Die Adler Roms, Buch 1-5

Die Adler Roms Buch 1-5: „Fortan werden eure Feinde auch die Feinde Roms sein.“ Pax Romana nannte man diese Formel, die Besiegte zu Verbündeten gegen neue Feinde machte. Es war eine Art Siedlungspolitik, die wesentlich zur Ausbreitung der römischen Kultur beitrug. Es bedeutet auch die Zeit der größten Ausdehnung des römischen Reiches unter Augustus.

Die Adler Roms: Freundschaft wider Willen

Die von Enrico Marini auf gleich fünf Bände angelegte Graphic Novel „Die Adler Roms Buch 1-5“ spielt in der Zeit 753 ab urbe condita, also 753 Jahre seit der Gründung Roms im Jahre 1 v. Chr. Drusus, der einige Stämme Germaniens unterworfen hat, schickt als Pfand für diesen Frieden den Sohn des Häuptlings Sigmar nach Rom. „Arminius“ soll eine römische Erziehung bekommen und wächst unter der strengen Hand des Titus Valerius Falco auf. Er teilt mit dessen Sohn Marcus Freud und Leid und schmiedet so ihre Freundschaft immer mehr aneinander. Schließlich treten sie beide in die römische Legion ein und die eigentliche Erzählung beginnt. „Mein Name ist Herrmann. Mein Vater ist Fürst Sigmar von der Stirps Regia der Cherusker, der die Legionen ruhmreich bekämpft hat… und wenn du mich noch einmal „Sklave“ nennst, werfe ich dich über diese Brüstung.“ Mit diesen harschen Worten und einem Zweikampf lernen sich Gaius Julius Arminius und Marcus Valerius Falco kennen und lieben. Denn eine Freundschaft beginnt oft genau so.

Die Adler Roms: Loyalität des Blutes oder der Erziehung

Im Rom der Zeitenwende begegnen die beiden jungen Männer sowohl dem Wirken des Bacchus wie dem des Pluto. Sie trinken alsbald Bärenblut, um sich auf ewig zu verbinden und ihre Freundschaft für immer zu besiegeln. Das bedeutet, dass sie sich auch Morphea, die thessalische Hexe mit der Maske, teilen und die Illustrationen dazu sind alles andere als jugendfrei. Im Anhang befindet sich ein Glossar aus dem man gebräuchliche römisch-lateinische Begriffe lernen kann. Die weitere Handlung wird noch bis zur berühmten Varusschlacht im Teutoburger Wald nachgezeichnet und bald wird sich für Herrmann die eigentliche Kernfrage stellen: Sind die Verpflichtungen seines Blutes wichtiger oder ist seine Erziehung ausschlaggebend für die Entscheidung, auf welcher Seite er steht. Die Abenteuer-Serie für Erwachsene ist in edler Ausstattung im großformatigen Hardcover erschienen und wird in insgesamt fünf Bänden fortgesetzt.

Enrico Marini

Die Adler Roms, Buch I

2019, Hardcover, 64 Seiten

Alter: ab 14 Jahren

Größe 24,00 x 32,00 cm

ISBN: 978-3-551-79196-2

Carlsen Verlag


Genre: Comic, Geschichte, Graphic Novel
Illustrated by Carlsen Verlag Hamburg

Geschichten mit Marianne

Groteske Versuchsanordnung

Der neue Band von Xaver Bayer mit dem deskriptiven Titel «Geschichten mit Marianne» enthält zwanzig Kurzgeschichten, in denen genannte Dame jeweils als Initiatorin, Begleiterin, Partnerin, Stichwortgeberin und sogar als Domina fungiert. Gemeinsam ist ihnen, dass alle diese zunächst harmlos beginnenden Geschichten einen völlig unerwarteten Verlauf nehmen, der kafkaeske Züge trägt. Das wird besonders deutlich in einer als Schnitzeljagd per WhatsApp angelegten, grotesken Erzählung, deren Handlungsort ein verfallenes «Schloss» ist. Man muss sich als Leser also auf allerlei Überraschungen gefasst machen, die allesamt irreal erscheinen und einen traumatischen Verlauf nehmen.

Ein namenloser Ich-Erzähler ist mit der titelgebenden Protagonistin liiert, die Beiden wohnen nicht zusammen, leben aber häufig für einige Zeit in Mariannes diversen Domizilen. Während man von Marianne nur erfährt, dass sie sehr wohlhabend ist, deutet beim Ich-Erzähler, der in ihrer Wohnung immerhin seinen Schreibtisch stehen hat, einiges darauf hin, dass er mit Literatur zu tun hat, aber sicher ist auch das nicht. In diesen jeweils für sich stehenden Kurzgeschichten bleibt immer alles vage, was dem Leser reichlich Raum für allerlei Assoziationen und eigene Deutungen lässt. Die unbetitelten Geschichten, meist ausgelöst durch die spontane Abenteuerlust der Beiden, kippen nach einem zunächst plausibel erscheinenden Anfang plötzlich ins Irreale ab.

Gleich in der ersten Geschichte ist Er bei Ihr zum Essen eingeladen, Marianne serviert ihm ein mehrgängiges Menü, während direkt vor der Haustür Terroristen ein Massaker anrichten. Nach dem seelenruhig eingenommenen Essen greifen die beiden Gourmets schließlich mit den Gewehren des Vaters in den Straßenkampf ein, wobei Marianne schon bald tödlich getroffen zusammensinkt. Ähnlich makaber endet der dörfliche Perchtenlauf, aus dem plötzlich blutiger Ernst wird, und auch ein Waldspaziergang wird unversehens zu einer tödlichen Treibjagd auf Menschen. Eine Spazierfahrt mit dem Auto, die immer weiter in unbekanntes Gelände führt, wird zur Falle und endet in einem Kreisel, aus dem es kein Zurück mehr gibt. Im Fahrstuhl zu Mariannes Wohnung zeigt das Display schon die 18te Etage an, obwohl das Haus nur zwölf hat, der Aufzug fährt einfach immer höher. In einer anderen Geschichte berichte er ihr am Telefon von zwei Drohnen, die ihn plötzlich auf allen seinen Wegen begleiten und nicht abzuschütteln sind; auch als er sie in eine Falle lockt und zerstört, sind sie bei nächster Gelegenheit wieder da. Nach einem Flohmarktbesuch, bei dem die Beiden wegen der Unkenntnis der Verkäufer äußerst Wertvolles für lächerliche Beträge ergattert haben, zerstören sie, zuhause angekommen, bei einem Glas Wein genüsslich ihre Beute. Zunächst geht ihre kostbare Brocard-Vase in Stücke, es folgen das Aquarell von Joseph Beuys und die rare Erstpressung einer LP von Can, zuletzt verbrennen sie Stück für Stück seinen ganzen Bücherkarton voller Rarissima im Ofen. Auf dem Weg zu einem Swinger-Club diskutieren die Beiden über die beste Art, sich das Leben zu nehmen, und dieses Thema beherrscht dann auch den gesamten Aufenthalt in diesem Etablissement, dessen erotische Verheißungen allesamt ungenutzt bleiben.

Man merkt den Geschichten die Neugier an, mit der ihr Autor seine skurrilen literarischen Irrfahrten inszeniert, um damit seine Protagonisten in die absurdesten Situationen zu stürzen. Er tut dies in einem gefälligen Plauderton, viele seiner Kurzgeschichten beginnen denn auch völlig unverfänglich, geradezu spielerisch mit einer harmlosen Idee, womit er das bald ins Makabre kippende Geschehen wirkungsvoll konterkariert. Von diesem Wettstreit zwischen Wirklichkeit und Traum wird in angenehm lesbaren, teilweise amüsanten, aber immer auch nachdenklich machenden Geschichten erzählt, die unerwartet zum Albtraum werden. Aus übermütigem Spiel wird in einer Art grotesken Versuchsanordnung plötzlich immer bitterer Ernst.

Fazit: erfreulich

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Genre: Kurzgeschichten
Illustrated by Jung und Jung

Die Infantin trägt den Scheitel links

Man wird doch noch träumen dürfen

In Zeiten, in denen der Dorfroman fröhliche Urständ feiert, hat Helena Adler mit «Die Infantin trägt den Scheitel links» eine autobiografisch inspirierte Anti-Idylle thematisiert, die Geschichte «eines Aschenputtels, das anstatt gläserner Schuhe dreckige Stallstiefel trägt», wie sie erklärt hat. Die Figur der Infantin, hinter der sie sich versteckt und deren Leben sie in ihrem zweiten Roman erzählt, charakterisiert sie als «eine kratzbürstige Alice im Hinterland, die gelernt hat, sich zu wehren». In 21 Kapiteln, die quasi als narrativer Sidekick jeweils Bilder aus Museen rund um den Globus zitieren, entwickelt die Autorin ein wahres Erzählfeuerwerk um Kindheit und Adoleszenz ihrer wehrhaften Infantin und demaskiert ironisch die verlogene Idylle vom Landleben als erstrebenswertem Ideal.

Die namenlose Heldin, die sich selbst als Infantin bezeichnet, wächst als jüngstes Kind auf einem österreichischen Bauernhof in der Nähe von Salzburg auf. Man solle, so heißt es gleich im ersten Satz, ein Gemälde von Pieter Bruegel nehmen, – gemeint ist der Ältere, der Bauernbruegel. «Nun animieren Sie es», fordert Helena Adler dann den Leser auf, denn was sie nachfolgend beschreibt gleicht in der Tat dem kruden Geschehen auf den bäuerlichen Gemälden des Niederländers, ein deftiges, literarisches Wimmelbild sozusagen. Die Großfamilie, in der die Infantin heranwächst, besteht aus den Urgroßeltern, denen der Hof gehört, der dementen Großmutter, dem trinksüchtigen Vater, der frömmelnden Mutter und den bösartigen, älteren Zwillingsschwestern, von denen sie unentwegt gepiesackt wird. Aber sie weiß sich zu wehren, wovon schon der Romantitel zeugt, sie trägt den Scheitel links! Und so ist sie es denn auch, die den Hof abfackelt, ohne dass ihr daraus wirklich Ungemach entsteht, die Erwachsenen sehen es mit einem weinenden und einem lachenden Auge, die Versicherung zahlt ja. Standhaft weigert sie sich, in den Kindergarten zu gehen, gehört in der Schule zu den auffälligen Schülern, feiert in der Adoleszenz wilde Partys mit der Dorfjugend und ist plötzlich unversehens erwachsen.

Die schweißtreibende, dreckigen Stallarbeit, das Schlachten der Tiere, die unsäglichen hygienischen Bedingungen auf dem heruntergekommenen, überschuldeten Hof begleiten sie ebenso wie die ständigen, rüden Anfeindungen ihrer Schwestern, denen sie wenig entgegenzusetzen hat. Trotz all dieser Zumutungen behält sie den Kopf oben, sucht ihnen durch ihre Träume zu entkommen oder stemmt sich ihnen beherzt entgegen so gut sie kann. Dabei ist es insbesondere der Vater, der in allen Lagen zu ihr hält, auch gegen die wüsten Gewaltexzesse der bigotten Mutter. In diesem ungewöhnlichen Roman wird ein fast archaisches Landleben in einer Diktion beschrieben, die weitgehend allein steht als narrativer Benefit. Der Plot selbst nämlich vermag niemanden wirklich mitzureißen, zu profan ist das Geschehen. Aber wenn die Infantin zum Beispiel erzählt, «zum Abendessen servieren sie mir Rindermilch mit Rindenmulch», dann bekommt man eine Vorstellung von der überschäumenden Sprachwucht der Autorin, denn so tönt es immerfort in dieser Geschichte. Sie würzt den Zorn der aufrührerischen Infantin Pointe für Pointe mit einem köstlichen, stets ironischen Humor und verwandelt ihn mit permanenten Zuspitzungen zuweilen in beißende Satire um.

«Lass mich ein Kind sein, sei es mit!» lautet ein dem Roman vorangestelltes Motto aus Schillers ‹Maria Stuart›. Was da aus kindlicher Perspektive so zynisch, vulgär, brutal, böse, eklig und stets aggressiv beschrieben wird, ist eine surrealistische Coming-of-Age-Geschichte ohnegleichen. Im Jaguar XK, «mein neuer Roman, der gerade zum Weltkulturerbe ernannt wurde, auf dem Beifahrersitz» brause ich «auf dem «Weg zu meiner Nobelpreisrede» durch New York, hat Helena Adler träumerisch auf die Frage geantwortet, was sie so treibe, wenn sie gerade nicht schreibe. Na und, man wird doch noch träumen dürfen!

Fazit: lesenswert

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Genre: Roman
Illustrated by Jung und Jung

100 Jahre Bukowski: Pulp. Ausgeträumt.

100 Jahre Bukowski: sein letzter Roman

Pulp. Ausgeträumt. Wenn man sich das Personal dieses (letzten) Romans von Charles Bukowski, Pulp, ansieht, denkt man doch, dass es ein trauriges Adieu geworden ist: Lady Death, eine gefährliche Schöne, der lange verstorbene Schriftsteller Louis-Ferdinand Céline, ein Beerdigungsunternehmer namens Grovers und Nick Belane, Privatdetektiv in Los Angeles, der einen VW Käfer fährt und Stammgast in L.A.s Spelunken ist.

Pulp, Bukowskis letzter Roman

Pulp, der erste (und letzte) Krimi aus der Feder Bukowskis, ist stark an Noir Autoren der Blütezeit der Stadt der Engel angelehnt. So erinnert die Suche nach dem „Red Sparrow“ an den „Malteser Falken“, einen Roman von Dashiell Hammett aus dem Jahr 1930. Aber auch der Name des Protagonisten Nick Belane klingt verdächtig nach Mickey Spillane, der 1947 den Großstadtschnüffler Mike Hammer erfunden hatte. „Pulp“ wurde im Todesjahr Bukowskis, 1994, veröffentlicht und kann als selbstironischer Abschied des Dirty Old Man gewertet werden, der Los Angeles, seiner Stadt, damit zusätzlich noch ein Denkmal setzen wollte. Aber Charles Bukowski selbst hatte das Los Angeles der Achtziger und Neunziger Jahre wohl ebenso gut porträtiert, wie die zuvor genannten Autoren jenes der Vierziger. Oder zumindest das Leben in einer der brutalsten Städte der Welt…

Pulp: Hommage an das Schreiben und L.A.

Erst Dante, dann Fante. Bukowskis letzter Roman ist eine Huldigung an seine bewunderten Schriftsteller, aber auch an die Bewohner seines geliebten L.A.: „Sie lassen sich Haut vom Arsch ins Gesicht verpflanzen. Die Haut am Arsch braucht am längsten, bis sie runzelt. Im reiferen Alter laufen sie dann alle mit Arschgesichtern rum.“ Der beißende Humor und die markigen Sprüche Bukowskis waren schon Zeit seines Lebens Legende und besonders bei den sog. Dichterlesungen strömten die Massen, die das enfant terrible so fürchtete, herbei. „Früher war das Leben der Autoren interessanter als ihre Bücher“, schreibt Buk an einer Stelle seines Krimis, „Heutzutage ist beides uninteressant“. Das trifft beides auf Bukowski definitiv nicht zu. Seine Hommage an das Noir Genre, „Pulp“, ist ein liebevoller Abschied voll treffender Ironie und Hingabe an ein Leben als Schriftsteller in der wohl gefährlichsten Stadt der Welt. Weitere Mitwirkende: Jeannie Nitro, die bezaubernde Außerirdische, Barton, Jack Bass, Spike Jenkins, Planet Zoros, drei Flaschen chinesisches Bier, Dante und Fante.

 

Charles Bukowski

Pulp. Ausgeträumt. Roman

Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch von Carl Weissner

2020, KiWi-Taschenbuch, 192 Seiten

ISBN: 978-3-462-04313-6

Kiepenheuer & Witsch

 


Genre: Crime noir, Krimi, Roman

Der Mann mit der Ledertasche

Der Mann mit der Ledertasche: „Post Office“ – so der amerikanische Originaltitel von 1971 – war Bukowski’s erster Roman, der den Grundstein für seine spätere Schriftstellerkarriere legte. Denn nach dem „Mann mit der Ledertasche“ quittierte er seinen Dienst und lebte von seinen Gedichten, Stories und Romanen. Insgesamt erschienen mehr als 40 Bücher, die meisten davon auch bei verschiedenen deutschsprachigen Verlagen.

Resümee des Postdienstes

Anstelle eines Vorworts zitiert Bukowski den Text der US-Postverwaltung Los Angeles zum Berufsethos des Personals. „Vom Personal der Post wird erwartet, dass es nach den höchsten sittlichen Grundsätzen handelt“, heißt es da etwa und der Leser kann sich selbst ein Bild machen, wie sehr der Briefträger Henry Chinaski alias Charles Bukowski diesem entspricht. Aber wie so vieles im Leben von Charles Bukowski beginnt auch die eigentliche Geschichte mit einem Missverständnis: „Mit einem Fehler fing es an“, so der erste Satz. Denn der anfangs für leicht gehaltene Job entpuppt sich als fatal für Bukowskis körperlichen Zustand. Nicht nur, dass er zum Säufer (das war er wohl schon vorher) wird, nein, nach insgesamt mehr als elf Dienstjahren klagt er über mehrere Verschleißerscheinungen. „So weit war ich nun also, Schwindelanfälle und Schmerzen in den Armen, im Nacken, in der Brust, überall. Ich schlief den ganzen Tag, um mich für den Job auszuruhen. Am Wochenende musste ich trinken um alles zu vergessen. Damals wog ich 84 Kilo. Jetzt wog ich 101 Kilo. Das einzige, was man bewegte war der rechte Arm.“

Post, Pferderennen und Frauen

Bukowski war 51 als er sich für ein freies Leben als Schriftsteller entschloss. Natürlich hatte er schon früher begonnen zu schreiben, mit 35, aber dennoch erforderte es großen Mut, sich in diesem Alter noch auf eine unsichere Existenz als Zeilenschinder einzulassen. In seinem Debütroman finden sich alle Ingredienzien, die einem Bukowski so vertraut machen. Pferderennen, Boxkämpfe und eine Menge Frauen: Betty, Joyce, Vi, Mary-Lou, Fay und auch seine kleine Tochter Marina, die am 7. September 2020 auch schon 56 Jahre alt geworden ist. Bukowski wäre dieses Jahres übrigens schon 100 Jahre alt. Ein weiterer guter Grund für eine Re-Lektüre seines Erstlings, in dem er sein ganzes Können zeigt: Dialoge, Wortwitz, Sarkasmus und Ironie.

Charles Bukowski

Der Mann mit der Ledertasche

2019, KiWi-Taschenbuch, 208 Seiten

ISBN: 978-3-462-03430-1

Kiepenheuer & Witsch

 

 


Genre: Biographie, Roman
Illustrated by Kiepenheuer & Witsch Köln

Shiba – ein Hund zum Verlieben

Cover-Bild Shiba - Ein Hund zum Verlieben“Ein Hund muss her! Denn ganz allein mag die ‘die alte Hexe’ Hinako auch nicht weiter sein. Ein süßer Shiba Inu soll es werden. Und die resolute Dame wird fündig in der Tierhandlung: Ihre Wahl fällt auf den niedlichen Taro. Doch den kleinen Welpen gibt es nicht ohne Shibako. Diese – äußerlich nicht ganz perfekt geratene – Hündin muss als ‘Ladenhüterin’ endlich an den Menschen gebracht werden. Zunächst widerwillig nimmt Hinako sich des Tieres an – und merkt schnell, welch treue Freundin ihr die Shiba-Hündin in allen Lebenslagen sein wird.” (Inhaltsangabe der Rückseite des Mangas)

 

 

 

Der Einzelband bietet in sich abgeschlossene Episoden, die vordergründig luftig-leicht, optimistisch und warmherzig sind. Hintergründig behandelt der Manga aber durchaus auch tiefsinnigere Themen. Da wäre zum einen die von allen als hässlich empfundene Hündin Shibako, die traurig über die ständig abwertenden Kommentare der anderen ist. Sie sieht sich selbst daraufhin auch nicht als hübsch an, hat sich aber gezwungenermaßen an die Kommentare gewöhnt und versucht so gut es geht, damit zurecht zu kommen. Ihr liebenswertes Wesen hat sie trotz allem aber nicht verloren und auch nicht ihr Bedürfnis, für andere da zu sein. Das erinnert sehr an abwertende Kommentare, die sich vordergründig hässliche Menschen, v.a. Frauen, anhören müssen, wenn sie nur über ihr Äußeres definiert werden, das ihnen vom jeweiligen Zeitgeist aufdiktiert wird. Die Schäden, die solche  Schönheitsbilder v.a. bei Mädchen und Frauen anrichten können, sind bekannt. Da hilft wirklich nur noch die Abgrenzung von Äußerlichkeiten, die frau entweder durch Kampfgeist, durch Selbstbewusstsein, Charme oder, wie in Shibakos Fall, durch ein liebenswertes Wesen erreichen kann, sodass das Äußere – ebenfalls wie bei Shibako – irgendwann in den Hingergrund tritt.

Nicht so akzeptiert zu werden, wie man ist, ist auch ein Hauptthema der (vordergründig) nervtötenden Nachbarin Matsuko. Ihre Kinderlosigkeit wurde ihr von ihrem Mann und ihren Schwiegereltern zum Vorwurf gemacht und sie wurde als “unnütz” bezeichnet. Das ist auch eine negative Auswirkung des Patriarchats, das die Frau seit Jahrtausenden auf die Mutterrolle reduziert, anstatt sie in ihrer Vielfalt wahrzunehmen. Als Folge wird  erst gar nicht nachgeforscht, wer tatsächlich unfruchtbar ist, sondern automatisch der Frau die Schuld für die Kinderlosigkeit gegeben. Es folgt eine weitere Konsequenz, für die sich die erniedrigte Frau aufgrund ihres angezüchteten mangelnden Selbstbewusstseins die Schuld gibt: Sie ist froh, als ihre Peiniger (in dem Fall die Familie, die doch eigentlich ein Hort der Geborgenheit sein sollte) endlich tot sind. Ein Tabu-Thema, denn die Gesellschaft gibt vor, dass man gut von den Toten zu reden hat. Shibako aber versteht Matsuko, weil sie empathisch ist und unvoreingenommen hinter die Fassade blicken kann.

Mit offenen Augen durch die Welt gehen und hinter die Fassaden blicken sie und Taro bei einem weiteren Thema, das nicht so ohne Weiteres in der Öffentlichkeit akzeptiert wird: Sie können hinter die Kulissen der mathematisch-naturwissenschaftlich ausgerichteten Welt schauen. Das heißt in diesem Fall,  Geister zu sehen. Damit greift das Auorinnengespann zweierlei auf. Zum einen klingt leise Kritik an den naturwissenschaftlichen Therorien an, die (egal, wie gut sie sind) im besten Fall wie bei der Fabel der Blinden und dem Elefanten immer nur einen Ausschnitt der Wirklichkeit abbilden können. Zum anderen greift es damit das Phänomen auf, dass Tiere offensichtlich etwas wahrnehmen, was den meisten menschlichen Sinnen verborgen bleibt. Ich habe mich beim Lesen sehr an das Buch von Mary Ann Winkowski “Mit Geistern reden” erinnert gefühlt, das auch auf Tiergeister eingeht. Die von den Wissenschaftlern oft lächerlich gemachte Esoterik und das Paranormale (wobei man sich insgesamt fragen könnte, was eigentlich “normal” ist – darüber gibt es durch alle Zeiten, Regionen und Kulturen hinweg unterschiedliche Meinungen) wird hier als ganz selbstverständlich genommen. Kinder und Tiere urteilen nicht, sie nehmen alles, was sie wahrnehmen, als selbstverständlich an. Und nebenbei gilt in dieser Geschichte als selbstverständlich, dass alles, was lebt, eine Seele hat – nicht nur der Mensch.

Ein weiteres Thema, das angeschnitten und als nicht selbstverständlich betrachtet wird, ist die Liebe im Alter. Alte Menschen sehnen sich genauso nach Zuneigung und einer liebevollen Beziehung wie junge Menschen. Das und die Vorurteile, die sogar in den Beteiligten selbst wirken, skizziert der Manga liebevoll-empathisch und im Fall von Shibako vorurteilsfrei. Kurz erwähnt wird auch die Liebe mit (großem) Altersunterschied. Besonders skandalös ist hierbei die Liebe zwischen einer älteren Frau und einem jüngeren Mann. Man fühlt sich in den letzten Panels dieser Episode ein wenig an “Harold and Maude” erinnert, wo dieses Vorurteil der skandalösen Liebe genüsslich zerpflückt wird.

Hinako selbst ist auch ein Fall des “Hinter-die-Kulissen-schauen”. Denn die Hunde merken, dass sie trotz aller Schroffheit eigentlich eine warmherzige Person ist, deren wahre Qualitäten ihr verstorbener Mann trotz ihres wenig schönen Äußeren erkannt hat. In dem Fall ist es die Umkehrung der Geschlechter der bekannten Geschichte “Die Schöne und das Biest”: Der Mann ist der Gutaussehende, der die verborgenen Qualitäten des unschönen Biests, oder in diesem Fall “der alten Hexe”, erkennen kann. Aber selbst Hinako, die diese Erfahrung gemacht hat, lässt sich zunächst durch das vordergründig hässliche Äußere von Shibako täuschen. Da sieht man, die tief Vorurteile sitzen.

Der humorvolle, warmherzige Manga vermittelt mit recht realitätsnahem Optimismus das Thema “Schein versus Sein: Nicht alles ist so, wie es scheint” und beleuchtet es aus vielen verschiedenen Perspektiven heraus. Äußeres wie Inneres muss nicht so sein wie es auf den ersten Blick scheint. Ein zweiter Blick hinter die Kulissen lohnt sich allemal – das ist das Fazit des Mangas.


Genre: Manga
Illustrated by Carlsen Manga!

Lenz

Ein Klassiker par excellence

Mit «Lenz» hat Georg Büchner eine Novelle geschrieben, die erstmals 1839 unter dem Titel «Lenz. Eine Reliquie von Georg Büchner» erschienen ist. Sie blieb zunächst weitgehend unbeachtet. Ursache dafür war ein dem damaligen Lesepublikum schwer zu vermittelnder Paradigmenwechsel in der deutschen Literatur, den insbesondere auch dieses Werk mit eingeläutet hat: Weg von einem ästhetisierenden Idealismus, hin zum realitätsbezogenen Naturalismus! Erst gegen Ende des Jahrhunderts fand «Lenz» dann die Aufmerksamkeit eines breiteren Lesepublikums und löste euphorische Kommentare aus. Arnold Zweig sprach von einem Meisterwerk, «mit dem die moderne europäische Prosa» begonnen habe, Elias Canetti nannte es das «wunderbarste Stück deutscher Prosa».

Mit dem Zusatz ‹Reliquie› hat der erste Herausgeber dieser posthum veröffentlichten Novelle auf deren Huldigungscharakter hingewiesen. Historische Grundlage ist das tragische Schicksal des Dichters Jakob Reinhold Michael Lenz aus Livland, der als prominentes Mitglied einer dem ‹Sturm und Drang› zugehörigen, in Straßburg versammelten Autorengruppe gilt, zu der auch Goethe gehörte. Beide waren befreundet, und beide hatten auch ein Auge auf Friederike Brion geworfen, die durch Goethes ‹Sesenheimer Lieder› ja nahezu unsterblich wurde. Als wichtigste historische Quelle nutzt Georg Büchner einen Bericht des Pfarrers Johann Friedrich Oberlin, der den Besuch des Dichters im elsässischen Steintal dokumentiert hat. Er übernimmt dessen chronologischen Ablauf vom 20. Januar bis zum 8. Februar 1778 unverändert in seine Novelle.

«Den 20. ging Lenz durch’s Gebirg.» lautet der erste Satz, – mit ‹Gebirg› ist hier der Elsass gemeint. Er findet freundliche Aufnahme im Haus des Pfarrers Oberlin in Waldbach, der damit einer Bitte von Johann Caspar Lavater folgt. Der mit ihm befreundete, berühmte Schweizer Schriftsteller, Philosoph und Pfarrer erhofft sich von dem Besuch in ländlicher Idylle eine Besserung der psychischen Erkrankung des ihm bekannten, jungen Dichtertalents. Einfühlsam geht Oberlin mit theologischer Argumentation auf die geisterhaften nächtlichen Erscheinungen ein, von denen sein verwirrter Gast ihm berichtet. Mit dem Besuch des ehemaligen Dichterkollegen Christoph Kaufmann aus der gemeinsamen Straßburger Zeit wird Lenz ungewollt an die alten Zeiten erinnert. Bei Tisch kommt es schließlich zu einem Diskurs der Beiden über Kunst, wobei Lenz seinem literarisch die idealistische Periode verkörpernden Widerpart vorwirft, wie viele andere auch die Wirklichkeit verklären zu wollen. Als künstlerische Belege nennt er den Apoll von Belvedere oder die Madonnenbilder von Raffael. «Die holländischen Maler sind mir lieber als die italienischen», ergänzt er sein Beispiel. Er sieht den Dichter als eine Art zweitrangigen Schöpfer nach Gott, dessen künstlerisches Ziel es sein müsse, «ihm ein wenig nachzuschaffen». Diese Novelle ist zutiefst religiös motiviert, bei dem pietistisch geprägten Oberlin hofft Lenz seine innere Ruhe wiederzufinden. Die zeitweise geistige Umnachtung des Poeten verschlimmert sich aber trotz aller Bemühungen von Oberlin. Der versucht geduldig, beruhigend auf ihn einzuwirken, nimmt ihn zu seinen seelsorgerischen Besuchen mit, er erlaubt ihm sogar, selbst die nächste Predigt zu halten. Lenz jedoch zerbricht an den Dämonen, die von ihm Besitz ergriffen haben, die ihn sogar glauben lassen, er könne ein totes Kind wieder zum Leben erwecken, woran er natürlich kläglich scheitert.

Es ist erstaunlich, wie intensiv Büchners Sprachgewalt auch den heutigen Leser in Bann zu ziehen vermag, wie er derart komprimiert, auf einigen wenigen Buchseiten, den Zweifel am menschlichen Dasein so überaus eindrucksvoll schildern kann. Die Benennung des allseits angesehenen und höchstdotierten deutschen Literaturpreises als Georg-Büchner-Preis unterstreicht ziemlich deutlich seinen überragenden literarischen Rang, und sein «Lenz» ist unumstritten ein Klassiker par excellence!

Fazit: erstklassig

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Genre: Novelle
Illustrated by Suhrkamp Frankfurt am Main

Die Elenden

Sozialkritisches Epos

Einer der wichtigsten Romane der französischen Literatur ist «Die Elenden» von Victor Hugo, ein 1862 erschienenes Werk der Romantik, das inzwischen ein Klassiker der Weltliteratur wurde, es gibt nicht weniger als 48 Verfilmungen und dutzende andere Adaptionen des Stoffes. Vordergründig handelt es sich um einen Abenteuerroman, in dessen Mittelpunkt ein ehemaliger Zuchthäusler steht, der seinen Weg zurück in die Gesellschaft sucht. Vom Anliegen des Autors her aber ist dies ein sozialkritischer Gesellschaftsroman aus der Epoche nach Napoleon bis zum Juni-Aufstand in Paris, also von 1815 bis 1832.

Der ursprünglich nur wegen Mundraub verurteilte Jean Valjean hat, nach seiner Entlassung aus 19 Jahren Haft, als Gast eines selbstlosen Bischofs ein beglückendes Erweckungserlebnis, er wandelt sich zu einem moralisch vorbildlichen Menschen. Wegen seiner Vergangenheit nimmt er eine neue Identität an und wird schließlich mit einer genialen Erfindung zum erfolgreichen Fabrikanten. Seinen neuen Reichtum nutzt er selbstlos als hochgeachteter Wohltäter, hilft den Armen wo er kann, man ernennt ihn sogar zum Bürgermeister. Seine Lebensaufgabe findet er schließlich, als er ein kleines Mädchen aus den Fängen seiner bösartigen Pflegefamilie befreit, zu sich nimmt und aufzieht. In dem sturen Polizeiinspektor Javert findet er jedoch einen hartnäckigen Gegenspieler, der ihn unerbittlich weiter verfolgt und dem er mehrfach nur knapp entkommen kann. Der Roman endet, nach der Heirat von Cosette, mit dem Tod seines zutiefst moralischen Protagonisten.

Victor Hugo baut neben seiner zentralen Figur eine Fülle weiterer Charaktere auf, die in vielen Abstufungen vom bewundernswerten Gutmenschen bis zum skrupellosen Schwerverbrecher das ganze Spektrum individueller Psyche und moralischer Verfasstheit abbilden. Alle diese Figuren werden überaus anschaulich beschrieben, sie verkörpern lebensprall jeweils ein bestimmtes menschliches Naturell und scheinen geradezu greifbar vor dem Leser zu stehen. Der abenteuerliche Plot ist weitverzweigt und nimmt nach dem Motto ‹Der Weg ist das Ziel› so manchen Umweg, der mit dem eigentlichen Thema wenig zu tun hat. So zum Beispiel, wenn auf dutzenden von Seiten die Schlacht bei Waterloo geschildert wird oder das unterirdische Abwassersystem von Paris, das hier am Ende als Fluchtweg dient. Gut und böse als ethische Gegenpole bestimmen diesen vielschichtigen Roman, der aber auch politische, religiöse und philosophische Fragestellungen aufgreift und in dem die berührende Liebesgeschichte von Cosette und Marius ebenfalls einen breiten Raum einnimmt. Insbesondere der Polizist Javert als kompromissloser Vertreter der Staatsmacht gelangt am Schluss mit seinen eisernen Prinzipien in unlösbare Gewissenskonflikte, aus denen er nicht mehr herauszufinden vermag. Sympathieträger im Roman sind auch so manche Nebenfiguren wie der schrullige Großvater von Marius oder der gutherzige Bischof. Den Großvater hätte seine schroffe Art beinahe ins Unglück gestürzt, wäre ihm nicht der beim Barrikadenkampf schwerverletzte Marius ins Haus gebracht worden, was bei ihm ein totales Umdenken auslöst.

Die Sympathie des Autors für die aufständischen Republikaner von 1832 ist unverkennbar. Man schoss durch ein Gitter aufeinander, heißt es an einer Stelle seiner mitreißenden Schilderungen der turbulenten Ereignisse. «Ein Beobachter, ein junger Träumer, der Verfasser dieses Buches, der ausgegangen war, um sich den Vulkan aus der Nähe anzusehen, geriet zwischen die beiden Feuer». Victor Hugo sah die Republik als politische Voraussetzung für die Linderung der schlimmsten Not «der Elenden». Er verdeutlicht aber auch seine Überzeugung, dass konsequentes ethisches Handeln diese Not entscheidend lindern kann, wofür er in diesem Epos viele anschauliche Beweise liefert. Insoweit ist dieser grandiose Roman eine flammende Anklage gegen die soziale Schieflage in der französischen Gesellschaft des frühen Neunzehnten Jahrhunderts.

Fazit: erstklassig

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Genre: Roman
Illustrated by Manesse Verlag München

Die Schrift des Windes – Yagyu Jubei

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“Japan 1649. Nach zwei Jahrhunderten kriegerischer Auseinandersetzungen herrscht die Tokugawa-Dynastie streng aber friedlich über das Land Japan – unter Festsetzung des Kaisers innerhalb der Palastmauern in Kyoto. Der Diebstahl geheimer Dokumente schürt die Konflikte und führt an die Grenze eines neuerlichen Bürgerkrieges. Um einen solchen zu verhindern, beauftragt das Shogunat den Samurai Jubei mit der Suche nach den Schriften.” (Inhaltsangabe der Graphic Novel)

 

 

 

Katsu Kaishu (Quelle: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/1/1f/Katsu_Yasuyoshi.jpg/220px-Katsu_Yasuyoshi.jpg)Quellbild anzeigen

Winter 1898. Etliche hochrangige Regierungsbeamte besuchen ihren ehemaligen Feind, den alten Mann, den sie im Scherz “Der Aufschneider vom Hikawa-Viertel” nennen. Der Mann namens Katsu Kaishu war es, der die friedliche Übergabe der Burg Edo veranlasst hat. Die Beamten wollen unbekannte Episoden aus der Zeit des Shogunats erfahren. Und werden nicht enttäuscht, denn der alte Mann hält den Schlüssel zum Aufbruch in die Moderne in den Händen. Er erzählt: “Am Wendepunkt des Schicksals der Tokugawa sollten diese Dokumente dem Bevollmächtigten des Shogunats überreicht werden… Das war die persönliche Anweisung des göttlichen Ieyasu. Ihr Inhalt hat mich aber wirklich überrascht.” Denn dieser ist so wegweisend wie einfach. “Die Geheimdokumente der Yagyu waren tatsächlich für die Meiji-Restauration notwendig… Aber ich frage mich, wie sie zukünftig auf Japan einwirken werden…”

Dass sich der 2017 verstorbene Mangaka Jiro Taniguchi nicht  mit seichten Storylines zufrieden gibt, ist seinen Fans bestens bekannt. Auch dieses Werk macht da keine Ausnahme. Wie schon bei “Ihr Name war Tomoji” hat sich der Mangaka ein historisches Sujet ausgesucht, um es aus seiner Sicht vor den Augen der Leser/innen lebendig werden zu lassen. Dabei wird deutlich, dass er kein Schwarz-Weiß-Bild der Geschichte zeichnet, sondern auch die “Gegner” jeweils ihre eigene nachvollziehbare Motivation haben, um zu handeln, wie sie handeln. Auch Jubei hegt keinen persönlichen Groll gegen seinen Hauptwidersacher Yashamaro, den er dazu bewegen will, den Konflikt friedlich zu lösen. Er setzt dabei auf Argumente, die allerdings gegen Yashamaros Motivation keine Chance haben. Letztlich gewinnt niemand, denn die Menschen, auch Jubei, opfern sich für ein höheres Ziel. Es geht also nicht um Gewinnen oder Verlieren, sondern um humanes Verhalten, das letztlich den Menschen (und nicht den Mächtigen) dienen soll. Damit wird Jubei (und indirekt Shogun Ieyasu als vernunftbegabter Herrscher) als Vorbild in Szene gesetzt.

Unabhängig davon, ob dieses positive Bild des Ieyasu der Wirklichkeit entspricht oder nicht, ist die Bedeutung klar – v.a. in der jetzigen Zeit, in der es (zu) viele unfähige Menschen an der Macht gibt: An erster Stelle hat nicht das Wohl der Mächtigen zu stehen, sondern das der gesamten Menschheit.

Mit gewohnter Detailtreue muten die Panels an wie kleine Gemälde, wobei aber auch die mangatypische Dynamik der Action-Szenen nicht zu kurz kommt. Diese Detailtreue gilt allerdings auch für die Darstellung der Kämpfe und damit der Gewalt, die ungeschönt und scheinbar emotionslos in Szene gesetzt wird. Automatisch stellt sich hier die Frage, ob der Weg zum Frieden tatsächlich erst einmal über Leichen führen muss. Dies versucht auch Jubei zu verhindern, indem er eine neue Kampftechnik erfindet, die den Gegner wie beim Schachmatt wirkungsvoll ohne Blutvergießen ausschalten soll. Aber auch hier und v.a. im Entscheidungskampf wird deutlich, dass es der freie Wille des Menschen (hier des Gegners) ist, wie er sich letztlich entscheidet.

Die Geschichte Jubeis wird umrahmt von der Geschichte Kaishus, die wiederum einen prägnanten Ausblick auf die Welt des 20. Jahrhunderts gibt. Die Folgen des II. Weltkrieges sind den Japanern immer noch gut im Gedächtnis.

Insgesamt wieder ein vielschichtiges Werk sowohl im Innen (Story) als auch im Außen (Gestaltung), das es verdient, gelesen und angeschaut zu werden.

 


Genre: Graphic Novel, Manga
Illustrated by Carlsen Verlag Hamburg

Einer von vielen

Alles hängt mit allem zusammen

Wer das Buch von Norbert Zähringer mit dem Titel «Einer von vielen» aufschlägt, den empfängt auf dem Vorsatzblatt eine organigramm-artige Handskizze mit dem Namen Edison Frimm im Zentrum eines großen Netzes mit dutzenden von Namen. Damit wird grafisch das dem Plot dieses komplexen Romans zugrunde liegende «Kleine-Welt-Phänomen» der sozialen Vernetzung von Stanley Milgram verdeutlicht, nach dem alle Menschen über eine Kette von durchschnittlich nur sechs Zwischenkontakten miteinander verbunden sind. Und das gilt natürlich unter dem Aspekt von Vorsehung und Zufall auch für die vielen Figuren dieses narrativ äußerst virtuos konzipierten Romans mit seiner Schicksalsthematik.

In einer Art Rahmenhandlung wird im ersten und letzten der 56 Kapitel des siebenteiligen Romans vom Suizidversuch des achtzigjährigen, gerade aus dem Gefängnis entlassenen Edison Frimm an einem Dezembermorgen des Jahres 2003 erzählt. Mit einem atemberaubenden Konstrukt von Rückblenden und Zeitsprüngen in diversen Handlungssträngen entwickelt der Autor seine actionreiche Geschichte. Sie beginnt mit dem Großen Kantō-Erdbeben vom 1. September 1923, als in Tokio ein junger Polizist seine Eltern verliert, während gleichzeitig in Berlin Siegfried Heinze als Sohn eines strammen Nazis das Licht der Welt erblickt und in der Mojave-Wüste Kaliforniens die Zentralfigur ‹Eddi› Frimm geboren wird. Dessen abwechslungsreiches Leben als Komparse während der Stummfilmzeit in Hollywood und über die Zeit des Zweiten Weltkriegs hinweg bildet den roten Faden des Romans. Parallel verlaufen, oft lose miteinander verknüpft und abwechselnd erzählt, eine Fülle von kleinen Geschichten, Anekdoten und Szenen mit all den anderen Figuren, zu denen ‹Siggi› Heinze ebenso gehört wie der nazifeindliche Kriminalkommissar Mauser, der schwule Filmschauspieler und Pilot Scott LaMont, der japanische Expolizist und zen-buddhistische Gärtner Koga, ferner der idealistische Sektengründer Dan Schmidt mit seiner Wüsten-Gemeinde Josua Ridge, in deren Gemeinschaftsküche ‹Eddi› zur Welt kommt. Als prominente Figur ist ein Ölmillionär und Filmmogul eingebunden, für den Howard Hughes Pate gestanden hat, aber auch Ronald Reagan und Willy Brand haben ihr Cameo. Politisch ist die Handlung insbesondere durch den Angriff der Japaner auf Pearl Harbor, den Bombenkrieg der Alliierten, die Invasion in der Normandie, das dramatische Kriegsende in Berlin und die turbulente Nachwendezeit geprägt.

Die oft lediglich assoziative Verknüpfung der diversen Erzählfäden dieses komplexen Romans über die Ironie der Geschichte erfordert in Verbindung mit dem riesigen Figurenensemble die volle Aufmerksamkeit des Lesers. Dabei wird dieses achtzig Jahre umfassende Panorama der Geschichte auch noch aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt. Die sieben Romanteile werden jeweils mit einem Kapitel eingeleitet, in dem ein Ich-Erzähler, von dem man nicht viel mehr erfährt, als dass er bei einer Berliner Wach- und Schließgesellschaft arbeitet, im Jahr 2003 von Geschehnissen aus seiner Clique berichtet, was eine reizvolle zweite Perspektive bildet.

Mit seinem Sprachwitz erinnert der temporeiche, unterhaltsame Roman an den journalistisch knappen, manchmal lakonischen Erzählstil einiger amerikanischer Autoren. Wobei die überbordende Fülle des Stoffs es mit sich bringt, dass vieles nur angerissen werden kann, tiefer ausgeleuchtet hätten sonst auch doppelt so viele Buchseiten kaum ausgereicht. ‹Eddi› und ‹Siggi› bilden den Kontrapunkt des Plots, sie sind in einer Szene am Kriegsende als Feinde schicksalhaft nur wenige Meter voneinander entfernt, ohne jedoch aufeinander zu treffen, – eine raffiniert angelegte Schlusspointe. Und so ist denn dieser ebenso amüsante wie spannende Roman ein süffig zu lesender Pageturner, originell erdacht und viel Obskures erzählend. «Was macht die Zeit mit uns» heißt die Kernfrage dieses Romans, und «Alles hängt mit allem zusammen» lautet hier eine der möglichen Antworten.

Fazit: mäßig

Meine Website: http://ortaia.de


Genre: Roman
Illustrated by Rowohlt

Als ich aus der Zeit fiel

Ein junger Mann durchlebt eine normale Kindheit und Jugend; nach dem Abitur beginnt er ein Studium der Rechtswissenschaften und bereitet sich auf die erste juristische Staatsprüfung vor. Während dieser Zeit der Vorbereitung und des Lernens bemerkt er plötzlich an sich selbst Wahrnehmungsverschiebungen.

Er glaubt, dass Leute, die er auf der Straße trifft und die er gar nicht kennt, über ihn lachen, ihm nachschauen. Er ist zunehmend verunsichert, fragt sich, warum die Leute über ihn lachen. Ist ihm in den letzten Tagen irgendetwas Peinliches passiert? Haben diese Leute das gesehen, oder hat es ihnen jemand erzählt? Woher wissen die Leute davon? Weiterlesen


Genre: Biographien
Illustrated by pinguletta Verlag

Aus und davon

Überdeterminiert

Auch in ihrem vierten Roman mit dem Titel «Aus und davon» greift Anna Katharina Hahn thematisch wieder auf die Familie zurück. Aus einer strikt feministischen Warte heraus umfasst ihr erzählerischer Bogen vier Generationen von Frauen und reicht von der Jetztzeit bis zur Weltwirtschaftskrise zurück. In parallelen Handlungssträngen entwickelt sie dabei ein desolates Bild schwäbischer Hausfrauen im Kampf mit den widrigen Umständen, zu denen auch der leidige Generationenkonflikt ihrer Protagonistinnen einiges beiträgt.

Im Mittelpunkt des Plots steht Cornelia, eine von ihrem griechischen Mann verlassene Stuttgarter Physiotherapeutin mit zwei Kindern, die restlos erschöpft eine dringend benötigte Auszeit nimmt und kurz entschlossen auf den Spuren der Großmutter für vier Wochen in die USA fliegt, bereits der Buchtitel deutet diesen zentralen Handlungsfaden an. Ihre ebenfalls gerade erst von ihrem lebenslustigen, katholischen Mann verlassene, evangelikale Mutter Elisabeth merkt schnell, dass sie als Oma mit der Aufgabe überfordert ist, sich derweil um ihre Enkel Stella und den kleinen Bruno zu kümmern. Das pubertierende Mädchen treibt sich mit Jungen herum und lässt sich nichts mehr sagen, der adipöse Bub wird wegen seiner Dickleibigkeit dauernd von den anderen Schülern bös gehänselt und schwänzt die Schule, um dem zu entgehen. Hinzu kommt der chaotische Haushalt ihrer Tochter, in den Elisabeth mit Mühe ein wenig von jenen schwäbischen Hausfrauen-Standards einzubringen versucht, die sie für unverzichtbar hält. Nun ist Eskapismus in Zeiten ständig eingeschalteter Smartphones schwierig zu realisieren, die Familie bleibt in regem Austausch, die Probleme der Oma sind für Cornelia rund um die Uhr präsent. Und so tritt sie resigniert nach kurzem Aufenthalt in New York, einem ernüchternden, eher frustrierenden Besuch der Verwandten in Pennsylvania und abschließendem One Night Stand, den sie sich ganz bewusst mal gönnt, den vorzeitigen Rückflug nach Stuttgart an.

In 23 Kapiteln wird aus unterschiedlichen Perspektiven abwechselnd auktorial vom Geschehen in Stuttgart erzählt, während Cornelia als Ich-Erzählerin aus den USA berichtet. Eine märchenhafte dritte Perspektive benutzt die Autorin für die Geschichte der pietistischen Urgroßmutter, die aus der Sicht vom Linsenmaier erzählt ist. So heißt eine selbst genähte Puppe, heißgeliebtes Maskottchen der als junges Mädchen während der Weltwirtschaftskrise zu Verwandten in die USA geschickten, pietistischen Mutter von Elisabeth, die ihre hungernde schwäbische Familie von dort aus finanziell unterstützt hat. Mit Bleistift schreibt Elisabeth, oft nachts, als «Selbstberuhigungsversuch», die Linsenmaier-Geschichte für ihren Enkel Bruno auf, «Zwei Schulhefte voll sind es geworden», heißt es am Ende, selbst Stella ist beeindruckt.

Besonders am Anfang liest sich diese abgründige Familiengeschichte ziemlich quälend, die von äußeren und inneren Zwängen geprägten Figuren stehen sich gegenseitig im Weg. Wobei das heutige, total konsumbestimmte Alltagsleben, die höchst ungesunde Ernährung, für die Bruno den lebenden Beweis darstellt, sowie die alle Generationen einschließende, in Sucht ausgeartete Smartphone-Hörigkeit einiges Unbehagen beim Lesen aufkommen lässt. Angereichert ist dieser Roman mit einer Fülle von Motiven, zu denen ein Taubenschlag ebenso gehört wie der Pietismus schwäbischer Auswanderer, ein Ausflug zu den Amischen Pennsylvanias, Fastfood und Convenience-Produkte, aufopfernde Krankenpflege oder der bei deutschen Pflegeeltern lebende, syrische Flüchtling. Obwohl mit schwarzem Humor erzählt, wirkt dieses Panorama moderner Lebenswirklichkeit eher abstoßend als amüsant. Der Plot ist deutlich überdeterminiert, weniger Motive mit psychologisch tiefer ausgeleuchteten Figuren wäre literarisch mehr gewesen. Diese Geschichte vom glanzlosen Leben zeigt ungeschminkt eine unerfreuliche Gegenwart, wie es sie ohne Zweifel so auch tatsächlich gibt, – nicht nur in Stuttgart!

Fazit: lesenswert

Meine Website: http://ortaia.de


Genre: Roman
Illustrated by Suhrkamp Berlin

Avengers – Heldenfall

Avengers – Heldenfall. Diese Story aus den Jahren 2004/05 hat es in sich. Jack of Hearts, der Antmans Tochter Cassie retten wollte und dabei starb, steigt aus dem Grab, um die Rächer (Avengers) heimzusuchen. Doch bald bleibt kein Stein mehr auf dem anderen in der Avengers-Mansion. Denn Tony Stark (Ironman) ist pleite.

Avengers: Undank ist der Welten Lohn

Eines gleich vorweg: noch nie waren die Zeichnungen der Avengers so exakt und detailliert und gleichzeitig episch wie in diesen von David Finch und Olivier Coipel in diesem Band verwirklichkeiten. Allein das macht diese Ausgab schon zu einem „Must Have“ wie der Titel suggeriert. Ein Faustschlag den Ironman der wildgewordnen She-Hulk verpasst trifft so gut, dass man förmlich aus seinen eigenen Träumen aufwacht oder sich darin verabschiedet, je nach dem. Aber auch die Story von Brian Michael Bendis wartet mit einigen Überraschungen auf. So spricht etwa Ironman vor der UNO und greift (als Verteidigungsminister) den Gesandten aus Latveria persönlich an. Die Kritik seiner Avengers-Kollegen daran führt dazu, dass Tony Stark beleidigt ist: „Ich bin ja so was von froh, dass ich mein halbes Vermögen in die finanzielle Unterstützung der Avengers investiert habe…und dass es mir jetzt so gedankt wird“.

Avengers – Heldenfall. Marvel Must-Have

Erst greift Ultrons Armee die Avengers an. Dann wird ein Angriff der Kree von den Avengers gerade nach zurückgedrängt, doch die eigentliche Herausforderung entsteht ihnen durch Magnetos Tochter. Wanda Maximoff zapfte nämlich eine neue Kraftquelle an, die sie Chaosmagie nannte. So beherrscht sie nun alle Wahrscheinlichkeiten der Realität. Ist das das Ende der Avengers? Im Anhang finden sich Informationen zu den Machern des Comics sowie ein Bonusteil zu Hinter den Kulissen, Timeline, Weitere Lektüre, Anmerkungen, Weitere Must Have Titel. Eine schockierende, finstere Saga über das Ende einer Ära. Ein echtes Must Have eben.

Brian Michael Bendis

Marvel Must-Have: Avengers – Heldenfall

Zeichner: David Finch, Olivier Coipel

Storys: Avengers (2005) Finale, Avengers 500-503

Hardcover, 180 Seiten,

19,00 €

ISBN: 9783741616617

Panini Comics


Genre: Comics, Graphic Novel
Illustrated by Panini Comics

Jessica Jones: Blind Spot im Visier

Jessica Jones ist zwar eine Superheldin, aber sie will ein normales Leben führen und keinen Gebrauch von ihren Superkräften machen. Manchmal lockt es sie dann aber doch. Als taffe Privatdetektivin bekommt sie diesmal eine Leiche in ihr Büro serviert und wird prompt als Hauptverdächtige von der Polizei verhaftet.

Fun-damente einer Beziehung

Die „Fun-damente“ einer guten Beziehung oder eines Landes oder einfach vom Baseballspiel diskutiert JJ mit ihrem Mann Luke Cage beim Spaziergehen mit dem Kinderwagen. Eine Superheldin und Detektivin braucht ja auch ein Privatleben und das soll noch dazu Spaß machen, „fun“ eben. Denn was ihr in vorliegendem Abenteuer beruflich bevorsteht, grenzt beinahe an Leichenfledderei.

Nekrophilie?

Ihre Ex-Klientin Dia Sloane ist die Leiche in ihrem Büro und nur ihr Anwalt kann sie aus den Krallen oder besser Handschellen des Gesetzes wieder befreien. Doch dann überlebt sie selbst nur knapp einen Kopfschuss und in einem Dialog mit Captain Marvel, die wie Scarlett Johansen aussieht, fordert sie die tödliche Kugel, die sie getroffen hat, vom NYPD zurück. Diese führt sie dann auf die richtige Spur. Denn der Killer tötete bisher vier Frauen und alle waren stark. „Also genau die Sorte Frauen, die gewisse Kerle wahnsinnig macht.“

Verantwortung übernehmen

Dr. Strange, der ein ganz kleines bißchen wie Tom Hardy aussieht, empfängt sie um 12:01, denn vorher will er niemanden sehen. Er macht sich prompt über ihr Kostüm lustig, das sehr knapp sitzt und eigentlich einem Badeanzug mit aufgenähtem Blitz ähnelt.

„Wenn man innere Dämonen wie Jared hat, muss man sich selbst um sie kümmern, oder man läuft ewig davon. (…) Aber am Ende kriegst du dein Leben nur dann wieder in den Griff, wenn du Verantwortung übernimmst… und dich wehrst.“ Jessica Jones könnte diese Sätze auch zu sich selbst sagen, denn auf wen träfen sie nicht zu?

Das Rätsel, wer der Killer ist, wird schließlich tiefenpsychologisch gelöst. Die Zeichner Marcio Takara und Mattia De Iulis haben eine aufsehenerregende Kriminalgeschichte in bunte Farben gehüllt und abenteuerlich illustriert. Die Atmospähre kommt  authentisch rüber und ist nicht nur für Fans der Netflix-Serie ein Must.

Kelly Thompson
Jessica Jones: Blind Spot im Visier
Zeichner: Marcio Takara, Mattia De Iulis
Storys: Jessica Jones: Blind Spot 1-6
2020, Softcover, 140 Seiten
ISBN: 9783741619106
17,00 €
Panini Verlag


Genre: Comics, Crime
Illustrated by Panini Comics

Batman: Die Jagd des Dunklen Ritters

Dem Mitternachtsdetektiv huldigen Bendis und Derington diese Story, die Batman zweimal an zwei entgegengesetzte Enden des Universums, „quer durch die Galaxis“, und wieder zurück trägt. Alfred Pennyworth ist die Stimme im Funk, die ihn dabei begleitet, aber auch eine Menge anderer Unterstützer bekommt Batman in diesem zeitlosen Abenteuer.

Batmans Jagd nach sich selbst

Unerwartete Unterstützung bekommt Batman beim Kampf gegen den Söldner Deathstroke und den Riddler durch Green Arrow, der sich aber bald in seinen Antipoden verwandelt. Denn im Zentrum dieser Geschichte steht ein Fabergé-Ei, dessen Inhalt seinen Träger sofort verwandelt.

Aber noch kann Batman die geheimnisvolle Kraft nicht durchschauen, erst als auch Green Lantern auf den Plan tritt, beginnt er zu verstehen, mit wem er es zu tun hat. Der eigentliche Feind ist nicht der Riddler, der viel zu harmlos und verrückt erscheint, sondern der, der hinter ihm steht.

Batman wird auf den Gorilla-Planeten katapultiert, wo König Nnamdi ihn zunächst unwirtlich empfängt. Wer hat schon gerne unangemeldete Besucher? „Lieber später um Verzeihung bitten, als vorher um Erlaubnis …“, kommentiert Nnamdi Batmans unangemeldetes Erscheinen. Derweilen hat ein anderer den Riddler längst auf seinen Thron gepflanzt.

Einmal durch die Galaxis… und zurück

Batman erscheint auch auf dem Planeten Thanagar, wo Hawkman lebt und kämpft sogleich gegen ein Heer von Dinosauriern. Die Teleportationstechnologie ist halt einfach unberechenbar. Das Schleuder-Wurmloch bringt ihn alsbald auch in das 19. Jahrhundert in den Wilden Westen, wo der grimmige Jonah Hex ihn mit zwei Revolvern erwartet.

„So n Quatsch kann nur wahr sein“, stimmt Hex Green Lantern und Batman zu und so kann man die beiden bald in Zivilklamotten sehen, was besonderes Vergnügen bereitet, da der Zeichner Nick Derington sein Handwerk wirklich versteht. Nicht nur was die Kostüme betrifft, sondern auch das Setting, er trifft in jedem Genre den Punkt.

Auch in zweiseitigen Illustrationen im Kampf gegen eine Truppe Ninjas zeigt Derington sein Talent. Oder wenn Batman allein im Kosmos aufwacht und von einer rosa Milchsuppe umgeben ist.

Darington ist ein Meister der Illusion, der auch dieses Abenteuer zu einer wunderbaren Episode im Kampf gegen das Böse macht. Wer der Oberböse ist, wird hier aber nicht verraten. Lesen Sie selbst dieses bunte, verrückte Abenteuer, das den Mitternachtsdetektiv an ferne Orte verschlägt und durch Raum und Zeit, „quer durch die Galaxis“, führt.

Brian Michael Bendis
Batman: Die Jagd des Dunklen Ritters
Zeichner: Nick Derington
Storys: Batman Universe 1-6
Mit Batman, Green Arrow, Green Lantern, Nightwing
2020, Softcover, 180 Seiten
ISBN: 9783741618376
20,00 €
Panini Verlag


Genre: Comics, Crime Stories
Illustrated by Panini Comics