Nun ermittelt er wieder, John Rebus, Polizist in Edinburgh, und gerade zum Detective Inspector befördert. Ian Rankin führt uns in seinem Roman » Das zweite Zeichen« wieder einmal in Schottlands Hauptstadt. Eine Leiche wird aufgefunden, ein toter Junkie. Eigentlich keine besondere Neuheit für den ermittelnden Inspector, gäbe es nicht einige seltsame Zeichen am Fundort des Toten. Geht es nur um eine Überdosis, oder ist möglicherweise ein Ritualmord geschehen? Hinweise am Fundort lassen unterschiedliche Vermutungen zu. Und wer ist die geheimnisvolle Tracy?
Ian Rankin zeichnet ein Bild von menschlichen Abgründen und gesellschaftlichen Gegensätzen. Ähnlich wie Henning Mankell beschreibt er Veränderungen in der Gesellschaft und die Verrohung des Einzelnen.
Ein unterhaltsames Buch, das Freunden des anspruchsvollen Krimis viel Vergnügen bereiten wird.
Nun residiert er seit Wochen auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste — Daniel Kehlmann, dessen »Vermessung der Welt« mich schon vor der offiziellen Veröffentlichung als Leseexemplar begeisterte. Der junge Autor hat sich diesen Erfolg wahrhaft verdient. Wer sich auch mit seinen früheren Werken vertraut gemacht hat, weiß das umso besser.
»Mahlers Zeit« ist ein kleiner, höchst intensiver Roman um den Physiker und Philosophen David Mahler, der dem unumstößlichen Gesetz der Zeit zu Leibe rückt und eine Entdeckung macht, die zu groß scheint, um wirklich ans Licht der Welt befördert zu werden. Niemand will den schier besessenen Wissenschaftler erhören; alle erklären ihn für verrückt, dabei könnte die Enträtselung der Zeit den Lauf der Welt nachhaltig verändern! Mahler setzt alles auf eine Karte, um die sensationelle Entdeckung zur Sprache bringen …
Ähnlich besessen wie David Mahler aus »Mahlers Zeit« ist auch Arthur Beerholm, der magische Held aus Kehlmanns Debütroman »Beerholms Vorstellung«. Auch er ist ein Suchender, der nach langen Irrwegen fündig wird und seine Berufung entdeckt: Er wird ein begnadeter Zauberkünstler, der jenseits durchschaubarer Tricks und billiger Täuschungsmanöver ganz große Magie betreibt und damit sein Publikum der Wirklichkeit entreißt. Als sich auch für ihn selbst die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verwischen, erschreckt ihn seine eigene Macht. Kurzerhand beendet Beerholm seine Vorstellung …
Daniel Kehlmann ist ein Meister der Sprache und jongliert kühn und kompetent mit psychologischen und wissenschaftlichen Elementen. Trotz der glühenden Leidenschaft, die alle seine Werke und seine extremen Charaktere auszeichnet, agiert er mit einer faszinierenden Leichtigkeit, die in der »Vermessung der Welt« ihren bisherigen Höhepunkt erreicht.
Die prächtigen Kabinettstückchen aus dem bürgerlichen Heldenleben des als »Dandy vom Rhein« geltenden Düsseldorfer Sprachtalents enden grundsätzlich im Fiasko. Schmitz, der sich schon mit jungen Jahren anno 1913 mit 33 Lenzen das Lebenslicht ausblies, um nicht länger husten zu müssen, ist der Meister der grotesken Überzeichnung und eine Entdeckung für den, der gern lacht.
Der Umzug mehrerer Parteien in einem Mietshaus führt zu einem katastrophalen Tohuwabohu und endet in einer herrlich chaotischen Spirale, da sämtliche Möbelstücke in endloser Folge verrückt, durcheinander gewürfelt und angestoßen werden. — Die Rivalität eines neureichen Brauereierben mit den Alteingesessenen und Honoratioren der Stadt mündet in einem Kleinkrieg, der zur Ausrottung sämtlicher Automobile führt. — Will Mutter dem Vater endlich einmal akzeptablen Kaffee kredenzen und entschließt sich zum Erwerb einer modernen Kaffeemaschine, dann endet die Inbetriebnahme der patentierten Errungenschaft garantiert in der Auslöschung der gesamten Familie. — Den Ausflug mit seiner Erbtante in ein amerikanisches Kaufhaus zwecks Erwerbs einer Bluse überdehnt Schmitz schließlich zu Wochen, Monaten und Jahren qualvollen umher Irrens in den Etagen und Abteilungen des gigantischen Warenpalastes.
Schmitzens Einakter glühen vor sprachlicher Komik und surrealer Übertreibung. Kaum zu glauben, dass diese herrlichen Texte bereits hundert Jahre alt sind und immer noch keinen Staub angesetzt haben!
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Um alte Meister und große Geister dreht sich Thomas Bernhards rabenschwarze Komödie, ein sich im Sprachwitz dramatisch entfachendes Feuerwerk. Reger, ein extrem negativ eingestellter Musikphilosoph, dessen Artikel in der britischen »Times« erscheinen und folglich in Österreich unbekannt bleiben, bestellt seinen Freund und Verehrer Atzbacher, einen Schriftsteller, der seit 17 Jahren an einem Werk schreibt, ohne auch nur eine Zeile davon veröffentlicht zu haben, ins Kunsthistorische Museum. Dort hockt er in fester Gewohnheit seit dreißig Jahren jeden zweiten Vormittag, um Fehler in den Bildern der alten Meister zu entdecken. Fast immer trifft man ihn im Bordone-Saal vor dem »Bildnis eines weißhaarigen Mannes« von Tintoretto, wo er auch seine Frau kennen lernte, deren Tod er nur durch Pflege seiner regelmäßigen Ticks zu überwinden glaubt. Hier sinniert Reger ungestört und bei stets gleicher Temperatur darüber, was in der Welt, besonders jedoch in Österreich, schlecht ist. Dritter im Bunde ist der Museumsaufseher Irrsigler, ein einfältiger Burgenländer, der sich im Laufe der Jahre Regers Sichtweise angeeignet hat und ihn immer wieder gern zitiert.
Reger philosophiert über die Unerträglichkeit der Staatskunst. Er zerfetzt das literarische Waldesrauschen eines Adalbert Stifters, diesem literarischen Umstandsmaler mit stümperhaftem und verlogenem Stil, als unerträglichen Kitschmeister. Er bezeichnet Anton Bruckner mit seinem religiös-pubertären Notenrausch und stupidem, monumentalen orchestralen Ohrenschmalz als einen Komponisten, der die Musik verwischt habe. Er nimmt den Philosophen Martin Heidegger aufs Korn, diesen lächerlichen nationalsozialistischen Pumphosenspießer und verheerend größenwahnsinnigen Voralpenschwachmatikus, der fremde große Gedanken mit der größten Skrupellosigkeit zu eigenen kleinen Gedanken mache. Lediglich die Toiletten im »Hotel Ambassador«, wo er jeden Nachmittag zu finden ist, haben es ihm wegen ihrer Reinlichkeit angetan.
Bernhard schafft mit seinem aus einem einzigen Gedanken gezogenen Text in Reger die Figur des Anti-Künstlers, eines Menschen, der sich darin versteht, anerkannte »große« Kunstwerke abzuwerten und in Frage zu stellen. Er greift damit direkt den überlebten Geniemythos des 19. Jahrhunderts an und versucht, ihn zu zerstören.
Eine Frau mittleren Altes erwacht eines Morgens in einer Jagdhütte und entdeckt, dass sie durch eine undurchdringliche gläserne Wand von ihren Begleitern und der gesamten Außenwelt abgeschlossen ist. Auf der anderen Seite der Barriere scheint jede Zivilisation erloschen, eingefroren, in der Bewegung des Augenblicks erstarrt. Die Frau versucht, sich mit ihrem Schicksal zu arrangieren und nimmt herrenlose Tiere in ihre Behausung auf. Mit Katzen, einem Hund und einer Kuh verschmilzt sie zu einer Familie.
Akribisch beschreibt die Erzählerin ihre täglichen Verrichtungen im Laufe der Jahreszeiten, das sich zu einem immer stärkeren Aufgehen in der Natur entwickelt. Der Leser folgt dem oft banalen Geschehen mit wachsender Spannung. Als schließlich ein weiterer Mensch in den Lebenskreis der Eingeschlossenen einbricht, verteidigt sie ihre Robinsonade ohne mit der Wimper zu zucken.
Genre: RomaneIllustrated by dtv München
Graves, der mit erzwungenen Unterbrechungen rund 50 Jahre auf der Baleareninsel Mallorca lebte, gilt als der bedeutendste ausländische Literat, der die Insel bewohnte. In seinen amüsanten und lebensklugen Kurzgeschichten erweist er sich als intimer Kenner der Insel und der Seelen ihrer Bewohner.
Besonders beeindruckt seine Erzählung „Esta in su casa“ aus der Zeit der faschistischen Machtergreifung. Anhand von kleinen Nachbarschaftsstreitigkeiten schildert er, wie schnell sich diese unter veränderten politischen Bedingungen zu einem gnadenlosen Gemetzel auswirken können. Graves selbst entkam den Falangisten nur mit knapper Not und konnte erst mit Beendigung des Krieges wieder zurück auf sein geliebtes Eiland.
In Zeiten, in denen alles und jeder käuflich ist, kann auch die berühmteste aller Auszeichnungen im Wissenschafts- und Literaturbereich, der vom Dynamitkönig Alfred Nobel gestiftete Nobelpreis, kaum ungeschoren davonkommen, dachte sich Autor Andreas Eschbach und rankte einen Kriminalroman um den hoch dotierten schwedischen Superpreis. Weiterlesen →
In seinem fünften Schuljahr erfährt Harry Potter, der längst kein Erstklässler mehr ist, erstmals zarte Gefühle junger Liebe. Der Backfisch gerät aber auch in handfeste Auseinandersetzungen mit seinem Hauptfeind, dem tödlich gefährlichen Lord Voldemort. Der Dunkle Lord formiert mächtige Truppen, doch auch Zauberlehrling Harry sammelt Streiter, die sich pfiffig in den Dienst von Hogwarths bedrohtem Schulleiter Dumbledore stellen. Das Böse gewinnt inzwischen erheblichen Einfluss im Zaubereiministerium, in der Presse, in der Schulverwaltung und versucht schließlich, Harry selbst für seine Zwecke zu benutzen, indem er in seine Träume eindringt.
Wie bereits in den ersten vier Bänden der Potter-Saga muss der jugendliche Held atemberaubende Abenteuer bestehen, die sogar Menschenleben kosten. Nach rund tausend Buchseiten erfährt der Leser auch, auf welche Weise der Zyklus beendet werden könnte. Doch das ist so grauenerregend, dass eigentlich kein Ende der Geschichte geschrieben werden darf.
Fast irritiert reagiert der Mankell-trainierte Leser auf die Tatsache, dass diesmal kein Kommissar Wallander die Knoten eines schier unlösbaren Falls entwirrt. Doch auch Kommissar Stefan Lindman ist ein brillantes Talent. Er versteht es, auf der Flucht vor der Strahlentherapie eines bösartigen Krebsgeschwürs auf seiner Zunge sowohl eine Reise ins eigene Ich zu unternehmen als auch quasi im Urlaub erfolgreich kriminalistisch tätig zu werden. Weil er im Angesicht des eigenen Todes Regeln übertritt, blickt er hinter die Kulissen und schaut tief in die politische Unterwelt Schwedens.
Der Autor versteht es wieder einmal, den Leser in eine Orgie von Gewalt zu locken, die sich im Schweigen der Wälder an der norwegischen Grenze abspielt, dort wo gelegentlich ein gewaltiger Elch die Fahrbahn überquert, Geweihschaufeln die Wände zieren und ein Elchhund zum Hauspersonal gehört.
In dieser irren Geschichte von »Bruder Ty« (das sind Christopher Buckles & John Tierney) rettet ein gescheiterter Börsianer, der die schützende Mönchskutte übergezogen hat, sein in wirtschaftlichen Schwierigkeiten befindliches Kloster und entdeckt die „Siebeneinhalb Gesetze des geistigen und finanziellen Wachstums“. Dabei werden alle Register der Hochstapelei und PR-Kunst gezogen: aus dem maroden Kloster mit essigsaurer Weinproduktion wird ein blühendes Kloster-Disneyland, bei dem ein Haufen weggeworfener Krücken die Wundertaten des angeblich heilkräftigen Weins dokumentiert. Der Betrieb floriert derartig gut, dass auch der Vatikan versucht, Kapital aus der Erfolgsstory zu ziehen. Letztlich entsteht ein Konflikt zwischen klerikalem Auftrag und Kommerz.
Die Vorgänge um das Kloster Andechs, bei denen der erfolgreiche Bruder Manager abgesägt wurde, machen aus diesem höchst vergnüglichen Büchlein eine Realsatire.
Psychologisch aufgebauter Locked-room-crime. Ein steinreiches selbstsüchtiges Ekel wird ermordet, vier befreundete Gäste und seine eigene Frau kommen in Verdacht. Jeden seiner Freunde hat das Opfer in schwierigen Situationen hängen lassen, jedem hat er damit Leid zugefügt, jeder hat damit ein Motiv, ihm nach dem Leben zu trachten. Natalie, die erfolgreiche, jedoch tablettensüchtige Journalistin, wurde von ihm allein gelassen, als sich eine Bande Vergewaltiger auf sie stürzte. Die aus einem klerikalen Vaterhaus stammende Mary ließ er im Stich, als sie ihren ersten Discobesuch unternahm, mit knapper Not einer Polizeirazzia entkam und schließlich geschwängert wurde. Seinen Freund Steve enttäuschte er vor Gericht mit der Rücknahme einer verabredeten Falschaussage und brachte den jungen Banker damit wegen Meineids hinter Gittern und um seine berufliche Karriere. Die schöne Gina erpresste er mit einer lesbischen Affäre mit Natalie und nahm ihr damit den geliebten Mann und ihre gemeinsame Zukunft. Seine Frau Laura schließlich, die er über ein Pornoheft aufgelesen hatte, bedroht er mit Entzug von Luxus und Abschiebung in die Bronx, aus der sie stammte. Die Aufarbeitung der Beziehungen zueinander und der einzelnen Schicksale führt zur Lösung des Falles.
Ausgewählte Texte aus dem letzten Lebensjahr des 2003 verstorbenen Redakteurs der »Süddeutschen Zeitung« bilden gemeinsam mit einem Fragment über seine Sicht des Generationenkonflikts den Inhalt dieses Erinnerungsbuches. Der Verlag möchte damit die Brillanz der Schreibe dieses bedeutenden Publizisten noch einmal zum Leuchten bringen. Deutlich wird darin, wie schnell der Mensch altert und eines schönen Tages, ob er will oder nicht, auf der anderen Seite der Barrikade steht und sich von einer nachrückenden Jugend verfolgt fühlt, der er im Wege zu sein scheint.
Im Zuge der Bücherwelle über die überalterte Gesellschaft (Schirrmacher: »Der Methusalem-Komplex«) eine lesenswerte, ironisch distanzierte Sammlung journalistischer Texte.
Irgendwer, nein, irgend etwas tötet auf bestialische Weise Göttinger Einwohner. Erstes Opfer war ein Student. Ein Obdachloser hätte das tötende Monstrum beschreiben können, doch auch er sowie weitere Göttinger Bürger werden ins Jenseits befördert. Apokalyptisch breiten sich die ritualmordähnlichen Verbrechen, eine anomale Kälte und Ungezieferplage aus. Sandige Spuren führen die Polizei zum Institut für Ägyptologie. Der Ordinarius bringt die Morde mit altägyptischen Texten in Zusammenhang. Gemäß einer altägyptischen Prophezeiung winkt demjenigen, der dieser Welt ein Ende setzt, ewiges Leben. Nun scheint ein Widersacher des Professors die Welt zerstören zu wollen und eine Gottheit als Teil des dafür notwendigen Rituals zu mißbrauchen. Vielleicht ist es so: die Altvorderen kehren zurück.
Eine spannend und gut erzählte Story von einer Frau, die weiß, wovon sie spricht: Sie ist Ägyptologin und kennt die Mumien. Eine sehr lesbare Mischung aus Fiktion und Thriller.
Jenny mit den langen, schwarz lackierten Fingernägeln verschwindet, und natürlich gerät unter Verdacht, wer zuletzt mit ihr gesehen worden ist: Thomas Kuyper, Pharmakologe in einem Tierforschungslabor. Seine Frau war eine Woche verreist, er hatte nicht der Versuchung widerstanden — nun sieht sich Thomas mit den Scherben seiner Ehe und Existenz konfrontiert. Grandios komponiert Bestsellerautor Maarten ‘t Hart die Themen Liebe, Ehe, Eifersucht und Mord zu einem ungemein fesselnden Roman. — Nur so viel: Maarten ‘t Hart hat eine Geschichte erzählt, der auch der Leser begierig erliegt, denn man muß wissen, was aus der Frau wurde.