Der lange Atem der Bäume

Der lange Atem der Bäume von Peter Wohlleben: Wie Bäume lernen, mit dem Klimawandel umzugehen – und warum der Wald uns retten wird, wenn wir es zulassen

Der aussagekräftige Untertitel könnte schon eine Zusammenfassung des Buches sein. Es ist in drei recht unterschiedliche Kapitel aufgebaut: Die Weisheit der Bäume, die Ignoranz der Forstwirtschaft und der Wald der Zukunft.

Das Nachwort von Prof. Dr. Pierre Ibisch bringt das Geschriebene auf den Punkt: Wir können nicht mehr glauben, wir wüssten, was der Natur guttut. Also: Lasst die Wälder in Ruhe, die Natur hat in Millionen Jahren herausgefunden, was sie zum Leben braucht.

Im ersten Kapitel werden Beobachtungen des Försters Wohlleben dargestellt, manche untermauert durch wissenschaftliche Studien. Es geht um Grundsätzliches: Wie der Stoffwechsel der Bäume Zucker aus dem im Überfluss vorhandenen CO₂ produziert und aus Wasser, an dem es durch die Veränderungen des Klimas zunehmend mangelt. Dabei sind Unterschiede zu beobachten bei Baumarten, bei Bodenverhältnissen, aber auch, ob es sich um den Nord- oder Südhang desselben Hügels handelt. Viele der Beobachtungen stammen aus den letzten Jahren, als das Wetter unvorhersagbar wurde. Neben der Trockenheit zeigt auch andauernde Feuchtigkeit ihre Spuren, etwa durch vermehrten Pilzbefall.

Es geht vor allem um die Gemeinschaft aller Lebewesen, auch im Wald: um „den komplex zusammengesetzten Holobionten.“ Wir lernen die Bedeutung des Zusammenspiels vieler Faktoren kennen, dabei zeigen gerade die alten Laubbäume, dass sie sich besser auf das Weiterleben trotz widriger Umstände verstehen.

Ein Jahrhunderte alter Baum hat schon einiges durchgemacht und Überlebenstechniken entwickelt, vor allem in seinem Wasserhaushalt. Nachdem ein Brand einen Wald im regenarmen Nordosten Deutschlands zerstört hatte, zeigt sich bei Begehungen, dass sich die Natur mit vielen Ansätzen erholt.

Durch menschliche Eingriffe nach der Lehre der Forstwirtschaft ist das Zusammenspiel der Natur durcheinandergeraten, vor allem durch die Plantagenwälder, die aus Nadelbäumen bestehen. Auch die schweren Maschinen, mit denen die Plantagen abgeerntet werden, schaden den Milliarden Lebewesen, die in der Erde leben.

Diese wichtigste Erkenntnis wird häufig wiederholt: Laubbäume, vor allem Buchen, sind für Deutschland besser geeignet. Dennoch werden Nadelhölzer in Plantagen angebaut und dienen dem Ziel der Holzwirtschaft. Diese strebt ein Abholzen nach 40 Jahren an. Danach fehlt der schützende Schatten, es fällt zu viel Licht auf den Boden, was der Zusammensetzung der Lebewesen in und auf dem Boden schadet.

Mit vielen Beispielen wird in Der lange Atem der Bäume der Irrsinn der etablierten „verbeamteten Waldwächter“ beschrieben, auch der Einfluss, den sie auf die Politik, im Beispiel die frühere Landwirtschaftsministerin, hatte. Mehr als 50 % der Wälder in Deutschland bestehen aus „gebietsfremden“ Nadelbäumen. Man pflanzt Nadelbäume aus Baumschulen, die möglichst gerade gewachsen sind, denn das gibt lange gerade Bretter, hofft man jedenfalls, aber diese vorgezogenen Setzlinge können im abgeholzten Wald, ohne den Schutz der alten Bäume nicht gedeihen. Es gibt Hinweise auf das „Greenwashing“ der Baumpflanzaktionen.

Da gibt es Universitätsprofessoren, die raten, man solle alte Bäume fällen um den neuen Platz zu geben, aber auch, im Land Rheinland-Pfalz ein Verbot bis Ende 2021 diese zu fällen: ein „Abschlagverbot.“

Nachdem in den drei Kapiteln nicht immer der rote Faden zu erkennen war und sich manches wiederholte, rundet das Nachwort das Geschriebene ab: Niemand weiß, was richtig ist, auch Wissenschaftlern steht besser Demut als Rechthaberei. Bäume haben den längeren Atem!


Genre: Landwirtschaft, Umwelt, Wald
Illustrated by Ludwig Buchverlag

Das verlorene Paradies

Der kleine Yusuf himmelt den großen Kaufmann an, dem seine Eltern immer ein Festmahl kredenzen, wenn er, der Onkel Aziz, erscheint. Er schenkt ihm zum Abschied auch immer ein Geldstück. An anderen Tagen gibt es nicht immer etwas zu essen, seine Mutter meint, er solle doch den Staub essen, den der Holzbock hinterlässt. Richtig unangenehm wird sie ihm, als sie ihn herzt und küsst wie ein kleines Kind, er ist doch schon zwölf Jahre alt!

Er ahnt nicht, dass dies zum Abschied ist, denn am selben Tag nimmt ihn Onkel Aziz mit und er wird seine Eltern nie wieder sehen. Er lebt dann als Gehilfe von Khahil im Laden des Kaufmanns, auf dessen Grundstück.

Er wird heimisch, neben dem Haus ist ein eingemauerter Garten, (walled garden), den er besucht, dort fühlt er sich wohl und kann träumen. Eigentlich gehört der Garten der Mistress, der Ehefrau des Kaufmanns, die er aber nie zu Gesicht bekommt. Khalil deutet an, dass er dieser gut gefalle, wie überhaupt: alle Männer und Frauen werden immer und überall Yusufs Schönheit betonen.

Es ist die Männerwelt von vor einhundertundfünfzig Jahren in Tanganjika, in der er zum Mann werden wird. Seine Vorbilder werden neben Onkel Aziz und Khalil die anderen Männer der Handelstruppe, mit der der Kaufmann das tansanische Festland bereist, um seine Geschäfte zu machen.

Bei der nächsten Reise wird er mitgenommen. Er teilt mit den Männern Freud und Leid, Tage und Nächte. Er lernt die Rangordnungen respektieren, die in der multikulturellen Truppe herrschen, auch die derben Schimpfwörter, meist mit phallischen Bezügen, mit denen die jeweils anderen tituliert werden. Dabei bleibt er immer der aufmerksame Jüngling, der die Welt noch etwas besser verstehen lernt.

Einige Jahre bleibt er in der Familie eines Kaufmanns, der erschrocken ist, dass er den Koran noch nicht gelesen hat, also besucht er eine Koranschule und lernt dazu. Bei der nächsten großen Reise in das Innere des Landes wird er, nun groß geworden, mitgenommen. Onkel Aziz ist stolz auf ihn und erzählt von der Geschichte des Handels in Ostafrika, von den Omani, den Indern und dass die neuen, die europäischen, die gefährlichsten Konkurrenten sind. Irgendwann sagt einer der Männer: „Die Europäer sind aus dem gleichen Grund hier wie wir.“ So kommt es denn auch: Diese Reise wird ein Fiasko, keines der erhofften Erlöse wird eingebracht. Lug und Betrug und viel Gewalt mit ungleichen Waffen bedrohen das Wohlleben des Kaufmanns.

Zurück im Hain der Sehnsucht, so der Titel des Kapitels, kann Yusuf die Wirklichkeit erkennen: Sein Vater musste ihn dem „Onkel Aziz“ als Pfand für Schulden überlassen, so wie auch Khalil, und dessen Schwester Amina, die die Magd der Mistress ist, Schulden ihrer Väter begleichen mussten.

Sie ist die einzige weibliche Person mit Verstand. Doch auch sie lässt der Autor sagen, dass der Kaufmann weiß, dass Frauen die Hölle sind. Yusuf träumt lieber, er möchte fliehen, gerne mit Amina. Denn in dieser harten Welt der Männerfantasien hat er sich seine Unschuld erhalten. Aber die Geschichte wendet sich: Nichts bleibt, die Deutschen kommen.

Ich habe das Buch auf Englisch gelesen, die Sprache ist so schön, dass selbst Muttersprachler neidisch werden könnten. Yusuf erzählt in herrlichen Bildern von der Natur, den Begegnungen, die sie auf der Reise machte. Es gibt treffende Dialoge, wenn Männer reden. Leider, außer bei Amina, nie, wenn Frauen reden.

Die Übersetzung ist gelungen, bei der vorliegenden Ausgabe gibt es ein Glossar für die vielen Fremdwörter in Kiswahili und Arabisch, auch einiges aus den Religionen wird erläutert. Dazu eine kurze „Editorische Notiz“, die erläutert, wie wichtig es ist, die abfälligen Bemerkungen über die jeweils anderen auch noch heute zu verwenden.

Im Englischen ist der Titel schlicht: Paradise, im Deutschen: Das verlorene Paradies. Glaubte die Übersetzerin wirklich, dass das Leben damals ein Paradies war, das nun verloren ist? Es war der doch eher der Traum von einem Paradies, und das hat der Autor treffend ausgedrückt mit einfach: “Paradise“.


Genre: Gesellschaftsroman
Illustrated by Penguin

Die Lösung ist immer der beste Fehler: Typische Probleme der Kommunikation im Alltag

Das kleine Büchlein ist 2021 erschienen, zum 100. Geburtstag des Autors. Es ist eine Wiedergabe eines 1995 gehaltenen Vortrags, und schon darin besteht ein Reiz: Watzlawick nimmt Beispiele von gelungener Kommunikation auf weltpolitischer Ebene aus dieser Gegenwart: damals, als der eiserne Vorhang am Verrosten war.

Er erläutert die Theorie des Konstruktivismus mit Beispielen für Kommunikation, gerne mit nicht-gelungener. Erst einmal wird festgehalten, dass man nicht nicht kommunizieren kann; wenn zwei Menschen in einem Raum sind, ist auch das Schweigen Kommunikation.

Mich sprachen besonders die Zitate bekannter Denker an, etwa Einstein (1926): „Es ist falsch anzunehmen, dass die Theorie sich auf Beobachtungen aufbaut. Das Gegenteil ist vielmehr der Fall: Die Theorie bestimmt, was wir beobachten können.“

Typische Aspekte problematischer Kommunikation werden dargestellt, etwa wenn die Firma Rolls-Royce ein Auto Silver Mist nennt und damit in deutschsprachigen Ländern aneckte, oder wenn in einem Feine Leute-Club in Südamerika die Treppe ein höheres Geländer braucht, nachdem erwachsene Männer heruntergestürzt waren: Die als richtig empfundenen Abstände beim Gespräch sind bei Südamerikanern größer als bei denen aus dem Norden des Kontinents: Sie wichen zurück und stürzten, ironisch warnt Watzlawick davor, dass für eine kulturspezifische Todessehnsucht zu halten.

Sein großer Erfahrungsschatz ist ihm in seiner Arbeit als systemischer Psychotherapeut zugewachsen, dazu gibt es Beispiele, wie in einem Beratungsgespräch Klienten verblüfft werden können.

Wir lernen, was Konfusionstechnik und was die Illusion der Alternativen ist: In der Nazizeit wurden von der Regierung große Plakate gedruckt mit: Nationalsozialismus oder Bolschewismus. Widerständler hatten sie mit Aufklebern versehen: Erdäpfel oder Kartoffeln. Und wir verstehen, warum US-Soldaten im Ersten Weltkrieg die englischen Girls für Schlampen hielten, während sie selbst bei denen als Lüstlinge galten …

Beim systemischen Denken wird die Veränderbarkeit von Ursachen im Laufe eines Prozesses beachtet und wie sich Wirkungen auf die Ursache auswirken.

Als Ergebnis von Kommunikation kommt es zu Wirklichkeitsauffassungen, „von denen wir alle naiverweise annehmen, dass sie die wahren, richtigen, objektiv ewig gültigen sind.“

Im Schlusssatz des kleinen, lesenswerten Büchleins entwickelt Watzlawick die Titelthese zu: Die Wahrheit ist nur der zweckmäßigste Irrtum. Stimmt doch, oder?


Genre: Beziehungen, Glück, Kommunikation, Psychologie
Illustrated by Carl-Auer Verlag

Vom Aufstehen: Ein Leben in Geschichten

Besondere Anlässe braucht Helga Schubert nicht, die Geschichten sind alle schon da und werden durch eine Beobachtung, eine Begegnung, ein Datum oder eine Zeile freigesetzt und aufgeschrieben. „Wenn ich betrachte, dann muss es um mich herum still sein. Es muss auch in mir still sein. Denn ungehindert dringt das Gemälde, das Menschengesicht, das Gedicht in mich und sagt zu mir: Sieh mich an, höre mir zu, lass dich anrühren, lass dich erinnern an alles, was du schon weißt, was dich erschüttert hat“.

Mein Interesse für das Buch war geweckt, als ich Helga Schuberts Abschiedslobrede auf Angela Merkel in der ZEIT las, sie beide sind DDR-Bürgerinnen, haben eine Heimat im protestantischen Glauben, und beide konnten im vereinten Deutschland aufblühen.

In der ersten der 29 Geschichten erinnerte sie sich an den ersten Ferientag bei der Großmutter in Greifswald, wo sie ihre Schulferien verbrachte. Es gibt noch warmen Streuselkuchen, der ihr serviert wurde, wenn sie in der Hängematte aufwachte. Der Abschied von der Mutter war leichtgefallen, die musste immer viel arbeiten, der Abschied fand telefonisch statt: Das Kind musste die Zensuren rapportieren und alles, was keine Eins war, war rechtfertigungspflichtig.

Dann begleiten wir sie in ihrem Leben als Schriftstellerin der DDR, sie „durfte“ mehr als andere Staatsbürger, sogar in den Westen reisen, wenn Einladungen zu Schriftstellertreffen kamen. Selbstverständlich war nichts, etwa ein Auftritt mit Herta Müller im Goethe Institut in Brüssel: undenkbar!

Auch als Westberlinerin lernte ich neues aus der DDR, weiß nun, was ein Ulb ist: der Zeitraum, den es braucht, das Radio auszustellen, wenn Walter Ulbricht spricht. Später wurde es ein Schnitz (vom schwarzen Kanal).

Helga Schubert lebt im Hier und Jetzt, sie altert bewusst, immer bezieht sie ihre Mitmenschen ein, reflektiert Begegnungen. Das sind neben dem Ehepartner die Nachbarn, Pflegekräfte, die Hausbesuche machen, oder Gemeindemitglieder, oder Reisepartnerinnen bei Fastenkuren.

Im christlichen Glauben sucht und findet sie wenigstens etwas von der Geborgenheit, von der sie nicht genug bekommen hat, wer eine so abweisende Mutter wie sie hatte, muss wohl immer weitersuchen.

Als Psychotherapeutin weiß sie, dass man Hilfe suchen und annehmen muss, so findet sie Trost in manchen Kirchenliedern, und fühlt sich wie eine Studentin, wenn eine Pastorin ihr das vierte Gebot erklärt: Lieben müsse man die Eltern nicht, sie sind zu respektieren, und das hat sie ja ihr Leben lang gemacht—die Mutter wurde trotz ihrer Garstigkeit von ihr umsorgt, bis sie mit 101 Jahren starb.

Im Buch ist sie achtzig Jahre alt, mit Altersweisheit nimmt sie die Einschränkungen ihres Mannes, aber auch ihrem Selbst wahr. Und sie kann verzeihen: Dem Stasi Offizier, der sich bei ihr entschuldigt und beichtet, wie sehr ihm die Observierung der kirchlichen Friedensbewegung geholfen hatte: Während andere Spitzel gefürchtet hätten, gelyncht zu werden, wusste er, dass ihm nichts Schlimmes drohte, da sie es ernst meinten mit der Gewaltfreiheit.

Als Höhepunkt kann sie der sterbenden Mutter verzeihen: Sie dankt ihr, dass sie als DDR-Bürgerin den westlichen RIAS hören durfte, dass sie ihr erklärt hatte, nicht alles vom Staatsrundfunk zu glauben, und noch anderes mehr.

In Helga Schuberts Geschichten liegt eine große Dankbarkeit an das Leben. Im erwähnten ZEIT Artikel gefiel mir schon der Satz; „Dies ist mein Luxusleben, im Frieden, in der Wärme, ich kann denken, was ich will.“


Genre: DDR, Geschichte, Politik, Zweiter Weltkrieg
Illustrated by dtv München

Hier wächst nichts: Notizen aus unseren Gärten

Sollte man ein Buch mit dem Titel Hier wächst nichts wirklich lesen wollen, wenn es sich so abstoßend präsentiert? Auf dem Titelbild wächst wirklich nichts, und auch die Rückseite verspricht kein erbauliches Buch über Gartenkultur. Sehen Sie selbst!

Da gibt es „62 % Gartenerfahrung aus naturidentischen herben Rückschlägen und bitteren Erkenntnissen, … 15 % grober Unfug aus 42 % Alkohol in der Herstellung … aber auch 12 % Humor aus zertifiziertem Raubbau.“ Ihr Eindruck stimmt: Hier gibt es Satire, wie wir sehen werden, über moderne Gartenboomtrends, über Gartenliebhaberinnen und ihre Gatten. Leider haben Kleinkinder und Schwangere in Gärten keinen Zutritt, aber es gibt Geistvolles, möglicherweise geschrieben nach Genuss von Berauschendem.

Erst geht es noch weiter mit einem (Anti)Sinnspruch, nämlich dem Lob des Häßlichen, seine letzten Zeilen lauten: “Das Schöne gib uns Grund zur Trauer, das Häßliche erfreut durch Dauer.“

Mich konnte das nicht abschrecken, denn ich bin seit Langem ein Fan von Pfenningschmidt; Wenn ich mir die Zeitschrift “Kraut und Rüben” kaufe, dann vor allem wegen seiner Staudenkolumnen. Und auch in diesem Buch lohnte sich das Weiterlesen.

Jeder der beiden Autoren von Hier wächst nichts stellt sich mit seiner Gartenvita vor: Sie haben sich das Gärtnern als Hobby beigebracht, Reif hat schon als Jugendlicher auf Honorarbasis Gärten gestaltet, eine Lehre daraus war, dass man Euonymus und Lavendel nicht kombinieren soll. Am Tag drauf sah ich diese Kombination in einem Dahlemer Vorgarten – und kann es bestätigen. Später hat er sein Wissen in einem Studium bis zum Diplom-Ingenieur vertieft. Beide Autoren lieben Stauden, trafen den Foersterschüler Pagel noch persönlich und fühlen sich als seine Schüler.

Nur manche Kapitel sind mit dem Namen des Autors versehen, vermutlich sind die meisten von Pfenningschmidt, er ist ja auch schon seit Jahrzehnten im Geschäft. Reif trägt einige Interviews bei, eines mit einem Golfrasenpfleger, der sich in seinem privaten Garten über Gänseblümchen freut. Ein anderes mit dem bekannten Taglillienpapst Dr.Tamberg, der über seine Zuchterfolge spricht. Wir lernen etwas über genetische Voraussetzungen und Sortenschutz. Dann wird der schon erwähnte Pagel zitiert, er habe „nicht gezüchtigt, sondern gesichtet.“ Es geht darum, spontane Mutationen zu erkennen und zu pflegen. Mir fehlte der Hinweis darauf, dass viele Samen, die wir heute kaufen können, vielleicht bio, aber nicht samenfest sind, aber es geht ja um Stauden, Ein- und Zweijährige werden nicht vorgestellt.

Eigentlich ist man kein Rosenfan, aber dann gibt es doch eine Liste mit 17 Lieblingsrosen, eine Liste mit 18 empfehlenswerten Büchern, ein Kapitel heißt “Sieben gute Neuheiten“, das sind Pflanzen, wovon ich eine rote Aster und eine noch rötere Bistorta (Js.Caliente) im nächsten Frühling suchen werde. Als eine Elfe ihm, ich bin sicher, es war Pfenningschmidt, drei Wünsche schenkte, wünscht er sich drei trockenresistente Schattenpflanzen und bekommt: Tanacetum macrophyllum, Aster ageratoides subsp. Trinervius var. Adustus Nanus, die will ich nun natürlich auch. Und gegen Giersch gibt es eine Fülle von Pflanzen, die den Kampf aufnehmen und sich ihm wuchernd entgegenstemmen.

Es gibt also reichlich Tipps zu Pflanzen, wie sie nur Kenner geben können, genossen habe ich vor allem die Satire. Etwa eine Serie von Veränderungen, bei der ein Haus ohne Grün, ein sogenannter Steingarten vorstellt wird. Während der sieben Jahreszeiten (in denen es nach Karl Foerster immer etwas Blühendes gibt), werden dann eben sieben Mal dieselben Fotos der Steine gezeigt.

Pfenningschmidt outed sich als „Jäger und Sammler“ von raren Exemplaren, und wir erfahren, dass es ihm besonders die Elfenblumen angetan haben. Kenntnisreich auch die Beschreibungen pflanzlicher Gifte, und wie Mütter von Kleinkindern damit umgehen. Ebenso die Beschreibungen der Oberschüler, die sich mit Rauschmitteln auskennen, und mit heimischen Gewächsen einen Schul-Tüten-Mix herstellen.

Es ist ein Buch, das man nicht ausliest, aber es wird Sie nicht nur in langen Winterabenden zum Schmunzeln bringen.


Genre: Garten
Illustrated by Verlag Eugen Ulmer

Afropäisch: Eine Reise durch das schwarze Europa

AfropäischAfropäisch: Mit einem Interrailticket reist der Autor durch Europa, startet an einem 1.10. und muss genau am 31.3. zurück sein, denn er reist auf eigene Kosten, schläft dabei in Hostels, manche Einschränkungen des Komforts inbegriffen. So wird er auch Menschen begegnen, die nicht zu den Besserverdienenden gehören. Nach Plan besucht er europäische Hauptstädte und kleinere Orte im Süden Frankreichs und Spaniens: er folgt damit „seiner afropäischen Achse“. Mal reist er wie ein Flaneur, lässt sich von Zufallsbekanntschaften Geschichten erzählen, deren Informationen wird dann nachgeforscht, mal flicht er eigene Erlebnisse und Gelesenes ein. Weiterlesen


Genre: Afrikanische Geschichte, Gesellschaft, Imperialismus
Illustrated by Suhrkamp Frankfurt am Main

Eva schläft

Dem Buch ist ein Prolog vorgestellt: Ein Päckchen für Eva kommt an. Die Mutter Gerda verweigert die Annahme, und unterschreibt dies, für ihre Tochter. Auf Frage sagt der Postbote, nun gehe das Päckchen zum Absender zurück, und fragt, was Eva gerade mache. Die Antwort: Eva schläft. Weiterlesen


Genre: Gesellschaftsroman
Illustrated by Wagenbach

Einmal gärtnern wie in Sissinghurst

Sie lieben englische Gärten, oder wollten schon immer mal dahin? Dann ist das Buch Einmal gärtnern wie in Sissinghurst von Astrid Ludwig genau richtig für Sie: Es ist aufgemacht wie ein Reisetagebuch, das die Erinnerung an eine schöne Zeit festhält, mit dem ein Geschenk gemacht werden soll, vielleicht auch sich selbst: Viele Fotos, jede Seite eingerahmt von einem linierten Hintergrund, für jedes Kapitel eine kleine Skizze, fein gezeichnet, die dann auf jeder Seite des Kapitels wiederholt wird. So etwas macht Freude. Weiterlesen


Genre: Gartengestaltung
Illustrated by Verlag Eugen Ulmer

Das lachende Baby: Fröhliche Wissenschaft: Was Babys glücklich macht

Der Autor ist Psychologe und forscht zur neuronalen Entwicklung der Babys. Als Wissenschaftler kennt er die einschlägigen Publikationen der letzten Jahrzehnte und belegt seine Aussagen: Die Literaturliste bringt es auf über dreißig der knapp vierhundert Seiten. Es geht ihm nicht um die motorische Entwicklung, sondern um Gedanken und Gefühle der Babys, und: Warum lachen wir Menschen eigentlich? Manchmal erzählt er auch aus dem Nähkästchen, was Wissenschaftler voneinander halten. Laien bezieht er mithilfe des Internets in seine Forschung ein, manche Eltern erzählen von sich und ihren Gefühlen, die die Babys auslösen und geizen nicht mit Beiträgen über die Leistungen ihrer Kinder.

Im Vorwort Was ist so lustig?

wird die Darstellungsweise vorgestellt, die Entwicklung des Lachens bei Kindern wird chronologisch beschrieben: „Letzten Endes soll dieses Buch jedoch das Unmögliche leisten und den wunderbaren Klang eines Babylachens noch zauberhafter machen. Wenn mir das nicht gelingt, suchen Sie sich am besten ein Baby und lassen sie sich von ihm unterhalten.“

An dieser Stelle möchte ich, die Rezensentin, die eigene Entwicklung meiner Wahrnehmung und meines Verstehens von Säuglingen beschreiben. Meine Eltern hatten noch die Bibel der schwarzen Pädagogik von Frau Harrer: „Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind“ im Schrank, auch als ich in den siebziger Jahren Kinderärztin wurde, und bald auch Mutter, wurde den Müttern in Entbindungskliniken das Füttern zu festen Zeiten, mit festen Mengen und auch Fertigmilchproben mit auf den Weg gegeben.

Wenn ich in dieser Zeit die Kampagne „Nestlé tötet Babys“ unterstützte, dann hatte ich die körperliche Entwicklung im Auge: Gerade in Entwicklungsländern war die hohe Säuglingssterblichkeit auch dadurch bedingt, dass hygienische und oft auch finanzielle Mängel dazu führten, dass Flaschenkinder verhungerten oder an Durchfall starben.

Als ich dann mehrere Jahre in Afrika arbeitete, begriff ich, wie viel mehr Fürsorge afrikanische Kinder erfahren durften, auch, welche emotionale Bedeutung das Stillen hat. Mehr noch: Die Kinder hatten kein Gitterbettchen, in das sie abgelegt wurden zum Schlafen, sondern schliefen ein, wo sie gerade saßen, meist war es irgendein Schoß bei Menschen, die mit ihnen in Kontakt waren. Ich ahnte, wie falsch, ja schädlich, viele unserer kinderärztlich begründeten Weisheiten gewesen waren.

Bei Addyman lese ich nun, wie inzwischen einige der Vorstellungen dieser Zeit, auch die „großer Denker“, widerlegt wurden, und, wie es ihn mit Freude und Genugtuung erfüllt, wenn die Bedeutung des Lachens für unsere Seelen bewiesen wird. Ich freue mich dann immer mit.

Eine Zeit vor dem Lächeln

In diesem Kapitel wird das Wissen über die vorgeburtliche Entwicklung zusammengefasst: Vor allem die 4D Ultraschalldiagnostik zeigt, dass Babys etwa 90 % der Zeit Schlafen, dass sie Lächeln und Schmerzen in ihrem Gesicht ausdrücken. Und nach der Geburt werden Babys beruhigt, wenn sie Melodien wiedererkennen, sie sie noch im Mutterleib gehört hatten.

Alles Gute zum Geburtstag

Hier wird das geburtshilfliche Wissen auf dem neuesten Stand beschrieben, wir lesen, dass Kaiserschnittgeburten die Bindung zwischen Mutter und Kind erschweren. Der vor allem im englischen Schrifttum geführte Streit zwischen nature (angeboren) und nurture (erlernt) wird dargestellt, aber auch, der Unterschied zwischen einem echten und einem erzwungenen Lächeln. Das erstere kommt mit einem Muskel weniger aus! Das echte Lächeln zeigt, dass ein Baby glücklich ist. „Aber wenn Neugeborene lächeln, weil sie glücklich sind, lautet die nächste Frage: Was macht sie glücklich?“

Die kleinen Vergnügungen

Alle Primatenbabys mögen Süßes und ziehen Grimassen, wenn sie etwas Bitteres bekommen, wir Menschen also auch. Glück stellt sich auch ein beim Pinkeln oder einem „guten Schiss“. In diesem Kapitel werden Definitionen des Glücks von der Antike bis zur Gegenwart behandelt, auch von Aristoteles und Epikur. Am schlechtesten kommen Ökonomen und Philosophen weg: „Ökonomen und Philosophen machen viel Aufheben um Vergnügen und Lust, aber ich habe den Verdacht, dass das hauptsächlich widerspiegelt, wie langweilig es ist, ein Ökonom oder Philosoph zu sein.“

Freud hat nicht viel zu Kindern geschrieben, und er hielt das Lachen, wie das Kacken, für Triebabfuhr. Auch die Freudschülerinnen Anna Freud und vor allem Melanie Klein mit einem dystopischen Blick auf die Säuglingszeit werden als Anhängerinnen von Vorurteilen dargestellt.

Schlafen?

Hier wurde mir wieder der Unterschied zu den afrikanischen Dorfkindern deutlich: Säuglinge schlafen oder sie sind eben wach, aber an diesem Wachsein zur gefühlten Unzeit leiden hier die Eltern. Es werden viele Studien zum Träumen vorgestellt: „Die beiden Nutzen des Träumens scheinen Lernen und Glück zu sein“ und die meist sinnlosen Ratgeber zum Schlaftraining. Am besten nimmt man die Schlafgewohnheiten des Babys als Eltern mit Humor und „das Aufwachen als das, was es ist: eine abgeschlossene Schlafperiode.“

Die erste Berührung

Hier wird die von Descartes (ein ganz unglücklicher Eigenbrötler war das! Hatte nicht mal eine Frau!) postulierte Trennung zwischen Körper und Geist auseinandergenommen und zusammengefügt, was zusammengehört. Und für die Kleinen gilt: Massage ist Kommunikation, bevor es Sprache gibt.

Spielzeugfreuden

Spielen ist Lernen, es gibt eine Fülle von Studien nicht nur mit Tieren, auch mit Babys, in denen bewiesen wird, wie etwa das dreidimensionale Sehen, das Abschätzen von Entfernung oder die Tiefen von Abgründen durch andauernde Versuche erlernt werden. Gestaunt habe ich (und so ganz will ich es noch nicht glauben), dass es einen großen Unterschied gäbe zwischen dem passiven Sitzen und Ansehen einer Fernsehsendung und dem aktiven Nutzen eines Smartphones schon bei Kleinkindern.

Wir sehen, wie US-amerikanische Pädiater ihre Empfehlungen dazu in den letzten Jahren schrittweise geändert haben. Eine Studie TABLET (Toddler Attentional Behaviours and Learning with Touchscreens) zeigt, dass sie in allen Entwicklungsschritten gleichauf waren mit denen, die nicht mit Smartphones „lernen“ konnten, und dass sie über mehr Kompetenzen verfügten. Ganz allgemein gilt aber, wie für auch Ernährung oder Sport, es nicht zu übertreiben und Kinder dabei zu begleiten!

Überraschung

Warum spielen die kleinen so gerne Kuckuck und Verstecken? Addyman zieht Vergleiche zwischen der Neugier der Babys und der von Wissenschaftler/innen. Dann werden Wissenschaftstheorien vorgestellt.

Lache, und die Welt lacht mit dir

Bei den Navajos gibt es eine Party, wenn ein Baby zum ersten Mal gelacht hat, so als wäre das Baby nun Teil der menschlichen Gemeinschaft geworden. Zum besseren Verständnis der Rolle des Lachens bei Menschen sehen wir uns wieder die Unterschiede zu Primaten an: Unsere Augen haben mehr Weiß als Hintergrund, und das erleichtert den Blickkontakt. Wir machen keine Fellpflege, aber das Lachen ersetzt diese intensive Beziehungspflege. Am besten gefällt mir als Oma die wichtige Rolle der menschlichen Großmütter bei der Weitergabe von Kultur. Durch das jahrzehntelange Leben nach der eigenen Fortpflanzungsphase können wir uns um die Enkel kümmern. Primatinnen gebären bis zu ihrem Tode. Und wir lesen, dass Väter (oder Großväter) in unserer Geschichte kaum eine Rolle als Kulturübermittler spielen: sie sind ja auf der Jagd!

Der Klang des Glückes

Hier geht es um Musik und Tanz. Am besten sehen sie sich die Videos an, als Addyman mit Imogen Heap eine Oper komponiert und dann auch den Happy Song dazu. Auch hier beeindruckt die partizipative Forschungsweise, mit der Eltern als „Mitarbeiter“ gewonnen werden.

Fröhliches Geplauder

Zur Entwicklung der Sprache gibt es beeindruckende Studien, bei denen Schimpansen unter Laborbedingungen Sprache, auch als Gebärdensprache, beigebracht wurde. Ein für Addyman wichtiger Punkt ist die Auseinandersetzung Noam Chomskys mit den Behavouristen. Und er berichtet, was ihn, den Banker, veranlasst hatte, noch einmal mit dem Psychologiestudium anzufangen.

Ja, Nein, Maybe Baby

Bei der Sprachentwicklung gibt es, über die Kulturen hinaus, Muster. Das Wort „nein“ wird früher erlernt, vielleicht, weil die Babys es von ihren Eltern so oft gehört haben? Zum Trost für manche Eltern: während der Trotzphase entwickelt sich auch die Fähigkeit zur Empathie. In seiner Doktorarbeit ging es um die Fähigkeit der Babys, Unterschiede wahrzunehmen. Was für die 8 Monate alten eine leichte Übung ist, überfordert 4 Monate alte. Und wir erfahren, warum seine Arbeit von der angestrebten Zeitschrift nicht publiziert wurde, zum Glück dann aber in einer für Tierforscher …

Freunde

Babys werden geliebt und sie lieben es, andere zum Lachen zu bringen. Gemeinsames Lachen ist Grundlage für Freundschaften. In diesem Kapitel geht es um die Theory of mind, um Autismus als eine andere Form von Empathie zu zeigen. Babys sind hilfsbereit und haben Sinn für Gerechtigkeit. Wie haben wir Erwachsene unsere Freundschaften geschlossen? Das letzte Kapitel endet mit einem Schlusswort: „Freundschaft macht uns glücklich, und Glück bewirkt, dass wir bessere Freunde sind. Freunde sind für uns da, weil wir für sie da sind und das beginnt, sobald wir lächeln können.“


Genre: Pädagogik, Psychologie
Illustrated by Kunstmann München

Das große Buch der Gärtnerinnen & Gärtner

Das große Buch der Gärtnerinnen & Gärtner ist nicht nur groß, es wiegt über drei Pfund: „Das gesamte Gartenwissen aus 100 interessanten Gärtnereien“ in Buchform. Es ist breiter als DIN A 4 und mit einem Hardcover versehen. Man braucht beide Hände, um es zu halten, wie einen Schatz.

Die Gärtnereien liegen in Deutschland, die meisten in Niedersachsen, je vier in Österreich und in der Schweiz. Die Betriebe werden über ihre Gärtner/innen vorgestellt, mit Namen und Fotos. Wir erfahren auch das Gründungsjahr; es sind viele Traditionsbetriebe dabei, am ältesten die Späth’sche Baumschule in Berlin, die im letzten Jahr ihr 300. Jubiläum feierte. Es gibt Angaben zu den Mitarbeiter/innen und dazu, wie die Produkte vermarktet werden. Beim Zusatz In der Nähe werden touristische Attraktionen in der Umgebung aufgezählt.

Dazu gibt es wunderschöne Fotos der Gartenfotografin Marion Nickel, pro Betrieb fünf bis zehn, die auch die umgebende Landschaft erfassen und die pflanzlichen Spezialitäten der Gärtner/innen wiedergeben. Diese stehen im Mittelpunkt der Beschreibungen, sind Lieblingspflanzen, mal auch Leidenschaften geworden.

Als Erstes habe ich über die Betriebe in Berlin und Brandenburg nachgelesen, bei Foersters in Bornim erkenne ich die Bedeutung des passionierten Gärtners und Gartenautors noch einmal neu: Er sei der Wegbereiter „für moderne Gärten im Stil von Dutch Wave, New German Style und Präriegärten.“ In einem interessanten YouTube Video nennt ihn Herr Felix Merk, Kurator der Foerster Anlage für die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, „Gartenphilosoph.“

Zum New German Style empfehle ich meine Rezension von Gärten in Berlin von Susanne Gatz!

Weiter geht es mit Foerster Schülern, Misterhepatica.de, der bei Foerster lernte, seine Nachfolge antrat und inzwischen in Ketzin Leberblümchen züchtet, den Ort hat er gewählt wegen der „tiefgründigen Lehmböden der Ketziner Platte.“ Nahe der niederländischen Grenze ist der Nachfolge von Oskar Pagel zu besuchen, der als Foersterianer in dessen Sinne weitergezüchtet hat: vor allem Gräser. Dazu empfehle ich das Kapitel in meinem Buch Gräser müssen sein.

Die Autorin stellt Spezialisten vor für Farne, Funkien, Alpenveilchen, Gräsern, Viola, selbst Ilex kann man züchten, und immer wieder Bäume, Rosen und Kräuter. Es gibt viel Neues zu entdecken: Wussten Sie, dass Frau Elke Haase „mit über 600 Fliedersorten Weltmarktführerin“ ist? Als sie im St. Petersburger Botanischen Garten einen Vortrag zu 300 Jahre Späth’sche Baumschule hielt, entdeckte sie, dass im 20. Jahrhundert in Russland auf den Spuren Lemoines und Späth’s Flieder weitergezüchtet worden waren. Wunderschöne Sorten, die im Rest der Welt nicht bekannt wurden, zu deren Duft man sich, laut Frau Haase, Klavierkonzerte von Rachmaninow anhören sollte.

Andere sind weniger poetisch, sie haben die Klimakrise im Auge und wollen Staudenpflanzen weiterentwickeln, die auch Hitze und Trockenheit ertragen. Auch beim Verpacken wird experimentiert, recycelbare Töpfe, oder einfach, wie in der Prignitz, die Taglilien wurzelnackt verkaufen, wozu man aber die Blütenzeiten kennen muss. Wieder andere entdecken die „Hitzekünstler der Sierra Nevada“ und machen sie heimisch.

Das Buch kann man nicht auslesen, aber zukünftig werde ich bei meinen Reiserouten immer nachschauen, wo man vielleicht vorbeikommen könnte.

Tipps gibt es auch im ausführlichen Glossar, wo weitere Gärtnereien, Gartenmärkte, Treffpunkte und Netzwerke für Gärtner und Pflanzenfreunde beschrieben sind. Und als Grundlage für den Erfahrungsaustausch ein ausführliches Pflanzenregister.

Im Impressum werden die Autorinnen vorgestellt und das Papier, „dessen mattierte Oberfläche dem Inhalt einen edlen und hochwertigen Charakter“ gäbe. Als Rentnerin vor den Linsenops hätte ich mir als Kontrast auf diesem edlen Papier eine schwärzere Tinte gewünscht, die kleinen und blassen Schrifttypen sind nur schwer lesbar.


Genre: Garten
Illustrated by Callwey

Identitti

Die erste Überraschung war, dass das Buch auf Deutsch geschrieben ist, mit vielen originellen Einschüben auf Englisch. Die Romanheldin Niveditha Anand ist in Essen aufgewachsen und studiert nun in Düsseldorf an der Heinrich Heine Universität „postcolonial studies“, bei Saraswati, einer indischen Professorin, ein TV-Promi, die von ihr angehimmelt wird. Die Sympathie wird erwidert, Niveditha fühlt sich endlich angenommen und verstanden. Als Tochter eines indischen Mathematikstudienrates und einer polnischen Sozialarbeiterin, die zwar in Deutschland aufgewachsen ist, war ihr das bisher nicht in den Schoß gefallen, zu oft fühlte sie sich fremd hier.

Sie lebt mit dem Smartphone in der Hand, denn sie hat einen Blog, Identitty, wo sie gerne Dinge postet, die sie bei Saraswati gelernt hat. Außerdem wird sie immer und überall begleitet von Kali, einer Göttin mit vielen Armen, die ihr Alter Ego ist, aber auch gerne mal den inneren Schweinehund gibt. Dann meldet sich noch die Kusine Prity, deren Eltern auch aus Indien kommen, die aber in England aufgewachsen ist, inzwischen studiert sie auch bei Saraswasti. Aber eigentlich glaubt sie bei jedem Ton ihres Smartphones, dass sich Simon zurückmeldet. Er hat sie nun schon zum dritten Mal verlassen. Als der Skandal losgeht, ist sie froh, dass sie Simon wenigstens für eine gewisse Zeit vergessen kann.

Der Skandal findet statt, nachdem sie vom Deutschlandfunk interviewt wird, natürlich zu Saraswati. Die Moderatorin fragt sie als Erstes, wo sie herkommt, und sie, die diese übliche Frage hasst, straft sie, indem sie sagt: „ich lebe im Internet“. Dann erklärt sie, was „Weißsein“ bei Saraswati bedeutet, und dass „jeder ernst zu nehmende Intellektuelle einen Shitstorm überstanden haben“ muss.

Und der kommt: Saraswati ist eine Deutsche aus Karlsruhe, die ihre Farbe gewechselt hat, mit verschiedenen Eingriffen, eine Op der Augenlider ist dabei und Sprachunterricht. Die Studenten fühlen sich betrogen, Niveditha eigentlich auch, aber sie steht zu Saraswati, erstmal will sie sie verstehen und zieht bei ihr ein, Prity kommt nach, denn in der gemeinsamen WG werden sie nun als Verräterinnen an der Schwarzen Sache gedisst. Es gibt sogar eine Demo, organisiert von Oluchi, die auch in der WG wohnt. Sie ist besonders entrüstet über Saraswatis Betrug. Obwohl, oder vielleicht gerade, weil sie eigentlich mal Nivedithas Freundin war (und auch mal was mit Simon hatte!), ist sie besonders scharfzüngig in ihren Blogbeiträgen, wo sie als Zadie@Outside Sisters auftritt. (Zadie von Zadie Smith und Outside Sisters ist eine Sammlung von feministischen Essays von Audrie Lorde.)

Im Internet sagen alle möglichen Menschen, viele von ihnen real-existierende Internet-Promis, Journalisten, Soziologen, Feministinnen, PoCs ihre Meinung dazu, etwa: Wenn man seine geschlechtliche Identität selbst bestimmen kann, warum nicht auch die Rasse?

Und das ist die zweite Überraschung, für mich als alte weiße Frau, dass viele der Beiträge in der Tat von mir bisher unbekannten Internet-Promis sind, im Nachwort klärt die Autorin darüber auf, wie viele sie angeschrieben hatte, die dann an diesem Buch mit ihrem Klarnamen beteiligt wurden.

Was ist so besonders an Saraswati? Sie kann zu allem, was angesprochen wird, etwas Schlaues sagen. Und sie hat immer das letzte Wort. Während wir viel über indische Mythologie lernen, etwa, dass Kali bei Bedarf auch das Geschlecht wechseln kann, gibt sich Saraswati eher als weiblichen Jesus, nimmt das Opfer der Schwarzwerdung auf sich, um den mühseligen und beladenen PoC Mut zu machen. So kann Narzissmus auch aussehen. Sie tut das, um ihre Schützlinge, „zum Leuchten zu bringen“, und es hat funktioniert, nicht nur bei Niveditha.

Nebenbei gibt es viel zu erfahren über die Geschichte des Rassismus, etwa wie unterschiedlich er sich in den USA oder Europa zeigt. Dazu ein Beispiel: Obama war kein Schwarzer, weil nur Sklaven Schwarz sein können, sein Vater aber Kenianer war. In der DNA seiner Mutter fand man dann einige Prozente Sklavenanteil, von einem John Paul, der im 17. Jahrhundert lebte. Und wir lernen, dass Rasse anders ist als race, und Rasse ein Konstrukt.

Dann habe ich beim Googeln einige dieser mir bisher unbekannten Menschen kennengelernt, weiß nun mehr über die heutigen Feministinnen, sie gaben mir wichtige Denkanstöße, allen voran die Autorin, Mithu Sanyal, der ich gerne zusehe beim Reden, da sie so schön eindringlich mit Händen und Armen spricht. Vor diesem Roman hatte sie Sachbücher zu den Themen Vulva und Vergewaltigung geschrieben.

Dies alles lerne ich als Alte zusammen mit den jungen Frauen, die Saraswati an den Lippen hängen, fühle mich woke und bin gefesselt von der Situationskomik und den überraschenden Dialogen.

Und wozu taugen Männer? Da wäre Nivedithas Vater, der nicht nachvollziehen konnte, wie sie sich vom alltäglichen Rassismus gekränkt fühlte, das sei „Sonnenscheinrassismus“ im Gegensatz zu dem, was er erlebt hatte. Von Typen wie Simon hält frau schon mal gar nichts, und dann ist da noch Saraswatis großer Bruder, der aber schwer zu verstehen ist.

Wozu auch, das Leben geht weiter, für die wieder vereinten WG-Frauen mit gemeinsamen Schauen einer Satire Show mit Shappy Khorsandy aus Großbrittanien. Over the rainbow geht es weiter: beyond-race statt trans-race. Für Saraswati war das Ganze nur ein Sprungbett, sie baut jetzt an einer Eliteuni einen Studiengang zu Whiteness Studies auf. Viel Erfolg!

Fazit: erhellend und amüsant


Genre: Liebesroman, Politische Romane
Illustrated by Carl Hanser München

Die Bank gewinnt immer: Wie der Finanzmarkt die Gesellschaft vergiftet

Seit ich in diesem Buch lese, verstehe ich Vieles besser, zum Beispiel die hilflosen Versuche, den Wire Card Betrug aufzuarbeiten. Aber sehen Sie selbst!

Gerhard Schick hat sich während seiner mehr als zehnjährigen Tätigkeit als Bundestagsabgeordneter der Grünen das Wissen über Grundlagen, aber auch über die Hintergründe der Finanzwelt erarbeitet. Als promovierter Volkswirt verfügte er über die Voraussetzungen dafür, denn es geht darum, dicke Bretter zu bohren. 2018 entschloss er sich, inmitten der Wahlperiode, sein Mandat aufzugeben und eine NGO aufzubauen, um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen. Sie heißt: Finanzwende.

Ein Grund war auch der spröde Umgang der Medien mit diesem Thema. Erst schon die Namen, die die Banken ihren Produkten geben, Cum-Ex oder Libor, und wie kann man die kriminellen Machenschaften bildlich darstellen? Ein Foto von einem Hochhaus in Frankfurt, das Logo einer Bank, oder gerade jetzt, während ich dies schreibe, die Verhöre einzelner Politiker in Ausschüssen, als wenn es darum ginge, den einen Sündenbock zu finden, der die Schuld auf sich nimmt, aber bitte von einer anderen Partei sein sollte … Dabei ist es ein Konglomerat von Wechselbeziehungen, die einander bedingen. Inzwischen bin ich der gleichen Meinung wie Herr Schick, dass die Rituale eines Parlaments nicht geeignet sind, solche Machenschaften aufzudecken, oder gar abzuschaffen. Es braucht eine größere Öffentlichkeit. Um Ihr Interesse für das Gebaren der Finanzwelt zu wecken, empfehle ich auch meine Rezension des Buches von Maja Göpel.

Im Buch werden in neun Kapiteln diejenigen Gegebenheiten kenntnisreich beschrieben, die, wie es im Untertitel heißt, „die Gesellschaft vergiften“. Er geht von dem Versprechen der Politiker im Bundestag nach der Lehmann Krise 2008 aus, dass sich so etwas nie wiederholen dürfe. Und er beschreibt, wie das Vorhaben immer weiter verwässert wurde, sodass jetzt, über zehn Jahre später, neue Krisen nicht bewältigt werden würden.

Gleich das erste Kapitel Kriminalität: Wie der Finanzmarkt illegale Machenschaften fördert ist die Einführung in das Zusammenspiel zwischen legalen Institutionen und Verbrechern. „Die Creme der Bankenwelt“ spielt mit, ob sie Deutsche Bank oder anders heißen. Zusammen mit Investmentbankern, Investoren, Geschäftsbanken für Kreditvergabe, Wirtschaftskanzleien und Rechtsprofessoren, Lobbyorganisationen, Beamten in Ministerien und Aufsichtsbehörden, meist mit Verbindungen ins Ausland.

(Zu den Rechtsprofessoren empfehle ich den wunderbaren Krimi von Daniel Zimmer, den man kostenlos herunterladen kann, Möbius, und die Kunst des Betrügens. Meine Rezension dazu steht am Ende dieser Rezension)

Im Kapitel zwei Geldanlage: Warum unser Erspartes Banken, Versicherer & Co. reich macht geht es um die Beratung der Banken für Kunden, die Provisionen für Berater, die es für den Verkauf der Bankprodukte gibt, bei denen die „Bank immer gewinnt“. Im dritten um Immobilien: Wie uns Spekulanten um bezahlbare Wohnungen bringen, erst wird das Dilemma des Anteils von Immobilien zur Gewinnmaximierung in Mischfonds gezeigt. Hier taucht erstmals BlackRock auf. So wie in den anderen Kapiteln auch werden zum Schluss unter Da geht noch was Wege gezeigt, wie die Gemeinnützigkeit wieder an Bedeutung gewinnen könnte. In Ungleichheit: Wie der Finanzmarkt von Arm nach Reich umverteilt geht es darum, wer, und vor allem wer keine Kredite bekommt, aber auch um den Volkssport Steuerflucht.

Näher wollte ich das fünfte Kapitel Klima: Wie der Finanzsektor die Klimakrise nach Kräften vorantreibt besprechen, und sehe: Hier geht es nicht um Klimarelevantes für meinen Garten, sondern, zu meiner Überraschung, um meine Rententräger.

Die Finanzindustrie investiert in Projekte, die eine möglichst hohe Rendite bringen. Dies sind, bisher, Öl, Kohle und andere Energieträger, die C02 freisetzen. Analysiert man diese Portfolios unter dem Aspekt der Klimakrise, so ergäbe sich mit ihrer Hilfe ein globaler Temperaturanstieg um drei bis vier Grad. Die Rentenkassen finanzieren also (mit meinem Geld!) die Klimakatastrophe. Immerhin hat die Europäische Investitionsbank entschieden, nach 2021 nur noch saubere Energien zu fördern.

Diese Absicht, Divestment genannt, wird von Rententrägern seit einiger Zeit in Erwägung gezogen. Als Ärztin mit Wohnsitz in Berlin, war ich verpflichtet, die Rente bei der Berliner Ärzteversorgung erst einzuzahlen und nun beziehe ich sie von dort. Irgendwann las ich, dass die Berliner vorbildlich im Divestment wären, nun lese ich, dass sie nur in solche Projekte nicht investieren, die mehr als 25 % ihrer Vorhaben in Klima schädliche Projekte stecken. Als wenn das reichte!

Noch schlimmer die VBL, der Rententräger von fünf Millionen Angestellten des Öffentlichen Dienstes, von denen ich eine kleine Teilrente beziehe, wegen meiner Tätigkeiten im ÖD. Wie das Geld von Millionen angelegt wird, ist Staatsgeheimnis, es gibt keine Informationspflicht. Wenn doch eine Anfrage beantwortet wird, dann wird auf Produkte verwiesen, die insgesamt geächtet werden, wie einige Waffentypen. Beim Greenwashing ist man auch hier kreativer als dabei, die Investitionen in nachhaltige Produkte umzuschichten. Auch hier plant die EU „eine gesetzliche Grundlage für Nachhaltigkeitskriterien. Sie will klare Regeln schaffen, welche Finanzanlagen klimafreundlich und nachhaltig sind.“

Das 6. Kapitel Digitalisierung: Warum Techkonzerne den Finanzmarkt nicht kapern dürfen hat mir endlich klargemacht, wie gefährlich BlackRock ist und dass Friedrich Merz auf keinen Fall der zukünftige Finanzminister werden darf.

Die dann folgenden Kapitel zum Erstarken des Populismus als Folge der Ungerechtigkeiten, die wundervolle Geldvermehrung für Einige, etwa für Hedgefonds durch Corona und die allgegenwärtigen Lobbyisten, denen politische Entscheidungsträger ausgesetzt sind, lohnen das Lesen ebenfalls.

Schick berichtet, dass zwar inzwischen international die GAFA (Google, Amazon, Facebook, Apple) unter Beobachtung stehen, sie sollen endlich Steuern zahlen und Versuche, noch mehr Einfluss zu gewinnen, etwa, wenn Facebook die Währung Libra entwickelt, in Zaum gehalten werden. Aber was ist mit BlackRock?

Sie sind im Finanzwesen die größte Datenkrake, sie kontrollieren weltweit 37 % der Geschäfte, mit ETPs Exchange Trades Funds. Dazu bedient man sich der Software Aladdin (Assets, Liability and Debt Derivative Investment Network). „Über 2000 IT-Spezialisten, Programmierer und Datenanalysten werten nicht nur Unternehmens- und Wirtschaftsdaten aus, das System ist auch in der Lage, auf die Sekunde genau auszurechnen, welchen Wert die Aktien, Bonds, Devisen oder Kreditpapieren haben, die in BlackRocks Anlageportfolios liegen.“

Spezialisten sorgen sich wegen des „horizontalen Aktienbesitzes“, der den freien Wettbewerb störe, mir als Laiin ist unheimlich, wo BlackRock alles mitmischt. Nicht nur als Aktionär der „Mieterschreck-Wohnungskonzernen wie Vonovia oder Deutsche Wohnen“, sondern als Berater.

Die Europäische Zentralbank ließ BlackRock den Stresstest bei den großen europäischen Banken durchführen, in den USA setzt die Notenbank Fed sie ein, um Stabilisierungsmaßnahmen durchzuführen. Sie sind Anteilseigner der großen US Ratingagenturen, die auch Produkte von BlackRock bewerten, also sich selbst. Da wird der Bock zum Gärtner! Auch hier stellt Schick klare Forderungen auf.

Zum Schluss heißt es, Deutschland redet zu wenig über Finanzen. Mit dieser Rezension will ich sie ermuntern, Fragen zu stellen, über Ihr Erspartes, über Ihre Rente, und darüber mit anderen zu sprechen. Das ist nicht so schön wie Gespräche über unsere Gärten, aber nötig, wenn wir unsere Gärten erhalten wollen.

Hier der Link zur Rezension des Krimis Möbius und die Kunst des Betrügens.


Illustrated by Campus Verlag

Bauern, Land: Die Geschichte meines Dorfes im Weltzusammenhang

Der Untertitel des Buches Bauern, Land: Die Geschichte meines Dorfes im Weltzusammenhang von Uta Ruge verspricht viel, aber, um es gleich zu sagen, nach der Lektüre der 470 Seiten weiß ich wirklich mehr über Land, Leute und globale Zusammenhänge in der Landwirtschaft. Es gibt auch ein Glossar.

Uta Ruge wurde als Tochter eines gut bestellten Bauern auf Rügen geboren, die Familie floh, als die Höfe zu LPGs vergesellschaftet wurden. So bald wie möglich bewarb sich der Vater um einen freiwerdenden Hof in der Nähe der Nordsee und wurde Moorbauer. Es wird detailliert vom Aufwachsen auf dem Lande gesprochen, von langen Arbeitstagen und von Armut bei den Bauern. Zu den Berichten aus ihrer Kindheit heißt es im Klappentext: „Aber auch davon, wie man sich gegenseitig unterstützt und hilft und zusammen feiert, von dem Eifer der kleinen Kinder, die den Eltern zur Hand gehen und lernen, dass gegen Arbeit nichts hilft, außer sie zu tun.“

Dazwischen gibt es zeitgenössische Texte von den Zeiten, als Ackerland mühselig der Natur abgerungen wurde, in denen manche Bauern Leibeigene waren. Einzelschicksale aus allen Jahrhunderten werden dargestellt. Es gibt nicht nur Dokumente, auch Goethe kommt zu Wort. Und dazu gibt es eine Zitierweise, so als wäre dies eine wissenschaftliche Arbeit.

Der Aufbau ist so: nach einigen Kapiteln Erfahrungen kommen historische Details. Hier macht Geschichte Spaß: In der Schule hatte ich einen langweiligen Unterricht; es ging um Männer und Zahlen, hier geht es um Menschen und Zusammenhänge, also: wie sie lebten.

Nach etlichen Kapiteln im Wechsel zwischen Erfahrungen und Historie kommt ein „Zwischenspiel“, es werden vier: Mit ihrem Freund Krischan, der mit ihr aufgewachsen war, trifft sie sich und sie besprechen, wie die jeweiligen Epochen die Kunst prägten. Für Kunstausstellungen ist ihnen kein Weg zu weit und wir erfahren, dass auf Brueghels Bildern die Gemetzel der Kriegszeiten, in denen er lebte, zu erkennen sind. Am meisten beeindruckt sie Van Gogh, dessen Bilder muss ich mir daraufhin nun nochmal angucken …

Bruder Waldemar hat den väterlichen Hof geerbt, obwohl er jünger ist, ein bisschen gewurmt hat sie das schon, aber dafür hat und hatte sie ein bunteres Leben. Waldemar bewirtschaftet den Hof mit Anna und Sohn Hannes. Uta Ruge fährt mehrmals im Jahr hin und verfolgt so die Entwicklung. Natürlich führen verschiedene Lebensentwürfe zu  Wahrnehmungsunterschieden zwischen Städtern und Landwirten etwa zum Vermaisierungs-oder zum Wolfsblick.

Als Städterin und Leserin grün/ökologischer Schriften bin ich (die Rezensentin) gut informiert, wie wichtig die Rückkehr der Wölfe auf deutschen Landen wäre. Und dass Geschädigte Ausgleichzahlungen erhalten. Nun weiß ich, aus Gesprächen, die Frau Ruge mit Betroffenen führte, dass Bauern es anders sehen: Sie müssen Zäune errichten, dann beweisen (mit DNA Analysen), dass das gerissene Tier nicht etwa vom bäuerlichen Hofhund angegriffen wurde, und nur wenn der Zaun hoch genug ist, gäbe es Zahlungen. Zunehmend werden nicht nur Schafe und Ziegen, sondern auch Rinder gerissen, für sie wird es bald keine Weidehaltung mehr geben.

Zurück in die Vergangenheit: Eine weitere gute Quelle sind Jahresberichte der Dorflehrer, die über Jahrhunderte gesammelt wurden. Anfangs hielten die Bauern, so wie Krischans Vater, Lesen für Zeitverschwendung. Während des 2. Weltkriegs wurde die Schule geschlossen, und danach, als viele Flüchtlinge in den Dörfern untergebracht wurden, zeitweise über 60 Personen, gibt es als Beruf der Mütter: Witwe, oder auch Flüchtling. Irgendwann gibt es keine Chroniken mehr, 1957 hört der Lehrer auf, in dem Jahr, als es den ersten Trecker gab. Und dann wird auch die Zwergschule aufgelöst und die Kinder werden mit Bussen zur Schule gefahren, manche von weit her.

Wir lesen von den Reformen vergangener Zeiten, auch gescheiterten, etwa von den Bauernkriegen, bei denen Martin Luther auffordert, Bauern totzuschlagen „wie einen tollen Hund.“ Erstmalig habe ich verstanden, dass die napoleonische Besetzung obskure Macht- und Abhängigkeitsstrukturen der Bauern beendet hatte. Oder dass es Albrecht Philipp Thaer war, der in Preußen in Ansätzen die Landwirtschaft auf wissenschaftliche Basis gestellt hatte, die auch Reformen im russischen Zarenreich beeinflusst hatten. Auch was unter Lenin für Bauern geschah und wie Stalin das wieder zunichte gemacht hatte. Nicht so unbekannt waren mir die Weizenfelder im Mittleren Westen der USA, deren Ackerboden so ausgelaugt war, dass die Erde wegwehte und es zum Dustbowl wurde.

Nicht immer ist es mit diesen Plänen für größere Betriebe und großen Maschinenparks gelungen, die Erträge zu erhöhen, auf den Prärien im Midwest werden jetzt wieder Büffel eingeführt, in Russland ist der Aralsee versandet, mit dessen Wasser bewässert worden war.

Auch die GAP (Gemeinsame Europäische Agrarpolitik) versucht, Landwirtschaft möglichst groß zu machen, wir lesen über Sicco Mansholt, der sie betrieben hatte, später erkannte er, dass kleinere Betriebe eher eine Zukunft hätten.

Das 48. Kapitel 1970er Jahre
Mansholt ist gegen seinen eigenen Plan.
Die Bauern werden weniger, die Kühe mehr

ist das Ahaerlebnis: Nachdem Mansholt auf Steigerung der Produktion landwirtschaftlicher Produkte gedrängt hatte, gab es nun subventionierte Überproduktionen (Butterberg), die Mansholt von nun an verhindern wollte. Seine Vorschläge wurden verwässert, eine Zeit lang gab es Quoten, inzwischen müssen auch EU-Bauern versuchen, zu Weltmarktpreisen zu produzieren. Denn nur die zahlen die Lebensmittelketten.

Heute kann nur der Bauer überleben, der sich die neuesten Geräte anschafft, wahrscheinlich auf Kredit. Googeln Sie mal Melkroboter! Damit kann man etwa 60 Kühe täglich zweimal melken. Preis für neue auf Anfrage, ein fünf Jahre alter bringt es immerhin auf fast €140 000. Und das mit Erzeugerpreisen für Milchbauern, die schwanken, aber nie die 30 Cent pro Liter erreichen, die nach Hannes‘ Meinung den Bauern Sicherheit brächten.

Während ca. 100 Kühe, so wie Hannes sie hält, vor 10 Jahren noch ein Großbetrieb gewesen wären, spricht man heute von Großbetrieb bei mindestens 500 Kühen, die zweimal am Tage vier Stunden lang gemolken werden. Im Beispiel von rumänischen Gastarbeitern, die inzwischen ihre eigenen Stiefel und Schürzen bringen müssen, da sie sie gerne mitgenommen hätten, das wäre dem Besitzer zu teuer gekommen …

Beim letzten Zwischenspiel geht sie mit Krischan in die Domäne Dahlem, wo Städtern und vor allem deren Kindern gezeigt wird, wie schön es auf dem Land sein kann. In einem Saal, gesponsert von Lebensmittelkonzernen (!), erfahren sie, wie schön die Lebensmittel im Laden aussehen. Von den Mühen der Arbeit, oder auch nur von leidenden Tieren ist nichts zu sehen …

Wie sähe der Traummilchbauernhof aus, der nachhaltig Zufriedenheit schaffte? Frau Ruge und Krischan denken an etwa 50 Kühe, die könnte man ohne Hilfskräfte und ohne sich zu erschöpfen, als Bauernfamilie betreiben, wenn dann der Milchpreis stimmte.

Ich würde gerne mal zu so einem Zwischenspiel mitkommen, selbst wenn ich nichts sagen dürfte, nur Zuhören wäre sicher interessant …


Genre: Landwirtschaft, Politik und Gesellschaft, Umwelt
Illustrated by Verlag Antje Kunstmann

Mädchen, Frau etc.

Dieses Buch fesselt von der ersten Seite an, es lebt von der aufmerksamen Beobachtung und Beschreibung der Protagonisten. Wir lernen mit Anteilnahme und Humor ein Dutzend britischer Frauen während der letzten hundert Jahre kennen, alle Generationen sind vertreten, viele kennen sich untereinander.

Manche kommen aus gutem Hause, andere hatten ledige Mütter, manche entdecken für sich den Feminismus der sechziger Jahre (Betty Friedan!), andere sind oder werden lesbisch, nie verschämt, mal kämpferisch. Amma etwa nimmt sich vor, nur einmal mit derselben zu schlafen, und als sie sich ein Kind wünscht, lässt sie sich von ihrem schwulen Freund Roland (künstlich!) befruchten. Die Tochter Yazz ist inzwischen eine Studentin, strotzt vor Selbstbewusstsein und wickelt ihre Eltern um den Finger; getrennt, versteht sich.

Wir lesen die Geschichte von Hattie, einer Gutsbesitzerin im Norden Englands, andere sind Lehrerinnen an Schulen, die sich in jungen Jahren an der Aussicht erfreuten, etwas zur Bildung gerade sozial Schwacher beizutragen, dies zeigt sich nach Thatcherschen Schul- und anderen Reformen als Illusion und führt zumindest bei Shirley zu Verbitterung. Dass ihre eigene Mutter sie auch noch mit ihrem Mann betrügt, erfährt sie zum Glück nicht. Es werden Vertreterinnen der weiblichen Linie bis zur Urgroßmutter vorgestellt, und die Spannungen zwischen den Generationen gespiegelt.

Das Buch ist geschrieben, wie man spricht, mit spärlicher Interpunktion, und unter Vermeidung direkter Rede. Es ist das Besondere des Stils, dass es weniger Dialoge gibt, aber dafür werden die Gedanken der Protagonistinnen aufgeschrieben, also auch das, was nicht gesagt wird. Ich habe es erst im englischen Original gelesen, die Übersetzerin ist tapfer, nicht immer gelingt es ihr, den frechen Stil der Autorin wiederzugeben, auch weil diese gerne Abkürzungen verwendet, wie bei der SMS Sprache.

Durchgängig ist im Buch Sex wichtig, jede entdeckt für sich, wie sie es am liebsten hat, ohne Details über erotische Techniken. Alter spielt dabei keine Rolle. Als Penelope sich mit über 70 einen neuen Lover sucht, erwägt sie, sich die Schamhaare färben zu lassen, ist dann aber nicht nötig…

Bei den ganz Jungen, wie Yazz, geht es um Gender-, auch Transgenderfragen, es geht auch darum, welchen Pronomina das selbst gewählte Geschlecht verlangt, hier ist die deutsche Sprache deutlich spröder als das Englische.

Der Aufbau des Buches ist folgender: Amma ist trotz ihrer aus Afrika stammenden Eltern eine erfolgreiche Dramaturgin am National Theater geworden. Heute Abend ist Premiere ihres Stückes und die meisten Menschen, die sie in ihren über fünfzig Jahren begleitet haben, werden kommen, auch danach zur Premierenfeier.

Das Theaterstück wurde vor zehn Jahren von Amma geschrieben, (und so lange dauerte es, bis sie es auf inszenieren durfte) über das vorkoloniale Benin, in dem der König, aus Angst vor männlichen Rivalen seine Sicherheitsgarde aus Frauen gebildet hatte. Mehrere Hundert waren es, formal mit ihm verheiratet, und sie durften von keinem Mann gesehen, geschweige denn, berührt werden. Irgendwann wenden sie sich gegen ihn, dann zueinander und genießen ihr lesbisch Sein.

Im Buch folgen nach Ammas Gedanken auf dem Weg zum Premierenabend die Biographien der (sie selbst eingeschlossen) zwölf Frauen, die alle afrikanische Vorfahren haben. Es geht um Kindheiten in Nigeria, auf Barbados und die schwierigen Eingewöhnungszeiten in England, die Diskriminierungen als Schwarze, die manche schon als Kinder, alle als Erwachsenen erfahren haben, werden präzise und ohne Larmoyanz beschrieben.

Die Auswirkungen gesellschaftlicher Veränderungen werden aufgeführt, in London werden Stadtviertel gentrifiziert, auf dem Lande erlebt Hattie die Industrialisierung der Landwirtschaft.

Und was ist mit den Männern? Sie gibt es als Väter, Brüder, Ehegatten und (Schwieger)Söhne, wie die Frauen sie wahrnehmen. Auch sie wurden als Kinder des britischen Empire irgendwann Briten. Anders verlief nur die Jugend von Hatties Mann Slim: er war ein US-Soldat aus Georgia, Nachfahre von Sklaven, der wegen Hattie in England blieb und die Engländer als viel respektvoller empfand: Niemand hier hat ihn je Boy gerufen. Ironie des Schicksals: in einem Geheimfach von Hatties Vorfahren findet er Dokumente, die belegen, dass Grundstock des Vermögens Sklavenhandel war. Und Hattie muss beobachten, wie die gemeinsamen Kinder Besuchern erzählen, ihr Vater wäre ein angestellter Landarbeiter.

Nur Rolands Gedanken werden uns, wie die der Frauen, im O-Ton beschrieben. Er ist von sich sehr angetan, immerhin gehört er zum Establishment als TV Promi, Prof. für Soziologie, und das als Einwandererkind, das mit zwei Jahren aus Gambia gekommen war! Leider will keiner der langjährigen Bekannten, die er auf der Premierenparty trifft, seine langen Predigten über das Theaterstück, oder Ergüsse zu anderen Aspekten des Lebens anhören. Es sind Szenen wie diese, die sich mit

Vergnügen lesen, weil Menschenkenntnis und Humor zusammentreffen.

Überhaupt ist die Premierenfeier, auf der reichlich Prosecco fließt, und wo so unterschiedliche Menschen zusammengewürfelt werden, ein Genuss, schon die Beschreibungen der Outfits, viele haben einen afrikanischen Touch. Erfrischend ist, welche Schlüsse gezogen werden, etwa, dass Frauen mit festem Schuhwerk wahrscheinlich lesbisch sind.

Und wir sehen, wie sich Menschen entwickeln können, wie alte Überzeugungen gepflegt, oder eben geändert werden. Nochmal zum Sex: Amma bevorzugt jetzt Dreier, gerne in langjährigen Beziehungen.

Das Buch ist spannend, flott geschrieben und überzeugt durch die klug gewählten und gut getroffenen Persönlichkeiten. Das ist einfach guter Stoff. Zum Schluss gibt es dann noch einen Epilog, mit dem sich ein Kreis schließt …


Genre: Frauenliteratur, Politik und Gesellschaft
Illustrated by Tropen Verlag

Reise um meinen Garten. Ein Roman in Briefen

„Die Natur muss gefühlt werden, wer nur sieht und abstrahiert, kann Pflanzen und Tiere zergliedern, er wird die Natur zu beschreiben glauben, ihr selbst aber ewig fremd sein.“ Alexander von Humboldt, 1810

Humboldt hatte Alphonse Karr aus der Seele gesprochen, ob er ihn auch gekannt hatte? Vielleicht hat er Deutsch verstanden, sein Vater war ein deutscher Pianist, aber gelebt hat Karr in Frankreich, als jüngerer Mensch in Paris, wo er gerne mit Literaten in Salons verkehrt, später in seinem Garten im Süden Frankreichs.

Das Lesen ist immer wieder ein sich Zurückversetzen in lange vergangene Zeiten: Wie sahen vor zweihundert Jahren die Gärten aus, was wussten die Menschen über Pflanzen und überhaupt von der Welt? Dass dies kein Ratgeber für meinen Garten sein würde, war mir klar, aber dass der Autor literarische Ambitionen hatte und ich nicht nur über Pflanzen und Menschen, sondern ganz viel über Insekten lesen würde, hatte ich nicht erwartet, konnte mich aber daran gewöhnen.

Das Buch Reise um meinen Garten hat über vierhundert Seiten und ist vor 175 Jahren in Frankreich erschienen. Verfasst in bald sechzig Briefen, die er an einen Freund auf Weltreise schreibt, dessen Abfahrt er beobachtet hatte, aber der Freund nahm ihn gar nicht wahr: Reisende soll man nicht aufhalten, denkt er und schreibt nun lange Briefe, die beweisen, dass man auch im eigenen Garten auf Weltreise gehen kann. Er berichtet wortreich, was er alles Schönes in seinem Garten entdeckt.

Neid auf dessen Abenteuer hätte er bekämpft, glaubt er, ihm reiche sein Garten, während der arme Reisende wahrscheinlich noch nicht einmal weiß, ob er in der Fremde etwas zu essen bekommt, und wer weiß, ob die Betttücher dort überhaupt gewaschen werden. Vom Unbewussten ahnt er nichts, veröffentlicht wird das Buch zwölf Jahre vor Freuds Geburt, Selbstreflexion ist ihm fremd.

Die aufmerksamen Beobachtungen der Pflanzen, und der Insekten, werden präzise und wortreich beschrieben. So wie bei den französischen Romanciers seines Jahrhunderts, musste ich mir in Erinnerung rufen, dass früher mehr Zeit war, die man gerne mit Schreiben und Lesen zubrachte, da es von den Tätigkeiten, die heute unsere Zeit auffressen, noch nicht viele gab.

Zum Glück gibt es ein ausführliches Vorwort, indem ein derzeitiger Gärtner uns in Karrs Zeit einführt, und etwas über ihn erzählt. Er hatte eine Satirezeitschrift (mit dem Namen Die Wespen) gegründet und zieht auch in diesen Briefen gerne über andere her. Am liebsten über Akademiker, schon kleine Kinder werden von ihren Lehrern von den Dingen abgehalten, die wichtig sind, etwas vom Spielen.

Botaniker kommen besonders schlecht weg mit ihren lateinischen oder griechischen Vokabeln, man könne doch die Wörter nehmen, die die Menschen in ihrer Sprache gefunden haben und richtig aussprechen können.

In welcher Ordnung für Pflanzen kommen Gerüche vor? Farben? Alles das, was Gefühle auslöst? Vom Blau weiß er: “… das Parmaveilchen hat ein sehr blasses Lapisblau, danach kommt der blaue Wiesenstorchenschnabel, dann die chinesische Glyzinie, dann die Leinblume, dann kommt in der Reihe der Nuancen das Vergissmeinnicht, der Borretsch, die Hundszunge, der Prachtsalbei, die Trichterwinde …” und so geht es noch lange weiter. Dazu stelle ich mein Kapitel „Blau im Garten“ vor, wo ich beschreibe, wie anderthalb Jahrhunderte später Liebermann und Foerster den Faden weiterspinnen …

Insekten beschreibt er minutiös, etwa die Entwicklung der Larven (schön wie Delphine!) zu Steckmücken, lässt sich 10-mal stechen, um den Stechrüssel observieren zu können. Mir wurde klar, dass wir heute kaum noch Insekten haben.

Klischees gibt es zuhauf: arme Menschen sind gute Menschen, reiche Menschen sind schlecht. Frauen sind Geschöpfe, denen man Sträußchen offeriert, gerne Veilchen, aber sonst gibt es nichts über sie zu sagen.

Gerade in einer Zeit, in der eigene Reisepläne nicht umsetzbar sind, genieße ich die Reise um Karrs Garten. Ich las immer nur ein Kapitel pro Tag. Also, wer gerne dicke Bücher liest, so wie die Rschersch von Proust, der sollte anfangen und wird es lieben.


Genre: Garten, Klassiker, Literatur
Illustrated by Die andere Bibliothek