Die Zukunft unseres Wassers Was kann es? Wo fehlt es? Wem gehört es?

Die Autorin, deren Namen auf dem Titel vergrößert geschrieben ist, hat in einem flotten Stil von ihrer Arbeit als geschäftsführende Vorständin von Viva con Agua e.v. berichtet und alle Fragen, die auf dem Titel gestellt werden, beantwortet; gerne mit Ich-Botschaften.

Rüdiger Braun, der Mitautor, hat als Wissenschaftsjournalist die naturwissenschaftlichen Anteile beigetragen.

In zehn Kapiteln werden auf knapp 300 Seiten mit Quellenangaben Leser*innen mitgenommen, und es macht Spaß! Ich habe mich daraufhin an meine Wassererfahrungen in Tansania vor 45 Jahren erinnert und in meinem Blog von meiner aktuellen Tätigkeit als Wassermanagerin berichtet. Es beginnt mit:

„Wasser ist Leben. Wasser ist magisch. Wir sind Wasser.

Lasst uns die Wucht der gemeinsamen Welle zusammen entdecken…“

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Genre: Politik und Gesellschaft
Illustrated by Ludwig Buchverlag

Der lange Atem der Bäume

Der lange Atem der Bäume von Peter Wohlleben: Wie Bäume lernen, mit dem Klimawandel umzugehen – und warum der Wald uns retten wird, wenn wir es zulassen

Der aussagekräftige Untertitel könnte schon eine Zusammenfassung des Buches sein. Es ist in drei recht unterschiedliche Kapitel aufgebaut: Die Weisheit der Bäume, die Ignoranz der Forstwirtschaft und der Wald der Zukunft.

Das Nachwort von Prof. Dr. Pierre Ibisch bringt das Geschriebene auf den Punkt: Wir können nicht mehr glauben, wir wüssten, was der Natur guttut. Also: Lasst die Wälder in Ruhe, die Natur hat in Millionen Jahren herausgefunden, was sie zum Leben braucht.

Im ersten Kapitel werden Beobachtungen des Försters Wohlleben dargestellt, manche untermauert durch wissenschaftliche Studien. Es geht um Grundsätzliches: Wie der Stoffwechsel der Bäume Zucker aus dem im Überfluss vorhandenen CO₂ produziert und aus Wasser, an dem es durch die Veränderungen des Klimas zunehmend mangelt. Dabei sind Unterschiede zu beobachten bei Baumarten, bei Bodenverhältnissen, aber auch, ob es sich um den Nord- oder Südhang desselben Hügels handelt. Viele der Beobachtungen stammen aus den letzten Jahren, als das Wetter unvorhersagbar wurde. Neben der Trockenheit zeigt auch andauernde Feuchtigkeit ihre Spuren, etwa durch vermehrten Pilzbefall.

Es geht vor allem um die Gemeinschaft aller Lebewesen, auch im Wald: um „den komplex zusammengesetzten Holobionten.“ Wir lernen die Bedeutung des Zusammenspiels vieler Faktoren kennen, dabei zeigen gerade die alten Laubbäume, dass sie sich besser auf das Weiterleben trotz widriger Umstände verstehen.

Ein Jahrhunderte alter Baum hat schon einiges durchgemacht und Überlebenstechniken entwickelt, vor allem in seinem Wasserhaushalt. Nachdem ein Brand einen Wald im regenarmen Nordosten Deutschlands zerstört hatte, zeigt sich bei Begehungen, dass sich die Natur mit vielen Ansätzen erholt.

Durch menschliche Eingriffe nach der Lehre der Forstwirtschaft ist das Zusammenspiel der Natur durcheinandergeraten, vor allem durch die Plantagenwälder, die aus Nadelbäumen bestehen. Auch die schweren Maschinen, mit denen die Plantagen abgeerntet werden, schaden den Milliarden Lebewesen, die in der Erde leben.

Diese wichtigste Erkenntnis wird häufig wiederholt: Laubbäume, vor allem Buchen, sind für Deutschland besser geeignet. Dennoch werden Nadelhölzer in Plantagen angebaut und dienen dem Ziel der Holzwirtschaft. Diese strebt ein Abholzen nach 40 Jahren an. Danach fehlt der schützende Schatten, es fällt zu viel Licht auf den Boden, was der Zusammensetzung der Lebewesen in und auf dem Boden schadet.

Mit vielen Beispielen wird in Der lange Atem der Bäume der Irrsinn der etablierten „verbeamteten Waldwächter“ beschrieben, auch der Einfluss, den sie auf die Politik, im Beispiel die frühere Landwirtschaftsministerin, hatte. Mehr als 50 % der Wälder in Deutschland bestehen aus „gebietsfremden“ Nadelbäumen. Man pflanzt Nadelbäume aus Baumschulen, die möglichst gerade gewachsen sind, denn das gibt lange gerade Bretter, hofft man jedenfalls, aber diese vorgezogenen Setzlinge können im abgeholzten Wald, ohne den Schutz der alten Bäume nicht gedeihen. Es gibt Hinweise auf das „Greenwashing“ der Baumpflanzaktionen.

Da gibt es Universitätsprofessoren, die raten, man solle alte Bäume fällen um den neuen Platz zu geben, aber auch, im Land Rheinland-Pfalz ein Verbot bis Ende 2021 diese zu fällen: ein „Abschlagverbot.“

Nachdem in den drei Kapiteln nicht immer der rote Faden zu erkennen war und sich manches wiederholte, rundet das Nachwort das Geschriebene ab: Niemand weiß, was richtig ist, auch Wissenschaftlern steht besser Demut als Rechthaberei. Bäume haben den längeren Atem!


Genre: Landwirtschaft, Umwelt, Wald
Illustrated by Ludwig Buchverlag