Pretty Guardian Sailor Moon Crystal

sailor moon crystal

Usagi Tsukino (14) ist eine völlig verschusselte Schülerin der Mittelschule (7. bis 9. Klasse), die ständig schlechte Noten nach Hause bringt. Also kein Stoff, aus dem Heldinnen gemacht sind – bis Usagi Katze Luna über den Weg läuft und der Katze ein Pflaster auf der Stirn entfernt. Der zum Vorschein kommende Neumond symbolisiert das Reich des Mondes, aus dem Luna stammt. Die sprechende Katze entdeckt bald, dass Usagi die wiedergeborene Mond-Kriegerin Sailor Moon ist. Prompt muss diese ihren ersten Fall lösen und gegen einen der Krieger des Dark Kingdom, angeführt von Königin Beryll, antreten. Mit Ach und Krach besiegt sie ihn und dessen Schergen. Seitdem tauchen immer mehr Handlager des Dark Kingdom auf. Zum Glück stehen ihr bald Sailor Kriegerinnen bei, die sie und Luna beinahe zufällig treffen: Sailor Merkur alias Ami Mizuno (das Hirn der Kriegerinnen), Sailor Mars alias Rei Hino (die übernatürliche Kräfte besitzt und Schreindienerin ist), Sailor Jupiter alias Makoto Kino (die sehr groß und mindestens genauso stark ist). Ende der siebten Folge stehen die Sailor Kriegerinnen kurz davor, die 5. Verbündete kennenzulernen: Sailor V(enus) alias Minako Aino mit ihrem Kater Artemis, der wie Luna ebenfalls vom Mond stammt. Usagi erhält außerdem immer wieder Hilfe von einem Unbekannten namens Tuxedo Mask. Im realen Leben heißt dieser Mamoru Chiba und läuft Usagi immer wieder zufällig über den Weg. Anfangs können sich die beiden nicht besonders gut leiden, aber als Usagi entdeckt, wer hinter Tuxedo Mask steckt, entwickelt sie Gefühle für ihn. Luna allerdings ist nicht begeistert, weil sie Tuxedo Mask weder als Freund noch als Feind einordnen kann. Luna leitet die Kriegerinnen an, den Silberkristall und die Mondprinzessin zu finden. Auch die Krieger des Dark Kingdom sind hinter dem Silberkristall her, der sie unglaublich mächtig machen soll. So ergeben sich immer wieder neue Konfrontationen zwischen den Gegnern.

Die ersten 7 Folgen des 2014 in Japan erschienenen Remakes (Produktionsfirma Toei Animation; veröffentlicht in Deutschland von Kazé) dienen dazu, die Hauptcharaktere einzuführen: Sie werden mit ihren Stärken, Schwächen und ihrer oft wenig schönen Vergangenheit vorgestellt. Alle sind irgendwie Außenseiter und erinnern so an berühmte Querdenker: Ami wird wegen ihres überdurchschnittlich hohen IQs von 300 von ihren Mitschülern geschnitten, Rei wegen ihrer übernatürlichen Gaben und Makoto wegen ihrer Größe und Stärke. Mamoru scheint wegen seines Gedächtnisverlustes das Einzelgängertum vorzuziehen. Usagi ist zwar extrem verschusselt, schafft es aber trotzdem durch ihre fröhliche und offene Art, Freunde zu finden. Sie ist als Identifikationsfigur für Mädchen besonders geeignet, da sie alles andere als perfekt ist – selbst als Heldin mit besonderen Kräften bleibt sie trottelig. Damit nimmt sie Mädchen in der Pubertät mit all den damit einhergehenden Gefühls- und Hormonwirren den Druck, perfekt sein zu müssen, bedient aber auch deren Träume, trotzdem etwas Besonderes zu sein. Das macht wohl den Hauptreiz der Serie aus, denn „Sailor Moon“ in seinen Ausgestaltungen als Anime und Manga ist Vorreiter der Mangas und Animes in der westlichen Welt. In Deutschland gab es nach der Veröffentlichung von „Dragon Ball“ einen wahren Sailor-Moon-Boom 1999, als der Anime (in Japan 1992 veröffentlicht) im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Einziger Wehrmutstropfen: Selbst Sailor Moon wird immer wieder von Tuxedo Mask gerettet und sinkt sogar theatralisch in dessen Arme. Das nimmt viel vom emanzipatorischen Grundgedanken, der durchaus in dieser Serie steckt. Auch die Bösewichte werden nach und nach eingeführt und die Verbindung der 4 Prinzen des Dark Kingdom zu den Sailor-Kriegerinnen in ihrem früheren Leben angedeutet.

Warum ich den Anime rezensiere? Ganz einfach: Mangas und Animes sind in Japan eng miteinander verbunden. Ist eine Mangaserie erfolgreich, erscheint sie auch als Anime (manchmal ist es umgekehrt). Man muss beides immer eng verzahnt miteinander sehen, denn beide Erscheinungsformen sind voneinander abhängig. Dasselbe gilt auch für japanische Games, die in Japan ebenfalls gern als Manga und/oder Anime erscheinen (oder umgekehrt). Gerade diese Anime-Neuauflage von „Sailor Moon“ (zur Serie gibt es übrigens auch Musicals, Kinofilme, Spiele und Merchandise) orientiert sich eng an dem Manga-Original. Die Zeichnungen und die gestraffte Handlung entsprechen sichtbar eher dem Original als der beinahe ausufernde Anime von 1992. Nette Anspielung in diesem Zusammenhang: Usagi und ihre Freundinnen treffen sich gern in einer der Spielhallen, die für Japan typisch sind, und spielen dort „Sailor V“. „Sailor V“ ist übrigens die Prequel-Serie für „Sailor Moon“, die Chemikerin und Pharmazeutin Naoko Takeuchi ebenfalls erschaffen hat. „Sailor Moon“ gehört zum Genre der „Magical Girls“ (s. u.a. „Wedding Peach“) und hat viel mehr zu bieten, als die Oberfläche glauben lassen will: Sprechende Namen, Reinkarnation, Zeitreisen (Usagis Tochter Chibiusa reist aus der Zukunft zu den Kriegerinnen), griechische/römische Mythologie, Astrologie. Beschäftigt man sich tiefer mit der Materie, entdeckt man, dass sich Takeuchi sehr viele Gedanken über ihre Serie gemacht hat. Usagi Tsukino bedeutet z.B. übersetzt „Mondhase“. Nicht nur, dass Usagi Hasen-Bettwäsche hat oder Hasenhausschuhe trägt, der Hase kommt im chinesischen Sternzeichenkreis vor und den Mondhasen gibt es in der chinesischen Mythologie, s. https://de.wikipedia.org/wiki/Hase_im_Mond. Der Mond steht im Übrigen für das weibliche Prinzip. Außerdem verbindet Takeuchi die griechische Mythologie mit ihrem Sailor-Moon-Kosmos: Sie webt die Geschichte um Endymion und Mondgöttin Selene mit ein. Endymion ist in der Mythologie der Geliebte Selenes, in der Serie ist er der Geliebte der Mondprinzessin Serenity (lat. serenitas = Heiterkeit). Der Name Mamoru Chiba spielt auf dieses frühere Leben als Prinz der Erde an, denn er bedeutet „Den Erdplatz zu schützen“.

Rei Hino bedeutet „Geist des Feuers“ und tatsächlich ist Sailor Mars‘ bevorzugte Waffe das Feuer. Mit Mars ist gleichzeitig der Planet und der Gott des Krieges gemeint, der ebenfalls ein feuriges Temperament hat. Sailor Merkur repräsentiert gleichzeitig den Planeten und ist die Verkörperung des Gottes Poseidon (lat. Neptun), denn der Planet Merkur wird im Japanischen mit dem Wasser in Verbindung gebracht. Ihr Name bedeutet „Schönheit des Wassers“. Sailor Jupiters Name lautet übersetzt „Aufrichtigkeit der Bäume“. Schaut man sich Makoto an, so ist sie groß wie ein Baum, stark wie ein Baum, hat grüne Augen (Farbe der Blätter) und braune Haare (Farbe des Stammes und der Erde). Auffallender Charakterzug: Aufrichtigkeit. Sie repräsentiert den Planeten Jupiter – der größte im Sonnensystem – und den Gott Jupiter. Ihre Waffen sind – wie bei Gott Jupiter – die Blitze. Sie ist bodenständig: Kochen, Gärtnern, Haushalt und Kampfsport sind ihre Leidenschaften. Sailor Venus‘ bürgerlicher Name bedeutet „Schönes Kind der Liebe“. Sie repräsentiert den Planeten Venus und die Göttin Venus. Artemis ist in der Mythologie u.a. die Göttin des Waldes, aber auch des Mondes. Der Name „Luna“ spricht für sich. Die beiden Raben Phobos und Daimos begleiten Rei: Sie sind die Begleiter des Planeten Mars, aber auch die Begleiter des Kriegsgottes Mars. Phobos ist griechisch und bedeutet „Furcht“, Daimos „Schrecken“, beides Begleiter in einem Kriegsfall. Nimmt man noch die mythologische Bedeutung der Raben in der germanischen Mythologie dazu, ergibt sich folgendes Bild: Der germanische Gott Odin/Wotan, Gott der Weisheit und der Schlachten, kann sich in einen Raben verwandeln und wird von den Raben Munin und Kunin begleitet, die als Beobachter für ihn fungieren. Die Raben galten den Germanen als Göttervögel. Der Flug und das Verhalten dieser Vögel galt im Vorfeld einer Schlacht als Omen für den Ausgang der Auseinandersetzungen – auch im antiken Griechenland.

Kein Wunder also, wenn man als erstes im Anime „Crystal“ die Milchstraße bzw. das Sonnensystem sieht, das in die bruchstückhaften Erinnerungen der Zeit auf dem Mond übergeht, bevor die eigentliche Geschichte beginnt. Damit wären wir auch schon beim nächsten Aspekt, den Takeuchi in ihr Werk einwebt: die Reinkarnation, s. https://de.wikipedia.org/wiki/Reinkarnation. Diese findet sich nicht nur in den östlichen Religionen, sondern sogar in den monotheistischen (dem Judentum, dem Islam und dem Christentum), dort in den mystischen Strömungen, wobei sie anscheinend einen Teil des Urchristentums verkörperte, aber im Christentum einer gnadenlosen Verfolgung ausgesetzt war. Sie kommt auch in esoterischen Kreisen vor, und es gibt seit ein paar Jahrzehnten den Ansatz, die Reinkarnation aufgrund von spontanen Erinnerungen von Kindern an ein früheres Leben wissenschaftlich zu belegen, hier v.a. zu nennen den Psychiater Ian Stevenson und seinen Nachfolger Jim B. Tucker. Die Art und Weise, wie die Erinnerungen an ein früheres Leben bei „Sailor Moon“ auftauchen – spontan, bruchstückhaft – ähneln solchen Erinnerungen von Kindern. Auch dass sich Tuxedo Mask für Sailor Moon sofort vertraut anfühlt, ist ein Muster aus der Reinkarnationstheorie, ebenso wie die wiederkehrenden Träume, die Erinnerungsfetzen des/der früheren Leben sind. Makotos Vorliebe für Rosen lässt sich in gleich mehrere Richtungen interpretieren: Die Rose gilt als Symbol der Liebe (die Kriegerinnen stehen u.a. für Liebe), Makoto hat einen großen Bezug zur Natur – und die Rose kann auch als Symbol für das Aufblühen der Seele gesehen werden. In der Reinkarnationstheorie muss sich die Seele gegen das menschliche Ego in den verschiedenen Leben durchsetzen, um ihren Seelenplan zu verwirklichen und sich entfalten zu können. Die Parallele zur Serie ist somit gegeben, denn auch die Kriegerinnen müssen sich an sich selbst erinnern, um ihre Aufgaben vollständig erfüllen zu können. Auffällig auch, dass die Kriegerinnen meist männliche und weibliche Aspekte in sich verbinden, was an das chinesische Yin-Yang-Prinzip erinnert. Yin, die weibliche Seite, wird übrigens mit dem Mond und der Dunkelheit assoziiert. Auf diese Weise werden die weiblichen Charaktere nicht eindimensional dargestellt, sondern entwickeln sich zu je eigenen Persönlichkeiten, die Leserinnen und Zuschauerinnen Identifikationspotential bieten.

Bleibt noch das Matrosenkostüm, das die Kriegerinnen tragen, und das die modische Ausgestaltung des „Sailor“ in „Sailor Moon“ ist. Wikipedia schreibt hierzu: „Der Matrosenanzug ist in der Neuzeit als Kleidung der Matrosen im Sinne einer Uniform eingeführt worden. Er besteht aus Hemd, Hose und Mütze. Im 19. Jahrhundert wurde der Matrosenanzug ein beliebtes Kleidungsstück für Knaben, später auch für Mädchen, wobei die Hose durch einen Rock ersetzt wurde. In einigen Ländern entwickelten sich aus dem Matrosenanzug auch Schuluniformen. […] Mitte des 19. Jahrhunderts wurde dieser Matrosenanzug zur typischen Kleidung für Jungen aus begüterten Kreisen. 1880 wurden dann auch Matrosenblusen für Mädchen zum blauen Faltenrock populär.“ (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Matrosenanzug) Zu diesen Ländern gehört Japan, deren Schülerinnen Schuluniformen auch im Matrosenlook tragen und in dessen Mangas und Animes sich diese Vorliebe spiegelt.

Wie man unschwer erkennen kann, verbirgt sich hinter der Serie viel mehr als man an der Oberfläche sieht. Ich selbst habe diese Vielschichtigkeit Sailor Moons dazu nutzen können, in einem Seminar der Germanistik mit dem Titel „Griechische Mythologie“ 1999 einen Unterrichtsentwurf anzufertigen, der später als Vorbild für andere Unterrichtsentwürfe verwendet wurde – ein Beispiel dafür, was man alles mit Nerd-Themen anstellen kann. Animes, Mangas, Comics, Zeichentrickfilme, Fantasy, Science Fiction und alles, was gemeinhin abwertend als nerdig bezeichnet wird, haben zu Unrecht einen schlechten Ruf, denn aus ihnen lässt sich sehr viel mehr herausholen als ihr Ruf ahnen lässt– wenn man sich die Mühe macht, hinter die Kulissen zu schauen. Ich habe das während meines Studiums der Germanistik, der evangelischen Theologie und der Bibliotheks- und Informationswissenschaft immer wieder getan und damit meine Dozenten in Staunen versetzt. Ich würde mir wünschen, dass mehr Studenten den Mut dazu finden würden!

Zur Limited Edition: Sie kommt in einem niedlichen Schuber daher, der außerdem noch Postkarten der Kriegerinnen, zwei Sticker und ein Heft mit Hintergrundinfos zur Serie bereithält. Die Synchro ist prima, die Synchronstimmen unterstreichen den Charakter der Figuren. Auch der Ton ist sehr gut. Der Vor- und Abspann ist ebenfalls gelungen: Der Vorspann präsentiert sich flott und energisch, um auf die Serie einzustimmen, der Abspann als Ausklang ruhig. Die Farben passen ebenfalls besser zum Stil des Originals als die der ersten Anime-Serie. Typisch (und auch hier vorhanden) sind die Rück- und Vorschauen, die an die jeweiligen Folgen anknüpfen.

Fazit: Daumen hoch!


Genre: Anime, Manga

Helltal

von Mathias Scherer

Der schnodderige und etwas abgerissene Ex-Polizist und Ex-Junkie  Mark Andersen wird beauftragt, seinen besten Freund aus Jugendtagen vom Vorwurf des Mordes zu entlasten. Er muss aus Berlin zurück in das Kaff seiner Eltern mitten im Pfälzer Wald: Helltal. Sein Freund Stephan soll den Lebensgefährten seiner Ex-Frau brutal ermordet und verstümmelt haben. Widerwillig taucht Andersen ein in die spießbürgerliche kleingeistige Welt, die er vor über 25 Jahren verlassen hat. Und stößt genau auf das, was er erwartete: Sippschaften, Heimlichkeiten, Verbindungen und ein Sammelsurium aus Egoisten, Hinterwäldlern und berechnenden Figuren. Dass er emotional enger in diesen Mordfall verstrickt ist, bemerkt er erst, als es kein Zurück mehr gibt.

Als Andersen in Helltal ankommt, findet er es kaum verändert vor. Er trifft auf ehemalige Klassenkameraden und Einheimische, die sofort dicht machen, als bekannt wird, dass er den Mörder von Trautmann finden will. Trautmann war zu Lebzeiten ein “Star” in der Provinz. Fußballgott, Frauenheld und Widerling. Es gab viele Gründe, ihn aus dem Weg zu räumen. Je tiefer der trotz seiner lässigen Art exzellente Ermittler in die Verstrickungen der Personen untereinander eindringt, desto mehr erkennt er, dass die Ursachen für den Mord weit in der Vergangenheit liegen und einige seiner ehemaligen Kollegen durchaus ein Motiv gehabt hätten. Die Zusammenhänge werden klarer und er erkennt, dass er in diesem Fall nicht so handeln kann wie in anderen Fällen. Er muss eine Lösung finden, die der Gerechtigkeit dient, aber vor dem Recht verborgen bleibt.

Mathias Scherer schildert sehr detailreich die Personen und ihre Beziehungen untereinander. Je weiter er zurückgeht in die Vergangenheit, desto durchsichtiger werden für den Leser die Verschachtelungen, die unter den agierenden Personen entstanden sind und die bis heute noch Gültigkeit haben. Unter der Decke des Spießertums lauern Abgründe. Weil man diesen Schilderungen folgt und unbedingt wissen möchte, warum das Opfer ums Leben kam, glaubt man nach kurzer Zeit, dass es sich um das typische Klischee eines Dorfes handelt: Es gibt einen Mörder, den alle kennen und alle decken, weil das Opfer es verdient hatte zu sterben. Aber so einfach macht es der Autor seinen Lesern nicht.

Mathias Scherer führt den Leser zurück in die 70er und 80er Jahre, indem er die Geschehnisse aus dieser Zeit mit dem passenden Soundtrack unterlegt, weil er Titel und Interpreten gleich mitliefert. Während des Lesens ertappt man sich dabei, fröhlich mitzusummen, obwohl es um einen spannenden Krimi geht. Erst nach einigen Kapiteln erschließt sich dem Leser der Grund für diese Rückblicke und dann kommt man von den Protagonisten nicht mehr los. Dem einen möchte man eins auf die Nase geben, dem anderen erzählen, dass er dummes Zeug redet und die Frauen möchte man ohnehin durchschütteln und ihnen erklären, dass wir im 21. Jahrhundert angekommen sind. Der Autor schält in Schichten die Charaktere heraus und schildert sie schonungslos in ihrem Wesen. Nachdem man sie alle kennengelernt hat, kommt ein leiser Verdacht, dass in dieser Geschichte ein Stück “Andersen” steckt und dass der Ermittler aufgrund seiner Beziehungen zu den Dorfbewohnern passiv mit in dem Mordfall steckt. So liest man Seite um Seite, auf die Uhr schielend, weil es schon spät ist, bleibt aber trotzdem dran. Stellenweise macht der Autor abrupte Sprünge in seinem Text, die zuerst verwirren, aber dann dafür sorgen, dass man wieder hellwach ist und weiterliest. Clever. Das Ende ist völlig überraschend und so perfekt konstruiert, dass auch der Leser Gande walten lässt und es so akzeptieren kann. Auf dem Weg zur Auflösung hat man reichlich Personen in Verdacht, aber Mathias Scherer hat es grandios verstanden, den Leser eines Besseren zu belehren.

Hervorragend.

 


Illustrated by neobooks Self Publishing

Sterbenswort

SterbenswortZum wiederholten Male dringt jemand in Kathrins Abwesenheit in ihre Wohnung ein. Panik klettert in der jungen Mutter hoch. Als dann noch ihre Tochter im Kindergarten von Kathrins totgeglaubtem Ex-Mitbewohner angesprochen wird, ahnt sie, dass etwas Schreckliches bevorsteht. Wird die tragische Entscheidung, die sie und ihre Freunde damals in der WG getroffen haben, sie nun einholen? Getrieben von Schuld und Rache beginnt ein dramatischer Wettlauf mit der Zeit, und zum ersten Mal in ihrem Leben muss sie die Kontrolle abgeben…

Kathrin ist Anfang 30 und führt eigentlich ein schönes und erfülltes Leben. Zwar ist Sie mit dem Vater Ihrer 4 jährigen Tochter nicht mehr zusammen aber Sie versteht sich noch gut mit ihm. Kathrin ist Ärztin mit einer gut laufenden Praxis und alles könnte schön sein, bis um Sie herum seltsame Dinge geschehen. Gegenstände in Ihrer Wohnung befinden sich nicht mehr am richtigen Platz, Wasserhähne laufen als sie nach Hause kommt, in der Obstschale liegt ein angebissener Apfel. Zuerst beginnt Kathrin an Ihrem Verstand zu zweifeln, dann wird Ihr klar dass Jemand in Ihrer Wohnung gewesen sein muss…! Aber nicht Irgendjemand will Kathrin Angst machen, sondern vieles spricht dafür dass ein totgeglaubter Freund aus früheren Tagen, der unter „unglücklichen Umständen“ ums Leben kam, für diese Vorfälle verantwortlich ist…!

Kathrin nimmt Kontakt zu Ihren früheren Freunden auf, mit denen Sie schon lange keinen Kontakt mehr hat, und muss erfahren, dass auch Ihnen seltsame und unheimliche Dinge widerfahren…!

Die Geschichte steigt direkt voll ein und beginnt damit dass ein kleines Mädchen, völlig verängstigt und beengt im Dunkeln liegt und nach Luft ringt…!
Anschließend schleppen 4 junge Erwachsene, völlig aufgelöst, einen leblosen Körper durch das nächtliche Berlin um ihn im dichten Schneetreiben von einer Eisenbahnbrücke zu werfen…!
Schnell wird klar dass es sich bei dem Toten und einen guten Freund der 4 handelt und das etwas Schreckliches passiert sein muss…! Was genau passiert ist wird im Laufe der Geschichte immer deutlicher ans Tageslicht kommen denn Kathrin war eine der 4 jungen Leute…!

Die Geschichte wird in unterschiedlichen Zeitebenen Erzählt, es gibt die „Damals-Kapitel“, die „Heute-Kapitel“ und die „Neulich-Kapitel“, was mir wirklich gut gefallen hat! Aber anders als bei „Vater, Mutter Tod“ hält der Autor sich hier ziemlich genau an die chronologische Reihenfolge, die Ereignisse werden nicht durcheinander geschildert.

Es ist sehr cool im Laufe der Geschichte immer mehr und ausführlicher zu erfahren was „damals“ passiert ist, wie es zum Tod Ihres Freundes gekommen ist und was hinter den Ereignissen in den „Heute-Kapiteln“ steckt!

Sollte ich die Geschichte in kurzen Worten zusammenfassen dann würde ich sie als recht unblutige aber spannende und „erwachsene“ Version von „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ beschreiben!

Das Buch ist spannend, hat mir gut gefallen und ich kann es auf jeden Fall empfehlen! Allerdings kommt es für meinen Geschmack nicht an „Vater, Mutter, Tod“ heran, das ich zuvor gelesen habe und das mir wirklich unglaublich gut gefallen hat…!


Genre: Thriller
Illustrated by Amazon Publishing

Die Seelenfischer-Tetralogie

Seelenfischer Teil 1 In der ehrwürdigen Villa der Nürnberger Fabrikantenfamilie von Stetten finden Handwerker ein Geheimversteck, in dem rätselhafte antike Bücher und Manuskripte wohl schon seit Jahrhunderten vor sich hinstauben. Ist darunter vielleicht die Karte, die zum sagenumwobenen Familienschatz führt oder sind es geheime Dokumente, die die katholische Kirche in ihren Grundfesten erschüttern könnte? Der Bischof von Bamberg, Bruder des Hausherrn wird zu Rate gezogen und damit der Erste, der seinen Einsatz mit dem Leben bezahlt. Er wird mit mittelalterlichen Methoden zu Tode gefoltert aufgefunden.

Wenige Monate später wird der junge Jesuit Lukas von Stetten, Neffe des Ermordeten, vom Generaloberen seines Ordens zu einem konspirativen Treffen beordert. Der schwer krebskranke Glaubensmann erteilt Lukas einen Geheimauftrag und lässt ihn schwören, Stillschweigen zu wahren. Eindringlich weist er auf die Gefährlichkeit des Auftrags hin. Lukas hat noch nicht einmal angefangen, seinen Auftrag auszuführen, da geschieht ein weiterer Mord und plötzlich findet er sich nicht nur im Zentrum der Ermittlungen wieder, sondern muss sich auch gegen diverse Geheimbünde wehren, die ihm unvermittelt und für ihn unvermutet auf den Fersen sind. Dann wird auch noch seine Zwillingsschwester entführt und Lukas steht alleine da. Alleine bis auf die Gesellschaft seiner Jugendliebe Rabea, die als Journalistin durch die Kriegsgebiete dieser Welt reist und nach sechs Jahren Funkstille bei ihm auftaucht. Offensichtlich weiß sie etwas, nur was? Soweit ganz grob zusammengefasst die Ausgangslage von Hanni Münzers Seelenfischer-Tetralogie, die einer der größten Erfolge deutscher Self-Publisher wurde.

Seelenfischer

Drei Bände gibt es, in denen Lukas, Lucie und Rabea sich diverser Machenschaften erwehren und gut gehüteten Geheimnissen auf die Spur kommen müssen. Band eins sind die Seelenfischer, Band drei und vier die Akte Rosenthal in zwei Teilen, zwischengeschaltet als Prequel Band 2 Das Hexenkreuz, welches die Vorgeschichte der Familie von Stetten erzählt. Hanni Münzer schaffte mit dieser Tetralogie ihren vielbeachteten Durchbruch, weitere Bestseller sollten folgen. Der renommierte Piper-Verlag wurde auf die Autorin aufmerksam und verlegte ihr Buch “Honigtot” wie auch dessen Nachfolger “Marlene“, der im September erscheinen soll. Wiederum im Eigenverlag brachte Münzer den Roman “Solange es Schmetterlinge gibt” heraus, durch den auch ich auf die Autorin aufmerksam wurde. Die Schmetterlinge und danach Honigtot habe ich mit Vergnügen, wenn auch nicht frei von Kritik gelesen, auch auf Marlene freue ich mich. Da lag es nahe, die Wartezeit mit den epischen Seelenfischern zu überbrücken. Zumal die Autorin sich trotz ihrer Erfolge lobenswerterweise nicht zu schade ist, die Bücher auch über die Kindle-Leihbücherei anzubieten.

Gut. Also die Seelenfischer. Wie soll man sagen? Sie sind nicht schlecht, aber – die Abers überwiegen. An die Qualität von Honigtot oder den Schmetterlingen kommt das Seelenfischer-Epos, welches der Autorin nach wie vor am Herzen liegt, bei weitem noch nicht heran. Auch wenn es hart klingt – aber man merkt deutlich, gerade auch im Vergleich mit den Nachfolgern, dass es ein Debüt ist. Ein zwar ambitioniertes, aber dennoch: ein Anfängerbuch. Bei der Lektüre von Honigtot und den Schmetterlingen dachte man noch, ja gut – da schießt sie manchmal übers Ziel hinaus, lässt ihre Protagonisten etwas arg ausschweifend erklären, aber dafür ist die Handlung flüssig, sind die Dialoge meist ganz spritzig und die Charaktere liebevoll gezeichnet.

Bei den Seelenfischern jedoch ist davon noch nicht viel zu spüren. Die Figuren sind hölzern und kommen einem nicht wirklich nahe, die Handlung ist manchmal an den Haaren herbei und künstlich in die Länge gezogen, um plötzlich und unvermutet in einer nicht wirklich begründeten Auflösung ganz simpel zu enden. Gerade ist eine Bedrohung noch lebensbedrohend, doch drei Belehrungen und fünf semi-philosophische Exkurse später: zack fertig, die gerade noch mit dem Tod Bedrohte kann in ihr Leben hinausspazieren. Dafür wird an anderer Stelle weitergestrickt, einmal, ach was mindestens dreimal zu oft eine Rolle rückwärts vollführt, mindestens einmal zu oft mischt sich ein tot Geglaubter wieder fröhlich ins Geschehen ein und vor allem wird mächtig viel doziert. Vorzugsweise in Dialogen.

Nur ein Beispiel von vielen: Im Showdown der Akte Rosenthal Teil eins stehen sich die Journalistin und ihr Widersacher, der Drahtzieher allen Übels endlich gegenüber, es scheint zur finalen Klärung zu kommen und was ist? Die Beiden haben erstmal nichts Besseres zu tun, als in wohlgesetzten, hochtrabenden Worten die Hitparade diverser Verschwörungstheorien zu erörtern. nicht ohne dem Leser noch einen Abstecher in die Geschichte der amerikanischen Ureinwohner zu gönnen. Davon war zwar bis dato noch keine Rede – kein Wunder, ist doch auch der Drahtzieher eher überraschend aus der Protagonistentorte gesprungen. (was ganz nebenbei bemerkt alles Miträtseln des Lesers vorher ganz undezent ad absurdum führt.) Aber immerhin: so ist schwupdiwupp mal wieder eine neue Wendung vollzogen, ein weiteres Thema untergebracht. Wenn es nicht so schrecklich ermüdend wäre, wäre es lustig.

Das kann man ohne Wenn und Aber sagen: An Hanni Münzer ist eine Lehrerin verloren gegangen. Nach eigener Aussage schreibt sie für ihr Leben gerne, aber noch offensichtlicher doziert sie gerne. Breitet ihr ganzes Wissen aus, kein Thema zu abseitig, um nicht noch Eingang in die Seelenfischer gefunden zu haben. So ziemlich alles, was in den 2013 Jahren vor Erscheinen des Werkes eine Meldung wert war, ist verwurstet und leider auch erklärt. Auf die Allgemeinbildung ihrer Leser scheint sie zumindest nicht allzu sehr zu vertrauen. Die Seelenfischer wurden gerne als Mischung aus Dan Brown und Rosamunde Pilcher bezeichnet, in beiden Fällen noch etwas arg hoch gegriffen, aber ganz falsch lag man damit nicht. Der Autorin hat es wohl gefallen, denn so episch wie sie geworden sind, waren die Seelenfischer zunächst nicht angelegt. Aber es kamen während des Schreibens immer neue Meldungen hinzu, für die sich doch wohl noch ein Plätzchen finden würde. Und Romantik und Erotik wurde erbeten. Kein Problem, auch das packte Frau Münzer ganz locker rein. Gerade das mittelalterliche Prequel bot sich da ja an. Und da der vierte Teil noch Platz satt bot, wird direkt noch dem nur mäßig getarnten Limburger nunmehr Ex-Bischof ein Opfergewand angezogen und – nur keine Scheu davor, gleich das ganz große Faß aufzumachen – mal eben das globale Energieproblem gelöst. Respekt. Im Nachsatz sogar mit diversen Links belegt. Und Verweisen auf Literatur aus dem Kopp-Verlag. Das lasse ich jetzt mal unkommentiert so stehen.

Was die Vergleiche mit Autoren-Vorbildern angeht, in einem (aber nur in diesem) Punkt setz ich noch einen drauf. Mir fällt da ganz spontan noch eine Autorin ein, die für ihr Leben gerne doziert und unbedingt ihre enorme Allgemeinbildung beweisen muss: Siri Hustvedt. Die immerhin packt ihre Belehrungen in Fußnoten, da kann der Leser sich wenigstens noch frei entscheiden, ob er sich das antun will. Alles in allem kann man die Seelenfischer trotzdem lesen, gerade für den Kindle, den man oft unterwegs dabei hat, sind sie eine gute Alternative. Aber – sie sind kein Bildungsroman à la Hustvedt, kein Thriller à la Brown und auch keine romantische Geschichte à la Pilcher. Sie kratzen nur an der Oberfläche dessen, was die Autorin kann und später auch gezeigt hat. Sehr schade für die viele Arbeit, die sicher darinsteckt und die guten Absichten. Man kann deutlich sehen, auch Frau Münzer musste erst lernen, dass schreiben können leider auch streichen können bedeutet. Auch in den späteren Werken wird noch ein bißchen zu oft und zuviel doziert, aber es hält sich in zumutbaren Grenzen. Frau Münzer kann flüssig und packend erzählen, sie kann Dialoge und am besten wird sie dort, wo man ihre Sympathie für ihre Protagonisten klar erkennt. Natürlich ist es toll, wenn Bücher so gut recherchiert sind, aber man muss dem Leser nicht jedes Recherche-Ergebnis mitteilen. Er kommt auch so klar.

Exkurs 1 : Was Frau Münzer allerdings wohl bereits zu Anfang gewusst und beherzigt hat und woran sich viele, leider zu viele andere Self-Publisher dringend ein Beispiel nehmen sollten: Sie hat sich ein vernünftiges Korrektorat gegönnt. Die Bücher enthalten tatsächlich keine Fehler. Kein Rechtschreibfehler, kein Grammatikfehler, kein Kommafehler. Das sollte eigentlich nicht weiter erwähnenswert sein, ist es aber bedauerlicherweise doch. Und ich bin nicht die einzige Rezensentin, die sich weigert, Bücher, welche vor Fehlern nur so strotzen, zu besprechen. Oder auch nur zu Ende zu lesen.

Exkurs 2 : Auf der Amazon-Seite der Seelenfischer findet man die ++breaking news++ , der Vatikanstaat habe Hanni Münzer den Zutritt verwehrt. man vermutet aufgrund der Enthüllungen in ihrem Werk über die Kirche und den Jesuitenorden, sowie ihrer kritschen Äußerungen darüber. Ganz ehrlich – ich glaube das nicht. Also den verwehrten Zutritt schon. Das glaube ich sofort und ohne jeden Nachweis. Aber der Grund wird ein anderer sein. Enthüllungen und kritische Äußerungen sitzt die Kirche für gewöhnlich milde lächelnd einfach aus. Nein, der Grund liegt nach meinem Dafürhalten im erdichteten Jesus Evangelium. Denn auch hier ist die Autorin deutlich über’s Ziel hinausgeschossen: Jesus ein eigenes Evangelium nachzusagen, welches unter Verschluss gehalten wird, ist eine Sache. Kann man machen. Ist sie nicht die Erste und auch das würde die Kirche milde lächelnd durchgehen lassen. Aber dieses Evangelium dann als Epilog auch noch zu schreiben, Jesus Worte in den Mund zu legen und seien sie auch noch so edel – das ist exakt die Art Anmaßung, die eine Kirche – nicht nur die katholische – nicht duldet. Nur mal so angemerkt.


Genre: Belletristik, Romane, Self-Publisher
Illustrated by Kindle Edition

Im diplomatischen Dienst

41KYJ73ECEL._SX261_BO1,204,203,200_Auf Empfehlung eines Freudes, der im Berliner Auswärtigen Amt seinem Leben als Berufsbeamter frönt, habe ich dieses Buch verspeist. Im Vorfeld wurde mir gesagt, es sei erstaunlich, wie exakt der Autor den Zustand im Bauche der deutschen Diplomatie beschrieben habe.

Protagonist Harry von Duckwitz hängt seinen Beruf als Anwalt an den Nagel und tritt in den diplomatischen Dienst ein, der ihn unter anderem nach Kamerun und Ecuador führt. Er gibt sich dabei als Enfant terrible der Behörde und versucht auszuloten, wie weit man mit Indiskretionen und Provokationen gehen kann, um entlassen zu werden. Letztlich interessiert ihn jedoch nur die Damenwelt. Er heiratet Rita, eine bildschöne Inderin und pflegt eine Ménage-à-trois mit seiner alten Freundin Helene. Weiterlesen


Genre: Romane
Illustrated by dtv München

Die Zucht

ZuchtNur fünf Minuten hat Helga Schwabe ihren Sohn aus den Augen gelassen. Einen unaufmerksamen Moment lang. Und in diesem Moment ist er verschwunden.
Als fielen Hauptkommissar Henry Conroy die Ermittlungen in diesem Fall mutmaßlicher Kindesentführung nicht schon schwer genug, muss er sich auch noch mit einer neuen Kollegin herumschlagen. Vorlaut, frech, selbstbewusst – das ist Manuela Sperling. Aber sie hat einen guten Riecher. Und bald stoßen die beiden auf eine Spur, die zu einem einsamen, verfallenen Gehöft im Niemandsland an der Grenze zu Tschechien führt, auf dem illegal Hunde gezüchtet werden…

Der sechsjährige Oleg spielt im Garten als seine Mutter nur kurz ins Haus geht um das Mittagessen vorzubereiten, aber als Sie wieder in den Garten kommt ist Oleg verschwunden. Wie kann das sein denn Oleg würde das Grundstück nie allein verlassen…?! Es gibt nur eine Erklärung, Oleg muss entführt worden sein! Aber wer ist der Täter? Die Schwabes wohnen nämlich so einsam dass er eigentlich kein zufällig ausgewähltes Opfer sein kann, oder doch?

Der 2 Meter große, einschüchternde und ziemlich griesgrämige Kommissar Henry Conroy übernimmt denn Fall und wird dabei auch noch vor eine Geduldsprobe gestellt denn seine neue Kollegin Manuela Sperling kann schon ziemlich anstrengend sein. Erst vor kurzem wurde Sie in seine Dienststelle versetzt da es Differenzen mit Ihrem früheren Chef gab…! Auch Henry fällt es zunächst schwer mit Manuela zusammen zu arbeiten und mit Ihrer lockeren und vorlauten Art klar zu kommen…!

Und dann gibt es noch Rieke, eine Tierschützerin die es sich zum Ziel gemacht hat Tiere, vor allem Hunde, aus schlechter Haltung zu befreien und immer wieder Befreiungsaktionen auf eigene Faust durchführt…! Doch bald ist Rieke spurlos verschwunden, nachdem Sie auf einem abgelegenen Hof nahe der Tschechischen Grenze rumgeschnüffelt hat der von sehr seltsamen Leuten bewohnt wird…! Ihre beste Freundin Lea begibt sich auf die Suche nach Ihr…!

Die einzelnen Kapitel werden abwechselnd mal aus Riekes, Leas, Henrys oder Manuelas Sicht geschildert, was eine schöne Abwechslung in die Geschichte bring wenn man so viele Sichtweisen zur Verfügung hat. Außerdem werden manche Kapitel auch immer wieder mal aus der Sicht eines gewissen Mareks erzählt der auf diesem seltsamen Hundehof lebt…! In diesem Zusammenhang gibt es auch noch die „Früher“ Kapitel, die von Mareks Kindheit erzählen, als er 6 Jahre alt war!

Die Geschichte ist sehr spannend, sehr kreativ und schon ziemlich krank! Es geht hauptsächlich um Henrys und Manuelas polizeiliche Ermittlungen, diese sind aber absolut nicht langatmig, wie es so oft bei ausführlichen Ermittlungen in Büchern der Fall ist! Die Geschichte ist ziemlich krass aber größtenteils ziemlich unblutig! Wenn es dann aber mal blutig wird, sind die Szenen aber nur etwas für stärkere Mägen…! Das Ende bringt dann noch eine Wendung mit der man nicht gerechnet hat und die auch offen bleibt, so dass ich jetzt immer noch darüber grüble…!

Ich fand das Buch absolut großartig und habe den 528 seitigen Klopper förmlich verschlungen! Absolut zu empfehlen wenn man kranke Geschichten mag und nicht zu zart besaitet ist…!

*Anmerkung: Die Figur Manuela Sperling ermittelt bereits in dem Buch „Wassermanns Zorn“! Dort jagt sie einen Mörder und gerät dabei mit Ihrem früheren Chef aneinander, bevor Sie in eine andere Stadt zu Henry Conroy versetzt wird! „Die Zucht“ ist also quasi der Nachfolger, kann aber völlig unabhängig gelesen werden! „Wassermanns Zorn“ habe ich mir jetzt aber auch direkt bestellt und es werden mit Sicherheit noch weitere Bücher von Andreas Winkelmann folgen…!

Andreas Winkelmann wurde 1968 in einem „Dreißig-Einwohner-Nest irgendwo in Niedersachsen“ geboren. Natur und Einsamkeit prägten ihn von Kindheit an. In Korea erreichte sein Buch „Blinder Instinkt“ kurz nach Erscheinen den dritten Platz der Bestsellerliste, was dort vorher noch keinem deutschen Thriller-Autor gelungen ist.

 

 


Genre: Thriller
Illustrated by Rowohlt

Becoming a Girl one Day 1

becoming a girl

Kyosuke Miyoshi und Nao Mamiya sind Sandkastenfreunde und Konkurrenten. Nao ist immer schneller, intelligenter und gelassener als sein Freund. Aber dann wird Nao krank. Als er das Krankenhaus wieder verlässt, bekommt Kyosuke einen Schock: Nao ist zum Mädchen mutiert! Mit allem, was ein Mädchen so ausmacht: Hormone, Busen, Periode. Kyusuke weiß nicht mehr, wie er sich seinem jetzt weiblichen Freund gegenüber verhalten soll, und Nao kämpft mit seiner neuen Rolle. Hinzu kommen für beide völlig neue Gefühle, die sie zusätzlich verwirren. Dann muss Nao wieder ins Krankenhaus – und fängt an, zurück zum Mann zu mutieren. Aber das könnte tödlich enden.

Der 1. Band der Serie lässt sich gut an. Er geht zwar nicht so sehr in die Tiefe wie ich mir das gewünscht hätte, aber der Geschlechterwechsel und dessen Probleme werden zumindest oberflächlich dargestellt, sodass man eine Ahnung bekommt, wie es in den Figuren aussieht. V.a. Kysukes Innenwelt wird gut herausgearbeitet. Naos Innenwelt allerdings wird nur sekundär behandelt, dabei wäre gerade seine Psyche sehr interessant gewesen, denn er ist derjenige, der den Geschlechtertausch (das auch noch unabsichtlich) durchmachen muss. Vielleicht wäre es gut gewesen, wenn Ogura diesbezüglich mit Transgendern oder Hermaphroditen gesprochen hätte, um der Figur Nao mehr Tiefe zu verleihen. Und als Leserin wäre es interessant gewesen, wie sich ein Mann in der Rolle einer Frau fühlt. Aus dem Thema hätte man also mehr rausholen können als „nur“ eine Liebesgeschichte. Die aber ist schön gestaltet, sodass der Manga für Romantic-Fans gut zu lesen ist. Insgesamt in Ordnung.


Illustrated by Carlsen Verlag Hamburg

Vater, Mutter, Tod

Vater,Mutter,TodEin Vater, der große Schuld auf sich lädt. Eine Mutter, die alles tun würde, um ihren Sohn zurückzubekommen. Ein Junge, der tot in einer Berliner Wohnung liegt. Eine Frau, deren Erinnerungen sie betrügen.  Kommissar Manthey sucht nach den Zusammenhängen. Er will ein Kind retten – um jeden Preis. Und stößt auf einen Abgrund aus Verzweiflung und Wahn.

 

Die Geschichte beginnt damit, dass eine namentlich nicht genannte Frau in eine Berliner Wohnung, in einem runtergekommenen Mehrfamilienhaus zurückkehrt. Dort wohnt Sie gemeinsam mit Ihrem saufenden und aggressiven Ehemann und Ihrem kleinen Sohn. Sie ist sichtlich unglücklich mit Ihrem Leben und möchte am liebsten gar nicht zurück in die Wohnung und zu Ihrem gewalttätigen Mann gehen…!

Nun ist das erste Kapitel des Buches auch schon beendet und es wird von der Ende 30 jährigen Jaqueline erzählt, einer erfolgreiche Architektin, die mit Ihrem Mann, einem erfolgreichen Anwalt und Ihrem kleinen Sohn in einer Berliner Villa wohnt. Sehr schnell wird klar dass mit Jaqueline etwas nicht stimmt denn ihr Leben könnte so schön sein, sie leidet allerdings immer häufiger an unerträglichen Kopfschmerzen und Gedächtnislücken. Sie kann sich plötzlich nicht mehr daran erinnern in welchem Stockwerk ihr Büro liegt und bildet sich ein mit Ihrer Mutter beim Einkaufen gewesen zu sein, obwohl diese bereits seit 2 Jahren tot ist…!

Das ist leider schon alles was ich zu diesem Buch schreiben kann ohne zu viel zu verraten. Selten ist es mir so schwer gefallen eine Rezension zu schreiben denn ohne zu spoilern ist das eigentlich nicht möglich.

Somit beschränke ich mich darauf nur etwas über den Aufbau der Geschichte zu erzählen.

Die Geschichte handelt abwechselnd von der unglücklichen Frau aus dem ersten Kapitel und Jaqueline. Sehr schnell wird alles ziemlich verwirrend und man blickt irgendwie nicht richtig durch…! Allerdings wirkt das nicht abstoßend sondern fesselt und macht richtig neugierig. Man versteht genug um in einen Bann gezogen zu werden und möchte unbedingt wissen wie alles zusammenhängt…! Erschwerend kommt noch hinzu dass die Kapitel quasi alle durcheinander sind und die Geschichte somit nicht in chronologischer Reihenfolge erzählt wird (ich musste ein wenig an „Pulp Fiction“ denken)!

Das hört sich jetzt alles nach Chaos und völligem Durcheinander an, das ist aber gar nicht so anstrengend wie es sich jetzt vielleicht anhört sondern ist eine ziemlich coole Idee! Kapitel die erst nicht sooo den Sinn ergeben, werden in späteren Kapiteln, wenn man schon mehr Informationen hat, noch einmal aus einem anderen Blickwinkel beleuchtet und somit schließen sich nach und nach alle Kreise…!

Ich merke selbst dass sich das Buch nach meiner Rezension ziemlich anstrengend anhört und vielleicht den einen oder anderen eher abschreckt aber es deshalb nicht zu lesen wäre defintiv ein Fehler! Ich fand das Buch super und absolut nicht zu anstrengend!

Es handelt sich bei dieser Geschichte um einen sehr komplexen Psychothriller den ich auf jeden Fall sehr empfehlen kann! Das Buch war super, ich konnte es kaum mehr aus der Hand legen und hatte es sehr schnell durch…!

Sorry dass ich zum Inhalt nicht mehr schreiben kann aber es geht wirklich nicht, ich würde die Geschichte kaputtmachen…!

Siegfried Langer wurde 1966 in Memmingen geboren und stand unter anderem als Schauspieler auf der Bühne und vor der Kamera. Nach 18 Jahren in Berlin, kehrte er 2014 in seine Heimatstadt zurück.

 


Genre: Psychothriller
Illustrated by List München

An schönen Tagen wie heute – Momentaufnahmen und bemerkenswerte Vorfälle im Leben und Umfeld eines Gewalttäters

Hermann Markau, An schönen Tagen wie heute

Eine dramatische Familiengeschichte im Deutschland des 20. Jahrhunderts, erschreckend realistisch und immer noch aktuell. Ein Buch, das lange im Kopf bleiben wird.

Joachim wird in der Nachkriegszeit in Schleswig Holstein geboren und erlebt vorerst eine ganz normale Kindheit. Sein Weg führt ihn kurz ins Ruhrgebiet, bevor er mit seinen Eltern Hanna und Dethlef wieder im hohen Norden heimisch wird. Alles klingt idyllisch und wenig spektakulär, nur langsam schlägt die Stimmung des Buches um. Zwischendurch gibt es immer wieder Rückblicke in Hannas vorheriges Leben, zu ihrer grauenvollen und lebensbedrohenden Flucht von Ostpreußen nach Kiel, zu Erlebnissen, die schon beim Lesen schwer zu ertragen sind. Irgendwann holt sie ihre Vergangenheit ein, sie kann ihre Seele nicht mehr vor dem Erlebten verschließen und die Gänsehautmomente nehmen zu. Auch für Joachim wendet sich das Blatt, bis hin zu einem dramatischen und trotzdem ganz leisen Schluss.

Selten habe ich ein Buch gelesen, dass mich so bewegt hat, so anrührend war. Protagonistin Hanna ist erst 17 Jahre alt, als sie ihre Heimat verlässt, ganz allein und immer mit der Angst vor den Russen oder wahlweise den Nazis im Nacken. Unterwegs lernt sie den etwa gleichaltrigen Fritz mitsamt seiner Familie kennen und beide erleben mehr Leid und Tod, als eine Seele verkraften kann. Mehr als einmal war ich beim Lesen entsetzt wegen der Grausamkeiten des Krieges, für mich nur Fiktion, für viele Menschen, die den 2. Weltkrieg miterleben mussten aber harte Realität. Und selbst heute noch, 70 Jahre später müssen Menschen vor Tod und Leid flüchten. Die Gedanken daran machen das Buch umso erschreckender. Die Handlung dieser Geschichte hätte genauso passiert sein können oder kann jederzeit wieder geschehen, eine schlimme Vorstellung.

Der Schriftstil des Autors ist durchgehend der jeweiligen Handlung angepasst, die beschrieben Stimmung überträgt sich sofort auf den Leser, egal ob positiv oder negativ. Die Protagonisten wirken sehr authentisch und echt, es ist kaum möglich, nicht mit ihnen zu leiden oder sich zu freuen (auch wenn diese Momente nur selten sind). Das Leben des kleinen Joachim erklärt sich durch seine Vorgeschichte und v.a. die der Mutter fast von selbst, so dass der Schluss durchaus logisch ist, wenn auch schockierend. Der Vater spielt eine leisere, weniger dramatische Rolle, nichtsdestotrotz eine wichtige. Auch ihn hat der Autor sehr realistisch gezeichnet, seine Unfähigkeit, Stellung zu beziehen, seine beinahe stoische Gleichgültigkeit. Nur selten lässt er Einblicke in seine Gefühlswelt zu.

Durch verschiedene Perspektiven und Zeitsprünge hat der Autor einen guten und interessanten Rhythmus zwischen An- und Entspannung geschaffen, er wechselt immer wieder zwischen Hannas Erlebnissen während des Krieges und die ihrer Familie einige Jahre später.

Gut so, die Schrecken der Flucht lassen sich für den Leser auch nur in kleinen Happen ertragen. Zwischendurch berichtet Joachim wieder aus der Ich-Perspektive, was ihn mir sehr nahe brachte.

Im gesamten Buch ist nicht klar, wer gut oder böse ist, wer schuld an irgendwas hat oder wem Fehler anzukreiden sind. Für mich ein weiterer großer Pluspunkt, weil es der Realität entspricht. Es gibt eben mehr Farben als schwarz und weiß.

Insgesamt wird mir dieses Buch noch lange in Erinnerung bleiben und ich empfehle es unbedingt weiter. Historisch Interessierte können hier zugreifen und auch solche LeserInnen, die für Familiengeschichten zu begeistern sind. Aber v.a möchte es jenen nahelegen, die immer noch nichts aus unserer deutschen Historie gelernt haben. So etwas wie die deutsche Nazi-Diktatur einschließlich all ihrer Folgen darf sich niemals wiederholen und hoffentlich kehrt auch in anderen Ländern wieder Frieden ein. Bis dahin lasst uns an unsere geflüchteten Vorfahren denken, wenn heute Flüchtlinge nach Deutschland kommen und um Hilfe bitten, hätte man sie damals abgewiesen und ihnen nicht geholfen, wären viele von uns heute gar nicht hier.


Genre: Roman

Orange 1

orange

„Liebe Naho“. So beginnt ein Brief an die 16-jährige Naho Takamiya. Soweit nichts Ungewöhnliches – aber der Brief hat es in sich! Denn die Absenderin kennt die Zukunft und gibt Naho Anweisungen, wie sie sich verhalten soll, um eine Katastrophe zu verhindern. Und das Ungewöhnlichste: Die Absenderin behauptet, die zukünftige Naho zu sein. Zuerst hält Naho das alles für einen schlechten Scherz. Dann aber treten die Ereignisse, die der Brief beschreibt, tatsächlich ein. Leider hat Naho schon den wichtigsten Tipp ignoriert: Sie soll sich nicht mit dem neuen Mitschüler Kakeru Naruse einlassen. Genau das macht sie aber und verliebt sich in ihn. Als sie merkt, dass alle Ereignisse des Briefes wahr werden, beschließt sie, die weiteren Tipps nicht mehr zu ignorieren. Und tatsächlich ändert sich ihr Leben und weicht allmählich von den Aussagen des Briefes ab.

Wer kennt sie nicht, die Frage „Was wäre, wenn…?“ Eigentlich gibt es immer Situationen im Leben, die man bereut und bei denen man sich fragt, wie sie verlaufen wären, hätte man im entscheidenden Augenblick anders gehandelt. Diese Frage wird in „Orange“ aufgegriffen und trifft damit den Nerv der Leserin /des Lesers. Man könnte diesen Manga schon fast als Mischung einer fiktiven autobiographischen Alternative History und eines Paralleluniversums sehen, denn man kann als LeserIn beide Entwicklungsstränge, die sich langsam entfalten, parallel verfolgen: den der 16-jährigen und den der 26-jährigen Naho. Der älteren Naho sieht man an, dass sie traumatisiert und mit ihrem Leben nicht wirklich zufrieden ist. Die jüngere dagegen nimmt mithilfe des Briefes ihr Schicksal selbst in die Hand und versucht zu ändern, was sie ändern kann. Und da sieht man im Manga die Liebe zum Detail, denn Takano verschweigt nicht, dass Naho nicht in der Lage ist, alles zu ändern, obwohl sie weiß, was auf sie zukommt, wenn sie es nicht tut. Der Manga ist gut durchdacht und man kann als LeserIn die Reaktionen Nahos gut nachvollziehen und sich mit ihr identifizieren. Und natürlich stellt man sich bei der Lektüre auch für sich selbst die Frage „Was wäre, wenn ich mir einen ebensolchen Brief an mein jüngeres Ich hätte schreiben können?“.

Die Zeichnungen selbst schmiegen sich an das Thema an. Da es vorwiegend um psychologische Vorgänge geht, gibt es kaum Hintergründe. Wenn, dann werden sie akzentuiert eingesetzt. Die Hauptrolle spielen die Mimik und die Gestik, die das Nicht-Gesagte hervorheben und damit das Zwischen-den-Zeilen-Lesen unterstützen.

Als Extra erwartet die Leserin /den Leser eine Karte mit Nahos Konterfei.

Fazit: Der Manga ist definitiv empfehlenswert und ich freue mich auf die Fortsetzung!


Illustrated by Carlsen Verlag Hamburg

Eisesgrün

Skandal im beschaulichen Weimar: Kleiner Kriminalfall entwickelt sich zu rasantem Thriller mit Gänsehautgarantie

Wie auch schon im ersten Buch Felix Leibrocks, „Todesblau“, kommt dem Ermittlerduo Sascha Woltmann und Mandy Hoppe eher Eisesgrün, Felix Leibrockunerwartet eine große Aufgabe zu. Sascha, seines Zeichens immer noch unterforderter Streifenpolizist, bekommt eher nebenbei einen Tipp gesteckt, der ihn an ein früheres Verbrechen erinnert. Auch wenn sich dies erstmal als Sackgasse entpuppt, beginnen sich die Ereignisse bald zu überschlagen. Mitten im beschaulichen Weimar finden sich immer mehr sogenannte Hochgräber. Erst mit materiellen Opfern, dann mit solchen, die wenigstens schon länger tot sind. Aber ein guter Krimi wäre kein solcher, wenn es keine Steigerung gäbe…In der spannenden Geschichte verwickeln sich immer mehr Handlungsstränge rasant ineinander, tragische Familiengeschichten wechseln sich ab mit dubiosen Machenschaften der Pharmaindustrie zu DDR-Zeiten, eine geheimnisvolle Sekte treibt ihr Unwesen und mittendrin versucht die Weimarer Polizei, mehreren Morden auf die Spur zu kommen.

Das Buch beginnt nicht sonderlich schockierend, es braucht einige Zeit, um den verschiedenen Handlungen folgen zu können und zu verstehen, welche Rolle sie für den weiteren Verlauf spielen. Ab dem ersten Drittel der Geschichte zieht das Tempo jedoch stetig an, was anfangs eher nach unspektakulärem Kriminalfall aussieht, entpuppt sich zu immer mehr Gänsehautmomenten. Spätestens da hatte mich Felix Leibrock wieder in den Bann seiner Geschichte gezogen, meine Befürchtungen, dass es dieses Mal etwas seichter sein könnte, als in „Todesblau“, verkehrten sich glücklicherweise ins Gegenteil. Insbesondere die Praktiken der Sekte „Axt Satans“ bewirkten ein angenehm-gruseliges Herzklopfen (verbunden mit dem Gefühl der wohligen Sicherheit, die ein heimisches Sofa beim Lesen vermittelt).

Im Vergleich zum ersten Buch ist die Geschichte noch verzwickter und vielschichtiger, die verschiedenen Wege, Verdächtigen und potentiellen Mordmotive noch mehr miteinander verflochten.

Die handelnden Figuren bieten weitere Einblicke in ihr Privatleben und wirken auch in „Eisesgrün“ sehr überzeugend und authentisch. Hier ist es aber noch eher die Handlung, die großartige Steigerung im Verlauf der Geschichte, die mich als Leserin wieder begeistert zurückgelassen hat. Bei einem guten Buch möchte man, dass es schnell zu Ende ist, um den Ausgang zu erfahren. Andererseits will man gerade dies nicht, weil damit auch die fesselnde Lesezeit vorbei ist. Demnach ist „Eisesgrün“ nicht nur ein gutes Buch für mich, sondern ein mitreißendes, es wird kaum möglich sein, mindestens die letzten 100 Seiten nicht in einem Rutsch durchzulesen.

An den Schreibstil hatte ich nach dem Lesen des ersten Bandes hohe Erwartungen, die auch hier in keinster Weise enttäuscht wurden, ebenso ergeht es mir mit der Schlüssigkeit der Handlung. Auch die hervorragende Recherchearbeit des Autors zeigt sich wieder, dieses Mal unter anderem deutlich in medizinischen Belangen. Und ohne zuviel verraten zu wollen: Der Schluss ist logisch und passend, alle losen Fäden finden zum Hauptknoten und die mittlerweile bekannten Figuren würde ich liebend gerne in einem weiteren Buch wiederfinden.

Insgesamt hat mir „Eisesgrün“ noch ein bisschen besser gefallen als „Todesblau“, allerdings nur, weil es etwas blutrünstiger ist und noch eher in den Bereich des Thrillers geht. Kritikpunkte habe ich bei beiden nicht finden können, von mir gibt es eine klare und deutliche Kaufempfehlung für beide. Wenn ich Noten vergeben müsste, wäre „Todesblau“ eine 1 und „Eisesgrün“ eine 1 mit Sternchen.


Genre: Kriminalliteratur
Illustrated by Knaur München

Todesblau

Todesblau, Felix LeibrockEine blaue Kathedrale, ein ehemaliges Kinderheim und zwei Mordopfer. In Verbindung mit reichlich Wortgewandtheit und guter Recherche: Ein überraschend spannendes Lesevergnügen.

Streifenpolizist Sascha Woltman ist gerade mit seiner Familie von Berlin nach Weimar gezogen und erhofft sich, hier zur Kripo wechseln zu können. Nach einem Mord an einer alten Dame wird er tatsächlich ins Ermittlerteam gerufen und trifft hier auf seine alte Schulfreundin Mandy Hoppe. Anfängliche Zwistigkeiten stören die Zusammenarbeit, sind aber Nichts im Vergleich zu den Unstimmigkeiten mit kriecherischen Kollegen und einem sehr karriereorientiertem Chef.

Die Ermittler erkennen schnell, dass die Tote eine ehemalige Erzieherin eines Kinderheims der DDR ist, die nicht gerade zimperlich mit ihren Schützlingen umging. Rache als Mordmotiv steht im Raum, bis das Gespräch auf ein mysteriöses Bild kommt und sich weitere potentielle Motive und damit auch Tatverdächtige dazu gesellen. Nichts scheint zusammen zu passen, heiße Spuren sind ganz schnell wieder kalt und der Druck der Öffentlichkeit wächst. Mehrere Wendungen bringen Spannung und Verwirrung dazu und bis zum Schluss ist nicht klar zu erkennen, wie das Ganze ausgeht.

Dies kurz zum Inhalt, wie immer bei Krimis und Co halte ich mich bei der Inhaltsangabe kurz, um nicht zuviel zu verraten. Und weil ich gerade den Schluss erwähnt habe: Genau der hat mir sehr gut gefallen, eben weil er nicht zu früh offensichtlich und trotzdem logisch war. Ein roter Faden zieht sich durch das gesamte Buch, ab und zu dröselt er sich in einzelne Stränge auf, aber zum Ende hin werden sie alle ordentlich verknotet.

Die Idee zu der Geschichte ist gut durchdacht und mir so vorher noch nicht untergekommen. Sämtliche Themen scheinen sehr gut recherchiert u sein, auf jeden Fall klingen sie für einen Laien wie mich so. Dies hat auch die Figuren sehr authentisch wirken lassen, ein Kunstprofessor zum Beispiel muss natürlich auch als fiktive Figur wissen, wovon er redet. Dies hat Felix Leibrock perfekt umgesetzt. Auch das Ermittlerduo samt Gegenspielern wurde sehr bildlich dargestellt, ich hatte schnell das Gefühl, die Personen zu kennen. Obwohl reichlich (Neben)figuren auftreten, hatte ich nicht das Gefühl, den Überblick zu verlieren.

Sprachlich und stilistisch hat mich das Buch ebenfalls sehr überzeugt. Es liest sich flüssig und angenehm, Fremdwörter werden an den passenden Stellen verwendet und insgesamt lebt die Geschichte durch einen großen Wortschatz und Bildreichtum. Damit sind alle für mich wichtigen Kriterien erfüllt, um ein Buch als perfekt zu empfinden: Schöne Handlung, plausibles Ende, authentische Personen und eine sehr guter Schreibstil.

So sehr ich also auch nachdenke: Ich finde nichts zu meckern, nicht mal Kleinigkeiten, die mir sauer aufgestoßen wären oder die mich gar daran hindern würden, das nächste Buch von Felix Leibrock zu lesen. Das einzig Fragwürdige ist, warum ich erst jetzt auf diesen Autor gestoßen bin 😉

Von mir gibt es demnach eine ganz deutliche Kaufempfehlung. Krimifans wird dieses Buch bestimmt gefallen und auch Leser wie ich, die sich sonst eher im düsteren Thrillersektor zuhause fühlen, sollten hier, zumindest was Idee und Schreibkunst angeht, auf ihre Kosten kommen.


Genre: Kriminalliteratur
Illustrated by Knaur München

Der Keller

KellerMunas Leben ist die Hölle. Und niemand kommt ihr zu Hilfe, denn keiner weiß, dass die Familie Songolis ihr Hausmädchen behandelt wie eine Sklavin. Dabei muss sie sich nicht nur Tag für Tag bis zur Erschöpfung um das Wohl der Songolis kümmern, sondern wird auch noch jede Nacht in einen dunklen, fensterlosen Keller gesperrt. Doch dann kehrt eines Tages der jüngste Sohn der Familie aus unerklärlichen Gründen nicht mehr nach Hause zurück. Damit die ermittelnden Polizeibeamten nichts von Munas Schicksal erfahren, darf sie ihren Keller verlassen. Und diese Chance nutzt sie auch. Denn Muna ist sehr viel klüger, als alle ahnen – und ihre Pläne sind sehr viel schockierender, als irgendjemand jemals vermuten würde…

Muna ist 14 Jahre alt und wurde im Alter von 4 Jahren von der Familie Songolis aus einem afrikanischen Waisenhaus nach England geholt. Man könnte meinen dass die ebenfalls afrikanische Familie Mitleid mit dem schwarzen Mädchen hatte aber das ist nicht der Fall. Muna wurde nämlich nur aus einem Grund nach England geholt, nämlich um den Songolis auf jede nur erdenkliche Art und Weise zu Diensten zu sein. Für die faule Mutter ist sie Putzfrau, Köchin und Prügelknabe, für den Vater ist sie Sexsklavin und die beiden verzogenen Söhne (10 und 15 Jahre), reagieren Ihre sadistischen Triebe an ihr ab und behandeln sie ebenfalls wie Dreck.

Muna verlässt niemals das Haus, muss im Keller schlafen und darf auf keinen Fall die englische Sprache lernen damit sie keine Chance hat ihrem Schicksal zu entkommen…!

Eines Tages verschwindet aber der 15 jährige Sohn der Familie und von diesem Tag geht die Polizei im Haus der Songolis ein und aus. Zwangsläufig verändert sich Munas Leben denn jetzt bekommt sie schicke Kleidung und wird als zurückgebliebene Tochter der Songolis ausgegeben. Das ist Munas Chance aus dieser Hölle zu entkommen denn Muna ist viel schlauer als die Songolis ahnen denn sie hat u.a durch Kinderfernsehen, im Laufe der Jahre doch heimlich die englische Sprache gelernt und versteht es die Familienmitglieder geschickt gegeneinander auszuspielen…!

Das Buch ist schon ziemlich grausam! Zwar werden die krassesten Geschehnisse (der sexuelle Missbrauch) nicht detailliert geschildert sondern nur angedeutet aber die Geschichte ist schon ziemlich brutal und stellenweise sehr blutig.

Nach einer Weile wird ziemlich schnell klar wie Muna vorhat ihren Peinigern zu entkommen und was hinter dem Verschwinden des 15 jährigen Jungen wirklich steckt und die Geschichte wird recht durchschaubar…! Trotzdem ist sie ziemlich fesselnd und spannend und das Ende ist offen, was in diesem Fall aber gut passt…!

Das Buch hat mir gut gefallen, es hat mich zwar nicht umgehauen aber es hat mich gut unterhalten.

Allerdings ist eine solche Geschichte natürlich nicht jedermanns Sache, man muss schon auf solch kranke und grausame Geschichten stehen…!

Bevor Minette Walters Schriftstellerin wurde, arbeitete Sie lange als Redakteurin in London. Seit Ihrem Debüt “Im Eishaus” (1994) zählt sie zu den Lieblingsautoren von Millionen Leserinnen und Lesern in aller Welt. Ihre Romane wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und mit wichtigen Preisen ausgezeichnet. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Söhnen in Dorset, England.


Genre: Psychothriller
Illustrated by Goldmann München

Wildrosengeflüster

Alexandara_SchumannAlexandra Schumann, eine Autorin, die mich mit ihrem Werk überrascht hat. Ich kenne sie als eine bezaubernde Person, die strahlend durchs Leben schreitet.

Diese Worte in ihrem Kurzroman haben mich zu tiefst beeindruckt.

Eine alte Frau spürt das näher kommende Ende, sie entschließt sich, für die Nichte noch einmal alles vor sich Revue passieren zu lassen.

Ein letztes Mal schreibt sie eine Geschichte, ihre Geschichte! Sie holt sich leere Blätter und Federhalter, beginnt, jenes zu Papier zu bringen, was sie der Liebsten nie erzählt hat. Die schlechten, grausamen Momente ihres langen Lebens genauso, wie die glücklichen, die voller Zufriedenheit.

So startet ein Roman, den ich mir eigentlich anders vorgestellt habe. Ich dachte an eine Liebesgeschichte, ein Auf und Ab, natürlich mit Happyend. Die Autorin schickt mich in völlig neue Gefilde. Ich gebe betroffen zu, es ist das erste Buch, das ich von ihr las. Es ist bestimmt nicht das Letzte!
Der Buch-Interessierte sollte sich nicht nur vom Cover verführen lassen. Ein Blick in den Klappentext schafft bessere Eindrücke!

Zum Inhalt:
Wildrosengeflüster hat mit seinen 146 angegebenen WildrosengeflüsterSeiten genau die richtige Länge. Erst einmal angefangen kann man nicht mehr aufhören. Die Geschichte zog mich von Anfang an in ihren Bann. Annas Leben beschreibt die Autorin so nah, es kam mir vor, als wäre ich zu jeder Sekunde dabei. Zittern, Schmerzen ertragen sich freuen, die Sorgen spüren. Ich fühlte, als sei ich ein Teil von ihr.
Ich konnte es nicht aus der Hand legen, habe es in vier Stunden geradezu verschlungen.
Danke Alexandra Schumann, für diese Zeit.

Das Buch ist sauber und rund geschrieben. Die Autorin kann den Leser fesseln.
Sie versteht es hervorragend, ihn in die Handlung einzubeziehen. Ich war bei ihr wunderbar aufgehoben.

Zum Cover:
Das erweckt den Eindruck einer Liebesgeschichte vom Feinsten. Es ist für sich betrachtet eines der schönsten, die ich gesehen habe. Für den Text dieses Romans sehe ich nach dem Lesen ein altes Haus am See mit einer von Wildrosen umrankten Tür vor Augen. Das ist aber meckern auf höchstem Niveau.

Fazit: Leseempfehlung pur, von mir fünf Sterne!

 


Genre: Roman
Illustrated by Kindle Edition

Micky Maus 24/25

micky maus

Heft 1: „Spielen oder Spülen“ heißt es für Donald, der gegen einen Schachmeister antreten will. Verliert er, darf er lange Zeit im Hause Donald das Geschirr spülen. „Alles höchst verdächtig“ erscheinen Micky Maus die Aktivitäten in Nachbars Garten. Als er nachforscht, erwartet ihn eine böse Überraschung. „Kampf um die Karten“ heißt es für Donald und seine Neffen beim EM-Eröffnungs- und Rätselratespiel. „Furchtlos wollen sich Tick, Trick und Track den Mädels gegenüber präsentieren. Aber der Schuss geht nach hinten los. „Gefährliche Gäste“ erwarten die Panzerknacker, als diese wieder einmal in Onkel Dagoberts Geldspeicher einbrechen wollen. Gustav Gans hat „Kriminell viel Glück“, als ihn Ganoven verfolgen. „Ein Reicher reicht“ denkt sich Dagobert Duck, als er seine Klone nicht mehr ertragen kann.

Heft 2: Donald „Verduftet“ gern, wenn es um Arbeit geht. Aber diesmal kommt er nicht drumherum: Er muss Schiri spielen im Spiel 1. FC Entenhausen gegen die brutalen Spartak Brutopia. Da kann nur noch der Erfindergeist Daniel Düsentriebs helfen. „Schöner schauen“ heißt es für Donald – in zweierlei Hinsicht. Zum „Autogrammjäger“ mutiert Donald für seine Neffen, denen er ein solches vom FCE versprochen hat. „In der Oper“ ist Fußball unerwünscht: Das muss Donald leidvoll erfahren.

Das MM-Heft 24/25 steht ganz im Zeichen der EM: Zumindest das Sonderheft, das neben Donald’schen Fußballgeschichten ein Interview mit Manuel Neuer, EM-Rekorde, eine Rezension zum EM-Game, einen Spielplan, ein Quiz, die Vorstellung der Stars und Premieren-Teams, sowie Texte und Fotos zu den einzelnen EM-Mannschaften bietet. Die Texte sind einfach und verständlich, damit kindgerecht für Grundschüler gehalten. Die Texte über die Teams bieten neben (recht wenigen) Infos Prognosen, wie für sie die EM laufen könnte. Meinen Sohn (4 Jahre) haben die Texte noch nicht begeistern können (kein Wunder bei dem Alter, aber er wollte sie ja unbedingt vorgelesen haben), dafür umso mehr das Schiri-Set, das als Extra beiliegt. Die roten Karten, der Bleistift und v.a. die Pfeife sind der Renner für ihn: Fouls pfeifen, Karten verteilen und sich Notizen machen – wie die Schiris im Fernsehen. Sohnemann ist derzeit im Fußballfieber, das auch durch diverse Jumpers, Stickeez und Stickers in der Kita grassiert. Da kommen solche Extras natürlich gerade recht.

Das klassische Heft bietet viele Stories außerhalb des Fußballs, die schön zu lesen sind. Außerdem sind wieder Witze, Rätsel, Experimente und Texte über die zweckentfremdete Verwendung von Badewannen und andere Kuriositäten dabei, die den MM-Fan unterhalten, sowie Wissenswertes und leicht Verständliches über die Sommersonnenwende. Der „Entenkicker“ auf der Rückseite bietet amüsante Artikel rund um den Entenhausener Fußball.

Insgesamt zwei gelungene Hefte, die nicht nur Grundschülern Spaß machen.


Genre: Comics
Illustrated by Egmont Ehapa