Redemption – Nachtsturm

Redemption. Nachtsturm (Revenge 3)Von Außerirdischen, Hybriden und einer (nach-)apokalyptischen Erde

Nadja, oder Evie, wie sie lieber genannt wird, findet immer mehr über sich selbst heraus. Nachdem sie ihre Erinnerungen an ihr Leben als Nadja verloren hatte, kann sie das Puzzle ihrer Vergangenheit mühsam wieder zusammensetzen. Sie findet außerdem heraus, dass sie Gene von Außerirdischen hat, eine Mischung von Lux- und Arum-Genen, der beiden außerirdischen Formen, die die Invasion der Erde vorangetrieben und sie ins Chaos gestürzt haben. Und zu allem Übel sind diese beiden außerirdischen Formen miteinander verfeindet. Die ungewollten Gene wurden ihr von der Organisation Daedalus eingepflanzt. Die Köpfe von Daedalus hofften, einen extrem starken Hybriden ohne Selbstwertgefühl zu erschaffen, der sich perfekt kontrollieren und als Waffe missbrauchen lässt: den Trojaner. Bei einigen Hybriden ist ihnen das gelungen. Aber Evie, die stärkste von allen, hat ihr Selbstwertgefühl behalten. Und sie schwört sich, mithilfe der abtrünnigen Lux, Arum und Hybride gegen Daedalus zu kämpfen und diese Organisation, die die Welt beherrscht und den Menschen und anderen Lebewesen neben Lügen unhaltbare Lebensbedingungen auftischt, ein für allemal auszulöschen.

Lesefrust anstatt Leselust – trotz oder gerade wegen der Erotik

Ich habe nur den dritten Band der Reihe vorliegen. Nach dem, was ich in diesem Band gelesen habe, bin ich froh, die ersten beiden nicht rezensieren zu müssen, denn ich fürchte, sie bewegen sich auf dem gleichen low level wie der dritte Band. Eine sehr seichte, durchschaubare Story ohne Spannung, ein für die Hauptfiguren austauschbares Charakterdesign (wer den einen Mann kennt, kennt sie alle; das gilt auch für die Frauen – da gibt es leider nur wenig Abweichungen innerhalb der weiblichen und männlichen Hauptfiguren) und ein penetranntes Pochen auf den erotischen Vorzügen des männlichen wie weiblichen Partners egal von welcher Hauptfigur – selbst in Gefahrensituationen mit sich wiederholender, ausführlicher Beschreibung des perfekten Körpers desselben – töten jeden intelligenten Leser*innengeist. Zuviel ist einfach zuviel! Action, Pseudoerotik und Brutalität wechseln einander ab, wobei die Pseudoerotik jeden anderen Bereich durchdringt. Ehrlich gesagt habe ich seit Jahren nicht mehr ein so schlechtes Buch gelesen! Demzufolge bin ich auch nicht erpicht darauf, mir die Folgebände, die es nach dem offenen Schluss offensichtlich noch geben wird, zu Gemüte zu führen.

Aus dieser Science-Fiction-Dystopie mit Anklang an irdische diktatorische Systeme und mangelndes ethisches Gewissen der Wissenschaften hätte man definitiv mehr machen können. Auch aus der Stärke der Frau, die hier nur anklingt. Schade um die vertane Chance.

Fazit

Eine derart seichte Story, die sogar in Gefahrensituationen  mit Pseudoerotik totgeritten wird, ist des Lesens nicht wert.


Illustrated by Carlsen Verlag Hamburg

Picknick im Dunkeln

Ein disparater Stoff

Nicht erst seit Kehlmanns Geschichte über Humboldt und Gauß ist das fiktive Zusammentreffen zweier grundverschiedener historischer Gestalten ein literarisch reizvolles Genre geworden, und so lässt auch Markus Orths in seinem neuen Roman «Picknick im Dunkeln» Stan Laurel und Thomas von Aquin aufeinander treffen. Und dass, obwohl zwischen dem Tod des Filmkomikers und dem des Heiligen mehr als siebenhundert Jahre liegen. Eine Begegnung der besonderen Art also, die nur in jenem zeitlosen Zwischenreich stattfinden kann, welches Tod und Ewigkeit voneinander trennt.

«Diese Dunkelheit, diese alles verschlingende, vollkommene Dunkelheit: Wohin er sich wandte, Stanley sah nichts» heißt es zu Beginn. Er sieht nichts, auf sein Rufen meldet sich niemand, und so beginnt er seine Umgebung abzutasten Aber er findet nur glatte Wände, scheinbar ist er in einem Tunnel, der ja irgendwo einen Ausgang haben müsste, wie er glaubt. Also beginnt er, langsam in eine Richtung loszulaufen. Und trifft nach einer Weile überraschend auf einen anderen Menschen, der da am Boden hockt und ihm zunächst nicht antwortet, als er ihn anspricht. Nach und nach stellt sich heraus, dass er auf Thomas von Aquin gestoßen ist, einer der einflussreichsten Philosophen des Mittelalters und der bedeutendste katholische Theologe überhaupt. Was folgt ist eine zuweilen amüsante, zuweilen aber auch philosophisch anspruchsvolle Unterhaltung der beiden Männer, die ungleicher kaum sein könnten. Hier der Spaßmacher des Films, zu seiner Zeit  weltberühmt für seine wenig geistreiche, slapstickartige Komik, mit der er seinen Zuschauern im Dunkel des Kinos eine sorgenfreie Stunde beschert, um sie, wenigstens für kurze Zeit, den schnöden Alltag und ihre Sorgen vergessen zu lassen. Und auf der anderen Seite der strenge Theologe, dessen Denken sich auf Aristoteles stützte, ein Scholastiker, der ein umfangreiches Werk hinterlassen hat, ein reiner Geistesmensch, der allem Weltlichen entsagt hatte als Dominikaner.

In fünfzig Kapiteln entwickelt Markus Orths in seiner Jenseitsreise den Gedanken-Austausch der ungleichen Männer, die sich zunächst schwer tun, sich in das Leben des jeweils anderen hineinzufinden, was allein schon der riesige Zeitunterschied mit sich bringt. Abwechselnd wird in Rückblenden aus dem Leben der Beiden berichtet, die sich allmählich näher kommen, die sich im Gespräch, so gut es geht, mit der Vita des jeweils anderen vertraut machen. Natürlich kommt es zu Disputen, die auf größtmöglichen Spaß ausgerichtete Lebensweise von Stan Laurel, seine nur auf das Lachen abzielenden Bemühungen stehen der mönchischen Glaubens-Strenge des Heiligen diametral entgegen. Gleichwohl versuchen beide, einander zu verstehen. Es geht letztendlich um Sinnfragen, die von ihnen ganz unterschiedlich beantwortet werden, und um den Tod natürlich, den beide, sie ahnen das allmählich, ja bereits hinter sich haben. Und so bemühen sie sich, einander Halt zu geben in dieser mysteriösen Umgebung physischen und meta-physischen Dunkels, und eine Bande zu knüpfen über die trennenden Jahrhunderte hinweg, – sie kommen sich tatsächlich immer näher.

Markus Orths breitet sein philosophisches Gedanken-Experiment in einer angenehm lesbaren Sprache ohne Fachchinesisch vor den Lesern aus, seine gedanklichen Expeditionen in die Welt der großen Denker sind leicht nachvollziehbar. Er legt damit auch so manche Fährte für eigene Reflektionen über letzte Wahrheiten, die man ja so gern verdrängt, was die Lektüre über das rein Unterhaltende hinaus bereichernd macht. Über alldem liegt aber störend der Eindruck, dass hier ein disparater Stoff gewaltsam in ein literarisches Korsett gezwungen wurde, was besonders bei den oft holprigen Dialogen ziemlich deutlich wird. Wenig überzeugend sind zudem die artistischen Übungen der beiden Figuren im völligen Dunkel, die in einem ebenso misslungenen Finale münden. Diese Ambivalenz zwischen Erzählstoff und literarischer Umsetzung schmälert den Lesegenuss!

Fazit: lesenswert

Meine Website: http://ortaia.de


Genre: Roman
Illustrated by Hanser Verlag München

Der Mann im roten Rock

Literarischer Bastard

Das neueste Werk des englischen Schriftstellers Julian Barnes mit dem Titel «Der Mann im roten Rock» gehört zu den essayistischen seines umfangreichen Œuvres. Der Titel bezieht sich auf den französischen Arzt Samuel Pozzi, den er in einer Londoner Galerie auf einem Gemälde entdeckt hatte, das nun das Titelbild ziert. Das Leben dieses Mode-Arztes und Salonlöwen dient ihm allerdings nur lose als roter Faden durch die Belle Époche in Paris, zu deren gesellschaftlicher Elite der begnadete Frauenarzt gehörte. Seine Biografie bietet Barnes Anlass zu allerlei Betrachtungen vor allem gesellschaftlicher Themen, die der bekanntermaßen frankophile Schriftsteller immer wieder zu neuen Vergleichen der beiden so unterschiedlichen Nationen nutzt.

Es beginnt mit der Reise dreier Franzosen nach London, zu der Pozzi 1885 mit dem Schriftsteller Robert de Montesquiou und dem Komponisten Edmond de Polignac aufbrach. Seine Begleiter waren beide homosexuell, während der blendend aussehende und charmante Pozzi, unglücklich verheiratet, als ausgesprochener Womanizer galt. Womit einer der thematischen Schwerpunkte dieses Essays schon genannt ist, es gibt reichlich schwule Männer in diesem Buch, Oscar Wilde dürfte deren bekanntester Vertreter sein. Immer wieder kommt Barnes auf dessen berühmten Roman «Das Bildnis des Dorian Gray» zurück, zitiert daraus und setzt sich in verschiedenen Aspekten damit auseinander. Ein weiterer thematischer Schwerpunkt in diesem Werk über eine wichtige historische Epoche ist die Beschäftigung mit der zeitgenössischen Kunst, vor allem der Malerei. Gleich zu Beginn geht Barnes darauf ein, beschreibt präzise analysierend das lebensgroße Ölgemälde des Arztes. Inhaltlicher Schwerpunkt ist jedoch das dekadente Gesellschafts-Leben jener Zeit mit all dem Klatsch und Tratsch, den amourösen Skandalen, dem in Frankreich noch lange praktizieren Duell-Unwesen, aber auch mit den politischen Ereignissen. Die Dreyfus-Affäre ist das populärste Beispiel dafür, er kritisiert aber ebenso heftig den Kolonialismus. Wie er sich übrigens im Nachwort auch als ein vehementer Gegner des Brexit outet, den er als ebenso verblendet brandmarkt, für ihn eine englische, nicht britische Fehlentscheidung, wie er ausdrücklich betont!

Man ist an ein Who’s Who erinnert angesichts der Figurenfülle dieses Buches, zu der nicht wenige Dandys gehören wie die drei Reisenden zu Beginn. Eine für Frankreich spezifische Gattung von Männern übrigens, der sich Julian Barnes sehr ausführlich widmet. Er wird nicht müde, all die Größen des Fin de Siecle aufmarschieren zu lassen mit seinem pompösen Figuren-Ensemble, ihre Beziehungen untereinander zu beschreiben und zu deuten. Gleich zu Beginn taucht da Henry James auf, der amerikanisch-englische Schriftsteller, von Flaubert bis Proust fehlt kaum einer der berühmten französischen, wobei Joris-Karl Huysmans mit seinem Roman «Gegen den Strich» deutlich häufiger herangezogen und zitiert wird als Oscar Wilde. Prominenteste Frau ist Sarah Bernardt, als Schauspielerin der erste Weltstar überhaupt, Patientin von Pozzi, die ihn nur Doctor Dieu nannte und wohl auch seine Geliebte war, – nichts Genaues weiß man nicht!

Was Julian Barnes hier nach umfangreichen Recherchen in lockerem Stil, angereichert mit fast 100 Abbildungen, pointenreich berichtet, ist natürlich auch mit englischem Humor durchmischt. Das macht die Lektüre der vielen Krisen und Skandale zwar unterhaltsam, seine häufigen Abschweifungen allerdings führen mit unzähligen Anekdoten und auf kontemplativen Nebenwegen oft ins Leere. Bei seiner episodenhaften Erzählweise geht dann der innere Zusammenhang zuweilen verloren und es wird langweilig. Im Verbund mit der Überfülle an Figuren, von denen viele allenfalls Insidern bekannt sein dürften, wird das Lesen recht beschwerlich. Der überraschend romanhafte, allerdings ja authentische Schluss rettet diesen weder als Essay noch als Biografie überzeugenden literarischen Bastard dann auch nicht mehr.

Fazit: mäßig

Meine Website: http://ortaia.de


Genre: Essay
Illustrated by Kiepenheuer & Witsch Köln

Die besten Waffeln

Die besten Waffeln“Süß, herzhaft, lecker” (Verlag)

Tatsächlich wartet dieses Softcover-Rezeptbuch nur für Waffeln mit einer vielfältigen Auswahl auf, sodass für jeden Geschmack etwas dabei sein dürfte. Zumindest, wenn man Waffeln mag. Allerdings sind die Rezepte naturbedingt nichts für die schlanke Linie. Da gibt es z.B. Waffeln mit Bacon, Bergkäse und Frühlingszwiebeln, Hähnchenwaffelsandwich, Polenta-Frühstückswaffeln mit Ei und Speck, Waffel-Schnitzel-Burger, Pizza-Waffeln und Waffeln mit Chili-Topping. Aber auch Buchweizenwaffeln, Süßkartoffelwaffeln, Avocado-, Spinat-, Tomate-Mozarella-Waffeln, Linsenwaffeln mit Pilzen, Kartoffelwaffeln mit Lachs, Low-Carb-Waffeln aus Kichererbsenmehl, Feta-Zucchini-Waffeln und Maismehlwaffeln sind ebenfalls vertreten. Man sieht, auch glutenfreie Waffeln und Waffeln mit Gemüse sind möglich. Überhaupt verhält es sich mit Waffeln so ähnlich wie mit Blätterteig: drauf oder rein kann, was schmeckt.

Die Süßfraktion wartet mit Zimtwaffeln mit Äpfeln und Rosinen, Nusswaffeln mit Eis und Schokosoße, Waffelrollen mit Cremefüllung, Bubble-Waffeln mit Obst (das ist zumindest ein bisschen gesund), Red-Velvet-Waffeln mit roten Beeren, Kürbis-Waffeln, Regenbogenwaffeln, Quarkwaffeln, Schoko- und Bananenwaffeln auf – eine im wahrsten Sinn des Wortes kunterbunte Mischung auch im Süßbereich.

Dem Rezepteteil vorgeschaltet ist neben dem Vorwort eine relativ ausführliche Einleitung, die über die Erfindung der Waffeln und das Waffelbacken von früher bis heute berichtet. Außerdem vermittelt die Einleitung nützliche Tipps und Tricks, damit die eigenen Waffeln gut gelingen.

Fazit

Appetit machendes kleines Kochbuch über Waffeln mit einem kunterbunten Rezepteteil, sodass für jeden Geschmack etwas dabei sein dürfte. Bei den herzhaften Rezepten gibt es auch glutenfreie Waffeln und welche mit Gemüse, was für Vegetarier interessant sein könnte. Außerdem bietet das Büchlein Infos über Waffeln im Allgemeinen.


Illustrated by Weltbild

Einfach nachhaltig – Umweltbewusst einkaufen, haushalten und leben

Abbildung von Prinz | Einfach nachhaltig | 1. Auflage | 2021 | beck-shop.deKleiner Mensch ganz groß – wie jede*r einzelne nach ihren/seinen Möglichkeiten nachhaltig leben kann

Die Verbraucherzentrale NRW hat 2021 das vorliegende Büchlein zur Nachhaltigkeit im Alltag herausgebracht. Sehr übersichtlich, anschaulich und in einfachen Worten erklärt es Begriffe wie Nachhaltigkeit, ökologischer Fußbadruck, Klimawandel oder Mikroplastik. Es veranschaulicht, wo in unserem Alltag nachhaltiges Leben potentiell möglich ist, aber immer mit dem Hinweis, das man sich nicht überstrapazieren und einfach irgendwo anfangen sollte. Was für die einen nachhaltig ist, können andere in der Art nicht umsetzen – aber sie können anders nachhaltig leben.

Das Buch verdeutlicht aber auch, dass es u.U. gar nicht so einfach zu durchschauen ist, was jetzt eigentlich wirklich nachhaltig ist. Den Plastikbeutel im Supermarkt einfach durch eine Papiertüte zu ersetzen sei schonmal nicht so nachhaltig, weil auch Papier produziert und damit Ressourcen verbraucht werden müssen, nur um die Papiertüte später wegzuschmeißen. Lohnt sich da ein Stoffbeutel und dessen Ressourcenverbrauch bei der Herstellung eher? Auch solche Fragen werden beleuchtet. Man sieht, es geht wirklich um unseren Alltag.

Etwas kompliziert wird es bei den Labels, Siegeln und Gütezeichen beim Einkauf, wobei das Buch solche, die wirklich umweltfreundlich und nachhaltig sind, vorstellt und empfiehlt. Außerdem gibt es eine Menge Tipps, z.B. beim Energie-Sparen, wo man das selbst in einer Mietwohnung mit z.B. Solarstrom erreichen kann. Es stellt außerdem bekannte und weniger bekannte Möglichkeiten wie E-Scooter, Fahrhrad, Carsharing, Mitfahrzentralen, Fahrgemeinschaften oder Auto vor und vergleicht deren Klimabilanz. Außerdem gibt es Anregungen zum Umgang mit dem kostbaren Gut Wasser in all seinen Facetten, scheut sich nicht vor unangenehmen Wahrheiten wie die über Plastik und stellt sich der Wegwerf- und Billigkauf-Gesellschaft entgegen, indem es auf Reparaturmöglichkeiten für Smatphones und andere (Elektro-)Artikel aufmerksam macht oder auf Möglichkeiten, Lebensmittel, die man zu viel gekauft hat, zu spenden, anstatt wegzuwerfen.

Es geht aber noch einen Schritt weiter: Man muss nicht immer z.B. Reinigungsmittel, Körperpflegeprodukte und Kosmetik kaufen, man kann sie auch selbst herstellen. Das Buch verrät mit Rezepten, wie.

Nachdrücklich macht das Buch darauf aufmerksam, dass die Wirtschaft davon abhängt, was Kund*innen kaufen wollen – wer nachhaltig kauft, an den muss sich die Wirtschaft anpassen. Außerdem stellt es die Politik in die Pflicht, der Wirtschaftslobby mutig entgegenzutreten, um grundsätzliche Weichen für Nachhaltigkeit zu stellen.

Außerdem: Warum es gut ist, möglichst viele vegetarische oder vegane Tage in die Woche einzubauen (mit einprägsamen Gründen und Grafiken, warum), regionales und saisonales Einkaufen als Pluspunkt für die Ökobilanz, umweltfreundliches Gärtnern auch auf dem Balkon oder Dach in der Großstadt usw. Die Möglichkeiten, selbst etwas zu tun, sind vielfältig und werden in diesem Buch wunderbar erklärt und veranschaulicht. Natürlich ist auch das Buch selbst aus 100% Recycling-Papier gedruckt und der Druck ausschließlich in Deutschland beheimatet. Abgerundet wird das Buch durch hilfreiche Adressen, Querverweise im Buch und ein Stichwortverzeichnis.

Fazit

Dieses übersichtliche kleine Büchlein lotet die verschiedenen Möglichkeiten anschaulich und gut verständlich aus, wie man im Alltag – egal wo – an nachhaltiges Leben andocken kann. Klare Empfehlung!


Illustrated by Verbraucherzentrale

Ingrid Caven

Ein Lächeln

Als ‹Callas des europäischen Kabaretts› wurde Ingrid Fassbinder bezeichnet, die unter dem Künstlernamen «Ingrid Caven» als Schauspielerin und Sängerin in dem Roman gleichen Namens von Jean-Jacques Schuhl im Mittelpunkt steht. Der bis dato kaum bekannte, französische Schriftsteller, der vierundzwanzig Jahre lang kein Buch mehr veröffentlicht hatte, landete mit dem Roman über die Frau, mit der er seit Jahrzehnten zusammenlebt, einen Riesenerfolg, das Buch bekam den Prix Goncourt 2000. Es sind viele Geschichten, die in diesem Roman erzählt werden, nicht nur die einer in Frankreich überaus erfolgreichen, an Marlene Dietrich erinnernden Diseuse, sondern auch die von Fassbinder, Yves Saint Laurent und unzähligen anderen Prominenten aus Kunst und Kultur.

Ingrid hat am Heiligabend 1943 schon als Vierjährige ihren ersten Bühnen-Auftritt, als Sängerin von Weihnachts-Liedern vor Soldaten der Wehrmacht. Im Hause ihres Großvaters gab es, wie sie sich erinnert, «Musik in allen Stockwerken», die Familie war musikalisch geprägt. Als sie an die Musik-Hochschule nach München geht, wird sie von Rainer Werner Fassbinder entdeckt, macht mehrere Filme mit ihm und heiratet ihn 1970. Die Ehe mit dem homosexuellen Filmemacher wurde nach zwei Jahren wieder geschieden, 1978 ging sie dann nach Paris und begann dort eine zweite, sehr erfolgreiche Karriere als Chanson-Sängerin. Ihr Lebenspartner dort ist der Autor selbst, der in seinem Roman in der dritten Person als Charles auftritt und abwechselnd mit seiner als Ich-Erzählerin fungierenden Protagonistin deren Leben schildert. Das geschieht weder in chronologischer Folge noch einigermaßen vollständig, sondern bruchstückhaft, ganze Lebensbereiche werden ausgeblendet. Dafür ist das Erzählte reichlich mit peripheren politischen Ereignissen, dem Kunstgeschehen in aller Welt, mit Klatsch und Tratsch über Prominente aus der internationalen Presse angereichert.

Jean-Jacques Schuhl beschäftigt sich intensiv mit der Bühnenwirkung dieser Künstlerin. Deren Präsenz im Rampenlicht, deren ebenso subtile wie zwingende Bühnensprache ist durch eine nur ihr eigene, für sie typische Gestik geprägt. Gleiches gilt für ihre vielseitige Gesangskunst, die vom trivialen Schlager bis zur avantgardistischen Musik eines Arnold Schönberg einen weiten Bogen umfasst. Seine literarisch als Collage angelegte Huldigung gibt dem Autor jedoch immer wieder Rätsel auf. Ingrid Caven wird in Frankreich als würdige Nachfolgerin von Marlene Dietrich angesehen, obwohl ihr nicht die großen Posen der Diva zu eigen sind. Sie erscheint im Gegenteil völlig unprätentiös und ist eher für ihre strenge Disziplin als Künstlerin bekannt. Bei der Ausschmückung dieser Lebensgeschichte kommt der Autor oft gehörig vom Wege ab und verliert sich im Anekdotischen. Er bereichert damit allerdings seine Geschichte auch mit viel Zeitkolorit und gestaltet sie fast schon wie eine künstlerische und gesellschaftliche Odyssee. Neben München und Paris ist es vor allem New York, wo sich das Paar häufig aufhält, Ingrid ihre Auftritte hat und sie beide auf großem Fuß leben.

Neben vielen kontemplativen Einschüben erfreut der Roman durch eine reichhaltige Intertextualität, da kommt dem Leser plötzlich schon mal Leopold Bloom entgegen. Es gibt aber auch viele Alltagssprüche, Redensarten, Kinderlieder und Songtexte in Englisch und Französisch, die dieser unaufgeregt und diskret erzählten Geschichte Authentizität verleihen. Er habe sich für unfähig gehalten, «die Magie dieses Musik gewordenen Körpers» in Worte zu fassen, hat der Autor bescheiden angemerkt. Besonders berührend ist gegen Ende ein rätselhaftes Blatt Papier, das neben Fassbinders Leiche gefunden wurde. Auf dem hatte er handschriftlich das Leben von Ingrid Caven, über den Tag hinaus bis zu ihrem Tod, stichwortartig aufgeschrieben. Der letzte Punkt lautet: «Streit Schlägerei Liebe Hass Glück Tränen Tabletten Tod + ein Lächeln». Es kam anders, sie tritt bis in jüngste Zeit immer noch auf!

Fazit: erfreulich

Meine Website: http://ortaia.de


Genre: Roman
Illustrated by Piper Verlag München

Hausmannskost – Die 300 besten Rezepte

Hausmannskost Die besten 300 Rezepte

“Deftig bis süß: bodenständige Küche, tradionsreich und lecker!” (Verlag)

Mit dem Spruch hat der Verlag sicher Recht. Abnehmen wird man mit dieser Küche zwar nicht, dafür bekommt man aber Herzhaftes und Süßes, wie man es von früher gewohnt war. Wer kennt sie nicht, das Bauernfrühstück, den Strammen Max, den Flammkuchen oder den Krautsalat mit Speck? Gar nicht erst zu reden vom Frankfurter Kranz, dem Bienenstich oder der Sachertorte. Das Kochbuch verarbeitet aber nicht nur die klassischen bekannten Gerichte, sondern auch die klassischen, regionalen bekannten Gerichte wie z.B. Muscheln rheinische Art, Pfälzer Winzergeschnetzeltes, badisches Schäufele, Thüringer Rotwickel, Tiroler Speckknödel, Tüften un Plum, Labskaus oder Kalter Hund.

Das große Harcoverbuch redet nicht lange um den heißen Brei herum. Vor und nach einem kurzen Vorwort lassen große bis doppelseitige Fotos als Appetizer den geneigten Leser*innen schon mal das Wasser im Mund zusammenlaufen, bevor es gleich an die Rezepte geht. Die sind zur besseren Auffindbarkeit nach folgenden Kategorien unterteilt: Frühstück, Salate, kleine Gerichte und Snacks, Suppen und Eintöpfe, Beilagen, Teig- und Nudelgerichte, Fisch- und Meeresfrüchte, Fleisch, Kuchen und süßes Gebäck, Süßes und Desserts, Eingemachtes und Rezeptregister (welches man bei so vielen Rezepten dringend braucht). Wohl aus Platz- und Kostengründen sind nicht auf jeder Seite Fotos der einzelnen Rezepte. Manchmal kann man auch nicht gleich das Foto dem passenden Rezept zuordnen. Dafür ist das Ganze aber insgesamt übersichtlich gehalten und als Texthintergrund mit einem dezenten Grauton hinterlegt, der Ruhe in die Rezeptelandschaft bringt. An den Seiten selbst sind noch die Kategorien angebracht, die einem auch hier die Auffindbarkeit erleichtern. Die Zutaten sind im Supermarkt oder Wochenmarkt erhältlich, also gern auch regional.

Insgesamt ist wohl für jeden Geschmack etwas dabei, sofern er Fleisch und Fisch mag. Aber auch vegetarische Rezepte gibt es (wenn auch vermehrt unter den verpönten Beilagen). Die bedienen aber nicht unbedingt für die schlanke Linie, wie man z.B.  an Kartoffelgratin, einfachen Bratkartoffeln, Semmelknödel mit Schwammerlsauce oder Spinatknödel mit Champignon-Rahmsauce sieht.

Fazit

Insgesamt ein übersichtliches Kochbuch mit traditionellen Rezepten, die manchmal etwas aufgepeppt werden mit moderneren Zutaten bzw. neueren Gemacksvarianten. Lecker allemal, für die schlanke Linie aber eher nichts.


Illustrated by Weltbild

Vom Aufstehen

Im Osten nichts Neues

Mit ihrem Buch «Vom Aufstehen» blättert Helga Schubert in 29 Erzählungen ihre ereignisreiche Lebensgeschichte auf. Mit der titelgebenden, hier als letzte abgedruckten Geschichte gewann sie 2020 den Ingeborg-Bachmann-Preis. Das war für die ziemlich in Vergessenheit geratene Schriftstellerin eine späte Wiederentdeckung. Dieser Band sei eine Hommage an ihre berühmte Kollegin, deren Erzählung «Das dreißigste Jahr» das ‹Aufstehen› thematisiert, erklärte sie in ihrer Klagenfurt-Dankesrede. Morgen werden in Leipzig die diesjährigen Buchpreise verliehen, der vorliegende Erzählband ist unter den nominierten Büchern, – winkt da womöglich eine weitere Auszeichnung?

Die achtzigjährige Autorin hat vieles miterlebt, als Kind die abenteuerliche Flucht vor der anrückenden Roten Armee aus Groß Tychow in Hinterpommern bis nach Greifswald, dann in der DDR das erste Arbeiter- und Bauernparadies auf deutschem Boden, schließlich die Wiedervereinigung und die Jahre danach bis heute. Die Autorin erzählt in einem Mix aus Realem und Fiktivem aus ihrem Leben, wobei sie angemerkt hat, dass sie diesen über viele Jahre hinweg entstandenen Erzählungen wenig Wert beigemessen habe. Nun aber seien sie doch erfolgreich veröffentlicht worden. «Mir ist das unheimlich, und das hängt auch mit meinem Glauben zusammen, dass ich mir sage: Bäume dürfen nicht in den Himmel wachsen. Ich denke dann, wann kommt mein Absturz, also dass die Leute sagen, nun ist es aber mal gut mit der Vergangenheit». Nach dem Mauerfall war es sehr ruhig geworden um die in ihrem Brotberuf als Psychotherapeutin tätige DDR-Schriftstellerin, die sich innerlich mit dem Unrechts-Regime arrangiert hatte. «Ich habe die Regeln des Ostens begriffen und sie beachtet» hat sie dazu angemerkt und ist nicht in den Westen gegangen wie manche ihrer schreibenden Kollegen.

Ihre im Umfang sehr unterschiedlichen Texte sind teils Momentaufnahmen, teils auch längere Rückbesinnungen auf das Erlebte. Gleich die erste Erzählung «Mein idealer Ort» ist ein Beispiel dafür. Sie erinnert sich an das Aufwachen in der Hängematte nach dem Mittagsschlaf bei der Großmutter im Obstgarten, wo sie viele Jahre lang die Sommerferien verbracht hat. Und dann gab es dort immer «Kuchen und Muckefuck», man denkt unwillkürlich an die Madeleines von Marcel Proust. «So konnte ich alle Kälte überleben. Jeden Tag. Bis heute». Ähnlich funktioniert auch die titelgebende, letzte Geschichte in diesem Band, als die Erzählerin morgens wach liegt und sich innerlich auf die Erfordernisse des kommenden Tages vorbereitet, aber auch in kurzen Erinnerungs-Splittern an ihre nicht immer einfache Vita zurückdenkt. Eine dominierende Rolle spielt dabei das problematische Verhältnis zu ihrer Mutter, deren Herzenskälte sie unverkennbar psychisch sehr belastet hat. Die hatte sie jahrelang mit Vorhaltungen gequält und ihr erklärt, es wäre besser gewesen, sie hätte abgetrieben, oder sie auf der Flucht irgendwo allein ausgesetzt, um sie los zu werden, oder sie ganz einfach vergiftet. Dass sie einer solch grausamen Mutter trotzdem vergeben könne, dürfte an ihren religiösen Wurzeln liegen, schließlich habe die Mutter ja ihrem Kind auch vorgesungen.

Neben distanziert beschriebenen Episoden dieser Lebensbilanz finden sich auch emotional berührende. Aber leider auch thematisch unergiebige wie «Eine Wahlverwandtschaft», wo endlos erscheinende Aufzählungen, den Stammbaum hoch und runter, ermüdend wirken mit Sätzen wie: «Und die Tochter meiner Mutter konnte darum auch den Vormittag bei meiner sterbenden Großmutter sein». Der Verwandtschaftsgrad muss reichen, Namen sind Mangelware. Meistens in kurzen Sätzen schon fast lakonisch knapp erzählt, erscheint diese Melange von zu ganz unterschiedlichen Zeiten entstandenen Erzählungen stilistisch äußerst ambivalent. Die inhomogene Zusammenstellung erschwert das Lesen, es fehlt ein innerer Zusammenhang des Erzählten, ein roter Faden, und wirklich Neues wird hier leider auch nicht geboten!

Fazit: mäßig

Meine Website: http://ortaia.de


Genre: Kurzgeschichten und Erzählungen
Illustrated by dtv München

The Second Princess – Vulkanherz

Von Prinzessinnen und Dämonen

Saphina als drittgeborene ist die jüngste Prinzessin aus dem Hause der königlichen Bell-Dynastie. Damit bleibt sie von Regierungsgeschäften weitgehend verschont, denn die älteste Prinzessin erbt den Thron. Als aber Maylin, die zweitälteste Prinzessin und Saphinas Lieblingsschwester, stirbt, muss Saphina Maylins Erbe antreten. Und das ist ein geheimes und dunkles Erbe, wie sie bald darauf erfahren muss: Sie soll die Insel als Herrscherin über dne Vulkan vor Dämonen schützen. Anders als Maylin wurde Saphina aber  nicht ihr Leben lang auf diese Aufgabe vorbereitet. Jetzt soll Dante, ein Adelssohn und enger Vertrauter der Familie, es richten. Er hat schon mit Maylin trainiert und muss jetzt Saphina auf ihre neue Aufgabe vorbereiten. Aber die Zeit ist knapp, denn Dämonenkönig Zandor lauert nur auf die Chance, wieder frei zu kommen.

Um erst einmal etwas Positives zu sagen: Der Roman ist flüssig geschrieben, liest sich also gut. Auch die Idee, dass eine reine Frauendynastie herrscht und sich die Prinzessinnen ihren Gatten selbst auswählen können, ist prima; ebenso die Idee, dass es letztlich einzig in der Hand einer Frau liegt, die lebensbedrohliche Gefahr abzuwenden. Damit wird dem weiblichen Geschlecht mehr Macht und Stärke zugestanden als in manch anderen Fantasy- oder Mysteryromanen. Aber leider schlägt trotzdem das Klischee zu. Auch Saphina braucht eine Art Beschützer, in dem Fall Dante, der die hitzköpfige und unüberlegte Prinzessin einweist und und vor Gefahren retten muss. Der Charakter Dantes ist ebenfalls klischeebeladen: sarkastisch, düster, extrem selbstbewusst. Die Liebesgeschichte der beiden ist dementsprechend durchschaubar, weil schon in anderen Romanen sattsam erzählt. Es wimmelt von gutaussehenden Frauen und Männern mit wenig ausgefeilten Charakteren.  Neue Ideen oder Tiefsinnigkeit sind rar gesäht. Damit hebt sich der Roman kaum vom Mainstream ab, weil er Altes eigentlich nur wiederkäut. Wem das genug ist, kann sich eine seichte Feierabendlektüre gönnen, die kaum zum Nachdenken anregt. Mir persönlich reicht das allerdings nicht.

Fazit

Gut geschriebenes, aber seichtes Lesefutter, dass es in ähnlicher Art schon hundertfach zu kaufen gibt.


Genre: Jugendroman
Illustrated by Carlsen Hamburg

Rettet die Elementarwesen!

Elementare und Elementale

“Auch wenn es uns nicht bewusst ist: Wir leben alle im Reich der Elementarwesen. Immer und überall durchdringen sie unsere Seele. Die ganze Welt um uns herum ist von Elementarwesen duchseelt. An allem, was in der Natur geschieht, sind Elementarwesen beteiligt. – Auch unsere Innenwelt, die Welt unserer Gefühle und Gedanken, besteht aus Elementarwesen. In fast allen Lebenslagen haben wir es mit Elementarwesen zu tun. Die Elementarwesen der Natur warten sehnlichst darauf, von uns Menschen bewusst ergriffen zu werden. Ihre zukünftige Existenz ist von uns abhängig. Es geht um die Rettung der Elementarwesen.” (Inhaltsangabe des Verlags)

Da ich selbst gern Elfen-, Feen- und sonstige Märchen und Mythen lese, außerdem Fan der Fantasy bin, ist mir dieses Buch ins Auge gesprungen. Meiner Meinung nach haben Mythen immer irgendwo einen wahren Kern, v.a. wenn sie sich hartnäckig halten. Mythen sind meines Erachtens, wie die Religionen auch, Glaubenserfahrungen von Menschen, die sie mit einer anderen Dimension (die die Naturwissenschaft (noch) nicht nachweisen kann – die Quantenphysik scheint hier anzudocken) gemacht haben.  Der Autor spricht von seinen Erfahrungen dieser Dimension.

in seinem lebendig geschriebenen Buch gibt er durch einen Erlebnisbericht während seines Urlaubs Einblicke in die Art und Weise, wie er die andere Dimension wahrnimmt. Er sieht das Meditieren als gutes Mittel an, sich selbst innerlich frei zu machen und so die Elementare und Engel wahrzunehmen.Er verhehlt dabei aber auch nicht, dass es ihm je nach Verfassung schwer fallen kann (er also kein Naturtalent in der Wahrnehmung anderer Dimensionen ist) und er selbst immer wieder darauf achten muss, welche Wahrnehmungen von ihm selbst kommen und welche von der anderen Dimension. Die Unterscheidung scheint nicht immer einfach zu sein. Durch seine Beschreibungen seiner eigenen Zweifel, der Schwierigkeiten und der Andeutung der Diskriminierung von Leuten, die weitere Dimensionen wahrnehmen, macht seinen Erfahrungsbericht annehmbarer als der von Leuten, die nichts in Frage stellen und ihr eigenes Kredo als das einzig Wahre darstellen. Er sagt auch, dass die Wahrnehmung bei jeder/jedem anders sein kann.

Er nennt die von ihm wahrgenommenen Energiewesen Elementare (welche wohl v.a. für die Natur zuständig sind, aber auch für unseren Körper, und aus Engeln hervorgegangen sein sollen) und Elementale (diese werden durch die Menschen und auch deren Gefühle erzeugt). Dabei sind diese Wesen nach unserem Sprachgebrauch nicht nur gut, es gibt auch Widersacherwesen, die sich zur Verfügung gestellt haben sollen, um die Menschen zu prüfen. Wenn diese die Prüfung bestehen, werden die Widersacherwesen erlöst. Das erinnert sehr an den christlichen Teufel, der laut der Bibel (s. z.B. Hiob) von Gott als Widersacher eingesetzt worden ist, um Menschen zu prüfen. Die Auswirkungen von “guten” oder “schlechten” Taten kennt sowieso jede*r, auch wenn man nicht an Elementare oder Elementale glaubt.

Er benutzt seine Wahrnehmungen dazu, auf den schlechten Zustand der Welt hinzuweisen, v.a. was die Umwelt betrifft. Damit trifft er, obwohl sein Erfahrungsbericht schon einige Jahre alt ist, den Nerv der Zeit. Ob man jetzt an Elementarwesen glauben mag oder nicht (vielleicht hilft hier schon das Bild der beseelten Natur, also alle Lebewesen als beseelt zu sehen) – mit dem schlechten Zustand unserer Umwelt hat er Recht, mit dem schlechten Zustand des Seelenlebens der Menschen und der Abgeschnittenheit der Menschheit von den eigenen Bedürfnissen und denen der Umwelt ebenso. Ausbeutertum und Radikalismus in welcher Form auch immer tun niemandem gut. Sollte man also mit Elementarwesen absolut nichts anfangen können, verfängt immer noch der Appell zu mehr sozialer Gerechtigkeit und zu mehr Umweltbewusstsein bzw. Sensibilität für die Vernetzung aller Lebewesen und der Umwelt auf diesem Planeten. Diese Vernetzung ist zur Not auch durch die Biologie nachweisbar.

Fazit

Der Erlebnisbericht schildert anschaulich und mit Beispielen die Erfahrungen des Autors mit einer anderen Dimension. An diese mag man glauben oder nicht – mit der Botschaft, dass es dieser Welt schlecht geht und dringend etwas gegen Ausbeutung jeglicher Art unternommen werden muss und mehr Sensibilität für die Vernetzung des Menschen mit seiner Umwelt nötig ist, hat er definitiv Recht. Wenn es die Elemenare geben sollte, profitieren sie zumindest indirekt von einem Einsatz für mehr Umweltbewusstsein und soziale Gerechtigkeit.


Genre: Esoterik und Grenzwissenschaften
Illustrated by Neue Erde

Schnelle Feierabendrezepte mit Fertig-Blätterteig

Schnelle Feierabend Rezepte mit FertigblätterteigRezepte mit Blätterteig

Das handliche Hardcoverbuch ist unterteilt in Vorwort, Einleitung, Rezepte für den kleinen und großen Hunger und Süßspeisen. Damit ist für jeden Geschmack etwas dabei. Die Einleitung informiert verständlich über die Herkunft des Blätterteigs, die Vielfalt desselben, wie man den Teig am besten verarbeitet bzw. vielfältig zubereitet. Außerdem gibt sie Tipps für eine Vorratshaltung mit dem Anspruch einer schnellen Küche.

Die (herzhaften) Rezepte für den kleinen Hunger sind quasi als Fingerfood gedacht, könnten aber auch als Hauptmahlzeit durchgehen, wenn man sie in der entsprechenden Menge macht. Die Rezepte gehen von Teigtaschen über Tartes und Törtchen bis hin zu Würstchen im Blätterteig. Die Rezepte für den großen Hunger verpacken gern mal das komplette Rinderfilet in Blätterteig oder Hähnchen in einen Hähnchen-Gemüse-Pie. Auch interessante exotische Rezepte wie Cranberry-Wurstbraten findet man hier. Die Rezepte unter “Süßer Abschluss” ummanteln den Inhalt (z.B. Bananen), werden als Füllung präsentiert oder als eine Art Kuchen/Schnitten.

Die Rezepte sind übersichtlich aufgemacht mit ansprechenden Fotos, Nährwertangaben, Back- und Vorbereitungszeit. Letztere sind ein wenig optimistisch, man sollte schon mehr Zeit einkalkulieren. Für die schlanke Linie empfehlen sich die Rezepte allerdings eher nicht, aber dafür schmecken sie.

Bei wenigen Rezepten fragt man sich allerdings, wo im Anleitungsteil Zutaten sein sollen, die im Zutatenteil noch aufgeführt sind (z.B. “Pikante Blätterteig-Quadrate”, da fehlt die Salami).

Im Prinzip ist für jede*n etwas dabei, da es sowohl Herzhaftes als auch Süßes und Fleischiges wie Vegetarisches gibt.

Fazit

Insgesamt gesehen zeigen die Rezepte, wie vielseitig Blätterteig ist und dass  man fast alles mit Blätterteig kochen oder backen kann (solange es nicht zu flüssig ist). Egal, was man letztlich hineinfüllt, drauflegt oder ummantelt – es schmeckt tatsächlich mit Blätterteig prima. Wer also Blätterteigfan ist, die/der darf getrost auf dieses Büchlein zurückgreifen, um sich Rezeptanregungen zu holen. Ansonsten kann man alles in Blätterteig packen, was einer oder einem so schmeckt.


Illustrated by Weltbild

Kollateralschaden

Am Puls der Zeit

Die österreichische Schriftstellerin Olga Flor hat in ihrem dritten Roman mit dem deskriptiven Titel «Kollateralschaden», dem Unwort des Jahres 1999, eine sozialkritische Abrechnung mit den Wirkungen und Nebenwirkungen der urbanen Konsum-Gesellschaft vorgenommen. Ort des Geschehens ist ein Supermarkt, der hier als Allegorie auf das heutige Leben dient. Das Cover des Buches deutet auf die Vereinzelung der vom Konsumterror manipulierten Menschen hin. Die Erzählzeit beträgt exakt eine Stunde, von 16:30 bis 17:29 Uhr, der Roman ist dementsprechend in Minuten getaktet, die den 60 Kapiteln ihre Überschrift geben. Man kann all das, was in dieser Dämmerstunde geschieht, schon fast in Echtzeit mitverfolgen.

Ein nacherzählbarer Plot ist nicht vorhanden, es passiert hier praktisch nichts, sieht man von einem die normale Geschäftigkeit erheblich störenden Zwischenfall ganz am Ende ab. Dieser Roman lebt von einem Dutzend bunt zusammen gewürfelter, alltäglicher Figuren, er bildet quasi einen soziologischen Querschnitt ab. Angefangen bei der als Zigeunerin erkennbaren Bettlerin am Eingang des Konsumtempels und dem Obdachlosen, der dort als Flaschensammler sein Glück sucht, bis hin zur toughen PR-Beraterin und zu einer ehrgeizigen Politikerin der Rechtspartei. Da ist ferner die kalorienbewusste 29Jährige, eine Stammkundin, die hier sehr gezielt einkauft, oder der früher beim Stadtbauamt tätige Pensionär, der zuhause eine krebskranke Frau hat, die in Kürze operiert wird, ferner der erfolglose Lokalreporter, der wohl keine Karriere machen wird, aber auch die Frau, die froh ist, ihrem Ekel von Ehemann beim Einkaufen wenigstens für eine Weile entkommen zu sein. Enfant terrible dieses bunt zusammen gewürfelten Roman-Personals ist Mo, ein orientierungsloser Jugendlicher, der einen von seinem Freund aufgezeichneten, als Mutprobe geltenden und eine Spur der Verwüstung hinterlassenden Sturmlauf durch den Supermarkt absolviert, als praktizierter Frust-Abbau quasi. Bei alldem mischt natürlich auch die Belegschaft des Supermarktes als begleitende Akteure kräftig mit.

Die sozusagen im Minutentakt wechselnde Perspektive verbindet das durch kaum mehr als den Konsum miteinander verbundene Figuren-Ensemble jeweils nur für einen kurzen Moment, den flüchtigen Augenkontakt, eine knappe Frage, eine kleine Bitte, eine mehr oder weniger unwirsch vorgebrachte Aufforderung. Die Interaktionen der Figuren sind zufällig, ungewollt, was in geradezu groteske, teilweise irreale Situationen und Momente mündet. Es scheint sich allesamt um Zu-kurz-Gekommene zu handeln, deren Ängste sich in der hektischen Atmosphäre mit all den überquellenden Warenregalen im grellen Neonlicht manifestieren. Der Ort wird neben seiner Funktion zur Befriedigung menschlicher Grund-Bedürfnisse auch als Schauplatz einer unterschwellig vorhandenen Konkurrenz untereinander wahrgenommen. Jeder will schneller, cleverer sein als der andere! Schnäppchenjagd heißt der gemeinsam praktizierte Volkssport in diesem Milieu, gesteuert von einer skrupellosen, schon längst den Alltag beherrschenden Werbung.

Als scharfe Beobachterin einer durch und durch ökonomisch orientierten Gesellschaft seziert Olga Flor die psychischen Befindlichkeiten ihres lose verbundenen Figuren-Ensembles. Sie legt dabei ohne Häme tief verborgene Ängste und hartnäckige Traumata frei. Ihre beißende Kritik richtet sich an die einfallslose Politik und die sensationsgeilen Medien gleichermaßen. Sie selbst hat angemerkt, ihrem Roman liege eine «unterschwellig gegenwärtige Terrorangst zugrunde. Der Supermarkt drängt sich mit der Zeit als Bild auf». Hektisch wie unser Leben ist auch ihr fast durchgängig in Form des Bewusstseinsstroms der Figuren geschriebener Roman. Dass hier reichlich Klischees bemüht werden, stört allerdings ebenso wie die Langeweile, die sich beim Lesen schon bald einstellt angesichts all der Banalitäten, die da frohgemut ausgebreitet werden. Immerhin aber liegt dieser Roman am Puls der Zeit.

Fazit: mäßig

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Genre: Roman
Illustrated by Zsolnay München

Drei Tage bei meiner Mutter

Intelligente Unterhaltung

Der in französischer Sprache schreibende belgische Schriftsteller François Weyergans hat für seinen letzten Roman «Drei Tage bei meiner Mutter» 2005 den Prix Goncourt erhalten. Er hat sich selbst mal als Cineasten bezeichnet, der keine Filme dreht. «Ich ziehe den Roman als Ausdrucksmittel vor. Er ist genauer, subtiler und reichhaltiger als ein Film». Kennzeichnend für seinen Stil ist die Selbstironie, mit der er sich virtuos als Alter Ego seiner Protagonisten in den Mittelpunkt stellt.

Als Ich-Erzähler leidet der Schriftsteller François Weyergraf an einer totalen Schreib-Blockade, für die er immer wieder neue Ausreden findet. Zu vieles lenkt ihn ständig ab, er kann seinen Roman, dessen Titel «Drei Tage bei meiner Mutter» von Anfang an feststand, einfach nicht fertig schreiben. Der Verleger sitzt ihm im Nacken, das Buch ist schon lange angekündigt, seine Stammleser warten ungeduldig darauf. Außerdem wird er wegen seiner aufgelaufenen Steuerschulden auch noch vom Finanzamt bedrängt, eine Zwangsvollstreckung droht. Er ist in einer misslichen Lage, weil er sich nicht mehr aufs Schreiben konzentrieren kann. Der Sechzigjährige flüchtet sich regelrecht in Erinnerungen, seine Gedanken drehen sich ständig um sein ereignisreiches Leben. «Du machst aller Welt angst» wirft ihm Delphine vor, die Frau, mit der er seit dreißig Jahren zusammen ist, sie haben zwei erwachsene Töchter. Er hat immerhin fünf Filme gedreht und zehn Romane veröffentlicht, ist hoch angesehen und mit vielen Größen aus Literatur und Kunst befreundet. «Du solltest veröffentlichen. Die Leute werden glauben, du bist tot» mahnt ihn auch seine hochbetagte Mutter, die er viel zu selten besucht. Sie erscheint als die eigentliche Heldin des Romans, eine sehr selbstbewusste Frau bis in hohe Alter hinein, die außer François noch sechs Töchter geboren hat. Auch seine Schwestern aber trifft er eher selten.

Die Selbstreflexionen des an seiner Schreibhemmung leidenden Protagonisten beschäftigen sich intensiv mit seiner literarischen Tätigkeit, er hat sich neben seinen epischen Werken auch mit Biografien und Essays über Literatur einen Namen gemacht. Auch mit Musikern, Malern und anderen Künstler tauscht er sich gedanklich aus, er ist gut vernetzt und als intellektueller Kopf weithin bekannt. Das prägende Thema seiner permanenten Rückbesinnung aber sind in Wirklichkeit die Frauen, er ist ein Womanizer durch und durch. Glaubt man seinem machohaften Geprahle, fallen ihm die Frauen zu wie die reifen Äpfel vom Baume. Sex also spielt die entscheidende Rolle in seinem Leben. Er legt die Frauen meist schon beim ersten Treffen flach, es gibt dementsprechend so manche deftige Szene in diesem Roman. Eine seiner spontanen Gespielinnen fasst ihr Verhältnis sehr treffend in die Worte: «Was wir miteinander haben, ist keine Liebesgeschichte, es ist eine Fickgeschichte». Das im Buchtitel suggerierte Thema ‹Mutter› ist in der Tat eher nebensächlich dagegen. Als typischer Neurotiker erinnert François stark an Woody Allen, er hat seine diversen Spleens, die er regelrecht zu kultivieren scheint.

Das Vexierspiel dieses zweifach verschachtelten Romans, in dem ein gewisser François Weyergraf über die Entstehung seines Romans berichtet, der von einem an Schreibhemmung leidenden Schriftsteller namens Francois Weyerstein handelt, ist weder neu noch originell. Die ständigen Rücksprünge und das thematische Mäandern des Erzählstoffs gemahnen an Konfuzius. «Der Weg ist das Ziel» lautet also die Devise, und tatsächlich sind die Tage bei der Mutter ganz am Schluss dann schon beinahe nebensächlich. Man kann dieses Resümee eines Lebens als Sinnfrage eines in der Midlife-Crisis steckenden Schriftstellers interpretieren. Er drückt hier sein lähmendes Entsetzen aus über das Vergehen der Zeit, ähnlich wie Marcel Proust es so grandios zu seinem Thema gemacht hat. Mit seiner üppigen Intertextualität bietet dieser amüsante Roman intelligente Unterhaltung, – nicht mehr, aber auch nicht weniger!

Fazit: lesenswert

Meine Website: http://ortaia.de


Genre: Roman
Illustrated by DuMont

Daheim

Artifizielle Unbehaustheit

Sieben Jahre nach dem Erstling ist kürzlich unter dem Titel «Daheim» der zweite Roman von Judith Hermann erschienen. Die für ihre Kurzgeschichten hoch gelobte Schriftstellerin erzählt hier von einer Frau, die alles hinter sich lassend von der Stadt in die Einsamkeit Nordfrieslands zieht. Auf die Interview-Frage, was ‹Daheim› denn eigentlich sei, hat die Autorin geantwortet: «Ein utopistischer, märchenhafter Ort», das Wort tauche übrigens im Text nur ein einziges Mal auf, fügte sie noch hinzu.

Die namenlose, 47jährige Ich-Erzählerin erinnert sich im Rückblick an ihre dreißig Jahre zurückliegende Begegnung mit einem Zauberer. An der Tankstelle wurde sie von einem älteren Herrn angesprochen, der sie als Assistentin für seine Show mit der zersägten Jungfrau auf einem Kreuzfahrtschiff nach Singapur engagieren wollte. Aber sie hatte sich damals anders entschieden, hat Otis geheiratet, eine Tochter bekommen und sich, nachdem Ann das Elternhaus verlassen hat, von ihrem Mann getrennt. Nun lebt sie einsam in einem kleinen Haus an der Küste gleich hinterm Deich, kellnert bei ihrem Bruder in einer schäbigen Touristen-Kaschemme und versucht, in der Fremde heimisch zu werden. Ihre Tochter, die mit ihrem Freund irgendwohin unterwegs ist, meldet sich nur ganz selten mal per Skype und sagt nicht von wo. Mit ihrem Ex-Mann tauscht sie sich ab und zu brieflich aus. Allmählich freundet sie sich mit ihrer burschikosen Nachbarin Mimi an, der ehemaligen Freundin ihres Bruders. Der lebt jetzt mit der vierzig Jahre jüngeren, chaotischen Nike zusammen. Auf dem benachbarten Bauernhof betreibt Mimis wortkarger, eigenbrötlerischer Bruder Arild eine Schweinezucht, die Beiden haben schon bald ‹unverbindlich› Sex miteinander.

Von einer Handlung kann man eigentlich kaum sprechen in diesem Roman, der von psychotischen Sonderlingen bevölkert ist, die als typische Einzelgänger kontaktarm und emotional verkümmert neben einander her leben. Der lebensuntüchtige, aber angeberische Bruder der Erzählerin ist Kneipier geworden, seine Mesalliance mit Nike endet tragisch. Der Ex-Mann ist ein Musterexemplar von einem Messi, der in seinem angesammelten Müll zu ersticken droht. Arild lebt geradezu asketisch allein auf dem von seinen Eltern übernommen Bauernhof, in einer schon fast pathologisch peniblen Ordnung und Sauberkeit. Gemeinsam sind dem ambivalenten Figuren-Ensemble die Versagensängste und ihre verschiedenartig ausgeprägte Unbehaustheit. Die verhaltensgestörte Nike wurde von der Mutter oft tagelang in eine Kiste eingesperrt, ein Leitmotiv dieses Romans. Es findet sich in der Kiste des Zauberers, aber auch in einer Marderfalle wieder, die Arild aufstellt, als es nachts im Dachgestühl der Erzählerin andauernd rumort. Sie und ihr Bruder hatten als Kinder keinen Wohnungs-Schlüssel und mussten im Treppenhaus warten, bis die alleinerziehende Mutter nach Hause kam, manchmal bis zum frühen Morgen.

Leere und Fülle, Nähe und Distanz sind die bestimmenden Pole dieses erzählerischen Kosmos. Sprachlich suggeriert die für Judith Hermann symptomatische Parataxe zusammen mit den spröden Dialogen ein Bild unbedingter Realität, Seelisches wie Emotionen, Träume, Leidenschaften und Lebensfreude haben da partout keinen Platz. Die als Handlungsort gewählte, karge Landschaft ‹hinterm Deich› betont diese Intention wirkungsvoll. Auch Klimawandel und Massentierhaltung werden am Rande thematisiert in diesem Roman. Vieles aber bleibt offen, wird nur angedeutet und der Fantasie des Lesers überlassen, so auch der kryptische Schluss. Ein Effekt dieses artifiziellen Stils ist zudem, dass man schon wenige Tage später kaum noch weiß, worum es denn überhaupt ging in diesem Buch, es hinterlässt keine Bilder, die sich eingeprägt hätten, und keine Figuren, die einem ans Herz gewachsen wären. Dieser Roman dürfte für viele Leser eine herbe Enttäuschung sein, sie werden das Buch am Ende erleichtert zur Seite legen, wenn sie denn überhaupt so lange durchgehalten haben!

Fazit: miserabel

Meine Website: http://ortaia.de


Genre: Roman
Illustrated by Fischer Verlag

Erzählende Seelen – Die therapeutische Rückführung (Fallgeschichten)

https://www.xine.de/wp-content/uploads/2014/02/Cover-Erz.Seelen-Teil-1-220x300.jpgBeruf und Berufung

In einem gelungenen Mix und plausibler Verzahnung aus eigenem Lebenslauf, Tipps, Weitergabe von eigenen Erfahrungen und ihren Fallgeschichten erzählt die Autorin, wie sie zu ihrem jetzigen Beruf kam. Dabei ist ihr maximale Transparenz wichtig, was man als Leser*in durchweg in dem Buch spüren kann.

Früher als erfolgreiche Unternehmerin in der Textilbranche tätig führte sie eine Wendung des Schicksals  in Form eines  in einem Kosmetiksalon aufgestellten Buddhas zu ihrer jetzigen Tätigkeit als Heilpraktikerin für Psychotherapie und daraus resultierend als Autorin. Sie erzählt anschaulich von ihrer ersten eigenen Rückführung in ein früheres Leben, verzahnt das mit ihrem heutigen Wissen über gelungene und individuell an Klient*innen orientierte Rückführungen, schildert dabei auch die Fallen, in die man als Klient*in geraten kann und wie man diese vermeidet. Sie verhehlt nicht, dass auch eine Berufung nicht immer geradlinig und ohne Hindernisse verläuft. Dazu zitiert sie ein altes, chinesisches Sprichwort, das da lautet: “Umwege erhöhen die Ortskenntnis”. Der Erfahrungsschatz ist durch diese Umwege durchaus gewachsen und kommt laut Buch ihrer Arbeit zugute.

Des Weiteren schildert sie ihre Aus- und Weiterbildungen, u.a. nach Michael Newton, sodass sie neben Rückführungen in frühere Leben auch LBL-Reisen anbieten kann: Reisen in die geistige Welt bzw. das Jenseits, die heilende Wirkungen haben und Hinweise zur Lösung von Problemen geben können. Sie erzählt insgesamt sehr ausführlich über ihre Erfahrungen und unterfüttert diese mit ihren (anonymisierten) Fallbeispielen, um den Leser*innen ein detailliertes Bild von ihrem Beruf zu vermitteln. Sie betont auch ihren Wunsch, dass es für ihren Beruf eine anerkannte Ausbildung geben sollte, um Scharlatanerie vorzubeugen. Ihrem eigenen Anspruch, Sachinformationen spannend an die Frau oder den Mann zu bringen, wird sie hierbei gerecht, denn das Buch ist nicht nur informativ, sondern auch kurzweilig. Allerdings ist der Titel evtl. etwas irreführend, weil die Fallgeschichten nicht das Hauptthema des Buches sind, sondern in ihren Erfahrungsbericht eingebaut werden.

Sehr sympathisch gerade für Kritiker*innen dürfte folgende Einstellung der Autorin sein: “Ich habe nichts mit Esoterik am Hut. Ich bezeichne mich selbst als spirituelle Exoterikerin. Esoteriker neigen dazu, nichts zu hinterfragen […]. Natürlich ist es gut, auf sein Herz und/oder die Seele zu hören, aber es ist auch immer gut, wenn man sich noch eine 2. Meinung einholen kann. In dem Falle vom Verstand.” Deshalb darf der Verstand auch immer mit auf Reisen gehen und wird bei ihr ernstgenommen. Die Hypnose ist auch so angelegt, dass die Klient*innen sie jederzeit verlassen können.

Der Verstand fragt oft hinterher, ob man sich das alles nicht bloß aus den Fingern gesaugt hat. Hierzu meint die Autorin: “Jeder Mensch mit einem gesunden Verstand fragt sich das nach seiner RF. Das ist ganz normal und auch gut so. Ich finde es immer wichtig, dass meine Klienten alles (selbst)kritisch betrachten und auch dazu in der Lage sind. Das ist etwas, was Esoterikern bspw. komplett abhandengekommen ist, wie ich finde. Und in diesem Falle drehen wir den Spieß dann auch um und holen uns eine 2. Meinung vom Bauchgefühl oder dem Herz […] Es sind letztendlich aber immer die mit einer RF verbundenen Emotionen, die den Klienten darin bestärken, sich nicht bloß alles aus den Fingern gesaugt zu haben.”

Überhaupt ist es ihr wichtig, Fragen in dem Buch zu beantworten, die mit ihrer Arbeit zusammenhängen, z.B. Fragen darüber, was passiert, wenn man in ein traumatisches früheres Leben eintaucht. Oder was passiert, wenn heutige Kindheitserfahrungen alles andere als positiv waren. Diese Fragen und auch die dazu gehörigen Fallbeispiele sind der Grund dafür, dass sie eine Ausbildung als Heilpraktikerin in Psychotherapie gemacht hat, um ihren Klient*innen mit diesem Handwerkszeug besser zur Seite stehen zu können. Sie empfiehlt ebenfalls, sich professionelle Hilfe zu suchen, wenn man an psychischen Krankheiten leidet.

Das vorliegende Buch vom Schirner-Verlag allerdings weist sehr viele Tippfehler auf. Diese seien aber in ihrem E-Book nicht mehr vorhanden, versichert Weitzels. Das sei einer der Gründe gewesen, warum sie die Rechte an ihrem Buch zurückgekauft habe und es jetzt selbst anbietet.

Selbstrückführungen mithilfe von CDs

https://www.xine.de/wp-content/uploads/2020/05/Deine-Seele-erz%C3%A4hlt-R%C3%BCckf%C3%BChrungs-CD-von-Kristine-Weitzels.jpghttps://www.xine.de/wp-content/uploads/2021/01/Deine-Seele-erzahlt-Ruckfuhrungs-CD-in-die-geistige-Welt-von-Kristine-Weitzels.jpg

Nach dem erfolgreichen Verkauf ihres o.g. Buches kam ihr die Idee, CDs zur Selbstrückführung anzubieten. In mittlerweile 6. Auflage ist die CD “Deine Seele erzählt – Eine Anleitung zur Selbstrückführung” 2020 erschienen, 2021 die CD “Deine Seele erzählt Teil 2 – Eine Anleitung zur Selbstrückführung in die geistige Welt”. Dazu gibt sie auf ihrer Webseite, deren Internetadresse auch in ihren CDs zu finden ist, eine ausführliche Anleitung und Beratung; sie kommentiert auch Rückmeldungen zu ihren CDs. Ihr ist es wichtig, dass die Selbstrückführungen sicher sind, weshalb sie Ausstiegsmöglichkeiten und Möglichkeiten zum Überstehen von unangenehmen Situationen eingebaut hat. “Das A und O einer jeden RF, egal ob geführt oder mit CD, ist immer, dass man dabei ein gutes Gefühl hat.” Die Anleitung hat sie allerdings aus Kostengründen nicht in die Booklets der CDs integriert.

Wie im Buch beschrieben, ist es ihr bei Rückführungen wichtig, dass die Wahrnehmungen, die die Klient*innen durch die Tranceinduktionen erhalten, nicht verfälscht werden. So legt sie Wert auf offene und neutrale Formulierungen. Das ist auch in ihren CDs so. Ein Beispiel: Wenn man an sich herabsieht und sein Äußeres in einem früheren Leben beschreiben soll, verwendet sie nicht den Begriff “Schuhe” – schließlich ist es nicht abwegig, dass man damals gar kein Schuhwerk an den Füßen hatte. Außerdem nehmen nicht alle Klient*innen visuell wahr, sondern viele mit anderen Sinnen bzw. bei vielen sind die Antworten auch ohne Sehen einfach da. Deshalb verwendet sie nicht den Begiff “sehen”, sondern “wahrnehmen”.

Da ich die CDs persönlich ausprobiert habe, kann ich zumindest für mich sagen, dass sie funktionieren. Die Stimme der Autorin ist angenehm, die Pausen soweit in Ordnung (diese kann sie nur pauschal setzen, weil sie die Hörer*innen ja nicht persönlich vor sich hat). Unangenehme Situationen erlebt man aus der Distanz. Bei der Rückführung in ein früheres Leben kam ich tatsächlich in ein solches – als Mann. Das allein würde schon das ein oder andere erklären. Das Erleben war zudem emotional mit Körperreaktionen. Bei der 2. CD war ich emotional nicht ganz so beteiligt. Aber das Gefühl hinterher war ein gutes und ich empfand mich als etwas mehr mit mir im Frieden als vorher. Meine Freundin hat die erste CD ausprobiert, kam aber nicht weit, weil die Tanceinduktion für sie so entspannend war, dass sie dabei einschlief – und das, obwohl sie Schlafstörungen hat.

Die CDs gehören nicht zum Buch; man kann sie einzeln erwerben. Sie sind für je knapp 20 Euro günstig – v.a. wenn man sich die Preise anschaut, die eine “normale” Rückführung kostet.

 

Fazit

Das Buch ist informativ und spannend geschrieben, wobei der Fokus aber entgegen des Titels auf dem Werdegang der Autorin liegt. Die Fallbeispiele sind in diesen Werdegang eingebaut. Da Kristine Weitzels nicht als Esoterikerin bezeichnet werden will, ist ihr ausdrücklich der Verstand als 2. Meinung wichtig, sodass sie Kritiker*innen verstehen kann und es sogar begrüßt, wenn sie nachfragen.

Die CDs funktionieren zumindest für mich; ich kann hier aber auch nur für mich sprechen. Die Stimme der Autorin ist angenehm und sie achtet tatsächlich auf größtmögliche Sicherheit in einer Situation, in der sie die Hörer*innen nicht persönlich begleiten kann.


Genre: Sachbuch
Illustrated by Schirner Verlag