Yakuza goes Hausmann 7

Yakuza goes Hausmann 7Hausmann, Katzen-Café und Yakuza

 

Tatsu wird vom Nachbarschaftsverein gebeten, 500 Yen Gebühren einzutreiben. Seine Yakuza-Ausstrahlung ist da eindeutig von Vorteil. Allerdings jobbt er auch im Katzen-Café, das für seine Niedlichkeit bekannt ist. Haustiere spielen aber auch bei seinem Boss eine Rolle: Dessen Hundedame hat Geburtstag. Was ihr schenken? Gut, dass Tatsu nähen kann. Aber auch im Krankenhaus tut Tatsu Gutes – als Bösewicht verkleidet. Auf einem Camping-Ausflug liefert er sich ein Kochduell mit einem Rivalen. Aber auch der Haiku-Club und ein bekannter Clan, der ebenfalls lyrisch interessiert ist, liefern sich Duelle – in der Dichtkunst. Um seinen Bro zu finden, trotzt Tatsu sogar einem Taifun. Aber auch ein Hexenschuss stellt ihn vor Herausforderungen. Selbstgebranntes ist eigentlich illegal. Aber Tatsu kennt da so seine Schlupflöcher.

 

Allerlei Klischees durch den Kakao gezogen

 

Der 7. Band der Reihe spielt erneut mit Yakuza-Klischees und der Hausfrauenrolle, die der ehemalige Yakuza Tatsu als Hausmann einnimmt. Das generiert immer wieder Situationskomik, wenn diese beiden so unterschiedlichen Welten aufeinanderprallen, und garantiert, dass Rollenklischees, egal welcher Art, immer wieder durch den Kakao gezogen werden. Ist ein Mann weniger männlich, wenn er Hausarbeit verrichtet? Der Manga sagt eindeutig: Nein! Rollen werden neu definiert und der Manga regt durch seinen speziellen Humor zum Nachdenken an. Und Frau seufzt am Ende der Lektüre: Gäbe es doch nur mehr solcher echten Männer!

 

Weiterhin empfohlen!


Genre: Manga, Rollenklischees
Illustrated by Carlsen Manga!

LTB 558: Das Zeitportal

 

 

Kreuz und quer nicht nur durch die Zeitnews 558

„Das Zeitportal“: Beim Spielen finden Tick, Trick und Track eine seltsame Box, die sich nach mehreren Versuchen als Zeitportal herausstellt. Dieses will ein Spiel mit den Ducks spielen. Die Ducks machen gezwungenermaßen mit, denn es geht um nichts Geringeres als um die Rettung der Welt. Dafür erfindet Daniel Düsentrieb eine Zeitmaschine, damit Donald die von der Box geforderten Dinge einsammeln kann.

„Besondere Fundstücke“: Dussel hat eine auf den ersten Blick verrückte Geschäftsidee – aber sie funktioniert. Zumindest vorerst.

„Die Legende des ersten Phantomias (16) – Der Dieb und der Milliardär“:  Dankmar ist zwar genial, aber ein Lügner und Betrüger. Er hat sich bei Dagobert Duck eingeschmeichelt, um an dessen Rubin zu kommen. Deshalb hat er für ihn ein unüberwindbares Sicherheitssystem entwickelt. Aber Dankmars Bruder will auch ein Wörtchen mitreden. Er und Phantomias wollen dem Maulhelden eine Lektion erteilen.

„Zeitreisen ist relativ“: Auf einem bekannten Foto mit anderen Berühmtheiten ist Albert Einstein verschwunden. Micky vermutet, dass er gekidnappt wurde. Deshalb reist er mit Goofy in die Vergangenheit, um die Entführung zu vereiteln.

„Die Hexe aus dem All“: Gundel Gaukley will einen neuen Angriff auf Dagobert Ducks Geldspeicher starten. Dabei kommen ihr zwei Ufo-Forscher gelegen, die sie für ihre Pläne einspannt.

„Reale virtuelle Realität“: Die Drillinge Tick, Trick und Track geraten aus Versehen in ein virtuelles Spiel und müssen Aufgaben lösen, um wieder in die Realität zurückzufinden.

„Schweigen ist Gold“, gerade in einer Bibliothek. Aber selbst dort ist Daniel Düsentrieb nicht vor Störungen sicher.

„Das Verkaufstalent“: Dolly Duck soll für Dagobert Duck einen unrentablen Küchenroboter verkaufen. Mit viel Optimismus und unermüdlichen Einsatz gelingt ihr das Unmögliche: Sie bringt die Charge an die Käufer*innen. Aber damit tauchen neue Probleme auf.

„Die Heimwerkerprofis“: Eigentlich ist es nicht so schwer, einen Zaun zu reparieren. Es sei denn, man heißt Goofy. Da fällt sogar dem sonst so einfallsreichen Micky bald nichts Hilfreiches mehr ein.

„Klub gegen Klub“: Klaas Klever hat für den Milliardärsclub eine neue, extrem luxuriöse Bleibe gekauft und mit allen Schikanen renovieren lassen. Dabei gründet er auch gleich einen neuen Club und gräbt so dem alten die Mitglieder ab. Das will Dagobert Duck nicht auf sich sitzen lassen.

„Freund und Leid“: Daisy und Donald verbringen ihre Freizeit regelmäßig mit Freund*innen. Aber diese sind eher eine Last denn eine Bereicherung, v.a. für Donald. Eines Tages aber scheinen die beiden Glück zu haben: Die neuen Nachbarn erweisen sich als wahrer Traum – der allerdings schnell zum Alptraum wird.

Jubiläum für Daniel Düsentrieb

70 Jahre wird Daniel Düsentrieb dieses Jahr alt. Deshalb hat der Verlag zwei LTBs mit Daniel-Düsentrieb-Geschichten herausgegeben. Das vorliegende LTB ist eines davon, das andere habe ich hier schon rezensiert. 12 Geschichten bietet das vorliegende LTB rund um Daniel Düsentrieb. Aber nicht nur das Geburtstagskind hat hier seine Auftritte, sondern auch andere bekannte Protagonisten.

Da Düsentrieb v.a. für Technik steht, kommt in seinen Geschichten auch vorwiegend diese zum Tragen, aber auch die Naturwissenschaften und ihre Gesetze bzw. deren Aushebelung. Damit sind ein paar der Geschichten der Science-Fiction zuzuordnen, inklusive Themen wie Zeitreisen und virtuelle Realität – beliebte Sujets der SF. Auch die Probleme, die in der SF angesprochen werden, kommen hier zum Tragen: die Gefahr einer Veränderung der Zeit oder der Einbruch der virtuellen Realität in das normale Leben. Manche Geschichten warten auch mit weiteren hintersinnigen Gedanken auf, z.B. dass Geld nicht alles ist im Leben und andere Werte durchaus mehr zählen oder dass man sich seine Freund*innen sehr genau aussuchen und im Notfall auch Tacheles mit ihnen reden sollte.

Lustige, spannende Geschichten, oft mit mehr Tiefsinn, als der leichtfüßige Erzählstil es vermuten lassen würde. Aber: Es werden wieder einmal v.a. die männlichen Protagonisten in den Fokus gestellt, die weiblichen sind eher Beiwerk, das sich wenig zum Identifizieren für Leserinnen eignet. Einzig Dolly Duck bekommt neben Dussel eine Funktion als Protagonistin und einmal Daisy neben Donald. Das ist deutlich zu wenig.


Genre: Comic
Illustrated by Egmont Ehapa Media

Das hochsensible Kind

Abbildung von Aron | Das hochsensible Kind | 1. Auflage | 2008 | beck-shop.deHochsensitivität/Hochsensibilität – eine Bereicherung für die Gesellschaft

Im vorliegenden Buch behandelt Elaine N. Aron, Pionierin auf diesem Gebiet, das Thema Hochsensitivität/Hochsensibilität bei Kindern. Sie selbst ist ebenfalls hochsensibel und hat einen hochsensiblen Sohn. Das merkt man dem Buch an, denn die Autorin und Psychologin kann in ihre Erfahrungsschatzkiste greifen, Situationen realistisch darstellen, das Thema wissenschaftlich einordnen und Tipps geben, um hochsensible Kinder angemessen zu erziehen. Tipps gibt es reichlich, denn ihr ist es wichtig, dass die Vorzüge der Hochsensitivität/Hochsensibilität als das gewürdigt werden, was sie sind: eine Bereicherung der Gesellschaft und auch eine Bereicherung für den hochsensiblen Menschen (HSM) selbst. Natürlich hat dieser Wesenszug – und Aron betont, dass es einer ist und eben keine Krankheit! – seine Nachteile, die sie weder verschweigt, noch übermäßig auswalzt. Sie kennt die Nachteile und geht nicht nur in diesem Buch pragmatisch mit ihnen um.

Anbei einige Zitate aus dem Buch, um zu verstehen, wie HSM und HSK (hochsensible Kinder) ticken:

„Wie in diesem Buch erläutert, haben HSK die angeborene, im Nervensystem verankerte Disposition, selbst die unterschwelligen Aspekte einer Situation wahrzunehmen und diese Informationen auf einer tiefen Ebene zu verarbeiten, bevor sie eine Entscheidung treffen oder handeln. Infolgedessen sind HSK in der Regel hochgradig reflektierend, intuitiv und kreativ (fähig zu vernetztem Denken), gewissenhaft, um Fairness bemüht und empathisch. Sie haben ein ausgeprägtes Gespür für subtile Veränderungen, Details oder den „fehlenden Baustein“ in einem Mosaik. Diese temperamentbedingte Disposition bewirkt, dass sie sich leichter überfordert und verletzt fühlen, sowohl physisch als auch emotional; sie tau­en langsamer auf, finden schwerer Anschluss und sind im Unterricht bisweilen still und wortkarg.“

»Sensibel« heißt in diesem Fall nicht, dass jemand freundlich, empathisch, künstlerisch veranlagt oder besonders feinfühlig ist. Natürlich finden wir diese Qualitäten gern bei hochsensiblen Menschen, zumindest, wenn sie sich von ihrer besten Seite zeigen. Hinzu kommen Züge wie Gewissenhaftigkeit, eine Neigung zur Spiritualität, eine gute Intuition und viele andere Tugenden. Aber hochsensible Menschen haben auf derlei Eigenschaften kein Monopol, und wenn sie sich überfordert fühlen, dann sucht man diese Eigenschaften oft vergebens bei ihnen. Hochsensibilität ist ein neutraler Wesenszug, der sich am besten als eine von zwei grundlegenden Überlebensstrategien beschreiben lässt: die erste, die Hochsensibilität, impliziert, dass man beobachtet und überlegt, bevor man handelt; bei der zweiten Variante handelt man schnell und lässt es dafür auf mehrere Versuche ankommen. Es ist unschwer zu erkennen, dass jede dieser Strategien in einigen Situationen er­folgreich ist, in anderen nicht.“

An Lehrer*innen gewandt: „Helfen Sie Eltern und Kollegen zu erkennen, dass die genetisch bedingte Disposition von HSK nicht verändert werden kann, völlig normal ist (dieses Merkmal findet man in jeder Spezies, in prozentual gleicher Ausprägung) und ihre Vor- und Nachteile hat, je nach Situation. […] Verbessern Sie, was möglich ist, denn HSK dienen als „Frühwarnsystem“ und machen auf Missstände aufmerksam, die alle Schüler bis zu einem gewissen Grad beeinträchtigen.“

Hochsensibilität hat also nach Aron viel zu viele positive Seiten, um vorweg verurteilend als Defizit eingestuft zu werden. Wie oben erwähnt geht sie darauf ein, dass nicht nur Menschen hochsensibel sein können. Auch Tiere sind es und diese durch alle Gattungen hinweg mit einem Anteil von bis zu 20%. Aron weist darauf hin, dass hochsensible Menschen und Tiere entscheidend zum Überleben einer Gruppe beitragen – sie sind aufgrund ihres bis in alle Bereiche/Sinne gehende feine Gespür das Frühwarnsystem der Gruppe und überleben eher als solche, die es nicht haben. Hochsensible besitzen auch einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, Empathie, sind gute Zuhörer*innen, hochgradig (selbst-)reflektiert, intelligent und damit wie geschaffen für alle Berufe, in denen es um das Wohl der Gemeinschaft geht und um Systemen, die von Grund auf falsch sind, auf die Spur zu kommen, deren Schwächen zu beleuchten und ihnen entgegenzusteuern. So verwundert es nicht, dass HSM oftmals beratende Funktionen innehaben, Lehr- oder psychologische Berufe ausüben, da sie hochreflektiert und feinfühlig sind. Auch Künstler*innen sind oftmals hochsensibel, da Hochsensibilität einen Reichtum an Kreativität und eine kritische Innenschau mit sich bringt.

HSK bringen von Natur aus diese Eigenschaften ebenfalls mit und sind von Baby an hochsensibel. Deshalb reagieren sie etwas anders als normalsensible Kinder auf ihre Umwelt. Wenn Eltern wissen, wie HSK ticken, können sie besser auf sie eingehen – und genau das ist das Herzensanliegen von Aron, die nicht mit wissenschaftlichen Erkenntnissen und alltäglichen Situationen spart, um den Leser*innen die Hochsensibilität bei Kindern nahezubringen. Das tut sie sehr detailliert, was sehr hilfreich ist. Die Art und Weise, wie sie schreibt, könnte zwar für Nicht-Akademiker etwas anspruchsvoller sein, trotzdem ist ihr Schreibstil noch gut verständlich.

 

Für Hochsensible eine willkommene Art der Arbeit an sich selbst, für Eltern Hochsensibler eine kompetente Anleitung

 

Für mich persönlich war die Lektüre des Buches ebenfalls hilfreich. Ich habe zwar kein hochsensibles Kind, dafür war ich aber selbst ein HSK und bin ein HSM. Ich habe mich in vielem wiedererkannt und v.a. habe ich erkannt, wie man mit mir in meiner Jugend hätte hilfreich umgehen können, es aber nicht getan hat. Leider passiert das (zu) vielen hochsensiblen Menschen, weshalb sie erst einmal ihre Kindheitslasten aufarbeiten müssen, um sich zu befreien und ein besseres Leben führen zu können. Da aber HSM Reflexion im Blut liegt, fällt es ihnen nicht so schwer wie anderen, psychologisch an sich zu arbeiten. Allerdings wissen sie auch, dass es nicht leicht werden wird. Ich ebenso, weshalb das Durcharbeiten dieses und anderer Bücher über Hochsensibilität Arbeit an sich selbst ist und dementsprechend Arbeit mit Schmerzen an der eigenen Psyche. Es kann also emotional hoch hergehen, wenn man hochsensibel ist und erkennt, was man alles in seiner Kindheit nicht hatte, was aber einem das Leben sehr erleichtert hätte, wenn man es gehabt hätte. Ich spreche da von grundlegenden Dingen wie Einfühlungsvermögen für das eigene Kind, Selbstreflexion der Eltern, Verständnis, Rückhalt geben, sich für das Kind einsetzen – das und noch mehr hat mir gefehlt, ist aber fundamental gerade für das Erziehen von HSK. Wenn ich dann noch lese, dass Hochsensible, wenn sie ein gutes Umfeld haben und liebevoll aufgewachsen sind, überproportional gesund sind und zudem mit einem gesunden Selbstbewusstsein gesegnet, das zwar die eigenen Schwächen kennt, man aber gut mit ihnen umgehen und die Stärken selbstverständlich an sich schätzen kann, kommt in mir Wut auf Eltern und Gesellschaft hoch, die Hochsensible und ihre Gaben, die eigentlich die Welt ein gutes Stück besser machen würden, so verkennen und verachten.

Am Schreibstil Arons und ihren Anmerkungen merkt man, dass sie all diese Probleme kennt und einen Weg für sich und evtl. auch andere HSM gefunden hat, dem allen mit all seinen Stärken entgegenzutreten. Und das sind bei HSM und HSK nicht wenige. Aron hilft mit ihren Büchern, so auch mit diesem Buch, die Stärken der HSM und HSK zu erkennen, diese auch zu nutzen und sich von allen Vorurteilen der Gesellschaft zu befreien und diesen entgegenzutreten. Das ist ein großer Verdienst der Pionierin auf diesem Gebiet!

Einziger Wermutstropfen: Das Buch wie auch „Sind Sie hochsensibel?“ enthält viele Tippfehler, v.a. wird häufig Sie/sie oder Ihnen/ihnen verwechselt. Das ist wirklich auffällig und lässt mich vermuten, dass das Korrektorat die Unterscheidung anscheinend nicht beherrscht. Solche Sachen lassen bei pauschaler denkenden Leser*innen Zweifel an der Kompetenz der Autorin aufkommen, da Rechtschreibung bzw. deren Mangel schnell mit Kompetenzlosigkeit in anderen Gebieten gleichgesetzt wird. Das würde aber diesem sehr guten, informativen Buch nicht gerecht. Deshalb gehört es bzgl. der Tippfehler dringend überarbeitet.

Fazit

Hochsensible werden aufgrund ihrer hohen Sensitivität und Sensibilität oft abgewertet, haben aber sehr viele Stärken, die der Gesellschaft immer wieder zugutekommen. Aron als Pionierin auf diesem Gebiet (und selbst hochsensibel) gebührt der Verdienst, dass sie auf diesen besonderen Charakterzug hinweist, ihn wissenschaftlich einordnet und deren Stärken immer wieder heraushebt. Dabei vergisst sie aber auch die Schwächen nicht und gibt Tipps, wie man damit umgehen kann. Das tut sie auch in diesem Buch für Eltern hochsensibler Kinder. Sie erklärt ausführlich diesen Charakterzug und spart nicht mit hilfreichen Tipps und anschaulichen Alltagssituationen, um Eltern und ihren Kindern das Leben zu erleichtern. Empfohlen!


Genre: Hochsensibilität, Sachbuch
Illustrated by mvg Verlag

LTB 74 Enten-Edition: Ich erfinde alles!

news ente 74

Das Für und Wider von Erfindungen

„Aller Anfang macht erfinderisch“ zeigt die Anfänge Düsentriebs in der Erfinderschule, in der er auch aus dem großen Schatten eines berühmten Vorfahren heraustreten muss. „Ein wundersames Fluid“ ist letztlich nicht so wundersam wie Dagobert Duck es gerne hätte. „Frisch aus der Pfanne“ gestaltet sich für Daniel Düsentrieb gar nicht so einfach, denn an ihm ist kein Koch verloren gegangen. Also will er einen hypermodernen Grill erfinden, der todsicher leckere Sachen grillt. Aber manchmal ist mehr nicht besser. „Der Flug des Geldes“ zeigt, dass Geld manchmal auch ungewollt Flügel bekommt. Dagobert Duck muss das schmerzhaft erfahren und Daniel Düsentrieb ist an dieser Entwicklung nicht ganz unschuldig. „Das erschöpfte Ich“ demonstriert, dass auch Genies mal eine Pause brauchen. „Eine Idee schneller“ ist Klaas Klever, als er heimlich eine Erfindung Düsentriebs stiehlt.

10 Erstveröffentlichungen von insgesamt 17 Geschichten bietet der Band rund um Daniel Düsentrieb. Das ist eine gute Ausbeute an neuen Geschichten. Mein Sohn findet die Storys „gut und witzig gestaltet“. Zur Geschichte „Genie schläft nie“ meint er, dass deutlich gemacht wird, was passiert, wenn man die ganze Zeit nur am Arbeiten ist und keine Ruhe bekommt. Meine Ergänzung: Diese Story spiegelt sehr gut den Zustand der arbeitenden Bevölkerung wider, v.a. der Familien, die durch das Wirtschaftssystem, das keine Rücksicht auf Menschen nimmt, ständig am Limit sind. Zu „Flug des Geldes“, stellt mein Sohn eine Parallele zu den alten „Ducktales“ Folge 19 („Armstrong macht’s möglich“) und Folge 12 („Die Panzerknacker“) her und sagt, dass man mit manchen Sachen vorsichtig sein muss: Erfindungen können durchaus Schaden anrichten und sich gegen einen wenden. Meine Anmerkung: Moral und Gewissen sollten bei Neuerungen in der Wissenschaft und insgesamt im Leben immer treue Begleiter*innen sein, um vernünftige Entscheidungen zu fällen.

Dass Düsentrieb zwei eigene Bände gewidmet worden sind, findet mein Sohn „cool, denn Daniel Düsentrieb leistet ja schon so einiges“. „Aller Anfang macht erfinderisch“ zeigt den Erfolgsdruck, dem man in der Wissenschaft und im Ausbildungssystem ausgesetzt ist. Dieser ist aber durchaus Feind jeder Kreativität und des Selbstwertgefühls, wie an Düsentrieb und seiner Studienzeit dargestellt wird. „Ein wundersames Fluid“ zeigt anschaulich, was passiert, wenn man nicht ausreichend getestete Dinge freigibt. Wissenschaft und Wirtschaft müssen einhergehen mit moralisch-ethischer Verantwortung. „Der Ideenstau“ demonstriert eine Kreativitätsblockade, die Fortschritt verhindert. „Das erschöpfte Ich“ hält dem Wirtschaftssystem einen Spiegel vor: Es bringt nichts, Menschen in den Burnout zu treiben. Es zeigt aber auch, dass man sich achtsam um sich selbst kümmern muss und sich auch nicht selbst ausbeuten sollte. „Genialer Praktikant“ zeigt, wie zwei Genies miteinander arbeiten, deckt aber auch die Praktiken des skrupellosen Finanz- und Wirtschaftssystems auf – die sich durchaus auch gegen sich selbst wenden können und es auch tun. Man sieht an diesen Beispielen schon, dass die wie immer humorvollen und spannenden Geschichten auch hintergründig sein und zum Nachdenken anregen können.

Insgesamt also gelungen!


Genre: Comic
Illustrated by Egmont Ehapa Media

The Gender of Mona Lisa 3 und 4

Gefühlschaos

Hinase erholt sich von dem Autounfall, den sier gehabt hat. Dabei hat sier einen Traum, in dem Ritsu und Shiori die Geschlechter getauscht haben. Die Gefühle sowie der Traum verwirren Hinase, zumal beide Freund*innen im Traum nicht die Schwierigkeiten bzgl. der Geschlechterrollen haben, die ihnen jetzt zu schaffen machen. Hinase sieht beim Warten auf ein Date mit Ritsu diese versehentlich in Unterwäsche, was nicht unbedingt zur Klärung der Gefühle beiträgt, ebenso das Händchenhalten mit ihr. Auch mit Shiori ist die Sache nicht einfacher. Und Hinase will eigentlich gar kein Geschlecht annehmen müssen, weil sier mit sich auch so zufrieden ist.

Währenddessen findet Shiori heraus, dass es auch noch einen anderen genderlosen Menschen gibt, der ungefähr in Hinases Alter sein könnte. Er trifft sich mit dessen Freundin, um mehr über sien herauszufinden. Für Shiori und Ritsu stellt sich aber noch eine ganz andere Frage: Würde Ritsu Hinase immer noch lieben, wenn Hinase das gleiche Geschlecht wie sie annehmen würde? Oder würde Shiori Hinase als Mann und Boyfriend akzeptieren? Oder was wäre gewesen, hätte sich Ritsu für das Dasein als Junge entschieden und Hinase wäre ein Mädchen geworden? Und warum fühlt sich Hinase schlecht, weil Shiori sier anscheinend nicht mehr daten will?

Hinterfragen der Rollenklischees und Weitung des Blicks auf andere Lebensrealitäten

Die beiden Bände liefern viel Stoff zum Nachdenken über die Situation „Was wäre, wenn?“. Pubertierende sind sowieso schon körperlich und seelisch hormonbedingt und entwicklungstechnisch im gefühlsmäßigen und sonstigen Chaos, was hier noch weiter ausgeweitet wird durch das Hinterfragen der Geschlechterrollen und ob das Geschlecht überhaupt eine Rolle spielt, wenn man liebt. Die Alternative History beinhaltet also auch innerhalb ihrer Story durch Träume und Gedankenspiele eigene Alternative-Historys, die den Blick fast schon philosophisch weiten. Man bekommt als Leser*in eine Ahnung davon, wie sich z.B. Menschen fühlen müssen, die genetisch beide Geschlechter in sich tragen und in einer Gesellschaft aufwachsen, die mit streng definierten Rollenbildern strickt zwischen männlich und weiblich unterscheiden. Die Rollenklischees werden dementsprechend in dem Manga hinterfragt, was eine gute Sache ist, um Leid zu vermeiden und den Blick auf bessere Lebensbedingungen zu lenken. Denn die Welt ist schon von Natur aus auf Biodiversität ausgelegt und lässt sich nur bedingt in Schemata pressen – das widerspricht dem Überlebensprinzip der Natur, deren Erfolgsrezept Vielfalt und Komplexität ist.

Definitiv empfohlen, denn die Reihe regt vielfältig zum Nachdenken und Hinterfragen der eigenen Realität an!


Genre: Gender, Manga, Rollenklischees
Illustrated by Carlsen / Hayabusa

Love and Fortune 3

Akira Nitta: Love and Fortune 3, BuchEntscheidungen sind nicht immer leicht

Yumeaki hat Wako wieder verführt, um sie für sich zu gewinnen. Aber Wako kämpft immer noch mit ihren Gefühlen. Außerdem bemüht sie sich wieder mehr um Fu, um ihn nicht zu verlieren. Auch Fu will der Beziehung noch eine Chance geben. Allerdings hat er seit neuestem eine junge Kollegin, die deutliches Interesse an ihm zeigt. Es fällt ihm schwer, das zu ignorieren. Wako dagegen merkt immer mehr, dass sich Fu nicht ändert und sie nicht ständig direkt oder indirekt abgewertet werden will.

Der 3. Band beleuchtet wieder nachvollziehbar die Irrungen und Wirrungen von Wako, widmet diesmal aber auch Fu und seinen Gefühlen viel Raum. Dabei fühlt man als Leser*in sich fast mittendrin in all dem Gefühlschaos. Interessant: Normalerweise sagt das Klischee, dass der Mann die Frau betrügt. Hier ist es aber umgekehrt. Und es wird eine Lanze für den Mann gebrochen, der einer Versuchung trotz allem, was vorgefallen ist, widerstehen kann. Allerdings wird gerade auch in diesem Band klar, dass Frauen es nicht mögen, wenn sie nicht wertgeschätzt werden – es hat einen guten Grund, wenn sie den Mann betrügen. Empfohlen ab 16 Jahren.


Genre: Liebe, Manga
Illustrated by Carlsen / Hayabusa

Kochen und Backen mit Hafer – Glutenfrei und vegan schlemmen mit dem Powerkorn Hafer

Kochen und Backen mit HaferRundum gesunder Hafer

Hafer hat bei uns eine lange Tradition; schon die alten Germanen bauten ihn an. Hafer ist viel gesünder als Weizen und eine Hafer-Diätkur kann den Blutzuckerspiegel bei Diabetiker*innen senken. In dem vorliegenden Buch finden Diabetiker*innen Informationen für die Haferdiätkur, die die Blutzuckerspiegelwerte stabilisieren und die Insulinresistenz senken, sowie die Medikamentengabe reduzieren kann. Hafer ist glutenfrei, solange er nicht mit glutenhaltigen Produkten in Berührung kommt. Manche Patient*innen mit Zöliakie vertragen allerdings auch Hafer nicht. Die Rezepte aus dem Buch können mit denen aus dem ersten Buch der Autorin (Kochen und Backen mit Buchweizen) problemlos getauscht werden und umgekehrt. Die Fotos bilden reale Mahlzeiten ab, die die Autorin nach der Aufnahme gegessen hat.

Hafer enthält besonders viele Mineralstoffe, zudem viel Eisen, Magnesium und Mangan, B-Vitamine, ungesättigte Fettsäuren, Ballaststoffe und mehr Lysin- eine essentielle Aminosäure – als andere Getreidesorten. Hafer kann in der Küche u.a. zu Müsli oder Haferbrei verarbeitet werden. Das ganze gekochte Korn wird als Beilage oder für Aufläufe, Getreidesalate oder Gemüsefüllungen verwendet. Hafergrütze eignet sich ebenfalls als Beilage oder zu traditionellen Gerichten wie Grünkohl, sowie als Zutat für Desserts.

Hafer ist in jedem Alter gesund und bei Sportler*innen und Vegetarier*innen bliebt, weil es ein vielseitiges Powerkorn ist und sättigt, sowie gut verdaut werden kann. In der Schwangerschaft können die Schleimstoffe gegen Übelkeit helfen. Hafer hilft außerdem bei der Behandlung der Haut, bei Magen-Darm-Erkrankungen und kann Diabetes und Arteriosklerose vorbeugen. Hafer unterstützt auch bei der Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Er sorgt für gesundes Haar, feste Nägel, schöne Haut und ein starkes Nervensystem und fördert die Konzentration, baut Knochen, Bindegewebe und Zähne auf. Das Eisen aus dem Hafer wird vom Körper besonders gut verwertet. Beta-Glucan, das in den Randschichten des Haferkorns enthalten ist, ist ein Schleimstoff, der sich senkend auf den Cholesterin- und Glucosespiegel, sowie dadurch auf den Blutdruck auswirkt. Er ist besonders konzentriert in Haferkleie enthalten. Hafer kann die Zusammensetzung der Darmflora positiv beeinflussen und damit zu einer gesunden Darmflora beitragen. Bei Neurodermitis wirkt er entzündungshemmend und immunmodulierend. Er hilft auch bei anderen Hautkrankheiten, wie die Autorin ausführt.

Ein weiteres Kapitel bietet die Autorin auf ihrer Webseite an, welche man sich aber schon im Buch scannen kann.

Schmackhafte Rezepte

Nach dem recht ausführlichen, übersichtlichen und verständlichen Informationsteil, in dem man zudem Nährwerte des Hafers, Wissenswertes zur Botanik und der Geschichte des Hafers, sowie alles, was aus Hafer hergestellt wird und wie man sich im Alltag ohne großen Aufwand vegan und glutenfrei ernährt, erfahren kann, bietet die Autorin eine ausführlichen Rezepteteil. Dieser wird unterteilt in Backwaren, Frühstück und Snacks, Hauptgerichte, Süßes und Sonstiges (Herstellung von Hafermilch, Hafersahne, Haferwasser und Hafersauerteig). Die Gerichte sehen wie schon im ersten Buch appetitlich aus und sind es auch, jedenfalls die, die ich nachkochen konnte. Da Hafermehl ein wesentlicher Bestandteil vieler Gerichte ist und gerade wegen des Ukrainekrieges Mehlmangel herrscht, konnte ich die Gerichte mit Hafermehl bisher nicht ausprobieren. Das wird nachgeholt, sobald meine Einkaufsmöglichkeiten wieder Hafermehl führen. Die Zubereitung von Baguettes und Brot habe ich noch nicht wegen Zeitmangels ausprobiert. Ich greife da auf ein bewährtes Blitzrezept zurück, das mit so ziemlich jeder Mehlsorte funktioniert und innerhalb von etwas mehr als einer Stunde ein gutes, gesundes Brot liefert. Wer aber Zeit hat, sollte die Rezepte des vorliegenden Buches ruhig einmal ausprobieren; von den Zutaten her klingen sie schmackhaft und sind m.E. gut umsetzbar.

Das Buch bietet außerdem Quellennachweise und Infos zur Autorin.

Fazit

Übersichtliche Infos und Rezepte rund um das vielseitige und gesunde Traditionskorn Hafer, mit welchem man sich im Alltag ohne große Probleme vegan und glutenfrei ernähren kann. Die Autorin plant in dieser Reihe noch weitere Bücher.


Genre: Hafer, Koch- und Backbuch
Illustrated by Books on Demand

She likes Gay Boys but not me 2 und 3

She likes gay boys but not me 3 - Naoto Asahara, Akira Hirahara

Konformität versus Individualität

Jun wird gegen seinen Willen geoutet und hat anschließend einen schweren Stand in der Klasse. Auch seine Freundin Sae kämpft mit der Situation. Aber als sie vor ihren Schulkameraden eine Rede hält, outet sie sich als Fan von BL-Manga und steht für sich und Jun, sowie für alle, die anders sind, ein. Jun kommt daraufhin eine Weile nicht mehr in die Schule. Er erfährt schließlich, dass die anderen in der Klasse mit den Lehrer*innen über Homosexualität gesprochen haben und sie scheinbar tolerant sind. Aber Jun merkt an kleinen Details, wie es um diese Toleranz tatsächlich bestellt ist – da ist noch viel Luft nach oben. Da ist ihm eine ehrliche, wenn auch unangenehme Meinung wie die von Yusuke lieber, denn mit Ehrlichkeit kann man besser umgehen als mit Scheinheiligkeit, zumal dieser Austausch der Meinungen langfristig mehr Verständnis füreinander bewirkt. Außerdem will Jun den Selbstmord seines Internetfreundes „Mr. Fahrenheit“ aufarbeiten und fährt deshalb mit Sae zu dessen Wohnort. Als er die Familie des Toten kennenlernt, weiß er, warum der Junge sich umgebracht hat. Außerdem will er für sich und seinen toten Freund herausfinden, warum Gott Homosexuelle geschaffen hat, wenn sie vordergründig keinen Nutzen für die Fortpflanzung bringen.

Auch seine Beziehung zu seinem deutlich älteren Lover stellt Jun infrage. Er erkundet, wie dieser die Beziehung zwischen ihnen sieht und erkennt, dass es keine Zukunft für sie gibt, weil der ältere Mann nicht zu seiner Homosexualität steht und Teil der Gesellschaft bleiben will. Und immer wieder fragt sich Jun, was Liebe eigentlich bedeutet, denn er liebt Sae sehr, aber nicht auf sexuelle Art. Sae hilft ihm und sich selbst, indem auch sie über verschiedene Dinge reflektiert und ihre Gedanken mit ihm teilt. Dabei erfährt Jun, dass Mädchen bzgl. Homosexualität aufgeschlossener sind als Jungen. Jun wird immer verirrter von all den Problemen und unternimmt einen Selbstmordversuch, der aber scheitert. Danach ordnet er sein Leben neu.

Selbstfindung unter besonderen Umständen

Die in sich abgeschlossene dreiteilige Reihe beleuchtet tiefsinnig die Probleme, die Menschen haben, wenn sie anders sind. Dabei bietet der Manga immer mehrere Sichtweisen an, betrachtet diese von allen Seiten, indem die Protagonist*innen für ihre Sichtweisen sprechen und sich dabei weiterentwickeln. Bewertet werden sie nicht, höchstens von den Protagonist*innen selbst, die ihre Gedanken und die der anderen im Herzen bewegen und schließlich ihre eigenen Schlüsse ziehen. Damit bietet die Reihe auch Problemlösungsstrategien an und spielt diese durch. Psychologie und Philosophie spielen in dem Manga eine große Rolle und verbinden sich mit den Irrungen und Wirrungen von Pubertierenden, die es so schon schwer haben und erst recht, wenn sie auf irgendeine Weise anders sind.

Auch der Avatarname „Mr. Fahrenheit“ passt in dieses Thema der Andersartigkeit, denn der Junge, der sich so nennt, ist anders, intelligent und gebildet, was die Protagonisten im Buch „Fahrenheit 451“ nicht sein dürfen – selbstständiges Denken, das meist durch die Lektüre von Büchern gefördert wird, gilt als gefährlich. Sich zu outen gilt als gefährlich. Das zieht oft genug den gesellschaftlichen Tod nach sich. Und diesen erfährt Jun, wenn auch in abgemilderter Form, weil er Sae und seinen besten Freund und sogar Yusuke um sich hat, die ihm auf ihre Weise helfen.  „Mr. Fahrenheit“, überraschenderweise jünger als Jun, hatte diese Hilfe nicht, weshalb ihm aus seiner Sicht nur der Freitod blieb.

Fazit

Andersartigkeit, Homosexualität, Sterben und Tod, Liebe und Liebeskummer sind die Hauptthemen dieser sehr guten Reihe, die diese tiefsinnig und intelligent beleuchtet und zu denen verschiedene Sichtweisen angeboten werden. Empfohlen.


Genre: Anderssein, Homosexualität, Manga, Selbstfindung, Selbstmord, Trauer
Illustrated by Carlsen / Hayabusa

LTB Spezial 105: Am Hofe

news ltb spezial 105

Illustre Adelsgesellschaft…

„Der Graf von Quackham“: Auf Quackham Manor, einem idyllischen englischen Landsitz, kümmert sich Sir Dagobert um das Vermögen seines Schwagers Graf Basil Quackley, der seit rund 30 Jahren verschollen ist. Abgesehen vom Geiz des Sir Dagobert geht es allen dort Lebenden gut. Aber eines Tages findet sich ein legitimer Erbe des Grafen – ein amerikanischer Bürgerlicher mit Namen Donald Duck. Sir Dagobert ist geschockt, seine Nichte Daisy dagegen begeistert. Auch das Personal kann Donald durch seine offene und liebenswürdige Art für sich gewinnen. Allerdings gibt es auch viele Geheimnisse in Quackham Manor, die nicht ans Licht dringen dürfen: Das Personal übt heimlich für eine Theateraufführung und Daisy darf sich nicht bei ihrer Geschäftsfrauentätigkeit erwischen lassen – Frauen haben kein Recht auf Männerarbeit. Außerdem gibt es da noch einen seltsamen Landstreicher, der Kost und Logie in Quackham Manor gefunden hat. Und Claas Clever will Sir Dagobert wieder einmal ein lukratives Geschäft streitig machen.

„Daisy von Duckenburg“: Dienstmagd Daisy bittet Graf Donald von Undzu nach Hause zurückzukehren, um seiner betagten Tante Gesellschaft zu leisten. Graf Donald kommt der Bitte nach, soll aber noch einen Brief von Konsul Knauserle an Hauptmann Hallodrius übergeben. Was Donald nicht weiß: Dieser Brief hat es in sich, benennt er doch alle Verschwörer gegen den König. Damit heften sich sofort allerhand Gegner auf seine Fersen, um ihm den Brief wieder abzujagen. Dabei kommt es zu allerlei Verwicklungen und einer spontanen Liebe zu Daisy – von der Graf Donald nicht weiß, dass sie keine Adlige ist.

„Kampf um die Krone“: Dagobert Duck erfährt, dass sich sein Erzrivale Klaas Klever einen Adelstitel erkauft hat. Das lässt Dagoberts Ansehen im Milliardärsklub auf einen Schlag sinken. Dann aber kommt er überraschenderweise in den Besitz eines Adelstitels und einer Diamantenmine. Allerdings ist nicht alles Gold, was glänzt…

„Seiner Majestät neuer Hut“: Die drei Musketier-Anwärter Goofos Goofamis, Micky de Mausignan und Rudios Lecheval haben sich ihre Aufgaben als Anwärter spannender vorgestellt als nur den Vorkoster, Hundesitter und Golfjunge zu mimen. Also beschließen sie, Schurken auf frischer Tat zu ertappen. Leider erwischen sie die falschen, sodass die echten Schurken mit der neuesten Hutkreation für den König entkommen können. Die drei Mausketiere beschließen, den Fehler wiedergutzumachen und heften sich den Dieben an die Fersen.

„Der aristokratische Rivale“ (deutsche Erstveröffentlichung): Onkel Dagobert will mit einem Aristokraten lukrative Geschäfte machen. Dabei erhält Donald nicht nur einen neuen Rivalen um Daisys Gunst, Phantomias kommt außerdem unsauberen, adligen Praktiken auf die Spur.

… alles andere als fehlerfrei

9 Geschichten weist das 512 Seiten starke LTB-Spezial auf. Davon sind zwei als Fortsetzungen konzipiert, die aber im Band ihr Happy End (?) finden. Die Episoden rund um „Graf von Quackham“ kommen als deutsche Erstveröffentlichung daher; die Episoden von „Daisy von Duckenburg“ wurden überarbeitet. Zudem beinhaltet der Band die beiden ersten Episoden der Mausketiere. Recht, Gerechtigkeit (was nicht immer das Gleiche ist), Demokratie, ungerechte Hierarchie, Frauenrechte und immer wieder der Kampf um eine bessere Welt zeichnen diesen Band aus. Frauenrechte und selbstbestimmte Frauen in Männergesellschaften kommen in mehreren Geschichten vor („Die Wirtin von Venedig“, „Daisy von Duckenburg“, „Der Graf von Quackham“) und im Gegensatz zu den Episoden rund um die Musketiere spielen sie keine nachgeordnete, sondern eine gleichberechtigte Rolle als Hauptfiguren. Zudem wird das asymmetrische Verhältnis zwischen Volk und Adel angesprochen und kritisch, aber auch humorvoll beleuchtet. Ebenso wird spannend und humorvoll, dabei aber auch kritisch der Adel als ebenso im Guten wie im Bösen menschlich dargestellt. „Rummel in Rolabola“ zeigt auf, dass ein despotischer Herrscher zwar ein Land erobern kann – aber ob er es auch hält, ist die ganz andere Frage. Der genetisch verankerte Sinn für Gerechtigkeit bricht immer wieder hervor und verteidigt demokratische Grundwerte. Damit hat die Geschichte auch einen aktuellen Bezug zu den diversen despotisch regierten Regionen der realen Welt und aktuell zum Ukraine-Krieg.

Empfohlen.


Genre: Comic
Illustrated by Egmont Ehapa

Die besten Ideen von einem Blech

Alles auf einem Blech

Es hat Vorteile, wenn Gerichte auf einem Blech gemacht werden, und die hebt das vorliegende Buch hervor: Man muss nicht mit vielen verschiedenen Töpfen und Pfannen hantieren. Aufwand und Abwasch halten sich in Grenzen. Wenn das Gericht im Ofen ist, kann man auch etwas anderes machen. Das zahlt sich z.B. bei Partys aus. Alles ist gut vorzubereiten, gart gleichmäßig und liegt so dicht beieinander, dass die Aromen sich gut durchdringen können. Die Bleche lassen sich gut reinigen.

Das Buch geht außerdem auf die verschiedenen Betriebsarten von Backöfen und deren Vor- und Nachteile ein. Ebenso ist Backblech nicht gleich Backblech – auch da gibt es Unterschiede, was bei den Gerichten beachtet werden sollte, wie z.B. bei Fettpfannen und verstellbaren Blechen.

Auf den Blechen kann man alles Mögliche zubereiten, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Der Star ist allerdings das Gemüse, das nach Geschmack gewürzt, mit Öl vermengt und mit verschiedenen Käsesorten verfeinert werden kann. Es bildet im Backofen feine Röstaromen. Aber auch Fleisch am Knochen (so bleibt es saftig), ganzer Fisch und sogar Obst und Desserts lassen sich gut im Backofen zubereiten.

Meist ansprechende Rezepte

Dementsprechend sind die Rezepte gestaltet. Die meisten habe ich ausprobiert und sie schmecken sowohl mir als auch meinem Kind sehr gut. Einzig die Rezepte, die mir schon auf dem Foto recht trocken erschienen sind, habe ich ausgelassen. Das Gericht auf dem Cover z.B. finde ich aus mehreren Gründen nicht wirklich ansprechend, weil es zum einen ganze, ungeschälte Knoblauchknollen enthält (lieber geschält und geschnitten), Tomaten mit Rispen (die von den heißen Tomaten abzuklauben ist nicht mein Ding) und es mir, wie schon erwähnt, zu trocken erscheint.

Die Gerichte sind sehr übersichtlich gestaltet und mit großen Fotos bebildert. Es sind meist wenige Zutaten und überschaubare Zubereitungsschritte nötig, um das Gericht zuzubereiten. Es kostet damit tatsächlich relativ wenig Zeit. Das Argument, dass man zwischenzeitlich etwas anderes machen kann, stimmt zwar, aber weil das Backen doch meist noch einige Zeit in Anspruch nimmt, eignen sich Backofenrezepte eher weniger, wenn es mal schnell gehen muss.

Unterteilt werden die Rezepte ganz klassisch in Hauptgerichte, Snacks und Beilagen, Desserts und süßes Gebäck. Insgesamt sind sie fleisch- und fischlastig mit Gemüsebeilage; es gibt aber auch ein paar vegetarische Varianten, v.a. bei den Snacks und Beilagen, die z.T. aber auch als Hautgerichte durchgehen würden. Ein Rezeptregister rundet das Buch ab.

Fazit

Schmackhafte, übersichtlich gestaltete Rezepte süß und herzhaft für Fans der Backofengerichte. Manche Gerichte sind aber Geschmackssache, da sie schon auf dem Foto etwas trocken aussehen.


Genre: Koch- und Backbuch
Illustrated by Weltbild

LTB Spezial 104: Nachts in Entenhausen

Vielfältige nächtliche Aktivitäten

Zwischen „Schein und Schimären“ und der Realität muss Phantomias unterscheiden, denn der Schein trügt im Fall der Panzerknacker, die wieder eine neue Niederträchtigkeit ausgeheckt haben, um an Onkel Dagoberts Geld zu kommen.

„Eine unruhige Nacht“ verbringt nicht nur der schlaflose Donald, sondern auch ganz Entenhausen, weil Donald nächtens Hilfe sucht.

„Unliebsame Verpflichtungen“ müssen Micky und Kommissar Hunter eingehen, um den lieben Frieden innerhalb der Liebes- und Freundesbeziehungen zu wahren.

Ein „Besuch zur Geisterstunde“ lässt Donald an seinem Verstand zweifeln.

„Die lange Nacht der Follower“ ist ein Resultat des sinkenden Ruhmes von Phantomias. Der muss sich dringend überlegen, wie er seinen Ruf wieder aufpoliert. Das funktioniert aber völlig anders als geplant.

Die „gesunde Sorge“ um seine „kläglichen Ersparnisse“ bringt Onkel Dagobert um seinen Nachtschlaf. Damit es wieder heißt „Schlaf gut, Onkel Dagobert!“, muss sich seine Familie etwas einfallen lassen.

 

Positives und Negatives

11 deutsche Erstveröffentlichungen von insgesamt 27 Geschichten und satte 512 Seiten bietet dieser Band an Geschichten rund um den (Nicht-)Schlaf und anderen vielfältigen gewollten und ungewollten nächtlichen Aktivitäten. Ich persönlich hätte mir zwar mehr Erstveröffentlichungen gewünscht, dafür hatte dieser Band aber eine angenehme Nebenwirkung auf Schlafgestörte wie mich: Das ständige Mantra der „Gute-Nacht-Geschichten“ mit all den Schlüsselwörtern wie „Schlaf“, „Nacht“ und den dunkelblau gehaltenen Hintergrundfarben wirkte tatsächlich schlaffördernd.

„Spannend, gut, cool“ findet mein Sohn den Band. Er findet es auch positiv, dass viele Geschichten nicht nur nachts spielen, sondern auch Episoden am Tag haben – das ist abwechslungsreicher.

Neue Perspektiven, Korrekturen von Fehleinschätzungen und Freundschaften können sich durchaus und vielleicht gerade zu ungewohnten Zeiten außerhalb der Komfortzone ergeben, wie mehrere Geschichten schön veranschaulichen („Im Namen des Mondes“, „Die richtige Richtung“, „Nacht der tollen Träume“). Aber auch Anspielungen werden verarbeitet und zu neuen Geschichten umgeformt, z.B. das Märchen „Dornröschen“ in „Gefangen im Dornröschenzauber“ und „Die Nacht des Werwolfes“. „Schlaflos in Entenhausen“ verdeutlicht humorvoll, aber auch hintersinnig, was passiert, wenn eine ganze Gesellschaft unter Schlafstörungen leidet – Deutschlands Realität mit Dauerstress und damit verbundener Dauerschlaflosigkeit lässt grüßen!

Das Cover soll mit Fluoreszenz wohl cool wirken, aber mit einem verschreckten Onkel Dagobert und den fies grinsenden Panzerknackern wirkt es eher beunruhigend und triggert möglicherweise Schlafgestörte. Es passt zwar zu manchen Geschichten, aber eben nicht zu allen, und vermittelt damit eher das Bild, dass es im Band um unruhige Nächte mit den Panzerknackern geht. Wie gesagt, das trifft bei manchen Geschichten durchaus zu, aber eben nicht bei allen. Die Bandbreite der nächtlichen Aktivitäten in diesem Band ist weitaus größer als das Cover es vermuten lässt.

Schade auch, dass Frauen wieder einmal nur marginal vorkommen. Es wird durchgehend aus männlicher Perspektive erzählt, was besonders gut (aber nicht nur) in der Geschichte „Unliebsame Verpflichtungen“ zu sehen ist.


Genre: Comic
Illustrated by Egmont Ehapa

Ran und die graue Welt 1

Bild 1 - Aki Irie ~ Ran und die graue Welt 1 9783551023636Bunte Welt der Zauberei

Ran ist ein etwa 10-jähriges Mädchen, das in ihrer Wildheit und Willensstärke ihresgleichen sucht. Als erklärter Liebling ihrer mächtigen Mutter ist sie das Sorgenkind ihres Vaters und ihres großen Bruders. Letzterer muss sich immer auf die Suche nach dem Kind machen, wenn es mal wieder ausgebüxt ist. Als wäre das noch nicht alles, soll die Familie ein Geheimnis wahren: Alle Familienmitglieder können zaubern. Die Männer der Familie halten sich an das Gebot der Unauffälligkeit, aber Ran und ihre Mutter gehen nur nach ihrem eigenen Kopf. So artet der eher seltene Besuch der vielbeschäftigten Frau Mama in schieres Chaos aus, wenn ihre Zauberkraft mal wieder übersprudelt. Aber auch Ran gerät in verzwickte Situationen: Wenn sie ihre zu groß geratenen Schuhe anzieht, verwandelt sie sich in eine hübsche, junge Frau – bleibt aber im Geiste ein Kind. Das zieht ungewollte männliche Aufmerksamkeit auf sich.

Rollenklischees auf den Kopf gestellt

Die bunte Welt der Zauberei trifft – oder besser kollidiert – mit der grauen Welt der „normalen“ Menschen. Aus dieser Kollision bezieht die Reihe ihre Spannung und ihre Situationskomik.

Ein eher ungutes Gefühl kommt auf, wenn Ran als erwachsene Frau mit kindlichem Gemüt auf Männer trifft: der Lolita-Komplex lässt grüßen und beschert gerade Leserinnen Stirnrunzeln und den Wunsch, Ran aus diesen Situationen so schnell wie möglich rauszuholen, um sie vor der sexuellen Aufmerksamkeit der Männer zu schützen. Das könnte evtl. Menschen mit Missbrauchserfahrungen triggern.

Ansonsten ist das Männer- und Frauenbild eher nicht „regelkonform“, sondern wie die Zauberei bunt: Die Mutter ist die Matriarchin der Familie, die in ihrem Beruf sehr erfolgreich agiert, sich zuhause aber wie ein weiteres Kind aufführt und damit die erwachsenen Mitglieder der Familie in den Wahnsinn treibt. Dieses Schema kennt man sonst eher von Männern.

Ran und ihre Mutter sind sehr willensstark und lassen sich nicht von ihren Vorhaben abhalten. Ran als Kind ähnelt dementsprechend vom Äußeren her mehr einem verschrammten Jungen als einem dem Rollenklischee entsprechenden Mädchen. Das bringt den beiden aber auch alle Freiheit, Selbstwirksamkeit, Selbstbewusstsein und Selbstwert, den sie für ihre eigene gesunde Entwicklung brauchen. Rans Mutter ist für ihre Tochter eindeutig ein Vorbild. Allerdings bringt die Charakterstärke gerade Ran in Schwierigkeiten, da sie noch nicht gelernt hat, wann ihre Willensstärke in Sturheit umschlägt und ihr dann eher schadet als nützt.

V.a. der Bruder – vom Körperbau ein Musterbeispiel an Männlichkeit – hat in der Familie die Rolle der vernünftigen und vorausblickenden Frau übernommen und kümmert sich rührend um seine kleine Schwester. Er übernimmt auch andere “frauentypische” Tätigkeiten wie Kochen, ohne dass ihn das in seiner Männlichkeit beeinträchtigt. Der Vater spielt keine wirklich tragende Rolle im Familiensystem. Er ist halt da und macht sich Sorgen um Ran. Wenn er eine Rolle hat, dann die des Vermittlers innerhalb der Familie, was sonst auch eher eine rollenklischeetypische Frauenaufgabe ist. Schön an diesem Manga ist, dass all dies sehr natürlich rüberkommt: Die Frauen sind weiterhin in ihrer eigenen Art weiblich und die Männer männlich. Rans selbstbewusster Mutter kommt zudem die Aufgabe einer Fruchtbarkeit spendenden Schöpferin zu – das erinnert an frühere weiblich-mächtige Göttinnen.

Empfohlen! Für Fantasy-Fans.


Genre: Fantasy, Manga
Illustrated by Carlsen Manga!

Dunbridge Academy – Anywhere

Dunbridge Academy - Anywhere - Sarah Sprinz - PBNeuanfang in Schottland

Die deutsche Gymnasiastin Emma hat sich entschieden, als Austauschschülerin für ein Jahr nach Schottland auf die Dunbridge Academy zu gehen. Ihre vielbeschäftigte Mutter freut sich, denn sie war ebenfalls Schülerin des renommierten Internats, das für eine gute Zukunft seiner Schüler*innen steht. Aber Emma geht nicht nur aus Bildungsgründen nach England – sie will ihren verschollenen Vater finden, der die Familie vor einigen Jahren verlassen hat, und ihm einige für sie wichtige Fragen stellen. Da ihr Vater ebenfalls die DA besucht hatte, erhofft sie sich Hinweise vor Ort, um ihn suchen zu können.

Womit sie nicht gerechnet hat: Sie entwickelt Gefühle für ihren Mitschüler Henry. Aber Henry ist schon vergeben und scheint mit seiner Freundin Grace ein perfektes Paar zu bilden. Aber dieser Schein trügt, denn Grace vergöttert zwar ihren Freund, aber Henry hat sich innerlich schon von ihr entfernt. Um alles noch komplizierter zu machen, scheint ein griesgrämiger Lehrer Emma vom ersten Tag an auf dem Kieker zu haben. Aber er könnte auch etwas mit der Vergangenheit ihrer Eltern zu tun haben. Emma beschließt, diese wenn auch schwierige Chance zu nutzen, um ihren Vater zu finden.

Wirklich schwierig wird es für Emma, Henry und ihre Freund*innen, als Henrys Schwester stirbt. Henry fällt in tiefe Depressionen, die ihn zu verschlingen drohen.

Ernste Themen in „trivialem“ Gewand

Der in sich abgeschlossene Band (er behandelt vordergründig die romantische Beziehung zwischen Emma und Henry) ist Teil einer Reihe. Als Extra ist eine Karte der DA beigelegt. Eigentlich zur Belletristik und eher zur Trivialliteratur zählend, ist allerdings nur die Rahmenhandlung „trivial“, weil sie eine romantische Beziehung behandelt. In diese eingebettet sind erste Themen: Tod, Trauer, Trauerbewältigung, Verlust, Substanzmissbrauch und Abhängigkeit, die plausibel entfaltet werden, auch wenn man stellenweise den Eindruck hat, dass die Teenager zu erwachsen handeln.

Ebenso wird das Thema alleinerziehende Familien und deren Konsequenzen angesprochen: der Verlust, den die Kinder verarbeiten müssen, der fehlende Vater, die immerzu beschäftigte Mutter, das frühe Aufsichalleingestelltsein, die schmerzlichen vielfältigen Gefühle der Kinder. All dies wird am Beispiel von Emma thematisiert, die versucht, ihre schmerzliche Vergangenheit aufzuarbeiten, indem sie ihren Vater, und damit Antworten, sucht. Der Wert von Freundschaften vor allem in schwierigen Zeiten wird ebenfalls thematisiert.

Insgesamt hat dieser Roman Züge eines Entwicklungsromans: Die Heldin (aber auch die Freund*innen) ziehen aus, um erwachsen zu werden / sich weiterzuentwickeln, und müssen auf ihrem Weg Schwierigkeiten meistern. Die Teenagerzeit hält viele Herausforderungen bereit, die ebenfalls zu diesem Weg zählen und im Roman angesprochen werden. Dass all dies nicht ohne Irrungen und Wirrungen, Fehler und Stolperfallen abgehen kann, zeigt der Roman immer wieder – das macht ihn für die junge Leserschaft plausibel und nachvollziehbar. Sie können sich wahrscheinlich gut mit den Held*innen identifizieren. Lösungen werden ebenfalls geboten, auch wenn die ein oder andere Lösung im ersten Moment nicht im Sinne der Held*innen ist.

Allerdings frage ich mich, warum die Haupthandlung meist im (englischsprachigen) Ausland stattfinden muss – in Deutschland würden sich die Themen doch ebenfalls gut umsetzen lassen. Die Anlehnung an englisch- bzw. amerikanischsprachige Kultur soll wohl Verkaufsargumenten dienen. Was schade wäre.

Insgesamt empfohlen.


Genre: Jugendroman, Tod, Trauer, Verlust
Illustrated by LYX

The Gender of Mona Lisa 2

The Gender of Mona Lisa 2Einfach nur ich selbst sein…

Hinase ist verwirrt von all den Gefühlen, die auf sier einprasseln. Shiori und Ritsu haben Hinase ihre Liebe gestanden und Hinase bemerkt an sich selbst sieren Reaktionen, dass sier die beiden ebenfalls nicht gleichgültig sind. Allerdings kann sier diese Gefühle nicht einordnen und fragt sowohl Ritsu als auch Shiori, was denn der Unterschied zwischen der einen und der anderen Liebe ist. Und eigentlich wünscht sich Hinase nichts sehnlicher, als dass alles so bleibt wie es ist – und dass v.a. sier so bleiben darf, wie sier ist! Währenddessen sucht Hinases Arzt verzweifelt nach einer Möglichkeit, die es erlaubt, dass Geschlechtslose das 20. Lebensjahr überleben, denn bisher sind alle, die sich noch nicht für ein Geschlecht entschieden hatten, spätestens zu diesem Zeitpunkt gestorben. Die Todesursache könnte einen Hinweis geben: Alle sind an einem Unfall, durch Mord, Krankheit, Erschöpfung oder Selbstmord gestorben. Auch Hinase erleidet einen Unfall, bei dem nicht klar ist, ob sier ihn überlebt…

Ungesunder Gesellschaftsdruck – es gibt hier nur ein „entweder – oder“, kein „sowohl – als auch“

In einer Welt, in der die Kinder bis zum 12. Lebensjahr keinem Geschlecht zugeordnet werden, weil sie biologisch noch keines besitzen, wächst allerdings der Druck, sich zu entscheiden, je älter sie werden. Hinase spürt diesen Druck, will aber, dass alles so bleibt, wie es ist, weil sier sich damit wohlfühlt. Nur der Druck behagt siem nicht. Er führt zu ungewolltem Entscheidungsdruck und verwirrten Gefühlen, die gefährlich für die Geschlechtslosen werden, da sie völlig aus dem Gleichgewicht geraten.

Das erinnert an die Erzählungen von intersexuellen Menschen, die vielfältig darunter leiden, dass die Gesellschaft erstmal nur zwischen weiblich und männlich unterscheidet. Das fängt mit ungewollten geschlechtsangleichenden OPs in der Säuglingszeit an und endet mit der ständigen Konfrontation mit den sowieso schon ungesunden Rollenklischees, der Wahl der öffentlichen Toiletten und dem Gang zu Behörden. Geschlechtsneutralität bzw. freie Entfaltung der eigenen Sexualität und Geschlechtsidentität ist bis hin zum Spielzeug nicht vorgesehen.

Die Rollenklischees sind auch in diesem Manga eindeutig, nachdem sich die Kinder für ein Geschlecht entschieden haben: Mädchen sind in der Tendenz (es gibt auch Ausnahmen) klein und niedlich und achten sehr auf ihr Äußeres. Die Jungen sind groß, stark und sportlich. Es steht im Raum, ob auch diese enge Zuweisung Hinase wünschen lässt, dass sich an der eigenen Geschlechtsneutralität nichts ändert. Zudem hat sier so die Möglichkeit, beide Freund*innen zu lieben und muss sich auch hier nicht zwischen einer/einem von ihnen entscheiden.

Der Druck auf Hinase wird dadurch verstärkt, dass sich beide Freund*innen nicht vorstellen können, dass Hinase geschlechtslos bleibt. Sie wollen – heterosexuell konform – dass Hinase zum eigenen (heterosexuellen) Geschlecht passend entweder ein Junge oder ein Mädchen wird. Leser*innen ahnen schon, worauf das hinausläuft: Geschlechtslose sterben letztendlich wegen des gesellschaftlichen Normdrucks. Das erinnert auch an Transsexuelle, die zu ca. 50% Selbstmord begehen, weil sie in Gesellschaftsnormen gepresst werden sollen. Die, die so anerkannt werden, wie sie sind, überleben. Das sollte ernsthaft zu denken geben, auch und gerade wegen der (auch im Grundgesetz verankerten) Menschenwürde!

Ein nicht unwichtiges Detail findet sich in der Namensgebung der Charaktere: Yoshimura hat sehr darauf geachtet, japanische Namen zu finden, die beiden Geschlechtern gerecht werden.

Die Anspielung auf den namensgebenden Titel „Mona Lisa“ wird in einem Zusatzmanga besonders deutlich: Ritsu und Shiori unterhalten sich über Hinases verhaltene Gefühlsäußerungen, die beide an siem so anziehend und faszinierend finden. Diese gleichen dem feinen, aber ausdrucksstarken Lächeln der Mona Lisa.

Mit Bonusmangas.

Sehr empfohlen!


Genre: Manga, sexuelle Identität
Illustrated by Carlsen / Hayabusa

LTB Sonderband „Frohe Ostern“ 14

news ostern 14

„Was hat der Osterhase denn da ins Nest gelegt?“

… fragt das Ostern-LTB ganz neugierig auf der Rückseite des Comics. Nun, das sind u.a. rosarote Riesenhasen, die Kommissar Hunter bloß für einen April-Scherz hält – bis deren explosive Möhren ihn eines Besseren belehren. Als vermeintlicher Aprilscherz kommt aber auch die „Seltsame Botanik“ daher, mit der sich Entenhausen urplötzlich konfrontiert sieht. Dem fleischfressenden Gewächs kommt nur ein Vegetarier bei. Als „Kuckucks“-Ei ins falsche Nest gelegt empfindet sich Vogelkundler Dussel, wenn er merkt, dass Theorien nicht unbedingt der Praxis entsprechen. Schon gar nicht, wenn sein Vetter Donald in selbige unbemerkterweise involviert ist. Ganz andere Probleme haben Mickys Neffen, als sie bemerken, dass sie den falschen Rucksack für ihre Jugendfreizeit eingepackt haben – Gammas außerirdische Habseligkeiten entsprechen nicht unbedingt denen eines irdischen Campings. Auf die Suche begibt sich auch Donald mit seiner Herzensdame Daisy nach einem schönen, romantischen Plätzchen. Und damit ja nichts schiefgeht, soll ein Navi helfen. Aber kann man der Technik immer trauen? Aus dem Ei gepellt haben will Supergoof seine Überraschung. Nur leider hat sein Überraschungs-Ei etwas dagegen, seine Geheimnisse preiszugeben. Überraschend von Murmeltieren überrannt wird Entenhausen. Donalds Neffen wollen dem Übel auf den Grund gehen und entdecken eine fiese Masche von Klaas Klever. „Gefangen im Großstadtdschungel“ sind Micky, Goofy und die anderen, als die neueste Erfindung von Professor Wunderlich nach hinten losgeht. Das wuchernde Gewächs hat im Nu die ganze Stadt in einen Urwald verwandelt, was die einen schlecht, die anderen aber gut finden – zumindest zunächst. Um Grünzeug geht es auch Donald, und zwar um essbares. Denn er will unbedingt mit seinem „vertikalen Garten“ eine Wette gegen Onkel Dagobert gewinnen.

Nicht viel Ostern, aber immerhin mehr Natur

Die 11 Geschichten haben meist zwar nur peripher etwas mit Ostern zu tun – mehr Ostern wäre bei dem Cover und bei dieser Überschrift definitiv ein Mehrwert gewesen! – aber sie sind zumindest unterhaltsam und gerade für Kinder spannend. Spannend für Erwachsene sind auch die Anspielungen, die sich in den Storys verstecken: Umweltschutz spielt genauso eine Rolle wie unkritische Technikgläubigkeit, Vegetarier mal anders und radikales Denken, das den Sichtkreis doch arg verengt. All dies wird humorvoll durch den Kakao gezogen, in Sachen Umweltschutz aber durchaus auch eine Lösung präsentiert und Engagement vorgemacht.


Genre: Comic
Illustrated by Egmont Ehapa Media