Heller Zauber

kolbe-1Advocatus Diaboli einer städtischen Kultur

Als sechstes Thema einer München gewidmeten Buch- und Ausstellungsreihe unter dem Namen «Erkundungen» hat die Bayerische Rück 1987 ein lesenswertes Buch über Thomas Manns Münchner Jahre herausgegeben, die Zeit von 1894 bis 1933 behandelnd. Mit profundem literarischen Sachverstand werden jene knapp vierzig Jahre beschrieben, die der Nobelpreisträger in seiner bayerischen Wahlheimat zugebracht hat, die Hälfte seines Lebens immerhin. Wobei der Autor Jürgen Kolbe kritisch und distanziert zur Auseinandersetzung mit seinem Thema herausfordert, indem er alle Stimmen zu Worte kommen lässt, dadurch liebgewonnene Vorurteile über Thomas Mann und Klischees über München in Frage stellend und nicht selten auch entlarvend. Bei der Lektüre dieses informativen Buches wird einem schnell klar, dass der berühmte Schriftsteller als Nordlicht, in Lübeck geboren und aufgewachsen, in einer ausgesprochenen Hassliebe mit der bayerischen Metropole verbunden war, von der er sich am Ende jedoch nur unter dem Druck der politischen Umwälzungen, in letzter Minute gewissermaßen, loslösen konnte und musste.

Auf 425 Seiten werden in diesem großformatigen Sachbuch alle Aspekte der Münchner Jahre von Thomas Mann beleuchtet. Außerdem ergänzen hunderte von prächtigen Fotos, sowohl aus dem Umfeld des Dichters und vieler seiner Zeitgenossen als auch von München, ferner diverse Reproduktionen von Dokumenten aus dieser Zeit, in idealer Weise den Text. Sehr häufig lässt Jürgen Kolbe den Schriftsteller der berühmtesten deutschen Romane persönlich zu Wort kommen, zitiert häufig aus den reichlich vorhandenen Quellen dieses wie kaum ein Zweiter seiner Zunft in allen seinen Äußerungen und Schriften archivarisch verewigten Literaten. Durch wahrlich glückliche Umstände war es Thomas Mann nämlich gelungen, Tagebücher, Werknotizen, Entwürfe und anderes mehr noch aus München herauszuholen, als ihm die Rückkehr aus dem Ausland praktisch schon verwehrt war, ihm drohte damals, politisch nicht opportun wie er war, als erklärter Gegner der Nazis ganz konkret das Konzentrationslager Dachau.

Bei allen Verdiensten hatte dieser Mensch auch seine dunklen Seiten, war ein Sonderling in der Münchner Kulturszene, ein «Bürgerprinzchen» mit bourgeoisem Habitus, früh zu Ruhm gekommen durch die «Buddenbrooks», die Boheme Münchens vehement ablehnend, er hatte kaum richtige Freunde. Und so verbarg er, seine homosexuellen Neigungen strikt verleugnend, unter der Camouflage einer bürgerlichen Existenz mit Familie und sechs Kindern sein wahres Ich, dem er verschämt im «Tonio Kröger» und im «Tod in Venedig» dann literarisch eine Stimme gab. Ein vom deutschen Zoll abgefangenes Paket mit Tagebüchern und anderen intimen Notizen wäre ihm beinahe zum Verhängnis geworden, hätten die Nazis es in die Hände bekommen. Er war in heller Aufregung deswegen und hat diese brisanten Unterlagen später im amerikanischen Exil höchstpersönlich verbrannt. Fontanes Protagonistin «Effi Briest» hatte dies nicht getan, die Folgen sind bekannt!

Es wird noch vieles beleuchtet in diesem gelungenen Werk über Thomas Mann, seine politische Wandelung, sein Konflikt mit dem so ganz anders gearteten Bruder Heinrich, seine oft ins Penetrante gehende Lebensweise als Familienvater ebenso wie als Literat. Berthold Brecht hat ihn hämisch als Großschriftsteller tituliert, Bruder Heinrich sagte, er sei ein «Genie nur innerhalb der Geschäftszeiten», damit auf seine unumstößliche, büromäßig ablaufende, pedantische Arbeitsweise anspielend, die in der Literatenszene, jedenfalls soweit mir bekannt, ohne Beispiel ist. Aber sei’s drum, was dieser Autor geschaffen hat als Werk, ist allenfalls mit dem Goethes zu vergleichen, und so hat er sich auch selbst gesehen, auf Augenhöhe mit dem Dichtergenie. Für kleine Münze wird dieses prächtige Buch heute antiquarisch angeboten, der Gewinn für den aufnahmefähigen Leser ist demgegenüber nur als immens zu bezeichnen.

Fazit: erfreulich

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Genre: Sachbuch
Illustrated by Siedler München

Die Gruppe 47

boettiger-1Von literarischem Kannibalismus

Bei der Lesung Helmut Böttigers im Münchner Literaturhaus, mit der sein neu erschienenes Buch über die Gruppe 47 vorgestellt wurde, folgte das zahlreich erschienene Publikum gespannt den Ausführungen über eine literarische Epoche, die Vielen durchaus noch gut in Erinnerung war. Mich eingeschlossen, der ich mich seinerzeit zwar literaturfern mit ganz anderen Dingen beschäftigte, die nicht gerade seltenen Meldungen über diese Gruppierung aber am Rande durchaus registrierte. Jetzt war nun plötzlich Anlass und Gelegenheit, sich näher mit dieser Episode der Zeitgeschichte zu beschäftigen, das Thema für sich persönlich aufzuarbeiten, damals Versäumtes nachzuholen, den Mythen mal auf den Grund zu gehen.

Ohne Frage ist es dem Literaturkritiker Böttiger mit seinem informativen Sachbuch gelungen, die Entwicklungsgeschichte dieser literarischen Gruppierung, für die es kein Vorbild gab und auch keine vergleichbare Nachfolge, sehr anschaulich und detailreich darzustellen. Dem heutigen Leser dürften viele der teilnehmenden Schriftsteller bei den Treffen der Gruppe 47 vom Namen her weitgehend unbekannt sein, erst recht aber vom Werk, so kurzlebig ist Literatur in der Tat! Auch die Thematik der heftigen Diskurse ist heute kaum noch nachzuvollziehen, von einem für alle gültigen Konsens konnte jedenfalls kaum die Rede sein, vernünftig Argumentierende gehörten damals wie heute zu einer raren Spezies. Man staunt schon, was diese hochgeistige Elite sich gegenseitig an den Kopf geworfen hat, wie gnadenlos die Verrisse ausgefallen sind. Es war purer literarischer Kannibalismus, der da praktiziert wurde in den sogenannten Werkstattgesprächen, meist destruktiv statt konstruktiv, den beurteilten Autor somit oft total entmutigend. Mit der triumphalen Lesung der «Blechtrommel» hat Günter Grass eines der raren Gegenbeispiele geliefert, wo das ziemlich einhellige Lob und die unumstrittene Verleihung des Preises der Gruppe 47 dem späteren Erfolg auf dem Buchmarkt vorausgeeilt war.

Überhaupt hat sich die Entwicklung der Berufskritiker, die jedenfalls ziemlich komplett versammelt waren und untereinander sowie mit den Autoren die Klingen gekreuzt haben, zu einem maßgeblichen Teil in der Gruppe 47 vollzogen. Walter Jens, Joachim Kaiser, Walter Höllerer, Marcel Reich-Ranicki und Hans Mayer saßen da in der ersten Reihe auf der «Kritikerbank» und nutzten ihre Anwesenheit zu persönlicher Profilierung. Sie wurden ihrerseits grandios verspottet, als «Großkritiker» regelrecht auseinander genommen von niemand Geringerem als Martin Walser, und zwar in einem Zeitungsartikel, dessen Text «zu den besten gehört, die er jemals geschrieben hat», und den Böttiger deshalb genüsslich zitiert. Man kann also auch herzhaft lachen bei dieser Lektüre, und staunen obendrein, was für einen Nonsens diese sich klug wähnenden Herren, es gab ja noch keine Damen in der Riege, selbstgefällig abgesondert haben. Dem Rundfunk ist es zu danken, dass durch Mitschnitte bei den späteren Treffen heute vieles rekonstruierbar ist, was da so alles gesagt wurde, Walsers köstliche Satire teils wortwörtlich bestätigend.

Mit dem Datum war Helmut Böttiger beim Signieren meines Buchexemplars der wahren Zeit zwar einen Tag hinterher, sein ausgezeichnetes Buch ist fachlich aber anderen recht deutlich voraus, und brillant geschrieben ist es obendrein. Es zu lesen lohnt sich somit für Leute, die tiefer einsteigen wollen in die deutsche Literaturgeschichte mit Autoren, von denen einige inzwischen ja schon fast Denkmalstatus erlangt haben. Dieses Buch erweitert den Horizont jedenfalls ganz ungemein, und man kann ihm als seriösem Sachbuch sogar hin und wieder einen gewissen Unterhaltungswert attestieren.

Fazit: lesenswert

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Genre: Sachbuch
Illustrated by DVA München

Proust zum Vergnügen

fischer-1Amüsantes aus dem literarischen Olymp

Zehn Jahre hat der Sprachwissenschaftler Bernd-Jürgen Fischer an seiner Neuübersetzung des siebenbändigen Jahrhundertromans «Auf der Suche nach der verlorenen Zeit» vom Marcel Proust gearbeitet. Der erste Band dieser übersetzerischen Großtat ist 2013 erschienen, sechzig Jahre nach der bis heute gültigen, kanonisch gewordenen Übersetzung von Eva Rechel-Mertens, und inzwischen liegen auch die anderen sechs Bände vor. Nun hat Fischer als Herausgeber dem von ihm in ein moderneres, weniger betuliches Deutsch übersetzten Romanriesen, als eine Art literarisches Amuse-Gueule sozusagen, noch das Reclam-Büchlein «Proust zum Vergnügen» folgen lassen, eine Sammlung von 14 Textfragmenten, die zum einen Teil aus der «Recherche» stammen, andererseits aus diversen Briefen, das alles außerdem noch ergänzt um einige Gedichte und etliche Abbildungen.

Es geht auch gleich amüsant zu Sache, im Faksimile abgedruckt ist im ersten Abschnitt unter dem Titel «Notgroschen» ein Brief vom Donnerstag, 17. Mai 1888 an den Großvater von Marcel Proust, der mich als nichts ahnender Recherche-Leser denn doch verblüfft hat, denn er lautet auf Deutsch: «Mein lieber, guter Großpapa, ich möchte Deiner Liebenswürdigkeit die Summe von 13 Francs abschwatzen, […] Und zwar aus folgendem Grund. Ich musste so dringend eine Frau aufsuchen, damit ich meine schlechte Gewohnheit, zu masturbieren, ablege, dass Papa mir 10 Franc für einen Besuch im Bordell gegeben hat. Aber 1. habe ich in meiner Aufregung einen Nachttopf kaputt gemacht, sind 3 Franc, und 2. konnte ich wegen der gleichen Aufregung nicht mehr vögeln. […], und darum habe ich gehofft, dass Du mir unter diesen Umständen zu Hilfe kommen würdest, von denen Du ja weißt, dass sie nicht nur außergewöhnlich, sondern auch einzigartig sind: das passiert nicht zweimal im Leben, dass man zu aufgeregt ist, um vögeln zu können …»

In den kurzen Passagen aus der – weit weniger anzüglichen – «Recherche» werden exemplarisch einige Protagonisten vorgestellt, beginnend mit Tante Léonie und dem Dienstmädchen Françoise (Bd.1 Swann), deren Gespräche brüllend komisch sind, weil an Banalität kaum zu überbieten. Der Diplomat Monsieur de Norpois (Bd.2 Mädchenblüte), ein «Gemeinplatz auf zwei Beinen», sei politisch überlegen allein durch seine ständigen Wiederholungen, er befindet sich permanent im Propaganda-Modus. Weitere vorgestellte Figuren sind Monsieur de Charlus (Bd.3 Guermantes) sowie Albertine und Bergotte (Bd.5 Gefangene). Als scharfer Beobachter entlarvt Proust – durchaus auch selbstironisch – die Eliten der damaligen Gesellschaft in ihrer Unredlichkeit und grenzenlosen Selbstüberschätzung. Köstliche Beispiele für den Witz von Marcel Proust finden sich vor allem in seinen hier abgedruckten originellen Briefen an die verschiedensten Adressaten, in denen er sich nicht scheut, zuweilen regelrecht albern zu sein, was auch für seine gelegentlichen lyrischen Versuche gilt, die ihn eher als Witzbold denn als Dichter erscheinen lassen.

Wer dem Olymp der allerbesten Romanciers angehört wie Marcel Proust, dem traut man Albernheiten kaum zu. Als profunder Menschenkenner aber sind ihm die moralischen Verfehlungen der dekadenten Oberschicht durchaus einen entlarvenden Seitenhieb wert, er selbst habe beim Vorlesen seiner Manuskripte oft am meisten gelacht, wird über ihn berichtet. Uns heutigen Lesern dürfte zuweilen der Erfahrungshintergrund fehlen, um seine subtilen Anspielungen auf Zeitgenossen und Geschehnisse immer nachvollziehen zu können, was aber dem Lesevergnügen kaum abträglich ist bei diesem faszinierenden Jahrhundertroman. Ihn wenigstens in Teilen zu lesen ist ein Muss, habe ich in meinem Essay «Auf der Suche nach dem guten Buch» zur «Recherche» angemerkt, denn «man schwimmt regelrecht mit auf einem Meer von wohlgesetzten Worten in einem traumhaften Prozess des Erinnerns». Und genau dazu will auch dieses mit vielen informativen Anmerkungen ergänzte Büchlein seine Leser ermuntern.

Fazit: lesenswert

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Genre: Sachbuch
Illustrated by Reclam Stuttgart/Dietzenbach

Saturday Night Biber

BiberSie lässt sich in Österreichs Bergen schockfrosten beim Hirsch-Watching, reist alternden Ameisenbären durch halb Europa hinterher und domestiziert eine Kakerlaken-Gang samt des berüchtigten Anführers Schabi Alonso: Anja Rützel ist die geborene Tierflüsterin (auch wenn man sich bisweilen nur schwer des Eindrucks erwehren kann, dass einige ihrer Patienten kurzerhand den Spieß umdrehen um ihrerseits als Rützel-Flüsterer zu reüssieren).

Mit einer kräftig wohltuenden Portion Empathie berichtet die Autorin über ihre Erfahrungen und Begegnungen mit der Fauna und beschränkt sich dabei nicht auf die leicht zu liebenden Tiere wie Hunde, Katzen oder Goldhamster; sie hat stets auch die Entrechteten und Zukurzgekommenen im Blick, seien es Molche, Kühe oder eben die besagten Schaben. Die geschliffene Sprache und der großartige Wortwitz machen dieses Buch zu einem echten Kleinod der Nischenliteratur, das Ganze solide unterbaut durch Zitate kompetenter (Tier-)Philosophen. Dem Werk wohnt eine beinahe verstörende Magie inne, die beispielsweise den Rezensenten dazu nötigte, sich noch während der Lektüre schnurstracks in den nächstgelegenen Zoo zu begeben um Alpakas zu beobachten.

Autorin Anja Rützel hatte bereits eine Stelle beim Landratsamt Main-Spessart sicher, doch sie besann sich (zum Glück für die Leser) eines Besseren und wechselte zur schreibenden Zunft. Einem breiten (sic!) Publikum ist sie bekannt als zuverlässig kompetente Berichterstatterin von Fremdschäm-TV-Events u.a. bei Spiegel Online, daher auch ihr ebenso lesenswerter Erstling »Trash-TV«.


Genre: Humor und Satire, Sachbuch
Illustrated by Fischer Taschenbuch Frankfurt am Main

Deutsche Wortarbeit

sydow-1Ein Buch für Querdenker

Multitalent René Sydow versucht verzweifelt, «den Leuten klar zu machen, dass Literatur nicht dort ist, wo am lautesten gelacht wird, sondern wo am lautesten gedacht wird», wie er in seiner unter dem beziehungsreichen Titel «Deutsche Wortarbeit» erschienen Textsammlung an einer Stelle schreibt. Wie wahr, ich kann ihm nur beipflichten. Mir erscheint dieses Statement wie ein Vorwurf an die Szene des Poetry Slam, zu der seit kurzem auch er gehört, mit großem Erfolg sogar. Denn bei den Spoken-Word-Schriftstellern hat die Performance des Vortrags einen oft viel zu hohen Stellenwert, Show und auch Komik sind den Jurys nicht selten wichtiger als literarische Qualitäten. Nun liegt unzweifelhaft für den auch als Schauspieler und Regisseur tätigen René Sydow gerade darin eine Art künstlerischer Heimvorteil, seine Vortragskunst ist jedenfalls auf sehr hohem Niveau, wie ich auf einer Veranstaltung in München kürzlich erleben konnte. Der Leser kann das übrigens auf der dem Buch beiliegenden CD selbst nachvollziehen.

Wer den Band mit Kurzprosa und Gedichten liest, wird feststellen, dass seine literarischen Qualitäten ebenfalls beachtlich sind. Schon der Titel des Buches weist ja darauf hin, dass hier sprachliche Kompetenz im Mittelpunkt steht, René Sydow erweist sich als ein Wortakrobat im wahrsten Sinne des Wortes. Mit seinen kreativen Wortschöpfungen verblüfft er immer wieder aufs Neue seine Leser, so wenn er zum Beispiel von «semantischen Paralympics» spricht und damit die Leute meint, wie sie tagtäglich im Fernsehen auftreten. «Die begehen alle Mundraub, das heißt sie beklauen die deutsche Sprache, und was davon übrig bleibt, ist ein Deutsch für Dummys». Was auch nicht weiter verwundert bei einem vorwiegend denkfaulen Publikum, eine kaputte Welt, wie er meint, «wenn schon die Bildungsministerin ihre Doktorarbeit abschreiben muss». Und er fügt hinzu: «Übrigens war ihr Thema ‚Das Gewissen’, interessant, nicht?»

Der Autor ist ein messerscharfer Beobachter des alltäglichen Wahnsinns um uns herum, den er scharfzüngig kritisiert, wobei er auf seinen unerschöpflich scheinenden «Wortschatz aus dem Silbensee» zurückgreift. An anderer Stelle resümiert er über seine Berufswahl als Schauspieler, nachdem die guten Jobs alle schon weg wären: «Kunstmäzen, Fußballlegende, Lottofee». Für seine Berufskollegen kommt er zu dem so gar nicht schmeichelhaften Schluss: «Die sind alle eingesperrt, im ausbruchssichersten Gefängnis der Welt: dem Ego». Seine selbstbewusste, analytische Gesellschaftskritik zielt gleichermaßen auf Politik und Medien, Sydow nennt Namen, unbeeindruckt von Prominenz, er moralisiert beharrlich und macht den Leser immer wieder nachdenklich.

Solche kurzen Texte stellen eine eigene, neue Literaturgattung dar, die man als Bühnenliteratur bezeichnet, sie sind pointiert und meist auch humorvoll, ziemlich unangepasst und oft sogar ausgesprochen frech, ein Bindeglied zur Comedy darstellend, von den renommierten Literaturkreisen (zu Recht?) bisweilen scheel angesehen. Zu meinem Erstaunen habe ich beim Anhören der CD noch viele Feinheiten herausgehört, die ich einfach überlesen hatte, was ja durchaus für die Gattung des Hörbuchs spricht. Überhaupt ist einiges an Wissen erforderlich, will man all die vielen subtilen Anspielungen und feinsinnigen Pointen verstehen in diesen sprachlich dichten Texten, wobei Fußnoten und ein Glossar dem Leser dabei helfen. Bei aller Lesefreude kamen mir aber doch einige der Texte als ziemlich «daneben gelungen» vor, ganz abgesehen von der Lyrik, die mich allerdings generell abschreckt, nicht nur bei René Sydow. Zusammenfassend könnte man von einem Buch für Querdenker sprechen, dass auch in kleinsten Häppchen genossen mit seinen 48 kurzen Texten gute Unterhaltung verspricht.

Fazit: lesenswert

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Genre: Sachbuch
Illustrated by Periplaneta Berlin

Die Kunst des Lesens

nabokov-2Wer sucht, der findet

Ist Lesen eine Kunst? Das wird sich so mancher Literaturfreund verblüfft fragen, wenn er auf das Buch «Die Kunst des Lesens» von Vladimir Nabokov stößt. Gemeint ist hier natürlich die Rezeption von Literatur, genauer gesagt von Epik. Wie daraus größtmöglicher Nutzen zu ziehen ist, die größte Bereicherung und höchste Erbauung, das erfahren wir in eindrucksvoller Weise aus diesem informativen Buch. Es beschäftigt sich exemplarisch mit europäischer und russischer Prosaliteratur und zeigt detailliert auf, wodurch Literatur zu Kunst wird.

Die ursprünglich in zwei Bänden aus dem Nachlass des Literaturwissenschaftlers herausgegebenen Niederschriften seiner Vorlesungen sind mit weiteren Vortagstexten angereichert, es ist also kein originäres Werk aus einem Guss, und in der hier vorliegenden Ausgabe wurde das Ganze auch noch zu einem Band gekürzt. Dass dabei ausgerechnet die beiden literarischen Giganten Proust und Joyce weggefallen sind, war mir besonders schmerzlich, man bekommt die vollständigen Bände aber problemlos antiquarisch. Die deutschsprachige Literatur ist einzig durch den Roman «Die Verwandlung» von Franz Kafka vertreten, wobei Nabokov seine Auswahl folgendermaßen begründet: «Er ist der bedeutendste deutschsprachige Schriftsteller unseres Zeitalters; im Vergleich zu ihm sind Lyriker wie Rilke oder Romanciers wie Thomas Mann Zwerge oder Gipsheilige». Damit hat sich der Professor weit aus dem Fenster gelehnt, und er tut dies auch mit der weiteren Auswahl der «Meisterwerke der europäischen Literatur», Jane Austen – Mansfield Park, Charles Dickens – Bleakhouse, Flaubert – Madame Bovary, Stevenson – Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Im zweiten Teil, «Meisterwerke der russischen Literatur», finden wir Gogol – Der Mantel, Dostojewski, Tolstoi – Anna Karenina und Tschechow – Die Dame mit dem Hündchen. Eine Sonderrolle nimmt dabei Dostojewski ein, von dem er nicht das einzelne Werk untersucht, den er vielmehr insgesamt beurteilt: «Unter diesem Blickpunkt [zeitloses Kunstwerk, individueller Genius] ist Dostojewski kein bedeutender Schriftsteller, sondern eher mittelmäßig mit dem gelegentlichen Aufblitzen brillanten Humors, aber, ach!, mit Wüsteneien literarischer Plattheiten dazwischen».

Nabokov, einem größeren Publikum meist nur als Autor eines Bestsellers zum Thema Pädophilie bekannt, steuert viele kluge Gedanken bei zum Umgang mit Literatur. Im Vorwort macht er mit einem Zitat von Flaubert deutlich, dass fünf oder sechs gute Bücher gründlich zu kennen optimal wäre für jeden Leser, woraus natürlich folgt, man müsse sie mehrmals und mit Bedacht lesen. Darin stimmt er übrigens mit Seneca überein, der die gleiche Empfehlung schon zweitausend Jahre früher, in seinen berühmten Briefen an Lucillius, ausgesprochen hat. Man solle außerdem tunlichst ganz unvoreingenommen an seine Lektüre herangehen, sich dem literarischen Kunstwerk unbeschwert und offen nähern. Und man dürfe auch nie vergessen, «in Wahrheit sind bedeutende Romane nichts anderes als großartige Märchen», wer Realität suche und wissenschaftliche Exaktheit, der sei hier falsch. Das höchste Glück des sich um Zugang zu seinen Lesern bemühenden, wahrhaftigen Dichters hat er in einem wundervollen Bilde beschrieben: «Der große Künstler erklettert den weglosen Hang, und was meinen Sie, wen er oben, auf einem windumtosten Felsband, trifft? Den keuchenden und glücklichen Leser. Dort fallen sie sich in die Arme und bleiben auf immer vereint». Ein guter Leser, postuliert Nabokov, ist jemand, der über «Vorstellungskraft, ein Gedächtnis, ein Wörterbuch und eine gewisse künstlerische Einfühlungsgabe verfügt – und letztere bemühe ich mich in mir selbst und in anderen zu entwickeln».

Ob ihm das bei den Lesern dieser höchst interessanten Sammlung seiner literarischen Vorträge gelingt, liegt allein bei jedem Leser selbst. Wer sucht, der findet! Mich jedenfalls hat diese Lektüre sehr bereichert.

Fazit: erfreulich

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Genre: Sachbuch
Illustrated by Fischer Taschenbuch Frankfurt am Main

Die Kunst des Erzählens

wood-1Ein Marketing-Trick des deutschen Verlegers

Wer hat da nicht drauf gewartet als eifriger Romanleser! Es gibt jetzt endlich ein Buch, das uns die schwierige Frage beantworten will, «was unterscheidet einen guten Roman von einem schlechten», wie es im Klappentext heißt. Geschrieben von dem englischen Kritikerpapst James Wood, bisweilen tatsächlich als berühmtester Literaturkritiker der Welt apostrophiert, zugleich Professor für Literaturkritik an der Harvard-University, was reichlich vorhandene Fachkompetenz erwarten lässt, aber selbstverständlich keine Unfehlbarkeit wie bei den echten Päpsten in Rom.

In einer präzisen Sprache ohne akademische Attitüde erfahren wir viel Wissenswertes zum Thema Erzählen in Schriftform, als Prosa natürlich. Bei seinem Bemühen, die verborgenen Geheimnisse der hohen Schreibkunst offenzulegen, führt uns Wood tief hinein in die Methoden der Textanalyse. Er erklärt kenntnisreich und an vielen Beispielen alle Aspekte der Erzähltechnik: Sprachstil und Ausdruck, erlebte Rede, Dialog, deskriptive Pause, Perspektive, runde und flache Figuren, Detailauswahl, Metaphern und Konventionen. Auffallend ist, dass dabei der Plot als essentieller Bestandteil einer Geschichte nahezu unbeachtet bleibt, was in ziemlichem Gegensatz zur Erwartungshaltung, ja zum Kennzeichen der persönlichen Lesebiografie der allermeisten Romanleser stehen dürfte. Stattdessen solle der Leser sein «drittes Ohr» sensibilisieren für subtile Anspielungen und historische Bezüge des Erzählten!

Was denn auch prompt einigermaßen schwerfällt angesichts Woods einseitiger Orientierung zum literarischen Realismus hauptsächlich des 19. Jahrhunderts, womit er sicherlich viele Leser ausgrenzt bei seinen klugen Erläuterungen, was «hohe» Literatur ist. Er beschäftigt sich besonders intensiv mit Flaubert, wenn er uns erklären will, worauf es sich zu achten lohnt. Zeitgenössische Autoren hingegen werden recht stiefmütterlich behandelt bei Wood, nur David Foster Wallace wird häufiger erwähnt. Der deutsche Leser gar wird sich verwundert die Augen reiben, Goethe, Fontane, Mann führen nur ein Schattendasein in Woods literarischem Kosmos, kaum der Rede wert. Warum das so ist, kann jeder leicht nachvollziehen, der in einer Londoner Buchhandlung mal nach Büchern dieser Autoren fragt, er wird nur erstaunte Rückfragen auslösen. Goethe what? Can you spell it out, please!

Womit das ewige Problem der Fremdsprachen deutlich wird, die unsere Literaturwelt in viele Sprachinseln aufteilen. Es werden also Übersetzungen erforderlich, bei denen dann manches, wie am Beispiel eines französischen Wortklangs demonstriert wird, einfach unübersetzbar ist. Die recht einseitig hauptsächlich Woods englischer Muttersprache zugewandte Buchauswahl hat jedenfalls zur Folge, dass vieles nicht nachvollziehbar ist, weil man die Konventionen nicht kennt, die dem Text zugrunde liegen. Aber auch, weil man die Autoren und ihre Romane nicht kennt, von manchen noch nie gehört hat, manches auch gar nicht in deutscher Übersetzung vorliegt. Damit fehlt, mir jedenfalls, häufiger mal die Verständnisgrundlage, ein ziemliches Manko für dieses ambitionierte Werk.

Das euphorische Vorwort von Daniel Kehlmann ist ein deutliches Indiz für die eigentliche Zielgruppe dieses Buches, für Leute die schreiben nämlich, die hier dann auch einen üppig bestückten literarischen Werkzeugkasten vorfinden samt detaillierter Gebrauchsanweisung. Reine Leser hingegen ziehen ihren Nutzen en passant, indem sie den Schriftstellern über die Schulter schauen quasi. Warum wir lesen und was das Lesen bewirkt, das findet man ziemlich versteckt in einer der vielen Anmerkungen im Anhang des Buches. Was aber gut ist als Roman, das müssen wir uns selbst zusammenreimen, das kann man nämlich nicht generell und für jeden passend definieren, da ändert auch dieses interessante Buch nichts dran. Insoweit ist die im Klappentext gleich mit dem ersten Satz versprochene Aufklärung für den erwartungsvollen Leser nichts weiter als ein Marketing-Trick des deutschen Verlegers.

Fazit: lesenswert

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Genre: Sachbuch
Illustrated by Rowohlt

Trash-TV

41bKLwcNI6L»Man darf als Kulturwissenschaftler nicht vor scheinbar niederen Themen und Phänomenen zurückschrecken, weil sich ein Müllmann auch nicht vor dem Müll fürchten darf.«

Von der durchsichtigen Bluse bei »Wünsch Dir was« (für den Rezensenten eine prägende frühpubertäre TV-Erfahrung) bis zu den Kasalla-Eskapaden känguruhodenverzehrender Dschungelcamp-Rabauken: Getreu dem obigen Motto begibt sich Anja Rützel in die Niederungen des Katastrophenfernsehens und sie macht dabei keine Gefangenen. Das tut sie jedoch ohne oberlehrerhaft erhobenen Zeigefinger, dafür mit wunderbarem Wortwitz und Empathie statt Zynismus. Dennoch wird nicht gespart mit Kritik an den z.T. menschenverachtenden Formaten (»Germany’s next Topmodel«), aber eben nicht als elitär verächtlich schnaubende Bildungsbürgerin, sondern als bekennender Trash-TV-Fan; »Es ist Mist, aber ich mag’s.«

Auch wenn bisweilen Zitate vermeintlicher Philosophie- und Medienexperten eingestreut werden: Wirklich notwendig ist das nicht, denn Frau Rützel macht das auch alleine vortrefflich, das Buch ist ein großartiges Lesevergnügen, nicht nur für die Zielgruppe von RTL & Co.

Autorin Anja Rützel hatte bereits eine Stelle beim Landratsamt Main-Spessart sicher, doch sie besann sich (zum Glück für die Leser) eines Besseren und wechselte zur schreibenden Zunft. Einem breiten (sic!) Publikum ist sie bekannt als zuverlässig kompetente Berichterstatterin von Fremdschäm-TV-Events u.a. bei Spiegel Online. In ihrer Freizeit veranstaltet sie gerne Schabenorakel mit Hund Juri als notariellem Beobachter.


Genre: Sachbuch
Illustrated by Reclam Stuttgart/Dietzenbach

Warum die Sache schiefgeht

In ihrem Buch »Warum die Sache schief geht« schildert Karen Duve, wie Egoisten, Hohlköpfe und Psychopathen uns um unsere Zukunft bringen. Die Autorin geht dabei davon aus, dass die Menschheit in eine unkontrollierbare Katastrophe rast und sich letztlich selbst ausrottet. Vor allem Bankenwesen, Pharmakonzerne, Großindustrie und die ihre Interessen vertretenden Regierungen seien an dem unvermeidlichen globalen Kollaps schuld. Erforderlich sei eine sofortige radikale Änderung unseres Lebensstils und vor allem die Abschaffung des gedankenlosen Konsums, um anständig überleben zu können. Weiterlesen


Genre: Sachbuch
Illustrated by Goldmann München

Pokémon Go. Das ultimative inoffizielle Handbuch

8002Pokémon Go ist statistisch betrachtet das erfolgreichste Handy-Spiel aller Zeiten. Um die Millionen deutscher Kids, die mit ihren Smartphones Pokémons jagen, mit erforderlichem Basiswissen auszustatten, legt der Loewe Verlag nun ein ansprechendes Handbuch vor. Damit können sich Anfänger die Grundlagen des Spiels aneignen und Fortgeschrittene erhalten nützliche Anregungen. Weiterlesen


Genre: Kinder- und Jugendbuch, Sachbuch
Illustrated by Loewe Bindlach

1766-2016: 250 Jahre Prater Kino Welt

prater2016 feierte der Wiener Prater sein 250-jähriges Jubiläum, nachdem Kaiser Joseph II. die ehemals kaiserlichen Jagdgründe öffentlich zugänglich gemacht hatte. 2005 – zum fünfzigjährigen Bestehen des Filmarchivs Austria – erschien die vorliegende Publikation mit dem Titel “Prater Kino Welt”, die sich mit dem Prater als Mythos und Heimat von Illusionen beschäftigt. Eine DVD, die auch heute noch erhältlich ist, sowie eine Ausstellung und ein Festival beim Riesenrad begleiteten das Jubiläum und feierten u.a. auch die ersten Filmvorführungen überhaupt die in eben diesem Prater erstmals Ende des 19. Jahrhunderts stattfanden. Der Prater ist seit damals ein Raum zur Assimilierung der Moderne in dem Hochschau- oder Achterbahnen, Schiffs- und Aeroplankarusselle oder das Prater Hochhaus Hotel Mysteriös und Kaiserpanoramen ausgestellt wurden. Auch Reisen in fremde Welten wurden dort angeboten, etwa nach Venedig, Japan oder Afrika. Aber auch die literarische Repräsentation des Praters von Stifter, Salten und Zweig wird in vorliegender Publikation Rechnung getragen, sowohl in visueller als auch klanglich-auditiver aber sexueller Konnotation und Dimension.

Krystall-Kino und Milieu im Prater

Attraktionen wie Panoramen, Dioramen, Laterna-Magica-Vorführungen, Schnellfotografen oder Panoptiken und „Kunstkabinette“ und schließlich auch die Cinematagraphie hielten in dem Vergnügungsviertel am Wiener Stadtrand Einzug und begeisterten einerseits ein aristokratisches andererseits auch proletarisches Publikum. Der Prater wurde so schon sehr früh zu einer Begegnungsstätte unterschiedlichster Schichten und Klassen und das noch bevor es überhaupt so etwas wie eine bürgerliche Gesellschaft gab. 1904/05 gab es eine Art Gründerzeitstimmung im Prater, schreiben die beiden Herausgeber in ihrem Einleitungsessay zu vorliegendem Bilderbuch, das mit interessanten wissenschaftlichen Texten versehen auch zu einer Art intellektueller Lektüre der Vergangenheit wird. 1904 bis 1914 sei der Prater ein zentraler Ort des Kinos gewesen, in dem das „Krystall-Kino“ oder „Stiller“-Kino, das „Schaaf-Kino“ und andere Filmpaläste mit bis zu 700 Sitzplätzen ihre Heimat fanden. Einen Vergleich mit dem Lunapark Coney Island/New York unternehmen Siegfried Mattl und Schwarz, wenn sie die „verdrängte Natur wird durch groteske Mimesis zum Spektakel“ die beiden Vergnügungsparks beschreiben: „Die Nacht wird zum effektreich übersteigerten Tag“. Möglich machte dies allein die gerade erfundene Elektrizität. Dem Kaiser gefiel’s, denn ihm gehörte bis 1918 das ganze Gelände, das bei Kriegsende an die Stadt überschrieben wurde.

„Organlust“ mit Buffalo Bill im Prater

Die „Organlust“ bestand im Prater im Wandel der körperlichen Bewegung hin zum Auge und den Sinnen, denn die „kinästhetische Wende“ presste die Schaulustigen in ihre Sitze und machte aus dem „roller coaster“ des Körpers jenen des Gemüts. „Die Zuschauer wurden – im Kino – zwar physisch ruhig gestellt, ihre Sinne aber zugleich rasant mobilisiert“, wie die beiden sinngemäß schreiben. „Der Prater ist nicht das Delirium einer Welt der Simulcren, die konsumiert werden kann, sondern exaltiertes Schauspiel der Massen, die sich vor allem an der eigenen Fertigkeit zur Travestie erfreuen“, schließen Mattl/Schwarz ihren Beitrag ab. Ein anderes interessantes Phänomen wird von Ursula Storch angesprochen, die die Geburtsstunde des Wien Tourismus in einer Reise in den Prater versetzt. Anders als heute reisten aber die Wiener selbst in die nahegelegene Welt in den Praterauen, in der minutiös eben diese Welt repliziert wurde, deren Besuch sich damals nur Aristokraten leisten konnten. Reiseersatz und Reiseillusion sei der Prater damals gewesen und die erste elektrische Grottenbahn Europas zeigte die Wüste, den Nordpol, die Niagara-Falls und den Dogenpalast in Venedig. Buffalo Bill war 1906 mit 300 Reitern zu Gast und zeigte den Wilden Westen „wie er wirklich war“, obwohl es ihn so nie gegeben hatte. „Da man die ganze Welt an einem Punkt zusammenführt, erspart der Besuch der Weltausstellung die Weltreise“, sprach’s Werner Hofmann rund hundert Jahre später aus. Eindrucksvolle Fotografien zeigen etwa die Adria-Ausstellung und die Jagd-Ausstellung auf dem Gelände des Praters in den Zehner-Jahren des vorigen Jahrhunderts und beweisen, welch gigantischer Aufwand hier betrieben wurde.

Prater: “Venedig in Wien” oder „Merry-Go-Round“

Die Sonderausstellung „Venedig in Wien“ hatte Repliken der Cá d’Oro, des Palazzo Dario, der Porta del Arsenale des Palazzo Priuli und Desdemona lebensgroß nachgebaut und einen ein Kilometer langen Gondelkanal mit 40 Gondolieri und 25 Gondeln. Oskar Marmore hatte es 1895 erbauen lassen, aber schon 1901 war es wieder verschwunden. Der Prater war damals das Las Vegas von Wien. Auch dort begegnen sich unterschiedliche Klassen und überwinden den Klassengegensatz wie etwa in dem aus dem Jahre 1923 stammenden Film „Merry-Go-Round“. Alexandra Seibel schreibt in ihrem Essay, wie „die rückwärtsgewandte Utopie“ Alt Wiens in Los Angeles für den Film eigens aufgebaut wurde und Wien als „Exportplatz für Sentimentalität“ diente. Der „wohltemperierte Genuss von Sex and Romance“ sollte klassenüberwindend und versöhnlich wirken, nachdem der Weltkrieg als melancholische Anekdote die beiden unterschiedlichen Liebenden wieder zusammenführt. Das Karussell des Praters wird in der amerikanischen Produktion zur Propaganda für die American Middle Class und eine Gesellschaftsform, die sich als sehr viel prosperierender und vielversprechender erweisen sollte als die des alten Kontinents Europa.

Christian Dewald/Werner Michael Schwarz (Hg.)
Prater Kino Welt. Der Wiener Prater und die Geschichte des Kinos
Filmarchiv Austria


Genre: Biographien, Dokumentation, Erinnerungen, Kino, Kinogeschichte, Kurzgeschichten und Erzählungen, Memoiren, Sachbuch

Almost young

cohenZwischen 2008 und 2010 war Leonard Cohen nochmals auf Tournee, darunter auch Auftritte in Europa und vielleicht beschlich schon damals einige Zuschauer das mulmige Gefühl, dass es ja die letzte sein könnte. Im selben Jahr war er auch in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen worden. Im Herbst 2016 trat der „bibelfeste Jude aus Westmount/Montreal“ wie ihn zuletzt ein Kollege nannte seine letzte Reise und viele mögen dabei in das von ihm oft gespielte „Hallelujah“ eingestimmt haben, leise, zum Abschied eines Sängers, der eigentlich Schriftsteller werden wollte: „I did my best, it wasn’t much/I couldn’t feel, so I tried to touch/I’ve told the truth/I didn’t come to fool you/And even though it all went wrong/I’ll stand before the lord of song/With nothing on my tongue but hallelujah“. Leonard Cohen starb mit 82 Jahren und hinterließ einen „Tower of Songs“, also viel mehr als in dem Song Hallelujah anklingt: it was really much and it it still is.

Kanadischer Star der Melancholie: Leonard Cohen

In der Hippie-Ära lebte Cohen auf der griechischen Insel Hydra und versuchte dort sein schriftstellerisches Werk voranzubringen, aber aus Geldnot musste er dann doch die Bühne betreten. 1967 erschien sein erstes selbstbetiteltes Album, das vor allem aufgrund seiner tiefsinnigen Melancholie den europäischen Zeitgeist traf, denn der „Summer of Love“ war bereits in einen ernüchternden Herbst übergegangen und führte zu dem Aufbruch der Jugend von 1968, in dem die eben verloren gegangene Woodstock-Idylle neu eingefordert wurde. Leonhard Cohen verweigerte es ebenso wie Bob Dylan zum Sprachrohr seiner Generation zu werden, aber er traf dennoch den Nerv der Zeit. Der vorliegende Bildband feiert den 80. Geburtstag Leonhard Cohens im Jahre 2014 und zeigt intime Bilder aus Hydra, aber auch Konzertfotos seiner unzähligen Auftritte in Farbe und Duotone.

Wiedergeburt im Kloster in L.A.

Wie Sparschuh in seinem Vorwort erzählt, habe Cohen auch einmal den Versuch unternommen, mit seiner Olivetti unter Wasser zu schreiben – in der Badewanne. Sein Großvater sei der Rabbi Solomon Klonitzki-Kline gewesen, der lebte allerdings nicht in Kanada, sondern in Litauen. Der selbsternannte „lazy bastard living in a suit“, der nie ohne Zigarette abgelichtet wurde, schuf mit „Suzanne“, „So long, Marianne“ und „Sisters of Mercy“ Meilensteine des Songwritings und lernte seine Stimme durch Hypnose zu beherrschen: „Senken Sie Ihre stimme tiefer und tiefer, bis sie beinahe einem Flüstern gleicht“, eine Erinnerung aus Jugendjahren, die er später auch auf den Bühnen der Welt so eindrücklich beherzigte. Federico Garcia Lorca, der von den Faschisten Francos umgebrachte spanische Dichter, gehörte zu seinen dichterischen Vorbildern, aber das Gitarrespielen soll er von einem in einem Park Montreals spielenden Zigeuner gelernt haben. Woher seine Melancholie kam? Vielleicht weil er seinen Vater schon im Alter von neun Jahre verloren hatte? „Jikan“ war der Name den er in dem Mount Bald Zen Kloster 80 km östliche von L.A. erhielt: der Stille. Die Jahre im Kloster hatte er dringend benötigt, denn als er wieder zurück kam, erfuhr er, dass seine Managerin und Vertraute Kelley Lynch (nomen est omen) sein ganzes Geld beiseite geschafft hatte. Totalverlust. Ein Grund, warum er sich 2008 wieder auf Tournee begab: er wollte sich seine Pension verdienen.

Ein intimes Porträt voller schöner Eindrücke und eine wunderbare Möglichkeit, Abschied von Leonard Cohen Abschied zu nehmen, während im Kamin ein Feuer brennt und eine Flasche Rotwein entkorkt am Couchtisch steht. Auf die Frage nach seiner Wiedergeburt soll Cohen 2012 auf einer Pressekonferenz in Paris geantwortet haben: „Als Hund meiner Tochter.“

Leonard Cohen
almost young
Eine Bildbiographie
Mit einem Text von Jens Sparschuh
schirmer/mosel, 168 Seiten, 75 Abbildungen in Farbe und Duotone
ISBN: 9783829606639


Genre: Bildbiographie, Biographien, Biographien, Dokumentation, Fotobuch, Kunst, Sachbuch
Illustrated by schirmer/mosel

Die tote Kuh kommt morgen rein

tote Kuh Erstens kommt es anders und zweitens schneller als man denkt. Eben noch hatte sich Reporter Ralf Heimann relativ kommod eingerichtet in der Redaktion der lokalen Tageszeitung seiner immerhin mittelgroßen Heimatstadt, schon fand er sich im Strom der täglichen Pendler wieder. Anders als die Meisten jedoch nahm er die entgegengesetzte Richtung, lebte weiter in der Stadt und arbeitete fürderhin für ein sich unendlich vor ihm ausdehnendes Jahr in der Ödnis des (fiktiven) Kaffs Borkendorf. Als Lokalredakteur beim (ebenfalls fiktiven) Borkendorfer Boten.

Ich hätte mir was Besseres vorstellen können. Ein gebrochenes Bein zum Beispiel. Oder eine Steuernachzahlung. Aber man wird ja nicht gefragt.” Wenn man als Einziger ein Auto hat und eine Erziehungsurlaubs-Vertretung (Erziehungsurlaub kommt ja bekanntermaßen immer so überraschend wie Weihnachten) schnellstmöglich geschickt werden muss – dann muss eben einer dran glauben und das Hohelied der prunklosen Prunksitzungen, Weihnachtsfeiern im März und Tauben-Ausstellungen an Landfrauen-Treffen nach Schützenfest-Orgien schreiben. Und die tote Kuh morgen rein setzen. Doch auch wenn auf dem Land beileibe nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist und auch des Reporters Trinkfestigkeit zumindest zu Beginn des Jahres nicht ganz mit der der Landbewohner mithalten kann – es ist auch nicht alles schlecht dort in Borkendorf.

Ich sach’s ja – ein großes Bild ist schnell geschrieben” Ralf Heimann, Autor von “die tote Kuh kommt morgen rein” weiß, wovon er schreibt. Mehr oder weniger zufällig avancierte er in den letzten Jahren zu so etwas wie einem Kronzeugen des Lokaljournalismus. Sechs Jahre ist es her, da entfachte er mit einem Tweet einen wahren Blumenkübel-Hype, über den sich halb Deutschland amüsierte und der zu einem Lehrstück in Sachen Verselbstständigung von Social Media Phänomenen wurde. Heimann arbeitete lange Jahre als Lokalredakteur im westfälischen Münster, startete vor einiger Zeit mutig die von ihm in der Hoffnung auf nicht-selbsterfüllende Prophezeiung sogenannte Operation Hara-Kiri, welche man auf seinem gleichnamigen Blog verfolgen kann und machte sich als freischaffender Journalist mit Schwerpunkt Absurdität des Lokaljournalismus in diversen Projekten selbstständig.

“Die tote Kuh” war das Erste dieser Projekte und darf gut und gerne als gelungen bezeichnet werden. Die größte und auch einzige Schwierigkeit, vor die sich der geneigte Leser und Rezensent dabei gestellt sieht, ist die Klassifizierung. Genauso ungerne wie sich Ralf Heimann in eine Schublade stecken lässt, genauso ist das Buch schwer einzuordnen. Ist es eine autobiographisch geschriebene Doku-Soap, ein Roman im Reporterstil, eine Reportage im Romanstil? Aber geschenkt – Schubladen neigen bekanntlich dazu, zu klemmen. Beschränken wir uns darauf, das Buch als das zu bezeichnen, was es ohne Zweifel ist: ein gefälliges, erfreuliches Lesevergnügen.

Ralf Heimanns Stärke ist – das weiß, wer ihm und seinen pointierten 140 Zeichen Rezensionen auf Twitter folgt – die augenzwinkernde Überspitzung. Genauso ist auch die tote Kuh zu verstehen, quasi ein Heimatroman der etwas anderen Art. Heimann kann gut über sich selbst lachen, nimmt sich daraus aber nicht unbedingt das Recht, auch über andere zu lachen. Er nimmt seine Protagonisten – auf beiden Seiten der Berichterstattung – zwar nur zu gerne auf den Arm, er tut dies aber nicht ohne Sympathie für die auftretenden Personen. Belustigung ist durchweg zu spüren, aber nie Herablassung. Dieser Balanceakt gelingt ihm außerordentlich gut, zumal mit einer durchweg flotten Schreibe versehen. Er hat einen sehr genauen Blick, nicht nur auf die Landbewohner und ihre teils sehr gewöhnungsbedürftigen Freizeitbetätigungen, sondern auch und gerade auf die, die darüber berichten und die aus jeder kleinsten Belanglosigkeit eine Nachricht zu stricken vermögen.

Dazu kommt: In Zeiten, in denen die Sehnsucht nach dem einfachen Leben auf dem Land geradezu messianische Züge annimmt und Magazine wie Land und Lustig oder wie sie eben alle heißen mögen, sich dem Zeitungssterben erstaunlich erfolgreich entgegenstemmen, kann man in der toten Kuh eine Menge Wahrheiten über die ganz speziellen Risiken und Nebenwirkunden des Landlebens erfahren. Denn das, worüber der Lokalreporter berichtet, ist letztendlich ja genau das, womit sich der Landlebende arrangieren muss. Getreu der alten Weisheit: Lärm gibt es schließlich auch in der Großstadt, der auf dem Land ist nur anders.


Genre: Dokumentation, Sachbuch
Illustrated by Scherz Frankfurt am Main

Gemeinwohlökonomie

Das Werk stellt im essentiellen Sinn gesellschaftliche Verhältnisse „vom Kopf auf die Füße“. Nicht weiter soll die pure Zunahme von finanziellen Mitteln den Reichtum einer Gesellschaft anzeigen, sondern Geld wird zum Mittel, ein Mehr an Freiheit, Lebensglück, Sinnhaftigkeit und Solidarität zu erlangen. Der Unfug, dass im wirtschaftlichen Bereich entgegengesetzte Werte herrschen als wir uns in privaten Beziehungen wünschen – nämlich Konkurrenz und Übervorteilung statt Zusammenhalten, Teilen und Vertrauen – soll menschlichkeitsstiftend beendet werden.
Gefordert wird demgemäß das Umstellen der Finanzbilanz von Unternehmen auf eine Gemeinwohl-Bilanz. Je sozialer, demokratischer, ökologischer, solidarischer Unternehmen handeln, desto mehr Punkte in der Gemeinwohlbilanz erlangen sie. (Und kommen damit in den Genuss von Förderungen und Krediten sowie das Vertrauen der KundInnen). Auf der volkswirtschaftlichen Ebene wird das BIP durch das Gemeinwohl-Produkt abgelöst.

Felber verortet dieses System in die Marktwirtschaft (aber keine kapitalistische), da ja private Unternehmen nicht durch staatliche ersetzt werden sollen, sondern deren Zielsetzung durch Interventionen wie Förderungen zu solidarischem, nachhaltigem, natur- und menschenfreundlichem Verhalten umgepolt wird.
Die Mehrzahl der (gerade heimischen Unternehmen) stelle ohnehin keine gr
oße Bedrohung für Demokratie und Menschlichkeit dar, die augenfällige Machtkonzentration der Multis und Großbanken würde aber gerecht beschnitten.
Die Börsen bzw. das Finanzkasino zu schließen beendet ebenso wie Abschaffung von Zins und Aktionärs-Dividende die alleinige Fokussierung aufs Geldmachen. Betriebe können beim Format ihrer optimalen Größe verbleiben, statt unbedingt wachsen zu müssen, um Kreditschuld und Konkurrenzdruck standzuhalten. Die horrenden Einkommensunterschiede sollen gerechteren Verhältnissen weichen, in dem kein Manager beispielsweise mehr als das Zehnfache des gesetzlichen Mindestlohns verdient. Das Erbrecht wird dahingehend reformiert, dass eine „demokratische Mitgift“ gleiche Chancen für alle ins Erwerbsleben Einsteigenden schafft. Das verhindert die Zuspitzung feudaler Verhältnisse, wo die 3 % der Reichsten, die 8o % des Vermögens besitzen, vermittels ihrer Kinder Geldkonzentrationen in undemokratischen Ausmaßen produzieren. Ab einer gewissen Betriebsgröße gehen zudem Firmenanteile an Mitarbeiter über und ebenso Mitspracherechte. Es ist nicht einzusehen, warum das gerade heute so eifrig beschworene Prinzip der Demokratie nicht innerhalb des Alltags im täglichen Arbeitsprozess gilt, wo wir grad alle 5 Jahre einmal eine Regierung wählen dürfen. Felber schlägt dementsprechend umfangreiche Reformen hin zu einer direkten Demokratie vor.

Eine demokratische Bank gewährleistet zinsenfreie Kredite an Gemeinwohlunternehmen, die ökologische, nachhaltige und soziale Projekte initiieren; auf internationaler Ebene ist der Globo oder Terra Garant für ein funktionierendes, den grenzüberschreitenden Kapitalverkehr regelndes Zahlungsmittel, das durch Regionalwährungen zur Ankurbelung lokaler Projekte ergänzt wird. Spareinlagen werden garantiert, nicht nur weil es krisenanfällige und Dilemmata auslösende Finanzmärkte in der heutigen Form nicht mehr gibt.

Ich finde, dass Felber zum revolutionären, visionären Entwurf einer gerechteren Zukunft unverhohlen konkret auch die Schwierigkeiten bei der Umsetzung benennt.

Die meisten von uns sind extrinsisch motiviert: d.h. sie besitzen wenig Selbstwertgefühl, sind kaum durch innere Sinnhaftigkeit und Freude angespornt sondern bloß durch von der Gesellschaft oktroyierte (Un-)Werte. Bessersein, erfolgreich, einzigartig, besonders sein heißen die „Werte“ einer Kultur, die auf geringem Selbstwahrnehmungsgefühl, auf keinerlei Urvertrauen basiert. Ich schrieb an anderer Stelle, dass eine Gesellschaft, die selbstbestimmte Menschen verhindert, uns leicht allerlei Unsinn einreden kann, der fürs angebliche Glück benötigt wird. Zur Selbstbestimmung zählen meiner Ansicht nach neben dem Vorhandensein des Urvertrauens, eine hohe inter- und intrapersonale Intelligenz und Empathie. Felber wiederrum fordert eine Bildungserweiterung, bei der Kinder den Wert von Emotionen lernen, solidarisches Handeln, Kooperation, das Annehmen des eigenen Körpers und die Liebe zur Natur. Gerade die am gierigsten sich an äußern Werten wie materiellen Reichtum und Ansehen klammernden sind oft die unglücklichsten Menschen. Ihr Weltbild sich diktieren zu lassen stürzt die Mehrheit ins Unglück und zerstört Natur und Planeten. Warum sollen wir ihnen in den Abgrund folgen?

Die Stärke der Gemeinwohlökonomie liegt darin, dass sie keine realitätsfremde Utopie darstellt, sondern jeder einzelne zu ihrer Umsetzung beitragen kann, sei es als verantwortungsvoller Konsument, der fair gehandelte ökologische Produkte kauft und frägt, ob der Betrieb eine Gemeinwohlbilanz erstellt oder als Initiator von Gemeinwohlunternehmen, wie sie bereits in beachtenswerter Menge existieren. Wir brauchen nicht auf das Subjekt der Geschichte warten, wie es Marx in der Arbeiterklasse vermutete – quer durch alle Gesellschaftsschichten finden sich Unterstützer und Akteure der Gemeinwohlökonomie. Die Schwierigkeit wird wohl dennoch darin liegen, die narzisstische Psyche, die in unseren Breiten herrscht, soweit mit Mitgefühl und Leben zu erfüllen, dass Gerechtigkeit, Einfühlungsvermögen und Solidarität, nach dem Werteverlust durch die Postmoderne, wieder zu anstrebenswerten Inhalten erhoben werden. Nur so können Ich-Sucht, Gier und Neid von uns abgeschüttelt werden – möglicherweise erst nach einer – alle betreffenden – absehbaren Krise (der Wirtschaft wie der Umwelt).


Genre: Sachbuch
Illustrated by Deuticke Wien