Dictator

Robert Harris lässt die Tage der untergehenden Republik lebendig werden, spannend wie ein Actionthriller, Cicero im Zentrum der Ereignisse. Und wir erleben, wie die politischen Institutionen eine nach der anderen zusammenstürzen.

Auch wenn Rom eine Adelsrepublik war, sie war eine Republik, in der die Gewalt geteilt war. Das sorgte dafür, dass niemand zuviel Macht bekam, dass Kompromisse geschlossen werden mussten.
Mit den Bürgerkriegen stürzte dieses System nach und nach zusammen. Und Cäsar war der große Totengräber, der die alleinige Macht an sich riss.

Wie ihm das gelang, das erleben wir im Buch. Und die Methoden ähneln denen unserer heutigen Populisten, egal ob rechts oder links. Den Plebs aufhetzen, die alten Institutionen lächerlich machen und zerstören, Menschen mit anderer Meinung verteufeln. Ihnen die Würde nehmen.

So ist ein bestürzend aktuelles Buch entstanden, spannend bis zur letzten Seite, das mich ratlos zurücklässt. Stehen wir heute in einer ähnlichen Entwicklung? Nur dass der Hass nicht auf dem Forum, sondern im Internet geschürt wird? Von Leuten, die keinerlei Hemmungen haben?

Das Buch ist Unterhaltung im besten Sinne, ich habe viel über den Untergang der römischen Republik gelernt und lange darüber nachgedacht. Eines der wenigen Bücher, die man so schnell nicht wieder vergisst.


Illustrated by ASKU-Presse Bad Nauheim, Heyne München

Imperium

Die Geschichte des römischen Senators und Rechtsanwaltes Cicero, erzählt von seinem Diener und Sekretär Tullius Tiro, ist Gegenstand dieses herausragenden Historienkrimis. Tiro, Erfinder der Kurzschrift, protokolliert die unvergleichliche Entwicklung Ciceros vom stotternden und scheuen Jüngling zum selbstbewussten Machtpolitiker, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere die ihm vom Staat übertragene Macht über Leben und Tod, das »imperium«, ausübte.

Cicero gewann im Alter von 42 Jahren, dem jüngsten erlaubten Alter, mit dem römischen Konsulat das höchste Amt im Staat. Er erlangte es durch das einstimmige Votum aller Zenturien, als homo novus, ohne einflussreiche Familie, ohne Vermögen und ohne die Macht von Waffen: ein Kunststück, das noch nie zuvor gelungen war und nie mehr gelingen sollte. Mit seiner einzigen Waffe, seiner Redekunst, trat er allem entgegen, was im römischen Staat korrupt und verabscheuungswürdig war. »Redekunst, die nicht aufrüttelt, ist für mich keine Redekunst«, lautete sein Motto, und noch zweitausend Jahre später werden seine mitreißenden Reden als rhetorische Kunststücke gelesen und zitiert.

Im römischen Senat, im Volkstribunal und an den Gerichtshöfen herrschten Korruption und Intrige. Richter und Geschworene waren ebenso gekauft wie die Wähler, die auf dem Maifeld ihre Stimme abgeben durften. Für den Republikaner Cicero war es nahezu unmöglich, sich gegen die zementierten Machtstrukturen und die Allmacht des Geldes und der Aristokratie zu behaupten. Dass es ihm dennoch gelang, schreibt der Erzähler seiner Fähigkeit zum Pragmatismus und zur Demagogie zu.

Richard Harris macht aus dem Thema einen Staatskrimi, der den Leser bis zur letzten Zeile fesselt. Selten wurde römische Geschichte und die Fäulnis eines untergehenden Riesenreiches so spannend beschrieben wie in diesem Buch.


Genre: Historischer Roman
Illustrated by Heyne München