Mediterrane Küche – 200 herzgesunde Rezepte zum Genießen: Genuss und Chance für Ihr Herz

Titelbild Broschüre BluthochdruckBewegung ist Leben, Lebensmittel sind Mittel zum Leben

Schon länger ist bekannt, dass die mediterrane Küche gesund für das Herz sein soll. Koch und Autor Gerald Wüchner erläutert diese These in seinem Buch, indem er seinen Rezepten einige Infos zu dieser Küche vorschaltet.

Zunächst zählt er die Risikofaktoren für einen Herzinfarkt auf: Stress, Diabetes, Rauchen, erhöhte Blutfette, Bewegungsmangel, Bluthochdruck, Übergewicht, überhöhter Alkoholkonsum. Aber diese Risiken verbindet er sofort mit den jeweiligen Chancen: Bewegung und Entspannung, Mediterrane Küche und Bewegung, sofortiges Einstellen des Rauchens, Olivenöl und Bewegung, Mittelmeerküche und Bewegung, moderater Alkoholgenuss. Die Bewegung ist ihm, wie man unschwer erkennen kann, enorm wichtig. Er unterstreicht dies mit dem Satz „Bewegung ist Leben“, denn regelmäßiger Ausdauersport z.B. hilft, Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu vermeiden. Bewegung hilft außerdem, Stress abzubauen, kräftigt die Muskeln, die damit widerstandsfähiger und besser durchblutet werden, senkt das schlechte LDL-Cholesterin und stärkt das gute HDL-Cholesterin. Die Anzahl der Killerzellen steigt an, die so besser gegen Bakterien, Viren und auch Krebszellen vorgehen können. Das gesamte Herz-Kreislauf-System wird leistungsstärker. Das Herz erholt sich besser, lebt länger, der Ruhepuls sinkt. Die Lunge und der gesamte Körper werden mit mehr Sauerstoff versorgt. Die Bauchspeicheldrüse muss nicht mehr so viel Insulin produzieren. Die Körperzellen werden gegenüber dem blutzuckersenkenden Insulin empfindlicher, was das Risiko mindert, an Altersdiabetes zu erkranken.

Leider wird der natürliche Bewegungsdrang schon früh gebremst durch das Sitzen in der Schule und später am Arbeitsplatz. Zeitmangel bedingt, dass die Küche zuhause kalt bleibt, obwohl die Fernsehsendungen bzgl. gesundem Essen zunehmen. Daraus folgen Probleme, die Ratschläge für gesunde Ernährung auch umzusetzen. Aber unser Körper muss ständig in Bewegung bleiben, denn ab dem 30. Lebensjahr bauen unsere Muskeln wieder ab. Das heißt, wir müssen sie trainieren und benutzen, damit sie erhalten bleiben. Gerade in der zweiten Lebenshälfte ist es wichtig, auf genügend Bewegung und eine gesunde Ernährung zu achten.

300 Tage im Jahr gesundes Essen, dann darf man die restlichen Tage auch mal ungesund schlemmen. Das ist die Devise des Autors und sie hört sich vernünftig an. Er hat dazu eine Lebensweisheit: „Wir laufen jahrelang auf Kosten unserer Gesundheit dem Geld und dem Erfolg hinterher mit der Folge, dass wir in späteren Jahren unser gesammeltes Geld wieder investieren müssen, um Gesundheit und Vitalität für den Rest unseres Lebens zu erlangen.“

Herzgesunde mediterrane Küche

Die traditionelle mediterrane Küche, v.a. laut Autor die kretische, fördert Langlebigkeit und Gesundheit, weil sie eine gesunde Mischkost ist und mit hochwertigen Fetten zubereitet wird. Die Mittelmeerküche ist leicht in den Alltag zu integrieren und eignet sich für die Ernährung der ganzen Familie. Dabei schmeckt sie gut – was der Autor als wichtig erkannt hat, damit man eine Ernährungsumstellung durchhält.

Vorweg sei gesagt, dass diese Aussagen des Autors tatsächlich stimmen, jedenfalls für mich und meinen Sohn. Sogar der Kindsvater, obwohl eher kein Gemüsefan, mag die Gerichte. Wüchner hat sehr viele Rezepte im Buch, die schnell oder recht schnell zuzubereiten sind, deren Zutaten man im Supermarkt bekommt und die tatsächlich schmecken – nicht nur mir, sondern auch meinem Sohn, was besonders wichtig ist, denn Familien werden leider wenig berücksichtigt in zu vielen Kochbüchern. Und meinem Sohn schmecken die Gerichte nicht nur, er ist sogar begeistert. Das hat Seltenheitswert!

Das Gegenargument, dass manche so viel Gemüse nicht vertragen, entkräftet Wüchner mit einer individuell angepassten Ernährungsumstellung. Der Verdauungstrakt muss sich schlicht umgewöhnen. Diese Umgewöhnung garantiert mehr Gesundheit, denn die sekundären Pflanzenstoffe sind die Hausapotheke auf dem Teller. Viele Pflanzen sind bzgl. ihrer biologisch aktiven Wirkstoffe noch nicht untersucht, aber man weiß z.B., dass Knoblauch, Zwiebeln und Lauchgemüse Phytonzide, also natürliche Antibiotika, enthalten. Menschen, die viel Obst und Gemüse essen, erkranken seltener an Krebs und das Risiko für Herz-Kreislauf- bzw. Stoffwechselerkrankungen sinkt. „Lass das Essen deine Medizin sein“ sagte schon Hippokrates.

Die traditionelle mediterrane Küche als immaterielles Kulturerbe der UNESCO besteht aus frischem, roh oder wenig verarbeitetem Gemüse und Salat aus der Region, Hülsenfrüchten, regionalen Nüssen und Samen, vielen frischen Kräutern und Knoblauch, Oliven- und Rapsöl, mäßigen Mengen an Milchprodukten, Fisch, Geflügel, bedarfsgerechtem Verzehr von kohlehydratreichen Lebensmitteln, wenig rotem Fleisch und Eiern. Die meisten Vitalstoffe hat frisches oder tiefgekühltes Gemüse.

Außerdem erzählt der Autor noch viel Wissenswertes über Oliven- und Rapsöl. Seine Rezepte decken den ganzen Tag ab, zudem sind sie unterteilt in Salate, Dressings, Vorspeisen, Suppen, Soßen, Gemüse, Getreide/Kartoffeln/Reis, Fisch, Vegetarische Gerichte, Geflügel, Fleisch. Es ist also für so ziemlich jede*n etwas dabei. Das Buch ist verständlich und mit Herzblut geschrieben, denn der Autor brennt sichtbar für die Mittelmeerküche und deren positive Auswirkungen auf die Gesundheit. Das will er den Leser*innen im wahrsten Sinne des Wortes schmackhaft machen, und das gelingt ihm auch. Zur Anschaulichkeit tragen viele schöne Fotos bei. Die Rezepte selbst sind von der Vorbereitungszeit recht realistisch, von der Zutatenliste überschaubar und mit ebenso realistischen Schwierigkeitsgraden versehen. Außerdem gibt es Tipps z.B. für verschiedene Zubereitungsvarianten eines Gerichts und Verweise zu anderen Rezepten, die mit dem gerade ins Auge gefassten Gericht kombinierbar sind.

Fazit

Das vorliegende Buch über Mittelmeerküche und herzgesundem Essen ist reichlich mit gut verständlichen Infos, Bildern und Rezepten zu jeder Tageszeit und für jeden Geschmack (von vegetarisch über Fisch bis Fleisch, von salzig bis süß) ausgestattet. Der Anspruch des Autors, leichte, gut schmeckende Rezepte mit überall erhältlichen Zutaten für die ganze Familie zu präsentieren, ist meiner Ansicht nach gelungen – selbst meinem Sohn schmecken die Gerichte. Die Rezepte sind jetzt Bestandteil meiner Alltagsküche.

Titelbild Broschüre Bluthochdruck


Genre: Herzgesundheit, Kochbuch, mediterrane Küche, Sachbuch
Illustrated by Deutsche Herzstiftung

Achtung, Zucker! Die schlimmsten Zuckerfallen und die besten Alternativen

Achtung, Zucker!

Eines nimmt dieses Buch vorneweg: Süße Speisen sind ein Labsal für die Seele und gehören einfach dazu. „Wer sich ausgewogen ernährt und sich genügend bewegt, kann Süßes in Maßen mit gutem Gewissen genießen.“ Aber es gibt auch Zuckerfallen wie z.B. die verarbeiteten Lebensmittel. Das Buch will darüber aufklären, wo genau diese Fallen versteckt sind und welche Alternativen es gibt. Außerdem will es helfen, die Ernährung unkompliziert zuckerärmer zu gestalten. „Ersetzen, abwandeln oder selber machen ist hier das Motto.“

Zunächst geht das Buch auf die einzelnen Zuckerarten ein und hält als Fazit fest, dass man Vielfach- oder Mehrfachzucker bevorzugen sollte. 100 g Zucker oder 40 Stück Würfelzucker isst der Deutsche pro Tag. Hinzu kommt der nicht mitberechnete Glukoseverbrauch, der sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt hat. Glukose wird Lebensmitteln, v.a. Getränken und Süßwaren, zugesetzt und gerade der Konsum von gezuckerten Getränken wirkt sich ungünstig auf das Gewicht aus. Die WHO empfiehlt, nicht mehr als 10% des täglichen Energiebedarfes mit Zucker zu decken. Das sind 50 bis maximal 60 g Zucker pro Person und Tag. Noch besser wäre ein Zuckerkonsum von nur 5% pro Person und Tag. Auch bei Kindern werden maximal 10% pro Kind und Tag empfohlen.

Bei erhöhtem Zuckerkonsum drohen Krankheiten wie Übergewicht und Diabetes. Dem kann man durch eine ausgewogene Ernährung und Bewegung vorbeugen. Eine ausgewogene Ernährung besteht aus etwa 15% Eiweiß, 30% Fett und 55% Kohlehydrate. Letztere sollten v.a. durch ballaststoffreiche Lebensmittel abgedeckt werden, da diese nachweislich das Risiko für Erkrankungen senken. So wird die Zuckerzufuhr automatisch begrenzt. Für Kinder besonders ungesund sind gezuckerte Getränke, Bewegungsmangel und zu wenig Schlaf.

Täglich 10.000 Schritte zurückzulegen kann chronischen Krankheiten vorbeugen. Gesunde Ernährung und Bewegung ist auch bei einer schon bestehenden Diabetes-Erkrankung hilfreich, denn Bewegung wirkt wie Insulin und senkt den Blutzuckerspiegel. Übrigens kann ein hoher Konsum von Fruchtzucker Fettstoffwechselstörungen, Insulinresistenz und Fettleibigkeit begünstigen. Oft greift man zu zuckerhaltigen Lebensmitteln, wenn man gestresst ist, sich trösten oder belohnen will. Da sollte man nach Alternativen suchen, z.B. sich einen Waldspaziergang vornehmen oder andere Dingen, die man als angenehm empfindet. Die Portionen an Zucker, die man sich gönnt, sollte man bewusst genießen. Außerdem helfen das Prinzip der kleinen Schritte und realistische Ziele, sich langsam vom Zucker zu entwöhnen.

Das Buch hilft bei der Umstellung, indem es z.B. Alternativen anbietet oder Möglichkeiten aufzeigt, Zucker im Alltag zu reduzieren. U.a. kann man in herkömmliche Joghurts zu gleichen Teilen Naturjoghurt mischen, um den Zuckeranteil zu verringern. Süße Pfannkuchen oder Milchreis kann man auch mit ungesüßtem Fruchtmus zubereiten, Müslimischungen mit ungezuckerten Haferflocken, Flakes oder gepopptem Getreide mischen. Fertigsalate oder -soßen lassen sich durch zusätzliches Gemüse aufwerten. Fruchtsäfte oder Limonaden im Verhältnis 3:1 mit Wasser mischen, sodass das Wasser bzw. der Sprudel überwiegt. Bei einem Gebäck aus Rührteig gibt es sogar mehrere Alternativen: 1/3 des Zuckers weglassen, einen Teil der Zuckermenge durch zerdrückte Banane oder Apfelmus ersetzen oder mit Hefeteig, Quark-Öl-Teig oder Brandteig arbeiten, die sowieso schon zuckerärmer sind. Insgesamt kann man seine Lieblingskuchen immer noch genießen, aber durch die vorgeschlagenen Alternativen zuckerärmer gestalten. Überhaupt wird das selbst Gekochte oder Gebackene empfohlen, da man hier die Kontrolle über die Zuckermengen behält. Ansonsten ist ein Blick auf die Zutatenliste der gekauften Produkte hilfreich: Das am meisten verwendete Produkt steht immer an vorderster Stelle.

Informatives, gut verständliches Buch mit alltagstauglichen Tipps

Sehr übersichtlich und mit vielen Tipps, sowie 50 Rezepten gibt das Buch einen sehr guten Überblick über alles, was mit Zucker, Zuckeralternativen, Zuckerfallen (die einen Großteil des Buches einnehmen), Lebensmittel für Babys und Kleinkinder usw. zusammenhängt. Es arbeitet hierzu mit Tabellen, Verweisen, Exkursen, rot unterlegten wichtigen Texten, verständlicher Sprache, Zusammenfassungen und einem übersichtlichen Seitenlayout. Dabei wird bei allen vorgestellten Lebensmitteln immer der Zuckergehalt angegeben und welche Alternativen es gibt, inklusive Verweis an passender Stelle auf ein entsprechendes Rezept. Auch die Farbgebung ist nicht nur ein Hingucker, sondern auch symbolisch, indem Rot auf Zuckerfallen hindeutet, während Grün die gesündere Alternative vorstellt. Die Rezepte sind besonders auf Zuckerfallen bezogen, um eine gesunde Alternative vorzustellen. Deshalb unterteilen sie sich in Getränke, Frühstücksprodukte, Gebäck und Kuchen, Desserts, Müsliriegel (die zu den Süßigkeiten zählen), Saucen und Dressings, Salate.

Fazit

Sehr übersichtliches, gut verständliches, am Alltag orientiertes, informatives Buch über Zucker, Zuckerfallen und deren Alternativen. Nachhaltig auf recyceltem Papier gedruckt.


Genre: Ernährung, Sachbuch
Illustrated by Verbraucherzentrale

Das schnelle Diabetes-Kochbuch – Die besten Rezepte für jeden Tag

Was versteht man unter Diabetes und wie hilft Low Carb?

„Volkskrankheit Diabetes – Diabetes kann jeden treffen, Menschen aller Altersstufen, jeden Geschlechts und aus allen Gebieten der Welt. Und das tut die Krankheit auch – in Zahlen, die dramatisch zunehmen.“

Vor allem Diabetes Typ 2 (Altersdiabetes) sei massiv auf dem Vormarsch, aber auch bei Kindern sei Diabetes (Typ 1) mit 1,1, Millionen Betroffenen mittlerweile keine Seltenheit mehr. In Deutschland sind offiziell 7, 5 Millionen Menschen an Diabetes erkrankt, aber die Zahlen liegen wohl weit höher.

Typ-1-Diabetes wird durch eine Autoimmunreaktion verursacht. Das Abwehrsystem greift die insulinproduzierenden Zellen an, weswegen wenig oder kein Insulin produziert wird. Der Typ-2-Diabetes geht meist eine Insulinresistenz voraus, die entsteht, wenn über einen längeren Zeitraum sehr viel Insulin produziert und verarbeitet werden musste. Diese wiederum entsteht durch eine kohlenhydratreiche Ernährung mit einem bewegungsarmen Lebensstil. Das Ergebnis sind erhöhte Blutzuckerwerte, die zahlreiche schwerwiegende Folgekrankheiten nach sich ziehen können. Dieser Typ tritt vorwiegend bei älteren Erwachsenen auf, kommt aber durch mangelnde Bewegung und schlechte Ernährung mittlerweile auch schon bei Jüngeren vor.

Eine kohlenhydratarme Ernährung verbessert die Blutzuckerwerte. Mit einer Low-Carb-Ernährung wird der Blutzuckerspiegel langfristig reduziert und auf einem konstanten Level gehalten. Außerdem ist es enorm wichtig, sich zu bewegen. Die körperliche Aktivität verbessert die Aufnahme des Blutzuckers in die Zellen, sodass die erhöhten Blutzuckerwerte sinken. Außerdem werden Muskeln aufgebaut, die ebenfalls durch den erhöhten Bedarf an Kalorien zur Besserung beitragen, da der Insulinbedarf der Körperzellen sinkt. Außerdem wird der Blutdruck verbessert und überschüssiges Fett reduziert, was Herz-Kreislauf-Krankheiten vorbeugt. Jede Sportart ist geeignet, v.a. aber Ausdauersportarten. Im Alltag sollte man versuchen, so viel Bewegung wie möglich einzubauen.

Die Low-Carb-Ernährung besteht aus kohlenhydratarmem, gesundem Essen mit viel Gemüse, reichlich gesunden Fetten und Eiweiß.

Schnelles Kochen?

Der Autor geht näher auf Diabetes und diese Form der Ernährung ein und erklärt beides übersichtlich und verständlich, u.a. in Form einer Ernährungspyramide. Außerdem empfiehlt er das Selbstkochen, denn es kommt ohne all den Zucker, das Salz und die Zusatzstoffe aus, die den gekauften Produkten meist zugesetzt sind. So weit, so vorbildhaft.

Er wirbt bei seinen Rezepten, die den Großteil des Buches einnehmen, für eine schnelle Diabetes-Küche, sprich: Das Kochen an sich soll schnell gehen. Da ich regelmäßig und schon seit Langem koche, habe ich das natürlich ausprobiert. Ich komme zu dem Ergebnis, dass die Zeitangaben doch sehr optimistisch gehalten sind. Auf die Zeit komme ich, wenn ich Hilfe habe (also meist eher nicht) oder schon alles vorgeschnitten ist (ebenfalls eher nicht), ansonsten brauche ich ungefähr doppelt so lange wie im Rezept angegeben. Fazit: Die Rezepte brauchen durchschnittlich lange, bis alles vorbereitet und gekocht ist, wirklich schnell geht es nicht. Außerdem bin ich nicht einer Meinung mit dem Autor, wenn er schreibt: „Denn die Zeit, die Sie beim Kochen verbringen, entschleunigt ungemein und befreit vom Stress des hektischen Alltages.“ Ich koche gern, aber definitiv nicht unter Zeitdruck! Und den habe ich als Frau und Mutter, die alles irgendwie in einen viel zu kurzen Tag quetschen muss! Kochen verkommt hier zu einem weiteren Punkt einer unendlichen To-Do-Liste und ist dann nun wirklich keine Art der Entschleunigung mehr. Da verrät sich eine sehr männliche Sichtweise ohne Mehrfachbelastung… Die Tipps für schnelleres Kochen, die er anspricht, setzt eine Frau im Alltag sowieso schon um, weil es nicht anders geht.

Die Rezepte selbst sind unterteilt in Frühstück, Suppen, Salate, Vegetarische Gerichte, Geflügelgerichte, Fleischgerichte, Fischgerichte, Desserts und Snacks. Mir persönlich schmecken sie gut, aber ich bin Mutter und muss auch schauen, dass sie meinem Kind schmecken. Das ist nicht immer der Fall. Der Spitzkohlauflauf z.B. war in Ordnung für alle Erwachsenen am Tisch, für mein Kind aber nicht. Dafür mochte er den Spargel im Speckmantel – ohne die Salatsoße. Ich bin schon seit Längerem sehr dafür, dass man in Kochbüchern Familien mehr berücksichtigt! Schließlich fängt die gesunde Ernährung schon bei den Kleinsten an.

Ansonsten könnte eine radikale Umstellung auf diese Art der gesunden Ernährung möglicherweise dazu führen, dass man sie nicht durchhält. Wer sich vorher v.a. von Fastfood und Fertiggerichten ernährt hat, der wird sich wohl eher nicht sofort mit Low-Carb in der vorgeschlagenen Form anfreunden. Hier wäre ein Übergang ratsam, der sich zu der optimalen Ernährung langsam hintastet.

Außerdem ist mir bei den Diabetikern in der Familie aufgefallen, dass schon eine gewisse Menge an Kohlenhydraten vorhanden sein muss, damit sie nicht unterzuckern. Und das kann schnell gehen. An mir selbst fiel mir auf, dass mein Wärmehaushalt absackt, wenn ich so kohlenhydratarm esse. Sprich: Ich friere deutlich schneller als sonst. Ein individueller Ernährungsplan wäre also optimal, die angegebenen Tipps des Buches sollten als Anregung verstanden werden.

Fazit

Übersichtliches Buch mit anschaulichen Erklärungen und schöner Bebilderung, das alles Relevante zu Diabetes und einer diabeteskonformen Ernährung gut erklärt. Die Rezepte sind für offen eingestellte Erwachsene schmackhaft, für Familien mit Kindern sollten sie allerdings angepasst werden.


Genre: Diabetes, Kochbuch, Sachbuch

Die Jahre der wahren Empfindung

Vom Scheintod der Literatur

Helmut Böttiger hat mit «Die Jahre der wahren Empfindung» und dem ergänzenden Untertitel «Die 70er – eine wilde Blütezeit der deutschen Literatur» ein grandioses neues Sachbuch vorgelegt. Es dürfte für all Jene eine ergiebige Informationsquelle sein, die sich über den Deckelrand ihres Buches hinaus auch für Literatur als Kunstgattung interessieren. Für Leser also, die Näheres wissen wollen über die Schöpfer jener fiktiven Welten, die sie als Lektüre bereichern und im günstigsten Fall auch erfreuen. Und die schließlich sogar noch wissen wollen, unter welchen äußeren Bedingungen und in welchem kreativen Prozess diese Kunstwerke entstehen, – wenn es denn welche sind!

Es beginnt mit einem «Vorspiel», in dem darlegt wird, dass Enzensberger, Johnson und Grass Ende der 1960er Jahre drei «sehr unterschiedliche politisch-literarische Kraftfelder» vermessen hätten, die vieles enthielten, was sich dann nach 1968 entladen sollte. Politisch gehörte dazu auch die «Kommune 1» in Berlin, die damals in der Wohnung von Uwe Johnson ihr «Pudding-Attentat» plante. Das von Enzensberger herausgegebene «Kursbuch» habe mit seiner berühmt gewordenen Nummer 15 in der allgemeinen Wahrnehmung den «Tod der Literatur» apostrophiert. Im nächsten der 27 Kapitel widmet sich der Autor anschließend der Erzählung «Lenz» von Peter Schneider und deutet sie als Fanal: «Der auf sich selbst zurückgeworfene Einzelne – das wurde zum großen Thema der siebziger Jahre». Vom Tod konnte da nun wirklich keine Rede mehr sein, im Gegenteil, es folgte eine «wilde Blütezeit» mit neuen Autoren, Verlagen, Buchhandlungen und Literatur-Zeitschriften. Kreativ, wagemutig und unkonventionell wurden die literarischen Prozesse dem veränderten Bewusstsein angepasst, wurden neue Themenfelder besetzt. Eine radikale Politisierung vor allem, aber auch die Abrechnung mit den Nazi-Vätern, das Eindringen von Beat-Elementen, der lauter werdende Feminismus, die vorbehaltlose Einbeziehung der Subkultur, eine Durchmischung von Tragik und Komik setzten ganz neue Akzente in der Literatur dieses Jahrzehnts. Und sogar in der DDR gab es damals Lockerungen, die dann allerdings 1976 mit der Ausbürgerung von Wolf Biermann ein jähes Ende fanden.

In großartigen Porträts erzählt Helmut Böttiger von der Neuen Innerlichkeit als beherrschende Literatur-Strömung der siebziger Jahre, die sich bei allen diese Epoche prägenden Schriftstellern in verschiedenen Spielarten artikuliert. Unter anderen werden Karin Struck und Ingeborg Bachmann als typische Vertreterinnen der schreibenden Frauen gewürdigt, es folgt der junge Peter Handke. Sodann stehen Bernward Vesper und Christoph Meckel exemplarisch für die Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit, und die Trennung der Verlage Klaus Wagenbach und Rotbuch wird unter dem Stichwort «Linke Verwerfungen» behandelt. Ein Kapitel ist Wolf Biermann gewidmet, es folgt das «Nicht Druckbare» in der DDR, sodann wird Christa Wolf als Lichtgestalt der DDR-Literatur gewürdigt. Weiter geht es mit Heiner Müller, gefolgt von dem aufmüpfigen Fritz Rudolf Fries. Als «heraus gemeißeltes Jahrhundertwerk» feiert Helmut Böttiger «Die Ästhetik des Widerstands» von Peter Weiss, dessen zentrale Aussage die «Mehrdeutigkeit der Kunst» sei. Nicht ohne Spott werden schließlich die schwierigen Beziehungen zwischen Marcel Reich-Ranicki und Martin Walser sowie die desaströsen zwischen  Siegfried Unselt und Thomas Bernhard geschildert. Es folgen Uwe Johnson mit »Jahrestage» und die Nobelpreisträger Heinrich Böll und Günter Grass mit ihren Werken aus diesem Zeitraum, und auch Arno Schmidt mit «Zettels Traum» wird ausführlich gewürdigt.

Diese anekdotenreichen Porträts sind als lehrhafte Chronik für ambitionierte Leser äußerst nützlich. Zudem vermittelt die oft amüsante Lektüre en passant eine Fülle von Interna der Branche und verdeutlicht Prozeduren zum besseren Verständnis einer Kunstgattung, die den Intellekt fordert wie keine zweite, und all das wird dann auch noch sehr unterhaltsam erzählt!

Fazit: erstklassig

Meine Website: http://ortaia.de


Genre: Sachbuch
Illustrated by Wallstein Göttingen

Klare Charaktere

Klare CharaktereMit seinem Autoren-Ratgeber »Klare Charaktere. Wie ich Figuren für einen Roman entwickle« gibt Autor Lutz Kreutzer Hinweise und Anregungen aus dem Handwerkskasten des Praktikers. Er stellt Herangehensweisen sowohl seiner eigenen Romane als auch diejenigen anderer Profiautoren vor, die dazu beitragen wollen, einem Roman Leben einzuhauchen. Weiterlesen


Genre: Ratgeber, Sachbuch
Illustrated by Kampenwand

Schreib Dein bestes Buch. Der Planer für Autoren

Johannes Zum Winkel hat als Autorencoach schon manchen Bestsellerautor im Selfpublishing begleitet und zählt mit dem Stallgeruch des Bertelsmann-Konzerns, für den er leitend tätig war, zu den alten Hasen in der Buchwelt. Sein neuestes Opus »Schreib dein bestes Buch« liegt jetzt als 344 Seiten starkes Buch vor und ist ein Romanplaner im besten Sinne.

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Genre: Ratgeber, Sachbuch, Selfpublishing
Illustrated by Selbstverlag

Erfüllendes Mutterglück oder kinderlose Freiheit – Mein Weg zur Entscheidung

Soviel vorneweg – auch wenn im Titel von „Mutterglück“ die Rede ist, so ist das Buch der deutschen Autorin Ellen Kuhn nicht nur an Frauen adressiert, sondern unbedingt auch etwas für Männer. Denn wie oft schlittern wir Männer in eine Familien- respektive Vater-Situation hinein, nur weil es Konvention und Tradition so vorgeben und/oder weil es für uns mal wieder einfach bequemer so ist. Dazu gehört sicher auch, dass viele Männer gerade die Kinderentscheidung nicht wirklich überdenken und sich der Tragweite für ihr eigenes Leben nicht bewusst sind. Das Scheitern ist statistisch fast schon vorprogrammiert. Selbst moderne Männer gründen heutzutage bei Misslingen des Ehe- und Kinderprojekts keine „I regret“-Gruppen, sondern wählen auch da den ganz traditionellen Weg, also Flucht, Trennung, Geliebte. Nur erfährt dieses männliche Verhalten im Gegensatz zu den Müttern bis heute keine auch nur ansatzweise ähnlich ausgeprägte Ächtung in unserer Gesellschaft.

Also tut so viel Information wie möglich im Vorfeld Not, nein, sollte sogar unabdingbare Pflicht sein. Für Frauen und (!!) Männer. Weiterlesen


Genre: Politik und Gesellschaft, Sachbuch
Illustrated by tredition

Lob der schlechten Laune

Lob der schlechten Laune. Strudlbrug, Griesgram, Brummbär,  Stinkstiefel, Grumpy Old Men, Grantscherm, Nieselprim, Schnoferlzieher, Meckerer, Misanthrop, Gewitter-Ritter, Motzkuh, Trotzkopf, Murrkopf, Malediktologe, Isegrim, … wer sich von diesen Ausdrücken angesprochen fühlt, sollte weiterlesen. Aber es geht in Gerks Sachbuch nicht um Sigmar Polkes großes Schimpftuch, das im MoMA in New York hängt, sondern um eine weit verbreitete, besonders im deutschsprachigen Süden anzutreffende Gemütshaltung, die euphemistisch auch als Parrhesia bezeichnet wird, besser bekannt als schlechte Laune, Mieselsucht, Misophonie, Melancholie, Nostalgie, Ärger, Wut, Unmut, Groll, Verdruss, Mißmut, Lebensüberdruss, Dysthymie, Acedia, Schwermut, Geseiere… Oder auch als Verben: herummosern, motschgern, nörgeln, fuxen, sudern, raunzen, meckern, mürrisch, mieselsüchtig, … . Kennen Sie das?

„Grant-Country Österreich“

Mut zur schlechten Laune könnte man diesen amüsanten Diskussionsbeitrag von der Sachbuchautorin Andrea Gerk auch nennen, denn wer sich gegen Zwangsoptimierung und Jugendwahn, die „Diktatur der Positivität“ nicht mehr zu wehren weiß, findet hier, in vorliegendem Kompendium, Trost und Zuspruch. Tatsächlich liegt in der sog. „schlechten Laune“ nämlich sehr viel kreatives Potential und das ist inzwischen sogar wissenschaftlich erwiesen, wie uns die Autorin an glaubwürdig darlegt. Ganz abgesehen vom Unterhaltungswert der Mieselsucht natürlich. Nehmen wir etwa den Wiener Grant, den der Autor Thomas Grasberger in seinem gleichnamigen Buch als Blues des Südens adelte. Gerk belegt durch zahlreiche Zitate österreichischer Autoren, dass der Grant besonders hier in seiner besten Manier ausgelegt wird. Wer über diese Art von Humor – zu unterscheiden vom Wiener Charme – nicht herzhaft lachen kann, der hat eigentlich nicht wirklich gute Laune, sondern ist auch nur ein Modelächler und Kostverächter. Aber natürlich lässt Gerk auch deutsche Kolleginnen und Kollegen wie etwa Ludwig van Beethoven (der hat allerdings auch in Wien gelebt!) zu Wort kommen und nicht zuletzt auch internationale wie etwa den Obergrantler Lou Rabinowitz aka Reed oder Dagobert Duck. Wer sich selbst ebenfalls dazu zählt, befindet sich also in bester Gesellschaft.

Launisch wie Luna: Lob und Tadel

Auch für die Gesellschaft erfüllen die hier angesprochenen Herrschaften (Grantler sind hauptsächlich Männer) eine wichtige, kathartische Funktion wie einst der Hofnarr. Im Vergleich mit den brummigen Figuren aus Literatur, Film oder Theater schneidet man selbst ja zumeist besser ab und bekommt dafür eine narzisstische Belohnung, der Glaube, besser zu sein. Die Grantler in Film und Fernsehen haben also eine Sündenbockfunktion und das führt mitunter zu kathartischen Effekten bei den Betrachtern. Nach dem Motto: „So sind wir nicht.“ Autor Wolf Haas, der seinen Ermittler Simon Brenner so manche Wuchtl schieben lässt, bezeichnet Österreich etwa eindeutig als Bewältigungskultur, wenn es um die Lebenshaltung an sich geht: „Es gibt zwei. Die eine versucht, das, was man schlecht findet, zu verändern; die andere versucht (es) zu bewältigen“. Dabei liegen launisch und launig sprachlich gar nicht so weit auseinander: sie stammen beide vom lateinischen Wort für Mond, luna, ab und haben doch eine ganz unterschiedliche Bedeutung.

Wissenschaftlich erwiesen: schlechte Laune ist gesund

Einige Wissenschaftler drücken die schlechte Laune auch als „mood repair“ aus. Wir brauchen diese negative Emotion, um „auf Nummer sicher zu gehen“. Denn wer sich so gegen die Herausforderungen der Zeit wappnet, ist allemal besser vorbereitet. Sollte einmal etwas schief gehen… Wissenschaftliche Experimente, die Gerk zitiert, haben ergeben, dass negative Gefühle die sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten, das Erinnerungsvermögen und die Aufmerksamkeit für Herausforderungen verbessern. Da wo Wut und Ärger offen geäußert werden dürften, könnten Kreativteams besser zusammenarbeiten. Diese Emotionen zeigen schnell und unaufwendig, dass etwas nicht stimmt, erhöhen Sorgfalt und Aufmerksamkeit, fördern die Tendenz, den Dingen auf den Grund zu gehen, formuliert die Autorin treffend. Und vielleicht ist Kommissar Maigret und andere seiner Kolleg:innen deswegen immer so miesepetrig? „Der geistreiche Grantler ist in der Regel eher kein Machtmensch, sondern ein ‚Partisan des Alltags’“, schreibt Gerk und führt viele weitere Beispiele prominenter Grantler an, darunter Franz Liszt, ein Vorläufer Pete Townshends und Gustav Metzgers A.D.A beim Instrumente oder Kunstwerke zertrümmern, Christine Rösinger (Lassie Singers, Britta), Georg Kreisler, u.v.a.m.

Nicht zuletzt sollte man noch vielleicht noch erwähnen, dass wer seinen Ärger unterdrückt, mit einer erhöhten Herzfrequenz resp. Blutdruck zu rechnen hat. Denn vorgetäuschtes Lächeln ist nicht nur anstrengend, sondern kann auf Dauer richtig krank machen. Sich also ab und zu zu erleichtern, kann durchaus das Leben verlängern. Auch Lächeln ist in Wirklichkeit nämlich eine sehr ernst Angelegenheit.

Kurzum: Pessimisten haben mehr vom Leben! Auch wenn dieses Buch ihr schlechte Laune merklich bessern wird…

 

Andrea Gerk

Lob der schlechten Laune
Sachbuch
2021, Hardcover, Format: 12,5 x 2,1 cm , 304 Seiten
ISBN: 978-3-0369-5770-8

Kein und Aber Verlag
24,70 EUR


Genre: Gesellschaft, Literatur, Ratgeber, Sachbuch
Illustrated by Kein & Aber Zürich

Mein wunderbarer Gartensalon – Wie Frauen in ihrem Garten das Leben genießen

Mein wunderbarer GartensalonNach der Gartenarbeit kommt der Spaß

Autorin Katja Mutschelknaus fängt da an, wo Gartenmagazine aufhören: Mit der Nutzung des nach mühevoller Gartenarbeit hergerichteten Stück eigenen Landes. Damit hat die Autorin eine Nische gefunden, denn selbst wunderschön bebilderte Zeitschriften wie “Landidee” heben v.a. die Gestaltung und Arbeit im Garten hervor. Aber was kann frau damit anstellen, wenn sie mit der Arbeit fertig ist? Da hakt Mutschelknaus ein. Sie beschreibt den liebevoll hergerichteten Garten als erweitertes Wohnzimmer für die Dame, eine Seelenwohnung, ein von neugierigen Blicken abgeschirmter Ort, in dem frau sich erholen und nach Herzenslust allem, was ihr Spaß macht, nachgehen kann. Dort darf sie wieder Kind oder junge Frau sein, schaukeln, eine Feenparty veranstalten, den Geliebten einladen, den Garten als Spa benutzen oder ihn in eine orientalische Wohlfühloase verwandeln.

Aber so ganz ohne Arbeit kommt auch sie nicht aus: Wer schlemmen will, muss erst einmal kochen. Und das machen trotz männlicher Sterneköche im Fernsehen und in der Gastronomie im Alltag immer noch die Frauen. Damit es aber kein Alltagstrott-Essen wird, streut sie in ihre eigens für genussvolle Momente entworfenen Rezepte immer wieder etwas Exquisites oder Luxuriöses ein wie Blattgold oder Trüffel. Sie gibt aber auch Tipps, wie frau das Trocknen von Kräutern und das Einmachen wiederbeleben kann, um Leckeres zu zaubern. Außerdem gibt sie Tipps, wie frau sich ihre Wohlfühloase nach ihren Wünschen stilvoll gestalten kann. Damit frau nicht lange suchen muss, sind die Bezugsquellen von Zutaten und Möbeln usw. gleich inklusive. Da ist aber auch schon ein nicht ganz unwichtiger Hund begraben: Um sich das alles leisten zu können, muss frau das nötige Kleingeld haben. Oder sich die Rezepte rauspicken, die lecker sind und ohne viel luxuriösen Zierrat auskommen. Bio ist natürlich toll und in mehrerlei Hinsicht extrem wünschenswert, aber auch dafür muss der Geldbeutel stimmen. Ansonsten sind wohl Supermärkte oder besser noch handwerkliches Geschick gefragt, um sich die eigene grüne Oase mit Mobiliar zu verschönern. Sollte frau Letzteres besitzen, kann sie sich aus den angegebenen Bezugsquellen wie “Garten aus Holz” prima Ideen abschauen, anstatt viel Geld auszugeben.

 

Woher kommen die Ideen für die Gartenfreuden?

Ansonsten informiert die Autorin leichtfüßig über historische Gartenfreuden, Bräuche und Mythen, sowie Gärten als Schauplätze in der Literatur, schlägt den Bogen zu Zauberwesen wie den Feen und Elfen und vergisst auch nicht die gefiederten Gartenbewohner, die mit ihren Liedern die hoffentlich mittlerweile tiefenentspannte Dame verzaubern. Ganz praktisch gibt Mutschelknaus Tipps, wie frau Vögel in ihrem Garten artgerecht unterstützen kann.

Mir persönlich hat Mutschelknaus’ Schreibstil sehr gefallen. Er ist, wie oben schon angedeutet, leichtfüßig, beschwingt-fröhlich, tänzerisch. Ihre Sprache ist bildhaft und adjetivreich, sodass man sich das Beschriebene prima vorstellen kann. So entwirft sie mit leichter Hand Stimmungsbilder und lässt das Kopfkino anspringen. Das alles ist dazu geeignet, ein entspanntes Ferienfeeling zu schaffen und aufzumuntern. Mutschelknaus will anscheinend die Lust für das süße Nichtstun (wieder) wecken, das in unserer hektischen und stets im Hamsterrad rotierenden Welt abhanden gekommen ist. Sie tut gut daran, denn ohne entsprechende Entspannung fehlt ein wichtiger Teil des Lebens, der für die Regeneration zuständig ist. Vielleicht hat Corona die eine oder den anderen wieder aus den Hamsterrad rausholen und den Wert der Entspannung schätzen lernen können. Und entspannen kann frau und man(n) meist im Grünen. Eigentlich sollten wir es machen wie die Kinder (die Autorin erinnert an die eigene Kindheit): Raus ins Grüne und machen, wozu frau Lust hat! Schaukeln und Elfeninterview inklusive.

Fazit

Leichtfüßiges, schön bebildertes Sachbuch mit Betonung auf Genussmomenten, das mit seiner beschwingt-fröhlichen und bildhaften Art, die schönen Dinge des Lebens zu beschreiben, Ferienfeeling im eigenen Garten weckt. Es ist Nahrung für die Seele und mit den Rezepten für den Körper gleich mit.


Genre: Garten, Rezepte, Sachbuch
Illustrated by Thiele Verlag

Oben am Drahtseil, unten im Löwenkäfig. Geschichten über mutige Frauen

Wer in früher Jugend noch einen wandernden Zirkus in seinem Heimatort erleben durfte, der erinnert die schmetternden Fanfaren der Zirkuskapelle, den Geruch der Sägespäne, den flirrenden Zauber der Manege und die knisternde Spannung, wenn wilde Tiere durch Feuerreifen sprangen. Oft waren es Familiendynastien wie Renz, Busch, Krone, Barnum, Knie, Althoff und Probst, die den Wanderzirkussen ihre klingenden Namen verliehen. Dabei gab es zahlreiche mutige Frauen, die sich in Löwenkäfige wagten und unter der Zirkuskuppel auf dem Drahtseil tanzten. Dem Historiker und Direktor des »Wiener Circus- und Clown-Museum Wien« Robert Kaldy-Karo ist es zu danken, diesen starken Frauen ein literarisches Denkmal gesetzt zu haben. Weiterlesen


Genre: Sachbuch, Variete
Illustrated by Rokko´s Adventures Wien

Das kurze Glück der Gegenwart

Die zehn besten Bücher der letzten zwanzig Jahre

Wem Literatur mehr bedeutet als ein paar vergnügliche Lesestunden, der wird auch gerne hin und wieder mal ein Sachbuch lesen, das Aspekte seiner bevorzugten Kunstgattung mit wissenschaftlicher Expertise beleuchtet. Richard Kämmerlings hat mit «Das kurze Glück der Gegenwart» ein solches Buch vorgelegt, er widmet sich darin der deutschsprachigen Literatur seit 1989, bei der er als Literatur-Wissenschaftler deutliche Defizite an Gegenwärtigkeit konstatiert und bedauert.

Als Beispiel führt er in der Einleitung an, dass der ultimative Wende-Roman nicht geschrieben wurde, «… so als sei es unter der Würde des Schriftstellers, einen naheliegenden, sich für eine erzählerische Bearbeitung geradezu aufdrängenden Gegenstand zu wählen». Wenn aber der Zeitbezug fehle, wenn gegenwarts-bezogene Erkenntnisse oder Denkimpulse also nicht zu erwarten wären, warum sollte sich der Leser dann überhaupt den Neuerscheinungen zuwenden? Es geht ihm also darum, eine Literatur einzufordern, bei der es nicht nur um das Private oder das Historische geht, sondern auch um die gegenwärtigen Themen aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft, also um politische Strömungen, ökonomische Desaster, kulturelle Trends und wissenschaftliche Erkenntnisse.

In neun thematisch ganz unterschiedlichen Kapiteln geht Richard Kämmerlings wohlgemut in medias res, wobei er mit Berlin beginnt als «Topos des Terrors». Er konstatiert eine Mitte der neunziger Jahre einsetzende Umwertung der Gegenwartsliteratur, die mit «Faserland» von Christian Kracht eingeleitet wurde und vehement das Hier und Heute ins Zentrum stellt. Aber auch Klagenfurt ist für ihn «… der Ort, an dem sich die Veränderungen, die Verschiebungen des literarischen Feldes manifestieren». Als Enfant terrible ist Maxim Biller für ihn der Vorreiter eines thematischen Umdenkens, das mit dem später verbotenen Roman «Esra» seinen medialen Höhepunkt fand, weil er erzählte Wirklichkeit war und nicht Fiktion. Es folgt das Kapitel über Krieg als gegenwärtiges Thema, bei dem Kämmerlings Ernst Jünger als ihn persönlich prägenden Schriftsteller nennt und die Sprachlosigkeit heutiger Autoren beklagt, denen außer NVA-Klamauk dazu nichts einfalle. Mit Sex als fast nur auf Englisch thematisiertem Stoff, mit der weltweiten Finanzkrise, die literarisch, wenn überhaupt, allenfalls im Krimi oder als Science-Fiction stattfinde, mit dem Ignorieren der rapide wachsenden sozialen Verwerfungen setzt der Autor seine Liste der Sprachlosigkeit fort. Um dann zum Thema Familie zu gelangen, die immer mehr in der Patchwork-Version beschrieben werde, wobei er den Roman «Die Liebe der Väter» als lobenswertes Beispiel erwähnt, dessen Thematik Kämmerlings aus eigenem Erleben bestens kennt. Auch die Herkunft werde bis auf wenige Ausnahmen in der Gegenwarts-Literatur vernachlässigt, Heimat als Thematik versinke entweder im Provinzialismus oder sei allenfalls noch im Migrations-Roman anzutreffen. Beim Tod schließlich, im letzten Kapitel, ist die Gegenwart ebenfalls ausgeblendet, nur einige wenige Schriftsteller hätten dazu literarisch wirklich Überzeugendes geliefert.

Der Erkenntnisgewinn für den Leser dieses Buches liegt in der sachkundigen Tour d’Horizon durch die neuere deutsche Gegenwarts-Literatur, für deren Defizite aber immer auch Gegenbeispiele genannt werden, kenntnisreich analysiert zudem. Mit Anekdoten angereichert erfährt man auch Interna aus dem Literaturbetrieb, liest von den Disputen der Autoren, Kritiker und Lektoren untereinander. Vor allem aber lernt man en passant viele Autoren und Bücher kennen, die man bisher nicht auf dem Radar hatte als Leser. Und so empfiehlt sich das reichhaltige Autorenregister als ergiebiger Quell künftiger Leseabenteuer, auch wenn die Auswahl des Autors natürlich subjektiv ist und damit anfechtbar. Was dann vor allem für die «Zehn besten Bücher der letzten zwanzig Jahre» gilt, die Richard Kämmerlings sich am Ende mutig vorzustellen traut.

Fazit: lesenswert

Meine Website: http://ortaia.de


Genre: Sachbuch
Illustrated by Klett-Cotta Stuttgart

Der Fall Julian Assange. Geschichte einer Verfolgung

WikiLeaks-Gründer Julian Assange ist einer der bekanntesten politischen Gefangenen unserer Zeit. Seit elf Jahren interniert, feiert er am 3. Juli 2021 als »Untersuchungsgefangener« seinen 50. Geburtstag im britischen Hochsicherheitsgefängnis. Wer sich näher mit der Geschichte seiner Verfolgung befassen möchte, liest den spektakulären Report des UNO-Sonderberichterstatters für Folter, Nils Melzer, der jetzt in Buchform vorliegt. Weiterlesen


Genre: Politik und Gesellschaft, Sachbuch
Illustrated by Piper Verlag München

Sind Sie das? Eine Spurensuche

Wie viel vom tatsächlichen Leben eines Autors steckt in seinen Romanen? Diese Frage taucht nahezu in jedem Publikumsgespräch mit Autoren auf. Aber auch Literaturwissenschaftler und Rezensenten beschäftigen sich teilweise akribisch und streng wissenschaftlich mit dieser Thematik. Charles Lewinsky hat sich mit seinem neuesten Buch auf Spurensuche im eigenen Werk begeben. Weiterlesen


Genre: Autobiografie, Sachbuch
Illustrated by Diogenes

Erzählende Seelen – Die therapeutische Rückführung (Fallgeschichten)

https://www.xine.de/wp-content/uploads/2014/02/Cover-Erz.Seelen-Teil-1-220x300.jpgBeruf und Berufung

In einem gelungenen Mix und plausibler Verzahnung aus eigenem Lebenslauf, Tipps, Weitergabe von eigenen Erfahrungen und ihren Fallgeschichten erzählt die Autorin, wie sie zu ihrem jetzigen Beruf kam. Dabei ist ihr maximale Transparenz wichtig, was man als Leser*in durchweg in dem Buch spüren kann.

Früher als erfolgreiche Unternehmerin in der Textilbranche tätig führte sie eine Wendung des Schicksals  in Form eines  in einem Kosmetiksalon aufgestellten Buddhas zu ihrer jetzigen Tätigkeit als Heilpraktikerin für Psychotherapie und daraus resultierend als Autorin. Sie erzählt anschaulich von ihrer ersten eigenen Rückführung in ein früheres Leben, verzahnt das mit ihrem heutigen Wissen über gelungene und individuell an Klient*innen orientierte Rückführungen, schildert dabei auch die Fallen, in die man als Klient*in geraten kann und wie man diese vermeidet. Sie verhehlt nicht, dass auch eine Berufung nicht immer geradlinig und ohne Hindernisse verläuft. Dazu zitiert sie ein altes, chinesisches Sprichwort, das da lautet: “Umwege erhöhen die Ortskenntnis”. Der Erfahrungsschatz ist durch diese Umwege durchaus gewachsen und kommt laut Buch ihrer Arbeit zugute.

Des Weiteren schildert sie ihre Aus- und Weiterbildungen, u.a. nach Michael Newton, sodass sie neben Rückführungen in frühere Leben auch LBL-Reisen anbieten kann: Reisen in die geistige Welt bzw. das Jenseits, die heilende Wirkungen haben und Hinweise zur Lösung von Problemen geben können. Sie erzählt insgesamt sehr ausführlich über ihre Erfahrungen und unterfüttert diese mit ihren (anonymisierten) Fallbeispielen, um den Leser*innen ein detailliertes Bild von ihrem Beruf zu vermitteln. Sie betont auch ihren Wunsch, dass es für ihren Beruf eine anerkannte Ausbildung geben sollte, um Scharlatanerie vorzubeugen. Ihrem eigenen Anspruch, Sachinformationen spannend an die Frau oder den Mann zu bringen, wird sie hierbei gerecht, denn das Buch ist nicht nur informativ, sondern auch kurzweilig. Allerdings ist der Titel evtl. etwas irreführend, weil die Fallgeschichten nicht das Hauptthema des Buches sind, sondern in ihren Erfahrungsbericht eingebaut werden.

Sehr sympathisch gerade für Kritiker*innen dürfte folgende Einstellung der Autorin sein: “Ich habe nichts mit Esoterik am Hut. Ich bezeichne mich selbst als spirituelle Exoterikerin. Esoteriker neigen dazu, nichts zu hinterfragen […]. Natürlich ist es gut, auf sein Herz und/oder die Seele zu hören, aber es ist auch immer gut, wenn man sich noch eine 2. Meinung einholen kann. In dem Falle vom Verstand.” Deshalb darf der Verstand auch immer mit auf Reisen gehen und wird bei ihr ernstgenommen. Die Hypnose ist auch so angelegt, dass die Klient*innen sie jederzeit verlassen können.

Der Verstand fragt oft hinterher, ob man sich das alles nicht bloß aus den Fingern gesaugt hat. Hierzu meint die Autorin: “Jeder Mensch mit einem gesunden Verstand fragt sich das nach seiner RF. Das ist ganz normal und auch gut so. Ich finde es immer wichtig, dass meine Klienten alles (selbst)kritisch betrachten und auch dazu in der Lage sind. Das ist etwas, was Esoterikern bspw. komplett abhandengekommen ist, wie ich finde. Und in diesem Falle drehen wir den Spieß dann auch um und holen uns eine 2. Meinung vom Bauchgefühl oder dem Herz […] Es sind letztendlich aber immer die mit einer RF verbundenen Emotionen, die den Klienten darin bestärken, sich nicht bloß alles aus den Fingern gesaugt zu haben.”

Überhaupt ist es ihr wichtig, Fragen in dem Buch zu beantworten, die mit ihrer Arbeit zusammenhängen, z.B. Fragen darüber, was passiert, wenn man in ein traumatisches früheres Leben eintaucht. Oder was passiert, wenn heutige Kindheitserfahrungen alles andere als positiv waren. Diese Fragen und auch die dazu gehörigen Fallbeispiele sind der Grund dafür, dass sie eine Ausbildung als Heilpraktikerin in Psychotherapie gemacht hat, um ihren Klient*innen mit diesem Handwerkszeug besser zur Seite stehen zu können. Sie empfiehlt ebenfalls, sich professionelle Hilfe zu suchen, wenn man an psychischen Krankheiten leidet.

Das vorliegende Buch vom Schirner-Verlag allerdings weist sehr viele Tippfehler auf. Diese seien aber in ihrem E-Book nicht mehr vorhanden, versichert Weitzels. Das sei einer der Gründe gewesen, warum sie die Rechte an ihrem Buch zurückgekauft habe und es jetzt selbst anbietet.

Selbstrückführungen mithilfe von CDs

https://www.xine.de/wp-content/uploads/2020/05/Deine-Seele-erz%C3%A4hlt-R%C3%BCckf%C3%BChrungs-CD-von-Kristine-Weitzels.jpghttps://www.xine.de/wp-content/uploads/2021/01/Deine-Seele-erzahlt-Ruckfuhrungs-CD-in-die-geistige-Welt-von-Kristine-Weitzels.jpg

Nach dem erfolgreichen Verkauf ihres o.g. Buches kam ihr die Idee, CDs zur Selbstrückführung anzubieten. In mittlerweile 6. Auflage ist die CD “Deine Seele erzählt – Eine Anleitung zur Selbstrückführung” 2020 erschienen, 2021 die CD “Deine Seele erzählt Teil 2 – Eine Anleitung zur Selbstrückführung in die geistige Welt”. Dazu gibt sie auf ihrer Webseite, deren Internetadresse auch in ihren CDs zu finden ist, eine ausführliche Anleitung und Beratung; sie kommentiert auch Rückmeldungen zu ihren CDs. Ihr ist es wichtig, dass die Selbstrückführungen sicher sind, weshalb sie Ausstiegsmöglichkeiten und Möglichkeiten zum Überstehen von unangenehmen Situationen eingebaut hat. “Das A und O einer jeden RF, egal ob geführt oder mit CD, ist immer, dass man dabei ein gutes Gefühl hat.” Die Anleitung hat sie allerdings aus Kostengründen nicht in die Booklets der CDs integriert.

Wie im Buch beschrieben, ist es ihr bei Rückführungen wichtig, dass die Wahrnehmungen, die die Klient*innen durch die Tranceinduktionen erhalten, nicht verfälscht werden. So legt sie Wert auf offene und neutrale Formulierungen. Das ist auch in ihren CDs so. Ein Beispiel: Wenn man an sich herabsieht und sein Äußeres in einem früheren Leben beschreiben soll, verwendet sie nicht den Begriff “Schuhe” – schließlich ist es nicht abwegig, dass man damals gar kein Schuhwerk an den Füßen hatte. Außerdem nehmen nicht alle Klient*innen visuell wahr, sondern viele mit anderen Sinnen bzw. bei vielen sind die Antworten auch ohne Sehen einfach da. Deshalb verwendet sie nicht den Begiff “sehen”, sondern “wahrnehmen”.

Da ich die CDs persönlich ausprobiert habe, kann ich zumindest für mich sagen, dass sie funktionieren. Die Stimme der Autorin ist angenehm, die Pausen soweit in Ordnung (diese kann sie nur pauschal setzen, weil sie die Hörer*innen ja nicht persönlich vor sich hat). Unangenehme Situationen erlebt man aus der Distanz. Bei der Rückführung in ein früheres Leben kam ich tatsächlich in ein solches – als Mann. Das allein würde schon das ein oder andere erklären. Das Erleben war zudem emotional mit Körperreaktionen. Bei der 2. CD war ich emotional nicht ganz so beteiligt. Aber das Gefühl hinterher war ein gutes und ich empfand mich als etwas mehr mit mir im Frieden als vorher. Meine Freundin hat die erste CD ausprobiert, kam aber nicht weit, weil die Tanceinduktion für sie so entspannend war, dass sie dabei einschlief – und das, obwohl sie Schlafstörungen hat.

Die CDs gehören nicht zum Buch; man kann sie einzeln erwerben. Sie sind für je knapp 20 Euro günstig – v.a. wenn man sich die Preise anschaut, die eine “normale” Rückführung kostet.

 

Fazit

Das Buch ist informativ und spannend geschrieben, wobei der Fokus aber entgegen des Titels auf dem Werdegang der Autorin liegt. Die Fallbeispiele sind in diesen Werdegang eingebaut. Da Kristine Weitzels nicht als Esoterikerin bezeichnet werden will, ist ihr ausdrücklich der Verstand als 2. Meinung wichtig, sodass sie Kritiker*innen verstehen kann und es sogar begrüßt, wenn sie nachfragen.

Die CDs funktionieren zumindest für mich; ich kann hier aber auch nur für mich sprechen. Die Stimme der Autorin ist angenehm und sie achtet tatsächlich auf größtmögliche Sicherheit in einer Situation, in der sie die Hörer*innen nicht persönlich begleiten kann.


Genre: Sachbuch
Illustrated by Schirner Verlag

Die Schlange im Wolfspelz

Von den Ursachen getrübter Lesefreude

Die Reihe nützlicher Sachbücher zum Thema Literatur ist von Michael Maar mit «Die Schlange im Wolfspelz», einem bei Eva Menasse entlehnten Titel, jüngst um ein populäres Werk ergänzt worden. Der Untertitel «Das Geheimnis großer Literatur» weist auf das durchaus ambitiöse Vorhaben hin, Licht ins Dunkel der Buchstaben-Kunst zu bringen. Wobei der Autor sich als Germanist, wen wundert’s, auf die deutsche Literatur beschränkt. Wer also als Leser in seiner Lektüre mehr sieht als nur einen angenehmen Zeitvertreib, wer sich über die Finessen eines gekonnten Schreibstils umfassend aufklären lassen will, der wird in diesem informativen Buch fündig. Um dann, deutlich besser gerüstet, in künftige Leseabenteuer aufzubrechen.

Diese Stilkunde beginnt denn auch gleich, die Frage «Was ist Stil?» mit vielen Textbeispielen systematisch und unterhaltsam zu klären. Was sind denn wohl die Fallstricke, die beim Schreiben auf den Autor warten? Um zu verdeutlichen, was denn Stil überhaupt ist, zitiert Maar eine kurze Passage aus Daniel Kehlmanns Roman «Die Vermessung der Welt». Darin wird Humboldt von seinen Ruderern gebeten, etwas zu erzählen. Er könne, bietet er ihnen an, das schönste deutsche Gedicht für sie ins Spanische übersetzen: «Oberhalb aller Bergspitzen sei es still, in den Bäumen kein Wind zu fühlen, auch die Vögel seien ruhig, und bald wird man tot sein». Die Zuhörer sind verblüfft. Aber er hat alles richtig gemacht, er hat genau das erzählt, was Goethe, als «Wanderers Nachtlied», 1870 an die Holzwand einer Jagdhütte geschrieben hatte. Inhaltlich also gleich, nur stilistisch nicht! «Über allen Gipfeln / ist Ruh, / in allen Wipfeln / spürest du / kaum einen Hauch; / die Vöglein schweigen im Walde. / Warte nur! Balde / ruhest du auch.» Einprägsamer kann man die Funktion von Inhalt und Stil in der Literatur wohl kaum demonstrieren. Und solche anschaulichen Beispiele gibt es ungewöhnlich viele in diesem Buch! Inhalt und Stil, so lernen wir, kann man eben nicht trennen voneinander. Sie gehören zusammen, bilden eine künstlerische Einheit, die, wenn alles perfekt aufeinander abgestimmt ist, zu großer Literatur werden kann.

Mit vielen Porträts ganz unterschiedlicher Schriftsteller verdeutlicht Maar in unzähligen Textauszügen sprachliche Besonderheiten. Satzbau, Wortwahl, Sprach-Rhythmus, Dialoge, gekonnt eingesetzte Metaphorik oder einprägsame Leitmotive sind Bausteine, aus denen wahre Prosa-Kathedralen entstehen können, wenn Sprachgenies die Baumeister sind. Trotz aller akademischen Bemühungen bleibt die Beurteilung von Sprachkunst aber ein eitles Unterfangen. Das weiß der Autor auch, und so finden sich bei seiner oft sehr strengen Kritik häufig Anmerkungen wie «Die Arno-Schmidt-Jünger werden laut Protest erheben». Es bleibt also auch nicht aus, dass man als Leser manchen Einwand partout nicht nachvollziehen kann. Aber das ist völlig normal und mindert den Wert dieses Literatur-Führers keineswegs. Die Auswahl der als Referenz herangezogenen Schriftsteller ist, Germanisten können wohl nicht anders, zudem derart vorvorgestrig, dass man als heutiger Leser viele nie gelesen hat, bei einigen nicht mal ihrem Namen kennt. Umso erstaunter ist man dann, wenn plötzlich Hildegard Knef auftaucht, deren Autobiografie von Michael Maar stilistisch sehr gelobt wird, – nicht zu unrecht übrigens, wie die Textzitate zeigen.

Wer einigermaßen belesen ist, wird natürlich auch manches finden, bei dem er mitreden, seine Meinung mit dem vergleichen kann, was Maar, oft durchaus scharfzüngig, darüber schreibt. En passant erfahren wir zudem, dass Goethe mit ausgezählten 90.000 Wörtern den höchsten je gemessenen deutschen Wortschatz hatte. Trotzdem sind «Die Wahlverwandtschaften» kein Roman, den heute jemand freiwillig lesen würde, Wortschatz ist eben nicht alles! Schlechten Stil aber dürften aufmerksame Leser nach der Lektüre dieses Ratgebers deutlich besser entlarven können als eine Ursache getrübter Lesefreude!

Fazit: erfreulich

Meine Website: http://ortaia.de


Genre: Sachbuch
Illustrated by Rowohlt