Johnny Smith ist glücklich an diesem letzten Oktobertag 1970 und er hat allen Grund dazu: Er ist jung, voller Ideale, frisch verliebt und arbeitet mit seiner Freundin Sarah in einer High School als Lehrer; den beiden steht die Welt offen. Als Johny bei einem Jahrmarktbesuch am Glücksrad eine geradezu unheimliche Glückssträhne hat, ahnen sie nicht, dass dies ein Vorbote nahenden Unheils ist, denn auf dem Heimweg erleidet Johnny bei einem bizarren Autounfall schwere Kopfverletzungen und fällt ins Koma.
Es passiert viel in dieser Zeit: Der Vietnamkrieg eskaliert noch einmal bevor er endet, Nixon muss das Präsidentenamt aufgeben und ein skrupellos psychopathischer Provinzpolitiker namens Greg Stillson schickt sich an, nach höheren Weihen zu streben. Als Johnny Smith 1975 aus seinem langen Schlaf erwacht, hat sich auch seine private Welt ein Stückchen weiter gedreht: Seine alte Liebe Sarah ist inzwischen verheiratet und hat einen Sohn, während seine eigene Mutter dem religiösen Wahnsinn anheim gefallen ist. Er hat viel verloren, aber dafür etwas gewonnen, allerdings ein eher fragwürdiges Geschenk: Die Gabe, durch Berühren oder Gegenstände bestimmte Ereignisse aus deren Vergangenheit oder Zukunft zu erblicken. Johnny ist zunächst nicht glücklich darüber, er setzt seine Fähigkeit äußerst zögerlich und unwillig ein, bis er erkennt, dass sie auch Verantwortung und Verpflichtung bedeutet, besonders als er eine Vision erhält, wie die Welt unter einem Präsidenten Stillson aussehen könnte…
Stephen King hat mit diesem frühen Meisterwerk (Erstveröffentlichung 1979) die Messlatte für sich selbst sehr hoch gelegt: „Dead Zone“ gehört zu seinen besten Büchern. Die Geschichte des all-American guy John Smith (der Name spricht Bände), der zum Helden wider Willen wird, ist packend und einfühlsam erzählt und berührt den Leser zutiefst, da er sich der Faszination des Geschehens kaum entziehen kann. Auch die übersinnlichen Aspekte kommen überzeugend daher und jagen einem – etwa bei Johnnys Visionen während der Suche nach einem Frauenmörder – schon mal kalte Schauer über den Rücken.
Der Roman ist außerdem vielleicht Kings politischstes Buch überhaupt; neben einer Abrechnung mit dem Vietnamkrieg und der Nixon-Ära wird darin die uralte Frage nach der Rechtfertigung des Tyrannenmordes thematisiert und am Ende vom Autor höchst elegant gelöst. Ebenso reizvoll ist die Verquickung fiktiver und realer Personen, so begegnet Johnny zum Beispiel Jimmy Carter. Fans des Schriftstellers lernen hier auch zum ersten Mal das Städtchen Castle Rock kennen, das in späteren Werken Schauplatz und Katastrophen ist, sowie den dortigen Sheriff, der allerdings bereits in „Cujo“ wieder aus dem Verkehr gezogen wird. „Dead Zone“ wurde unter der Regie von David Cronenberg erfolgreich verfilmt, der Streifen mit Christopher Walken (Johnny) und Martin Sheen (Stillson) ist absolut sehenswert, was bei King-Adaptionen ja nicht ganz selbstverständlich ist.
Denkt man an Politiker wie Donald Trump, könnte der Roman bald erschreckende Aktualität erlangen…
Ich kenne zwar nur die Verfilmung, aber der Streifen ist erste Sahne!
Ja, das ist er zweifellos. Und das Buch ist auch nicht schlechter. 🙂