten, 24,5 x 30,0 cm, 85 farbige Abbildungen, 12 s/w Abbildungen
ISBN: 978-3-7913-7956-2
€ 45,00 [D] inkl. MwSt.
€ 46,30 [A] | CHF 61,00 * (* empf. VK-Preis)
Prestel Verlag

 


Genre: Kunst, Kunstgeschichte, Malerei, Popkultur
Illustrated by Prestel

60 Jahre Winnetou-Film

60 Jahre Winnetou-Film. Vor 60 Jahren kam der erste Winnetou in die deutschen Kinos: Der Schatz im Silbersee. Michael Petzel hat aus aktuellem Anlass seine Ausgabe zum 50er nochmals neu überarbeitet und stellt auf 200 Seiten in 154 farbigen und 23 s/w Abbildungen die schönste Erfolgsgeschichte des deutschen Filmwunders dar. Aber nicht nur Pierre Brice oder Lex Barker stehen hier im Rampenlicht, sondern auch Marie Versink, Stewart Granger, Ralf Wolter oder Uschi Glas u.v.a.m.

Winnetou ideal besetzt

Die schönsten Ausschnitte und Szenen aus den Winnetou-Filmen stehen im Mittelpunkt dieser zweiten, neu überarbeiteten Auflage von “50 Jahre Winnetou-Film”. Dabei war es damals, vor 60 Jahren, als “Der Schatz im Silbersee” gar nicht so sicher, ob die Verfilmung des Karl May Klassikers ein Erfolg werden würde. Schließlich hatten sich schon Generationen von Jugendlichen (Jungs UND Mädchen) einen Fantasie-Winnetou ausgemalt, wie er von der Literaturvorlage (Erscheinungsdatum ca. 1891) zwar inspiriert aber niemals wirklich existiert hatte. Aber mit der Besetzung des Winnetou durch Pierre Brice gelang das, was nur in seltenen Fällen Realität wird.

Winnetou als Inspirator

Dabei lebte seine Darstellung eigentlich vor allem vom Understatement. Regisseur Harald Reinl erzählte, dass Brice sich darüber sogar bei ihm beschwert habe, nur herumstehen zu müssen. Aber bei Winnetou reichte eben gerade die bloße Präsenz. Dass Winnetou als Identifikationsfigur für die deutsche Jugend von anderen Vorbildern Ender Sechziger Jahre abgelöst worden sei, wie Petzel moniert, darf angesichts seiner Ideale doch angezweifelt werden. Denn war es nicht gerade “Mut, Aufrichtigkeit und Treue”, die von der aufbegehrenden 68er Jugend von ihrer Elterngeneration eingefordert wurde? Insofern könnte man also umgekehrt wie Petzen behaupten, dass gerade Winnetou die deutsche Jugend in ihrem Aufstand gegen ihre Eltern bestärkt hatte, in dem er an die wahren Tugenden in ihren Herzen appelliert hatte. Der 1968 erschienene und letzte Winnetou-Film, Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten, war zwar ein Flop und gibt insofern Petzen vielleicht recht. Jedoch gab es inzwischen einfach auch schon mehr Identifikationsangebote an die deutsche Jugend.

Winnetou in Wort, Bild und Sound

Wie dem auch sei, die vorliegende Publikation entführt in die eigene Jugend und zeigt die teilweise unter dramatischen Umständen geretteten Filmstills aus Grobnik polje bei Rijeka und anderen Drehorten in Kroatien. Die Fotos werden mit originalen Zitaten aus den Karl May Bestsellern ergänzt und auch mit Orten und Jahren beschriftet. Michael Petzel hat die Fotos chronologisch nach dem Erscheinen der elf Winnetou Filme geordnet und mit Kapitelüberschriften und -texten versehen. Wer sich dazu noch den Böttcher Soundtrack “Die große Karl May Soundtrack-Box“, 3 CDs digital remastert, Art-Nr.: 52089 beim Verlag, leistet, wird mit Sicherheit seinen Lesegenuss noch verstärken können. Unvergessliche Erlebnisse und Tagträume garantiert.

Michael Petzel
60 Jahre Winnetou-Film
Zweite, überarbeitete Auflage von “50 Jahre Winnetou-Film”
2022, Hardcover, 22,0 x 19,5 cm, 200 Seiten
ISBN: 978-3-7802-3094-2
Karl-May-Verlag GmbH
34,- €


Genre: Film, Jugendliteratur, Romantik
Illustrated by Karl May Verlag

No longer yours – Mulberry Mansion

No Longer Yours - Mulberry Mansion - Merit Niemeitz - PBOh Schreck, der Ex!

Jura-Studentin Avery ist begeistert, denn sie hat eines der vergünstigten Zimmer in der Mulberry Mansion bekommen. Dafür muss sie zusammen mit ihren Mitbewohner*innen das alte Haus renovieren. Das macht ihr nichts aus, sind doch ihre Mitbewohner*innen nett – bis sie entdeckt, dass auch ihr Ex-Freund Eden an der Renovierung beteiligt ist. Wie der Zufall will, muss sie zusammen mit ihm den Dachboden des Hauses auf Vordermann bringen. Da brechen alte Wunden wieder auf, denn der ernste, eigentlich tiefsinnige und vernunftbegabte junge Mann hat sie ausgerechnet beim Abschlussball der Schule abserviert. Mehrere Versuche, mit ihm darüber zu reden, scheitern, denn Eden verhält sich ihr gegenüber kalt und reserviert. Aber schließlich öffnen sich die beiden wieder zart füreinander und Avery findet letztlich den Grund heraus, warum Eden sie damals aus heiterem Himmel verließ.

Einblicke in die Gedankenwelt hochsensibler Charaktere

Merit Niemeitz packt hier erfreulicherweise ein Thema an, das eher selten in der Belletristik vorkommt: den Ex-Freund. Zumindest in dieser Geschichte beleuchtet sie, was sich viele Verlassene fragen: Warum wollte er mich nicht mehr? Und: Gibt es eine zweite Chance? Gerade diejenigen, die verlassen wurden und darüber hinaus den Grund nicht wissen, leiden sehr, denn das Selbstbewusstsein sinkt in den Keller und sie kreisen ständig und schmerzhaft um die Frage „Warum?“. Das greift die Autorin sehr schön auf und schildert, wie es Avery mit dieser Last geht. Auch das angeknackste Selbstbewusstsein, das bei Frauen aufgrund der Sozialisierung sowieso niedriger ist als bei Männern, kommt hier immer wieder zum Tragen und verhindert schnellere und entschlossenere Vorgehensweisen und das Einfordern einer verdienten Erklärung.

Schön auch die Beschreibung der einzelnen Charaktere der Mitbewohner*innen, die liebenswert mit Macken sind. Man kann sich beim Lesen schon denken, dass die Autorin mehrere Figuren im Kopf hat, die sie als Hauptcharaktere für eine Fortsetzung nutzen will. Vielleicht ist das schon etwas zu offensichtlich, aber Fans der Geschichte wird es freuen.

Außerdem bekommen hier hochsensible Charaktere ihre Chance, gesehen und verstanden zu werden, denn Avery und Eden sind beide hochsensibel, d.h. mit feinen, alles wahrnehmenden Sensoren ausgestattet, die sie ihre Welt in einem intensiveren Licht sehen lassen. Dazu passt, dass Eden lesebegeistert ist und Avery zum Introvertierten neigt. Beide sind tiefgründig, mit einem reichen Innenleben ausgestattet, sehr gewissenhaft und werden überwältigt von den Anforderungen der Welt, sind aber auch im einem positiven Sinn sehr empathisch. Diese Empathie kann aber zu folgenschweren Fehlentscheidungen führen, wie die Autorin sowohl bei Eden als auch bei Avery herausarbeitet. Denn der Gedanke, nicht gut für jemand anderen zu sein und damit vorauseilend eine Entscheidung für diesen anderen mit zutreffen, hat viel Leid verursacht. Sie nimmt zudem dem anderen die Entscheidungsfreiheit und einem selbst die Möglichkeit für eine erfüllende Beziehung, was Niemeitz ebenfalls verdeutlicht. Aber auch die intensiven Emotionen, die Hochsensible haben, können im Weg stehen, denn Avery ist lange nicht bereit, ihrer Familie zuzuhören und deren Entscheidung nachvollziehen zu wollen. Stattdessen vergräbt sie sich in tiefem Groll. Die Gründe für die Entscheidungen der Hauptfiguren sind letztlich nachvollziehbar, die Probleme werden allerdings durch eine fehlende Eigenschaft verursacht: der Bereitschaft zur Kommunikation, die essenziell für jede Art von Beziehung ist. Auch das arbeitet die Autorin schön heraus, denn als Avery und Eden anfangen miteinander zu reden, wenn auch anfangs sehr holprig, öffnet sich die Tür für eine bessere Zukunft.

Die Triggerwarnung – häusliche Gewalt, emotionaler Missbrauch, Beschreibungen von Gewalt, Panikattacken, Trauer und Trauerbewältigung – finde ich gut, wie schon in meinen anderen Rezensionen geschrieben. Diese Themen verleihen der sogenannten „Trivialliteratur“ Tiefe, zumal sie von Niemeitz einfühlsam eingewebt werden und erklären, warum Menschen so handeln, wie sie handeln und dass man sie aufgrund ihres Handelns nicht vorschnell verurteilen soll.

Allerdings fällt der Roman auch durch ein paar Kritikpunkte auf: Niemeitz zieht, wohl dem Spannungsaufbau geschuldet, die Lösung in die Länge. Das liest sich irgendwann bemüht und lässt einen ungeduldig werden, denn zu viele Andeutungen und zu wenig Auflösung erhöhen nicht die Spannung, sondern eher den Unmut. Außerdem wirken Avery und Eden an manchen Stellen beinahe unsympathisch, denn Averys mauerndes Verhalten, was schon sehr an Schmollen grenzt, und Edens Kälte, sowie der Hang dazu, fast schon im Leiden zu baden – ohne die schlimmen Erfahrungen abwerten zu wollen, aber beide schlagen Hilfsangebote aus und bringen sich z.T. absichtlich in Schwierigkeiten – sind vor der Auflösung der Gründe hierfür kaum nachvollziehbar. Aber hier greift wieder, was ich schon oben erwähnte: Man soll Menschen nicht vorschnell verurteilen, Figuren auch nicht. Trotzdem ist es an manchen Stellen zu viel: zu viele Andeutungen, ohne dass es mit der Auflösung wirklich vorangeht, zu viel unverständliches Handeln, zu viele Wortwiederholungen, wenn Avery alles zu viel wird. Das alles soll zwar der Handlung und den Figuren Tiefe verleihen, aber es ist schlicht überdosiert. Das sage ich als Hochsensible, anderen fällt das vielleicht gar nicht auf und spielt somit beim Lesen keine Rolle.

Außerdem finde ich es wie schon bei anderen Romanen deutschsprachiger Autorinnen schade, dass sie ihre Welt in der englischsprachigen Kultur ansiedeln, was immer etwas bemüht rüberkommt, aber wohl dem Verkaufsargument geschuldet ist.

Fazit

Liebesroman mit einem eher seltenen Thema: Wie umgehen mit Ex-Freund*innen? Der Roman spricht auch schwierige Lebenssituationen an und wie diese in Beziehungen reinspielen, bietet dafür aber eine Lösung an: Kommunikation und Verständnis. Allerdings hat der Roman ein paar Schwächen, s.o. Fortsetzungen sind angedeutet.


Genre: Romance, schwierige Lebenssituationen
Illustrated by LYX

Blowing Across

In dem Zukunftsroman »Blowing across« beschreibt Christine Keller eine von Umweltverschmutzung und Klimawandel zerstörte Erde, auf der sich zwei parallele Existenzen entwickelt haben. Da gibt es im Einklang mit der Natur lebende spirituelle Baummenschen und von Droiden kontrollierte Menschen in einer künstlichen Welt, die alle Reserven für das nackte Überleben aufspart. Weiterlesen


Genre: Science-fiction
Illustrated by Franzius

Lil Bob

Lil BobRuth Frobeen erzählt mit Eleganz und Empathie die Geschichte eines Kindes, das eine intensive innere Beziehung zum Cellospiel entwickelt und schließlich zu einer anerkannten Musikerin wird. In dem herausragenden Roman geht es um die Liebe zur Musik, um Freundschaft und tiefe Schatten der Vergangenheit. Weiterlesen


Genre: Musik, Romane
Illustrated by Selbstverlag