Das große Buch der Gärtnerinnen & Gärtner ist nicht nur groß, es wiegt über drei Pfund: „Das gesamte Gartenwissen aus 100 interessanten Gärtnereien“ in Buchform. Es ist breiter als DIN A 4 und mit einem Hardcover versehen. Man braucht beide Hände, um es zu halten, wie einen Schatz.
Die Gärtnereien liegen in Deutschland, die meisten in Niedersachsen, je vier in Österreich und in der Schweiz. Die Betriebe werden über ihre Gärtner/innen vorgestellt, mit Namen und Fotos. Wir erfahren auch das Gründungsjahr; es sind viele Traditionsbetriebe dabei, am ältesten die Späth’sche Baumschule in Berlin, die im letzten Jahr ihr 300. Jubiläum feierte. Es gibt Angaben zu den Mitarbeiter/innen und dazu, wie die Produkte vermarktet werden. Beim Zusatz In der Nähe werden touristische Attraktionen in der Umgebung aufgezählt.
Dazu gibt es wunderschöne Fotos der Gartenfotografin Marion Nickel, pro Betrieb fünf bis zehn, die auch die umgebende Landschaft erfassen und die pflanzlichen Spezialitäten der Gärtner/innen wiedergeben. Diese stehen im Mittelpunkt der Beschreibungen, sind Lieblingspflanzen, mal auch Leidenschaften geworden.
Als Erstes habe ich über die Betriebe in Berlin und Brandenburg nachgelesen, bei Foersters in Bornim erkenne ich die Bedeutung des passionierten Gärtners und Gartenautors noch einmal neu: Er sei der Wegbereiter „für moderne Gärten im Stil von Dutch Wave, New German Style und Präriegärten.“ In einem interessanten YouTube Video nennt ihn Herr Felix Merk, Kurator der Foerster Anlage für die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, „Gartenphilosoph.“
Zum New German Style empfehle ich meine Rezension von Gärten in Berlin von Susanne Gatz!
Weiter geht es mit Foerster Schülern, Misterhepatica.de, der bei Foerster lernte, seine Nachfolge antrat und inzwischen in Ketzin Leberblümchen züchtet, den Ort hat er gewählt wegen der „tiefgründigen Lehmböden der Ketziner Platte.“ Nahe der niederländischen Grenze ist der Nachfolge von Oskar Pagel zu besuchen, der als Foersterianer in dessen Sinne weitergezüchtet hat: vor allem Gräser. Dazu empfehle ich das Kapitel in meinem Buch Gräser müssen sein.
Die Autorin stellt Spezialisten vor für Farne, Funkien, Alpenveilchen, Gräsern, Viola, selbst Ilex kann man züchten, und immer wieder Bäume, Rosen und Kräuter. Es gibt viel Neues zu entdecken: Wussten Sie, dass Frau Elke Haase „mit über 600 Fliedersorten Weltmarktführerin“ ist? Als sie im St. Petersburger Botanischen Garten einen Vortrag zu 300 Jahre Späth’sche Baumschule hielt, entdeckte sie, dass im 20. Jahrhundert in Russland auf den Spuren Lemoines und Späth’s Flieder weitergezüchtet worden waren. Wunderschöne Sorten, die im Rest der Welt nicht bekannt wurden, zu deren Duft man sich, laut Frau Haase, Klavierkonzerte von Rachmaninow anhören sollte.
Andere sind weniger poetisch, sie haben die Klimakrise im Auge und wollen Staudenpflanzen weiterentwickeln, die auch Hitze und Trockenheit ertragen. Auch beim Verpacken wird experimentiert, recycelbare Töpfe, oder einfach, wie in der Prignitz, die Taglilien wurzelnackt verkaufen, wozu man aber die Blütenzeiten kennen muss. Wieder andere entdecken die „Hitzekünstler der Sierra Nevada“ und machen sie heimisch.
Das Buch kann man nicht auslesen, aber zukünftig werde ich bei meinen Reiserouten immer nachschauen, wo man vielleicht vorbeikommen könnte.
Tipps gibt es auch im ausführlichen Glossar, wo weitere Gärtnereien, Gartenmärkte, Treffpunkte und Netzwerke für Gärtner und Pflanzenfreunde beschrieben sind. Und als Grundlage für den Erfahrungsaustausch ein ausführliches Pflanzenregister.
Im Impressum werden die Autorinnen vorgestellt und das Papier, „dessen mattierte Oberfläche dem Inhalt einen edlen und hochwertigen Charakter“ gäbe. Als Rentnerin vor den Linsenops hätte ich mir als Kontrast auf diesem edlen Papier eine schwärzere Tinte gewünscht, die kleinen und blassen Schrifttypen sind nur schwer lesbar.
Die erste Überraschung war, dass das Buch auf Deutsch geschrieben ist, mit vielen originellen Einschüben auf Englisch. Die Romanheldin Niveditha Anand ist in Essen aufgewachsen und studiert nun in Düsseldorf an der Heinrich Heine Universität „postcolonial studies“, bei Saraswati, einer indischen Professorin, ein TV-Promi, die von ihr angehimmelt wird. Die Sympathie wird erwidert, Niveditha fühlt sich endlich angenommen und verstanden. Als Tochter eines indischen Mathematikstudienrates und einer polnischen Sozialarbeiterin, die zwar in Deutschland aufgewachsen ist, war ihr das bisher nicht in den Schoß gefallen, zu oft fühlte sie sich fremd hier.
Seit ich in diesem Buch lese, verstehe ich Vieles besser, zum Beispiel die hilflosen Versuche, den Wire Card Betrug aufzuarbeiten. Aber sehen Sie selbst!
Der Untertitel des Buches Bauern, Land: Die Geschichte meines Dorfes im Weltzusammenhang von Uta Ruge verspricht viel, aber, um es gleich zu sagen, nach der Lektüre der 470 Seiten weiß ich wirklich mehr über Land, Leute und globale Zusammenhänge in der Landwirtschaft. Es gibt auch ein Glossar.
Dieses Buch fesselt von der ersten Seite an, es lebt von der aufmerksamen Beobachtung und Beschreibung der Protagonisten. Wir lernen mit Anteilnahme und Humor ein Dutzend britischer Frauen während der letzten hundert Jahre kennen, alle Generationen sind vertreten, viele kennen sich untereinander.
„Die Natur muss gefühlt werden, wer nur sieht und abstrahiert, kann Pflanzen und Tiere zergliedern, er wird die Natur zu beschreiben glauben, ihr selbst aber ewig fremd sein.“ Alexander von Humboldt, 1810
Einundneunzig Jahre alt ist die Mutter des Autors und träumt sich immer wieder in neue Abenteuer hinein, dabei will er doch, bewaffnet mit einem Kassettenrekorder, ihre wechselhafte Geschichte aufzeichnen, gerne auch das, was bisher verschwiegen wurde. Aus diesen Stückchen, die es zusammenzufügen gilt, will er seine eigene Geschichte „neu erfinden“, und nicht mehr davor weglaufen, heißt auf dem Umschlagdeckel.
Auch für dieses Buch über Bienen und ihre Menschen nimmt die Autorin uns mit auf ausgedehnte Reisen, am Anfang und zum Schluss sind wir wieder bei Galina in Jasnaja Poljana, dem ehemaligen Trakehn bei Kaliningrad, wo wir schon beim
Mit dem Geschenk Der Akazienkavalier: Von Menschen und Gärten von Ulla Lachauer konnte ich zuerst nicht viel anfangen— wo gibt es noch Kavaliere und dann mit Akazien? Aber ich las doch los, und gleich die kurze Geschichte vom Akazienkavalier, hatte sie doch dem Buch den Namen gegeben, obwohl sie im Buch die elfte (von fast zwanzig) war.
Dies ist ein kleines Büchlein (200 Seiten), aber es hat es in sich: Die Klimakrise wird nicht erst beschrieben, es geht darum, welches Wirtschaftssystem nötig wäre, um sie aufzuhalten. Wir sind eingeladen, mitzudenken. Am Ende jeden Kapitels stehen weitergehende Gedanken zum Gesagten, wie ein Abspann.
Berkel erzählt die Geschichte seiner großen Schwester in Ichform. Bald nach ihrer Geburt, bei Kriegsende in Leipzig, verlässt die Mutter Deutschland mit ihr, sie wandern aus nach Argentinien. Der Vater ist, wenn er überhaupt noch lebt, in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Sie wächst bei einer Gutsbesitzerfamilie auf, die Mutter ist Nanny für deren Kinder und diese schikanieren die kleinere Ada. Die ersten Jahre verweigert sie die Sprache, dann aber, als sie neunjährig wieder zurück nach Deutschland kommt, spricht sie fließend Spanisch, aber kaum Deutsch. Auch hier bleibt sie Außenseiterin.
Die beiden Journalisten des Buches
Um es gleich vorweg zu sagen: Das Buch Über Leben: Zukunftsfrage Artensterben: Wie wir die Ökokrise überwinden von Dirk Steffens und Fritz Habekuß geht unter die Haut und man sieht die Welt danach mit anderen Augen an. Es zeigt uns, dass die Biodiversität Grundlage jedweden menschlichen Lebens ist und wie sehr sie heute schon gefährdet ist. Gelesen habe ich es während der ersten Welle der Coronazeit — in der Geborgenheit meines Gartens.
