Ich bin dann mal im Keller

Ich bin dann mal im Keller

Ich bin dann mal im Keller. „This, you must know, is the growlery. When I am out of humour, I come and growl here.“ (Charles Dickens, Bleak House, 1852). Wohin kann „der Mann“ der weiblichen Ästhetik der Wohnräume noch entkommen? Wo ist der Raum, in dem er noch (fast) alles selbst bestimmen kann? Sie haben es bereits erraten: der Keller.

Keller oder Synonym

Aber der Keller muss nicht immer ein Keller sein. Es kann auch ein Schuppen oder eine Garage sein. Ein Woodshed. Oder ein growlery. Ein Pub. Eine Teestube. Oder auch The Man Cave. Ein Fass (Diogenes). Ein Bootshaus (Dylan Thomas). Ein Naust. Ein Rorbu. Ein Smorebu (norwegische Schmier- und Wachsbude für Ski). Für alle diese Räume gilt: „Im Keller sind wir sicher, im Keller ist es schön. Da ist der Ruf der Möglichkeiten zu hören.“ Und im Nachsatz fügt Gabrielsen noch ironisch hinzu: „vielleicht riecht es nicht besonders gut da unten, aber über diesen Ort haben wir die Kontrolle“. Natürlich ist der vorliegende Ratgeber nicht wirklich in den Siebzigern hängengeblieben, auch wenn der Autor ein 67er Jahrgang ist. Die Rollenaufteilung Mann/Frau ist heute (2021) nicht mehr so streng aufzufassen wie im Jahrzehnt des Wirtschaftswunders und auch die geschlechtlichen Zuschreibungen sind allenfalls stereotyp, aber sicherlich nicht ganz ernst gemeint. Wichtig ist jedenfalls, den Keller so zu organisieren, dass alle finden, was sie brauchen. Auch Frau. Oder Mann will, dass nur er etwas findet, dann hat der Keller als „letztes Refugium des Mannes“ eine andere Systematik. Seine. Nicht zuletzt haben Männer ja Hobbies, um die Zeit nicht mit ihren Frauen und Kindern zu verbringen, meinte einmal der Komiker Louis C. K. Für den Keller gibt es also auch ein anderes Wort: Freiheit.

Keller als Metapher für Freiheit

Bjørn Gabrielsen gibt Tipps wie man auf dem doch zumeist sehr engen Raum des Kellers Platz sparen kann. Etwa mit an die Decke hochgezogenen Lattenrosten oder an die Decke geschraubte Marmeladengläserdeckel. Letztere sind aus Glas und damit durchsichtig und transparent und so weiß man auch gleich, was sich darin befindet. Ein Blick an die Decke genügt. Neben vielen Fotos und Tipps enthält die vorliegende Lektüre aber auch eine Art Kulturgeschichte des Kellers. Denn während er früher zur Aufbewahrung der Bevorratung von zumeist selbst gemachten Produkten diente, liegt die Fläche heute zumeist brach. Beim Keller hat(te) die Globalisierung halt gemacht. Findige Ehemänner haben das neue Territorium also gleich für sich okkupiert, um den über ihm stattfindenden Familienfesten mit Kinder und Verwandtschaft zu entfliehen. „Ich bin dann mal im Keller“ (Da går jeg inn i kjelleren) wurde so zum geflügelten Wort. Nicht nur in Norwegen. Im Keller lassen sich nämlich nicht nur Arbeitsgeräte, sondern auch Erinnerungen aufbewahren. „Er steckt immer voller und Erinnerungen und Träumen von zukünftigen Projekten.“ Wer noch keinen Keller hat, dem gibt der Autor auch eine Anleitung zum Erbauen eines Schuppens: zu beachten gilt: drei, vier, fünf. Und das mal zwei.

Ein weiterer Vorteil: viele Frauen leiden unter Pitheonophobie. So bleibt man auch für längere Zeit ungestört. Aber nur im Keller.

 

Bjørn Gabrielsen

Ich bin dann mal im Keller

Vom letzten Refugium des Mannes

Aus dem Norwegischen von Ulrich Sonnenberg. Mit zahlreichen Abbildungen

2016, Fester Einband mit Schutzumschlag, 176 Seiten

Originaltitel: Jeg skal bare ut i boden en tur (Kagge Forlag AS)

ISBN: 978-3-458-17690-9

Insel Verlag, 2. Auflage

18,00 € (D), 18,50 € (A), 25,90 Fr. (CH)


Genre: Bastelanleitung, Kulturgeschichte, Ratgeber

Vienna Biking – Wien mit dem Rad

Vienna Biking – Wien mit dem Rad. Irene Hanappi, die schon die Reiseführer Bratislava, Brünn, Linz und Prag für die CITY WALKS Reihe des Falter Verlages verfasst hat, beschäftigt sich in ihren fünf Rad-Touren mit dem grünen Wien, von „urban bis rural“. Denn sie erkundigt nicht nur das Stadtzentrum oder die barocken Gesamtkunstwerke Schönbrunn, Karlskirche und Belvedere, die Arbeiterbezirke und Villenviertel der Bourgeoisie, sondern auch – entlang der Donau – Wiens Skyline und den Dschungel der Stadt, die Lobau.

Vienna Biking, Vienna by bike

Stadterkundungen vom Sattel aus. Was früher noch auf Pflastersteinen oder Erdwällen stattfand – nämlich zu Pferde – kann heute mittels E-Bikes mühelos bestritten werden. Denn was zu Fuß dann doch zu weit ist, lässt sich mittels Fahrrad oft an einem Vormittag oder Nachmittag erkunden. Die Vorteile gegenüber dem Automobil brauchen eigentlich nicht extra erwähnt werden, aber sei’s drum: Flexibilität, spontane Stopps, Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit. Hanappi geht es dabei aber nicht um die vielzitierte Flucht aus der Stadt, sondern um Stadträume, von deren Existenz kaum etwas gewusst wir, „die wir nie aufsuchen, weil unsere Wege uns immer in die gleichen Bahnen lenken“. Das wusste schon André Heller: „Wean kanns da nur jeden Tage frisch unter d’Nasn reibn“, also rauf auf das Pferd der Postmoderne in den Sattel und „Auf geht’s!#“

Geschichte, Architektur und Kulinarik

Die erste Tour nennt sich „Prater-Strizzi trifft buddhistischen Mönch“ und begleitet entlang des Donaukanals und Wienflusse hin zu Riesenrad, dem Wahrzeichen Wiens. Auf dem Weg dorthin werden auch Jausenstationen angeboten, etwa in dem geschichtsträchtigen Dogenhof (ein dem Venediger Ca d’oro nachempfundener Prachtbau an der Praterstraße) oder im Yachthafen Marina. Insgesamt hat die erste Tour neun Etappen und bietet sowohl Architektur, Kulinarik als auch viel Natur, denn schließlich ist der Prater der Central Park Wiens. Die zweite Tour ist dann ganz der Donau gewidmet und führt bis Aspern, dem Stadterweiterungsgebiet dem dieser Tage viel Aufmerksamkeit gewidmet wird, soll die Anschlussautobahn des neuen Stadtgebietes an die Stadt doch mitten durch ein Naturschutzgebiet (Lobau) führen. Radler brauchen keine Autobahnen und so erreichen wir auch mühelos das Ziel dieser Tour, wo uns u.a. das Seeparkquartier erwartet. In der dritten Tour wird der Süden Wiens erkundet, Parks, Gärten und versteckte Grünoasen. Die vierte Tour ist deswegen so spannend, weil sie entlang stillgelegter Bahntrassen bis zum Zentralfriedhof führt, des Wieners liebster Aufenthaltsort. Schließlich werden in Tour 5 aber auch die Villen der sog. Wiener Moderne erkundet: Josef Hoffmann und Co lassen grüßen.

Vienna by bike, Vienna biking. So lässt sich’s leben: mit einer Menge kulinarischer Tipps und Einkehrmöglichkeiten, Fotos und ausführlichen Tourenbeschreibung sehen wir Wien einmal von einer anderen Perspektive: vom Sattel aus!

Irene Hanappi

Vienna Biking

Radeln, Rasten & Genießen. 5 Routen – vom Zentrum zu neuen Vierteln der Stadt. Geschichte, Kultur, Architektur, Natur, Essen und Trinken

ISBN: 9783854396925

Falter Verlag

€ 14,90


Genre: Reiseführer, Stadtführer
Illustrated by Falter

Georg Kreisler für Boshafte

Georg Kreisler für Boshafte. Eigentlich als Chansonier bekannt geworden, war Georg Kreisler (1922-2011) doch noch viel mehr: Musiker, Komponist, Kabarettist, Satiriker, Schriftsteller. Die vorliegende Textsammlung stammt aus dem Jahr 2010, als Kreisler noch lebte und so konnte er selbst eine Auswahl seiner boshaftesten Zitate für vorliegende Publikation zusammenstellen.

Die Liebe und der Weihnachtsmann

In acht Themenbereiche gegliedert vermittelt „Georg Kreisler für Boshafte“ das ganze Potpourri seines Schaffens, literarische Satire, schwarzer Humor, aber auch Kritik an Gesellschaft und Politik, die oft zweideutig die wirkliche Tragik kaschiert. „Manche Gedichte von mir sind absurd, die kommen der Wahrheit am nächsten“, schreibt er zum Thema „Was ist Kunst?“. Oder: „Nur weil der Vorhang fällt, ist doch das Stück nicht zu Ende.“ Denn das eigentliche Theater beginnt in der Pause, zwischen den Akten, am Buffet oder auf der Toilette, an den Garderoben. „Früher hat man von Amerika geträumt, heute fährt man hin – und aus der Traum!“ Was die beiden Zitate verbindet? Die Liebe? „Ich habe an die Liebe geglaubt. Wisst ihr, wie schön das war? Die Angst, die Hoffnung, der Hunger, die Feigheit – wo gibt es das noch für einen Arbeitnehmer? Jedesmal wenn sie gelächelt hat, ist der Weihnachtsmann zu mir gekommen. Aber eines Tages sperrt der Zirkus zu, die Zelte werden abgerissen, und man muss sich ein neues Wunder suchen.“

Wien ohne Wiener

„Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft ist genauso falsch wie der Glaube, dass früher alles besser war. Also liegt unsere Rettung in der Gegenwart.“ Und wie heißt es in einem seiner Lieder: „In Wien passieren die Dinge nur, damit man ihnen nachweinen kann, wenn sie vorbei sind.“ Denn Kreisler hat einen Gutteil seines Humors der Walzerstadt zu verdanken, die auch ein eigenes Thema seines Aphorismenschatzes bildet. Die Nostalgie spielt dabei ebenso eine Rolle, wie die Wut über die oben angesprochene Gegenwart, die sich doch nicht ändern lässt. „Heimat ist eine Wanderung mit Sehnsucht nach Wien“, schreibt er und meint doch ein anderes Wien, jenes der Vorstellung und nicht das der Existenz. Wie schön wäre Wien ohne Wiener, dichtete Kreisler ja schon in einem seiner bekanntesten Chansons, aber er weiß auch: „In einer Stadt wie Wien sollte man auf keinen Fall Kabarett machen. Wien spielt jeden Kabarettisten an die Wand“.

Georg Kreisler

Georg Kreisler für Boshafte

2021, Broschur, 120 Seiten, 3. Auflage

ISBN 978-3-458-35346-1

insel taschenbuch 3646

Insel Verlag, 3. Auflage, Originalausgabe

8,00 € (D), 8,30 € (A), 11,90 Fr. (CH)

 


Genre: Chanson, Humor und Satire, Kabarett
Illustrated by Insel Taschenbuch

Jim Morrison: Der König der Eidechsen

Jim Morrison: Der König der Eidechsen. 50 Jahre ist Mr. Mojo Risin‘ tot und dieses Mal wohl endgültig. Das Akronym unter dem er sich wieder melden wollte, Mr. Mojo Risin‘, taucht auch in dem Titelsong der letzten Langspielplatte der Doors, „L.A. Woman“ auf: „Mr. Mojo Risin‘, got to keep on rising“ heißt es dort bedrohlich. Jim Morrison, dessen weltliche Überreste auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise ruhen, ist wohl zu ewigen Wiedergeburt verdammt. Dem Stehaufmännchen des Rock huldigt die vorliegende bebilderte, überarbeitete und erweiterte Ausgabe mit dem Titel „Jim Morrison. König der Eidechsen“.

Paris liegt (auch) in Afrika

The Doors  am Venice Beach (1967), Robert Klein, Courtesy by Schirmer/Mosel

 

Die „endgültige Biographie und die großen Interviews“ spielt auf „Keiner kommt hier lebend raus“, die eigentliche Biographie Morrisons an, die der Autor, Jerry Hopkins 1980 mit Danny Sugerman herausbrachte. Diese Biographie begründete den Kult um Morrison, ließ sie doch zwei mögliche Enden realistisch erscheinen: entweder Morrison ist wirklich in seiner Badewanne in Paris gestorben oder er hat sich – wie sein literarisches Vorbild Arthur Rimbaud – nach Afrika abgesetzt. „Do you remember when we were in Africa?“ ruft er scheinbar unzusammenhängend als Intro auf dem Song „Whishful Sinful“. Aber es wird schon einen Grund gehabt haben, warum sich Jim Morrison Anfang 1971 nach Paris absetzte, um dort mit seiner Lebensgefährtin Pamela Courson ein neues Leben anzufangen. Er wollte dort vor allen Dingen schreiben und seine Filme in Frankreich veröffentlicht sehen. Denn Jim Morrison war mehr als nur ein Rockstar.

Jim Morrison in seinen eigenen Worten

Angels dance, angels die: Jim Morrison (1967); Courtesy Schirmer/Mosel

 

Als 1991 Oliver Stone’s Doors Film heraus, gab es einen Passus im Vertrag mit Pamela’s Eltern, der besagte, dass kein Zusammenhang zwischen Jim’s Tod und Pamela hergestellt werden dürfe. Allein das erweiterte den Rahmen für Spekulationen um ein Vielfaches und so kann Jim Morrison regelmäßig zu seinem Todestag immer wieder erneut auferstehen. Denn alles was seinen Tod 1971 betrifft ist ungesichert und wird wohl nie restlos aufgeklärt werden können. Die vorliegende „endgültige Biographie“ erschien erstmals unter dem Eindruck des x-ten Doors-Revivals, das durch den Stone-Film ausgelöst wurde. Insofern verteidigt Hopkins Jim, denn er sei keinesfalls der „gemeine, zügellose, selbstzerstörerische Alkoholiker“ gewesen als den Stone ihn darstelle, sondern vielmehr ein „charmanter, witziger, intelligenter, beredter“ Mensch mit „viel Sinn für Humor und Selbstironie“. Das

Jim Morrisons Augenzwinkern in Paris, 1971; Andrew Kent, Courtesy Schirmer/Mosel

beweisen unter anderem auch die Interviews (darunter zwei Gespräche von 1969 und 1970 aus „The Village Voice“ und „Creem Magazine“), die ungefähr die Hälfte des vorliegenden Buches ausmachen und Jim Morrison auch selbst zu Wort kommen lassen. In his own words. Alles andere steht ohnehin in seinen Liedern und Gedichten oder seinen Filmen.

 

Jerry Hopkins
Jim Morrison: Der König der Eidechsen
Die endgültige Biographie und die großen Interviews
Aus dem Englischen von Manfred Ohl, Hans Sartorius, Carl Ludwig Reichert und Marion Kagerer
Überarbeitete und erweiterte Ausgabe
2021, 280 Seiten, 57 Abbildungen, Format: 16,5 x 24 cm, broschiert
ISBN: 9783829609340
Verlag Schirmer Mosel


Genre: Biographien, Musik, Rockmusik
Illustrated by schirmer/mosel

The Cure. Dunkelbunte Jahre.

The Cure. Dunkelbunte Jahre: 2019 wurden The Cure in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen. Das bisher letzte, aktuelle, 13., Studioalbum von der  Band aus dem südenglischen Crawley erschien 2008, also schon vor mehr als zehn Jahren. Da es also mit Album #14 noch etwas dauern könnte, können sich die Fans die Zeit bis dahin mit „The Cure. Dunkelbunte Jahre“ vertreiben. Das reich bebilderte, großformatige Werk orientiert sich in seiner Erzählung an der Chronologie der Studioalben. Ideal also auch als Nachschlagewerk für Fans und die es noch werden wollen.

Dunkelbunt: Postpunk, New Wave und Pop-Perlen

Als Inspiration für ihre durch Haarspray aufgetürmten Frisuren soll David Lynchs Eraserhead (1977) Pate gestanden sein, aber sicher waren auch Peter Murphy (Bauhaus) und Siouxie (& the Banshees) gute Vorbilder.

Photo by Paul Cox

Leider wurde das Image der Band, das schon in den Anfangstagen entstand, oft auch gegen die Band selbst verwendet: Düstersound, Lippenstift und toupierte Haare waren bald das Markenzeichen, aber auch der Fluch. Denn bald wurden sie zu den Wegbereitern der Grufties, ein Begriff mit dem sie sich überhaupt nicht identifizieren konnten. Die „three imaginary boys“ hatten zu dritt Alben eingespielt, die als tragenden Klangteppich vor allem das Gefühl der Sinnlosigkeit des Lebens transportierte. Was von den Kritikern gar nicht goutiert wurde, schlug bei der nachwachsenden Post-Punk-Teenager-Generation wie eine Bombe ein.

Robert Smith by Pictorial-Press-Ltd

Robert Smith wurde zum Teenager-Star wider Willen und hatte plötzlich den so ungewünschten Erfolg. Also beschloss er „Musik herauszubringen, die den ganzen Cure-Mythos zerstören würde“. Und genau das gelang ihm: „Let’s go to bed“.

The Cure: Depression, Klaustrophobie und Exzentrik

Vom Düsterrock zu Popjuwelen, das zeichnete sich schon fünf Jahre nach Gründung der Band ab. „Love Cats“ und andere Popschmeichler folgten und bald konnte sich auch Mastermind The Cure nicht mehr gegen den neuen Fandom wehren. Mit „Close to me“ vom Album „The Head on the Door” (1985) setzten sie einen weiteren Meilenstein in ihrer Karriere. „Er hat die Zwangsjacke grüblerischer Depression, die Faith prägte, abgestreift und die Klaustrophobie von Pornography überwunden…um sich nun als harmloser Exzentriker unter uns zu mischen“, schrieb der Melody Maker damals über Robert Smith’s Wiedergeburt. Auch das Video zur Single traf den Nerv der Zeit: die Bandmitglieder wurden in einen Schrank gesperrt und die Kalkklippen von Beachy Head, einem bekannten südenglischen Selbstmörderfelsen, hinuntergestoßen.

(Photo by Steve Jennings/WireImage)

Mit dem Greatest Hits Album „Standing on a Beach“ (1986) schafften sie auch in den USA endgültig den Durchbruch und spielten plötzlich vor 10.000 statt 1000 Leuten.

The Cure. Dunkelbunte Jahre

Der Autor von “The Cure. Dunkelbunte Jahre” zitiert u.a. Lol Tolhursts Bio „Cured“ und verschiedene andere Quellen wie Zeitungen oder Interviews, darunter NME, Uncut etc. aber auch TV, Radio und Internet sowie weitere Bücher. Nach mehr als 40 Jahren The Cure vergisst er auch nicht darauf zu erwähnen, welche Vielzahl an Bands von den düsteren Popballaden und dem Sound Südenglands beeinflusst wurden. Ein würdevoller Rückblick also, der neugierig darauf macht, was da noch von The Cure kommen wird. Ein 14. Studioalbum vielleicht?

 

Gittins, Ian/Borchardt, Kirsten (Übersetzung)

The Cure. Dunkelbunte Jahre

Zwischen Düsterrock und Popjuwelen: The Cure

1.Auflage June 2021, ca. 240 Seiten, Hardcover

Format: 29,2 x 24,8

ISBN 978-3-85445-701-5

29,00 EUR

Hannibal Verlag

Weitere Rezensionen zu Büchern aus dem Hannibal Verlag finden Sie hier!


Genre: Bands, Bildband, Bildbiographie, Biographie, Gothic Punk, Musik, Postpunk
Illustrated by Hannibal

Die Dreigroschenoper

Die Dreigroschenoper: Der Filmklassiker von Georg Wilhelm Pabst erscheint bei Atlas Film als Mediabook inkl. DVD und Blu-ray mit der restaurierten Fassung und einem spannenden Booklet mit historischen Dokumenten und Informationen zur Entstehungsgeschichte und Rezeption. Über diese Ausgabe hätte sich selbst Bertolt Brecht (Drehbuch) gefreut, der gegen den Film von Pabst prozessierte.

Und der Haifisch der hat Zähne…

Details zu den Gründen, warum sich Pabst und Brecht vor Gericht duellierten, befinden sich auch im beiliegenden Booklet der vorliegenden Luxusausgabe von Atlas Film. Zudem umfangreiche Extras wie die Dokumentation „Filmheld Mackie Messer“. Der Film- und Bühnenklassiker, der im Soho Londons Ende der 1920er Jahre spielt, avancierte schon früh zum Kult, geht es darin doch um nichts anderes als die Verstrickung von Ober- und Unterwelt, also ein Thema, das allzeit aktuell ist. Mackie Messer (Rudolf Forster), Boss der Londoner Unterwelt und unverbesserlicher Frauenheld, verliebt sich ausgerechnet in die schöne Polly Peachum (Carola Neher), die Tochter des Londoner Bettlerkönigs. Der Vater, Peachum (Fritz Rasp), ist absolut gegen die Heirat und spinnt zusammen mit Polizeichef Tiger-Brown (Reinhold Schünzel) daraufhin eine Intrige, um Mackie Messer endlich hinter Gitter zu bringen. Dabei spielt der Geburtstag der Königin eine wichtige Rolle, denn Peachums Bettlermassen werden als Druck- und Erpressungsmittel eingesetzt.

…und die trägt er im Gesicht…

Regisseur G.W. Pabst inszenierte 1931 Bertolt Brechts weltbekanntes Theaterstück, hatte sich aber auch in den 300 Jahre alten Urstoff, der wiederum Brecht als Vorlage gedient hatte, vertieft und dem Stück so seine ganz eigene Atmosphäre verpasst. Schon während der ersten öffentlichen Aufführungen kam es zu Tumulten, die von Nationalsozialisten verursacht wurden. Der Film wurde nach der Machtübernahme durch dieselben verboten, da er „eine gefährliche Glorifizierung des Verbrechertums“ enthalte und „lebenswichtige Interessen des neuen Staates gefährden“ würde. Der Film wurde 2006 restauriert und damit auch der Ton verbessert, der die unvergesslichen Melodien aus der Dreigroschenoper wieder schwungvoll erklingen lässt. Denn längst sind Titel wie „Moritat von Mackie Messer“, „Die Seeräuber Jenny“ oder „Siehst du den Mond über Soho“ in das allgemeine Kulturgut Europas und der Welt eingegangen. Ein Singspiel feiert seine Wiederentdeckung!

GEWINNSPIEL:

Wer folgende Frage beantwortet und eine Email an mich schreibt, gewinnt! Es gibt eine Ausgabe zu gewinnen, also schnell antworten! Warum haben sich Pabst (Regisseur) und Brecht (Drehbuchvorlage) zerstritten?

 

Regie: Georg Wilhelm Pabst

Originaltitel : Die 3-Groschen-Oper

Deutschland 1931

Laufzeit: 107 Minuten

Darsteller: Rudolf Forster, Carola Neher, Lotte Lenja, Reinhold Schünzel, Fritz Rasp

FSK: frei ohne Altersbeschränkung

Bildquelle: Stiftung Deutsche Kinemathek

Atlas Film


Genre: Film, Gesellschaftskritik, Theater
Illustrated by Atlas-Film

Batman Death Metal

Batman Death Metal: Der vorliegende Sonderband setzt die Geschichte direkt nach Heft 3 der Event-Hauptserie fort. Die Realitäten des DC-Multiversums wurden fast alle zerstört. Aber es gibt noch ein paar Gerechte, die versuchen, die letzten verbliebenen Parallel-Erden zu retten. Doch dafür müssen sie in die Zeit der Crisis on Infinite Earth und der Final Crisis. Ein gefährliches Unterfangen

Das Multiversum in Gefahr

Eine Krise hat auch die Superhelden-Welt erfasst. Denn die Finsternis hat triumphiert, Perpetua die Göttin des Multiversums zerstört ein Universum nach dem anderen. Auf der DC-Haupterde herrscht der Batman, der lacht, ein böses Batman/Joker-Hybrid aus dem Dunklen Multiversum. Er hat sogar einen Sidekick namens Robin King und steigert sein Bedrohungspotential dadurch nach. Aber es gibt noch Hoffnung für den Planeten und das Universum, denn der echte Batman, Wonder Woman, Swamp Thing und Harley Quinn nehmen den Kampf gegen Perpetua auf. Um Verstärkung zu bekommen müssen sie vorher allerdings noch ihre Kollegen vom Gefängnisplaneten Apokolips befreien. Die Green Lanterns und Supermen wiederum müssen gegen Owlman und andere Schurken kämpfen. Aber auch die Justice League wird nach ihrer Niederlage gegen den Batman, der lacht wieder zusammengetrommelt. Allen voran Barry Allen, Wally West, Jay Garrick…besser bekannt als: die drei Flashs!

Crossover Superhelden Comics und Death Metal Bands

Auf der anderen Seite von Apoklips, das von Darkseid regiert wird, gibt es aber auch (noch) den Planeten New Genesis. Auf beiden Planeten tummeln sich unzählige Superhelden und Superschurken, die sich entweder für den Erhalt oder die Zerstörung des Multiversums einsetzen. Bis September 2021 werden insgesamt sieben Death Metal Ausgaben erscheinen. Die Einzelheft Versionen widmen sich neben der Hauptgeschichte aber auch den Bands der Death Metal Szene, denen durch Variant-Covers, Bandfotos und Band-Biographien gehuldigt wird. Zusätzlich erscheinen ab Juni 2021 insgesamt auch drei Sonderbände. Sepultura, Megadeth, Lacuna Coil sind nur einige der vielen Bands, die gecastet wurden. Zudem erscheinen manche Ausgaben auch mit Trading Cards.

Scott Snyder/Greg Capullo

Batman – Death Metal Sonderband 1

2021, Softcover, 164 Seiten

ISBN: 9783741622519

Panini

19,00 €

 


Genre: Comics, Crossover, Death Metal, Graphic Novel
Illustrated by Panini Comics

Jim Morrison. 100 Seiten

Jim Morrison. 100 Seiten: Am 3. Juli 2021 jährt sich der Todestag des Leadsängers der amerikanischen Rockgruppe The Doors zum 50. Mal. Der Poet, Regisseur und Rockstar würde Ende dieses Jahr aber auch seinen 78. Geburtstag feiern. Hätte er nur jenen verhängnisvollen 3. Juli 1971 überlebt. Oder doch Mojo Risin‘?

Jim Morrison lebt!

Einem unbestätigten Gerücht zufolge, das Morrison zu Lebzeiten lancierte, würde er nur für die Außenwelt sterben und dereinst als Mr. Mojo Risin‘ zurückkehren. Dabei hatte er in einem der längsten Lieder der Doors („When the music’s over“) einst sein Abonnement für seine Wiedergeburt storniert: „cancel my subscription to the ressurrection, baby“, sang er damals und wollte damit doch nur sagen, dass er lieber hier im Jetzt leben würde: „We want the world and we want it, NOOOOWWWW!“. Nun, Jim Morrison muss gar nicht auferstehen, damit er im Gespräch bleibt. Denn seine Platten verkaufen sie nach wie vor und haben längst die 50 Millionen Grenze überschritten. Die 6 Studioalben wurden längst Platin und auch die Gerüchte über seinen Tod ebben nicht ab. Vielleicht gibt es dieses Jahr, am Père Lachaise Friedhof, wo er seit 50 Jahren angeblich liegt, doch noch eine Überraschung?

100 Seiten über den größten Rockstar

Birgit Fuß schreibt nicht nur über die Studioalben der Doors, sondern auch eine kleine Biographie des Sängers einer Rockgruppe, die den Psychodelic Sound der Sechziger wesentlich beeinflusste. Ihre Teenagerliebe beruhte u.a. „auf freiem Oberkörper, wallendem Haar, dunkler Stimme, Ekstase auf der Bühne“, denn auch das war Jim Morrison. Sie stellt ihn aber auch als Dichter und Regisseur vor, denn Jim Morrison hatte durchaus noch Pläne für sein Leben nach dem Rockstardasein. Birgit Fuß‘ Themenschwerpunkte: Light My Fire, die Sieben Alben und mehrere Filme, Die Liebe, Der Dichter und der Spirituelle, Die Skandale, Der Abschied. Außerdem befindet sich eine Zeittafel „Sechs wilde Jahre“ im Fließtext sowie eine Bibliographie am Ende des Bandes. Birgit Fuß ist Redakteurin beim deutschen Rolling Stone und hat Bruce Springsteen, Bono und mehr als 400 andere interessante Menschen interviewt.

Birgit Fuß

Jim Morrison. 100 Seiten

Originalausgabe

2021, broschiert. Format 11,4 x 17 cm

100 S. 19 Abb. und Infografiken

ISBN: 978-3-15-020576-1

10,00 €

Reclam Verlag


Genre: Biographie, Jubiläum, Rockmusik
Illustrated by Reclam Verlag

Spider-Man Noir. Berlin bis Babylon

Spider-Man Noir: Berlin bis Babylon. In einer alternativen Wirklichkeit in den 1930ern wird Peter Parker zum Gehilfen des Reporters Ben Urich und folgt – unauffällig – den Angestellten des Gangsterbosses Norman Osborn in ein Lagerhaus. Dort entdeckt er afrikanische Artefakte und wird von einer exotischen Spinne gebissen. Auch die vorliegende in fünf Teilen abgeschlossene Geschichte folgt dieser Wirklichkeit und wirft Peter Parker in ein neues Abenteuer, das ihn in einem Luftschiff bis nach Berlin bringt. Und später sogar nach Babylon.

Spider-Man Noir: Berlin bis Babylon

Spider-Man hat ein etwas anderes Erscheinungsbild und tritt immer im Trenchcoat mit Schlapphut auf, wenn er nicht gerade im stürmischen Einsatz ist. Auch die Zeichnungen des Comics sind natürlich der Atmosphäre der Dreißiger Jahre angepasst und selbst Mary Jane trägt ein altes Luftwaffe-Kostüm. Als die Leiche von Holly Babson entdeckt wird, macht sich der junge Peter Parker auf die Suche nach deren Mördern und landet prompt selbst in einer Mördergrube. Vorerst jedoch nur im Metropolitan Museum of Modern Art. Zeichnerisch beeindruckend ist vor allem die Doppelseite gegen Ende der Geschichte, in der ein Einblick in ein Kabarett (damals beliebte Unterhaltungsstätte, bevor es TV und Kino gab) als Längsschnitt gewährt wird und die Akteure sich innerhalb der Handlung mühelos über eine Treppe in die nächste Bild-Panel-Reihe eingliedern, ohne den Verlauf der Geschichte zu trüben.

Berlin bis Babylon und zurück

Die Auftritte von Electric und den anderen Superbösewichten kann Spider-Man dank der Hilfe von Huri, der Wächterin der Gruft, gut abwehren. Aber die „Beschützerin des verlorenen Schatzes unter dem Sand“ verfolgt natürlich auch eigene Interessen. Schließlich kommt es in Babylon selbst zu einem storygemäßen Showdown, der alles hineinwirft, was die Geschichte bis dahin aufbot: Action, Horror und eine Menge Spaß für Comic-Fans. Kurzum: Spider-Man gone Indiana Jones mit Berlin Dreißiger Atmo.

Stohl/Ferreyra

Spider-Man Noir. Berlin bis Babylon

(Original Stories: Spider-man Noir (2020) 1-5)

2021, Softcover, 120 Seiten

ISBN: 978-3-741-621956

Panini

 


Genre: Comics
Illustrated by Panini Comics

Batman – Die drei Joker

Batman – Die drei Joker 2/3: Ein knallhartes Spektakel erwartet die Leser des zweiten Teils der Miniserie „Die Drei Joker“. Denn nicht nur der Zeichenstil ist beeindruckend scharf, sondern auch die Story, die das Geheimnis Batman erneut von einer anderen Seite beleuchtet. Der Verlust Robins und seine Wiederauferstehung aus den Lazarusgruben als Red Hood alias Jason Todd steht ebenso im Mittelpunkt wie die Identität der drei Joker: der Kriminelle, der Komiker, der Clown.

Freund oder Feind?

Jason Todd hat an der Seite von Batgirl im ersten Teil auf eigene Faust Jagd auf die drei Joker gemacht und einen davon hart erwischt. Nach allem was er erlebt hat und wie sehr er auch darunter gelitten hat, was sie ihm antaten, macht ihn dies dennoch zum kaltblütigen Mörder? Oder ist es vielmehr das Erbarmen, das ihn leitet und ihn andere Menschen vor einem ähnlichen Schicksal wie seinem bewahren lässt? Batman ist da natürlich anderer Ansicht, denn es gibt einen Ehrenkodex, nämlich niemals so wie sie zu werden. Sie, die Verbrecher. Aber es geht nicht nur um das Verhältnis von Batman als Ersatzvater zu seinem Schützling, sondern auch um die Liebesgeschichte zwischen Barbara, der Tochter von Commissioner Gordon, und Jason Todd. Oder zwischen Batgirl und Red Hood? Oder ist es doch eher Robin, der Batgirl zugetan ist? Das Abenteuer ist sauber gearbeitet, mit einem wunderbaren Strich und führt in die Vergangenheit Batmans, seine dunkelsten Abgründe. Auch der Kampf in einem Swimmingpool voller chemiezerfressener Joker-Zombies wird in schrillen Farben und eindrücklich realistisch gezeigt. Nichts für schwache Nerven.

Batman – Die drei Joker: Waynes Mörder

Zumindest kann man sich das für das Finale, den dritten Teil, erwarten, denn der Cliffhanger ist gut gewählt. Dass Batman nämlich im leider letzten Abenteuer der vorliegenden Miniserie dem Mörder seiner Eltern, Joe Chill, begegnet, dürfte auch die Nerven des Dunklen Ritters brachliegen lassen. Zumal er wahrscheinlich den Verlust des zweiten Jokers aus Abenteuer 1 ersetzen wird müssen. Aber was haben die beiden anderen der drei verbliebenen Joker nun wirklich mit ihm vor?

 

Geoff Johns/Jason Fabok

Batman – Die drei Joker 2/3

2021, Hardcover, 21 x 32 cm, 60 Seiten

ISBN: 9783741622670

Panini

13,00 €


Genre: Comics, Graphic Novel
Illustrated by Panini Comics

Joker/Harley Psychogramm des Grauens

Joker/Harley Psychogramm des Grauens: Ebenfalls im Black Label erschienen ist der zweite Teil der Miniserie „Joker/Harley. Psychogramm des Grauens“. Das Black Label erlaubt Neuinterpretationen des altbekannten Stoffs, der Kreativen Raum gibt, vom offiziellen Kanon abzuweichen. So wird etwa Harley Quinn in vorliegender Serie zu Dr. Harley Quinn, einer geschätzten Psychologin und Profilerin, die die Polizei von Gotham berät. Ihr Spezialgebiet: Serienkiller.

Joker vs. Dr. Harley

Die Mitbewohnerin von Harley, Edie, wurde von einem solchen ermordet. Sie kennt sogar seinen Namen, aber auch er scheint nur ein Opfer zu sein. Die Mutter von John Kelly ertrank bei einem Autounfall und sein Vater drangsaliert ihn deswegen. Später zieht er sich ein Goth-Clown-Outfit an und wird zu dem als den ihn die ganze Welt kennt. Aber ist dies die wahre Identität des Jokers? Der Serienkiller der Gotham City derzeit unsicher macht ist jedenfalls auch nicht gerade einfach. Er drapiert seine Opfer auf bizarre Weise zu surrealistischen Kunstinstallationen und macht nicht nur Jim Gordon Kopfzerbrechen. Großflächige Panels die oft beide Seiten dieses großformatigen Bandes ausfüllen zeichnen diese Graphic Novel aus, die alles tut, um auch wirklich wie eine große Erzählung zu wirken. So werden etwa Dokumente aus den Polizeiarchiven großformatig präsentiert oder Auszüge aus dem Melderegister von Gotham, forensische Gutachten, aber auch ein vertrauliches psychologisches Profil. Während die Erzählung selbst in S/W gehalten ist und an Sin City erinnern, werden Erinnerungen und ähnliches in Farbe präsentiert.

Künstler und andere Psychopathen

Eine Enthüllung im Gotham Aquarium bildet schließlich den Höhepunkt dieser realistischen Erzählung aus dem Leben einer Profilerin, wie sie die Welt wohl noch nie gesehen hat. Der Kampf der Psychologin gegen den Serienmörder ist als echtes Steam Punk Abenteuer inszeniert und die Einfälle sind wirklich schrill. So wird etwa eine in Gotham stadtbekannte Tänzerin als lebende Puppe inszeniert dem staunenden Publikum vorgeführt. Der Schock sitzt tief bei den Theaterbesuchern, die wohl alsbald ebenfalls psychologische Betreuung in Anspruch nehmen werden müssen. Den Kampf gegen den Joker kann Harley allerdings nur gewinnen, wenn sie sich auf sein Spiel einläßt und ihm schmeichelt: „Du hast erkannt, dass ich kein Abschaum bin, der zur sexuellen Befriedigung tötet. Ich bin ein Künstler, der etwas Außerordentliches schaffen will.“ Denn auch er glaubt sich auf einem gerechten Kreuzzug gegen das Böse, wie so viele andere Psychopathen… Muss sie, um ihn zu besiegen, vortäuschen, seine Komplizin zu sein? Fortsetzung folgt in Teil 3 der Miniserie „Joker/Harley Psychogramm des Grauens“. Demnächst.

Kami Garcia/Jason Badower/Mico Suayan/Annette Kwok

Joker/Harley

Psychogramm des Grauens. Band 2

2021, Hardcover, 108 Seiten

ISBN: 9783741620362

Panini Comics


Genre: Comics, Graphic Novel
Illustrated by Panini Comics

Prinz Eisenherz Band 25

Prinz Eisenherz Yeates-Jahre Band 25: Im 25. Band der Nachfolgezeichner Hal Fosters zeichnet Thomas Yeates für Text und Zeichnungen verantwortlich. Er hat nicht nur Aleta, der Frau von Prinz Eisenherz, Zauberkräfte verliehen, sondern ihr auch zwei Raben zur Seite gestellt, die ihr manche Schwierigkeit abnehmen. In vorliegendem Abenteuer ist auch Prinz aus Thule froh, dass er eine Gefährtin gefunden, die so gut zu ihm passt. Und ihm auch noch drei Söhne und die Zwillingstöchter geschenkt hat.

Aberglaube, Zauberei und Aletas Raben

Die LeserInnen erinnern sich: im Vorfeld der magischen Auseinandersetzung mit Maldubh, der Frau Dracos, hatte Aleta ihrem Gemahl eröffnet, dass sie über umfangreich Kenntnisse und praktische Erfahrungen in und mit der traditionellen, die Natur respektierenden, weiblichen Magie verfügt, „deren uraltes Wissen nur in weiblicher Linie und ausschließlich mündlich weitergegeben wird“ (Vgl. 3860,2-5) Möglicherweise gehen ihre Zauberkräfte sogar direkt auf Circe, die berühmte Zauberin des griechischen Mythos, die schon Odysseus verzauberte, zurück, schreibt Uwe Baumann in seinem in vorliegendem Band abgedruckten Vorwort. Auf Seiten Aletas und Maeves standen schon in jenem Abenteuer zwei Raben. Diese waren bei den Griechen positiv konnotiert und dem Gott Apollon heilig. Auch in der Bibel versorgten sie den Propheten Elija mit Nahrung oder symbolisierten Weisheit und Erinnerung bei den Nordländern. Denn auch Odin, ihr höchster Gott, war von den beiden Raben Hugin (Gedanke) und Mugin (Gedenken) begleitet. Die Raben Aletas bringen in vorliegendem Abenteuer des Prinzen aus Thule nicht nur einen wertvollen Hinweis (einen Stofffetzen), sondern schützen auch die beiden Fledermaus-Frauen Audrey und Afton. Denn zurück in Camelot stößt nicht nur der alte Freund und Ritter der Tafelrunde, Gawain, zu den Reisenden Eisenherz, Aleta und Nathan, sondern auch ein alter Aberglaube. Hexerei soll für den Tod Baron Imberts und seines Nachfolgers Gareth verantwortlich sein und die dazugehörigen Hexen werden leicht gefunden. Wie immer werden die Außenseiter beschuldigt, jedoch kann Eisenherz in Sherlock-Holmes-artiger Manier die Verbrechen aufklären. Und wer nicht an die Unschuld von Audrey und Afton glaubt, dem helfen die Raben Aletas etwas nach.

Monarchistische Ritter und demokratische Räuber

Die zwei Abenteuer in diesem Band gehen aber nahtlos in ein drittes Abenteuer über, das hier nur anklingt, aber im folgenden Band noch fortgesetzt wird. Gawains Freundin, Rory Rotkappe, die den Lesern ebenfalls aus einem vergangenen Abenteuer bekannt ist, hat ganze Arbeit geleistet und das Gut von Arne, Eisenherz‘ Sohn, so gut verwaltet, dass satte Profite entstanden. Ob dies mit ihrer politischen Einstellung (sie ist Demokratin) oder ihrem Fleiß zusammenhängt, müssen die beiden Ritter, Gawain und Eisenherz, erst herausfinden. Eine winterliche Reise von Rory, Gawain, Eisenherz und Kleinochs nach Lockbramble führt elegant in das nächste Abenteuer, das jetzt schon mit Spannung erwartet wird und demnächst erscheint.

 

Thomas Yeates

Prinz Eisenherz Yeates-Jahre Band 25. Yeates-Jahre. 2019 – 2020

Text: Mark Schultz

(Originalseiten 4274 – 4377)

Großformatiger (23,5 x 32 cm) Hardcover-Band, 112 Seiten

Reproduktion der farbigen US-Sonntagsseiten

Vorwort: Uwe Baumann

Übersetzung: Uwe Baumann und Claudia Wich-Reif

ISBN 978-3-946842-55-2

24,90 EUR [D] / 25,60 EUR [A] / 35,50 sFr [CH]

Bocola Verlag


Genre: Comic, Graphic Novel
Illustrated by Bocola

Wondrak für alle Lebenslagen

Einen Wondrak für alle Lebenslagen: Mit 88 Jahren verkündete Janosch in der deutschen Wochenzeitschrift ZEIT, dass er keine Wondraks mehr publizieren werde. Über 350 Wondrak-Zeichnungen waren bis dahin schon erschienen. Über 300 Bücher hatte Janosch zeit seines Lebens publiziert, viele seiner Geschichten waren in 40 Sprachen übersetzt worden. Mit „Wondrak für alle Lebenslagen“ kann man nochmals zurückblicken und sich erinnern. Der Reclam Verlag macht’s möglich.

Janosch’s Wondrak als Lebenshilfe

Die deutsche Literaturwissenschaft habe sich vielleicht zu wenig mit Janosch beschäftigt, weil Bildergeschichten keine Literatur darstellten, so Tillmann Prüfer in seinem Nachwort zur vorliegenden Ausgabe. Ähnlich wie Wilhelm Busch würde man Janosch fälschlicherweise für einen Kinderbuchautor halten. Aber jeder der Janosch kennt, weiß natürlich, dass dem überhaupt nicht so ist. Mit „Oh, wie schön ist Panama“ bekam Janosch um 1978 aber endliche die Aufmerksamkeit, die er verdiente. Die zeichnerische Arbeit des gelernten Schmieds wurde von Erfolg gekrönt und Janosch konnte sich nun ganz seinen kleinen Helden des Alltags widmen. Aber der Wondrak ist natürlich kein alter ego Janoschs. Werk und Autor muss man immer trennen. Die eigentliche Fiktion ist die Autobiographie. Auch wenn Wondrak natürlich etwas mit Janosch zu tun hat. Denn der Held Wondrak ist ein Anti-Held. Aber er meistert das älter werden ebenso gut, wie sein Schöpfer Janosch, der seit einigen Jahren eine Finca in Teneriffa besitzt und es sich dort gut gehen lässt. Was ist Heimat? Frägt der Herr Wondrak an einer Stelle und steht dabei vor einem Dorf. „Die Heimat ist ein Ort, wo das Herz auf ewig wohnt, egal, ob es dort stinkt.“ Eine profunde Antwort für jemanden, den es eigentlich nur in der Fantasie gibt, der aber durchaus reale Gedanken hat. Etwa wenn es um’s Arbeiten geht. Wie motiviert sich Wondrak? Immer wenn er eine Eins würfelt, dann muss er nicht arbeiten. Nachsatz: Manchmal dauert es Stunden, bis eine Eins kommt.

Wondrak und Co.

Die Zusammenstellung in vorliegendem, liebevoll mit den Zeichnungen Janoschs gestalteten Band folgt Themen, die für uns alle wichtig sind. Wie lässt es sich gut leben, wie klappt es mit der Liebe, wie kommt man gut durchs Jahr, wie geht man die kleinen Probleme des Alltags an und wie steht es mit den großen Fragen des Lebens. Wer noch mehr lesen will, der denke bei Janosch auch an seine unvergesslichen Figuren Tigerente, Tiger und Bär, Schnuddel oder Günter Kastenfrosch, beliebte Figuren in Geschichten wie Post für den Tiger oder Ich mach dich gesund, sagte der Bär.

Janosch

Wondrak für alle Lebenslagen

Nachw. von Tillmann Prüfer

127 S. 98 Farbabb.

Wieder lieferbar ab 25.03.2021

ISBN: 978-3-15-014176-2

Reclam Verlag

6,00 €

 


Genre: Cartoons, Comics, Kinder und Erwachsene, Komik
Illustrated by Reclam Verlag

Randschaften. Auf der Suche nach dem Wien unserer Kindheit.

Randschaften. Auf der Suche nach dem Wien unserer Kindheit: Wien vor 40 Jahren. In den Achtzigern. Die Stadt war damals grau und verlassen und eine Menge Seniorinnen mit ihren Hunden bevölkerten die ansonsten leeren Straßenbahnen. Meist trugen sie Pelzmäntel und waren grantig. Der typische Wiener Grant, den es damals auch noch an den Häuserfassaden gab. Ein nostalgischer Rückblick „auf der Suche nach dem Wien unserer Kindheit“ anhand von Fotografien und kurzen Texten zeigt in vorliegender Publikation, dass der goldene Westen auch einmal grau war. Dafür aber voller Charme.

Wien – Stadt an der Peripherie Europas

Was die Innenstädte von heute kennzeichnet, ist die Tatsache, dass sie zumeist von ausländischen Multikonzernen mit ihren Werbetafel und Aufschriften zugekleistert sind. Das war damals – in den Achtzigern – noch anders. Eine vor der Wende aus der DDR geflüchtete Freundin meinte, als sie über Ungarn nach Wien kam sei es ihr noch nicht bewusst gewesen, bereits im Westen angekommen zu sein. Wien war damals nicht im Herzen Europas, sondern an der Peripherie. Dieses Lebensgefühl fing auch der junge Fotograf (*1963) Harald A. Jahn mit seiner Kamera ein. Damals wie heute.  Was er zeigt, sind verfallene Häuserzeilen und Vorstädte, Geschäfte und Greissler des kleinen Mannes, aber auch alte Kinos oder den böhmischen Prater und die Flaniermeile Mariahilferstraße. Alle Bilder haben eines gemeinsam: sie zeigen ein Wien, das es heute nicht mehr gibt und so könnte man Jahn geradezu als Archäologen bezeichnen, auch wenn sich zwischen die Häuserfronten ein paar Porträts mischen. So etwa den 80-jährigen Schuster, der von Favoriten im Süden immer noch jeden Tag in den Westen in seine Werkstatt fährt.

Spurensuche in den Achtzigern und neuer Aufbruch

Spuren des Weltkriegs findet er im ersten Kapitel seiner „Randschaften“ genannten Bestandsaufnahme in Buchform, darauf folgen Villen, Durchhäuser und Bilder vom alten Nordbahnhof oder AKH. Im Cafè Theater an der Wien hatte er sich damals einen Scherz erlaubt und dem schlecht laufenden Café durch ein Kontaktinserat in einer Zeitung unter die Arme gegriffen. Es kamen lauter alte Herren und Frau Maria rettete dieser eine Abend pro Woche das Überleben. Später wurde daraus die Donauwelle, ein Ort, wo sich Laien und Dilettanten alte Operettenlieder vortrugen. Natürlich fehlen auch die Wirtshäuser nicht, Jahn hat sowohl die Tschocherl als auch die Brandineser aufgesucht und sie in seinem Fotalbum des Alten Wien verewigt. Eines davon liegt in der Moissigasse, in der Donaustadt, weit vom Zentrum entfernt. Dort wundern sich die Gäste, dass sich einer so ein Fotobuch antut. Aber Harald A. Jahn freut sich, die Orte seiner Kindheit wieder zu entdecken. Darunter auch das Fahrradgeschäft „Rih“ auf der Praterstraße, das nach dem Hengst Kara Ben Emsis benannt wurde. In Margareten, dem fünften Bezirk Wiens, findet er sogar noch ein Hutgeschäft, das von der damaligen Besitzerin betrieben wird.

Randschaften: Das Wien unserer Kindheit

Ein Glück für das Lokal und die Gäste, denn zumeist werden solche Geschäfte wenn es keine Nachkommen gibt geschlossen. Die neuen Mietverträge wären für Neuübernahmen zu teuer und so steht wieder ein Erdgeschosslokal leer. Harald A. Jahn leistet mit „Randschaften“ einen wichtigen Beitrag wider das Vergessen, denn gerade diese kleinen Geschäfte, die Gassenlokale, sind Teil der Identität Wiens und machen die Stadt unverwechselbar und unvergleichlich. Bis die Pandemie vorbei ist, warten wir alle auf eine neue Gründerzeit. Eine neue Renaissance dieser außergewöhnlichen Plätze. Mit den Greisslern hat es bereits begonnen und wer weiß, ob nicht bald wieder die Bäume blühen. Nicht nur im Prater.

Harald A. Jahn

Randschaften. Auf der Suche nach dem Wien unserer Kindheit

Wien 2021, 256 S., 390 Farbabb. im Text, 29,7 x 21 cm; broschiert

ISBN 978-3-85161-246-2

Phoibos Verlag

34,90 € *

 

 

 


Genre: Bilderbuch, Fotobuch, Reiseführer
Illustrated by Phoibos Wien

James Bond. 100 Seiten

25 James Bond wurden bisher abgedreht. Einer davon dem Publikum noch nicht gezeigt. Die Pandemie sorgte schon für eine zweimalige Verschiebung. Um das Warten auf die Veröffentlichung so angenehm wie möglich zu machen, hat der Reclam Verlag vorliegende 100 Seiten Fibel zum Agenten im Geheimauftrag seiner Majestät auflegen lassen. Der Autor, Wieland Schwanebeck, ist anglistischer Literatur- und Kulturwissenschaftler an der TU Dresden und lehrt und forscht u.a. zu Männlichkeit, Hochstapelei, Humor und britischer Filmgeschichte.

Skyfall und Fireball

Willing Suspension of Disbelief” nennt sich die Formel von Samuel Taylor Coleridge, der sich jeder Bond-Fan freiwillig ausliefert, denn nur wer seine Skepsis zurücksteckt wird den vollen Genuss haben. Die von Ian Fleming erfundene Kunstfigur bestreitet teilweise ja haarsträubende Abenteuer, das tut seiner Beliebtheit aber keinen Abbruch. Sogar ein literaturwissenschaftliches Prinzip komme bei Bond zur Anwendung: Tschechows Gewehr. Wenn im 1. Akt ein Gewehr über dem Kamin hängt, wird es spätestens im 3. Akt abgefeuert werden. Was aber nicht bedeutet, dass jeder Bond vorhersehbar wäre. Er folgt nur einer bestimmten Formel. Als größter bisheriger Bond-Blockbuster führt übrigens Daniel Craig die Liste mit „Skyfall“ (2012) an, gefolgt von „Fireball“ (1965) und „Spectre“ (2015). Was uns zu den Bond-Darstellern führt, die allesamt ja schon bekannt sein dürften. Neben dem eben Genannten und – wider Erwarten – wohl Erfolgreichsten waren dies Barry Nelson, Sean Connery, George Lazenby, Roger Moore, Pierce Brosnan, Timothy Dalton. Schwanebeck erzählt von jedem dieser Bonds die Höhe- und Tiefpunkte und verrät einige der bestgehüteten Geheimnisse von 007.

Eye-Candy oder doch Kunst?

Eine Liste aller kuriosen Premieren und Momente in der Bond-Reihe hat Schwanebeck ebenso unter seinen Text gemischt, wie viele weitere andere interessante Infografiken. Dass Bond auch etwas von dem antiken Helden Odysseus hat und Moneypenny seine Penelope sein könnte ist aber nur eine von vielen Erklärungen seines Erfolgs. Die Bond-Formel ist in jedem Fall ohnehin unverwüstlich. Der Autor bezeichnet sie auch als Baukastenprinzip. „Die Bond-Filme müssen nämlich nicht nur das Kunststück vollbringen, eine zumeist vorhersehbare Geschichte auf spannende Art und Weise zu erzählen, sondern auch noch den Markenfimmel der literarischen Vorlagen in eine malerische Galerie der Schauplätze und Luxusgüter übersetzen“, Eye Candy würden das die Anglophilen nennen, also „Naschkram fürs Auge“, wie der Übersetzer es nennt. Was uns dann auch zum vermittelten Frauenbild der Bonds bringt, denn bis Eva Green als Vesper Lynd, gab es noch keine wirklich starke Frau in einem Bond, die nicht den herkömmlichen Frauenidealen (Stichwort: Eye-Candy) entsprach. Ganz zu schweigen vom vermittelten Rassismus natürlich.

Aber auch James Bond hat sich mit den Jahren verändert. Bald schon wird ohnehin der neue Bond erscheinen. Sein Titel: No time to die. Bis dahin haben wir aber wohl noch More time to die, wie Spötter schon bei der zweiten Verschiebung verlauten ließen.

Wieland Schwanebeck

James Bond. 100 Seiten

Broschiert. Format 11,4 x 17 cm

100 S. 15 Abb. und Infografiken

ISBN: 978-3-15-020577-8

10,00 €

Reclam  Verlag


Genre: Krimi, Thriller
Illustrated by Reclam Verlag