Fantasy-Autor Wolfgang Hohlbein und sein Co-Autor Torsten Dewi erzählen die Geschichte vom legendären Ring der Nibelungen auf eigene Weise. Die Story beginnt mit der Geburt von König Siegmunds Sohn Siegfried, der als Waise in einer einsamen Waldschmiede aufgezogen wird. In Burgund verliebt sich der kräftige junge Mann in Kriemhild, die stolze Tochter des Königs von Burgund. Mit seinem Schwert Nothung besiegt er den Drachen Fafnir und verschafft sich Zugriff zum legendären Gold der Nibelungen inklusive Tarnhelm und Ring.
Als der Drachentöter von seinem Erbrecht auf das Königreich Xanten erfährt, stattet er mit dem Gold eine Söldnerarmee aus und zieht an der Seite von Burgunds König Gunther nach Xanten, um sein Erbe einzufordern. Dort will er zusammen mit Kriemhild regieren. Doch ein altes Gesetz fordert zuerst die Vermählung des Königs von Burgund, und als dieser Brünhild, die Regentin von Island, gewinnen will, nimmt das mit dem Ring des Nibelungen verknüpfte Unglück seinen Lauf …
Das blutrünstige Drama um Mord, Totschlag, Rache und Verrat endet mit Kriemhilds Rache. Ganz im Gegensatz zu Tolkiens »Herr der Ringe« geht es bei der Nibelungen-Saga nicht um Freundschaft, Beistand und moralische Werte sondern um die niedrigsten Triebe der Menschen: Gier, Neid, Missgunst und Eifersucht. Hohlbein arbeitet das gewaltige Heldenepos äußerst trivial auf, und seine viel gerühmte Erzählkunst wirkt merkwürdig flach gegenüber dem mächtigen Stoff, aus dem die Geschichte um die Nibelungen gewoben ist.
Genre: FantasyIllustrated by Heyne München
Kurze Steckbriefe von Eigenbrötlern, Exzentrikern und anderen eigenwilligen Gestalten der Weltgeschichte sammelt dieses amüsante Nachschlagewerk, das unter den Lexika selbst den Platz eines Sonderlings bekleidet.
Es wird vom Fürst von Condé berichtet, der sich für eine Pflanze hielt und wütend reagierte, wenn er nicht begossen wurde. Der belgische Dichter und Übersetzer Jean de Boschère konnte keine Farben ertragen und zwang sich dazu, in einem schwarzweißen Universum zu leben. Der mit seinem Eichhörnchen Coco zusammen lebende Literat Alexis-Vincent-Charles Berbiguier fühlte sich von unsichtbaren Kobolden verfolgt, die er mit schwarzen Nadeln aufspießte und in Flaschen einsperrte.
Sektierer, Erfinder, Dandys und Käuze, aber auch größenwahnsinnige Politiker und grausame Folterer sind in der Porträtgalerie versammelt, wobei der französische Sprachraum dominiert.
Das Werk bietet unterhaltsame Lektüre vor allem solchen Lesern, die von ihrer Umwelt selbst für ein wenig sonderbar gehalten werden.
Bodo Morten ist in die Jahre gekommen und hat sich auf eine griechische Insel zurückgezogen. Aus dem einstigen Frauenversteher und Kampfsüffel ist ein vierschrötiger, rothaariger, barfüßiger Asket von dreiundvierzig Jahren in grünem Polohemd und kurzer Cargohose mit einem Rauschebart wie ein Bienenstock geworden. Der Sonderling und Frührentner wohnt seit vier Jahren am Ionischen Meer und führt in gynäkologischer Gelassenheit, die er sich anmeditiert hat, ein mönchisches Leben als Privatgelehrter. Sein in jede Minute geordnetes neues Schubladendasein verdankt er einem Intensivaufenthalt in der Psychiatrie, der ihn wieder auf die Füße gestellt hat. Weiterlesen →
Nach »Kolks blonde Bräute« und »Morbus Fonticuli oder die Sehnsucht des Laien« ist »Das Ouzo-Orakel« der dritte Teil der »Hagener Trilogie«.
Bodo Morten, Hauptperson der Romanreihe, hat sich nach langem Aufenthalt in der Nervenheilanstalt, genauer: in der Neuroendokrinologisch-psychosomatischen Abteilung für Psychiatrie und Psychosomatik zu Bad Suden, an das Ionische Meer nach Griechenland zurückgezogen. Hier versucht er, sich von den bösen Geistern, die ihn bedrängen, sprich von Weibern und dem Suff zu verstecken. So lebt er ein behagliches Leben mit Freunden inmitten einer wunderschönen Natur. Sein ganzes Dasein gerät allerdings ins Wanken, als eines schönen Tages seine Kindheitsliebe Monika Freymuth in Kouphala auftaucht.
Während in den ersten beiden Romanteilen sprachlich wuchtig über exzessives Saufen und Sex berichtet wird, bietet der dritte Teil sprachliche Feinkost. Ob er über ein Schützenfest in seiner Kindheit berichtet oder über griechische Nächte schwärmt, es ist einfach meisterlich.
Ein herrliches Buch, ein Buch, das man nicht weglegen möchte.
In ihrem fünften Fall haben es die Ermittler der sogenannten A-Gruppe, der Spezialeinheit beim Stockholmer Reichskriminalamt für Gewaltverbrechen von internationalem Charakter, mit einer besonders brisanten Situation zu tun: Winston Modisane, Afrikaner mit abgelehntem Asylantrag, wurde von einem Polizisten während einer Razzia erschossen. Der Fall bekommt eine völlig andere Dimension, da Kerstin Holm als Ermittlerin der A-Gruppe in ihrer Vergangenheit eine Liebesbeziehung zu dem schießenden Polizisten hatte. Gleichzeitig findet die Polizei einen Selbstmörder, der in einem Abschiedsbrief mehrere Morde gesteht. Die Opfer werden gefunden und identifiziert. Im Laufe der Ermittlungen verbinden sich die unterschiedlichen Fälle und nach einer rasanten Jagd wird der Täter gestellt.
In der Tradition von Sjöwall/Wahlöö erzählt dieses Buch von Liebe, Leidenschaft und Tod, aber auch über die Aids-Problematik in Afrika und das Leben illegaler Einwanderer in Europa. Arne Dahl bietet Spannung und gute Unterhaltung.
Ein Buch ist mir nach Jahren wieder in die Hände gefallen. Sie wissen doch auch wie das ist: vor Zeiten gelesen, wunderbar gefunden und nun als Taschenbuch erschienen, wieder geblättert und wieder das Eintauchen in eine andere Welt, eine völlig andere Welt. Viele wünschen sich dorthin und sei es auch nur für kurze Zeit. Vielen hat es das harte Leben Brot und Hoffnung gegeben: Das Meer. Viele mussten aus dem alten Europa weg, um in der neuen Welt ihr Glück zu suchen… »Novecento« war diese Zeit und »Novecento« heißt auch die Hauptgestalt in diesem schmalen Bändchen: Die Legende vom Ozeanpianisten.
Als 1900 ein Auswandererschiff im Amerika anlegt, das Jahrhundert hat gerade eben begonnen, das Feuerwerk über dem Hafen, streben alle ins gelobte Land, wird im allgemeinen Aufbruch ein Baby vergessen. Der Heizer des Ozeanriesen, Danny Boodman, wird es finden und den kleinen Jungen großziehen, ihn lesen lehren anhand von Pferdewetten in der Zeitung. Als nun Danny Boodman durch ein Unglück bei der Arbeit stirbt, entscheidet der Kapitän, der Junge muß an Land gebracht werden; doch der ist verschwunden. Das Schiff legt ab und auf hoher See taucht der Junge wieder auf, klavierspielend, wie man nie zuvor jemand spielen hörte. In der ersten Klasse spielt er nach Noten, aber nachts in der dritten Klasse erklingt seine eigene Musik, die alle in ihren Bann zieht und verzaubert. So bleibt es nicht aus, dass sein Ruhm irgendwann ans Festland gelangt und er ein Klavier-Duell gegen den selbsternannten »King of Jazz« bestehen muß. Wer gewinnt? Eine Stunde lesen, Sie werden es wissen, aber bedauern, dass dieser Text einen Schluss hat.
Evers erzählt Geschichten aus der Welt der Schlaffis, Kiffer und Alkis rund um Berlins Schlesisches Tor und die Kreuzberger Wrangelstraße. Es sind Skizzen, die der Autor zuvor zum Gaudi seines Publikums auf Berliner Kleinkunstbühnen vortrug, bevor er sie in diesem Band sammelte. Darunter befinden sich herrliche Geschichten, die bevorzugt um die Kunst des Nichtstuns kreisen.
Hart fordert der Alltag den Tatendrang des Protagonisten, wenn dieser morgens drei Stunden früher als üblich aufsteht, um dann bei der Lektüre seiner Pflichtenliste in nachdenkliche Starre zu verfallen! In seiner Wohnung hängen 60 bis 70 Zettel mit aufmunternden Botschaften, dieses oder jenes endlich anzugehen. Diese Zettel sind die Hölle, und es ist verständlich, dass die Pappnase unter dem massiven Druck zusammenbricht und die Wohnung nicht mehr betreten mag. Als er bei Freunden kein Quartier mehr findet, bereist er die Welt der Nachtbusse und durchquert die Stadt zwischen Kladower Hottengrund und Malchower Dorfstraße, bis er an unwirtlichen Haltepunkten von unfreundlichen Busfahrern hinaus in die Kälte gescheucht wird. Schließlich landet er in einem Kreuzberger Waschsalon und beobachtet in Unterhosen, wie sich seine Jeans in der Trommel drehen, um zu beschließen, dass sich etwas ändern muss.
Dass der Verfasser von »Fahrenheit 451« im Laufe seines langen Lebens neben vielen hinreißenden auch schwächere Texte geschrieben hat, ist kein Geheimnis. Bei den hier vorliegenden Geschichten handelt es sich um Erzählungen der Spitzenklasse: sie sind anmutig und fein gesponnen sowie von geheimnisvoller Poesie durchwirkt.
Seine Titelgeschichte widmet Bradbury einer Zirkuskünstlerin, die zum Gaudi des Publikums Freiwilligen Wertsachen und Kleidungsstücke stiehlt. Um sich unmittelbar in das Geschehen einzubringen und seinen Abscheu vor der Erniedrigung coram publico auszudrücken, lässt der Erzähler einen vermeintlichen Doppelgänger, den er im Publikum entdeckt, an seine Stelle treten und sich öffentlich zum Löffel machen. Dieser elegante Kunstgriff ist typisch für den Autor, dessen besonderes Talent darin besteht, Ereignisse auf verschiedenen Ebenen und aus verschiedensten Perspektiven zu schildern und dabei psychologische Tiefe zu finden.
Die 21 hintersinnigen Geschichten sind filigrane Meisterwerke, voller Ironie, Magie und intensiver Gefühle. — Bradbury at his best!
»Dass mir und meinem Schaffen Unterstützung zuteil werde«, wünschte sich Robert Musil in einem Brief an den österreichischen Bundeskanzler Schuschnigg. Der Schöpfer von »Mann ohne Eigenschaften« stand mit diesem Gesuch durchaus nicht allein. In allen Epochen gab es Not leidende Schriftsteller, die »ihre Fingerköpfe wie Spargelspitzen« fraßen (Else Lasker-Schüler), »kaum noch die Kraft hatten, unter Brücken zu schlafen« (Wolfgang Koeppen) oder sich »in einer sehr armseligen Lage« sahen (Georg Trakl).
Bettel- und Brandbriefe berühmter Schriftsteller bestätigen literarisch das Spitzweg-Gemälde vom armen Poeten, wenn auch die Tonlage der Briefe, so die Herausgeberin, die Notlage der Verfasser nicht immer exakt abbilden. Auf der anderen Seite der um jeden Groschen kämpfenden Literaten finden sich der ständig auf Pump lebende Dichter Baron Detlef von Liliencron, der dem Suff verfallene Joseph Roth, der spielsüchtige Fjodor Dostojewski oder ein Wolfgang Koeppen, der sich Jahrzehnte lang von Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld großzügig alimentieren ließ, ohne jemals die verabredeten Manuskripte zu liefern. Auch sie lebten teilweise von den klingenden Ergebnissen ihrer stürmischen Bittbriefe und Stundungsschreiben.
Ein knurrender Magen erwies sich für viele Autoren oftmals als Antrieb für die teilweise herrlichen Bettelbriefe, die Birgit Vanderbeke gesammelt und heraus gegeben hat. Da finden sich feinsinnig schöne Texte neben entwürdigenden und grausigen Selbstzeugnissen, ironisch-witzige Bittbriefe neben depressiv-peinlichen Jammerschreiben. Die Lektüre des Sammelbandes schenkt eine Menge literarisches Lesevergnügen und zeigt, dass Schriftstellerei unter allen gesellschaftlichen Bedingungen nur für wenige ein auskömmliches Geschäft ist. Der Auswahl förderlich wäre gewesen, jeden Brief konsequent in Kontext zu stellen, wie das in einigen Fällen sehr schön erfolgt ist. In diesem Punkt wäre der Herausgeberin durchgängiges Arbeiten oder die Unterstützung eines Lektors zu empfehlen gewesen. Oder knurrte ihr Magen, und das Buch musste schnell fertig werden?
Odd Thomas ist ein junger Mann, der in dem Wüstenstädtchen Pico Mundo lebt. Er arbeitet in einem Grill, ist fest mit seiner Freundin Stormy liiert und verfügt über die Gabe, Tote sehen zu können. Ein Gespräch mit dem Geist von Elvis Presley zählt zu seinem Alltag. Er kann aber auch böse Geister sehen, die sogenannten Bodachs und als diese plötzlich zuhauf in Pico Mundo auftauchen, ahnt Odd, dass Böses bevorsteht. Gleichzeitig mit der Invasion dieser unbequemen Gesellen dreht ein Fremder seine Runden in dem Städtchen. Ihn umgeben die Vorboten eines schrecklichen Verbrechens und Odd macht es sich zur Aufgabe, dieses Verbrechen zu verhindern und den Fremden besser kennenzulernen. Doch das ist gar nicht so einfach.
Dean Koontz ist ja bekannt für seine gruseligen Thriller, doch mit »Die Anbetung« gelingt ihm ein wirklich gutes Buch, spannend von der ersten Seite an, welches sich flüssig liest und insbesondere zum Ende hin kaum wegzulegen ist. Erzählt aus der Sicht von Odd, wird der Leser von Anfang an in die Geschichte hineingesogen. Dabei bleibt der Horror diesmal eher unterschwellig, ist aber bedrohlich immer vorhanden.
Genre: ThrillerIllustrated by Heyne München
Geht das Zentralgestirn hinter dem Teutoburger Wald auf und wärmt hohe Wallhecken, saftige Streuobstwiesen und wogende Getreidefelder, aus denen jubilierende Lerchen himmelwärts streben, dann besonnt es das Land der Westfalen. Kerniger Mittelpunkt dieses bäuerlich geprägten Gebietes ist das katholische Münsterland, das literarisch berühmt wurde durch Annette von Droste-Hülshoff.
Der von Gerd Haffmans bei Zweitausendeins vorgelegte Norbert-Johannimloh-Sammelband schafft ein westfälisches Sittengemälde, das mit frühesten Kindheitserinnerungen des Autors an Kuh- und Schweinestall beginnt. Er sammelt herrliche Gedichte in Hoch- und Niederdeutsch wie das über den Pastor, der seine schwangere Haushälterin des Hauses verweisen muss und hofft, dabei besser als Taufpate durchzukommen. Schließlich mündet die Anthologie in drei Episoden über historische Frauengestalten der Kommune der Wiedertäufer, die in Münster dem papistischen Bischof zum Trotz ein Königreich der Vielweiberei errichteten.
Die Anthologie hinterlässt jedoch einen zwiespältigen Eindruck. Einerseits steht der Band als Lehrbuch für den, der lesen möchte, welche Schäden die katholische Moral an Leib und Seele anrichten kann, denn die Texte des 1930 geborenen Autors wimmeln bis in die Folterszenen der Wiedertäufer von lüsternen Begehrlichkeiten, Anspielungen und Traumgemälden, denen ein Hauch Voyeurismus anhaftet. Andererseits gibt es ausgesprochen starke Erzählungen um Hannes Roggenkämper, das Alter Ego des Verfassers. Wer die plattdeutschen Gedichte und mitunter recht hausbackenen Erzählungen überspringen möchte, dem sei »Die Geschichte mit der Anhalterin« empfohlen. Der Text legt beredetes Zeugnis über den trockenen Humor des Autors ab und liefert ein perfektes Kabinettstück westfälischer Provinzliteratur.
Hauptfigur dieses Romans ist der britische Offizier Sir Richard Burton (1821-1890), der zu einer Einheit nach Indien versetzt wird. Anstatt die koloniale Lebensweise seiner Landsleute anzunehmen und sich ein angenehmes Leben zu machen, lernt er die Sprachen des Landes und vertieft sich in fremde Religionen. Zum Erstaunen seiner Vorgesetzten sucht er einen Brahmanen als Lehrer, konvertiert zum Islam, läßt sich beschneiden, lebt mit einem indischen Diener und einer gottgeweihten Priesterkurtisane zusammen. Als die Kurtisane stirbt, entwickelt der Offizier eine eigentümliche seelische Störung; er schafft sich eine Gruppe Affen an, mit denen er fortan sein Leben teilt. Burton gibt vor, ihre Sprache zu lernen und eine der Äffinnen wird von ihm wie eine Geliebte mit Schmuck behängt.
Der Roman ist inhaltlich in drei unterschiedliche Abschnitte gegliedert: spielt der erste Teil in Indien, so spielt der zweite in Arabien und der dritte in Ostafrika. In jedem dieser Teile erlebt man einen anderen Richard Burton: mal ist er verkleidet und besucht unerkannt als einer der ersten Europäer die heiligen Stätten des Islam in Mekka und Medina, mal führt er eine Expedition durch den Urwald Ostafrikas.
Ein Buch, das einen ambivalenten Blick auf den Protagonisten erlaubt, das in vielen Momenten komisch und zugleich nachdenklich ist, raffiniert aufgebaut und wunderschön erzählt.
Schon der Weltuntergang, mit dem das schrägste Science-Fiction-Spektakel der Literaturgeschichte beginnt, ist ein Klassiker: Der Engländer Arthur Dent versucht verzweifelt, sein Eigenheim gegen die Willkür der Gemeindeverwaltung zu verteidigen, die sein Haus für eine Umgehungsstraße beseitigen will. Da naht eine mächtige vogonische Bauflotte aus den Weiten des Weltraums, die den Auftrag hat, die gesamte Erde aus der Umlaufbahn zu sprengen, um Platz für eine wichtige Hyperraum-Expressroute zu schaffen! Weiterlesen →
Simon Peters wird bald dreißig, und ihm fehlt die feste Freundin. Dabei beobachtet er täglich aus dem Fenster des T-Punkts, in dem er lustlos jobbt, die phantastisch gebaute Verkäuferin im Starbucks gegenüber und gründet mit ihr in Gedanken bereits eine raupenköpfige Familie. Aber wie soll er die Traumfrau erobern? — Mit Hilfe seiner Freunde entwickelt er einen Schlachtplan, sich der Auserwählten zu nähern, und es gelingt ihm sogar mit Mühen. Dass er sich dabei letztlich wie ein neurotischer Vollidiot aufführt, macht den Helden des gleichnamigen Romans sympathisch. Wenn der Sozialgorilla dabei auch noch über die Gefühle anderer Zeitgenossen hinweglatscht und entsetzt flieht, als sich ein Mädchen in ihn verliebt, mutiert er zur tragischen Figur.
Das persönliche Scheitern eines tollpatschigen Singles ist Gegenstand dieses herrlich bildhaft geschriebenen Romans, der sich durch alle Phasen des Alleinseins pirscht: vom Besuch eines Fitnessstudios, in dem Killerschwuchteln auf seinen untrainierten Körper sabbern über die vergeblichen Kuppelversuche einer kroatischen Putzfee bis hin zu exzessiven Sauforgien in den Armen verschnarchter Discomäuse. Der Autor, der sich als Comedy-Schreiber in Fernsehshows einen Namen gemacht hat, präsentiert mit seinem Erstling ein herrlich entspannendes Lachdebüt. In der aktuellen Flut der Single-Romane hinterlässt er aber leider keine bleibenden Spuren. Zu offensichtlich ist der Text als Vorlage für eine Verfilmung geschrieben, zu blass bleiben die handelnden Figuren, zu bemüht sind die Kalauer und Lacher, die zwar unmittelbar ihren Zweck erfüllen aber nach zwei Sekunden auch schon wieder verflogen sind.
Die Bibliothekarstochter Afra ist sowohl ungewöhnlich schön als auch gegen alle Regeln des 15. Jahrhunderts belesen und gebildet. Als sie von ihrem Lehnsherren missbraucht wird, flieht sie mit ihrem einzigen Besitz: einem verblichenen Pergament, das nur mit Hilfe alchimistischer Geheimtinkturen kurz sichtbar gemacht werden kann. Geheimnisvolle Bruderschaften, Mönche, Spitzel und bewaffnete Schergen des römischen Papstes wollen an das Papier kommen und jagen die schöne Maid von Ulm über Strassburg und Venedig bis nach Konstanz. Offenbar kann der Inhalt des Pergaments die Grundfesten der katholischen Kirche erschüttern, und so werden weder Mord noch Totschlag noch Intrige gescheut, um an das wertvolle Dokument zu gelangen. Afra bewältigt indes souverän alle Gefahren und trickst instinktsicher die ihr unbekannten Gegner aus, um schließlich den Papst erzittern zu lassen.
Philipp Vandenberg schildert eine abenteuerliche Mittelalterodyssee im Schatten mächtiger Dome, lüsterner Popen, grimmiger Piraten, gieriger Wegelagerer und eines stets gewaltbereiten Pöbels. Der Historienkrimi ist spannend und unterhaltsam im Fahrwasser von »Säulen der Erde« geschrieben, zum deutschen Ken Follett reicht es allerdings leider nicht.