Fünf extreme Typen leben für ein paar Wochen den Traum einer Band, die Jung und Alt von den Stühlen reißt und sich nach der Eigenart benennt, die sie eint: sie sind »The Freaks«. Joey Goebel, der 1980 geborene Leadsänger der Punkrockband »The Mullets«, erzählt in seinem collageartigen Kurzroman die amüsante Geschichte ihrer Begegnung und schildert ihren ersten und letzten furiosen Auftritt.
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Freaks
Die Frühreifen
Gibt es ein Geheimnis um den Tod von Lisa Trendel, die bei einem gemeinsamen Bootsausflug mit ihrem Bruder Evy ins Wasser fiel und ertrank? Warum verfolgt und bedrängt Lisas beste Freundin Anais den frühreifen Vierzehnjährigen? Wie finanziert Gaby, die für Evy eine unberührbare Göttin ist, ihren enormen Drogenkonsum, und warum brennt sie schließlich mit seinem Vater durch?
Temporeich und mit pornographischem Einschlag beschreibt der französische Autor Generations- und Selbstfindungskonflikte der sich selbst als »happy few« verstehenden amerikanischen Oberschicht, in der es hinter den prächtigen Kulissen alles andere als vorbildlich abgeht. Zermartert von der Sucht nach Anerkennung versucht sich Evys Vater, ein langjähriger Junkie, an der Wiederbelebung seiner Schriftstellerkarriere, während seine dem Alkohol zugetane Mutter ein Comeback als Filmstar betreibt. Der Junge ist früh allein gelassen und lebt mit seinen Kumpels in einer eigenen Welt aus Drogen, Sex und Streichen. Das Gespräch zwischen den Generationen scheint ausgeschlossen, auftretende Probleme werden mit Einfluss und Geld kaschiert.
Djians 1985 erschienener Erfolgsroman »Betty Blue. 37,2 ° am Morgen« war eines der Bücher, das man in den 80er Jahren gelesen haben musste. Geschult an amerikanischen Vorbildern wie Henry Miller, Hemingway oder Kerouac erzählte der Autor darin die Geschichte von einer Wahnsinnsfrau und einem Klempner, Pizzakellner und Klavierverkäufer, getränkt mit viel Sex und Alkohol.
»Die Frühreifen« portraitiert die in die Jahre gekommene Sex, Drugs & Rock ’n’ Roll-Generation und deren Kinder, die eigene Ideale leben wollen und dabei doch häufig wieder in Klischees zurückfallen. Djian spiegelt in dem Roman die Sprachlosigkeit der Generationen und die Erfolglosigkeit, mit der eine Elterngeneration versucht, Werte zu vermitteln.
Wacht auf! Wir sind gleich da
Chandler Brossard (1922-1993) zählt stilistisch zur Beat-Generation, ohne bislang über den Rand des amerikanischen Sprachraums bekannt zu sein. In seinem, jetzt erstmals in deutscher Sprache vorliegenden 764 Seiten starken Monolog mäandert der Autor wortgewaltig durch den sozialen Untergrund. Das exquisite Werk liest sich wie ein Trip einer multiplen Persönlichkeit der 60er Jahre auf Droge, der immer wieder der Erzählfaden zu reißen scheint und die ihn dann doch geschickt wieder aufgreift. Es ist eine farbenprächtige Assoziationskette, die Brossard aufzieht, und die ihn immer wieder selbst begeistert: da war doch noch dies, und das, und dort…
Der Protagonist erzählt vom unerträglichen Leben mit seiner Frau: Sie fressen einander auf — und zwar pausenlos. Täglich haben sie den Geschmack von Blut im Mund, fügen sich Schmerzen zu wie Stromschläge, reißen sich das Fleisch vom Leib, denn erst das gibt ihrer Existenz Form und Substanz. Dann wechselt er jäh die Identität und schlüpft in die Haut eines Negers, ins Kostüm eines Homosexuellen, in Frauenkleider. Bald ist er im Vietnamkrieg, dann raubt er eine Bank aus, und immer wieder gestaltet er atemberaubende Orgien mit. In seiner dichterischen Phantasie spielt zügelloser Genuss eine bestimmende Rolle, und so enthält das Buch viele Stellen, die von ordentlichen Müttern unter Wachschutz gestellt sind. Zugleich wird im Rollenwechsel das unvergleichliche Talent des Autors deutlich: sich in bizarre Identitäten hineinzufühlen und diese prall und lebensnah zu beschreiben.
Brossard ist ein Autor, der sich zum sprachlichen Milieu des gesellschaftlichen Auswurfs hingezogen fühlt und der alles hasst, was gesellschaftlichen Konventionen und Verpflichtungen entspricht. Damit bereichert der Sprachschamane die Beat-Generation um eine Note, die dem deutschen Sprachraum bislang verschlossen blieb.
Sei wie ein Fluss, der still die Nacht durchströmt
Einhundert persönliche, minutenkurze Texte, Tagebuchbemerkungen und Kolumnen geben Einblick in das Denken des zwischen Brasilien und Frankreich pendelnden Erfolgsautors. Dabei spricht aus nahezu jeder Zeile eine missionarisch anmutende Religiösität, die Coelho selbst Spiritualität nennt.
Paulo Coelho wurde in einer Jesuitenschule streng katholisch erzogen, bis er sich als Jugendlicher verweigerte und zum Hippie mit lendenlangem Haar wurde. Seine verzweifelten Eltern wiesen ihn dreimal in eine Nervenheilanstalt ein, wo er mit Elektroschocks traktiert wurde, die Jahrzehnte später die gewünschte Wirkung zeigten: da glaubte der Autor, eine Vision gehabt zu haben und trat in einen erzkatholischen Orden ein. Seitdem predigt er Gottes Wort in Schriftform.
Die in dem Band versammelten Kurztexte lassen Coelho in jeder Blume das Werk des Allmächtigen beschreiben. Auf den weniger esoterisch angehauchten Leser wirken die literarisch anspruchslosen Texte mitunter hausbacken, doch es lässt sich unter persönlichen Aspekten durchaus der eine oder andere Gewinn ziehen. Coelho selbst fasst die Zielstellung seiner literarischen Motivationsarbeit so zusammen: »Es gilt, alles zu unterlassen, was uns zu lebenden Toten macht, und alles auf die Dinge zu setzen, von denen wir immer träumten, und alles für sie zu riskieren. Denn, ob wir wollen oder nicht, der Todesengel erwartet uns schon«.
Tiefer Schmerz
Tiefsten Schmerz müssen verschiedene Opfer empfinden, die auf die jeweils gleiche bestialische Weise hingerichtet werden: an den Füssen aufgehängt, damit das Blut in den Kopf strömt und den Schädel mit einem eigenartigen Drahtinstrument durchbohrt. Der eine Tote ist ein brutaler Zuhälter, der andere ein betagter jüdischer Gehirnforscher, und bald stellen sich rund um den Globus weitere ähnliche Morde dar, die jedoch keinen erkennbaren Zusammenhang haben.
Grund genug für die Sonderermittlungsgruppe der schwedischen Reichspolizei um Kerstin Holm und Paul Hjelm, europaweit auszuschwärmen und zu ermitteln. Mit Hilfe von viel Gespür, unglaublichen Zufällen und einem funktionierenden Europolsystem finden sie nach langen Mühen den gemeinsamen Nenner, der die brutalen Morde eint. Dazu müssen sie weit in die Vergangenheit zurückgreifen.
Dahls Talent liegt in der lebensnahen Zeichnung von Personen, die er differenziert und kantig schildert. Die blutige Story selbst ist in hohem Masse konstruiert, doch die intensive Dramatik des Romangeschehens zwingt zum Weiterlesen. Schleppend wirkt, wenn der Autor immer wieder seine bisherigen drei Bücher, also die anderen Fälle der Ermittlungsgruppe, zitiert und damit Zeilen schindet. Die detailgetreue Beschreibung von zerfetzten Leichen ist dem Leser skandinavischer Krimiliteratur inzwischen vertraut, davor muss in diesem Fall also kaum gewarnt werden. »Tiefer Schmerz« bietet spannende Lektüre und Arne Dahl präsentiert sich als Autor, von dem bestimmt noch weitere Krimis zu erwarten sind.
Otherland 1 • Stadt der goldenen Schatten
Die wohl umfangreichste Erzählung über ein Leben im virtuellen Raum ist Tad Williams Monumentalwerk »Otherland«. In dem Werk geht es darum, dass immer mehr Kinder Opfer ihrer Netzsucht werden und nicht mehr offline gehen können. Um diese Kinder zu retten, beschließen Jugendliche und Erwachsene aus unterschiedlichen Kulturen, sich in den virtuellen Raum zu begeben und nach ihnen zu suchen. Sie erleben eine atemberaubende Weltenschöpfung und geraten in gefährliche Auseinandersetzungen. Weiterlesen
Die Elfenbeinschatulle
Ein Unternehmer beauftragt einen Auftragskiller, als Detektiv seine Tochter zu finden, die vermisst wird und dabei jedes Aufsehen zu vermeiden. Der in die Jahre gekommene Berufsmörder trifft auf eine Lehrerin, der sich das gesuchte Mädchen anvertraut hat und die ihre starke Bindung zur Literatur kennt. Das ungleiche Gespann begibt sich auf die Suche und findet sich bald in der verschwiegenen Welt der Hersteller von Gewaltfilmen wieder, die junge Mädchen für ihre Zwecke brutal ausbeuten und dann verschwinden lassen.
In der Verschiedenartigkeit der beiden Ermittler liegt der besondere Reiz des ungewöhnlichen Romans, den der Autor mit psychologischem Einfühlungsvermögen geschickt inszeniert. Jeder der bislang in deutscher Übersetzung vorliegenden Somoza-Romane atmet eigenen Stil. Der Autor baut atemberaubende Spannung auf, ohne in den Trivialitäten des klassischen Kriminalromans zu versinken und ist schon deshalb eine Entdeckung!
Lexikon der Sonderlinge
Kurze Steckbriefe von Eigenbrötlern, Exzentrikern und anderen eigenwilligen Gestalten der Weltgeschichte sammelt dieses amüsante Nachschlagewerk, das unter den Lexika selbst den Platz eines Sonderlings bekleidet.
Es wird vom Fürst von Condé berichtet, der sich für eine Pflanze hielt und wütend reagierte, wenn er nicht begossen wurde. Der belgische Dichter und Übersetzer Jean de Boschère konnte keine Farben ertragen und zwang sich dazu, in einem schwarzweißen Universum zu leben. Der mit seinem Eichhörnchen Coco zusammen lebende Literat Alexis-Vincent-Charles Berbiguier fühlte sich von unsichtbaren Kobolden verfolgt, die er mit schwarzen Nadeln aufspießte und in Flaschen einsperrte.
Sektierer, Erfinder, Dandys und Käuze, aber auch größenwahnsinnige Politiker und grausame Folterer sind in der Porträtgalerie versammelt, wobei der französische Sprachraum dominiert.
Das Werk bietet unterhaltsame Lektüre vor allem solchen Lesern, die von ihrer Umwelt selbst für ein wenig sonderbar gehalten werden.
Das Ouzo-Orakel
Bodo Morten ist in die Jahre gekommen und hat sich auf eine griechische Insel zurückgezogen. Aus dem einstigen Frauenversteher und Kampfsüffel ist ein vierschrötiger, rothaariger, barfüßiger Asket von dreiundvierzig Jahren in grünem Polohemd und kurzer Cargohose mit einem Rauschebart wie ein Bienenstock geworden. Der Sonderling und Frührentner wohnt seit vier Jahren am Ionischen Meer und führt in gynäkologischer Gelassenheit, die er sich anmeditiert hat, ein mönchisches Leben als Privatgelehrter. Sein in jede Minute geordnetes neues Schubladendasein verdankt er einem Intensivaufenthalt in der Psychiatrie, der ihn wieder auf die Füße gestellt hat. Weiterlesen
Die Welt ist nicht immer Freitag
Evers erzählt Geschichten aus der Welt der Schlaffis, Kiffer und Alkis rund um Berlins Schlesisches Tor und die Kreuzberger Wrangelstraße. Es sind Skizzen, die der Autor zuvor zum Gaudi seines Publikums auf Berliner Kleinkunstbühnen vortrug, bevor er sie in diesem Band sammelte. Darunter befinden sich herrliche Geschichten, die bevorzugt um die Kunst des Nichtstuns kreisen.
Hart fordert der Alltag den Tatendrang des Protagonisten, wenn dieser morgens drei Stunden früher als üblich aufsteht, um dann bei der Lektüre seiner Pflichtenliste in nachdenkliche Starre zu verfallen! In seiner Wohnung hängen 60 bis 70 Zettel mit aufmunternden Botschaften, dieses oder jenes endlich anzugehen. Diese Zettel sind die Hölle, und es ist verständlich, dass die Pappnase unter dem massiven Druck zusammenbricht und die Wohnung nicht mehr betreten mag. Als er bei Freunden kein Quartier mehr findet, bereist er die Welt der Nachtbusse und durchquert die Stadt zwischen Kladower Hottengrund und Malchower Dorfstraße, bis er an unwirtlichen Haltepunkten von unfreundlichen Busfahrern hinaus in die Kälte gescheucht wird. Schließlich landet er in einem Kreuzberger Waschsalon und beobachtet in Unterhosen, wie sich seine Jeans in der Trommel drehen, um zu beschließen, dass sich etwas ändern muss.
Schneller als das Auge
Dass der Verfasser von »Fahrenheit 451« im Laufe seines langen Lebens neben vielen hinreißenden auch schwächere Texte geschrieben hat, ist kein Geheimnis. Bei den hier vorliegenden Geschichten handelt es sich um Erzählungen der Spitzenklasse: sie sind anmutig und fein gesponnen sowie von geheimnisvoller Poesie durchwirkt.
Seine Titelgeschichte widmet Bradbury einer Zirkuskünstlerin, die zum Gaudi des Publikums Freiwilligen Wertsachen und Kleidungsstücke stiehlt. Um sich unmittelbar in das Geschehen einzubringen und seinen Abscheu vor der Erniedrigung coram publico auszudrücken, lässt der Erzähler einen vermeintlichen Doppelgänger, den er im Publikum entdeckt, an seine Stelle treten und sich öffentlich zum Löffel machen. Dieser elegante Kunstgriff ist typisch für den Autor, dessen besonderes Talent darin besteht, Ereignisse auf verschiedenen Ebenen und aus verschiedensten Perspektiven zu schildern und dabei psychologische Tiefe zu finden.
Die 21 hintersinnigen Geschichten sind filigrane Meisterwerke, voller Ironie, Magie und intensiver Gefühle. — Bradbury at his best!
Ich bin ganz, ganz tot, in vier Wochen
»Dass mir und meinem Schaffen Unterstützung zuteil werde«, wünschte sich Robert Musil in einem Brief an den österreichischen Bundeskanzler Schuschnigg. Der Schöpfer von »Mann ohne Eigenschaften« stand mit diesem Gesuch durchaus nicht allein. In allen Epochen gab es Not leidende Schriftsteller, die »ihre Fingerköpfe wie Spargelspitzen« fraßen (Else Lasker-Schüler), »kaum noch die Kraft hatten, unter Brücken zu schlafen« (Wolfgang Koeppen) oder sich »in einer sehr armseligen Lage« sahen (Georg Trakl).
Bettel- und Brandbriefe berühmter Schriftsteller bestätigen literarisch das Spitzweg-Gemälde vom armen Poeten, wenn auch die Tonlage der Briefe, so die Herausgeberin, die Notlage der Verfasser nicht immer exakt abbilden. Auf der anderen Seite der um jeden Groschen kämpfenden Literaten finden sich der ständig auf Pump lebende Dichter Baron Detlef von Liliencron, der dem Suff verfallene Joseph Roth, der spielsüchtige Fjodor Dostojewski oder ein Wolfgang Koeppen, der sich Jahrzehnte lang von Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld großzügig alimentieren ließ, ohne jemals die verabredeten Manuskripte zu liefern. Auch sie lebten teilweise von den klingenden Ergebnissen ihrer stürmischen Bittbriefe und Stundungsschreiben.
Ein knurrender Magen erwies sich für viele Autoren oftmals als Antrieb für die teilweise herrlichen Bettelbriefe, die Birgit Vanderbeke gesammelt und heraus gegeben hat. Da finden sich feinsinnig schöne Texte neben entwürdigenden und grausigen Selbstzeugnissen, ironisch-witzige Bittbriefe neben depressiv-peinlichen Jammerschreiben. Die Lektüre des Sammelbandes schenkt eine Menge literarisches Lesevergnügen und zeigt, dass Schriftstellerei unter allen gesellschaftlichen Bedingungen nur für wenige ein auskömmliches Geschäft ist. Der Auswahl förderlich wäre gewesen, jeden Brief konsequent in Kontext zu stellen, wie das in einigen Fällen sehr schön erfolgt ist. In diesem Punkt wäre der Herausgeberin durchgängiges Arbeiten oder die Unterstützung eines Lektors zu empfehlen gewesen. Oder knurrte ihr Magen, und das Buch musste schnell fertig werden?
Regenbogen über der Appelbaumchaussee
Geht das Zentralgestirn hinter dem Teutoburger Wald auf und wärmt hohe Wallhecken, saftige Streuobstwiesen und wogende Getreidefelder, aus denen jubilierende Lerchen himmelwärts streben, dann besonnt es das Land der Westfalen. Kerniger Mittelpunkt dieses bäuerlich geprägten Gebietes ist das katholische Münsterland, das literarisch berühmt wurde durch Annette von Droste-Hülshoff.
Der von Gerd Haffmans bei Zweitausendeins vorgelegte Norbert-Johannimloh-Sammelband schafft ein westfälisches Sittengemälde, das mit frühesten Kindheitserinnerungen des Autors an Kuh- und Schweinestall beginnt. Er sammelt herrliche Gedichte in Hoch- und Niederdeutsch wie das über den Pastor, der seine schwangere Haushälterin des Hauses verweisen muss und hofft, dabei besser als Taufpate durchzukommen. Schließlich mündet die Anthologie in drei Episoden über historische Frauengestalten der Kommune der Wiedertäufer, die in Münster dem papistischen Bischof zum Trotz ein Königreich der Vielweiberei errichteten.
Die Anthologie hinterlässt jedoch einen zwiespältigen Eindruck. Einerseits steht der Band als Lehrbuch für den, der lesen möchte, welche Schäden die katholische Moral an Leib und Seele anrichten kann, denn die Texte des 1930 geborenen Autors wimmeln bis in die Folterszenen der Wiedertäufer von lüsternen Begehrlichkeiten, Anspielungen und Traumgemälden, denen ein Hauch Voyeurismus anhaftet. Andererseits gibt es ausgesprochen starke Erzählungen um Hannes Roggenkämper, das Alter Ego des Verfassers. Wer die plattdeutschen Gedichte und mitunter recht hausbackenen Erzählungen überspringen möchte, dem sei »Die Geschichte mit der Anhalterin« empfohlen. Der Text legt beredetes Zeugnis über den trockenen Humor des Autors ab und liefert ein perfektes Kabinettstück westfälischer Provinzliteratur.
Per Anhalter durch die Galaxis
Schon der Weltuntergang, mit dem das schrägste Science-Fiction-Spektakel der Literaturgeschichte beginnt, ist ein Klassiker: Der Engländer Arthur Dent versucht verzweifelt, sein Eigenheim gegen die Willkür der Gemeindeverwaltung zu verteidigen, die sein Haus für eine Umgehungsstraße beseitigen will. Da naht eine mächtige vogonische Bauflotte aus den Weiten des Weltraums, die den Auftrag hat, die gesamte Erde aus der Umlaufbahn zu sprengen, um Platz für eine wichtige Hyperraum-Expressroute zu schaffen! Weiterlesen
Vollidiot
Simon Peters wird bald dreißig, und ihm fehlt die feste Freundin. Dabei beobachtet er täglich aus dem Fenster des T-Punkts, in dem er lustlos jobbt, die phantastisch gebaute Verkäuferin im Starbucks gegenüber und gründet mit ihr in Gedanken bereits eine raupenköpfige Familie. Aber wie soll er die Traumfrau erobern? — Mit Hilfe seiner Freunde entwickelt er einen Schlachtplan, sich der Auserwählten zu nähern, und es gelingt ihm sogar mit Mühen. Dass er sich dabei letztlich wie ein neurotischer Vollidiot aufführt, macht den Helden des gleichnamigen Romans sympathisch. Wenn der Sozialgorilla dabei auch noch über die Gefühle anderer Zeitgenossen hinweglatscht und entsetzt flieht, als sich ein Mädchen in ihn verliebt, mutiert er zur tragischen Figur.
Das persönliche Scheitern eines tollpatschigen Singles ist Gegenstand dieses herrlich bildhaft geschriebenen Romans, der sich durch alle Phasen des Alleinseins pirscht: vom Besuch eines Fitnessstudios, in dem Killerschwuchteln auf seinen untrainierten Körper sabbern über die vergeblichen Kuppelversuche einer kroatischen Putzfee bis hin zu exzessiven Sauforgien in den Armen verschnarchter Discomäuse. Der Autor, der sich als Comedy-Schreiber in Fernsehshows einen Namen gemacht hat, präsentiert mit seinem Erstling ein herrlich entspannendes Lachdebüt. In der aktuellen Flut der Single-Romane hinterlässt er aber leider keine bleibenden Spuren. Zu offensichtlich ist der Text als Vorlage für eine Verfilmung geschrieben, zu blass bleiben die handelnden Figuren, zu bemüht sind die Kalauer und Lacher, die zwar unmittelbar ihren Zweck erfüllen aber nach zwei Sekunden auch schon wieder verflogen sind.