Die Lösung ist immer der beste Fehler: Typische Probleme der Kommunikation im Alltag

Das kleine Büchlein ist 2021 erschienen, zum 100. Geburtstag des Autors. Es ist eine Wiedergabe eines 1995 gehaltenen Vortrags, und schon darin besteht ein Reiz: Watzlawick nimmt Beispiele von gelungener Kommunikation auf weltpolitischer Ebene aus dieser Gegenwart: damals, als der eiserne Vorhang am Verrosten war.

Er erläutert die Theorie des Konstruktivismus mit Beispielen für Kommunikation, gerne mit nicht-gelungener. Erst einmal wird festgehalten, dass man nicht nicht kommunizieren kann; wenn zwei Menschen in einem Raum sind, ist auch das Schweigen Kommunikation.

Mich sprachen besonders die Zitate bekannter Denker an, etwa Einstein (1926): „Es ist falsch anzunehmen, dass die Theorie sich auf Beobachtungen aufbaut. Das Gegenteil ist vielmehr der Fall: Die Theorie bestimmt, was wir beobachten können.“

Typische Aspekte problematischer Kommunikation werden dargestellt, etwa wenn die Firma Rolls-Royce ein Auto Silver Mist nennt und damit in deutschsprachigen Ländern aneckte, oder wenn in einem Feine Leute-Club in Südamerika die Treppe ein höheres Geländer braucht, nachdem erwachsene Männer heruntergestürzt waren: Die als richtig empfundenen Abstände beim Gespräch sind bei Südamerikanern größer als bei denen aus dem Norden des Kontinents: Sie wichen zurück und stürzten, ironisch warnt Watzlawick davor, dass für eine kulturspezifische Todessehnsucht zu halten.

Sein großer Erfahrungsschatz ist ihm in seiner Arbeit als systemischer Psychotherapeut zugewachsen, dazu gibt es Beispiele, wie in einem Beratungsgespräch Klienten verblüfft werden können.

Wir lernen, was Konfusionstechnik und was die Illusion der Alternativen ist: In der Nazizeit wurden von der Regierung große Plakate gedruckt mit: Nationalsozialismus oder Bolschewismus. Widerständler hatten sie mit Aufklebern versehen: Erdäpfel oder Kartoffeln. Und wir verstehen, warum US-Soldaten im Ersten Weltkrieg die englischen Girls für Schlampen hielten, während sie selbst bei denen als Lüstlinge galten …

Beim systemischen Denken wird die Veränderbarkeit von Ursachen im Laufe eines Prozesses beachtet und wie sich Wirkungen auf die Ursache auswirken.

Als Ergebnis von Kommunikation kommt es zu Wirklichkeitsauffassungen, „von denen wir alle naiverweise annehmen, dass sie die wahren, richtigen, objektiv ewig gültigen sind.“

Im Schlusssatz des kleinen, lesenswerten Büchleins entwickelt Watzlawick die Titelthese zu: Die Wahrheit ist nur der zweckmäßigste Irrtum. Stimmt doch, oder?


Genre: Beziehungen, Glück, Kommunikation, Psychologie
Illustrated by Carl-Auer Verlag