Vom Meister der Plaudertons
Dem Olymp der deutschen Schriftsteller zugehörig, ist Theodor Fontane ohne Zweifel der bedeutendste Romancier der Bismarck-Zeit, und «Frau Jenny Treibel», letzter seiner Berliner Romane, nimmt dabei den Spitzenplatz ein. Der Schillers Gedicht «Das Lied von der Glocke» entlehnte Untertitel «Wo sich Herz zum Herzen find’t» deutet ironisch auf einen Liebesroman hin. Die wahre Intention des Autors jedoch kann man einem Brief entnehmen: Dieser Roman sei geschrieben worden, erklärt er darin, um «das Hohle, Phrasenhafte, Lügnerische, Hochmütige, Hartherzige des Bourgeoisstandpunktes zu zeigen, der von Schiller spricht und Gerson meint». Mit Letzterem spielt er auf ein mondänes Modehaus der Hautevolee am Werderschen Markt in Berlin an, um damit das profan Materielle der Kleidermode in Gegensatz zum erhaben Geistigen des Dichterfürsten zu stellen, soziologisch also Bildungs- und Besitzbürgertum zu vergleichen. Wobei Fontanes uneingeschränkte Sympathie dem Geistigen gilt, und auch ein überschaubares Landleben zieht er der ungeliebten Großstadt mit ihren sozialen Fallstricken ganz entschieden vor.
Es findet sich kein Herz zum Herzen in diesem Roman, das ist die deprimierende Quintessenz dieser Geschichte, alles ist Kalkül, eine Ehe wird arrangiert und eine zweite initiiert, das alles natürlich nach erheblichen Irrungen und Wirrungen, um einen Romantitel Fontanes zu benutzen. Die Titelheldin verhindert letztendlich erfolgreich eine für die Familie finanziell unvorteilhafte Eheschließung Leopolds, ihres jüngsten, eher antriebslosen Sohnes, mit Corinna, der geistreichen und charmanten, aber vermögenslosen Tochter des verwitweten Gymnasialprofessors Schmidt. Der ist ein früherer Freier der aus einfachen Verhältnissen stammenden Jenny, die damals dann aber doch lieber den gut situierten und mit dem Ehrentitel Kommerzienrat bedachten Fabrikanten Treibel geheiratet hat. Und auch Corinna handelt mit hedonistischem Kalkül, will sich durch die Ehe mit Leopold ein finanziell sorgenfreies Leben sichern. Wie schon sein Bruder wird aber auch Leopold wohl in eine reiche Hamburger Familie einheiraten, die Mutter hat schon die entsprechenden Fäden gespannt, und die kluge Corinna geht in sich und heiratet schließlich einen viel besser zu ihr passenden Geistesmenschen, den angehenden Archäologen Marcell, ihren Vetter.
Wie immer bei Fontane entwickelt sich seine handlungsarme Geschichte fast vollständig aus einer äußerst lebendigen Konversation seiner Figuren heraus. Der dabei angeschlagene, ebenso gescheite wie amüsante und sympathische Plauderton erzeugt eine derart anheimelnde Atmosphäre, dass man als vergnügter Zuhörer gerne mit dabei wäre bei diesen, – natürlich dichterisch überhöhten -, Gesprächen der vielen Protagonisten. Wunderbar stimmig gezeichneten Figuren wie dem konzilianten Treibel oder dem durchgeistigten Prof. Schmidt mit seinen unter dem Signum «Sieben Waisen Griechenlands» regelmäßig zusammentreffenden Kollegen als Sympathieträgern stehen diametral die scheinheilige, sich permanent selbst belügende Jenny samt ihrer geltungssüchtigen, unbedarften, aber schönen Schwiegertochter gegenüber.
Insoweit ist dieser Roman über Schein und Sein weniger zeitgebunden, als es seine frühe Entstehungszeit vermuten lässt, die darin angeschnittenen Probleme jedenfalls sind ja durchweg auch heutig, der Tanz ums goldene Kalb ist virulent wie ehedem, und menschliche Selbstverwirklichung, zumal weibliche, bleibt immer noch ein weitgehend unerreichtes, hehres Ziel. Geistiges, Bildung vor allem, sofern sie nicht kommerziell verwertbar ist, zählt wenig gegenüber materiellem Besitz. Fontane ist all dies sehr verhasst gewesen, um so mehr erstaunt der versöhnliche, menschenfreundliche Duktus seiner Prosa. Die beim Leser immer wieder ein Schmunzeln auslöst und ihn, wenn er so geartet ist wie ich, in eine wohlig anheimelnde Stimmung versetzt, und ihm somit ein formidables Lesevergnügen beschert, – im wahrsten Sinne des Wortes.
Fazit: erstklassig
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Wie gern verachtet man gegenwärtig Peter Rosegger. Wie emsig wird ihm das Mäntelchen des Naturpoeten ohne Tiefgang umgeworfen, oder er gar zum verdächtigen Blut- und Boden- jedenfalls Heimatdichter herabgewürdigt. Und das ohne dem Begriff Heimat nur ansatzweise neutral gegenübertreten zu wollen. Meist kennen die Rosegger-Verhöhner kein einziges seiner Bücher. Vom Überblick seiner Werke ganz zu schweigen. Was dann nämlich an Weltfreundschaft, an Natur- und Tierliebe und an Menschenglaube zum Vorschein käme würde all die heutigen Propheten des Negativen (die Modernedichter) durch Charme und Wohlklang foltern. Den potenziellen Rosegger-Lesern aber erschlösse sich eine stimmungsvolle Welt, in der Sinn und Schönheit zugegen sind. Und alles trotz der unmittelbaren Nähe zu gesellschaftskritischen Aussagen über menschliche Not und karger bäuerlicher Realität. Dem verkitschten Rosegger Bild – dessen Rahmen wohl die Nazis vorgeätzt hatten – würde schnell eine Aufnahme in die Ahnengalerie des Weltschriftstellertums folgen. Und Leser und Autorenschaft könnten sich an diesen Romanen erfreuen und aus ihnen lernen. Ein Einstieg dazu ist Weltgift, bewusst vom couragierten Wiener Septime Verlag ausgewählt, um das Bild zurechtzurücken …
Koryphäen ist ein sehr eigener Roman. Spannend, aber kein Krimi. In der Zukunft angesiedelt, aber nicht wirklich Science-fiction. Es dreht sich alles um Spionage, aber wir haben keinen Agententhriller vorliegen.
Über Henisch` leise, feinfühlige Art zu schreiben ist schon viel gesagt worden. Im vorliegenden Roman besticht zudem sein sachter Humor, der nie zu Schenkelklopfern animiert. Sympathisch schon, dass im Romantitel eine Katze erwähnt wird – für sowas nehmen sich die Autorinnen und Autoren der Wichtigkeit heute nicht Zeit. Dann der Rekurs auf den Kater Murr. Auf E.T.A. Hoffman, der die Ahnung erweckt, dass Peter Henisch zur Handvoll Autoren und Autorinnen im deutschen Sprachraum zählt, die im Herzen sich Romantik und Fantastik auf liebevolle Art bewahrt haben. Auch Dr. Dolittle mitsamt Affen, Papagei und Schwalben bevölkern die Buchseiten. Und denen möchte der kleine Protagonist, der Ich-Erzähler in seiner Kindheit, eben eine Katze hinzugesellen. Und so will er eigentlich mit dem Schreiben beginnen. Daneben als Hauptfigur die Stadt Wien der Nachkriegszeit. Und zeitgeschichtliche Sequenzen – etwa der mögliche Atombombeneinsatz, den ein US-General gegen die Chinesen im Koreakrieg empfahl. Und der Bub schmiss alle seine Spielfiguren mit einem gewaltigen Ruck um, sodass die Katze Murli entsetzt davonsprang.
Felber enttarnt die Mathematisierung der Wirtschaft seit David Ricardo und die Berufung der WTO und der EU auf dessen Lehre als Effizienzfalle, die Konzernen fette Gewinne bringt, aber Menschen- Arbeits- Sozialrechte und die Rechte der Natur missachtet. Es ginge gemäß Aristoteles um keine chrematistische – also rein geld- und profitorientierte – Wirtschaft, sondern um „oikonomia“ die dem „guten Leben“ aller Haushaltmitglieder dient. Speziell die Welthandelsorganisation aber handle nach Richtlinien und Gesetzen, die den „Frei-Handel“ als wichtiger als gar die Menschenrechte ansehen. Felber spricht sich überhaupt nicht gegen Welthandel aus, er zeigt allerdings im Buch, wie ein gerechterer Handel aussehen könnte – nämlich einer, der Zölle einhebt auf Waren, die aus menschenunwürdiger Produktion stammen (von denen es mehr als zu viele gibt), während entsprechend einer Gemeinwohl-Ökonomie hergestellte Produkte frei gehandelt werden sollten. Kein TTIP oder CETA sollten uns knebeln, sondern eine Eintrittskarte in eine „Ethische Handelszone“ erworben werden. Die „Lizenz zum Plündern“ jedoch verurteilt. Ein hohes Maß aktueller Machtlosigkeit der Bürger verortet Felber in der Übergabe der Souveränitätsrechte an die Regierungen, statt an den Souverän: das Volk, wie es ja eigentlich in den meisten europäischen Verfassungen hieße. Kommt es zum Volksentscheid gegen die Durchsetzung von Konzernwillen in einem der EU-Staaten machen alle andern so lange Druck, bzw. wird solange erneut abgestimmt, bis die Reichen recht erhalten.
»Wir hatten in der Vergangenheit mehrfach Gelegenheit, in der Öffentlichkeit über den einen oder anderen Aspekt zum Thema Islam kontrovers zu diskutieren. Vielen Zuhörern oder Zusehern dürfte dabei aufgefallen sein, dass wir – obwohl wir oft unterschiedliche Positionen vertraten – in der Lage waren, sachlich zu streiten, ohne uns persönlich anzugreifen oder gegenseitig zu diffamieren. Dies ist heutzutage längst keine Selbstverständlichkeit mehr, schon gar nicht im innerislamischen Diskurs. Im Gegenteil ist es häufig so, dass sich derjenige, der eine andere Position als der Mainstream vertritt, mit dem Vorwurf der Häresie konfrontiert sieht.«
Eine Stilistin der Einsamkeit
Die Höflichkeit der Kritik
Effekthascherische Trivialität
Skandalöser Nonsens
Genie und Wahnsinn
Dennis Lehane schreibt gerne Krimis über schwarze Schafe, doch der Protagonist des vorliegenden Mafia-Thrillers, der Barkeeper Bob Saginowski, wirkt beinahe harmlos im Vergleich zu den anderen Personen, die dieses Buch bevölkern. „Seine“ Kneipe – da wo er arbeitet – ist eine „Drop“-Kneipe, das bedeutet, dass Mafiageld dort gesammelt und zwischengelagert wird, bis „jemand“ kommt und es abholt. Wer wäre so dumm und würde eine solche Kneipe überfallen? Der sichere Tod wartete auf ihn. Als Cousin Marv, Sully, Donnie, Paul, Stevie, Sean und Jimmy dort zusammensitzen, um auf das 10-jährige Verschwinden von Richie „Glory Days“ Whelan anzustoßen, geschieht jedoch genau das: zwei Maskierte holen sich die Tageslosung, aber nicht den „drop“. Zufall? Absicht? Oder Training Day?

Aber auch in dieser Folge der Abenteuer des unsterblichen Helden von Hal Foster muss Eisenherz wieder eine Menge familiäre Probleme bewältigen oder zumindest zu ihrer Lösung beitragen. Als Valeta, seine Tochter, sich bei ihm über Karen, seine andere Tochter, beschwert, greift der Vater beherzt in die Liebesabenteuer seiner Zwillinge ein und spielt dabei den Amor mit dem Liebespfeil. Auch Bukota ist bei diesem Abenteuer wieder mit dabei und als sich auf dem Marktplatz die Händler über seine alte Heimat Ab’Saba und seine Königin Makeda unterhalten wird er hellhörig und die alte Sehnsucht flammt wieder auf. Doch dann schlittert sein Sohn Nathan unversehens in ein anderes Abenteuer, das mit dem seltsamen Artefakt etwas zu tun hat, das Guryan Sur umklammert wie einen Schatz. Ein fremder einäugiger Zauberer taucht auf und behauptet etwas über den verschwundenen Ehemann Karens, Prester John, zu wissen und prompt wird die Familie Eisenherz wieder durch eine anderes Abenteuer auseinander gerissen, ganz so, wie es ihm einst in jungen Jahren die Hexe Hobbit prophezeit hatte: „Du wirst aller Herren Länder sehen, Reiche untergehen und auferstehen sehen, aber Zufriedenheit, das wirst du nie erreichen.“ Wird Eisenherz seine verschollene Tochter und das Artefakt wiederfinden? Wird Karen wirklich zu ihrem Ehemann geleitet? Band 92 ist bereits in Vorbereitung!
