Todesblau

Todesblau, Felix LeibrockEine blaue Kathedrale, ein ehemaliges Kinderheim und zwei Mordopfer. In Verbindung mit reichlich Wortgewandtheit und guter Recherche: Ein überraschend spannendes Lesevergnügen.

Streifenpolizist Sascha Woltman ist gerade mit seiner Familie von Berlin nach Weimar gezogen und erhofft sich, hier zur Kripo wechseln zu können. Nach einem Mord an einer alten Dame wird er tatsächlich ins Ermittlerteam gerufen und trifft hier auf seine alte Schulfreundin Mandy Hoppe. Anfängliche Zwistigkeiten stören die Zusammenarbeit, sind aber Nichts im Vergleich zu den Unstimmigkeiten mit kriecherischen Kollegen und einem sehr karriereorientiertem Chef.

Die Ermittler erkennen schnell, dass die Tote eine ehemalige Erzieherin eines Kinderheims der DDR ist, die nicht gerade zimperlich mit ihren Schützlingen umging. Rache als Mordmotiv steht im Raum, bis das Gespräch auf ein mysteriöses Bild kommt und sich weitere potentielle Motive und damit auch Tatverdächtige dazu gesellen. Nichts scheint zusammen zu passen, heiße Spuren sind ganz schnell wieder kalt und der Druck der Öffentlichkeit wächst. Mehrere Wendungen bringen Spannung und Verwirrung dazu und bis zum Schluss ist nicht klar zu erkennen, wie das Ganze ausgeht.

Dies kurz zum Inhalt, wie immer bei Krimis und Co halte ich mich bei der Inhaltsangabe kurz, um nicht zuviel zu verraten. Und weil ich gerade den Schluss erwähnt habe: Genau der hat mir sehr gut gefallen, eben weil er nicht zu früh offensichtlich und trotzdem logisch war. Ein roter Faden zieht sich durch das gesamte Buch, ab und zu dröselt er sich in einzelne Stränge auf, aber zum Ende hin werden sie alle ordentlich verknotet.

Die Idee zu der Geschichte ist gut durchdacht und mir so vorher noch nicht untergekommen. Sämtliche Themen scheinen sehr gut recherchiert u sein, auf jeden Fall klingen sie für einen Laien wie mich so. Dies hat auch die Figuren sehr authentisch wirken lassen, ein Kunstprofessor zum Beispiel muss natürlich auch als fiktive Figur wissen, wovon er redet. Dies hat Felix Leibrock perfekt umgesetzt. Auch das Ermittlerduo samt Gegenspielern wurde sehr bildlich dargestellt, ich hatte schnell das Gefühl, die Personen zu kennen. Obwohl reichlich (Neben)figuren auftreten, hatte ich nicht das Gefühl, den Überblick zu verlieren.

Sprachlich und stilistisch hat mich das Buch ebenfalls sehr überzeugt. Es liest sich flüssig und angenehm, Fremdwörter werden an den passenden Stellen verwendet und insgesamt lebt die Geschichte durch einen großen Wortschatz und Bildreichtum. Damit sind alle für mich wichtigen Kriterien erfüllt, um ein Buch als perfekt zu empfinden: Schöne Handlung, plausibles Ende, authentische Personen und eine sehr guter Schreibstil.

So sehr ich also auch nachdenke: Ich finde nichts zu meckern, nicht mal Kleinigkeiten, die mir sauer aufgestoßen wären oder die mich gar daran hindern würden, das nächste Buch von Felix Leibrock zu lesen. Das einzig Fragwürdige ist, warum ich erst jetzt auf diesen Autor gestoßen bin 😉

Von mir gibt es demnach eine ganz deutliche Kaufempfehlung. Krimifans wird dieses Buch bestimmt gefallen und auch Leser wie ich, die sich sonst eher im düsteren Thrillersektor zuhause fühlen, sollten hier, zumindest was Idee und Schreibkunst angeht, auf ihre Kosten kommen.


Genre: Kriminalliteratur
Illustrated by Knaur München

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