Das Alter wird weggeschoben
Viele Menschen wollen zwar alt werden, aber nicht alt sein. Daraus folgt allerdings, dass sie sich wenig bis keine Gedanken darüber machen, was mit ihnen passiert, wenn sie tatsächlich alt sind. Aber im Alter kommt ein ganzer Strauß an Dingen, die beachtet werden wollen und sollen, und die meist miteinander zusammenhängen: (mangelnde) Fitness, Krankheiten, nicht altersgerechte Wohnung/Haus.
Das vorliegende Buch konzentriert sich auf den Bereich Wohnen im Alter, aber hier spielen natürlich auch die anderen genannten Faktoren eine Rolle – je nach Fitnessgrad und Gesundheit/Krankheit ergibt sich die Form des Wohnens. Dass man sich rechtzeitig über das Wohnen im Alter Gedanken machen sollte, zeigt das Buch immer wieder. Wenn man z.B. ein eigenes Wohnprojekt mit anderen plant, muss man mit zehn bis 20 Jahren Vorlaufzeit rechnen. Außerdem habe ich als freie Journalistin, wenn ich mit Seniorenbeiräten der Städte spreche, die Erfahrung gemacht, dass zu wenig Menschen Vorsorge treffen und diese sich dann in nicht altersgerechten Wohnsituationen wiederfinden; oft vereinsamt und quasi gefangen in der Wohnung, weil sie nicht mehr mobil genug sind, sie zu verlassen. Auch die Politik dieser Orte macht sich zu wenig Gedanken um die Wohnsituation der älteren Bürger*innen. Oft hilft dann nur Privatengagement z.B. durch Netzwerke, Nachbarschaftshilfe, Verwandte, dass die Wohnsituation noch halbwegs erträglich bleibt.
Frühzeitig anfangen, sich Gedanken zur Wohnsituation im Alter zu machen
Gleich als Erstes, nämlich schon im Vorwort, mahnt das Buch also an, sich rechtzeitig Gedanken zum Wohnen im Alter zu machen. Es gibt Tipps, z.B. den Tag der Offenen Tür in Pflegeinrichtungen zu nutzen, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen und sich unverbindlich vormerken zu lassen, wenn die Einrichtung gefällt – bevor man später irgendwo landet, wo man nie hinwollte.
Danach klärt das Buch die wichtigsten Fragen wie: Was heißt bei Wohnungen eigentlich altersgerecht? Oder: Darf ich meine Wohnung überhaupt barrierefrei umbauen? Für welches Alter sind gemeinschaftliche Wohnprojekte geeignet? Ist im Betreuten Wohnen rund um die Uhr jemand da, der mir helfen kann? Inwiefern könnte Technik meinen Alltag erleichtern?
Verschiedene Wohnformen
Sehr gut auch die Schaubilder, die kurz und prägnant aufschlüsseln, welche Wohnform für welchen Fitnessgrad geeignet sind. Wenn man noch fit ist, könnten das folgende Möglichkeiten sein: gemeinschaftliches Wohnen/Mehrgenerationenwohnen, betreutes Wohnen, Seniorenstift, die eigene Wohnung/das eigene Haus barrierefrei umbauen, in eine barrierefreie Wohnung ziehen, auswandern. Wenn es zuhause beschwerlich wird: Pflegeheim, betreutes Wohnen, Seniorenresidenz, Pflege-WG, die eigene Wohnung/Haus barrierefrei ausbauen und mit technischen Assistenzsystemen ausstatten. Wenn es allein nicht mehr geht: Pflegeheim, betreutes Wohnen, Angebote z.B. speziell für Menschen mit Demenz, Pflege-WG, Seniorenstift. Auch da der Hinweis: In jeder Wohnform muss man Abstriche machen. Diese werden im Buch ausführlich erläutert, aber ebenso die Vorteile der einzelnen Wohnformen. Auch die ungefähren Preise werden angegeben.
Ebenfalls gleich zu Anfang stellt das Buch die Frage, wie zukunftstauglich das jetzige Zuhause ist. Und damit ist zum einen die Wohnung / das Haus, zum anderen aber auch die Umgebung gemeint – sind Ärzt*innen, Banken, Supermärkte u.a. gut z.B. mit Bus/Straßenbahn erreichbar, auch mit eingeschränkter Mobilität? Wohnen die Kinder in der Nähe? Kommt man überhaupt noch gut aus dem Haus heraus? Wieviel Arbeit machen Haus und Garten? Denn die meisten Häuser sind für Familien mit Kindern oder junge Menschen konzipiert. V.a. bei Wohnungen machen Bäder Probleme, weil sie eng geschnitten sind. Mit z.B. Rollator wird die Benutzung eines Bades schwierig. Prägnant, aber auch bis in Details geht das Buch nacheinander die verschiedenen Wohnformen durch, sodass man sich nach dem Lesen gut informiert fühlt, um von da aus weiterzuforschen. Fragen, die u.a. bei Besichtigungen gestellt werden sollten, sind solche zum Mitspracherecht, Freizeitgestaltung, Sauberkeit, Qualität des Pflegepersonals, Gesetzte, Infrastruktur, Probewohnen, Mitbewohner*innen, Fördermittel, Umgangston im angesteuerten neuen Zuhause usw. Das Buch gibt Mittel an die Hand, bei all den zahlreichen Fragen genau hinzuschauen, um unschöne Überraschungen für sich oder Angehörige zu vermeiden.
Ebenso angesprochen wird aber auch, dass die Wohnsituation für Senior*innen nicht gerade rosig aussieht – es gibt zu wenig altersgerechter Wohnraum, und Pflege ist teuer. Da ist definitiv die Politik gefragt, sonst bleibt (mal wieder) alles an Einzelpersonen hängen, die z.B. ein eigenes Wohnprojekt starten, weil es sonst nicht Passendes für sie auf dem Wohnungsmarkt gibt. Auch das wird mit all den Chancen und Hürden im Buch besprochen, ebenso wie der sehr empfohlene Rat, sich frühzeitig, also z.T. schon Jahrzehnte früher, darum zu kümmern und sich gründlich zu informieren, denn so ein Projekt verschlingt viel Zeit. Insgesamt kostet es viel Zeit, die für sich geeignete Wohnform zu finden, denn das Angebot für Ältere ist wie gesagt nicht gerade üppig.
Das Buch verweist immer wieder auf Beratungsstellen, listet Adressen auf, bietet Interviews mit Expert*innen und Bewohner*innen der verschiedenen Wohnformen, gibt Beispiele – in extra farbig abgesetzten Bereichen – Checklisten, Fragelisten, Aufklärung über Rechtsfragen, Auflistungen z.B. der Preise, Zusammenfassungen, Tipps und Hintergrundwissen.
Fazit
Die verschiedenen Wohnformen in Alter werden gut verständlich aufgedröselt und ausführlich mit Vor- und Nachteilen besprochen. Auch zahlreiche Fragen werden immer wieder verständlich und prägnant angesprochen und beantwortet. Expert*innen-Interviews und Erfahrungsberichte von Bewohner*innen geben gute Einblicke in verschiedene Wohnsituationen im Alltag oder bzgl. der Probleme und Vorteile. Umfassend, aber trotzdem auf den Punkt gebracht gibt das Buch einen sehr guten Überblick über viele Bereiche, um die man sich bei diesem Thema Gedanken machen muss.