Der achtsame Mama-Begleiter

Es ist ein wunderbares kleines Büchlein, das sich, wie der Titel schon aussagt, an alle Mütter wendet. Die 55 Tipps für mehr Gelassenheit im Familienalltag sind nach dem Drei-Säulen-Konzept aufgebaut: Freude – Zeit – Liebe. Zu jeder Säule gibt es wertvolle Tipps, die kurz und prägnant ausformuliert sind. Und beim Lesen gibt es immer wieder einen Aha-Effekt. Dazu kommt, dass das Büchlein in jede Mama-Handtasche passt und damit jederzeit zur Hand genommen werden kann: am Spielplatz, beim Kinderarzt usw.

Ein Thema, das mich besonders angesprochen hat, ist die Generierung von „Me-Time“. Ein Begriff, den ich bis dato nicht kannte. Das, was dahinter steckt aber schon: Wie ist es möglich trotz Stress in Beruf, Alltag und Familie, der übrigens oft genug selbst gemacht ist, für mich ganz persönlich Zeit zu finden.

Sie werden sich nun fragen, warum ich dieses Buch gerade als Mann thematisiere? Zum einen ist der Ratgeber auch für Väter sehr nützlich und zum anderen finde ich es ein sehr schönes Geschenk für die Partnerin oder die Tochter. Es ist als Taschenbuch und als E-Book erschienen und kann somit auch am Handy gelesen werden.

Für weitere Informationen:

https://www.bod.de/buchshop/der-achtsame-mama-begleiter-isabella-eisen-9783752611823

http://www.achtmomkeit.com


Illustrated by BoD Norderstedt

Böse Schafe

Brief an einen Toten

Als einer ihrer wichtigsten Romane wurde «Böse Schafe» von Katja Lange-Müller vom Feuilleton einhellig positiv aufgenommen, sein Thema ist das komplizierte Beziehungsgeflecht von gesellschaftlichen Außenseitern. Die in der Vorwendezeit in West-Berlin angesiedelte Liebesgeschichte zweier kaputter Typen überzeugt nicht nur durch die völlig unsentimentale, sprachlich nüchterne Umsetzung des Stoffs, sondern auch durch die intime Nähe zu den Figuren. Diese besonders intensive Wirkung wird vor allem durch die sehr spezielle Erzählform als fiktiver Brief an einen Toten erzeugt.

Die vierzigjährige Schriftsetzerin Soja, Republikflüchtling aus der DDR, die sich in Berlin mehr schlecht als recht mit Gelegenheitsjobs durchschlägt, trifft 1987 am U-Bahnhof Nollendorfplatz auf Harry, der als schöner Mann, «blauäugig, bleich, aschblond», eine geradezu unwiderstehliche, spontane Anziehungskraft auf sie ausübt. In dem posthumen Brief, den sie ihm vier Jahre später schreibt und den wir als Roman lesen, sieht sie einen Film ablaufen und fragt selbstkritisch: «Hätte ich mich, als unser Film in Echtzeit lief, als wir zu fotografieren gewesen wären, nach deinen Empfindungen erkundigen sollen?» Denn wie sie merkt, gibt der schweigsame Traummann wenig preis von sich und bleibt ihr gegenüber sogar als Liebhaber merkwürdig zurückhaltend. Trotzdem ignoriert sie zunächst alle Indizien, bis dann nach und nach aber heraus kommt, dass er auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen wurde, wo er eine zehnjährige Strafe wegen Raubüberfalls abzubüßen hat. Außerdem hat er auch gegen Bewährungs-Auflagen verstoßen, weil er seine Drogentherapie abgebrochen hat. Soja kämpft um eine neue Therapie für ihn, setzt sich selbstlos für ihn ein und unterstützt ihn sogar finanziell, obwohl sie selbst in eher prekären Verhältnissen lebt. Es dauert nicht lange, bis die nächste, bisher verschwiegene Hiobsbotschaft sie erreicht, die sie dann sehr direkt plötzlich auch selbst betrifft.

«Mein Lebensthema sind, glaube ich, die Widersprüche» hat die Autorin im Interview bekannt. Das wird hier verkörpert durch die große Liebe einer unbeirrbaren, starken Frau aus dem Osten zu dem kriminellen Junkie aus dem Westen, der ihre Gefühle in keiner Weise erwidert hat, wie sie ihm in ihrem Brief posthum vorwirft. Die Autorin lotet nüchtern aus, wie weit Hingabe tatsächlich gehen kann, ohne jedoch pathetisch zu werden, was in diesem Genre ja eher selten anzutreffen ist. In ihrem Rückblick auf den vierjährigen Abschnitt ihres Lebens mit Harry stellt Soja ihm existentielle Fragen, um zu verstehen, was für ein Mensch er wirklich war. Und trotz der durch sein Verhalten ihr gegenüber ausgedrückten, emotionalen Defizite wirkt dieser schräge Vogel nie unsympathisch, er strahlt auch in verstörenden Momenten immer noch einen gewissen Charme aus, und zwar nicht nur auf Soja, sondern erstaunlicher Weise auch auf den Leser. Der lange, quälende Sterbeprozess von Harry schließlich, der am Ende einsam stirbt und Soja mit seinen Habseligkeiten auch ein Schulheft mit Aufzeichnungen hinterlässt, ruft Mitgefühl beim Lesen hervor, er ist im Grunde eigentlich nur ‹ein armer Hund›. Harrys undatierte Notizen über seine Zeit mit ihr sind, kursiv abgesetzt und in kurzen Abschnitten über den gesamten Text verteilt, in den fiktiven Brief eingefügt. Es sind geradezu schreckliche Aufzeichnungen, die Soja da ahnungslos liest, denn in seinen insgesamt neunundachtzig Sätzen kommt sie mit keinem einzigen Wort vor, so als hätte es sie nie gegeben.

Eine derartige, nicht auf Gegenseitigkeit beruhende Amour fou wirft natürlich allerlei interessante Fragen auf. Kann man Sojas demütige Hingabe überhaupt noch Liebe nennen? Kann denn die nicht wiedergeliebte Liebende jemals glücklich gewesen sein? Neben seiner Liebesthematik ist «Böse Schafe» auch ein typischer Berlin-Roman mit stimmigen Milieu-Schilderungen. Dieser stilistisch ungewöhnliche, komplexe Roman ist eine unterhaltsame, bereichernde Lektüre.

Fazit: erfreulich

Meine Website: http://ortaia.de


Genre: Roman
Illustrated by Kiepenheuer & Witsch Köln

Schreib Dein bestes Buch. Der Planer für Autoren

Johannes Zum Winkel hat als Autorencoach schon manchen Bestsellerautor im Selfpublishing begleitet und zählt mit dem Stallgeruch des Bertelsmann-Konzerns, für den er leitend tätig war, zu den alten Hasen in der Buchwelt. Sein neuestes Opus »Schreib dein bestes Buch« liegt jetzt als 344 Seiten starkes Buch vor und ist ein Romanplaner im besten Sinne.

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Genre: Ratgeber, Sachbuch, Selfpublishing
Illustrated by Selbstverlag

Frohes Fest!

Weihnachten mit Biss

Cartoonist, Illustrator und Comiczeichner Miguel Fernandez hat mit dem vorliegenden Werk ein bissiges, z.T. schwarzhumoriges Weihnachtsbüchlein geschaffen, das klassische wie aktuelle Probleme und Familienangelegenheiten treffsicher auf’s Korn nimmt. Immer wieder anders variantenreich wird z.B. die Deutsche Bahn und ihre ewigen Verspätungen durch den Kakao ge- und auf den Weihnachtsmann bezogen. Auch die Verbindung Weihnachtsmann und Coca Cola wird auf immer neue und lustige Weise hergestellt. Weihnachtsmann, -zeit und Klimawandel ist ebenfalls ein Thema, mit dem sich schwarzhumorig viel machen lässt und wo Fernandez schlicht ins Schwarze trifft. Außerdem kommen Weihnachtsmann und Ernährungsgewohnheiten ebenso zum Zug wie der allgemeine Bezug zur Werbung und die familiären Macken. Die Cartoons sind einfach zu verstehen, aber trotzdem mit Hintersinn und einem Tritt in den Allerwertesten, damit man anfängt nachzudenken.

Kurz: Rundum gelungen, wenn man diese Art von Humor mag.


Genre: Cartoons
Illustrated by Lappan

Diese Fremdheit in mir

Knapp 600 Seiten Print- oder 5.200 KB eBook – ein gewaltiges Werk, das wahrscheinlich schon per se einen Literatur-Nobelpreis wert wäre, hätte man diesen dem türkischen Schriftsteller Orhan Pamuk nicht bereits 2006 verliehen. Diese “Fremdheit in mir” erschien erst 2014, also 6 Jahre nach der Aufnahme in den Literatur-Olymp.
Erscheinungsdatum wirklich 2014? Man stutzt und will es kaum glauben. So jung? Eigentlich doch so zeitnah und modern, aber…? Aber der Reihe nach.

Pamuks Buch ist eine Familien-Saga mit allem, was dazu gehört. Ein Epochen übergreifender Generationen-Roman mit der zentralen Figur des Boza-Verkäufers Mevlut (Wiki: „Boza ist ein leicht alkoholisches, süßlich-prickelndes Bier, ursprünglich aus Hirse, das auf dem Balkan und in der Türkei, in Zentralasien und im Nahen Osten konsumiert wird“).
1954 kommt Mevlut, wie so viele, als kleiner Junge mit seinem Vater aus Anatolien nach Istanbul. 60 Jahre lang begleitet der/die LeserIn Mevluts Schicksal und das seiner Eltern, Onkel, Tanten, Cousins, Frau(en), Schwiegereltern, Töchter, Schwiegersöhne, Enkel, SchwägerInnen, Freunde. Und das alles vor dem Hintergrund der türkischen Historie und insbesondere der Entwicklung Istanbuls. Da bedarf es in der Tat schon einer vierseitigen Chronologie im Anhang, um den Über- und Durchblick nicht zu verlieren. Vor allem, wenn man ins Kalkül zieht, dass man Pamuks Schreibstil durchaus als detailverliebt bezeichnen darf.
Das Positive an dem Buch lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Es ist ein relativ authentisches Spiegelbild der türkischen Gesellschaft über sechs Jahrzehnte und insbesondere der vielen einfachen Menschen vom Land, die in der Metropole Istanbul ihr Glück versuchen.
Lässt man allerdings auch nur ein wenig literarische Kritik walten, handelt es sich um eine türkische Telenovela, die in jedem TV-Kanal nach vier Wochen abgesetzt würde. Zu zähflüssig, zu langweilig, zu vorhersehbar ist die von einem türkischen Mann konstruierte Handlung. Das Geschriebene plätschert vor sich hin, man erfährt nichts, was man bei halbwegs ausgebildeter Beobachtungsgabe nach zwei bis drei Türkei-Urlauben nicht eh schon wüsste. Selbst literarische „Kunstkniffe“, wie der Wechsel vom außenstehenden Erzähler zum Monolog agierender Darsteller, laufen ins Leere, da es Pamuk versäumt, in diesen Passagen den Erzählstil zu ändern und zu profilieren.
Orhan Pamuk ist der vielleicht beliebteste und erfolgreichste, männliche türkische Schriftsteller unserer Zeit. Die türkisch-maskuline Weltsicht sprießt so auch aus allen Poren. Ein Mann ist der Hauptdarsteller, Männer dominieren den Alltag, die Sicht auf die Frauen ist männlich-traditionell. Und genau deshalb wieder der ungläubige Blick auf das Erscheinungsdatum. Bei aller Liebe zur authentischen Darstellung der Realität – wo bleibt die wenigstens angedeutete Kritik zum Beispiel an der Stellung und Rolle der Frau in dieser gesellschaftlichen Umgebung? Dürfte man das 2014 von einem Nobelpreisträger nicht verlangen? Warum durchgehend diese rosarote Wolke, diese naive Zufriedenheit, die sich vom Protagonisten auf die ganze Atmosphäre des Romanes überträgt? Selbst wenn Armut und Leid geschildert werden, bleiben diese immer systemimmanent.
Schwer erklärlich bleibt bis zum Schluss der Titel des Buches. „Diese Fremdheit in mir“ kommt als Terminus zwar immer mal wieder in unterschiedlichsten Zusammenhänge vor, wird aber auch im Kontext nicht klarer. Vielleicht ein Übersetzungsproblem? Im Originaltitel “Kafamda Bir Tuhaflık” bedeutet Tuhaflik eher Eigenheit, Marotte, Verschrobenheit, was dem eigenbrötlerischen Charakter des Mevlut schon eher entspricht.
So bleibt auch in mir als Leser am Schluß eine Art von Fremdheit oder besser Befremdlichkeit ob des preisgekrönten Erfolges dieses Autors. Über den politischen Background des Literaturnobelpreises hatte ich bereits bei Olga Tokarczuk spekuliert. Orhan Pamuk lässt in mir die Ahnung aufkommen, dass dieser Preis auch eine Art Fleißkärtchen sein könnte.

Genre: Belletristik, Politik und Gesellschaft, Roman
Illustrated by Fischer Verlag

Lustiges Taschenbuch Enten-Edition Band 72: Die Kunst des Knackens

Der ewige Kampf um Dagoberts Geldspeicher – aber nicht nur

„Schurken, Schätze und Schimären“: Dagobert Duck wird nahegelegt, endlich einmal Urlaub zu machen. Davon abgesehen, dass er dieses Wort gar nicht kennt, will er seine geliebten Talerchen nicht im Stich lassen. Dass Dagobert tatsächlich urlauben könnte, wollen die Panzerknacker nicht glauben. Sie vermuten eher die Suche nach einem Schatz als nach einem Urlaubsort.

„Die Knacker-Knaben: Sechs schummelt“: Immer wieder gern erinnern sich die Panzerknacker an ihre Zeit als Kinder; diesmal an die Schulzeit, als sie versuchten, bei einem ehemaligen Polizisten, der jetzt Klassenlehrer der jungen Entenhausener ist, zu schummeln.

„Der Durchbruch“: Die Panzerknacker haben einen Plan über das alte Tunnelnetz der Stadt ergattert. Das führt direkt unter den Tresorraum der Zentralbank. Jetzt heißt es buddeln und hoffen.

„Flucht und Schande“: Opa Knack erinnert sich nur ungern an eine Zeit zurück, als er aus einem Gefängnis ausbrechen wollte – und ein anderer dafür den Ruhm einheimste.

“Die Knacker-Knaben: Eins wird ehrlicher Sieger“: Onkel Null, die einzige ehrliche Haut unter den Panzerknackern, macht einen Judoklub auf und Eins soll mitmachen. Aber kann er das auf ehrliche Art und Weise?

„Zuckersüße Details“: An Gitta mag Dagobert Duck höchstens ihr Naschwerk. Das stellt sich aber überraschenderweise auch für die Verfolgung der Panzerknacker als nützlich heraus.

„Der Glückshund“: Was passiert, wenn der Hund der Panzerknacker zufällig in die Hände von Gustav Gans fällt? Dieser Frage geht die Geschichte mit viel Augenzwinkern nach.

„Verloren in der vierten Dimension“: Eines Tages will Dagobert Duck wieder einmal ein Erholungsbad in seinen geliebten Talerchen nehmen – nur ist der Geldspeicher leer! Eine Deformation der Raumkrümmung hat den Panzerknackern in die Hände gespielt. Das offenbart aber auch einen ganz gewaltigen Nachteil für sie.

15 Erstveröffentlichungen!

20 Geschichten zu den Panzerknackern bietet dieser Band des Jubiläumsjahrs “70 Jahre Panzerknacker”, davon sage und schreibe 15 Erstveröffentlichungen. Das kann sich wirklich sehen lassen, denn den Fans wird so entgegen sonstiger Veröffentlichungsgewohnheiten viel Neues und nicht v.a. Altbekanntes geboten. Allein wegen all der neuen Stories lohnt sich der Kauf schon, aber auch wegen der ständig neuen kreativen Ideen, wie die Panzerknacker endlich Dagoberts Geldspeicher leeren wollen – und es manchmal sogar schaffen. Wenn auch nicht nachhaltig. Auch die Jugendzeit der Panzerknacker macht Spaß zu lesen und trifft mit den Geschichten der jungen (Anti-)Helden die Altersgruppe der jungen Leser*innen.

Wehrmutstropfen: Es gibt kaum weibliche Protagonistinnen. Nur Gundel und Gitta spielen in je einer der Geschichten eine mehr oder weniger tragende Rolle. Das ist zu wenig, um mehr Mädchen für die Comics in diesem Band zu begeistern.


Genre: Comic
Illustrated by Egmont Ehapa Media

Kochen mit Martina & Moritz – Das Beste aus 30 Jahren (Unsere persönlichen Lieblingsrezepte)

 

Kochen Mit Martina Und Moritz - Das Beste Aus 30 Jahren Von Bernd Neuner-Duttenhofer, Martina Meuth, Gebunden, 2019, 3828929214Gutes mit Liebe kochen – das braucht Zeit

Dieses Hardcover-Kochbuch der aus dem WDR bekannten Fernsehköch*innen wartet mit allerlei Rezeptideen auf, die nicht nur aus den Kochtraditionen Deutschlands, sondern z.B. auch aus Asien kommen und von Martina und Moritz nach ihrem Geschmack variiert wurden nach dem Motto „Traditionelle Gerichte ja! Aber neu interpretiert“.

Das Buch beginnt mit einem informativen Vorwort, in dem die Köch*innen einen Einblick in die Fernsehgeschichte des Kochens geben und wie sie sie mitgestaltet haben. Auch ihre eigenen gut nachvollziehbaren Einstellungen zu den Nahrungsmitteln und zum Kochen an sich werden hier vermittelt.

Das mit oft großformatigen Fotos reich bebilderte Buch beginnt nach dem Vorwort mit Vorspeisen und Häppchen, macht weiter mit Suppen und Eintöpfen, um sich dann zu Pasta, Risotto und Kartoffeln vorzuarbeiten. Für die Vegetarier*innen gibt es das Kapitel „Hauptsache Gemüse“, wobei aber auch z.T. hier Fleisch und Fisch verarbeitet werden. Danach weiht Martina in die Geheimnisse der für sie attraktiven asiatischen Küche ein. Die Kapitel gehen weiter mit „Fisch und Meeresfrüchte“, sowie „Fleisch und Geflügel“, um schließlich zu den Desserts und zu Backrezepten zu kommen. Das Buch wird mit einem Rezeptregister abgeschlossen. Das Rezeptregister ist zwar sehr ausführlich, aber die Schrift fällt doch arg klein aus. Für nicht nur ältere Leser*innen mit Sehschwäche ist das nicht so gut zu entziffern.

Die Rezepte selbst sind in ihrer Anleitung gut verständlich. Die verarbeiteten Zutaten werden nicht nur in der Zutatenliste angegeben, sondern tauchen in anderer Farbe und fett unterlegt in der Zubereitungsanleitung wieder auf, was die Anleitung noch einfacher zu befolgen macht. Vor dem eigentlichen Rezept ist noch eine Info u.a. mit Tipps vorgeschaltet. Auch bei den Rezepten selbst sind immer wieder Hilfen in Form von Tipps zu finden, ebenso Verweise auf andere Rezepte, die mit dem gerade zu bearbeitenden verbunden sind. Des Weiteren finden sich unten auf der Seite ggf. Anregungen zu Beilagen und immer welche zu den passenden Getränken. Das alles macht es leicht, die Rezepte umzusetzen.

Allerdings sei hier auch erwähnt, dass viele der Rezepte Zeit brauchen; das sieht man schon an manchmal recht langen Zutatenlisten. Sie sind eher nichts für die schnelle Feierabendküche, sondern – dem Motto der beiden Fernsehköch*innen getreu – etwas zum Genießen. Der Kochvorgang an sich soll Spaß machen und dazu braucht es Zeit. Sie sind also eher etwas für ein Wochenende ohne viel zu tun, für einen extra Tag mit Gästen oder für die Ferien, wenn man nichts anderes vorhat. Martina und Moritz legen weiterhin Wert auf exzellente Ware, was sie mit ihrer immer mal wieder eingestreuten, informativen Warenkunde betonen. Das hat natürlich den Haken, dass so ein Gericht aufgrund der unbesehen guten Zutaten teuer werden kann und somit nicht für schmalere Geldbeutel geeignet ist. Ich persönlich hätte mir mehr Rezepte erhofft, die schneller und einfacher zu kochen sind und nicht so viel Geld kosten. Hinzu kommt, dass man gute Zutaten auch nicht überall findet. Wie gesagt, das alles kostet Zeit und ist damit weniger für die Alltagsküche, dafür aber für Zeiten und Geldbeutel geeignet, die diese zweifellos guten Menüs zulassen. Nach dem Lesen der Rezepte hatte ich persönlich den Eindruck, dass die beiden, die ihr Hobby zum Beruf gemacht haben, den (stressigen) Alltag v.a. von Frauen ein wenig aus dem Blick verloren haben. Natürlich kann man Kochen auch als Meditation ansehen, aber das geht nicht mit Kindertrubel um sich herum und unendlichen To-Do-Listen im Nacken. Ich persönlich schaue mir gern mal die Fernsehshow an, bekomme dann auch Lust auf die Gerichte, komme aber bedauerlicherweise aus verschiedenen Gründen zu wenig dazu, sie nachzukochen.

Fazit

Die Rezepte sind von der Zubereitung bis hin zum Essen eher etwas für Genießer*innen mit Zeit und Geld als etwas für die schnelle (gesunde) Feierabendküche bzw. für die hungrige Familie, die sofort etwas zu essen haben will. Wer aber Zeit und Geld hat, dem sei das Buch empfohlen, denn es leitet einen umsichtig und gut verständlich durch den Kochvorgang.


Genre: Kochbuch
Illustrated by Weltbild

Wie der Soldat das Grammofon repariert

Bosnienkrieg aus Kindersicht

Gleich mit seinem autobiografisch geprägten Romandebüt «Wie der Soldat das Grammofon repariert» war der aus Visegrad in Bosnien-Herzegowina stammende Schriftsteller Saša Stanišić 2006 ungemein erfolgreich. Das Buch wurde in dutzende Sprachen übersetzt und mit vielen Preisen ausgezeichnet, das Urteil des Feuilletons hingegen war gespalten. Von einigen Kritikern wurde der Autor als neue Stimme und talentierter Erzähler fast schon hymnisch gefeiert, von anderen wurde sein Debüt als missglückt oder als klischeehaft bezeichnet, und vom Krieg aus kindlicher Sicht zu erzählen ist natürlich immer anfechtbar.

Die Geschichte wird aus der naiven Perspektive des phantasiebegabten Schülers Aleksandar, Koseform Saša (sic!), in Ich-Form erzählt. Er wächst in Visegrad wohl behütet im Kreis seiner weitverzweigten Familie auf. Es beginnt mit dem Tod von Opa Slavko, einem glühenden Tito-Verehrer, mit dem Aleksandar innig verbunden war, aber auch der Zauberstab des Jungen vermag den Opa nicht wieder lebendig zu machen. Im Jahr 1991 gewinnt der Junge mit seinem ganz speziellen Köder den örtlichen Angler-Wettbewerb in der Drina und ist damit überraschend für die Landesmeisterschaften in Osijek qualifiziert. Aber daraus wird wohl nichts, denn dort herrscht bereits Krieg. Der erreicht schon im nächsten Frühjahr auch Visegrad und vertreibt die Eltern von dort, weil die Mutter muslimischer Herkunft ist und damit von ethnischen Säuberungen durch die Serben bedroht wird. Die Familie emigriert nach Heidelberg, wo bereits ein Onkel wohnt. Das unter Tito mit harter Hand durchgesetzte, aber letztendlich Utopie gebliebene, angeblich multikulturelle Jugoslawien wird nun in einen kleinstattlichen Flickenteppich zerrissen. Im Strudel der kriegerischen Ereignisse erscheint die unbändige Fabulierlust des Jungen mit ihren amüsanten, zum Teil haarsträubenden Szenen äußerst grotesk, bezogen auf das Kriegsgeschehen im Hintergrund. So wenn beispielsweise in einer Kampfpause die Serben und Bosnier aus ihren Stellungen hervor kriechen und sich auf ein Fußballspiel gegeneinander verständigen. Besonders absurd wird es, als dabei ein Spieler den Ball ins Aus schießt, in ein Minenfeld, aus dem er ihn nun auch selbst wieder herausholen muss, er bekommt dafür sogar eine kugelsichere Weste gereicht. Die ist allerdings für den Ball gedacht, denn der ist mitten im Krieg unersetzlich, der einzige jedenfalls, den die Soldaten noch haben.

Der unbedarfte Heranwachsende berichtet aus seiner Schlüsselloch-Perspektive von einer bunten Welt voller verrückter Geschehnisse und fragwürdiger Erinnerungen, was natürlich in krassem Gegensatz steht zu dem grauenvollen, aber realen Kriegsgeschehen, über das da abwechselnd ebenfalls berichtet wird. Mit überbordender Fabulierlust werden hier viele kleine, oft in sich abgeschlossene Episoden und Kurzgeschichten erzählt. Das reicht vom in flagranti entdeckten Seitensprung über die feierliche Einweihung des neu angebauten Wasserklosetts bis zum ausgelassen Dorffest, das dann plötzlich in einer Schießerei endet. Dabei agiert ein skurriles Figurenensemble, dessen wunderliche Charaktere nicht nur durch ihre balkantypische Sauf- und Fresslust, sondern auch durch allerlei körperliche und geistige Anomalien geprägt sind.

Kennzeichnend für den sehr speziellen Erzählstil von Sasa Stanisic ist eine verblüffende Unmittelbarkeit, die er auslöst, man fühlt sich ganz dicht am Geschehen, so grotesk das im Einzelnen auch sein mag. Störend ist das oft pittoreske Abgleiten in den puren Balkan-Kitsch, aber auch das narrative Konstrukt mit Passagen in Briefform, Gedichten und allerlei Listen erscheint mehr um größtmögliche Originalität bemüht als um einen logischen, nachvollziehbaren Erzählfluss. Die über all dem liegende heitere Note kollidiert natürlich mit den Kriegsgräueln, aber schon der Titel weist ja deutlich darauf hin, dass dies ein Schelmen-Roman ist, und als solcher sollte er dann natürlich auch gelesen werden.

Fazit: lesenswert

Meine Website: http://ortaia.de


Genre: Roman
Illustrated by btb München

Der kurze Brief zum langen Abschied

Erinnerungen

Es war überhaupt die Zeit, in der sich meine kulturelle Prägung zum großen Teil vollzog. Zumindest was die Literatur betrifft. Meine Affinität zu den Büchern wurde, wie schon erwähnt, durch unseren Jugendpfarrer und durch meinen Besuch in München bei Irmgard und Toni angeregt. Ich begann die Werke bedeutender Schriftsteller zu lesen wie Kafka, Camus, Hemingway, Böll oder Grass, was mir nebenbei bemerkt, die beste Deutschnote in meiner schulischen Laufbahn bescherte. Nur weil ich mit meinem Deutschlehrer unter anderem über „die verlorene Ehre der Katharina Blum“ diskutieren konnte. Viele meiner bevorzugten Schriftsteller waren oder wurden später Literatur-Nobelpreisträger.

Apropos Literaturnobelpreisträger. Auch der erst 2019 ausgezeichnete und oft nur schwer lesbare Peter Handke gehörte dazu. Als das Nobel-Komitee seinen Namen in den Medien bekannt gab, fiel mir sofort die folgende Geschichte ein.

1972 erschien sein neuestes Buch „Der kurze Brief zum langen Abschied“, und ich wollte es unbedingt haben. Daran konnte auch die Reiberei mit meinem Favoriten Grass nichts ändern, bei der Handke den in Princeton anwesenden Gruppe-47-Dichtern „Beschreibungsimpotenz“ vorgeworfen hat und daraufhin Grass „um bessere Feinde“ gebeten hatte. Ich wollte das Buch also haben, zumal es als Taschenbuch angekündigt war und somit meinem Budget entsprach. So machte ich mich auf, die Straße runter in unsere Buchhandlung. Der „Budow“, wie wir sie einfach nur nannten, war und ist wahrscheinlich auch heute noch eine Institution in Marktredwitz. Auf Frau Budow, die Inhaberin der Buchhandlung, konnte man sich verlassen. Sie kannte mich auch sehr gut, weil ich öfter bei ihr vorbeischaute, und sie hatte immer einen Buchtipp für mich bereit. Dieses Mal wusste ich aber genau was ich wollte, das Taschenbuch von Peter Handke. Sie hatte es nicht vorrätig und fragte, ob sie es bestellen solle. Ich stimmte zu und holte es einige Tage später bei ihr ab. Sie legte es auf den Ladentisch, ein Hochglanz-Taschenbuch, schwarz, darauf der in weißen Lettern geschriebene Titel und eine in zarten Farben gemalte Gebirgslandschaft am Meer. Ich nahm es in die Hand, drehte und wendete es. Es gefiel mir sehr. Frau Budow meinte: sechzehnachtzig. Sechzehnachtzig für ein Taschenbuch? Ich hatte mir noch kurz vorher eines von Handke gekauft, auch vom Suhrkamp-Verlag, und ich bezahlte fünf D-Mark. Mir mussten die Gesichtszüge ordentlich entglitten sein. Ich wusste in diesem Augenblick gar nicht, ob ich überhaupt so viel Geld eingesteckt hatte. Und der Betrag war im Vergleich zu meinem „Gehalt“ als Fachoberschüler schon heftig. Frau Budow sah es mir sofort an und bot mir an, es hier zu lassen. Ich brauche es nicht mitzunehmen. Das ließ ich mir aber nicht nachsagen, zahlte und steckte es ein.

Was mir zum Thema Handke auch noch einfällt, ist das Spiegelinterview mit Reich-Ranicki vom 4.10.1999, wo es um den Nobelpreis für Günter Grass ging. Er meinte, Deutschland sei einfach mal wieder dran gewesen und nun solle man sich vorstellen, Martin Walser wäre der Preis zugefallen: „Das wäre ein schwerer Schlag für mich. Oder gar dem dümmlichen Peter Handke! Eine Katastrophe.“ Fand ich irgendwie amüsant.

Auszug aus einem Kapitel aus meinem biografischen Roman “August und ich”.

https://www.bod.de/buchshop/august-und-ich-werner-haussel-9783751950992


Genre: Roman
Illustrated by Suhrkamp Frankfurt am Main

Der Mond und das Mädchen

Veritables Fiasko

Als letzter der als ‹Frankfurt-Zyklus› bezeichneten fünf Romane von Martin Mosebach hat der 2007 erschienene Band «Der Mond und das Mädchen» von der Verleihung des Büchnerpreises an den Autor profitiert. Im Feuilleton wurde sein eigentlich zutreffender als Novelle anzusehendes Buch allerdings überwiegend negativ besprochen, der sich selbst als Reaktionär bezeichnende, konservative Autor war und ist literarisch heftig umstritten.

Erzählt wird die Geschichte eines frisch vermählten, jungen Paares, das aus beruflichen Gründen von Hamburg nach Frankfurt am Main zieht, wo Hans nach dem Studium seine erste Stelle als Banker antritt. Sein vielversprechender neuer Job hindert ihn daran, mit Ina auf Hochzeitsreise zu gehen, und so reist sie mit ihrer verwitweten Mutter allein nach Ischia, während Hans sich derweil auf Wohnungssuche begibt. Nach vielen desillusionierenden Besichtigungen mietet er schließlich kurz entschlossen eine wenig attraktive, teilmöblierte Wohnung im vierten Stock eines Altbaus an einer verkehrsreichen Straße, in Nähe des Hauptbahnhofs gelegen. Unmittelbar nach ihrer Rückkehr erleidet Ina einen Schock, als sie bei der Besichtigung der neuen Wohnung in ihrem künftigen Schlafzimmer eine verendete Taube findet, die sich wohl während des Gewitters dorthin verirrt hatte und nicht mehr hinaus fand, – für sie ein böses Omen! Da sie als Kunsthistorikerin noch keinen adäquaten Job gefunden hat, macht sie sich erstmal voller Elan und mit viel Geschick an die Einrichtung der provisorisch renovierten Wohnung. Danach aber fühlt sie sich nicht nur unausgelastet, sondern auch sehr einsam in dieser fremden Stadt, sie wird allmählich trübsinnig. Hans beginnt ihr auszuweichen und geht nach Feierabend gerne mal in den Schnellimbiss unten im Haus, den ein Äthiopier bewirtschaftet. Dort trifft sich im Hinterhof eine illustre Gesellschaft, zu der neben dem marokkanischen Hausverwalter Souad mit Frau Mahmoudi auch die Frau des Hausbesitzers gehört, ergänzt um diverse andere trinkfreudige Lebenskünstler und fragwürdige Existenzen. Das im Stockwerk unter ihnen wohnende Paar, ein Kunsthistoriker und eine junge Schauspielerin, lädt die neuen Mitbewohner zu einem Begrüßungstrunk ein, und durch eine Verkettung von Zufällen kommt es zu einem spontanen Seitensprung von Hans mit der Nachbarin, der glücklicher Weise unentdeckt bleibt. Diese Geschichte einer hoffnungsvoll beginnenden Ehe endet damit, dass die mittlerweile völlig desorientierte Ina, von einer ziellosen Wanderung bei Vollmond zurückkehrend, dem bei der Hinterhof-Clique sitzenden Hans eine Bierflasche über den Kopf haut.

Bis hierhin wäre das Buch eine klassische Novelle mit dem gattungstypisch unerhörten Ereignis am Ende. Aber der notorisch konservative Martin Mosebach hat noch eine Seite als letztes Kapitel angefügt, in dem die Schwiegermutter in ihrem Weihnachts-Rundbrief von Hans und Ina berichtet, die jetzt mit zwei Kindern in einer schmucken Villa im Taunus wohnen würden. Den spektakulären Gegensatz dazu bildet vorher das multi-ethnische und durch das Nachbarpaar auch intellektuell-kulturell geprägte Figuren-Ensemble der zuvor erzählten Geschichte. Deren allesamt exotische Figuren ergehen sich in vielerlei Gesprächen und Diskussionen zu persönlichen Problemen und Alltagssorgen ebenso wie zu philosophischen Fragen. Wiederkehrende Thematik bei Mosebach ist auch hier die Stadt, deren unter anderem durch Migration bedingten, ständigen Wandel er mit scharfem Blick für Details schildert.

In diesem ironisch grundierten Roman werden elementare Fragen nach gesellschaftlicher Orientierung aufgeworfen und unverkennbar reaktionär beantwortet, wobei auch mystische Elemente eingeflochten sind. Die unterhaltsame Multikulti-Geschichte mit ihrer Infragestellung der bürgerlichen Ehe wird stilistisch altväterlich und teilweise arg plakativ erzählt. Das unsägliche Ende aber rückt sie ins Kitschige und degradiert sie damit literarisch zum einem veritablen Fiasko.

Fazit: miserabel

Meine Website: http://ortaia.de


Genre: Roman
Illustrated by Hanser Verlag München

Die Säufer und Säuferinnen (Philosophen, Band 1)

Die Säufer der Philosophen

Die Säufer und Säuferinnen (Philosophen, Band 1). Die fünf oben genannten AutoriInnen haben sich im ersten Band auf folgende Säufer und Säuferinnen einigen können: Alan Watts (Der buddhistische LSD-Priester), Helene von Druskowitz (Die Vergessene), Salomon Maimon (Der einsame, dichte Bettler), Ayn Rand (Die Egoistin), Georg W. F. Hegel (Der systematische Trinker), Walter Benjamin (Der Kiffer), Carolin Emcke (Dre etwas andere Säuferin), Friedrich Nietzsche (Der gebrechliche Übermensch). Mit dabei ist natürlich auch der am Cover abgebildete Karl Marx, der “Pöbler”.

Säufer und Säuferinnen der Philosophen

Von letzterem könnte man tatsächlich den Eindruck bekommen als wäre er am Tropfer gehangen. Der Sohn eines Winzers aus Trier soll nicht nur cholerisch, sondern zudem auch rassistisch und antisemitisch gewesen sein. Ein Zeitgenosse meinte über ihn: “Die Existenz des Marx besteht in Pendelschwingungen zwischen Champagner und Pfandhaus” (Edgar Bauer). In London soll er Kneipentouren mit Liebknecht unternommen haben und sogar “seinen” berühmten Imperativ, “Proletarier aller Länder, vereinigt Euch!”, soll er einer Frau (Flora Tristan) geklaut haben. Übers Saufen sei er auch zur Ökonomie gekommen, wie er sogar selbst sagte. Jetzt weiß man also endlich auch, was er in der rechten Hand unter seinem Frack hält (Titelfoto!). Der Katapult-Verlag, der für seine Grafiken bekannt ist, hat auch diesen Text über Karl Marx sowie all die anderen “SäuferInnen” in vorliegendem Buch reich illustriert und zeigt nicht nur die revolutionären Erhebungen von 1848 sondern auch Marx’ Einflüsse, die bis heute reichen. Etwa zu Michel Foucault, der 1954 am französischen Kulturinstitut in Uppsala arbeitet und sich einen beigen Jaguar kaufte. Berühmt geworden ist er allerdings nicht dafür, sondern für seine unbezahlbare Genialität, die er vielleicht auch durch regelmäßigen LSD-Konsum erwarb.

Ideologien mit Schnaps & Co

Vor Nachahmung wird gewarnt, das eigene Leben als Kunstwerk zu begreifen, das können wir aber vielleicht alle noch von Foucault lernen. Als vergnügungssüchtige Frauen unter den Philosophinnen wird neben Simone de Beauvoir, die gerne Aprikosencocktails schlürfte, auch die Lieblingsmuse der egoistischen Kapitalisten, Ayn Rand genannt werden. Sie habe ihre Bücher stets auf Speed geschrieben und gequarzt wie ein Kamin. Als Verfechterin des uneingeschränkten Egoismus war sie auch gegen Feminismus und Umweltpolitik und natürlich den Sozialstaat. Ihre Familie wurde durch den Bolschewismus enteignet und so wurde der Kollektivismus zum Feindbild ihres abgöttisch verehrten Individualismus. Ein anderes Gegensatzpaar war für sich auch der Altruismus und der Egoismus, Vertreter des ersteren Begriffs bezeichnete sie gar als Monster. Bei der Ideologin des amerikanischen Traums (mit Fleiß und harter Arbeit kann man alle erreichen) finden heute noch viele Politiker ihre Zitate, Donald Trump war nur einer davon.

Die vorliegende, sehr unterhaltsame Publikation des Katapult Verlages ist so bunt wie ihre Grafiken und geben eine gute Einführung in einige der wichtigsten VertreterInnen der hedonistischen PhilosophInnen. Davon soll es einige gegeben haben, wie die Ankündigung eines zweiten Bandes jetzt schon vermuten lässt. Man darf also gespannt sein, wer noch alles dem Teufel Alkohol oder anderer Substanzen seine eigene Existenz verdankt. Selbstverständlich wären alle oben Genannten aber auch ohne stimulierenden Hilfsmittel ebenso wenn nicht noch mehr genial gewesen.

Benjamin Friedrich/Alexander Fürniß/Sebastian Haupt/Juli Katz/Tobias Müller

Die Säufer und Säuferinnen (Philosophen, Band 1)
2. Auflage, 248 Seiten, Hardcover, 20 Euro (D)
ISBN 978-3-948923-04-4
Katapult Verlag


Illustrated by Katapult

Trauer ist das Glück, geliebt zu haben

Trauer ist das Glück, geliebt zu haben. “Trauer war die Feier der Liebe, diejenigen, die echte Trauer verspüren konnten, hatten das Glück, geliebt zu haben”, schreibt die Autorin von “Americanah”, das 2015 auch bei S. Fischer erschienen ist. Was für ein schöner Titel für ein Buch, was für ein schöner Satz. Auch wenn er leider aus einem traurigen Anlass geschrieben wurde.

Trauer und Verlust des Vaters

Chimamanda Adichie verlor durch die weltweite Pandemie so wie viele andere auch ihren Vater. Sie schreibt stellvertretend für die mit ihr Trauernden über den Verlust eines geliebten Menschen, der durch nichts aufzuwiegen ist. “Nie wieder” schreibt sie, “nie wieder wer ich das Lachen lachen, das ich mit ihm lachte”. Dieses “Nie Wieder” fühlt sich wie eine unfaire Strafe an, denn für den Rest ihres Lebens wird die 42-jährige nun ihre Hände nach etwas ausstrecken, das nicht mehr da ist. Die Nachricht vom Tod ihres Vaters war “wie eine grausame Entwurzelung. Ich werde aus der Welt gerissen, die ich seit meiner Kindheit gekannt habe”. Anfangs glaubt sie, dagegen Widerstand leisten zu können, doch bald ist sie auch mit ihren Erinnerungen allein. All die Kondolenzbriefe und Beteuerungen können die Trauer nicht ersetzen, es sei denn, jemand der anderen Trauerenden erzählt eine konkrete, unverfälschte Erinnerung an ihren Vater, von Menschen, die ihn kannten. Diese Worte trösten am meisten und erfüllen sie mit Wärme, schreibt sie. Aber Trauer bedeutet auch Wut und Zorn. Eine Anklage an die Ungerechtigkeit der Schöpfung und das Ende der Kindheit. Gerade dann, wenn die Eltern sterben, wird man unweigerlich erwachsen: man ist allein.

Memento mori für integre Vaterfigur

“Suche Frieden in deinen Erinnerungen.” Wie viele andere in ihrer Situation stellt sie sich die Frage, wie es möglich ist, dass die Welt sich weiterdreht, unverändert ein und ausatmet, wie man noch funktionieren kann nach so einem Verlust, wie es andere machen, damit zu leben. Sie war ein “Professorenkind” und liebte ihren Vater für seine Integrität. Er war kein Materialist, und das in einem Land, wo der “kompromisslose Ethos der Raffgier” überall herrscht, eine “hemmungslose, allgegenwärtige Habsucht”. In seinen letzten Jahren hatte ihr Vater sich in ihrem Heimatort Abba gegen diesen Materialismus eingesetzt. Ein Milliardär wollt sich das angestammte Land unter den Nagel reißen und verleumdete die Bewohner bei den Behörden. Ihr Vater war sogar entführt worden. “Zur Trauer gehört als eine ihrer vielen schrecklichen Komponenten das Einsetzen des Zweifels. Nein, ich bilde es mir nicht ein. Ja, mein Vater war wirklich wunderbar.”

In 30 kurzen, einfach geschriebenen Kapiteln erzählt Chimamanda Ngozi Adichie von ihrer Trauer über ihren verstorbenen und macht sich zum Sprachohr aller, die mit ihr trauern. Ein hilfreiches Buch für Situationen wie diese. Als leiser Trost bleibt: wer trauert, erfährt die Liebe neu.

Chimamanda Ngozi Adichie
Trauer ist das Glück, geliebt zu haben
Übersetzt von: Anette Grube
2021, Hardcover, 80 Seiten
ISBN: 978-3-10-397118-7
S. Fischer Verlag


Genre: Abschied, Biographie, Corona, Pandemie, Trauer, Verlust
Illustrated by S.Fischer Frankfurt am Main

Starman – David Bowie’s Ziggy Stardust Years. Band 1

Starman – David Bowie’s Ziggy Stardust Years

Starman. Die Überraschung die am Ende dieses Comics auf die LeserInnen wartet, darf verraten werden: Es wird einen 2. Band mit dem Titel “LOW – David Bowie’s Berlin Years” geben. Also quasi eine Fortsetzung der Lebensgeschichte des am 10. Jänner 2016 verstorbenen Popmusikers und Schauspielers.

Starman – David Bowie’s Ziggy Stardust

Reinhard Kleist, der schon ähnliche Bios zu Johnny Cash und Nick Cave verfasst und gezeichnet hat, zeigt uns den Aufstieg von David Robert Jones aus Brixton. Als David schulreif war, zogen die Jones in den Londoner Mittelklasse-Vorort Bromley, was für ihre beiden Söhne Terry und David tödliche Langeweile bedeutete. Aber die beiden Jungs fanden bald Interesse an Musik und begannen, von Amerika zu träumen. Mit gerade einmal 25 Jahren hatte David Bowie seinen Rock’n’Roll-Messias Ziggy Stardust erschaffen und tourte mit den Spiders of Mars durch die USA. Aber schon ein Jahr später, am 3. Juli 1973 ließ er Ziggy Stardust beim letzten Konzert seiner Welttournee im Londoner Hammersmith Odeon sterben. Genau diese Zeit lässt Reinhard Kleist in seiner Erzählung neu auferstehen, erklärt aber auch in Rückblenden wie es dazu kam, was Bowie zuvor machte und geht auch auf die triste, soziale Situation im England der Siebziger Jahre ein.

Major Tom, verloren im Weltraum

Außerdem erfährt der aufmerksame Leser auch, wie David Bowie zu seinen beiden unterschiedlichen Augenfarben kam und wer dafür verantwortlich zeichnete. Aber nicht nur seine Musik und sein Aussehen spielten beim Aufstieg von “Ziggy Stardust” eine wichtige Rolle, sondern auch seine Outfits, die von dem japanischen Designer Kansai Yamamoto stammten. Besonders in Erinnerung bleibt auch die Szene, in der Kleist seinen “Starman” im Weltraumkostüm zu Text von Space Oddity in den Weltraum entschweben lässt. Die autobiographischen Anteile des Textes werden durch die persönliche Situation in die Kleist seinen Protagonisten gezeichnet hat, augenscheinlich. Auch der positive Einfluss den Angie Bowie auf die Karriere ihres Ehemanns hatte wird gewürdigt. Während der Einfluss den Bowie auf Iggy Pop wiederum weniger positiv bewertet wird. Denn bald wird klar: Die Maske zeigt sein wahres Gesicht.

Vom Gender Folk zum Glam Rock

Starman – die Luxusausgabe

Bowie Kalender 2022 im Kleist Design mit 12 Postkarten

Wohl auch aus diesem Grund ließ David Bowie seinen Ziggy sterben und legte sich ein neues Image zu. Aladdin Sane: A lad insane. Gut getroffen sind auch die Zwiegespräche die David mit seinem Spiegelbild hält oder als er in einer typisch englischen Telefonzelle (die auch auf dem Cover des Albums zu sehen ist) mit seinem Bruder Terry telefoniert, der längst in eine Irrenanstalt eingeliefert wurde. Vom Gender Folk zum Glam Rock eines Lou Reed, Marc Bolan oder Gary Glitter war nur eine Etappe der Karriere des Popchamäleons, das noch viele Metamorphosen durchmachte. Die Farbgebung stammt von Thomas Gilke. Einziger Wermutstropfen: das Format ist etwas zu klein. Aber dafür gibt es noch eine Luxusausgabe. Die ist vom Format zwar gleich, ist dafür aber auf besonders hochwertigem Papier gedruckt und mit einem handsignierten Druck ausgestattet und wird in limitierter Auflage angeboten. Zudem ist 2022 noch ein Bowie Kalender erschienen, der auch 12 Postkarten zum Verschicken enthält.

Reinhard Kleist
Starman – David Bowie’s Ziggy Stardust Years. Band 1
2021, Hardcover, 176 Seitenzahl, Größe 198 mm x 265 mm, ab 14 Jahren
ISBN 978-3-551-79362-1
Carlsen Verlag


Genre: Biographie, Comic, Glam Rock, Graphic Novel, Musik, Rockmusik, Siebziger
Illustrated by Carlsen Verlag Hamburg

Die Schönheitslinie

Verschwendete stilistische Schönheit

Mit seiner homosexuellen Thematik ist «Die Schönheitslinie» des englischen Schriftstellers Alan Hollinghurst der vierte und erfolgreichste seiner sechs allesamt in der Schwulenszene angesiedelten Romane, er bekam 2004 den Booker Prize. «Selten ist die Suche nach Liebe, Sex und Schönheit so exquisit in Romanform gegossen worden», hat die Jury ihre Wahl begründet. Schon im Jahre 2006 wurde das Buch von der BBC verfilmt. In Umfragen des Senders von 2015 unter britischen Kritikern zählte er zu den größten literarischen Werken des Jahrhunderts und zu den 100 bedeutendsten britischen Romanen überhaupt.

Erzählt wird die Geschichte des zwanzigjährigen Nick Guest, ein brillanter Literatur-Wissenschaftler aus einfachen Verhältnissen, der bei den wohlhabenden Eltern seines Kommilitonen und besten Freundes Toby ein Zimmer im vornehmen Londoner Stadtteil Notting Hill bekommt. Er wird im Haushalt des Tory-Abgeordneten Fedden, dem Ambitionen auf ein Ministeramt nachgesagt werden, wie ein Familienmitglied freundlichst aufgenommen. Nick revanchiert sich, indem er sich um die manisch-depressive Tochter Catherine kümmert, die neunzehnjährige Schwester von Toby. Die in drei Teile für die Jahre 1983, 1986 und 1987 gegliederte Geschichte, einer Zeit also, als der Thatcherismus in voller Blüte stand, schildert aus der Perspektive von Nick detailliert die Verhältnisse in der Upper Class der britischen Gesellschaft. Ein zweites Themenfeld ist die sich abzeichnende homosexuelle Orientierung, die den Romanhelden trotz der Bedrohung durch Aids in ihren Bann zieht. Eine erste Kontaktanzeige beschert ihm gleich zu Beginn des Romans erstmals einen «Arschfick» mit einem wunderschönen Schwarzen. Man schämt sich als Rezensent, hier so unverblümt und abstoßend zu zitieren. Der Roman selbst allerdings ist da noch wesentlich deutlicher und walzt das Thema völlig ungeniert und in sämtlichen Details vor dem Leser aus. Für Heteros mag das ein hinreichender Grund sein, von einer weiteren Lektüre abzusehen, deswegen der Hinweis!

Die ebenfalls vorhandene und dominante, gesellschafts-kritische Ebene des Romans allerdings bietet mit vielen intellektuellen Charakteren einen bereichernden Einblick in die kultivierte Oberschicht des Inselstaates. Stilistisch elegant offenbart der stark von Henry James geprägte Autor menschliche Schwächen und moralische Abgründe seines umfangreichen, für den Leser oft kaum auseinander zu haltenden Figuren-Ensembles, deckt latente Klassen-Unterschiede auf und beleuchtet die politischen Ränkespiele um Macht und Ansehen. Nicks Aufstieg in die Upper Class macht ihn zum eitlen Dandy, sein Weg nach oben ist als Gesellschaftsroman ein Sittenporträt der Thatcher-Ära. Er ist gleichermaßen aber auch der klassische Entwicklungs-Roman eines kosmopolitisch geprägten Emporkömmlings, der es weit bringen will und sich selbstbewusst einen Platz in der Londoner Highsociety sichert. Das geht so weit, dass er auf einer Party wie selbstverständlich die Eiserne Lady zum Tanz auffordert. Als Ästhet verachtet er allerdings die Stillosigkeit, mit der Vulgarität und moralische Heuchelei die Oberhand gewonnen haben bei den Torys. Die unter der pompösen, glatt polierten Oberfläche aufgebauten Spannungen entladen sich, als die Karrierepläne des Tory-Abgeordneten Fedden nicht zuletzt wegen Nick einen gehörigen Dämpfer erhalten.

In diesem aus schwuler Sicht erzählten, unverkennbar ironisch gefärbten Roman feiert die titelgebende Schönheit vor allem als makellose, vor Geist sprühende, fein geschliffene Sprache wahre Triumphe. Die Kunst des englischen Understatements verhindert hier zudem ein allzu drastisches Ende, der plötzliche Umbruch wird distanziert beschrieben und äußerst diskret zu einem unaufgeregten Ende geführt. Das wäre allerdings schon einige hundert Seiten vorher sinnvoll gewesen, der dürftige Erzählstoff ist viel zu breit ausgewalzt, die stilistische Schönheit wurde hier an einen eher dürftigen Stoff verschwendet.

Fazit: mäßig

Meine Website: http://ortaia.de


Genre: Roman
Illustrated by Heyne München

Catwoman – Anthologie

Catwoman – Anthologie. Der vorliegende Sammelband zeigt das Können der Zeichner Bob Kane, Jim Balent, Sean Phillips, Tim Sale und der Autoren Bill Finger, Dennis O’Neil, Jeph Loeb, Mindy Newell in einer einzigartigen, fast 400 Seiten starken Publikation versammelt, wie es sie noch nie im deutschsprachigen Raum gab. Denn Catwoman ist längst zu einem Archetyp geworden, der nicht nur Comicfans begeistert und diese Hommage längst verdient hat.

Catwoman Anthologie. Auf dem Index?

Anfangs trat sie noch in eher kindlichen Zeichnungen in einem violetten Kleidkostüm auf, doch bald wurde sie in Lederdress und -peitsche zur Ikone der S/M-Szene. Als Vorbild hielten nicht nur Hedy Lamarr und Jean Harlow her, sondern sie wurde später im Film sogar von Hollywoodgrößen wie Halle Berry oder Kim Basinger und demnächst (2022) – eine weitere Sensation – von Zoe Kravitz (Tochter von Lisa Bonet und Lenny Kravitz) verkörpert. Ursprünglich noch als “The Cat” bezeichnet war Selina Kyles vor allem als Juwelendiebin und Partnerin von Batman Erzfeind The Joker bekannt und berüchtigt. Aber bald schon nahm sie den Reichen und gab den Armen, ganz so wie Robin Hood. Zwischen 1954 und 1966 unterlag sie aufgrund ihres zwielichtigen, ambivalenten Verhaltens sogar dem Comic Code und verschwand gänzlich aus allen Publikationen. Dafür war ihr Comeback danach umso stärker.

Catwoman und Cat- oder Batman?

In einem ihrer ersten gemeinsamen Abenteuer (Batman 1, 1940), das auch in vorliegendem Band abgedruckt ist, betätigt sie sich als Juwelendiebin auf einem Luxusdampfer und Batman lässt sie willentlich entkommen, was den Argwohn seines Mitstreiters Robin erregt. Kann es sein, dass sich der Dunkle Ritter gar verliebt hat? Bemerkenswert ist dies auch deswegen, weil im selben Strip Batman auch als Lehrer auftritt, der seinen jungen LeserInnen zeigen will, wie feige Ganoven sind, die eine Pistole tragen. Und wie elegant solche mit Krallen sind. Ambivalenz also auch hier, auf Seiten des Gesetzes. Aber die Mystery Men – wie die Superhelden damals noch genannt wurden – haben eben auch menschliche Züge und erliegen durchaus auch weiblichem Charme. 1952 erschien ein Batman Comic, in dem selbiger den “King of Cats” bekämpfen musste. Aber letzterer bekommt unerwartete Unterstützung von Catwoman, was die Eifersucht des Dunklen Ritters auslöst, schließlich wäre er selbst gerne der von Catwoman bewunderte und beschützte. Die Pointe lässt nicht auf sich warten und wird hier nicht verraten, nur soviel: schade, dass der King of Cars nie mehr als Protagonist auftauchte. Umso schöner, dass er in vorliegender Anthologie wieder einen – wenn auch zu kurzen – Auftritt hat.

Cat-astrophe im Rotlichtmilieu

Eine weitere Cat-astrophe bedeutet auch das Abenteuer aus dem Jahre 1980 (Batman 323, „The Cat Who Would Be King“). Am Stadtrand von Gotham City in einer Katakombe fängt der furchterregende Cat-Man, der Mann mit den neun Leben, Batman und Catwoman in einem Spinnennetz. Ein aussichtsloser Kampf beginnt, aber das Teamwork sticht dann doch. Ganz schön düster geht es in „Die Autobiographie von Bruce Wayne” (“The Brave and the Bold“, Batman 197, April 1983) zu, denn die LeserInnen erfahren nicht nur intime Details über Bruce Wayne, sondern auch, warum Selina Kyle zu Catwoman wurde. Aber am Ende wird sogar geheiratet! Auch die Story von Mindy Newell, “Catwoman Metamorphose” ist vom Artwork besonders hervorzuheben, nicht nur dass die Story extrem düster ist und im Rotlichtmilieu spielt, es ist auch genau di Geschichte, in der Selina erstmals ihren Leder-Jumpsuit trägt, der sie auch in Hollywood populär machte. Die Story erinnert etwas an V for Vendetta und ist ebenso authentisch wie diese, ein echter Comic Noir aus den Achtzigern. Schließlich darf auch das Werk von Jeph Loeb, “Hush” (Batman 617, 2003), nicht unerwähnt bleiben, in dem die Zeichnungen von Jim Lee ein wahres Feuerwerk im Gehirn entfachen. Denn nicht nur das Lettering und die Farben sind beeindruckend, sondern auch die Perspektiven, Großformate und die Interpretation von Scarecrow sowie Huntress und Catwoman. Davon würde man gerne mehr sehen. Kurzum: eine dicke Hommage an eine weiblich Ikone der Popkultur, die zensiert wurde, weil sie ein zu starkes Frauenbild in einer von Männern dominierten Welt verkörperte. Aber seit 1966 schlägt Catwoman wieder zurück. In einer (leider) immer noch von Männern dominierten Welt.

Bill Finger, Dennis O’Neil, Jeph Loeb, Mindy Newell

Catwoman – Anthologie

Original Storys: Batman (2016) 14, 37, Batman 1, 3, 65, 69, 323-324, 617, Catwoman (1989) 1, Catwoman (1993) 28, Catwoman (2002) 32, Catwoman (2011) 1, Catwoman (2018) 1, Catwoman: When in Rome 4, DC Super-Stars 17, Superman’s Girl Friend Lois Lane 70-71, The Brave and the Bold 197

2021, Hardcover, 396 Seiten

ISBN: 9783741624827

Panini Verlag

39,00 €


Genre: Anthologie, Batman, Catwoman, Comics, Graphic Novel
Illustrated by Panini Comics