Parodie auf den Literaturbetrieb
Mit «Sister Europe» hat die US-amerikanische Schriftstellerin Nell Zink einen literarisch unkonventionellen Roman vorgelegt, in dem sie grundverschiedene, skurrile Figuren in einer einzigen regnerischen und kalten Nacht ungebremst aufeinander treffen lässt. Die am 21. Februar 2013 spielende, originelle Geschichte einer ominösen, zufällig entstandenen Gemeinschaft «schräger Vögel» stellt eine auf hohem intellektuellem Niveau angesiedelte, subtile Gesellschafts-Kritik dar, die äußerst gewitzt vorgetragen wird. Als seit dem Jahr 2000 in Deutschland lebende Autorin hat Nell Zink ihrem in Berlin angesiedelten Roman viel Lokalkolorit beigegeben. Seine Handlung spielt sich im renommierten Hotel Intercontinental ab, Anlass ist die feierliche Verleihung eines Literaturpreises mit anschließendem Galadiner. Teilweise ist auch der nahe gelegene Tiergarten als großer Stadtpark Schauplatz des Geschehens.
Das illustre, zu Selbstinszenierungen neigende Figuren-Ensemble besteht aus dem Kunstkritiker Demian und seinem transsexuellen, 15jährigen Sohn Kilian. Der ist gerade dabei, eine «Nicole» zu werden, – oder vielleicht doch lieber nicht? Während der Vater Kilians Pläne ablehnt, was er sich aber nicht anmerken lässt, weil es «uncool» wäre, ist der Mutter die geplante Geschlechts-Umwandlung ihres Sohnes ziemlich egal. Ferner gehört Demians Freund Toto zum Personal des Romans, ein alternder Lebemann, und außerdem auch dessen deutlich jüngere Internet-Bekanntschaft Avancia, sie treffen sich dort zum ersten Mal. Mit von der Partie ist als Grande Dame auch noch die attraktive Livia, eine alte Freundin von Demian. Und auch deren imposanter Großpudel und verlässlicher Beschützer, der auf den Namen Mephisto hört, spielt nicht nur eine Nebenrolle in dem turbulenten Plot, denn sein Name deutet ja unverkennbar auf den Pudel in Goethes «Faust» hin. Geehrt wird an dem als Veranstaltung quälend langweiligen Abend der arabische Schriftsteller Masud, den kaum einer kennt.
Der Literaturpreis ist von der Witwe eines Emirs gestiftet, die sich bei der Feierstunde von ihrem Neffen Prinz Radi vertreten lässt. Sie hat auf ihre Einladungen enttäuschend wenige Rückmeldungen bekommen. Denn in ihren Kreisen jetten die Leute in der kalten Jahreszeit rund um die Welt, bloß ab ins Warme ist die Devise, – Umweltschutz und Klimawandel hin oder her! Sie bittet Demian deshalb, so viel wie möglich Leute aus seinem Bekanntenkreis mitzubringen, damit das offensichtliche Desinteresse an dem Preisträger nicht gar zu peinlich wird. Prinz Radi versucht dann prompt, mit der attraktiven Nicole anzubandeln, die schon vor dem geplanten medizinischen Eingriff äußerlich als junge Frau auftritt, geschminkt und aufreizend gekleidet. Sie will unbedingt ihre erste sexuelle Erfahrung als Frau machen. Prinz Radi jedoch zögert, – so weit will er denn doch nicht gehen!
Ein wesentliches Stilmittel der Autorin sind die glänzend formulierten, treffsicheren und mitreißenden Dialoge, die vor allem durch kontemplative Einschübe und philosophische Erörterungen gekennzeichnet sind. Schwach dagegen sind die zu Selbstinszenierungen neigenden Figuren gezeichnet, verkrachte Existenzen allesamt, deren Wesensart weitgehend verborgen bleibt, man bekommt kaum einen Zugang zu ihnen. Gleichwohl tragen sie mit ihrem ausufernden Geplauder den ansonsten weitgehend ereignislosen Plot, der ziellos vor sich hintreibt. All das gibt dem üppig mäandernden Roman etwas zutiefst Trostloses! Aus den Kritiken der Feuilletons wie auch aus Leser-Kommentaren ergibt sich ein auffallend zwiespältiges Bild dieses ironisch erzählten Romans, der letztendlich nichts anderes ist als eine gelungene Parodie auf den aktuellen Literaturbetrieb.
Fazit: lesenswert
Meine Website: https://ortaia-forum.de
Eine unerhörte Begebenheit

Im Klappentext steht die Frage: “Arbeitest Du noch, oder erbst Du schon?“ Und im Text dann die Aufforderung, sich die Eltern gut auszusuchen; zu wessen Narrativ passt das? Darum geht es hier, wenn die Geschichte der Erbschaftssteuer im letzten Jahrhundert bearbeitet wird. Wer erbt unter den derzeitigen Bedingungen am wenigsten: da sind Frauen, Ost-Deutsche, als Folge der Arbeit der Treuhand, die (treuhänderisch) nur 5% der Betriebe in die Hände Ost-Deutscher legte. Und wie wird das begründet?
Erst wird in einer „kurzen“ Geschichte der deutschen Erbschaftssteuer, das RAN, das Repertoire an Narrativen beschrieben, und das während der verschiedenen Phasen der Wirtschaftsdoktrinen: der Keynesianer, Ordoliberalen und Neoliberalen. Es zeigt sich, wie die Pro- bzw. Contranarrative wechseln, entsprechend der jeweils gängigen Doktrin.
Konfuse innere Monologe
Überambitioniert und thematisch überfrachtet
Am Ende gibt es fast nur Verlierer
Wenig nachhaltiges Biopic
Was sagen Ihnen die folgenden Namen? Frank Zappa, Jackson Browne, Grateful Dead, Jefferson Airplane, Herman’s Hermits.
Ohne den genre-typischen Horror
Allenfalls für Splatter-Fans
Feministische Grenzüberschreitung