John Constantine – Hellblazer 1

John Constantine – Hellblazer 1: „Ich bin eine Trauma-durchmangelte schizotypische Persönlichkeit. Ein aggressiv psychotisches Individuum, das an total überzeugenden Wahnvorstellungen leidet. Ich bin, kurz gesagt, etwas irre.“, so der britische Okkultist John Constantine über sich selbst. Selbsterkenntnis ist ja bekanntlich der erste Weg zur Besserung, aber Constantine legt nach: „Irrsinn ist die einzige Konstante“.

Hellblazer: Am Rande des Irrsins

In Neil Gaiman’s erster Storyline zu dem Kultklassiker SANDMAN 1989 involvierte er s John Constantine, den eigentlich Alan Moore, Stephen R. Bissette, Rick Veitch und John Totleben schon 1985 für die Saga vom Swamp Thing erschaffen hatten. Simon Spurrier, der Autor vorliegender John Constantine Hellblazer Geschichte hat schon das SANDMAN Universum mit THE DREAMING wiederbelebt und erzählt nun auch die Geschichte von John Constantine, dem Okkultisten zu neuem Leben erweckt. Nach 300 Episoden seiner Soloserie zwischen 1988 und 2013 erlebte er diverse Reinkarnationen auch im Superhelden-Universum von DC. Simon Spurrier lässt ihn ins SANDMAN Universum zurückkehren und bietet einen perfekten Einstiegspunkt für Neueinsteiger und Fans. Der Dialog mit seinem Taxi-Fahrer Chas bei dem Constantine natürlich das letzte Wort behält ist jedenfalls eine gute Eröffnung für ein Abenteuer voller Überraschungen: „Du bist das Schlimmste, was mir je passiert ist, John Constantine!“

John Constantine: Saubere Tricks u.ä.

Der kettenrauchende Antiheld und Zyniker kämpft auch in vorliegendem Abenteuer erneut gegen Dämonen, Engel und alles dazwischen –¦und trifft dabei auf den jungen Zauberer Timothy Hunter. „In diesem grünen schönen Land“ präsentiert nicht nur den Haruspex, sondern auch düstere Szenen in Abbruchhäusern der Slums der ältesten Demokratie der Welt oder William Blake als Vorbild einer Comicgeneration die die düsteren Abgründe der Welt bevorzugt. „Ich gehe durch gekaufte Strassen, nah der gekauften Thems’ ich geh. Und seh in jedem Gesichte Schwäche und nur und Weh.“ Zwei weitere Geschichten in diesem Band widmen sich auch den „Sauberen Tricks“. Schönes Artwork voller abenteuerlicher Überraschungen also.

Simon Spurrier

(Original Storys: Books of Magic (2018) 14, John Constantine – Hellblazer (2020) 1-6, Sandman Universe: John Constantine – Hellblazer 1)

Zeichner: Aaron Campbell, Matías Bergara

Mit John Constantine, Timothy Hunter

2020, Softcover, Horror, 220 Seiten

ISBN: 9783741620195

Panini

23,00 €


Genre: Comic, Graphic Novel, Phantasy
Illustrated by Panini Comics

The WHITE ALBUM. The Beatles

The WHITE ALBUM The Beatles „Whatever else it is or isn’t, it is the best album they have ever released, and only The Beatles are capable of making a better one. You are either hip or you ain’t. In short it ist he new Beatles record and it fulfils all our expectations of it“. So launisch kommentierte der Rolling Stone das Unikum „White Album“. Es war der 22. November 1968. Das einzige Doppelalbum der Beatles erscheint. Es ist ihr erstes und letztes. Und voller versteckter Botschaften.

Post-psychodelischer Minimalismus

In den ersten beiden Jahren ihrer Existenz spielten sie 279 gigs in vier verschiedenen Clubs allein in Deutschland. Das letzte offizielle Konzert fand in San Francisco’s Candlestick Park im Jahre 1966 statt. Es war die ca. 1400ste Show ihrer Karriere. Sgt. Pepper erschien im im Mai 1967 und zementierte ihren Ruf. Erst am 3. Februar 1968 kehrten die Fab Four in ihr Abbey Road Studio zurück und begannen mit den Aufnahmen für das White Album. Mit dabei war ein ungebetener Gast: Yoko Ono. Tatsächlich soll sie während der ganzen Aufnahmen dabei gewesen sein und natürlich ein gewisses Unbehagen bei den Restbeatles ausgelöst haben. „The Beatles were ‚flabbergasted’“, schreibt Brian Southall. Die unbehagliche Atmosphäre während der Sessions widerspiegle sich auch auf dem Album. „The unsettling nature of its creation resonate through almost every track“, meinte zumindest American Womack. Die meisten Songs (30-40) wurden während ihres Aufenthalts in Indien geschrieben. Aber nicht nur der Inhalt war revolutionär („Revolution Nr. 9“), sondern auch die Covergestaltung, war es doch quasi die Antithese zu dessen Vorgänger Sgt. Pepper’s Lonely Heartclub Band.

The WHITE ALBUM: 4 in 1 oder 5-4=-1

Post-psychodelischer Minimalismus hin oder her, wer ein Originalalbum mit limitierter Nummerierung in seinem Besitz hat, würde heute zwischen 790.000 (Seriennummern unter 100) und 19.000 Pfund (Seriennummer darüber) dafür bekommen. Der Designer erhielt für seinen Job übrigens läppische 200 Pfund. Andere die an der Produktion beteiligt waren Exemplare mit Seriennummern weit über 450.000. Das Stilkonglomerat (Balladen, Heavy Metal, Reggae, Avantgarde) und die unbefriedigende Komposition des Konzeptes veranlassten böse Stimmen dazu, das Album als drei Soloalben zu bezeichnen, die unter der Schirmbezeichnung The Beatles den weiteren Karriereweg der Protagonisten vorwegnahm. Nichtsdestotrotz ist das White Album immer noch das viertbeste bei den Verkäufen und das obwohl es dabei mit anderen Alben und nicht Doppelalben verglichen wird.

Der ehemalige Sportreporter Brian Southall hat nicht nur das Album “The WHITE ALBUM. The Beatles” und seine Songs in vorliegender Publikation recherchiert, sondern auch das Jahr 1968 in dem es erschien. Nach einer Vorstellung der Protagonisten und Lieder zeigt Brian Southall die Ereignisse des Jahres von Jänner bis Dezember und bettet das Album in den Kontext ein in dem es entstanden ist. Viele farbige und s/w Fotos zeigen nicht nur die beiden Athleten Tommie Smith und John Carlos im Kampf für eine bessere Welt, sondern auch andere Bands, den ersten Zombie Film oder den Star Trek in dem Cpt. Kirk erstmals eine Schwarze im Kino/TV küsst. Mit einem Vorwort von Chris Thomas.

Brian Southall

The WHITE ALBUM

Revolution, Politics & Recording: The Beatles and the World in 1968

Englische Originalausgabe/Original English Edition

Foreword by Chris Thomas

192 Seiten mit über 150 meist farbigen Fotos.

Fester Einband im Format 25 × 25 cm.

ISBN-13: 978-3-283-01287-8

€ (D): 25,– / € (A): 25,– / sFr.: 32.50

Edition Olms Zürich


Genre: Musik, Popkultur
Illustrated by Edition Olms

Selbstverteidigung – Eine Philosophie der Gewalt

Selbstverteidigung – Eine Philosophie der Gewalt. In ihrem Prolog zum Buch stellt die Philosophie-Professorin eine Foltermethode des beginnenden 19. Jahrhunderts den Geschehnissen um die Ermordung von Rodney King durch das LAPD im 20. Jahrhundert gegenüber. In beiden Fällen galt, dass je mehr sich der „Delinquent“ wehrte, desto mehr wurde er geschlagen oder gefoltert. Der Prozess um die Polizisten endete mit einem Freispruch. Rodney King hatte sich verteidigt, doch indem er sich verteidigte, wurde er unverteidigbar. Der Inhalt des Zeugen-Videos wurde in seiner Bedeutung einfach umgedreht. Schuldumkehr.

Selbstverteidigung: Tanz als Widerstand

Die Ergebnisse des Freispruchs sind bekannt. Die als „L.A. Riots“ in die Geschichte eingegangenen Unruhen von 1992 kosteten weitere 63 Tote und 2000 Verletzte sowie einen Sachschaden in Milliardenhöhe. Die Geschichte der USA ist vor allem auch eine Geschichte von Rassismus. Die USA waren eine Sklavenhaltergesellschaft, deren Opferbilanz insgesamt sogar höher als der Holocaust ausfällt. Man schätzt, dass er 40 Millionen (schwarze) Leben kostete. „Jede Verknüpfung von Tanz, Gesang und Musik, deren Aufführung in einem Kreis eine agonistische Disposition annimmt, stellt eine Kampfkultur mit bloßen Händen dar und loste eine weiße Panik aus”, schreibt die Autorin. Dennoch entstanden Kampftänze, die zu den kodifizierten Formen der Gegenkultur gehörten, die als traditionelle Kultur bis heute überlebten. Während in Übersee die Sklaven also entwaffnet und unterworfen blieben, machte sich das französische Kolonialrecht mit Hilfe einer schwarzen Streitmacht auf eine Mission der Zivilisierung der Welt. Sie wurden sogar als „Geheimwaffe gegen Deutschland“ gehandelt, da die personellen Ressourcen unerschöpflich schienen.

Gewalt: Vigilanten und weiße Justiz

In einem weiteren Kapitel beschreibt die Autorin den Aufstand des Warschauer Ghettos als ein Beispiel der Zeugnisse der Selbstverteidigung (Kapitel 3). Eines der interessantesten Kapitel ist die Beschreibung des Vigilantismus in der jungen Nation der USA, der sich im Grunde bis heute erhalten hat. Während der gesamten Kolonisierung Amerikas schlossen sich Gruppen von Männern zu Verteidigungsmilizen zusammen, die sich selbst das außerordentliche Recht der Gerichtsbarkeit (Justiz und Polizei) einräumten. „Der Vigilant ist der große Verteidiger der amerikanischen Nation, der Held, der immer bereit ist, sie zu verteidigen: Die Kultur des Vigilantismus hält so das Narrativ von der weißen Rasse in Gang und aktualisiert es ständig.“ Diese sog. „Weiße Justiz“ (Kapitel 5) schreckte auch vor Lynchmorden nicht zurück, ein Begriff übrigens der auf den tatsächlich existenten Charles Lynch zurückgeht, der in Virginia, zur Zeit der Amerikanischen Revolution seinen Männern eine Blankovollmacht gab, um Pferdediebe und andere Banditen „auszumerzen“. Aber natürlich auch zur Verfolgung von Landstreichern, Fremden, weißen Dissidenten sowie schwarzen Sklaven und Rebellen. Die Legende vom Black Beast Rapist – dem schwarzen Vergewaltiger weißer Frauen -wurde dabei zur treibenden Kraft. Eines der düstersten Kapitel der „besten Demokratie auf Gottes Erden“. Etwa wenn man vom Waco-Horror von 1916 spricht, bei dem ein unschuldiger Schwarzer gelyncht und Teile seines Körpers als Souvenir verkauft und Fotos der Szene in Form pittoresker Postkarten verbreitet wurden, „um den Tourismus in der Stadt anzukurbeln“ (sic!).

Geschichte des Widerstands gegen den weißen Mann

Weitere Kapitel beschäftigen sich u.a. auch mit Martin Luther King, „der besten Waffe des weißen Mannes“ oder den Black Panthern for Self-Defense sowie feministischen Organisationen wie den Suffragetten oder der Association of Southern Women for the Prevention of Lynching oder auch anderen. Ein wichtiges Buch, das zwar keine Antwort auf

Die Autorin wurde mit dem Frantz Fanon Prize 2018 und dem Prix de l’Écrit Social 2019 ausgezeichnet.

 

Elsa Dorlin

Selbstverteidigung – Eine Philosophie der Gewalt

Aus dem Französischen von Andrea Hemminger

D: 32,00 € / A: 32,90 € / CH: 42,90 sFr

2020, Gebunden, 315 Seiten

ISBN: 978-3-518-58756-0

Suhrkamp Verlag

 


Genre: Philosophie, Politik, Selbstverteidigung
Illustrated by Suhrkamp Frankfurt am Main

Im Wahn. Die amerikanische Katastrophe

Im Wahn. Die amerikanische Katastrophe.„…äh…“, lautete die Antwort des President-elect Donald Trump auf die Frage eines Fox-Reporters nach seinen Plänen für die nächsten vier Jahre. Die beiden Spitzenjournalisten Klaus Brinkbäumer und Stephan Lamby betonen, nicht zu scherzen. Denn tatsächlich hat Donald Trump kein politisches Programm außer sich selbst. „Der Herrscher ist das Programm.“ L’etat c’est moi, meinte auch der Sonnenkönig von sich. Aber das war im 18. Jahrhundert. In Frankreich, einer Monarchie.

Im Wahn: Der Staat bin ich

Was lief damals, im 18. Jahrhundert, als die USA sich formierten, eigentlich falsch? Warum gaben sich die Gründungsherren der ersten Demokratie der Welt so ein abstraktes und konfuses Wahlsystem (electoral vs. people’s vote), das es einem Mann wie Donald Trump ermöglichte, an die Macht zu kommen? Das vorliegende Buch kann diese Frage zwar nicht beantworten, dafür aber viele andere. Es wurde sehr gut recherchiert und die beiden Journalisten hatten interessante Gesprächspartner. Sie ziehen durchaus nachvollziehbare Parallelen zu Richard Nixon und warnen eindringlich vor einem Mann, der alle vier Erkennungsmerkmale einer sterbenden Demokratie für die USA verwirklicht hat. Steven Levitsky und Daniel Ziblatt, zwei Historiker, erforschten diese vier Kriterien als Gründe für die Selbstabschaffung einer Demokratie wie folgt: Der Anführer verpflichtet sich demokratischen Regeln nicht; er leugnet die Legitimation seiner Gegner; er toleriert oder fördert Gewalt; er schränkt Bürgerrechte und Pressefreiheit ein. Mit Ausnahme Richard Nixons hätte kein Präsidentschaftskandidat im letzten Jahrhundert auch nur eines der vier Kriterien erfüllt. „Trump erfüllt alle vier“.

Die amerikanische Katastrophe

Schonungslos decken die beiden Journalisten die Propagandalügen eines Präsidenten, der außer sich selbst kein Programm hat, und auch die seines „Haus- und Hofsenders Fox“ auf. Auch die Auseinandersetzungen um den Mord an George Floyd und der jahrhundertealte Rassismus in den USA werden in Bezug zu Black Lives Matter thematisiert. Aber auch der institutionelle Umbau, der aus dem an und für sich unparteiischen Supreme Court eine politische Institution machen soll, wird bloßgestellt und kritisch beurteilt. Dass sogar jemand wie Donald Trump, der zweimal bankrott ging, einmal Vorbilder hatte, wird ebenso erzählt. Rush Limbaugh, ein Talk-Radiomoderator, der schon in den Achtzigern durch seine populistischen Reden auffiel kann als solches gelten. Ihm wurde von der Präsidentengattin Melania die „Presidential Medal of Freedom“ bei der State of the Union Rede 2020 verliehen. Allein diese Tatsache spricht Bände, handelt es sich bei Limbaugh doch um einen gnadenlosen Verdreher von (Un-)Wahrheiten. Oder sollte man die 20.555 Lügen und Unwahrheiten allein in den ersten 1267 Amtstagen erwähnen, die die Post bei Donald Trump gezählt hat und belegen kann?

We, the people…

Das amerikanische Volk hat entschieden, wen es zu seinem Präsidenten haben möchte, das war auch bei Hillary Clinton so. Jedoch entscheidet in letzter Instanz das electoral vote. Oder die Gerichte. „Im Wahn. Die amerikanische Katastrophe“ ist das Buch zur Zeit. Jeder der mitdiskutieren möchte und sich versucht zu erklären, warum ein Mann wie Trump die Welt in Atem hält, sollte es lesen. In einer Gesellschaft in der Hollywood wesentlich an der Gestaltung der Realität mitarbeitet, braucht es einen aber eigentlich auch nicht zu verwundern, wenn ein Serienstar („The Apprentice“) zum Präsidenten wird. Aber vielleicht wird Trump ja jetzt bald selbst von “seinem Wahlvolk” seinen Stehsatz aus der Serie zu hören bekommen: „You’re fired!

Brinkbäumer, Klaus / Lamby, Stephan

Im Wahn. Die amerikanische Katastrophe

ISBN: 978-3-406-75639-9

2020, Hardcover, 4. Auflage, 391 S., mit 25 Farbabbildungen im Tafelteil, Gebunden

C.H. Beck Verlag

22,95 €


Genre: Politik und Gesellschaft, Sachbuch, Zeitgeschichte
Illustrated by C.H. Beck München

Under the Moon. Mit Catwoman.

Under the Moon. Mit Catwoman. Oft ziehen Gegensätze sich an. Oder sind es doch die Gemeinsamkeiten die einst aus Batman und Catwoman ein Paar machen werden? Die Kindheit von Selina Kyle alias Catwoman ist jedenfalls alles andere als rosig im Vergleich zu der von Bruce Wayne alias Batman. Aber jeder muss mit seinen Dämonen eben selbst fertig werden, oder wie?

Treffsichere Milieuschilderung vom anderen Ende Gotham Citys…

Die junge Selina Kyle leidet unter den wechselnden Affären ihrer (geschiedenen) Mutter. Meistens gehen sie nach einiger Zeit wieder, nur dieser Dernell, ein egoistischer und gewalttätiger Kerl, ist hartnäckiger als alle anderen Männer ihrer Mutter zuvor. Er mischt sich immer mehr in das Leben von Selina ein und vergreift sich sogar an ihrem einzigen Trost, einem herzigen, kleinen Kätzchen, das ihr zugelaufen ist. Schließlich ist das Maß voll und Selina reißt – so wie das wohl jede Teenagerin einmal macht – von zu Hause aus. Nur in ihrem Fall wird es wohl für endgültig sein.

…abseits der Wayne Mansion: Catwoman

Die vorliegende Graphic Novel glänzt nicht nur durch ihre äußerst ästhetische Machart, das Artwork, das in kühles Schwarz/Blau gehalten ist, sondern auch die vielen authentischen Zeichnungen und Milieuschilderungen der Suburbs von Gotham City. Äußerst stimmungsvoll sind nicht nur die nächtlichen Ausflüge der Ausreißerin, sondern auch ihr Verhältnis zu ihren Klassenkolleginnen und ihren Freundinnen und Freunden, darunter auch der junge Bruce Wayne mit seinem nach Krähengefieder blau schimmerndem Haupthaar. Selina ist zwar bald obdach- und heimatlos, ohne Familie, ohne Freunde und ohne Menschen, denen sie vertrauen kann. Aber sie lernt schnell: die Gesetze der Straße und sich selbst zu behaupten.

Ästhetischer Hochgenuss (nicht nur) für Cat(woman)freunde

Die New-York-Times-Bestsellerautorin Lauren Myracle und der Comic-Künstler Isaac Goodhart erzählen die dramatische, aber auch romantische und mitreißende Geschichte von Selina Kyle als Geschichte eines Mädchens, das einst zu Catwoman wird. Eine abgeschlossene Geschichte ab 13 Jahren!

Lauren Myracle

Under the Moon. Eine Catwoman-Geschichte. Graphic Novel.

(Originaltitel: Under the Moon – A Catwoman Tale)

Gezeichnet von Isaac Goodhart

2020, Softcover, 224 Seiten

ISBN: 9783741617645

16,99 €

Panini Verlag


Genre: Adoleszenz, Catwoman, Comics, Graphic Novel
Illustrated by Panini Comics

Reiche Ernte

Reiche Ernte 1-3. Wer hier eine „reiche Ernte“ einbringt, wird dem Leser spätestens nach der zweiten Episode klar. In insgesamt drei Bänden legen der Comic-Künstler Chris Scheuer, der für sein Werk mit dem Max & Moritz-Preis in Erlangen und dem Prix de Petit Genie in Paris ausgezeichnet wurde, und der Schriftsteller Matthias Bauer ein Werk für Horror- und Terreur-Fans vor, das es zuvor so noch nie gegeben hat.

Kurzgeschichten aus dem Horrormilieu

Die beiden führen graphisch in düstere Abgründe hinab und erschaffen Geschichten, die Albträumen gleich überraschend und unerwartet daherkommen und einen hinterrücks überfallen. Ein Dorf, das ein jahrhundertealtes Geheimnis verbirgt, ein KZ-Kommandant, der sich mit einem mysteriösen Gefangenen auseinandersetzen muss, oder ein Wissenschaftler, der den „Schatten“ verfällt. Im zweiten Band geht es um einen verschrobenen Professor, der die Zeit verändern will. Oder einen eiskalten Profi-Killer, der die Abrechnung für seine Taten erhält. Ein Reporter, der eher durch Zufall in die Dienste eines genialen Wissenschaftlers gerät. Hinter allem verbergen sich noch mehr Geheimnisse.

Horror Comics von Chris Scheuer

Deftig Twists und Pointen

Aber auch ein ganz normaler Mann steht an einem ganz normalen Morgen auf – und muss mit Schrecken erkennen, dass nichts so ist, wie es war. Auch im Abschlussband, Band III, von REICHE ERNTE, dem sensationellen Comeback der Comic-Legende Chris Scheuer macht sich der Plot wieder gemeinsam mit Matthias Bauer in ein fantastisches und morbides Terrain auf. Atmosphärisch, makaber und überraschend sind diese Geschichten, die dem Sensenmann erneut eine reiche Ernte versprechen.

Horror-Comics von Chris Scheuer

Deftige Twists und Pointen à la den US-Reihen „The Vault of Horror“, „Tales from the Crypt“ und „The Haunt of Fear“ erwarten Horror und Terreur-Fans in dieser einzigartigen Comic-Reihe des Panini Verlages „Reiche Ernte I-III“, das den schon 1984 ausgezeichneten Comic-Zeichner Christian Scheuer ein veritable Comeback in seinem Genre einbrachte und so auch eine neue, junge Generation von Comicfans begeistern konnte.

Matthias Bauer

Reiche Ernte 1-3

Gezeichnet von Christian Scheuer

2019, Hardcover, 72 Seiten

ISBN: 9783741614453

17,00 €

Panini Verlag

 


Genre: Comic, Graphic Novel, Horror, Kurzgeschichten
Illustrated by Panini Comics

Pola Woman Helmut Newton

100 Jahre Helmut Newton

Pola Woman Helmut Newton. Zum 100. Geburtstag des deutschen Photographen Helmut Newton werden einige Bücher von ihm wieder aufgelegt. Der vorliegende Band, Pola Woman, aus dem Jahre 1992 zeigt eine Auswahl von Helmut Newtons Polaroid Portraits in einer deutsch/englischen Ausgabe.

Pola Woman Polaroids

Der zu Halloween 1920 in Berlin geborene Fotograf ist nicht nur ein Jahrgänger von Charles Bukowski, sondern auch von seinen Sujets her ein Kollege des amerikanischen Frauenliebhabers. Helmut Newton, der am 23. Januar 2004 in Hollywood verstarb, ist Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes wurde mit dem französischen Grand Prix national de la photographie und dem Word Image Award ausgezeichnet. Schon mit 18 Jahren war er nach Australien emigriert, hatte sich später in Paris niedergelassen und lebte ab den Achtzigern in Monte Carlo und Los Angeles. Wie kein anderer sonst, schaffte er es, über seine Photographie an die Reichen und Schönen der Welt so nahe ranzukommen, dass sie sich sogar vor ihm auszogen. Körperlich und geistig. So entstanden einige der besten und oft auch ironischsten Portraits einer Gesellschaftselite, die ihren Zenit längst überschritten hatte. Helmut Newton wurde zum Portraitisten der Haute Bourgeoisie der Welt, skurrile Situationen, selbstbewusste Frauen und weibliche Freude an der Sexualität zeichneten seine – oft überdimensionalen – Photographien aus.

Polaroid Women als Imaginations-Skizzen

„Das Polaroid ist ein phantastisches Skizzenblatt“, soll Helmut Newton über das damals neue Medium geschwärmt haben. Als er 1992 mit Pola Woman eine Auswahl seiner Polaroids der Öffentlichkeit präsentierte, habe sich der Meister der erotischen Photographie auch zum ersten Mal in die Karten und über die Schulter schauen lassen.

Denn was die Skizze für den Maler, war in analogen Zeiten das Polaroid für den Photographen. Eine erste Formulierung einer Bildidee, das Rohmaterial der Imagination sozusagen. Pola Woman zeigt den oft magischen, stets intensiven Prozess, wie aus erotischen Phantasien Bilderfindungen werden, also die Vorstufen eines perfekt gestylten Newton-Photos. In seiner Einführung zu Pola Woman gewährt Helmut Newton einen Einblick in seine Arbeitsweise. Mit seinen Fotos einen Weg durch den Dschungel seiner Phantasien.

Pola Woman

Mit einer Einführung von Helmut Newton

Deutsch/Englische Neuauflage

152 Seiten, 175 Abb, in Farbe und Duotone

ISBN 978-3-8296-0887-9

€ 29,80, €(Ö) 30,70, CHF 34,30

Schirmer/Mosel Verlag


Genre: Fotografie, Kunst
Illustrated by schirmer/mosel

Melancholie

Melancholie. „Nullum magnum ingenium sine mixtura dementiae (Kein großes Genie ohne eine Mischung von Irrsinn)“, wie schon der griechische Philosoph Aristoteles wusste. Ein wohl ebenso gewaltiges wie „irrsinniges“ Werk hat der 1952 in Debrecen (Ungarn) geborene Kunsttheoretiker, Literaturwissenschaftler und Essayist in den Achtzigern des 20. Jahrhunderts zur Melancholie vorgelegt.

Kulturgeschichte einer “Krankheit”

Das als Kulturgeschichte der Melancholie angelegte Werk aus dem Jahre 1984 (Original „Melankólia“) resp. 1988 bei Matthes & Seitz strotzt vor brillanten Ideen und Formulierungen sowie literarischen, ästhetischen und historischen Einsichten zur „Gemütskrankheit“ Melancholie. Denn Földényi beschreibt die Melancholie auch als Energie­ und Kreativitätsquelle, die trotz ihre schlechten Rufs auch in der Lage ist, uns in Bewegung zu setzen, wenn wir es nur zuließen. Schon in seinem Vorwort lässt der Autor klar erkennen, worin die eigentliche Melancholie besteht und dass sie uns alle betrifft: „Die Wörter, sie sagen weniger als wir durch sie auszudrücken wünschen- sie leiten uns fehl, entführen unsere Gedanken ihrem eigentlichen Ziel (…)“. Unsere Wörter drücken eben nicht nur das aus, was wir mitzuteilen wünschen und das allein genügte schon, einen denkenden und sensiblen als den wir uns wohl alle betrachten möchten, in die entsprechende Gemütslage zu bringen. Aber je stärker die Angst und der Wahnsinn beim Melancholiker überhandnehmen, umso mehr würden sich bei ihm auch Klarsicht und Urteilsvermögen verstärken. Der Melancholiker ist also auch ein: …Seher!

Das Wissen der Ausgestoßenen

Schon Hippokrates habe von den Melancholikern als aus sich selbst Heraustretende und sich in Ekstase Befindlichen gesprochen. Die Nähe zum Wahrsager und Wahnsinnigen im Griechischen weist Földényi auch etymologisch nach: „Der Wahrsager (μάντης) ist nicht nur etymologisch, sondern auch schicksalsmäßig ein Verwandter des Wahnsinngen (μανιακός), der wiederum ein Zwilling des Melancholikers (μελαγχολία) ist.“ Schon ,  Hölderlin fluchte in seinem Empedokles, dass gerade die Melancholiker ob ihres Wissens „von der Welt der Übrigen“ ausgeschlossen seien: „Oh ewiges Geheimnis! Was wir sind und suchen, können wir nicht finden; was wir finden, sind wir nicht.“ Sie seien einfach nicht fähig, zu leben wie die anderen, aber ihre Einsamkeit sei keineswegs die eines Romantikers, so Földényi. Ausgerechnet die Melancholiker seien jahrtausendelang zu Wahrsagern gemacht worden, eben weil sie über ein höheres Wissen verfügten, da sie isoliert und einsam lebten. Vor diesen Eingeweihten würde Leben und Tod nicht aufeinander folgen, sondern sich im Augenblick vereinen. (Bei Empedokles sind die zwei wichtigsten Triebfedern des Seins die Liebe und der Streit, also Vereinigung und Trennung.) Eben deswegen erzeuge das Wissen der Wahrsager, Wahnsinnigen und Philosophen Melancholie, weil es den Menschen an den Punkt “des letztendlichen Unwissens, der ihm entzogenen Geheimnisse” führe. Die unter dem Saturn (Melancholiker) geborenen könnten auch in der Nacht sehen und diese verlöre so ihren Schrecken. Die antike Nacht strahlte eben heller, während die christliche vor Dunkelheit starrte.

Melancholie: Mann der Extreme

Rotwein, Rufus von Ephesos, die vier Temperamente, Kierkegaards Verdauungsproblem des Melancholikers sind nur ein paar Tags, die sich hier hinzufügen ließen. Mehr aber noch die außerordentlich handlichen Zitate: “Der Melancholiker möchte sich selbst genügen, er möchte durch sich selbst die Vollkommenheit erreichen.” Oder: “Melancholie…das Vorrecht des Hofnarren.” Aber auch: “Der Melancholiker ist ein Mann der Extreme und wird aus allen Richtungen von Gefahren bedroht. Seine Fähigkeiten reichen bis zu den Grenzen es menschlichen Seins und wie der Planet Saturnus kann auch der Melancholiker verkünden: Nach mir folgt entweder des Nichts oder Gott.”

László F. Földényi zählt nicht nur zu den bedeutendsten ungarischen Intellektuellen und leitet als Professor den Lehrstuhl für Kunsttheorie an der Akademie für Theater und Film, Budapest. Zudem ist er Herausgeber der gesammelten Werke von Heinrich von Kleist in ungarischer Sprache und u.a. Friedrich-Gundolf-Preisträger. Seit 2009 ist er auch Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Für sein Werk „Lob der Melancholie. Rätselhafte Botschaften“ wurde er 2020 mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung ausgezeichnet.

László F. Földényi

Melancholie

Übersetzung: Nora Tahy, Gerd Bergfleth

2020, 438 Seiten, Broschur

ISBN: 978-3-95757-926-3

Preis: 15,00 €

Matthes & Seitz Berlin


Genre: Abendland, Antike, Kulturgeschichte, Moderne, Philosophie

Batman: Die Rückkehr des dunklen Ritters

Batman: Die Rückkehr des dunklen Ritters. Für Sammler und Neuleser wurde die bahnbrechende und richtungsweisende Neuinterpretation des Batman-Epos von Frank Miller “Die Rückkehr des Dunklen Ritters“ als 4-Ausgaben-Edition im europäischen Alben-Format (XL-Hardcover-Format) neu aufgelegt. Die sog. Mutanten terrorisieren ein Gotham der Zukunft in der Batman schon über 50 Jahre alt ist und es dennoch noch einmal wissen will: von Mann zu Mann.

Batman mit 50

„Das sollte wehtun. Alle Muskeln sollten Schmerzen, mich an jeder Bewegung hindern. Und wäre ich älter, dann würden sie das auch… Aber ich bin wieder dreißig… Nein, zwanzig! Der Regen ist wie eine Taufe. Meine Wiedergeburt…“. Denn obwohl ihn seine ausgezeichnete Ausrüstung eigentlich schützen würde, bevorzugt der Batman des 21. Jahrhunderts den Zweikampf gegen den Anführer der Mutanten, den er mit seinem Panzer einfach plattwalzen hätte können. Aber Batman wird ja nicht umsonst „Ritter“ genannt: er hat immer noch einen Ehrenkodex, der ihm verbietet absichtlich zu töten. Die Graphik, die Frank Miller und Klaus Janson dabei anwenden ist genauso neuartig wie die Geschichte, die sie erzählen. Da gibt es großformatige Bilder mit Inserts, aber auch eine aufgereihte Panelserie, die chronologisch durchläuft und den Takt der neuen Zeit misst. Denn Batman ist kein Jungspunt mehr, sondern ein Mann der Maß nimmt. Und das genau!

Alle gegen einen

Die neue Ästhetik, die Frank Miller dem dunklen Ritter 1986 verpasste, revolutionierte das Genre und verpasste auch alten Schurken wie Joker und Two-Face einen gelungenen Neuauftritt. Aber auch der dunkle Ritter, Batman, bekommt unerwartete Unterstützung von einem weiblichen Robin (Carrie Kelley), der ihm als guten Beginn einer Freundschaft erstmal das Leben rettet. Auch die Medien spielen in Millers Batman-Version eine gewichtige Rolle, denn die sensationslüsterne Presse macht aus dem dunklen Ritter einen Vigilanten, der psychisch ebenso gestört sei, wie seine Widersacher. Dazu werden sog. Experten interviewt, die immer wieder mit ihren Kommentaren in das Geschehen eingreifen. Neben Psychologen spielt auch Ellen Yindel, die neue Commissioner von Gotham, eine wichtige Rolle, die verspricht, allen Kriminellen das Handwerk zu legen und als erste Amtshandlung einen Haftbefehl gegen den dunklen Ritter zu erlassen.

Die Teile 1-3 der Neuauflage sind bereits erschienen. Band 4 ist bereits in Vorbereitung.

Frank Miller, Klaus Janson

Batman

Die Rückkehr des Dunklen Ritters 1-4. Alben-Edition

(Storys: Batman: The Dark Knight Returns 1)

2020, Hardcover, 60 Seiten

ISBN: 9783741620430

13,00 €

Panini Verlag

 

 


Genre: Comic, Graphic Novel
Illustrated by Panini Comics

Manara: Caravaggio’s Schatten

Fast drei Jahre mussten die Milo Manara Fans auf die Fortsetzung der Werkausgabe beim Panini Verlag warten. Band 18 Caravaggio beinhaltet die beiden Geschichten „Mit  Pinsel und Schwert“ und „Gnade“, beide in Farbe und mit einem Glossar im Anhang versehen. Als Einleitung zu den beiden Stories hat Milo Manara zwei Briefe an Caravaggio verfasst, mit dem er nicht wohl nur die Initialen gemeinsam hat.

 

Manara: Huren als Heilige

Michelangelo Merisi, nach seinem Herkunftsort Caravaggio genannt, hatte schon zu Lebzeiten viele Bewunderer und auch Neider. Durch seine hohe Begabung, sein malerisches Talent, fand er aber auch immer wieder Schutz, denn er musste mehrmals in seinem Leben fliehen. „Mit Pinsel und Schwert“ beginnt im Spätsommer 1592, als Caravaggio nach Rom zieht und sich vom Hilfsmaler bald zum Malerstar hocharbeitet. Seine Modelle sucht er sich oft in den verrufenen Gegenden, etwa den Ortacci, einem abgesperrten Gebiet zwischen der Piazza del Popolo und dem Tiber wo auf Erlass Papst Pius V. die Prostitution legal war. So war das Modell für seine Maria eine Hure, keine Heilige und das grenzte damals quasi an Häresie. Aber Caravaggio trieb sich auch gerne in Wirtshäusern herum, wo es des Öfteren zu Raufhändeln kam. „Hüte dich vor der Sonne“, prophezeit ihm in einer solchen Spelunke eine Zigeunerin, „denn die Sonne wird dich töten“.

 

Ein Maler des Volkes

Caravaggio, der bekannter weise am liebsten im Dunkeln malte, sah das Licht auch hinter den Schatten, denn gerade das Schwarz war seine Kunst. Ihm blieb nichts verborgen, das wusste wohl auch Kardinal Francesco Maria Del Monte, dessen Palast Manara auf einer Piazza prächtig abbildet. Zur selben Zeit schmachtete aber Giordano Bruno als Ketzer im Kerker und ganz allgemein sollte man sich hüten, sich mit dem Heiligen Stuhl anzulegen, wie Caravaggio bald an eigener Haut erfahren muss. Der Hinrichtung Beatrice Cenci soll er persönlich beigewohnt haben, auch sie unschuldig als Ketzerin verurteilt. Aber es war nicht Caravaggios Aufgabe die Verbrechen der Katholischen Kirche zu malen, sondern die Verheißungen des Testaments. Milo Manara begleitet Caravaggio auf der Flucht nach Neapel (L’orecchio di Dionisio) und Malta und zeigt, wie der Verfolgte auch Zuflucht fand bei jenen, die er gemalt hatte. Denn er war kein Maler der Reichen und Schönen, sondern ein Maler der Wahrheit. Ein Maler des Volkes.

Im Anhang befinden sich neben einer kompletten Auflistung aller Manara Werke beim Panini Verlag auch weitere Tuschezeichnungen, die im Rahmen des Manara Caravaggio Projektes entstanden waren. Das vorliegende Comic ist gebunden, hat einen Schutzumschlag und genügt den höchsten Ansprüchen an eine Graphic Novel, die ein Leser derselben haben kann. Mit einem Wort: ein Gedicht!

 

Milo Manara Werkausgabe 18

Caravaggio

(Originaltitel: Caravaggio: La tavolozza e la spada)

2020, Hardcover, Album, 156 Seiten

ISBN: 9783741620737

30,00 €

Panini Verlag

 

 

 

 

 


Illustrated by Panini Comics

Hanf. Ein Portrait.

Hanf. Ein Portrait. Hanf war jahrhundertelang eine Kulturpflanze. Nicht nur Seile und Taue wurden aus ihr gefertigt, sondern auch Segel. Vielleicht wäre Amerika nie entdeckt worden? Ute Woltron machte sich auf eine Spurensuche und fördert spannende Einsichten zutage, die nun in einer kleinen aber feinen Hand- und Hanfbibel mit Pflanzenporträts im Anhang vorgestellt werden.

Propagandakrieg gegen ein Heilmittel

Hanf. Ein Portrait. Die Rehabilitierung der Kulturpflanze begann erst nach dem Milleniumswechsel. Knappe 100 Jahre zuvor hatte eine beispiellose Hatz gegen den Hanf begonnen, der wie so vieles ausgerechnet von dem Land ausging, das ohne Hanfsegel vielleicht gar nicht entdeckt worden wäre: Amerika. Schon unter Roosevelt wurde mit dem „Pure Food and Drug Act“ von 1906 ein Gesetz gegen den Hanf verabschiedet, das ihn neben Alkohol, Morphium und Opium stellte. In Texas wurde ab 1937 der Besitz sogar mit der Todesstrafe geahndet. Aber ein gewisser Harry Jacob Anslinger (1892-1975) setzte bei der Verfolgung der Nutzpflanze noch eins drauf: den „Marihuana Tax Act“. Anslinger hatte eine Studie mit dem reißerischen Titel „Marihuana – Assasin of Youth“ verfasst und mit anderen Interessengruppen der USA (etwa Papier- und Textilproduzenten, Chemiekonzern, Baumwollproduzenten) einen beispiellosen Propagandafeldzug ins Leben gerufen. Der neu entfesselte Krieg gegen den Hanf war auch rassistisch, denn besonders „Neger, Hispanos, Filipinos und Unterhaltungskünstler“ würden dem bösen Kraut frönen. Die Filme Reefer Madness (1936) oder Assasin of Youth (1937) trugen ihren Teil dazu bei, das Image der ehemaligen Kulturpflanze zu ramponieren. Leute wie Louis Armstrong, Robert Mitchum, Chet Baker, Ray Charles, Tony Curtis, Morgan Freeman, David Bowie oder Joe Cocker et al. mussten weiterhin heimlich einen durchziehen.

Hanf. Ein Portrait: „What a Wonderful World“ u.a.

Spätestens mit der Shafer Commission von 1972 wurde aber klar, dass Nixons Krieg gegen diese Droge nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhte. Langsam setzte sich diese Erkenntnis durch und führte ab 2010 zu Teillegalisierungen in einigen US-Bundesstaaten. Ute Woltrons Hanf-Porträt basiert aber nicht nur auf Quellenrecherche und Literatur, sondern auch auf eigenen Erfahrungen in der Pflanzenzucht. Als Migränepatientin lernte sie selbst bald die Vorzüge der Kulturpflanze zu schätzen, die heute auch bei Krebspatienten, MS, Grünem Star, Tourette, Polyarthritis, Tinnitus, Asthma und anderen Krankheiten eingesetzt wird. Die American Medical Association war übrigens schon 1937 gegen das Verbot der Heilpflanze angetreten, wurde vom Kongress aber abgeschmettert, wie Woltron drastisch ausführt. Das vorliegende Hanfporträt ist zudem mit Gemälden aus der Kunstgeschichte illustriert, die den Marihuanakonsum in verschiedenen Anwendungsbereichen zeigen und veranschaulichen, dass Hanf schon jahrhundertelang Teil unserer Kultur ist. Nicht zuletzt sind auch Louis Armstrongs „What a Wonderful World“ und viele andere Lieder und Kunstwerke wohl davon inspiriert. Aber auch Zahlenfreaks: werden belohnt: laut WHO sterben jährlich 3,3 Millionen (!) Menschen an Alkoholmißbrauch. „Die einzige Methode, sich mit natürlichem Cannabis umzubringen, besteht darin, sich an einem Hanfseil aufzuknüpfen“, bemerkt Woltron prägnant. Und wer sich frägt, ob Willie Nelson tatsächlich am Dach des Weißen Hauses einen durchgezogen hat, wird ebenfalls eine Antwort bekommen. Kurz: Ein „unverblümtes Pflanzenportrait“ einer umstrittenen Kulturpflanze. Hanf. Ein Portrait.

 

Ute Woltron, Judith Schalansky (Hg.)

Hanf. Ein Portrait.

Reihe: Naturkunden Bd. 61

159 Seiten, Gebunden

Illustration: Falk Nordmann

Erschienen: 2020

Verlag: Matthes & Seitz Berlin

ISBN: 978-3-95757-857-0

20,00 €


Illustrated by Matthes & Seitz

Heliogabal oder der gekrönte Anarchist

Heliogabal oder der gekrönte Anarchist: „Wer von der Liebe nur die Flamme kennt, die Flamme ohne Ausstrahlung, ohne die Vielheit des Herdes, wird weniger haben als jener andere neben ihm, dessen Hirn wieder zur Schöpfung als Ganzem zurückkehrt und für den die Liebe eine gründliche, grauenhafte Ablösung ist.“ Eine an „eine Feuersbrunst gemahnende Sprache“ unterstellt Jean-Paul Curnier dem Text von Artaud, die zu einer allgemeinen Asphyxie (Atemnot) führen würde, so dicht und überwältigend ist sie. Diesem Erstickungsgefühl habe Artaud einmal selbst im Theatre du Vieux-Colombier durch einen Schrei Luft verschafft und rechtfertigte sich in einem Brief an André Breton, den Diktator der Surrealisten, mit den Worten: „(…) denn tatsächlich war mir klar geworden, dass es genug der Worte war, sogar genug des Brüllens, dass es Bomben brauchte, aber ich hatte keine zur Hand, nicht einmal in meinen Hostentaschen“. Jean-Paul Curnier stellt die – berechtigte – Frage, ob es heute denn keinen Anlass mehr gebe, vor Atemnot und Empörung zu schreien. Die Antwort kennt wohl jeder von uns.

Heliogabal: Vom Thron in die Kloake

Die Romanbiografie des spätrömischen Kaisers Heliogabal von Antonin Artaud ist ein Buch der Exzesse voller Eros und Blut. Der „syrische Fürst“, dessen unterschiedliche Namen offenbar die glücklich grammatische Verschmelzung der ältesten Bezeichnungen für die Sonne ist, wie Artaud bemerkt, wurde mit 14 Jahren zum Gottkaiser des Imperiums und mit 18 umgebracht und in eine Kloake geworfen. Antonin Artaud schreibt mit dem Wahnsinn um die Wette und gibt zu Beginn der Dreißigerjahre alles an Wut und Verzweiflung hinein, die er selbst gegen die Welt seiner Zeit hegt. Seine Spiegelung des Heliogabal ist in einer wuchtigen Sprache verfasst, voller Gewalt und Übertreibung. Artaud revoltiert damit gegen die Gesellschaft seiner Zeit und verschreibt sich schon in seiner Wohnung vor dem Text ganz der Anarchie.

Matthes & Seitz: Von und über Artaud

Im Anhang befinden sich drei Briefe zu Heliogabal, ein Text zum Schisma des Irshu, den Sonnenreligionen in Syrien und dem Tierkreis des Ram. Im Matthes & Seitz Verlag sind auch viele andere Werke von und über Artaud erschienen, zuletzt auch „Die Metaphysik Antonin Artauds“ von Merab Mamardaschili.

 

Antonin Artaud

Heliogabal

Reihe: Matthes & Seitz Berlin Paperback

2020, 197 Seiten, Broschur

Nachwort: Jean-Paul Curnier

Originaltitel: Héliogabale (Französisch)

Übersetzung: Brigitte Weidmann

Verlag: Matthes & Seitz Berlin

ISBN: 978-3-95757-811-2

Preis: 10,00 €


Genre: Biographie, Roman, Surrealismus

Bowies Bücher

Bowies Bücher

Bowies Bücher: 1975 reiste David Bowie mit einer Bibliothek von rund 1500 Büchern zu den Dreharbeiten von „Der Mann, der vom Himmel fiel“ in dem er einen Außerirdischen mimte. Der schwer kokainsüchtige Popmusiker wollte die Chance nützen, um von den Drogen loszukommen und suchte Trost in der transportablen Bücherei.

Bowies Bücher als Bibliothek

Bowie soll für die US-Buchhandelskette Barnes & Noble Buchbesprechungen verfasst haben und es wundert wohl niemanden, wenn einige der Inhalte dieser vielen Bücher, die Bowie gelesen habe, auch Einfluss auf seine Songs nahmen. „In die richtige Reihenfolge gebracht, beschreiben die Bücher einen Weg durch Bowies Leben vom Kind zum Teenager und vom drogenumnebelten Superstar zum reflektierten, zurückgezogen lebenden Familienmenschen“, schreibt John O’Connell in der Einleitung zu seinem ganz besonderen Bowie-Buch. Bowie bediente sich ganz nach dem Lieben bei dem „modernen Avantgarde-Zeug“ und nutzte es weniger für den Weltfrieden oder um den Kapitalismus zu untergraben, sondern „als eine Art Moodboard, eine Kostümkiste, aus der er sich nach Lust und Laune bedienen konnte“. Eine der frühesten Einflüsse war etwa Kafkas „Verwandlung“, von der Bowie sogar Albträume bekam in denen er sich selbst als Käfer fliegen und auf dem Rücken liegen sah.

Bowies Bücher: 100 Lieblingsbücher Bowies

Der Herausgeber begegnete David Bowie selbst als dieser 55 Jahre alt war und noch sehr gut aussah. John O’Connell ist Journalist und zeigte sich beruhigt, als Bowie ihn als „Bromley Dave“ in eine Schublade steckte und so einen kumpelhaften, zu Scherzen aufgelegten, deplatzierte intellektuelle Schnörkel im Südlondoner Dialekt vorgetragen Davie Bowie zu sehen bekam. Denn Bowie habe sich seinen Gesprächspartnern immer so präsentieirt, wie er glaubte, dass diese ihn sehen wollten. Das Pop-Chamäleon gilt als ein weiterer Beweis dafür, dass einen das Lesen von Büchern zu einem besseren Menschen macht, wie John O’Connell lächelnd ergänzt, bevor er sich auf die „Werkzeuge, die Bowie benutzt hat, um sein Leben zu steuern“ stürzt: 100 Bücher. Darunter finden sich so wichtige Werke wie Clockwork Orange, Alighieri’s Inferno, oder Camus’ Der Fremde. John O’Connell schreibt zu jedem der Bücher ca. 2-3 Seiten und schließt seine Essays mit einem Hörtipp und einem Tipp zum Weiterlesen ab. Zudem sind die insgesamt 100 Kapitel mit Illustrationen von Luis Paadín versehen.

John O’Connell

Bowies Bücher

Illustriert von: Luis Paadín

Übersetzt von: Tino Hanekamp

2020, Paperback, 384 Seiten

ISBN: 978-3-462-05352-4

Verlag: KiWi-Taschenbuch

 


Genre: Bibliothek, Bücher
Illustrated by Kiepenheuer & Witsch Köln

Die Adler Roms, Buch 2-3

Die Adler Roms, Buch 2-3: Wirklich eindrucksvolle und einprägsame Bilder bietet die fünfteilige Serie von Enrico Marini, die beim Carlsen Verlag in Hardcover und als Epublikation erschienen sind. Die Geschichte von Hermann dem Cherusker wird als Geschichte einer Freundschaft erzählt. Denn „Arminius“ – so der lateinische Name – wuchs in einer römischen Familie mit dem gleichaltrigen Titus Valerius Falco auf. Doch das Schicksal machte die beiden Freunde zu Feinden.

Die Adler Roms: Römer gegen Teutonen

Der zweite Band beginnt bereits 9 Jahre später als der erste, im Jahre 762 ab urbe condita, also fast 800 Jahre nach Gründung der „urbs“. Der lateinische Ausdruck für Stadt, urbs, bezieht sich natürlich auf die ewige Stadt, Rom, die Hauptstadt des Imperiums. Viele der im Comic verwendten Ausdrücke werden in einem Glossar am Ende des Bandes eigens erklärt. So lernt man spielerisch auch etwas über die römische Kultur und Sprache, aber auch Geschichte. „Trapejischer Fels“ zum Beispiel bezeichnet die Stelle an der südöstlichen Spitze des Kapitol-Hügels von wo die Todesstrafe vollstreckt wurde, indem die vermeintlichen Verbrecher den Felsen hinabgestürzt wurden. Weitere Glanzlichter des vorliegenden Comics sind aber auch die Milieuschilderung und das kulturelle Leben. So begegnen sich die beiden Rivalen bezüglich der Liebe zu Priscilla, Titus und Lucius Aelius Seianus, bei einem Wagenrennen im Circus Maximus oder ist es gar das Colloseum oder das Hippodrom? Eine Feindschaft, die ein Leben lang dauern wird, bis zur Varusschlacht im Teutoburger Wald.

Die Adler Roms: Furor Teutonicus

Aber nicht nur die Zirkusspiele und Schlachten werden authentisch gezeichnet und geschildert, sondern auch die Liebesszene zwischen Priscilla und Falco am Rande des Tiber. Man fühlt sich geradezu in eine Märchenwelt entführt. Sprachlicher Witz („die vier letzten Buchstaben deines Namens, Seianus“) und üppige dekadente Sexszenen machen „Die Adler Roms“ zu einem Lesevergnügen der ganz besonderen Art. Denn diese Bilder wird man so schnell nicht mehr aus dem Kopf kriegen, so einprägsam und eindrucksvoll sind sie gezeichnet. Etwa wenn nach einem Dialog zwischen Arminius und Falco zwei Gefangene so nebenbei abgekragelt werden und die beiden Freunde im Hintergrund entschwinden. Enrico Marini zeigt aber auch die Kultur der Germanen, ihren Thing und die Bedrohung, die ihnen durch die Römer erwächst. Zudem wird auch die Vielfalt der germanischen Kultur durch die unterschiedlichen Gebräuche der einzelnen Stämme dargestellt. Besonders gruselig und authentisch wirken die Bilder im Wald, der alsbald die römischen Legionen verschlingt.

 

Enrico Marini

Die Adler Roms (Hardcover) 2: Buch II (Hardcover)

übersetzt von Marcel Le Comte

2020, Hardcover, Größe 24,00 x 32,00 cm, 64 Seiten

Alter: ab 14 Jahren

ISBN   978-3-551-79197-9

16,00 €

Die Adler Roms (Hardcover) 3: Buch III (Hardcover)

von Enrico Marini

übersetzt von Marcel Le Comte

Arminius in Gallien

Hardcover, Größe 24,00 x 32,00 cm, 64 Seiten

Alter: ab 12 Jahren

ISBN: 978-3-551-79198-6

16,00 €

Carlsen Verlag


Genre: Antike, Comic
Illustrated by Carlsen Verlag Hamburg

Die Adler Roms, Buch 1-5

Die Adler Roms Buch 1-5: „Fortan werden eure Feinde auch die Feinde Roms sein.“ Pax Romana nannte man diese Formel, die Besiegte zu Verbündeten gegen neue Feinde machte. Es war eine Art Siedlungspolitik, die wesentlich zur Ausbreitung der römischen Kultur beitrug. Es bedeutet auch die Zeit der größten Ausdehnung des römischen Reiches unter Augustus.

Die Adler Roms: Freundschaft wider Willen

Die von Enrico Marini auf gleich fünf Bände angelegte Graphic Novel „Die Adler Roms Buch 1-5“ spielt in der Zeit 753 ab urbe condita, also 753 Jahre seit der Gründung Roms im Jahre 1 v. Chr. Drusus, der einige Stämme Germaniens unterworfen hat, schickt als Pfand für diesen Frieden den Sohn des Häuptlings Sigmar nach Rom. „Arminius“ soll eine römische Erziehung bekommen und wächst unter der strengen Hand des Titus Valerius Falco auf. Er teilt mit dessen Sohn Marcus Freud und Leid und schmiedet so ihre Freundschaft immer mehr aneinander. Schließlich treten sie beide in die römische Legion ein und die eigentliche Erzählung beginnt. „Mein Name ist Herrmann. Mein Vater ist Fürst Sigmar von der Stirps Regia der Cherusker, der die Legionen ruhmreich bekämpft hat… und wenn du mich noch einmal „Sklave“ nennst, werfe ich dich über diese Brüstung.“ Mit diesen harschen Worten und einem Zweikampf lernen sich Gaius Julius Arminius und Marcus Valerius Falco kennen und lieben. Denn eine Freundschaft beginnt oft genau so.

Die Adler Roms: Loyalität des Blutes oder der Erziehung

Im Rom der Zeitenwende begegnen die beiden jungen Männer sowohl dem Wirken des Bacchus wie dem des Pluto. Sie trinken alsbald Bärenblut, um sich auf ewig zu verbinden und ihre Freundschaft für immer zu besiegeln. Das bedeutet, dass sie sich auch Morphea, die thessalische Hexe mit der Maske, teilen und die Illustrationen dazu sind alles andere als jugendfrei. Im Anhang befindet sich ein Glossar aus dem man gebräuchliche römisch-lateinische Begriffe lernen kann. Die weitere Handlung wird noch bis zur berühmten Varusschlacht im Teutoburger Wald nachgezeichnet und bald wird sich für Herrmann die eigentliche Kernfrage stellen: Sind die Verpflichtungen seines Blutes wichtiger oder ist seine Erziehung ausschlaggebend für die Entscheidung, auf welcher Seite er steht. Die Abenteuer-Serie für Erwachsene ist in edler Ausstattung im großformatigen Hardcover erschienen und wird in insgesamt fünf Bänden fortgesetzt.

Enrico Marini

Die Adler Roms, Buch I

2019, Hardcover, 64 Seiten

Alter: ab 14 Jahren

Größe 24,00 x 32,00 cm

ISBN: 978-3-551-79196-2

Carlsen Verlag


Genre: Comic, Geschichte, Graphic Novel
Illustrated by Carlsen Verlag Hamburg