Naho stellt fest, dass sich ihre Gegenwart immer mehr von der des Briefes, den ihr zukünftiges Ich ihr geschrieben hat, unterscheidet. Aber manche zentrale „Fehler“, die sie dennoch begangen hat, zeigen schon ihre Wirkung. So erfährt sie, dass Kakerus Mutter nicht gestorben wäre, hätte sie ihn damals nicht eingeladen, zusammen mit ihrer Gruppe etwas zu unternehmen. Der Brief weist außerdem auf eine interessante Unterrichtsstunde hin: In ihr erfährt Naho, dass es theoretisch mehrere Stränge gibt, in die die Zukunft verlaufen kann. Und dass sich die Zukunft des einen Strangs nicht unbedingt ändert, wenn man die Vergangenheit ändert.
Der 2. Band der Reihe malt weiterhin detailliert das Szenario aus, wie es wäre, wenn man seine Vergangenheit ändern könnte – und wenn nicht. Naho macht sich dazu viele Gedanken, die interessant zu lesen sind. Die theoretischen Erklärungen des Lehrers tragen ebenfalls dazu bei, dass auch bei der Leserin /dem Leser die Gedanken auf Trab kommen. Außerdem fühlt man sich an diverse Sf-Romane und Dokus/Bücher über das Phänomen der Zeitreise, das ein beliebtes physikalisches Gedankenspiel ist, erinnert. Das alles wird wunderbar eingebunden in eine romantische Dreiecksbeziehung, die mit so einigen Schwierigkeiten nicht nur pubertärer Art zu kämpfen hat. Ein weiterer Pluspunkt: Die Spannung bleibt immer erhalten, man möchte wissen; wie es mit den Protagonisten weitergeht. Insgesamt empfohlen!
„Liebe Naho“. So beginnt ein Brief an die 16-jährige Naho Takamiya. Soweit nichts Ungewöhnliches – aber der Brief hat es in sich! Denn die Absenderin kennt die Zukunft und gibt Naho Anweisungen, wie sie sich verhalten soll, um eine Katastrophe zu verhindern. Und das Ungewöhnlichste: Die Absenderin behauptet, die zukünftige Naho zu sein. Zuerst hält Naho das alles für einen schlechten Scherz. Dann aber treten die Ereignisse, die der Brief beschreibt, tatsächlich ein. Leider hat Naho schon den wichtigsten Tipp ignoriert: Sie soll sich nicht mit dem neuen Mitschüler Kakeru Naruse einlassen. Genau das macht sie aber und verliebt sich in ihn. Als sie merkt, dass alle Ereignisse des Briefes wahr werden, beschließt sie, die weiteren Tipps nicht mehr zu ignorieren. Und tatsächlich ändert sich ihr Leben und weicht allmählich von den Aussagen des Briefes ab.
Wer kennt sie nicht, die Frage „Was wäre, wenn…?“ Eigentlich gibt es immer Situationen im Leben, die man bereut und bei denen man sich fragt, wie sie verlaufen wären, hätte man im entscheidenden Augenblick anders gehandelt. Diese Frage wird in „Orange“ aufgegriffen und trifft damit den Nerv der Leserin /des Lesers. Man könnte diesen Manga schon fast als Mischung einer fiktiven autobiographischen Alternative History und eines Paralleluniversums sehen, denn man kann als LeserIn beide Entwicklungsstränge, die sich langsam entfalten, parallel verfolgen: den der 16-jährigen und den der 26-jährigen Naho. Der älteren Naho sieht man an, dass sie traumatisiert und mit ihrem Leben nicht wirklich zufrieden ist. Die jüngere dagegen nimmt mithilfe des Briefes ihr Schicksal selbst in die Hand und versucht zu ändern, was sie ändern kann. Und da sieht man im Manga die Liebe zum Detail, denn Takano verschweigt nicht, dass Naho nicht in der Lage ist, alles zu ändern, obwohl sie weiß, was auf sie zukommt, wenn sie es nicht tut. Der Manga ist gut durchdacht und man kann als LeserIn die Reaktionen Nahos gut nachvollziehen und sich mit ihr identifizieren. Und natürlich stellt man sich bei der Lektüre auch für sich selbst die Frage „Was wäre, wenn ich mir einen ebensolchen Brief an mein jüngeres Ich hätte schreiben können?“.
Die Zeichnungen selbst schmiegen sich an das Thema an. Da es vorwiegend um psychologische Vorgänge geht, gibt es kaum Hintergründe. Wenn, dann werden sie akzentuiert eingesetzt. Die Hauptrolle spielen die Mimik und die Gestik, die das Nicht-Gesagte hervorheben und damit das Zwischen-den-Zeilen-Lesen unterstützen.
Als Extra erwartet die Leserin /den Leser eine Karte mit Nahos Konterfei.
Fazit: Der Manga ist definitiv empfehlenswert und ich freue mich auf die Fortsetzung!