Love and Fortune 6 und 7

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Turbulentes Alltagsleben

Yumeaki bekommt mit, wie Wakos Exfreund Jo ihr einen Heiratsantrag macht. Er hört aber auch, dass sie diesen ablehnt. Nach einem Gespräch verzeiht er Wako und sie organisieren sich ein schönes Weihnachtsfest mit vielen kleinen Dingen, die sie zum ersten Mal machen. Wako kommen aber Zweifel, ob diese Beziehung, die sie geheim halten müssen, auf Dauer gut gehen kann. Sie beschließt, das Beste aus der Situation zu machen, unterstützt Yumekai in seinen Träumen und macht sich Gedanken über ihre Zukunft, denn ihr Job ist nur befristet und sie hat wegen ihres Alters wenig Auswahl. Dabei erinnert sie sich, dass sie vor langer Zeit Filmvorführerin werden wollte. Sie nimmt eine gute Gelegenheit wahr, bei einem Filmdreh dabei zu sein, wundert sich aber, dass der filmbegeisterte Yumeaki nicht mitwill. Außerdem macht sie sich Gedanken um die traditionelle Rolle der Frau – alle ihre Freundinnen und ihre Schwester sind verheiratet, schwanger oder haben schon Kinder. Währenddessen begegnet Yumeaki einem geheimnisvollen Mädchen, das wie er filmt. Und Wako meldet sich für Fortbildungen an, um eine bessere Aussicht auf einen guten Job zu haben. Dann aber gibt ihr Yumeaki den Schlüssel zu ihrer Wohnung zurück und trennt sich von ihr.

Wako fällt aus allen Wolken, versucht aber trotzdem, weiterhin etwas aus ihrem Leben zu machen. Sie überdenkt ihre Selbstzweifel, schneidet sich die Haare, entfernt Yumeakis Sachen und gibt sich Zeit zum Trauern. Als ihre Mutter erkrankt, erkennt sie, dass diese nicht wollte, dass Wako das Rollenklischee erfüllt, sondern auf ihre Weise glücklich wird. Das befreit Wako von ihren kritischen inneren Stimmen. Im Gespräch mit einer Kollegin, deren Arbeitsvertag ebenfalls ausläuft, regt diese sie an, selbstständig und eine Barista zu werden – Wako liebt Kaffee über alles. Außerdem könnte Wako eine Mischung aus Café und Kino anbieten. Außerdem hat Wako jetzt den Mut, öffentlich zu sagen, dass sie sich von gesellschaftlichen Erwartungen nicht unter Druck setzen lassen und ihr eigenes Ding durchziehen will. Ein paar Jahre später ist Wako dort angekommen, wo sie hinwollte.

 

Der Druck der Normen und Rollenklischees

Die Reihe endet mit dem siebten Band und hält eine glückliche Wendung für Wako bereit. Damit ist diese Geschichte eine, die zwar die Schwierigkeiten einer Beziehung einer älteren Frau mit einem jüngeren Mann aufzeigt, diese aber nicht von vorneherein scheitern lässt oder auf eine endgültige Katastrophe zuläuft, wie das leider oft der Fall ist. Wenn der Mann (viel) älter als die Frau ist, ist das eine Selbstverständlichkeit, ist aber die Frau (viel) älter als der Mann, wird das auch in Fiktionen oft genug zu einem Drama hochgepuscht, in dem es gerade für die Frau nicht gut endet. Soll so die Frau für etwas, was für den Mann selbstverständlich ist, bestraft werden? Wie gesagt, zum Glück ist es hier anders. Der Manga hat den Anspruch, den er selbst durch Wako formuliert, in der Realität zu stehen. Deshalb zeigt er keine Promis, sondern ganz normale Menschen in einer ganz normalen Realität, die sich außerhalb der für sie vorgesehenen Norm verlieben – und dadurch Schwierigkeiten bekommen. Mit denen gehen sie auch mal besser und mal schlechter um, was ebenfalls ganz normal ist.

Außerdem sind es die kleinen Dinge, die im Manga Großes ankündigen oder auf leise, aber wichtige Dinge oder innere Befindlichkeiten hinweisen. Wako z.B. ist eine Frostbeule, und es ist kalt, als sie ihren großen Streit mit Yumeaki hat. Aber als sich dieser klärt, ist der sanft herabfallende Schnee ein Zeichen für ihr leises Glück und für die kleinen, aber wichtigen Veränderungen, die an diesem Tag geschehen. Am selben Tag findet Wako zwei Handschuhe im Schnee (nicht nur einen), die ihre Finger wärmen und sie bestellt für sich und Yumeaki einen teuren ganzen Kuchen, nicht nur einen halben – sie ist mit ihm ganz und für sie gehören zwei Menschen zueinander, wenn sie zueinander passen.

Es sind die kleinen und großen Ermunterungen der anderen, die manchmal den großen Unterschied machen. Wakos Kollegin bringt sie auf eine gute Idee, wie sie ihre berufliche Zukunft gestalten kann in einer Welt, die ältere Arbeitnehmer*innen aus ihrem Repertoire verbannt. Und Wakos Mutter befreit Wako aus ihrem Selbsthass, indem sie den Erwartungsdruck von ihr nimmt. Denn das zeigt der Manga immer wieder: Rollenklischees und der Erwartungsdruck, dem gerade Frauen ausgesetzt sind, sitzen tief. Und verletzen Frauen permanent. Wako befreit sich von sich aus schrittweise aus diesem Druck, aber eine weitere Frau, und dazu die wichtigste in ihrem Leben, ihre Mutter, lässt die inneren kritischen Stimmen verstummen, die Wako ihr ganzes Leben lang gegeißelt haben. Das Frauennetzwerk hilft Wako in kritischen Situationen weiter, aber manchmal sind es auch Frauen, die unreflektiert an alten Mustern festhalten und so Wakos Selbstzweifel nähren. Wako selbst dagegen wünscht sich für die anderen Frauen, die sie kennt, dass sie in ihrem Rahmen mit dem, was sie wollen, glücklich werden – sie lässt ihnen die Wahl. Diese will sie aber auch für sich selbst und steht schließlich für sich und ihre Ansichten ein. Der Manga zeigt also auch den Entwicklungsprozess der weiblichen Hauptfigur zu sich selbst und damit zu einer besseren Zukunft.

 

Sehr empfehlenswerter Manga zum Thema „Beziehung einer älteren Frau mit einem jüngeren Mann“.


Genre: Beziehungen, Kritik Rollenklischees, Manga
Illustrated by Carlsen / Hayabusa

Love and Fortune 4 und 5

Love and Fortune 4

Love and Fortune 5Ältere Frau, jüngerer Mann

 

Wako hat sich von Fu getrennt und baut sich ein neues Leben auf. Sie fühlt sich befreit von Fus Schuldzuweisungen und seinen Forderungen. Während Wako noch mit Wohnungs- und Jobsuche beschäftigt ist, gelingt es Yumekai endlich, soziale Beziehungen zu seinen Klassenkameraden aufzubauen. Besonders zu einem Mädchen hält er engeren Kontakt. Und dieses Mädchen ist nicht nur freundschaftlich an ihm interessiert.

Wako dagegen wird von ihrer Verwandtschaft damit konfrontiert, dass sie endlich heiraten und Kinder bekommen soll – sonst sei der Körper zu alt dazu. Ihr wird Sorglosigkeit vorgeworfen. Wako weiß das alles, aber sie will in Ruhe entscheiden und von niemandem gedrängt werden. Am Schulfest von Yumeakis Schule trifft sie ihn endlich wieder und verlebt einen schönen Tag mit Yumeaki. Mit ihrem neuen Zeitarbeitsjob will sie v.a. Geld verdienen, um sich außerhalb der Arbeitszeit ein schönes Leben zu machen. Aber nach anfänglichen Schwierigkeiten gewinnt sie in ihren Arbeitskolleginnen auch neue Freundinnen.

In ihrer Beziehung mit Yumeaki will sie die Fehler, die sie bei Fu gemacht hat, nicht wiederholen und arbeitet an sich. Yumeaki hat sich derweil vorgenommen, einen Film zusammen mit seinen neuen Freund*innen zu drehen. Wako unterstützt ihn. So bleibt aber weniger Zeit für ihre Paarbeziehung und er verbringt mehr Zeit mit seiner Klassenkameradin. Dabei kommen die beiden sich näher.

Wako fühlt sich derweil einsam. Bei einem abendlichen Spaziergang durch die Stadt trifft sie ihren Ex Jo wieder und bemerkt, dass dieser sich zum Besseren gewandelt hat. Es folgen noch einige Treffen mit ihm, in denen sie sich angelegentlich überlegt, wie eine jetzige Beziehung mit Jo aussehen würde. Die Treffen mit ihrem Ex verheimlicht sie Yumeaki.

Dieser überlegt sich mittlerweile ebenfalls, ob eine Beziehung mit einer Älteren gut gehen würde, zumal er seiner Klassenkameradin seine Liebe zu Wako gestanden hat. Diese reagiert mit Ekel und Unverständnis. Und Yumeaki selbst bemerkt, dass Wako ihn manchmal wie ein Kind behandelt und hegt Zweifel an Wakos Treue, denn sie war ja schon einmal untreu und könnte auch ihn betrügen. Daraus resultiert eine für Wako unangenehme Eifersucht Yumeakis, die sie in ihrem Sozialleben beschränkt. Deshalb sucht sie Trost bei Jo, der ein offenes Ohr für sie hat. Und sie fällt wieder in ihr altes Muster des Sich-Zurücknehmens zurück, um Unannehmlichkeiten zu vermeiden.

Als sie wegen einer Lungenentzündung ins Krankenhaus muss, soll ein anderer Erwachsener für sie bürgen. Da sie momentan niemanden hat, fällt ihr nur Jo ein. Damit nimmt das Verhängnis seinen Lauf, denn nachdem sie das Krankenhaus wieder verlassen hat, macht ihr Jo einen Heiratsantrag – was Yumeaki unfreiwillig mitbekommt.

 

Toxische Rollenklischees

 

Die beiden Bände führen die Geschichte um das altersmäßig ungewohnt ungleiche Liebespaar weiter. In den Bänden wird deutlich, womit Frauen in der Gesellschaft zu kämpfen haben: Bei älteren Männern und jüngeren Frauen zuckt man nur mit den Schultern, aber bei der umgekehrten Paarung ist der Widerstand, der Ekel und das Entsetzen groß. Außerdem wird Frauen eingetrichtert, dass sie sich zugunsten anderer (v.a. der Männer und Kinder) in ihren Bedürfnissen zu beschränken haben. Das verursacht aber letztlich nur Unzufriedenheit, die sich auf die Umgebung überträgt, denn es ist von der Natur nicht vorgesehen, dass man sich permanent beschränkt. Das geht nur eine kurze Weile gut. Und den Frauen geht dieses permanente Opferdasein an die geistige und körperliche Gesundheit. Frauen werden immer noch als opferbereite Mutter und Gebärmaschine betrachtet, denen es in diesem Zuge nicht zugestanden wird, allein glücklich zu werden, keine Kinder bekommen zu wollen oder sich eine*n ungewöhnliche*n Partner*in auszusuchen.

Wako spürt all dies, kann aber ihre Einschränkungen nicht benennen. Sie ist dem ganzen Druck gegenüber sprachlos. Aber sie wehrt sich auf ihre eigene Art, indem sie schweigt und dann macht, was sie für richtig hält. Dabei lernt sie, was sie glücklich macht, was sie nicht haben will und woran sie noch arbeiten muss. Damit ist sie weiter als ihre Schwester, die die Rollenklischees nicht hinterfragt und ihr zusammen mit ihren Eltern vorschreiben will, was Wako zu tun hat. Und noch eine weitere Ungerechtigkeit deckt dieser Manga, allerdings mehr nebenbei, auf: Frauen wird es übelgenommen, wenn sie fremdgehen, während es bei Männern als Kavaliersdelikt gilt.

Die Männer in dem Manga kommen nicht so gut weg, wobei aber zumindest Jo eine Entwicklung in die richtige Richtung durchmacht. Fu dagegen sieht seine Fehler in der Beziehung nicht wirklich ein – es bleibt bei leeren Versprechungen. Und Yumeaki macht sich keinerlei Gedanken darüber, wie sich Wako fühlt, die allein den Druck der ungewöhnlichen Beziehung schultert und dabei – weil sie eine Frau ist – doppelt schlecht wegkommt. Sie weiß, was sie alles verlieren kann, wenn die Beziehung öffentlich wird. Yumeaki dagegen wird ungeschoren davonkommen und als Opfer angesehen werden.

Yumeaki ist letztlich nur mit sich selbst und seinen eigenen Gefühlen beschäftigt, die zwar nachvollziehbar sind, sich aber in eine für Wako ungesunde Richtung entwickeln. Auch das spürt Wako, kann es aber wieder nicht richtig fassen. Sie handelt instinktiv richtig, indem sie sich wiederholt neue Möglichkeiten eröffnet und diese in Gedanken durchspielt. Die Erwartungen an Männer und Frauen kommen in diesem Manga zwar nur teilweise deutlich heraus, aber sie spielen im Hintergrund immer eine fundamentale Rolle und beeinflussen Beziehungen negativ. Auch wenn Frauen oft nicht benennen können, warum sie nicht glücklich sind oder es ihnen nicht gutgeht, spüren sie doch, dass etwas ganz und gar nicht stimmt – und handeln entsprechend. Das wird kein Patriarchat der Welt je abstellen können, denn es liegt in der Natur des Menschen, Ungerechtigkeiten, die einem widerfahren, zu bekämpfen. Das kann explosiv oder still geschehen, aber es geschieht. Und auch das macht der Manga deutlich.

 

Empfohlen.


Genre: Manga, ungewöhnliche Beziehungen
Illustrated by Carlsen / Hayabusa

Love and Fortune 3

Akira Nitta: Love and Fortune 3, BuchEntscheidungen sind nicht immer leicht

Yumeaki hat Wako wieder verführt, um sie für sich zu gewinnen. Aber Wako kämpft immer noch mit ihren Gefühlen. Außerdem bemüht sie sich wieder mehr um Fu, um ihn nicht zu verlieren. Auch Fu will der Beziehung noch eine Chance geben. Allerdings hat er seit neuestem eine junge Kollegin, die deutliches Interesse an ihm zeigt. Es fällt ihm schwer, das zu ignorieren. Wako dagegen merkt immer mehr, dass sich Fu nicht ändert und sie nicht ständig direkt oder indirekt abgewertet werden will.

Der 3. Band beleuchtet wieder nachvollziehbar die Irrungen und Wirrungen von Wako, widmet diesmal aber auch Fu und seinen Gefühlen viel Raum. Dabei fühlt man als Leser*in sich fast mittendrin in all dem Gefühlschaos. Interessant: Normalerweise sagt das Klischee, dass der Mann die Frau betrügt. Hier ist es aber umgekehrt. Und es wird eine Lanze für den Mann gebrochen, der einer Versuchung trotz allem, was vorgefallen ist, widerstehen kann. Allerdings wird gerade auch in diesem Band klar, dass Frauen es nicht mögen, wenn sie nicht wertgeschätzt werden – es hat einen guten Grund, wenn sie den Mann betrügen. Empfohlen ab 16 Jahren.


Genre: Liebe, Manga
Illustrated by Carlsen / Hayabusa

Love and Fortune 2

Gefühlschaos

Als Yumeaki Wako fragt, ob sie seine Freundin sein will, weiß Wako keine Antwort. Sie ist zwar in den 15-jährigen Jungen verliebt, aber der Altersunterschied macht ihr zu schaffen. Außerdem muss sie sich darüber klarwerden, wie sie zu ihrem langjährigen Freund Futa steht. Als sie sich nach langem Hin und Her dafür entscheidet, Futa zu verlassen, merkt Wako, dass das nicht so einfach geht. Sie bleibt daraufhin bei ihm. Die beiden wollen sogar heiraten. Aber Futa schöpft Verdacht. Er kommt Wako schließlich auf die Schliche und trennt sich. Als seine Freunde ihn aber nicht bei sich aufnehmen wollen und ihm ins Gewissen reden, geht er zu Wako zurück und die beiden kommen wieder zusammen. Aber dann trifft Wako Yumeaki im Kino wieder.

Die Konsequenzen einer Affäre

Der 2. Band beleuchtet die Irrungen und Wirrungen einer Affäre. Er geht auf das Gefühlschaos ein, das in allen Beteiligten vorgeht, wenn eine Affäre herauskommt. Indirekt wird auch das Toy-Boy-Vorurteil erwähnt, denn Futa nimmt Yumeaki nicht ernst und beleidigt ihn wegen seines jugendlichen Alters. Gezeigt wird aber auch, dass Wako trotz einer unguten Beziehung entscheidungsschwach ist und letztlich die Macht der Gewohnheit siegt. Dabei hätte sie als diejenige, die das Geld verdient, alle Freiheiten: entweder sich zu trennen und Single zu bleiben oder sich eine Beziehung zu suchen, in der sie wertgeschätzt wird. Für sie ist eine Beziehung mit dem minderjährigen Yumeaki allerdings mit Gefahren verbunden, weswegen sie die bestehende vermeintlich ungefährliche vorzieht. Da Yumeaki sich aber nicht abweisen lässt, findet Wako keine Ruhe, sondern wird zwischen den beiden Männern hin und her gezerrt. Sie endet in diesem Band im Gegensatz zum ersten als passiver Teil der Dreiecksgeschichte. Was der Band ebenfalls anspricht: Affären entstehen, wenn eine Frau sich nicht geliebt fühlt und nicht wertgeschätzt wird. Sie nimmt sich dann das, was ihr fehlt, bei einem anderen Mann. Das Rollenklischee des wortkargen, gefühlsarmen Mannes wird in einem Gespräch Futas mit der Frau seines Freundes kritisiert. Beziehungen leben von respektvoller Kommunikation, Wertschätzung und dem Zeigen von liebevollen Gefühlen. Sie scheitern, wenn das alles nicht gelebt wird. Deshalb versteht eine Leserin einerseits die schwankende Wako, andererseits möchte frau ihr aber auch einen Schubs in Richtung Selbstständigkeit geben und ihr sagen, dass eine Zeit als Single nur guttun kann, um sich selbst und die eigenen Bedürfnisse besser kennenzulernen. Anders ausgedrückt: Der Manga schafft es, dass man sich in die Geschichte hineinversetzt und mit den Figuren mitfiebert.


Genre: Manga
Illustrated by Carlsen / Hayabusa

Love and Fortune 1

Liebe mit Altersunterschied

Die 31-jährige Wako macht sich keine Illusionen mehr vom Leben. Sie hat sich in einer Zone der ständigen Kompromisse eingerichtet und alle Träume abgetötet. Sie lebt mit einem Mann zusammen, den sie nicht liebt und der sie nicht zu schätzen weiß. “Weil man es so macht”, redet sie sich ein, diesen Mann bald heiraten und Kinder in die Welt setzen zu müssen. Überhaupt macht sie vieles nur noch, weil es von ihr erwartet wird. Einzig ihr Job macht ihr Spaß: Sie arbeitet in einem Kino, weil sie Filme liebt. Aber auch den will ihr Freund ihr nehmen, weil er  mehr Geld von ihr erwartet. Eines Tages kommt ein 15-jähriger Schüler in das Kino. Wako fällt er gleich ins Auge, weil sie sich genau so ihren Traumprinzen vorgestellt hat. Glück für Wako: Yumeaki verliert seinen Schülerausweis. Mit dessen Hilfe und ein paar anderen unauffälligen, aber mutigen Aktionen nähert sich Wako ihrem Traumprinzen an. Dieser ist auf schüchterne Art ebenfalls von ihr begeistert. So beginnen Wako und Yumeaki eine Affäre. Allerdings lassen die Schwierigkeiten nicht lange auf sich warten.

Ältere Frau – jüngerer Mann

Der erste Band erzählt die Annäherung zwischen zwei Menschen mit großem Altersunterschied. Dabei baut er im genau richtigen Tempo sowohl die Beziehung als auch die Spannung auf. Erstaunt ist man als Leser*in darüber, dass die unauffällige, ruhige Wako auf einmal Initiative zeigt und schrittweise versucht, ihren Traummann für sich zu gewinnen. Dabei ist sie schließlich gar nicht mehr so schüchtern, sondern nimmt im wahrsten Sinne des Wortes die Dinge selbst in die Hand. Allerdings – und das ist auffällig – macht sie sich wenig Gedanken um die Konsequenzen ihres Handelns, v.a. um die rechtlichen, denn Yumeaki ist minderjährig.

Ansonsten spricht dieser Manga aber ein Thema an, das normalerweise zu den Tabu-Themen gehört: Eine deutlich ältere Frau datet einen deutlich jüngeren Mann. Das wird in der Gesellschaft viel schärfer verurteilt und ins Lächerliche gezogen als der umgekehrte Fall des deutlich älteren Mannes, der eine junge Frau als Freundin hat. Die Frau muss sich Vorwürfe gefallen lassen, dass sie Nestraub betreibt, dass der Mann vom Alter her ihr Sohn sein könnte, dass sie kein Recht dazu hat, dass das unnatürlich ist usw. Der jüngere Mann muss sich Bezeichnungen wie “Mutterkomplex” oder “Toyboy” gefallen lassen. Dabei hat man herausgefunden, dass die Paarung ältere Frau und jüngerer Mann zumindest sexuell gut zusammenpasst: Die Libido wächst bei der Frau mit den Jahren, beim Mann dagegen lässt sie nach. Eigentlich beobachtet man auch hier, was allenthalben zu beobachtne ist: Die Frau darf aufgrund der immer noch präsenten einschränkenden Rollenklischees weniger als der Mann. Deshalb wird eine Beziehung zwischen einer älteren Frau und einem jüngeren Mann schärfer verurteilt als die umgekehrte Paarung. Dass der Manga die Beziehungskonstellation anspricht, ist also ein weiterer wichtiger Schritt zum Umdenken und mehr Gleichberechtigung in der Geselllschaft.

Der Manga ist wegen der – wenn auch nicht unbedingt sehr explizit dargestellten – sexuellen Szenen (da gibt es gerade in erotischen Mangas deutlich voyeuristischere!) erst ab 16 Jahren erhältlich.

Fazit

Der Manga spricht das Thema des großen Altersunterschiedes einer Beziehung an, und zwar das der immer noch scharf verurteilten Beziehung zwischen einer älteren Frau und eines jüngeren Mannes. Das Sichtbarmachen eines solchen Themas auch in diesem Genre hilft, Vorurteile abzubauen und mehr Gleichberechtigung zuzulassen.


Genre: Manga
Illustrated by Carlsen / Hayabusa