Wie rezensiert man als Hobbygärtnerin ein Lehrbuch wie Neue Staudenverwendung von Norbert Kühn, das mit fundiertem Hintergrundwissen daherkommt?
Einleitend heißt es: “Das Buch soll keine Rezepte vermitteln und keine Dogmen aussprechen. Es soll Grundlagen dafür bieten, um sich selbst neue und eigene Gedanken zu machen. Dazu ist es nötig, in die Geschichte zu sehen und das schon Gedachte vor dem geistigen Auge vorbeiziehen zu lassen … Es soll zurzeit gebräuchliche Prinzipien aufzeigen und will sie auf eine ökologische Grundlage stellen.”
Es folgen 300 Seiten, fast so groß wie DIN A4, mit Fotos, Schaubildern und Tabellen, schon Literaturverzeichnis und Pflanzennamen kommen mit je 15 Seiten. Es ist kein Buch zum Auslesen, aber es regt an, wie es so schön heißt: “sich selbst neue und eigene Gedanken zu machen.” Deshalb empfehle ich es gerade für Menschen, die eigentlich schon genug Gartenbücher haben.
In der Einleitung geht es um die Nomenklatur, die wissenschaftliche Namensgebung, die sich (zu) oft ändert und nun auch noch durch DNA-Ergebnisse hinterfragt wird. Manchmal geben die Züchter ihren Pflanzen auch Phantasienamen, etwa Karl Foerster, der einen seiner Phloxe “Wenn schon-denn schon” taufte.
Früher wurde der Vermehrung der Pflanzen allenfalls durch Züchter geholfen, indem sie Pflanzen, deren Merkmale gefielen, zusammen pflanzen. Ob die Züchtung erfolgreich war, wurde beobachtet. Foerster nannte es den “Enttäuschungsfilter”, über den Vieles hinaus selektiert wurde.
“Als es galt, durch Neuheiten auf sich aufmerksam zu machen” wurden immer neue Züchtungen kreiert, und ohne mehrjährige Überprüfung als Neuheit auf den Markt geworfen, in Gartenzentren, in denen “Pflanzenkonsumenten” sie erstehen. “Das wichtigste Merkmal einer Staude, ihre Dauerhaftigkeit, ist … weder beabsichtigt noch erwünscht.”
Nach dieser (kurzen) Einleitung kommen vier Teile, die die Geschichte, die ökologischen Grundlagen der Staudenverwendung, der Gestaltung mit Stauden, deren aktuelle Prinzipien und neuartige Lebensgemeinschaften beschreibt.
Wir verfolgen die Geschichte der Trends seit den 90er Jahren, die Einflüsse von Beth Chatto, ihren holländischen Kollegen und wie deren Rezeption in Deutschland war. Als Beispiele werden die Gestaltung der jeweiligen Gartenausstellungen oder kommunaler Projekte genannt. Wie reden (und schreiben) Profis über diese Trends, welche Rolle spielt die Ökonomie, wenn den kommunalen Grünflächenämtern die Mittel gekürzt werden?
Was sind die Vorteile der vegetativen, welches die der generativen Züchtungen? Viele Pflanzen werden vorgestellt, von denen ich als Laiin noch nie gehört habe, aber auch zu den bekannten gab es Neues zu lesen. Es geht um Farben und Formen von Ast, Blatt und Blüte, es gibt Tabellen, welche Farben passen zusammen?
Ich habe das Buch über viele Monate immer wieder ein wenig gelesen und es genossen. Es sind kleine Erkenntnisse, die das Lesen des Stoffes auch unterhaltsam machen, etwa, dass Planer eine Gelbphobie haben, ob ich wohl auch eine habe? Es gibt nur zwei gelbe Ecken in meinem Garten.
Was hat Beth Chatto dazu gebracht, ihre Kiesbeete anzulegen? Jahrelange Trockenheit im Südosten Englands. Warum sind Fotografien englischer Gärten so leuchtend? Es liegt am Regen. Schottergärten werden respektvoll Kiesbeete genannt, und sie wären als planerisches Prinzip für Verkehrsinseln geeignet, wenige für Parks.
Spontanvegetation hat durchaus einen planerischen Hintergrund, etwa, wenn alte Industriegelände, wie der Südpark in Berlin, der Natur überlassen werden. Aber, und damit endet das Buch: “Spontane Vegetation in einer ungepflegten Umgebung wirkt für den unvoreingenommenen Beobachter wenig attraktiv. Es kommt daher auf die gezielte Einbindung, die richtige Inszenierung an, ob diese Dinge auch eine Wirkung entfalten.” Besser kann man es nicht sagen.
Zu jedem der 26 Kapitel gibt es ein passendes Bild, gemalt von Monika Dietrich-Bartkiewiecz, der Klappentext berichtet, dass sie eine naturverbundene Architektin sei. Die kleinen Bilder sind großflächig angelegt, mit auffallenden Farben und sehr stimmig, obwohl sie gar nicht vorhaben, naturgetreu zu sein.
Bernhardine Evaristo hat 60 Jahre an sich gearbeitet, um eine erfolgreiche Autorin zu werden. Zuvor hatte ich das Buch
Hildegard Knef hatte mit Ende vierzig ihren „Bericht aus einem Leben“ herausgegeben. Dass ich ihn fünfzig Jahre später lesen wollte, liegt an Angela Merkels Wunsch, sich vom Bundeswehrorchester zum Abschied das Lied Für mich soll’s rote Rosen regnen, als Ständchen darbieten zu lassen. Ihre Lieder hatten mir schon lange gefallen, vor allem Von nun an ging’s bergab, nun weiß ich, dass es eine, in ihrem kodderigen Stil gefasste, Kurzbiografie darstellt …
Gespannt war ich auf den Beitrag von Dieter Kosslick, dass er Gärten liebt, wusste ich. Ein wenig enttäuscht war ich, dass es nur eine Art Vorwort war. Geschrieben während des Wahlkampfes 2021, er erinnert daran, wie Kanzlerin Merkel eine Offensive für ökologischen Landbau ausrief und, verständlicherweise, die amtierende Landwirtschaftsministerin nicht dabeihaben wollte, oder wie Herr Lindner noch glaubte, den Profis die Klimakrise überlassen zu können.
Das Buch Das Recht auf Sex: Feminismus im 21. Jahrhundert besteht aus sechs Essays, die unabhängig und zu verschiedenen Zeitpunkten geschrieben wurden. Die Autorin wurde in den USA und den UK zur Philosophin ausgebildet und lehrt soziale und politische Theorie am Chichele Institut für Völkerrecht in Oxford, als erste nicht-weiße Professorin.
Prominente Männer wurden von Torsten Körner schon oft beschrieben, von Heinz Rühmann über Beckenbauer zu Willy Brandt gibt es Biografien. Dabei ist als Beifang so viel Material über in der bundesdeutschen Politik aktive Frauen zusammengekommen, dass es nun ein eigenes Buch brauchte. Es erschien 2020, inzwischen gibt es auch den Film Die Unbeugsamen, der im Mai 2021 herauskam.
Das Buch Begrünen was geht ist für eine junge Zielgruppe verfasst, der Tag #machsnachhaltig blinkt auf den Umschlagseiten, die Informationen sind kurz und knackig, viele Ausrufezeichen, zwischendurch Kästchen mit Zahlen und Fakten: “Let’s make the world green again!“
In dem dicken Roman Vernichten ist alles zu finden, was ich bei Houellebecq lesen möchte: Wir genießen es, in Frankreich zu sein. Wir essen, trinken und vögeln gut und gerne, wie immer, und dann gibt es noch neue Seiten zu entdecken.
Der kleine Yusuf himmelt den großen Kaufmann an, dem seine Eltern immer ein Festmahl kredenzen, wenn er, der Onkel Aziz, erscheint. Er schenkt ihm zum Abschied auch immer ein Geldstück. An anderen Tagen gibt es nicht immer etwas zu essen, seine Mutter meint, er solle doch den Staub essen, den der Holzbock hinterlässt. Richtig unangenehm wird sie ihm, als sie ihn herzt und küsst wie ein kleines Kind, er ist doch schon zwölf Jahre alt!
Das kleine Büchlein ist 2021 erschienen, zum 100. Geburtstag des Autors. Es ist eine Wiedergabe eines 1995 gehaltenen Vortrags, und schon darin besteht ein Reiz: Watzlawick nimmt Beispiele von gelungener Kommunikation auf weltpolitischer Ebene aus dieser Gegenwart: damals, als der eiserne Vorhang am Verrosten war.
Besondere Anlässe braucht Helga Schubert nicht, die Geschichten sind alle schon da und werden durch eine Beobachtung, eine Begegnung, ein Datum oder eine Zeile freigesetzt und aufgeschrieben. „Wenn ich betrachte, dann muss es um mich herum still sein. Es muss auch in mir still sein. Denn ungehindert dringt das Gemälde, das Menschengesicht, das Gedicht in mich und sagt zu mir: Sieh mich an, höre mir zu, lass dich anrühren, lass dich erinnern an alles, was du schon weißt, was dich erschüttert hat“.
Sollte man ein Buch mit dem Titel Hier wächst nichts wirklich lesen wollen, wenn es sich so abstoßend präsentiert? Auf dem Titelbild wächst wirklich nichts, und auch die Rückseite verspricht kein erbauliches Buch über Gartenkultur. Sehen Sie selbst!
Mich konnte das nicht abschrecken, denn ich bin seit Langem ein Fan von Pfenningschmidt; Wenn ich mir die Zeitschrift “Kraut und Rüben” kaufe, dann vor allem wegen seiner Staudenkolumnen. Und auch in diesem Buch lohnte sich das Weiterlesen.
Eigentlich ist man kein Rosenfan, aber dann gibt es doch eine Liste mit 17 Lieblingsrosen, eine Liste mit 18 empfehlenswerten Büchern, ein Kapitel heißt “Sieben gute Neuheiten“, das sind Pflanzen, wovon ich eine rote Aster und eine noch rötere Bistorta (Js.Caliente) im nächsten Frühling suchen werde. Als eine Elfe ihm, ich bin sicher, es war Pfenningschmidt, drei Wünsche schenkte, wünscht er sich drei trockenresistente Schattenpflanzen und bekommt: Tanacetum macrophyllum, Aster ageratoides subsp. Trinervius var. Adustus Nanus, die will ich nun natürlich auch. Und gegen Giersch gibt es eine Fülle von Pflanzen, die den Kampf aufnehmen und sich ihm wuchernd entgegenstemmen.
Afropäisch: Mit einem Interrailticket reist der Autor durch Europa, startet an einem 1.10. und muss genau am 31.3. zurück sein, denn er reist auf eigene Kosten, schläft dabei in Hostels, manche Einschränkungen des Komforts inbegriffen. So wird er auch Menschen begegnen, die nicht zu den Besserverdienenden gehören. Nach Plan besucht er europäische Hauptstädte und kleinere Orte im Süden Frankreichs und Spaniens: er folgt damit „seiner afropäischen Achse“. Mal reist er wie ein Flaneur, lässt sich von Zufallsbekanntschaften Geschichten erzählen, deren Informationen wird dann nachgeforscht, mal flicht er eigene Erlebnisse und Gelesenes ein.