Batman – Die Festung

Batman – Die Festung. “Kill your idols”, hieß es in den Siebzigern und Jahrzehnte später geht es auch Superman an den Kragen. Oder zumindest seiner Familie. Denn die Kryptonier waren alles andere als ein friedliebendes Volk. Der Heimatplanet von Superman war von einem imperialistischen Volk bewohnt, das andere Planeten eroberte und unterjochte. Nun kommen drei Überlebende und wollen ausgerechnet an Superman, dem wohl letzten Kryptonier Rache nehmen.

Batman in Supermans Festung der Einsamkeit

Ein Blackout hat die Erde lahmgelegt. Es gibt keine Energie mehr und der halben Planet scheint in ewige Dunkelheit getaucht zu sein. Der weltweite Stromausfall stürzt zwar die Menschheit in Finsternis, aber natürlich nicht Batman und seine neu gegründete Heldengemeinschaft aus neuen Justice-League Mitgliedern. Darunter übrigens auch der Präsident der Vereinigten Staaten Lex Luthor. Wie eingeweihte Fans wissen wurde der Erzfeind Supermans in einem anderen alternativen Paralleluniversum zum Hauptkanon, nämlich dem Hauptkanon zum US-Präsidenten. Außerdem sind mit im Team: D’ayl, eine Art Kuschelbär des intergalaktischen Green Lantern Corps (ein H’ivenite), Emiko Queen, die den Bogen ebenso wie Halbbruder Green Arrow zu spannen weiß, sowie Aqualad resp. Baldur.

Die Drei Weisen aus dem All

Die Aufgabe der illustren Heldenbande ist es nun, den drei Außerirdischen, die etwas an die Drei Heiligen aus dem Morgenland erinnern, zuvorzukommen und Superman aka Clark Kent vor ihnen aufzuspüren. Aber die drei Außerirdischen haben Kräfte die sogar jene Supermans übersteigen und so ist es für Batman & Co alles andere als einfach, den Kampf aufzunehmen, geschweige denn zu gewinnen. Aber was ein Einzelner nie schaffen konnte, schafft ein Team mit einem guten Teamgeist und so dringen sie gemeinsam in Supermans Festung der Einsamkeit vor. Allerdings auch kein leichtes Unterfangen, denn Superman hat einige wirkmächtige Fallen eingebaut, die sein letztes Stück Heimat vor Eindringlingen beschützen soll.

Superman: Kryptonischer Imperialist?

Ein munter erzähltes Abenteuer, das einige Überraschungen bereithält, die den Hauptkanon der Erzählung des Batman und Superman Mythos um ein interessantes Gedankenexperiment erweitern. Aber mehr kann hier selbstverständlich nicht verraten werden. Das Gesicht von Bruce Wayne trägt diesmal deutlich veränderte Charakterzüge, aber mit Maske sieht er so schick aus wie immer. Die betont düstere Atmosphäre der Bathöhle und des Abenteuers insgesamt wird durch komische Elemente konterkariert. So kommt auch der Humor nicht zu kurz und Lex Luthor bekommt am Ende ein würdiges Schicksal. Bei Superman ist man sich da allerdings nicht so sicher, ob diese Strafe wirklich eine ist.

Garry Whitta/Darick Robertson
Batman – Die Festung
(Original Storys: Batman: Fortress 1-8)
2023, 212 Seiten, Softcover
ISBN: 9783741633041
Panini Verlag
25,00 €


Genre: Comics
Illustrated by Panini Comics

Moon Knight – Wächter der Nacht 3 – Monster im Mondlicht

Moon Knight – Wächter der Nacht 3 – Monster im Mondlicht. Moon Knight ist kein Superheld. Er sagt es selbst: “Ich bin ein Priester”. Als solcher kann er auch Wasser segnen und so wird es zur Waffe im Kampf gegen Vampire: Weihwasser. Der “lunare Antiheld”, der sein Leben dem Kult Khonshus, dem ägyptischen Mondgott, gewidmet hat, bekommt es in diesem Abenteuer mit einer ganzen Reihe von Vampiren und Werwölfen zu tun.

Moon Knight: 3 in 1 Superheld

Moon Knight ist kein einfacher Charakter. Oft verliert er sich in Trialogen mit seinen beiden anderen Persönlichkeiten, Jake Lockley und Steven Grant. Oder er spricht mit seiner Psychotherapeutin, Dr. Andrea Sterman, wobei nicht ganz klar ist, welcher seiner drei Identitäten sich für diese Sitzungen entschieden hat. Aber vielleicht spielen sie sich ja alle auch nur in seinem Kopf ab, so wie die anderen Gespräche, die er mit sich selbst führt. Aber er hat auch wirkliche Unterstützer, so kämpft etwa Khonshus Faust Hunter’s Moon auf seiner Seite oder die schöne, aber schweigsame Tigra. Soldier ist ihm ebenso treu ergeben, wie Reese, seien vampirische Rezeptionistin. Moon Knight kann jede Unterstützung gebrauchen, denn in New York versammeln sich alle größeren Vampirorganisationen zu einem Kongress, der den besten unter ihnen zu ihrem neuen Anführer küren soll. Zudem wird noch seine Tochter Diatrice, die er mit Marlene zeugte, entführt und im Hintergrund zieht der Erzschurke Zodiac die Fäden. Ein kongenial inszeniertes Abenteuer, das seinesgleichen sucht. Denn nicht nur die inneren Konflikte des Antihelden Moon Knight werden glaubwürdig geschildert, sondern auch die zeichnerische Umsetzung des Moon Knight Universums ist ganz besonders gut gelungen.

Moon Knight: schizophren und effizient

Ein Comic-Abenteuer, wahnsinnig gut inszeniert von Jed MacKay (DER TOD VON DOCTOR STRANGE), Alessandro Cappuccio (Mighty Morphin Power Rangers) und Federico Sabbatini (SPIDER-MAN), das man nicht so schnell vergessen wird. Denn dieser “Ritter des Mondes” (Moon Knight) verfolgt einen bis zum nächsten Vollmond und erscheint einem dann in dunkler Nacht. Vorausgesetzt man verfügt über genügend Empathie. Entstanden ist der wackere Mondritter übrigens als Spin-off eines 1975 erschienen Werwolf by Night Comics. Doug Moench und Don Perlin ließen ihn damals als Söldner einen Wolf jagen, aber seine Popularität unter den Lesern wurde so groß, dass er nach einigen Duellen bald einen eigenen Auftritt bekam.

Jed MacKay
Moon Knight – Wächter der Nacht 3 – Monster im Mondlicht
(Original Storys: Moon Knight 13–18, Annual 1)
Zeichner: Alessandro Cappuccio, Federico Sabbatini
2023, Softcover, 172 Seiten
ISBN: 9783741631610
Verlag: Panini
20,00 €


Genre: Comics
Illustrated by Panini Comics

Hulk – Monsterwahnsinn

Hulk – Monsterwahnsinn. Der amerikanische Cartoonist, Illustrator und Designer Jim Rugg hat einen ganz besonderen Zugang zu seinem Lieblingssuperhelden gewählt. Er verwirklicht in vorliegendem XL-Band seine ganze eigene Vision aller Hulk-Meilensteine in dem er eine Art Collage aus über 60 Jahren HULK mit Pop-Art und Underground Comix zu einem einzigartigen Werk vermischt.

Mehr als 60 Jahre HULK

Im Mai 1962 – aus der Feder von Stan Lee und Jack Kirby stammend – erblickte ein ganz anderer Superheld das Licht der Welt. Ein Wissenschaftler namens Dr. Bruce Banner, seines Zeichens Nuklearphysiker, experimentierte damals mit dem Prototyp einer Gamma-Bombe und setzte sich damit großen Mengen an Gammastrahlung aus. Hinfort verwandelte er sich in Hulk (engl. Für Koloss, Klotz), jedes Mal, wenn Wut sich in ihm aufstaute. So wurde Hulk quasi zum Prototyp des Jähzorns oder cholerischen Menschen, wie sie wohl jeder aus seinem Umfeld kennt. Vielleicht wurde die Figur gerade auch deswegen so erfolgreich: jeder von uns kennt das Gefühl, wenn die Wut aufsteigt, aber nicht jeder von uns lässt ihr so freien Lauf wie Dr. Bruce Banner. Er verwandelt sich in ein riesiges, grünes Monster mit unglaublichen Kräften, das sogar Panzer (!) an ihrem Zielfernrohr packen und um sich herumwirbeln kann. Aus der Angst vor kleinen, grünen Männchen wurde also die mehr als berechtigte Angst vor Hulk, dem grünen Riesenmenschen.

Hommage an einen grünen Riesen

Jim Rugg verwendet nicht nur alte Cover von Hulk-Comics für seine künstlerischen Ambitionen zur Hommage an sein “grünes Männchen”, sondern auch eine Vielzahl von großformatigen Detailreproduktionen. Eine Vielzahl seiner ersten Storys werden ebenso zitiert wie die Versuche, Hulk zu heilen. Aber dass kein (grünes) Kraut gegen ihn gewachsen ist, zeigt auch der Spin-off des grünen Helden durch “savage” She-Hulk und seine Begegnungen mit dem Silver Surfer, den Fantastic Four, Spider-Man oder sogar Daredevil. Die vielseitigen Interpretationen unterschiedlicher Hulk-Autoren stellt Jim Rugg ebenso nebeneinander wie Leserbriefe begeisterter Leserinnen und Leser. Aber vielleicht ist es doch so, wie Doc Samson an einer Stelle meint: “Vielleicht gelingt es nun, Banner aus seinem lebenden Gefängnis im Monster zu befreien”. Samson sagt dies auf Hulks Rücken stehend nachdem er ihn mit einem Faustschlag niederstrecken konnte. Ihr bestes diesbezüglich versucht auch Betty, Banners angetraute Frau, die einfach nicht an das Böse in ihrem Mann glauben will. Vielmehr ist Banner ja in Hulk. Als dann noch Mr. Fixit auftaucht wird es wirklich kompliziert.

Alles in allem eine wunderbare Hommage an einen Superhelden im XL Hardcover Format, wie man es sich auch von anderen Kollegen wünschen möchte. “Grand Design” gelungen! Im Anhang befinden sich noch einige Originalcovers ebenfalls im XL-Großformat.

Jim Rugg
Hulk – Monsterwahnsinn
(Original Storys: Hulk: Grand Design – Madness 1, Hulk: Grand Design – Monster 1)
2023, Hardcover, 132 Seiten
ISBN: 9783741631351
24,00 €


Genre: Comics
Illustrated by Panini Comics

SCHMERZAMBULANZ

Spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie ist Kranksein zu einem Privileg geworden. Nicht nur wird dieses Privileg immer kostspieliger. In einem intransparenten Gesundheitssystem, das von bürokratischen, wirtschaftlichen und politischen Machtrochaden sowie von mangelnder Kommunikation und Logistik heimgesucht wird, gehen viele Entscheidungen oft auch auf die gesundheitlichen Kosten der Patienten – ohne, dass sie sich dessen bewusst sind oder sich dagegen zur Wehr setzen können.

Der im März 2023 erschienene Roman „Schmerzambulanz“, für den die österreichische Autorin Elena Messner 2022 mit dem Theodor Körner Preis für Literatur ausgezeichnet wurde, nimmt sich dieser Problematik an. Zwischen fiktiven Krankenberichten, erlebten Reden und inneren Monologen changierend, spürt Messner mit einem gnadenlosen Röntgenblick den Lücken und Tücken eines ‚krankenhausreifen‘ Systems nach, dem auch das Krankenhauspersonal zum Opfer fällt.

Leeres Versprechen

Dr. Judit Kasparek, leitende Ärztin der internen Abteilung eines Krankenhauses und hoffnungslose Optimistin, wird mit einem leeren Versprechen um den Finger gewickelt: Sie hat ihren Ausbildungsplatz an der besten Klinik des Krankenhausverbundes verlassen, um an ihrer neuen Arbeitsstelle eine Schmerzambulanz mit diversen Therapieangeboten aufzubauen. Aber der Weg dorthin ist noch lange nicht geebnet. Die Stolpersteine häufen sich nur so an.

Messner beschreibt ein – nicht beim Namen genanntes – österreichisches Krankenhaus als rentable Betreibergesellschaft, die lieber auf geliehene Ärzte und Pflegekräfte statt auf fix angestelltes Personal setzt. Seit geraumer Zeit wird vergeblich bei diversen Medizinmessen wie Arab Health neues medizinisches Equipment angefragt. Auch bei der Produktion und Lieferung von Medikamenten ist man auf externe Pharmakonzerne angewiesen – Stichwort China und Indien als neue Weltapotheke. Antibiotika und Erkältungsmedikamente gehören in Österreich schon seit Monaten zur Mangelware. Vielversprechende Studien zu neuen Schmerztherapien werden nicht zur Kenntnis genommen oder unter den Teppich gekehrt. Pflegekräfte werden nicht in die ärztliche Beratung miteingebunden. Dann wären da noch die Unstimmigkeiten bei der Vergabe von Medikamenten, und, und, und. Die Liste ist unerschöpflich.

Der Fall der 78-jährigen Barbara Steindl bringt das Pulverfass endgültig zum Explodieren: Nach einer nicht eindeutig erklärbaren Verschlimmerung des Gesundheitszustandes der Patientin sieht sich Judit dazu verpflichtet, ein Ethik-Konsil einzuberufen, womit sie den Groll all jener Angestellten auf sich zieht, die die Patientin betreut haben. Die Autorin lässt dabei die Frage offen, ob es sich um einen schlecht getarnten Racheakt wegen des nicht eingehaltenen Versprechens handelt, oder ob Judit den Fall der Patientin, in deren Alter ihre Kollegen die Ursache für deren „Gebrechlichkeit“ sehen, einfach nicht über einen Kamm scheren will.

Gleichzeitig versäumt Messner es nicht aufzuzeigen, wie das gesamte Personal unterschiedlicher sozialer Klassen auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist und Schuldzuweisungen und die Instrumentalisierung der Patientin Vorrang gegenüber gemeinsamen Lösungen haben. So nimmt die Freundschaft zwischen Judit und der Anästhesistin Asja einen Kollateralschaden. Die Paranoia von Krankenpfleger Jovo wird zum Nährboden für fatale Missverständnisse. Vor ihnen ist auch nicht Judits Mentor, der Oberarzt Tom Trattner, gefeit. In ihm sieht wiederum der Bettenschieber Cveto, dem die Ausbildung zum Pfleger fehlt, eine Möglichkeit, sich beruflich über Wasser zu halten.

Wissenswertes und Sarkasmus

Messner gelingt es, in 226 Seiten viel Wissenswertes und selbst Recherchiertes über das (österreichische) Gesundheitssystem zu packen. Man erfährt unter anderem, dass die Richtlinien privater Krankenkassen im Krankenhaus Behandlungsmaßnahmen erzwingen, die der Patientin Steindl aber nicht zugutekommen. So werden nicht unbedingt notwendige Infusionen nur deswegen verabreicht, weil sie abrechenbar sind und die alleinige Einnahme von zu schluckenden Medikamenten finanziell nicht in der Krankenkasse inbegriffen ist. Da verwundert dann auch ein fiktiver Chirurg nicht, der angeblich die Kosten für einen Eingriff am Körpergewicht seiner Patienten misst.

Ein flüssig geschriebener, gelegentlich auch poetisch angehauchter Roman, der für notwendiges Unbehagen sorgt. Allerdings wird das Aufbrechen konventioneller Geschlechterrollen im Gesundheitswesen eher belächelt denn befürwortet, etwa wenn ein junger Krankenpfleger eine On-Off-Beziehung zu einer älteren Ärztin führt oder ein homosexueller Bettenschieber dem Oberarzt während des Ethik-Konsil unterstützend zujubelt. Trotz mancher Unwahrscheinlichkeiten wie der befürchteten Kündigung von Pflegern, auf die die Spitäler im Jahr 2023 mehr denn je angewiesen sind, überzeugt „Schmerzambulanz“ mit wahrheitsgetreuen Schilderungen.


Genre: Belletristik, Politik und Gesellschaft, Roman
Illustrated by Edition Atelier

Eurotrash

Christian Kracht ist Schweizer mit deutschen Wurzeln. Er sieht sich selbst als Kosmopolit. Nach eigener Aussage begreift er seine Romane eher „humoristisch“, löst mit seinem Werk und Leben allerdings häufig heftige Kontroversen aus. Ein Mensch und Autor, der nicht einzuordnen ist, und der in Eurotrash offensichtlich immer noch nach seinem eigenen Platz und Stellenwert in einem Leben sucht, dessen materielle Rahmenbedingungen andere bei einem flüchtigen Blick neidvoll als beste Voraussetzungen für unbeschwertes Glück ansehen würden. Weiterlesen


Genre: Autobiografie, Erinnerungen, Gesellschaftsroman, Politik und Gesellschaft, Roman
Illustrated by Kiepenheuer & Witsch Köln

Das Heißluftfritteuse Kochbuch – fettarm, schnell, lecker

Multifunktional, zeit- und energiesparend

Kochen, backen, grillen, „frittieren“ – all das kann man laut Buch mit der Heißluftfritteuse. Sie funktioniert ähnlich wie ein Mini-Umluft-Backofen mit heißer Luft und kann von herzhaft bis süß vielerlei Gerichte garen. Durch einen Heizkörper wird die Luft auf die richtige Temperatur gebracht (die man vorher am Gerät einstellen kann) und mithilfe eines Ventilators gleichmäßig im geschlossenen Garraum verteilt. Da dieser eher klein ist, kommt das Gerät schnell auf Betriebstemperatur, was Zeit und Energie spart. Dadurch wird weniger Strom verbraucht und das Essen steht schneller auf dem Tisch als mit Backofen oder Herd.

Die Fritteuse gart kross und knusprig, ist leicht per Knopfdruck zu bedienen und das Garen, das Timing und manchmal auch das Rühren gehen automatisch. Da man mit nur wenig oder keinem Fett auskommt, sind die Speisen nicht nur kalorienärmer, sondern auch geruchsärmer als mit einer herkömmlichen Fritteuse. Durch nur einen Garkorb ist das Gerät leicht zu reinigen, bei manchen Geräten dürfen Teile in die Spülmaschine. Der Eigengeschmack des Essens bleibt erhalten, ebenso mehr Vitamine und Nährstoffe durch das schonende Garen mit heißer Luft und niedrigerer Gartemperatur. Fett sparsam dosiert garantiert die Aufnahme der Vitamine, dient als Geschmacksträger und verhindert das Austrocknen der Speisen. Ungesunde Transfettsäuren werden vermieden, wenn gesündere Öle wie Kokos- oder Rapsöl zum Einsatz kommen.

Geräte mit mehreren Ebenen haben zudem den Vorteil, dass sich verschiedene Speisen gleichzeitig zubereiten lassen. Manche haben auch ein durchsichtiges Sichtfeld, sodass man den Garprozess besser im Blick hat. Aufwärmen und Aufbacken sind ebenfalls möglich. Pommes, Paniertes, knusprige Knabbereien, Popcorn, Fleisch, Fisch, Garnelen, Lachs, Gemüse, Nudeln, Reis, Couscous, Suppen, Eintöpfe, Pizza, Brote, Kuchen, Gebäck – die Bandbreite der in der Heißluftfritteuse gegarten Speisen ist groß.

Etwas mehr gesundes Fett darf es schon sein, sonst fehlt der Geschmack

Das Buch gibt eine sehr gut verständliche und auf den Punkt gebrachte Einführung über Funktion und Verwendungsweise der Heißluftfritteuse, sowie Tipps zum Umgang. Den meisten Punkten, die genannt werden, kann ich zustimmen. Die Handhabung ist einfach, zeit- und energiesparend und die verschiedenen Speisen garen schonend. Allerdings vermisse ich den Geschmack von etwas mehr Fett, da sich Fett und Essen nicht so gut verbinden wie z.B. in einer Pfanne. Kross werden die Speisen zwar, aber nicht so geschmackvoll wie mit mehr Fett. Der Kick zu wirklich gutem Essen fehlt mir also ein wenig. Außerdem ist wichtig zu wissen, dass v.a. für Diabetiker die Fettreduzierung wenig bringt, da es v.a. auf die richtige Menge an Kohlehydraten ankommt. Auch wenn man abnehmen will, bringt die Reduzierung der Kohlehydrate, z.B. durch eine ketogene oder kohlehydratarme Ernährung, mehr als die Reduzierung von Fett.

Das Buch enthält neben den einführenden Kapiteln zur Benutzung einer Heißluftfritteuse v.a. Rezepte. Diese sind unterteilt in Vegetarisch, Mit Fleisch und Fisch, Süßes und Nachspeisen plus einem Rezeptregister. Großformatige Fotos zeigen appetitlich das fertige Gericht, wobei ich festgestellt habe, dass meine Ergebnisse der Rezepte doch etwas anders ausgesehen haben. Die Fotos sind also nicht ganz realistisch. Die Rezepte selbst sind übersichtlich und einfach gehalten, man kann sie gut nachkochen. Etwas mehr Zeit als angegeben sollte man allerdings mitbringen und bedenken.

Man kann mit der Heißluftfritteuse z.B. Hähnchengeschnetzeltes, Backhendl, Ananas im Speckmantel, Blätterteigschnecken, Gemüse-Muffins, paniertes Gemüse, Gemüsepuffer, Lachs-Quiche, Kaiserschmarrn, Mandelkekse, Apfelchips oder Krapfen mit Quark machen. Die Kalorienzahl steht immer mit dabei, außerdem sind die meisten Rezepte mit Tipps versehen. Eigentlich ist für jede*n etwas dabei. Bei manchen Rezepten habe ich persönlich allerdings noch etwas nachgewürzt oder mehr Zutaten verwendet, weil mir das dann einfach besser schmeckt. Mein 11-jähriger Sohn fand manches gut, manches nicht so gut. Man muss also auch mitbedenken, was Familien bzw. Kindern schmeckt, denn wie so oft ist auch dieses Buch auf Erwachsene ohne Familie ausgelegt. Das Bedienen der Heißluftfritteuse machte meinem Sohn allerdings Spaß; sie ist tatsächlich einfach zu bedienen und zu reinigen, was eine Menge Zeit spart.

Fazit

Verständliches, übersichtliches, schön bebildertes Kochbuch zum Umgang mit der Heißluftfritteuse, die sich einfach bedienen lässt und tatsächlich Zeit und Energie spart. Auch der Garvorgang ist schonender als bei Backofen, Fritteuse oder Herd. Allerdings schmecken die Gerichte mit mehr (gesundem) Fett besser als mit wenig oder keinem. Und Diabetiker sollten bedenken, dass es bei ihnen mehr auf die Kohlehydrate als auf das Fett ankommt.


Genre: Kochbuch
Illustrated by Weltbild

Federball

Es geht einem irgendwie sehr schwer von der Hand/Feder/Tastatur, dieses Buch in die Rubrik “Agenten- oder Spionage-Thriller” einzustellen. Aber die Literaturbranche verlangt mal wieder nach Kategorien und Schubladen.

John Le Carrè geht mit einem riesigen Bonus ins Rennen. Der Altmeister des subtilen Spionage-Romans will es mit 88 Jahren noch einmal wissen und die Presse überschlägt sich vor Lob und Begeisterung. Also geht man voller Vorfreude ans Lesen des neuerlichen Meisterwerks.

Ein schon etwas älterer Spion kehrt ins gute alte England zurück und wird mangels besserer Aufgaben in eine unbedeutende Filiale in London abgeschoben. Er trifft sich mit aktuellen und früheren russischen Informanten. In seiner Freizeit spielt er mit Begeisterung Badminton, wobei sich sein neuer Federball-Gegner später zum eher halbherzigen Spion für die Russen entwickelt.

Das ist die Story.

Über 90 Prozent des Buches quält sich eine zähe Handlung durch endlose Dialoge ohne Spannung und Esprit. In einem deutschen Finanzamt geht es mit Sicherheit spannender zu als in den Spionage-Abteilungen, die le Carré zeichnet. Lange fragt man sich, welche wertvollen Informationen wohl so wertvoll sind? Die Busfahrpläne Londons? Nein, es ist die mögliche Aussicht darauf, dass Großbritannien nach dem Brexit in enge Gespräche mit den USA eintreten wird … Überraschung …Gähn.

Viele Kritiker feiern das Buch als Anti-Brexit-Manifest. Weit gefehlt, allenfalls ein Nebenkriegsschauplatz, wenn le Carré dem jungen Ed ein paar hitzköpfige Statements in den Mund legt.

Die längste Zeit fragt man sich, ob le Carré vielleicht die bewusste Persiflage eines Spionage-Thrillers schreiben und all die James Bonds als langweilige Beamte entlarven wollte. Aber auch diese Hoffnung stirbt im Verlauf des Buchs.

Zur Ehrenrettung von le Carré muss man erwähnen, dass das Buch auf den letzten 20 Seiten sogar so etwas wie einen Hauch Spannung entwickelt. Aber auch das bleibt letztendlich ein Strohfeuer mit einem unlogischen Ende.


Genre: Belletristik, Kriminalliteratur, Thriller
Illustrated by Ullstein

Unser Deutschlandmärchen

Im Buch sprechen Dincer, Fatmas Sohn, und Fatma in Monologen über ihre Erlebnisse, ihre Sorgen und Nöte, ihre Träume und Hoffnungen. Dincer ist Fatmas große Hoffnung, was muss sie stolz gewesen sein, als er den Preis der Leipziger Buchmesse bekam! Bei der Preisverleihung, ich erinnerte mich, kam eine Frau mit auf die Bühne. Beim Lesen war ich mir sicher, dass das Fatma gewesen sein musste, als Mitautorin; aber es war seine Frau, stellvertretend für alle Frauen.

Dass Frauen in der Gesellschaft Unrecht geschieht, sagt uns auf der ersten Seite schon Hanife, Fatmas Mutter: „Es gibt in unserem Glauben eine Regel, die den Männerschwänzen dient: Ein obdachloses Weib zu behüten ist die Pflicht eines jeden Mannes. Die ersten Männer dieser Frauen waren im Krieg gefallen. Jetzt warteten hier die nächsten auf sie, mit ihren steifen Werkzeugen. Bekamen die Möglichkeit, das Gewissen ihrer Schwänze zu beruhigen.“

Auf gut 200 Seiten gibt es rund 60 Kapitel, bebildert mit Fotos der Familie, von 1962 bis 2022: da sitzt Fatma und Dincer steht neben ihr.

Fatmas Mutter wird, in Anatolien, früh Witwe, die beiden Brüder sind behindert, die Hoffnung der Familie liegt auf Fatma, also muss sie Yilmaz, „dem mit dem großen Kopf“, nach Deutschland folgen, als er um ihre Hand anhält. Das Leben dort ist schwer, am schlimmsten ist: Fatma muss über ein Jahrzehnt warten, bis sie schwanger wird, sie lässt kein ihr bekanntes Hilfsmittel aus, betet sogar zu Maria …

Da sie keine eigenen Kinder versorgt, bittet sie Yilmaz, ob sie arbeiten darf, und wird Fabrikarbeiterin (Akkordbrecherin!), und hat Nebenverdienste als Erntehelferin, die die Familie ernähren.

Als Yilmaz eine Kneipe aufmacht, putzt sie und unterstützt im Hintergrund. Aber die Kneipe bringt kaum Geld ein, denn die Kunden lassen anschreiben. Yilmaz ist ein liebenswerter Loser, der viele scheinbar gewinnbringende Ideen hat, die dann scheitern, der Schuldenberg wächst und Fatma arbeitet immer daran, ihn abzutragen. Aber: Als Dincer geboren ist, gibt es eine Woche lang Freigetränke, so hat es, da es nach ihm geht, zu sein.

Als der Vater zusammenbricht, wird die Kneipe geschlossen, die Schulden sollen gepfändet werden. In der größten Not kommt das Rettende in der Person von Herrn Hoeke, Richter am Amtsgericht. Er bekommt am nächsten Tag eine Vollmacht, regelt alles. Als er erfährt, dass Dincer schreibt, kommt er freitags „nach der Schicht“, liest alles, „bringt Bücher mit: Novalis, Rilke, Eichendorff, Fried, Lasker-Schüler. Bespricht mit mir alle Texte.“ Jahre später wird er anregen, „Dincer, deine Zeit kommt langsam, du musst vor Menschen lesen, die müssen deine Gedichte hören.“ Nach der Lesung in der Stadtbibliothek im Nettetal steht in der Westdeutschen Zeitung: „Jedes Jahr gibt Nettetal mit Martin Walser, Elke Heidenreich … an, wird das nicht langweilig? Endlich konnte man gestern Abend eine junge Stimme hören, die viel spannender klingt.“

Das Kapitel geht weiter: „Die Figur Hans Hoeke gibt dem schweigenden Märchen eine Hand, das Märchen beginnt, seine zukünftige Stimme zu suchen.“

Soweit der Plot. Ihn zu erfassen dauert etwas, in den vielen Kapiteln kommen einzelne Mosaiksteinchen. Das macht das Lesen zu einem spannenden Erlebnis, denn es besteht aus vielen Stimmen, in Lyrik und auch Prosa, die mit Offenheit und Zuversicht die Entwicklungen der Familie beschreibt.

Andere Stimmen sind in Anatolien zu hören, die der Eidechsen, Kräuter und der Steine. Und wie klingt Dincers Ablehnung bei seinen Arbeitskollegen? Da ist er, weil er Bücher liest, die Schwuchtel. Oder wie er als Arbeiter neben den StudentInnen in der Theatergruppe gesehen wird. Wie geht es der gut integrierten Gastarbeiterfamilie mit Solingen und Hanau?

Ausführlich beschrieben ist Dincers Abnabelungsprozess von Fatma, die lange hoffte, Dincer könnte als Mann ihre Enttäuschungen über Yilmaz heilen.

Besonders beeindruckt hat mich die Begegnung mit Bernd, „der Kollege, der immer die Gießformen auseinandergebaut hat.“ Er beglückwünscht ihn, dass er „den Sumpf“ hinter sich gelassen hat. Sumpf? Für ihn war es die Schule des Lebens, die ihn zu dem gemacht hat, was er heute ist. „Hätte ich mir damals diese robuste Art nicht zu eigen gemacht, wäre ich heute auch in der Theater- und Literaturszene verloren … Hab Jahre später Gedichte geschrieben und diese der Drehmaschine mit der Nummer 630, dem Schraubstock, der Bandsäge gewidmet.“

Und in der Danksagung kommen nach seinen Nächsten „alle, die mit Körperkraft und Schweißperlen auf der Stirn, mit Verstand und Gewissen versuchen, das Leben für sich und alle erträglicher zu gestalten.

Euer Dincer“


Genre: Frauenrechte, Gastarbeiter, Literatur als Elixier
Illustrated by mikrotext

X-Men. Vol. 1. 1963–1966

The X-Men Prachtausgabe der 21. ersten Abenteuer

X-Men. Vol. 1. 1963–1966: Mutant? Wer sich in seiner Pubertät nicht also solcher gefühlt hat, kennt wohl auch die X-Men nicht und hat somit einiges versäumt. Aber all diese lässt sich nun ganz einfach nachholen. Der TASCHEN-Verlag präsentiert in einer weiteren XXL Ausgabe (28 x 39.5 cm, 4.67 kg, 666 Seiten) die ersten 21 Stories der Superhelden aus den Jahren 1963–1966.

X-Men: X-Men. Vol. 1. 1963–1966

Die preisgekrönten Marvel-Serie des TASCHEN-Verlages zeigt nach Spiderman, Avengers, Fantastic Four in ihrem bisweilen vierten XXL-Band die Damen und Herren um den genialen Telepathen Charles Francis Xavier (Professor X), genannt X-Men. Diese Mutant:innen versammelte Professor X in seiner Mansion (nachempfunden dem Englefield House im englischen Berkshire) vor allem deswegen, weil er sie vor Angriffen durch Magneto, dem Erzfein der Mutanten schützen will. Im Keller seiner weitangelegten Mutatanten-Schule befindet sich in einem unterirdischen Komplex auch Cerebro, mit der Prof. X die Gehirnwellen aller Menschen und Mutanten weltweit orten und somit mithören kann. und so mit ihnen in Verbindung treten können. Cerebro ist eine kugelförmige Halle, in der ein Steg vom Eingang zur Mitte der Halle führt. Dort befinden sich ein Sessel und der Steuerungs-computer, mit dem sich der Telepath mittels einer speziellen Kopfhaube verbindet. Xavier und Magneto hatten Cerebro ursprünglich gemeinsam entwickelt, sich dann aber aufgrund unterschiedlicher Ansichten verkracht.

Außergewöhnlich Begabte Gentleman

Von Stan Lee und Jack Kirby 1963 erstmals veröffentlicht waren die X-Men Mutanten vorerst nur ein charmanter, bunt zusammengewürfelter Trupp von Außenseitern. Sie waren alle Teenager mit besonderen, außerordentlichen Kräften, die vor allem unter ihrer (menschlichen) Umwelt litten. Denn die Menschen haben allesamt Angst, vor jenen, die nicht durchschnittlich und normal wie alle anderen sind. Dabei: wer ist schon normal? Vor allem in der Pubertät? Waren wir nicht alle einmal Mutanten? Viele von uns sind es heute noch, auch wenn wir nicht alle X-Men sind. Denn dieser Club der außergewöhnlich Begabten führen einen Kampf gegen Unterdrückung und Diskriminierung von Minderheiten. Somit können sie durchaus auch als Vorläufer der Bürgerrechtsbewegung der beginnenden Sechziger Jahre verstanden werden. Es gibt sogar Interpretationen wonach Prof. X Martin Luther King und Magento Malcolm X. verkörperten. Aber das ist wohlgemerkt nur eine von vielen Interpretationen die die erfolgreiche X-Men Serie in ihrem bereits mehr als 70-jährigen Bestehen dienen musste. Außenseiter Cyclops, Marvel Girl, Angel, Beast und Iceman scharten sich um Professor Xavier, weil er sich für ihre Rechte einsetzte. Später folgten auch die mit Superkräften ausgestatteten Geschwister Quicksilver und Scarlet Witch, der kollossale Blob, der unaufhaltsame Juggernaut, Ka-Zar, der Dschungelbewohner aus dem Wilden Land, den Halbgott The Stranger von den Sternen, und Bolivar Trask mit seiner Armee von Sentinels, die Mutanten jagten. Es bekamen natürlich nicht nur die Superhelden Zuwachs, sondern auch ihre Gegenspieler.

Prachtausgabe der 21 ersten Stories

Die vorliegende Ausgabe, angelehnt an die Größe der Originalzeichnungen, enthält im XXL-Format die ersten 21 Geschichten der X-Men. Eine Zusammenarbeit von Marvel mit Certified Guaranty Company (CGC) garantiert makellose Originalausgaben, die extra für die Reproduktion neu aufgenommen wurden. Jede Seite wurde so fotografiert, wie sie vor mehr als einem halben Jahrhundert gedruckt wurde, und dann mit modernen Retusche-Techniken digital überarbeitet. Eventuelle Ungenauigkeiten der damals vorherrschenden Drucktechnik wurden auf diese Weise korrigiert, so als kämen die Comics frisch aus einer erstklassigen Druckmaschine der 1960er Jahre. Um die Haptik der ursprünglichen Hefte zu simulieren, wurde eigens für unsere Marvel-Serie ein ungestrichenes Papier entwickelt. Im Anhang finden sich zudem Biographien der beteiligten Künstlerinnen und Künstler sowie kurze Inhaltsangaben der einzelnen Hefte. Das Vorwort hat der kreative Kopf hinter den modernen X-Men-Stories, Chris Claremont verfasst. Die Blütezeit der Gründerjahre von Lee und Kirby lässt er in seinen Erinnerungen noch einmal aufleben. Ein ausführlicher Essay des X-Men-Autors Fabian Nicieza sowie Originalzeichnungen, Fotos und Erinnerungsstücke begleiten in die frühen Jahre der X-Legenden. Die Publikation ist auch als Collector’s Edition von 1.000 nummerierten Exemplaren erhältlich.

X-Men. Vol. 1. 1963–1966
XXL. Marvel Comics Library.
Famous First Edition:
Nummerierte Erstauflage von 5.000 Exemplaren
2023, Hardcover, 28 x 39.5 cm, 4.67 kg, 666 Seiten

ISBN 978-3-8365-9454-7
TASCHEN
€ 150


Genre: Comics
Illustrated by Taschen Köln

An die Rollatoren, fertig, los!

Die Anthologie »An die Rollatoren, fertig, los!« präsentiert 14 Geschichten, Gedichte und Gedanken über das Alt- und Älterwerden. Mit einer Fülle an humorvollen und nachdenklichen Momenten laden die aus der Slammer-Szene stammenden Autoren ein, das Älterwerden aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Weiterlesen


Illustrated by Dichterwettstreit-deluxe

Ravna – die Tote in den Nachtbergen

Beim Glauserpreis auf der Criminale hat das Buch den Jugendglauser gewonnen. Aber eigentlich ist es ein All-Ager.

Und nach der Leseprobe konnte ich nicht widerstehen und habe es in einem Rutsch durchgelesen. Die raue Landschaft in Norwegens nördlichster Provinz wird lebendig, ich spüre den Wind, die Kargheit, die Sonne, die nicht untergeht, sehe die Rentiere bei der Rentierscheide in der hellen Nacht, und den Zwiespalt Ravnas, der jungen Polizeischülerin, der ersten Lappin in der Polizeischule in Oslo.

Eigentlich macht man die Dinge hier hoch im Norden unter sich aus. Regierung und Polizei haben keinen guten Ruf, die Älteren können sich noch gut erinnern, wie beide sie früher drangsaliert haben.

Und jetzt soll Ravna im Umkreis ihrer alten Bekannten ermitteln. Für die ist sie damit eine halbe Verräterin und für manchen Polizisten gehört sie zu den Verdächtigen. Obendrein hat sie die Leiche gefunden.

Und die lag da schon gut versteckt zehn Jahre nach einer Party von Teenagern, die alle eifrig getankt hatten und angeblich nichts gesehen haben. Oder sich nicht erinnern wollen?

Tolles Buch, spannend bis zur letzten Seite, auch wegen der ungewöhnlichen Umgebung und der Einblicke in das Leben der Samen zwischen Tradition und Moderne.


Genre: Jugendliteratur, Kriminalliteratur
Illustrated by Penguin

Lustiges Taschenbuch (LTB) Abenteuer 1: Die Hüter des Baums

Reichtum und Abenteuer

Die Hüter des Baums: Angeblich soll das Volk der Bucoli goldene Papayas gezüchtet haben. Das interessiert Onkel Dagobert natürlich sehr. Also macht er sich zusammen mit seinen Neffen zu einer Abenteuerreise auf, um die goldenen Samen der Papayas zu finden.

Der Genuss des großen Khan: Onkel Dagobert ist hinter dem Rezept von Gianluca Gusto her, weil dieser dem Großen Khan einen außergewöhnlichen Gaumenschmaus beschert hatte. Das verspricht einiges an Talern – und an Schwierigkeiten.

„Die Geister von Gold City“ sind Lebenden nicht gut gesinnt. Donald soll sie im Auftrag von Onkel Dagobert dazu bringen, mit ihm zu kooperieren, denn er will die Stadt kaufen. Aber dann kommt es anders als geplant.

„Der Schatz der Steinmenschen“ lockt Onkel Dagobert in unbekannte Gefilde. Er will einen Schlüssel finden, der das Tor zum Schatz öffnet. Mit Gustavs Glück finden sie den Schatz problemlos. Dann aber tun sich andere Schwierigkeiten auf.

Kristall des Glücks: Goofinicus und Mickolomino geraten im antiken Arabien in eine Verschwörung.

Abenteuer für Milliardäre: Onkel Dagobert und Klaas Klever haben eine Wette laufen – Onkel Dagobert, der nichts von technischem Schnickschnack hält, wettet, dass Klever kein Abenteuer ohne technische Hilfsmittel bestehen kann. Ob das gutgeht?

Der Korallendrache: Mickeys Onkel Maximilian hat einen Korallenanhänger gestohlen. Mickey will wissen warum und macht sich mit Minnie auf dem Weg zu seinem Onkel, dem schwarzen Schaf der Familie. Dort erfährt er von einem Piraten-Geheimbund: Der Geheimbund des Roten Drachen.

„Die Glocke der McPennypinchers“ soll Onkel Dagobert das Leben erleichtern: Die Glocke warnt nämlich zuverlässig vor Kriminellen. Aber dazu muss Dagobert die Glocke erst einmal finden – und dem geizigen Besitzer abschwatzen.

Der Ring des Reichtums: Onkel Dagobert findet ein Buch mit dem Titel „Der Ring des Reichtums“. Das weckt sofort sein Interesse. Allerdings ahnt er nicht, dass er einer Falle von Gundel Gaukeley aufgesessen ist.

Die Eine-Million-Taler-Münze: Onkel Dagobert rühmt sich, in seiner Münzsammlung alle seltenen Münzen zu besitzen. Allerdings gibt es eine, die er nicht hat: die eine Tonne schwere „Eine-Million-Taler-Münze”. Und die gilt es zu beschaffen.

Aufgewärmtes und fast reine Manpower

Der erste Band der neuen Serie enthält zehn Abenteuer, davon zwei längere, die zweigeteilt sind. Für manche mag es schön sein, dass Abenteuer der verschiedenen Bände zusammengefasst werden, aber mir tun sich zwei Fragen auf. Zum einen: Warum eine Extra-Serie mit Abenteuern, wenn sowieso die meisten Geschichten rund um Dagobert und Donald Abenteuer sind? Zum zweiten: Warum nimmt man zumindest im ersten Band nur aufgewärmte Geschichten und keine (deutschen) Erstveröffentlichungen? Natürlich sind die Abenteuer für Fans und Kinder spannend, wenn man sie zum ersten Mal liest. Aber für Fans, die die LTBs sammeln, stellen sie keinen echten Mehrwert dar. Für weibliche Fans schon gar nicht, denn auch hier drehen sich die Abenteuer v.a. um die männlichen Figuren; die weiblichen, sofern überhaupt vorhanden, sind eher Randfiguren. Nur in den Micky-Maus-Geschichten dieses Buches wird Minnie eine größere Rolle zugestanden, die beweist, dass Frauen nicht nur schmückendes Beiwerk sind. So wenig Frauenpower ist ärgerlich und nicht mehr zeitgemäß!


Genre: Abenteuer, Comic
Illustrated by Egmont Ehapa

Backlash – Die neue Gewalt gegen Frauen

Das Buch Backlash – Die neue Gewalt gegen Frauen beschreibt Gewalt gegen Frauen als eine neue Qualität, es sei keine Pendelbewegung, in dem Sinne, dass es nach Fortschritten auch immer Rückschritte gibt, sondern ein Paradox: Je mehr Rechte Frauen haben, umso mehr Hass und Gewalt entwickeln Männer ihnen gegenüber.

In zwölf Kapiteln werden Veränderungen beschrieben und Verbindungen zwischen diesen aufgezeigt. Es folgt eine mehrseitige Literaturauswahl. Zitiert wird nicht, was ich an einer Stelle vermisse, dazu später.

Es gibt eine globale Verbindung rechter Politiker:innen, (während ich dies schreibe, treffen sie sich in Ungarn; manche sind derzeit in der Opposition, wie die aus den USA, aus Europa Zemmour und Nigel Farange, andere haben kürzlich die Regierung übernommen). Die konservative Familienpolitik eint sie, und kürzlich hat der Papst in Budapest, wie zum Auftakt, die ungarische Familienpolitik gelobt. In Italien hat Giorgia Meloni das Ministerium für Gleichstellung und Familie in Ministerium für Familie, Geburtenrate und Gleichstellung umgewandelt.

Abtreibung ist in manchen Ländern wieder verboten, Grundlage sind fundamentalistische Vorstellungen bei Protestanten, vor allem weiße Männer wollen ihre Kontrolle zurück. „Take back Control“ heißen 2 Kapitel des Buches. Trump bedient dies. Die von ihm berufenen Richter des Supreme Court versuchen es, in einigen Staaten ist Abtreibung verboten. In North Carolina sind sie „Babyzide“ und Gewalt gegen abtreibende Frauen zulässig.

Ein weiterer Strang der Argumentation ist die Bedeutung des Internets für die Entwicklung der Identitäten: Anfang der 90er Jahre, also beim Aufkommen des Internets konnten Menschen sich der Illusion hingeben, ihr Geschlecht spielt keine Rolle, sie könnten sich einfach als jemand anderes geben

Diese spielerische Haltung wird durch biologistische Festlegungen gestört. Etwa, wenn gefordert wird, dass Amazon unter dem Titel Diversity Schauspieler:innen in Serien nur Rollen spielen dürfen, die sie auch im Leben haben, schwarz, trans oder queer.

Als Paradox entwickelte sich eine Kultur der Hater, in der Frauen wegen ihres Frauseins angegriffen werden, der Fall von Renate Künast ist eines der Beispiele. Kriminelle Handlungen im Netz werden selten geahndet, es überwiegt der Eindruck, das Internet sei ein rechtsfreier Raum. Daher die Forderung, „kriminelles Verhalten im Netz zu ent-normalisieren.“

Ein anderer Aspekt ist die Position einiger Feministinnen, nach denen Männer „per definitionem Täter (sind), einfach weil sie männlich sind, biologisch gesprochen. Jede Differenzierung geht hierbei verloren, etwa, dass eine männliche Sozialisation im Patriarchat bedeutet, dass mit dem Männlichkeitsideal auch Gewaltbereitschaft verbunden ist, weshalb Männer Gewalt ausüben… Bei Emma ist der Penis der Täter und nicht ein Mensch im System Patriarchat.“

Ein Schwerpunkt sind Schicksale einzelner Frauen, die von ihren Männern auf verschiedenste Weise unterjocht werden: eine Akademikerin, selbst Juristin, wird von ihrem Mann, einem Richter eingesperrt, und kann sich nicht befreien. Am Ende des Buches wird berichtet, dass sie als Einzige, im Gegensatz zu den anderen beschriebenen Frauen, es nicht geschafft hätte, sich aus der Beziehung zu lösen. Daraus entwickelt die Autorin die These, dass gerade in Akademikerehen Frauen zunehmend unterdrückt werden, hier hätte ich gerne eine Quelle!

Die Autorin besucht ein Frauenhaus und berichtet von den andauernden Schwierigkeiten, die den Frauen, meist sind es Mütter, über Jahre Lebenskraft rauben. Aber, immerhin, die Leiterin berichtet, dass Frauen früher öfter zurück in die toxische Beziehung gegangen, nun hätten sie seltener Illusionen.

Beunruhigt haben mich Berichte über Spycams, die Frauen beim Duschen, aber auch beim Toilettengang ausspionieren und dies als Porno verbreiten. Und, dass Jugendliche ihre ersten sexuellen Erfahrungen nach Anweisungen von Pornos einstudieren. Die Rolle der Frauen dabei: demütig werden, und darauf wartend, es besorgt zu bekommen …


Genre: Frauenhass, Männlichkeitswahn, Schwangerschaftsabbruch
Illustrated by Tropen Verlag

Gefühle in Zeiten des Kapitalismus

Gefühle in Zeiten des Kapitalismus Eva Illouz

Gefühle in Zeiten des Kapitalismus. Auch wenn der Originaltext schon vor einigen Jahren erschienen ist, ist dieses Buch aktueller denn je. Die erstmals bei Suhrkamp 2023 erschienene Ausgabe gliedert sich in drei Teile von denen einer besser ist als der andere. Denn die israelische Soziologin versteht ihr Handwerk. Für ihr Werk erhielt sie zahlreiche Auszeichnungen, u. a. den Anneliese-Meier-Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung und den EMET-Preis für Sozialwissenschaften. Ein Manifest der Postmoderne, das Buch des beginnenden 21. Jahrhunderts!

Ein Bruch mit der Tradition der Liebe

Für wen “emotionaler Kapitalismus” bisher eine contradictio in eo ipso gewesen ist, der wird hier eines besseren belehrt. Denn gerade die Emotionen sind zum Startkapital eines neuen kapitalistischen Akkumulationsmodells geworden, mit dem sich nicht nur start ups wie Datingseiten finanzieren lassen. Die neue Technologie des Internets versteht sich einerseits zwar als eine Technologie der Entkörperlichung und so begegnen sich in diversen Internetforen “entkörpertlichte wahre Selbst“, aber in Wahrheit entscheidet dann doch der Körper. Das Internet mache den Menschen zu einer “ausgestellten Ware mit bewußten Manipulationen des Körpers, der eigenen Sprechmuster, des Benehmens und des Kleidungsstils“. Nichts wird dem Zufall – dem eigentlichen Geburtshelfer der romantischen Liebe – überlassen: “Der Prozess der Selbstbeschreibung bedient sich kultureller Skripte der wünschenswerten Persönlichkeit.

Kosten-Nutzen-Rechnung der Liebe

Die Folgen seien ironischerweise “Uniformität, Standardisierung und Verdinglichung, wie Illouz schreibt. Allerdings Verdinglichung im Nicht-Marxschen Sinne, denn es behandelt den abstrakten Begriff als wäre er die reale Sache. Romantische Begegnungen werden durch das Internet in die konsumistische Logik des Kapitalismus integriert, das Selbst wird zu einem “verpackten Produkt, das mit anderen auf dem offenen Markt konkurriere, der nur durch das Gesetz von Angebot und Nachfrage reguliert wird”. Aus Romantik wird Routinebildung und Administration, Kosten-Nutzen-Rechnung und Zeitökonomie. Manche Dater und Liebessuchende legen sogar Ordner nach bestimmten Kategorien an, so überwältigend und beliebig ist der Response.

Das Internet: “Glamour of Misery”

Während die traditionelle Liebe von einer Exklusivität aufgrund von Knappheit maßgeblich war und der Zufall eine maßgebliche Rolle spielte, basiere die Partnersuche im Internet “auf einer Ökonomie der Fülle, der endlosen Wahlfreiheit, der Effizienz, der Rationalisierung, der selektiven Auswahl und der auf Standardisierung basierenden Prinzipien des Massenkonsums”. Freilich ist auch in der Realität Liebe von Illusion und Idealisierung geprägt, aber nirgends tritt es so offensichtlich zu Tage, als wenn zwei Chatpartner sich das erste Mal begegnen: Enttäuschung, ein Hilfsbegriff. Dass die moderne Psychologie wesentlich dazu beigetragen hat, dass Privatheit, Emotion und Intimität in einer Arena der Öffentlichkeit zur Schau getragen werden ist zu konstatieren. Nicht zuletzt Oprah Winfrey, ein Buch von Illouz über Oprah trägt den entlarvenden Titel “Glamour of Misery” und tauchte tief ein in die Welt des Showbiz und wie Psychologie und Konsumkultur zu einem perfekten Zusammenspiel aufgeigen können.

Das therapeutische Narrativ des Leidens

Das Narrativ der Krankheit, das therapeutische Narrativ oder auch das Opfernarrativ trugen wesentlich zu Umsatzboosts für Pharmaindustrie und klinische Psychologen bei. “Pharmaunternehmen haben ein großes Interesse an der Ausweitung psychischer Pathologen, die mit Psychopharmaka behandelt werden müssen”, schreibt Illouz. Auch Versicherungsgesellschaften profitieren von der Ware “Gesundheit” und deren monetärer Akkumulation. Das therapeutische Narrativ produziere geradezu vielfältige Formen des Leidens, wie schon Foucault wusste und um mit dem Anthropologen Shweder zu sprechen, mitverursache die kausale Ontologie des Leidens das von ihr erklärte Leiden geradezu. “Sie verursachen ironischerweise viel von dem Leiden, das zu lindern sie vorgeben”, so Illouz. We are all a happy family.

Eva Illouz
Gefühle in Zeiten des Kapitalismus.
Adorno-Vorlesungen 2004.
Aus dem Englischen von Martin Hartmann
2023, Broschur, 170 Seiten
ISBN: 978-3-518-30023-7
suhrkamp taschenbuch wissenschaft 2423
Suhrkamp Verlag, 1. Auflage
16,00 € (D), 16,50 € (A), 23,50 Fr. (CH)


Genre: Kapitalismus, Krankheit, Psychologie, Soziologie
Illustrated by Suhrkamp Frankfurt am Main

Schnee-Bantu

»Der Schnee-Bantu« ist ein fesselnder autobiografischer Roman von Jürgen Heinzelmann, der uns in die faszinierende Welt von Südwestafrika, dem heutigen Namibia, entführt. Das Buch erzählt die Geschichte des Autors, der in den 1960er Jahren voller Abenteuerlust nach Afrika auswanderte und sich auf einer Rinderfarm wiederfand. Von Anfang an fasziniert von Land und Leuten, beschreibt Heinzelmann seine Erfahrungen und Begegnungen in einer lebendigen und mitreißenden Erzählweise. Weiterlesen


Illustrated by BoD Norderstedt