Turbulentes Alltagsleben
Yumeaki bekommt mit, wie Wakos Exfreund Jo ihr einen Heiratsantrag macht. Er hört aber auch, dass sie diesen ablehnt. Nach einem Gespräch verzeiht er Wako und sie organisieren sich ein schönes Weihnachtsfest mit vielen kleinen Dingen, die sie zum ersten Mal machen. Wako kommen aber Zweifel, ob diese Beziehung, die sie geheim halten müssen, auf Dauer gut gehen kann. Sie beschließt, das Beste aus der Situation zu machen, unterstützt Yumekai in seinen Träumen und macht sich Gedanken über ihre Zukunft, denn ihr Job ist nur befristet und sie hat wegen ihres Alters wenig Auswahl. Dabei erinnert sie sich, dass sie vor langer Zeit Filmvorführerin werden wollte. Sie nimmt eine gute Gelegenheit wahr, bei einem Filmdreh dabei zu sein, wundert sich aber, dass der filmbegeisterte Yumeaki nicht mitwill. Außerdem macht sie sich Gedanken um die traditionelle Rolle der Frau – alle ihre Freundinnen und ihre Schwester sind verheiratet, schwanger oder haben schon Kinder. Währenddessen begegnet Yumeaki einem geheimnisvollen Mädchen, das wie er filmt. Und Wako meldet sich für Fortbildungen an, um eine bessere Aussicht auf einen guten Job zu haben. Dann aber gibt ihr Yumeaki den Schlüssel zu ihrer Wohnung zurück und trennt sich von ihr.
Wako fällt aus allen Wolken, versucht aber trotzdem, weiterhin etwas aus ihrem Leben zu machen. Sie überdenkt ihre Selbstzweifel, schneidet sich die Haare, entfernt Yumeakis Sachen und gibt sich Zeit zum Trauern. Als ihre Mutter erkrankt, erkennt sie, dass diese nicht wollte, dass Wako das Rollenklischee erfüllt, sondern auf ihre Weise glücklich wird. Das befreit Wako von ihren kritischen inneren Stimmen. Im Gespräch mit einer Kollegin, deren Arbeitsvertag ebenfalls ausläuft, regt diese sie an, selbstständig und eine Barista zu werden – Wako liebt Kaffee über alles. Außerdem könnte Wako eine Mischung aus Café und Kino anbieten. Außerdem hat Wako jetzt den Mut, öffentlich zu sagen, dass sie sich von gesellschaftlichen Erwartungen nicht unter Druck setzen lassen und ihr eigenes Ding durchziehen will. Ein paar Jahre später ist Wako dort angekommen, wo sie hinwollte.
Der Druck der Normen und Rollenklischees
Die Reihe endet mit dem siebten Band und hält eine glückliche Wendung für Wako bereit. Damit ist diese Geschichte eine, die zwar die Schwierigkeiten einer Beziehung einer älteren Frau mit einem jüngeren Mann aufzeigt, diese aber nicht von vorneherein scheitern lässt oder auf eine endgültige Katastrophe zuläuft, wie das leider oft der Fall ist. Wenn der Mann (viel) älter als die Frau ist, ist das eine Selbstverständlichkeit, ist aber die Frau (viel) älter als der Mann, wird das auch in Fiktionen oft genug zu einem Drama hochgepuscht, in dem es gerade für die Frau nicht gut endet. Soll so die Frau für etwas, was für den Mann selbstverständlich ist, bestraft werden? Wie gesagt, zum Glück ist es hier anders. Der Manga hat den Anspruch, den er selbst durch Wako formuliert, in der Realität zu stehen. Deshalb zeigt er keine Promis, sondern ganz normale Menschen in einer ganz normalen Realität, die sich außerhalb der für sie vorgesehenen Norm verlieben – und dadurch Schwierigkeiten bekommen. Mit denen gehen sie auch mal besser und mal schlechter um, was ebenfalls ganz normal ist.
Außerdem sind es die kleinen Dinge, die im Manga Großes ankündigen oder auf leise, aber wichtige Dinge oder innere Befindlichkeiten hinweisen. Wako z.B. ist eine Frostbeule, und es ist kalt, als sie ihren großen Streit mit Yumeaki hat. Aber als sich dieser klärt, ist der sanft herabfallende Schnee ein Zeichen für ihr leises Glück und für die kleinen, aber wichtigen Veränderungen, die an diesem Tag geschehen. Am selben Tag findet Wako zwei Handschuhe im Schnee (nicht nur einen), die ihre Finger wärmen und sie bestellt für sich und Yumeaki einen teuren ganzen Kuchen, nicht nur einen halben – sie ist mit ihm ganz und für sie gehören zwei Menschen zueinander, wenn sie zueinander passen.
Es sind die kleinen und großen Ermunterungen der anderen, die manchmal den großen Unterschied machen. Wakos Kollegin bringt sie auf eine gute Idee, wie sie ihre berufliche Zukunft gestalten kann in einer Welt, die ältere Arbeitnehmer*innen aus ihrem Repertoire verbannt. Und Wakos Mutter befreit Wako aus ihrem Selbsthass, indem sie den Erwartungsdruck von ihr nimmt. Denn das zeigt der Manga immer wieder: Rollenklischees und der Erwartungsdruck, dem gerade Frauen ausgesetzt sind, sitzen tief. Und verletzen Frauen permanent. Wako befreit sich von sich aus schrittweise aus diesem Druck, aber eine weitere Frau, und dazu die wichtigste in ihrem Leben, ihre Mutter, lässt die inneren kritischen Stimmen verstummen, die Wako ihr ganzes Leben lang gegeißelt haben. Das Frauennetzwerk hilft Wako in kritischen Situationen weiter, aber manchmal sind es auch Frauen, die unreflektiert an alten Mustern festhalten und so Wakos Selbstzweifel nähren. Wako selbst dagegen wünscht sich für die anderen Frauen, die sie kennt, dass sie in ihrem Rahmen mit dem, was sie wollen, glücklich werden – sie lässt ihnen die Wahl. Diese will sie aber auch für sich selbst und steht schließlich für sich und ihre Ansichten ein. Der Manga zeigt also auch den Entwicklungsprozess der weiblichen Hauptfigur zu sich selbst und damit zu einer besseren Zukunft.
Sehr empfehlenswerter Manga zum Thema „Beziehung einer älteren Frau mit einem jüngeren Mann“.