Einfach nur ich selbst sein…
Hinase ist verwirrt von all den Gefühlen, die auf sier einprasseln. Shiori und Ritsu haben Hinase ihre Liebe gestanden und Hinase bemerkt an sich selbst sieren Reaktionen, dass sier die beiden ebenfalls nicht gleichgültig sind. Allerdings kann sier diese Gefühle nicht einordnen und fragt sowohl Ritsu als auch Shiori, was denn der Unterschied zwischen der einen und der anderen Liebe ist. Und eigentlich wünscht sich Hinase nichts sehnlicher, als dass alles so bleibt wie es ist – und dass v.a. sier so bleiben darf, wie sier ist! Währenddessen sucht Hinases Arzt verzweifelt nach einer Möglichkeit, die es erlaubt, dass Geschlechtslose das 20. Lebensjahr überleben, denn bisher sind alle, die sich noch nicht für ein Geschlecht entschieden hatten, spätestens zu diesem Zeitpunkt gestorben. Die Todesursache könnte einen Hinweis geben: Alle sind an einem Unfall, durch Mord, Krankheit, Erschöpfung oder Selbstmord gestorben. Auch Hinase erleidet einen Unfall, bei dem nicht klar ist, ob sier ihn überlebt…
Ungesunder Gesellschaftsdruck – es gibt hier nur ein „entweder – oder“, kein „sowohl – als auch“
In einer Welt, in der die Kinder bis zum 12. Lebensjahr keinem Geschlecht zugeordnet werden, weil sie biologisch noch keines besitzen, wächst allerdings der Druck, sich zu entscheiden, je älter sie werden. Hinase spürt diesen Druck, will aber, dass alles so bleibt, wie es ist, weil sier sich damit wohlfühlt. Nur der Druck behagt siem nicht. Er führt zu ungewolltem Entscheidungsdruck und verwirrten Gefühlen, die gefährlich für die Geschlechtslosen werden, da sie völlig aus dem Gleichgewicht geraten.
Das erinnert an die Erzählungen von intersexuellen Menschen, die vielfältig darunter leiden, dass die Gesellschaft erstmal nur zwischen weiblich und männlich unterscheidet. Das fängt mit ungewollten geschlechtsangleichenden OPs in der Säuglingszeit an und endet mit der ständigen Konfrontation mit den sowieso schon ungesunden Rollenklischees, der Wahl der öffentlichen Toiletten und dem Gang zu Behörden. Geschlechtsneutralität bzw. freie Entfaltung der eigenen Sexualität und Geschlechtsidentität ist bis hin zum Spielzeug nicht vorgesehen.
Die Rollenklischees sind auch in diesem Manga eindeutig, nachdem sich die Kinder für ein Geschlecht entschieden haben: Mädchen sind in der Tendenz (es gibt auch Ausnahmen) klein und niedlich und achten sehr auf ihr Äußeres. Die Jungen sind groß, stark und sportlich. Es steht im Raum, ob auch diese enge Zuweisung Hinase wünschen lässt, dass sich an der eigenen Geschlechtsneutralität nichts ändert. Zudem hat sier so die Möglichkeit, beide Freund*innen zu lieben und muss sich auch hier nicht zwischen einer/einem von ihnen entscheiden.
Der Druck auf Hinase wird dadurch verstärkt, dass sich beide Freund*innen nicht vorstellen können, dass Hinase geschlechtslos bleibt. Sie wollen – heterosexuell konform – dass Hinase zum eigenen (heterosexuellen) Geschlecht passend entweder ein Junge oder ein Mädchen wird. Leser*innen ahnen schon, worauf das hinausläuft: Geschlechtslose sterben letztendlich wegen des gesellschaftlichen Normdrucks. Das erinnert auch an Transsexuelle, die zu ca. 50% Selbstmord begehen, weil sie in Gesellschaftsnormen gepresst werden sollen. Die, die so anerkannt werden, wie sie sind, überleben. Das sollte ernsthaft zu denken geben, auch und gerade wegen der (auch im Grundgesetz verankerten) Menschenwürde!
Ein nicht unwichtiges Detail findet sich in der Namensgebung der Charaktere: Yoshimura hat sehr darauf geachtet, japanische Namen zu finden, die beiden Geschlechtern gerecht werden.
Die Anspielung auf den namensgebenden Titel „Mona Lisa“ wird in einem Zusatzmanga besonders deutlich: Ritsu und Shiori unterhalten sich über Hinases verhaltene Gefühlsäußerungen, die beide an siem so anziehend und faszinierend finden. Diese gleichen dem feinen, aber ausdrucksstarken Lächeln der Mona Lisa.
Mit Bonusmangas.
Sehr empfohlen!