Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

Ein Shootingstar der Literaturszene. Eine Schreibblockade. Ein Mentor, der plötzlich eines Jahrzehnte zurückliegenden Mordes bezichtigt wird und was bald noch schlimmer wiegt, der Pädophilie. So beginnt der Fall Harry Quebert, in dem wenig so ist, wie es scheint.

Mitte der Nuller Jahre ist Marcus Goldman der Überflieger des New Yorker Buchszene. Schon zu College-Zeiten firmierte er als
“der Fabelhafte”, was allerdings weniger seinen tatsächlichen Qualitäten geschuldet war denn seiner unbestrittenen Begabung zur Hochstapelei. Nun aber ist er wirklich wer, er hat einen Bestseller geschrieben und wird überall gefeiert. Doch Ruhm ist vergänglich und er müsste nachlegen, wenn ihn nicht das Grundübel eines Schriftstellers befallen hätte: die gefürchtete Schreibblockade.

So nimmt er nur zu gern die Einladung in das im idyllischen Küstenstädchen Aurora gelegene Haus seines früheren College-Professors Harry Quebert an, der ihm väterlicher Freund und Mentor in einem ist. Harry indes braucht bald selber Hilfe. In seinem Garten wird das Skelett der 1975 verschwundenen, damals 15jährigen Nola Kellergan gefunden. Harry hat vor 33 Jahren den Roman Der Ursprung des Übels publiziert, der als konkurrenzloser Maßstab der zeitgenössischen amerikanischen Literatur gilt. Doch Amerika muss plötzlich erkennen, das Werk ist tatsächlich nicht nur ein Ursprung. sondern auch ein Übel. Die darin thematisierte, vorgeblich fiktive Beziehung hat es tatsächlich gegeben, übler noch, die weibliche Protagonistin war minderjährig, sie war niemand anders als die Jahrzehnte lang verschwunden geglaubte Nola.

Marcus Goldman erfuhr erst kurz vor dem Aufsehen erregenden Fund der leiblichen Überreste Nolas von den Hintergründen des immer bewunderten Buches seines Mentors. Was er indes nicht weiß, ist die Wahrheit über den Fall Harry Quebert. Es fällt ihm schwer genug, zu akzeptieren, dass der bewunderte Harry tatsächlich eine Minderjährige geliebt hat. Dass er auch noch ein Mörder sein soll, das kann und will er nicht glauben. Ungeachtet aller Drohungen und der nahenden Abgabefrist seines noch ungeschriebenen zweiten Romans nistet er sich in Harrys Haus ein, rauft sich mit dem Polizisten Gahalowood zusammen und trägt mit diesem gemeinsam Schicht für Schicht vom Berg möglicher Wahrheiten ab. Schließlich präsentiert er nicht nur einen Täter, sondern auch einen neuen Bestseller, den Fall Harry Quebert. Harry kommt frei, Marcus ist wieder ganz oben und alles könnte schick und schön sein.

Ist es aber nicht. Denn obwohl wir seit Oscar Wilde wissen, dass am Ende alles gut wird und es nicht das Ende ist, solange nicht alles gut ist, ist es hier umgekehrt. Bei Marcus, Gahalowood und Harry ist zwar alles gut, aber es ist leider nicht das Ende. Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert ist mindestens genauso vielschichtig wie der Blick der Protagonisten auf die Liebe. Die Wahrheit offenbart sich auch nach mehreren Blicken nicht recht und der wahre Täter ist noch lange nicht entlarvt. Denn bis zu diesem Punkt hat jeder nur die Wahrheit gesehen, die er sehen wollte. Marcus lässt der Fall keine Ruhe, er stochert weiter im wieder undurchdringlichen Dickicht und mit ihm der Leser.

Ein Buch wie ein Autounfall. Man will nicht hinsehen, tut es aber doch. Hier will man nicht glauben, dass es immer noch nicht das Ende ist, dass noch eine Wendung wartet und noch eine. Irgendwann denkt man auch, es sei jetzt mal gut gewesen, noch einmal will man nicht umdenken und man tut es doch. Kann man es doch selber gar nicht fassen, auf welches Glatteis man sich da vom Autor hat führen lassen. Unwiderstehlich ist der Sog, den dieses Buch ausübt, geradezu unfassbar die Menge an Drehungen und Wendungen, die dieser Plot nimmt. So viele Wahrheiten, Gewissheiten, die plötzlich keine mehr sind und die ständig neu geschrieben werden müssen. Man wartet förmlich darauf, dass der Autor sich in seinen eigenen Fallstricken verheddert.Tut er aber nicht, was diverse Wiederholungen in neuen Blickwinkeln untermauern.

Unterteilt ist das Buch in 31 Kapitel, die den 31 Regeln entsprechen, welche Harry Quebert dareinst seinem Schüler Marcus Goldman für sein Schriftsteller-Leben an die Hand gab. Die Kapitel sind von hinten nach vorne nummeriert, was den Leser von vornherein darauf hinweist, wie weit zurück hier gegraben werden wird. Das Ganze ist flüssig geschrieben, mit einem sehr sicheren Gespür für Stimmungen, gerade auch weil man sich gelegentlich nicht in Aurora, sondern in Twin Peaks wähnt. Auffällig ist die Begabung des Autors für Dialoge, die Tonlagen seiner handelnden Personen hält er genauso mühelos wie die vielen Fäden seiner Geschichte. Letztendlich ist es auch nicht eine Geschichte, die er erzählt, sondern viele. Und auch wenn er den Kreis fulminant schließt, wir werden nie wissen, wo genau der Ursprung des Übels jetzt wirklich lag. Aber das sollen wir wahrscheinlich auch gar nicht. Nach Harrys Regeln sollte das letzte Kapitel eines Buches das schönste sein, dasjenige, nach welchem man das Buch mit tiefem Bedauern aus der Hand legt. Nun ist hier das letzte Kapitel nicht wirklich schön, es endet eben doch nicht gut. Trotzdem verabschiedet man sich schwer.

Bei aller Begeisterung gibt es ein paar kleine Abzüge in der B-Note: Ab und an trägt der Autor zu dick auf. Subtilität ist seine Stärke nicht durchgehend. Man nehme nur den Namen des jungen Mädchen. Nola – Lola. Man darf wohl noch froh sein, dass er sie nicht Nolita genannt hat. Und bitte – es reicht jetzt an ringenden oder boxenden Schriftsteller-Figuren. Das hat sich jetzt wirklich langsam auserzählt, es wird inflationär und erzeugt nicht mehr als ein genervtes Gähnen.

Joël Dicker lebt als Schriftsteller in der französisch-sprachigen Schweiz und seine Wahrheit über den Fall Harry Quebert ist sein zweiter Roman. Das Werk ist in der Schweiz bereits preisgekrönt und scheint sich auch in Deutschland in einer guten Auflage zu verkaufen. Durchaus zu Recht, denn der Fall Harry Quebert ist Unterhaltung im besten Sinne. Liebhaber von Betroffenheitsgeseiere sowie von stilpuristischen Thrillern werden nicht so ganz auf ihre Kosten kommen, aber die breite Masse dazwischen, die einfach nur gut und abwechslungsreich unterhalten werden möchte, ganz sicher.

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Genre: Romane
Illustrated by Piper München, Zürich

Doctor Sleep

Wir alle erinnern uns noch gut an die Qualen des kleinen Danny damals im Overlook Hotel, die in der Zerstörung des Hauses und im Tod seines besessenen Vaters ihren Höhepunkt fanden. Doch die Geschichte ist damit noch nicht zu Ende, denn die mörderischen Geister (nicht nur aus Zimmer 217) geben keine Ruhe und so findet sich Dan Torrance fast 30 Jahre später an einem Wendepunkt seines Lebens wieder. Er schwört dem Alkohol ab, der seine psychischen Kräfte (das \”Shining\”) auf ein vordergründig erträgliches Maß gedrosselt hatte und versucht, sesshaft zu werden, das ständige Flüchten vor den Dämonen der Vergangenheit endlich aufzugeben. Beides gelingt auch und so ist er im Jahr 2013 seit zwölf Jahren trocken und in einem Hospiz tätig; offiziell als Hausmeister, aber weitaus mehr geschätzt als Begleiter der Patienten, denen er mit Hilfe seiner Fähigkeiten ein friedliches Sterben schenkt. Sein Leben verläuft also in geordneten Bahnen, die allerdings bald einem Rollercoaster gleichen werden…

2001 wird unweit von Dans Domizil Abra Stone geboren, die schon früh ihre Eltern mit paranormalen psychischen Fähigkeiten verblüfft und beunruhigt. Im Laufe der Jahre lernt sie, diese weitgehend für sich zu behalten um ihre Umwelt nicht zu verängstigen. Jedoch nimmt sie bereits als Kleinkind mentalen Kontakt zu Dan auf, wenn auch nur sporadisch und ohne persönliche Beziehung. Die Jahre vergehen ruhig und normal und Abra scheint zu einem ganz normalen Teenager heranzuwachsen…

\”True Knot\” nennt sich eine Gruppe (meist ältlicher) Psycho-Vampire, die sich anstatt von Blut von den übernatürlichen Begabungen mancher Menschen ernähren, welche diese Transfusionen allerdings nicht überleben (am nahrhaftesten sind Kinder, die langsam zu Tode gefoltert werden). Die mörderische Sekte labt sich auch am allgemeinen Leid der Menschen bei Katastrophen und daran herrscht ja bekanntlich selten Mangel. Allerdings werden die Mitglieder mit zunehmender Zeit schwächer und so ist die Euphorie entsprechend groß, als sie durch Zufall auf Abras überwältigendes Shining-Potenzial aufmerksam werden. Sie wittern darin die große Chance, ihr Überleben zu sichern; Dan Torrance und sein junger Schützling stehen vor einem unausweichlichen Showdown…

Stephen King hat mit \”Doctor Sleep\” nicht einfach eine Fortsetzung seines Erfolgsromans \”Shining\” (1977) geschaffen, sondern erzählt vielmehr die Geschichte von Danny weiter, dem kleinen verlorenen Jungen aus dem Overlook Hotel. Dabei gibt es auch autobiografische Bezüge (Alkoholismus); im Vordergrund steht jedoch die Entwicklung eines Menschen, die ihn schließlich bereit macht für eine erneute Konfrontation mit den Mächten der Finsternis. Der eingeweihte Leser trifft neben alten Bekannten (Tony, Dick Halloran) auch faszinierende neue Protagonisten; allesamt (wie vom Meister gewohnt) überzeugend angelegt. Verschiedene Nebenhandlungen stören dabei nie die Stringenz des Plots.

Der Schreibstil ist wieder einmal flott und spannend und lässt stets die Empathie erkennen, die der Autor für seine Charaktere empfindet, er ist viel mehr als der \”Horror-Schriftsteller\”, als der er von vielen immer noch abgetan wird. King wird ja gern mal nachgesagt, dass er sich schwer damit tut, seine Geschichten zu einem überzeugenden Ende zu bringen, in \”Doctor Sleep\” jedoch versteht er es meisterhaft, die verschiedenen Handlungsfäden am Schluss zusammenzuführen. Man mag ihm vorwerfen, dass er erneut eines seiner Lieblingsthemen (Kind mit besonderen Fähigkeiten) aufgreift, aber wenn das immer so genial gelingt wie hier, kann und soll er ruhig damit weitermachen!


Genre: Horror
Illustrated by Scribner

Best of E-Books Vol. 1

Der Siegeszug der Elektrobücher bringt nach und nach eine Demokratisierung des Literaturbetriebs mit sich, auch wenn manche Kulturbeamten hierzulande in Feuilletons oder Verlagen das nicht begreifen (wollen). Jeder, der sich dazu aufgerufen fühlt, kann nun seine Werke der bestimmt schon gespannt darauf wartenden Leserschaft präsentieren und zwar ohne Risiko, denn außer Hirnschmalz beim Schreiben muss nichts aufgewendet oder eingesetzt werden. Die Kehrseite der Medaille: Nicht alle, die auf den Markt drängen sind bisher unentdeckt gebliebene Literaturnobelpreisanwärter; ein großer Teil der selbst verlegten Bücher ist schlichtweg Schrott, nicht allein wegen fragwürdiger literarischer Qualität; vielen “Autoren” fehlt es einfach schon am Handwerkszeug (Orthografie, Grammatik etc.)

Was also soll der potenzielle Leser tun, der dem schier unübersehbaren Angebot zwar aufgeschlossen gegenüber steht, aber weder Zeit noch Geld verschwenden will um unter tausend Glasperlen den einen Diamanten zu entdecken? Dieses Buch liefert wertvolle Hilfe, da es auf ca. 350 Buchseiten 23 deutsche Autoren mit von ihnen selbst ausgewählten Texten (länger und individueller als die Amazon-Leseproben) vorstellt und dem Leser damit Gelegenheit gibt, sich zu einem Spottpreis selbst ein Bild zu machen über die diversen Inhalte und Schreibstile der Gladiatoren.

Etliche der hier versammelten Schriftsteller gehören zu den Stars der deutschen Indie-Szene und sind/waren in den Kindle-Bestsellerlisten vertreten; ebenso findet man die verschiedensten Genres einträchtig aneinander gereiht. Ich hatte jedenfalls viel Freude mit der Auswahl der Texte und holte mir direkt im Anschluss an die jeweilige Leseprobe einige komplette Bücher auf meinen Kindle runter.

Herausgeber Wilhelm Ruprecht Frieling (der in dieser Sammlung natürlich ebenfalls nicht fehlt) ist selbst ein Veteran der Verlagsszene und stets in der ersten Reihe zu finden, wenn sich neue Möglichkeiten im Literaturbetrieb auftun. Schon früh erkannte er auch das Potenzial der Kindle-Revolution und ist seit Beginn als Pionier aktiv mit dabei. Mit dieser großartigen Idee (die hoffentlich bald fortgeführt wird) ist er nicht mehr nur der “E-Book-Pate” (Die Zeit), sondern vielmehr der “E-Book-Papst” (Spieler7).


Genre: Kurzprosa
Illustrated by Internet-Buchverlag Berlin

Warum fragt uns denn keiner

Melda Akbas, Warum fragt uns denn keinerIn fast allen Bundesländern sind die Sommerferien zu Ende und das neue Schuljahr hat begonnen. Neues Spiel – neues Glück? Manchmal scheint es so, als wäre Bildung Glückssache und als würde viel zu oft mit den Bildungswegen unserer Kinder gespielt. Deshalb gibt es passend zum Thema Schule eine der in diesem Blog seltenen Sachbuchvorstellungen: Warum fragt uns denn keiner? – Ein Buch von Melda Akbas, Untertitel: Was in der Schule falsch läuft.

Die Autorin ist von Haus aus Berlinerin, dort als Tochter türkischer Eltern geboren und zur Schule gegangen. Mit ihrem noch als Schülerin veröffentlichten Erstling So wie ich will – Mein Leben zwischen Moschee und Minirock war sie 2010 eine der jüngsten Bestseller-Autorinnen überhaupt. In ihrem neuen Buch nun also die umfassende Thematik Bildung. Eine Thematik, die zwar viele in dieser Republik bewegt, die aber allzu oft zum Gegenstand diverser Sonntagsreden verkümmert.

Die heutige Jurastudentin Melda Akbas weiß, wovon sie redet. Bis zum Abitur erlebte sie Unterricht bei insgesamt 51 Lehrern in 15.522 Unterrichtsstunden. Sie war stellvertetende Schulsprecherin und engagierte sich im Landesschülerausschuss. Es sind ihre Erfahrungen und die von vielen anderen Schülern, die sie in ihrem Buch zusammengetragen hat und die sie immer wieder auf eine Kernfrage zurückkommen lassen: Warum fragt denn keiner mal die Schüler? Schließlich sind sie es, für deren Zukunft in der Schule die Weichen gestellt werden. Die Schülersicht auf Unterrichtsgestaltung, Zensuren, Unterrichtsausfälle und den Umgang der Pädagogen mit ihren Schutzbefohlenen ist schon eine ganz andere als die in Sonntagsreden der Politik verkündete, als die Sicht der Schulbehörden und auch der Lehrer. Aber es fragt sie keiner, die Meinung derer, die betroffen sind, wird zu selten noch wahrgenommen, ernst genommen oft erst recht nicht.

Schulpolitik wird in Deutschland traditionell von Behörden, sogenannten Experten und Politikern gemacht. Selbst wenn man ihnen nicht unterstellt, die Interessen der Schüler und der Lehrer zu ignorieren, sie haben auch andere Dinge im Auge zu behalten, die mit Bildung an sich nichts zu tun haben. Entsprechend weit sind die Vorschläge, Maßnahmen und die immer wieder mit heißer Nadel gestrickte Reformen vom Alltagsleben der Schüler entfernt. So nimmt es nicht wunder, dass viele Schüler und Lehrer demotiviert und frustriert sind. Melda Akbas betreibt mit den in ihrem Buch dokumentierten Gesprächen und Berichten Ursachenforschung, die sie in ihrem Hauptkritikpunkt, der mangelnden Schüler-Mitbestimmung bestärkt.

Bei ihren Befragungen kommen Schüler/innen, Lehrer und Bildungsbeauftragte aus verschiedenen Bundesländern und Schulformen zu Wort. Dabei kommt auch dem Thema Integration immer wieder eine große Bedeutung zu. Es ist in Deutschland leider immer noch zu oft ein Tabu, dieses Thema im Klartext anzugehen. Melda Akbas scheut sich da weniger. Sicher gut, dass da mal von einer Autorin klare Worte kommen, die sich auch in der türkischen Gemeinde engagiert. Generell malen die im Buch dokumentierten “Zeugnisse” ein sehr viel klareres Bild vom Zustand der schulischen Bildung in unserem Land, als es sämtliche trockenen und rein theoretischen Berichte je könnten.

Melda Akbas ist dabei sehr bemüht, keine Einseitigkeit aufkommen zu lassen und den verschiedensten Blickwinkeln gerecht zu werden. Diese Vorgehensweise birgt naturgemäß die Gefahr der Schwammigkeit und dieser Gefahr erliegt die Autorin durchaus an manchen Stellen. Vor allem, wenn klar wird, dass es den alleinig selig machenden goldenen Weg wohl nie geben wird und dass einfach nicht alle Vorstellungen unter einen Hut zu bringen sind. Darüberhinaus ist ihre Herangehensweise sehr speziell, sie springt gerne zwischen Thesen und Erlebten hin und her, was dem Buch eine gewisse Unruhe und Unübersichtlichkeit gibt. So manche Lösungsansätze gehen schier unter in der Masse der Informationen. Da ist es gut, dass die Autorin zum Abschluß des Buches noch eine Sammlung ihrer Änderungsvorschläge dem Buch hintenanstellt.

Natürlich muss man auch sagen: Vieles von dem, was Melda Akbas fordert, gibt es schon. Viele Schulen bemühen sich sehr, Schüler mit einzubeziehen und die Schülervertretungen in ihrer Arbeit zu unterstützen, zu bilden und zu stärken. Doch bei allen Bemühungen bleibt dafür einfach nicht genug Zeit, da immer neue unausgegorene Reformen den Schulalltag erheblich erschweren. Man hat in der Tat den Eindruck, dass Schülerbeteiligung von “oben” zu oft belächelt und als unwichtig abgetan wird. Unterstützung erfahren die in dieser Sache Engagierten definitiv nicht.

Warum fragt uns denn keiner ist mit viel Herzblut, viel Engagement und persönlicher Betroffenheit geschrieben, das macht es glaubwürdig. Es bleibt das ungute Gefühl, welches beim Thema Bildung immer mitschwingt. Denjenigen, die dazu wirklich etwas zu sagen haben, wird nicht zugehört. Könnte ja ein Ende der ach so bequemen Flickschustereien bedeuten. Das Buch bietet gute Einblicke, die viele Beteiligte sicher bestätigen können. Es wäre wünschenswert, dass diesem Buch Aufmerksamkeit von richtiger Stelle geschenkt wird. Auch wenn man sich manche Lösungsvorschläge konkreter erhofft hätte: Warum fragt uns denn keiner ist eine wirklich gute Diskussionsgrundlage

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Genre: Erfahrungen
Illustrated by Bertelsmann München

Erika Mustermann

Erika Mustermann Da ist es ja. Genau das Buch, auf das ich gewartet habe. Keine Ironie! Nur Pointen. Die allerdings im Buch, um das es hier geht. Erika Mustermann von Robert Löhr. Ein kleiner, feiner Begleitroman zur Bundestagswahl mit Hilfe einer gepflegten Innenansicht aus dem politischen Leben der Piratenpartei. Und weil wir hier nicht bei der Heute-Show sind, ist es nicht die FDP , die zusätzlich ihr Fett wegkriegt, sondern Bündnis 90/die Grünen.

Zunächst lernen wir Friederike kennen. Sie ist eine waschechte Grüne, in der Bundeshauptstadt der Geldvernichtung politisch aktiv, soweit es ihr Leben als alleinerziehende, berufstätige Mutter zulässt. In letzter Zeit ärgert sie sich jedoch zunehmend über die Piratenpartei, die ihren Grünen in der öffentlichen Wahrnehmung das Image der erneuernden Revolutionäre streitig machen. Für sie sind die Piraten nur raubkopierende blasse nerdige Einzelgänger, die sich einen Teufel um die Umwelt scheren, solange nur ihr gelobtes Land, das Internet, frei bleibt. Sie beschließt einen Feldzug gegen die Piraten, geht zu diesem Zweck als Erika Mustermann undercover und schleust sich in die Partei ein. Als erstes Opfer hat sie Volker Plauschenat auserkoren, einen eigentlich harmlosen Abgeordneten. Bloß dumm, dass nicht alles schlecht ist, was orange scheint und als dann auch noch Gefühle ins Spiel kommen, wünscht sie sich, nie an Bord der Piraten gegangen zu sein.

Der Autor Robert Löhr lebt in seiner Geburtsstadt Berlin. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit arbeitet er auch als Journalist und Drehbuchautor. Für Erika Mustermann ist er tief eingetaucht in das Paralleluniversum der Piratenpartei. Er besuchte Sitzungen, Parteitage und Stammtische und ließ die Ergebnisse seiner Recherchen fiktional in Erka Mustermann einfliessen. Erika Mustermann beschäftigt sich vordergründig mit den Piraten und den Grünen, den beiden Parteien, von denen immer noch genug erwarten, dass sie das politische System updaten. Das Buch ist aber auch eine überaus gelungene Zustandsbeschreibung des unübersichtlichen Themenkomplexes politisches Leben im orientierungslosen Berlin anhand geschliffener Porträts von Parlamentariern und ihrer Basis.

Erika Mustermann ist rasant geschrieben, der Autor zögert an keiner Stelle und es wurde – soweit ich es beurteilen kann – ordentlich recherchiert. Löhr beschert dem Leser jede Menge überraschende Wendungen, die manchmal nur aus einem kleinen Wink bestehen, seine Protagonisten sind zwar knapp, aber gut charakterisiert, man kann sie gut vor sich sehen. Eingestreute Tweets und Mails sorgen für den nötigen Schlüssellocheffekt und zeigen so als kleine Nebenwirkung noch das Dickicht und die Fallstricke unserer digitalen Umwelt und die immer noch unterschätzte Macht sozialer Netzwerke. Sogar Freunde von virtuellen und reellen Rollenspielen werden in einigen Sequenzen voll auf ihre Kosten kommen. An diesen Stellen bin ich mir allerdings nicht ganz sicher, wie leicht das Buch für Leser zu lesen sein wird, die nicht so firm in digitalen Thematik sind. Ich für meinen Teil war zumindest froh, mich in der Twitterwelt recht gut auszukennen.

Das Buch ist immer wieder für einen lauten Lacher gut, ebenso für ein zustimmendes Nicken oder ein irritiertes Kopfschütteln. Bei aller Ironie, allem Witz bleibt Löhr jedoch durchgehend fair. Es gibt keine Witze auf Kosten real existierender Personen, auch seinen Protagonisten nähert er sich durchaus mit Sympathie. Sein Tempo hält Löhr bis zum Ende durch. Gerade auch für das Finale hat er sich große Mühe gegeben, es macht auch gar nichts, dass er da seiner Phantasie freien Lauf ließ. Das Romanende von Friederike ist noch eher erwartbar und zwangsläufig. Aber nun gut – Friederike ist als alleinerziehende Mutter konzipiert, da sind der Möglichkeiten nun mal nicht allzu viele. So gesehen bleibt Löhr da konsequent. Während also Friedrikes Entwicklung zum Schluss nicht ganz so überrascht, hat der Autor beim Romanende von Plauschenat alle Register gezogen und sich nicht lumpen lassen.

Plauschenats Romanende ist großartig, phantastisch im Wortsinne und trotzdem im Bereich des Möglichen. Ich habe dieses Ende – welches völlig unerwartet kommt, hat man als Leser doch schon so gut wie abgeschlossen mit der Geschichte – sehr befriedigt zur Kenntnis genommen, mich großartig amüsiert. Nachgerade filmreif, großes Kino entstand da vor meinem geistigen Auge. A propos großes Kino, ich bin ehrlich davon überzeugt, dass dieser Roman eine feine Vorlage für eine dieser neudeutschen Screwball-Komödien abgeben würde. Herr Florian David Fitz, Herr Justus von Dohnanyi, lesen Sie bitte freundlicherweise dieses Buch, überreden den Herrn Löhr, ein schickes Drehbuch zu stricken, übernehmen selbst die männlichen Hauptrollen und teilen sich die Regie? Gute Idee? Ja? Ja. Bitte. Danke.

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Genre: Romane
Illustrated by Piper München, Zürich

Überlebensgroß

Mark Watson? Überlebensgroß? Da war doch was? Richtig -. ich war das. Ich hatte Mark Watson 2011 für seinen ersten auf Deutsch erschienenen Roman Elf Leben hochgejubelt, für überlebensgroß erklärt  und dieses Buch letztendlich sogar zu meinem Buch des Jahres 2011 gekürt. 

Mark Watson ist ein Romanautor, der in England auch als Kolumnist, Radio- und Fernsehmoderator sowie als Stand-Up Comedian Kultstatus genießt. Wörtlich schrieb ich 2011, dass ich inständig auf weitere ins Deutsche übersetzte Bücher von ihm hoffe. Ein bißchen habe ich warten müssen, was möglicherweise mit der Suche nach einem neuen Verlag zusammenhing. Aber nun bin ich zufriedengestellt, Überlebensgroß ist da und  im Juli erschien zudem als Taschenbuch eines der ersten Bücher Watsons auf Deutsch, Rückwärtsleben. .

Man ahnt es, meine Erwartungshaltung also war überlebensgroß und das ist nie fair. Fazit vorab: Überlebensgroß hat mich nicht ganz so gepackt wie Elf Leben. Es mag daran liegen, dass der Schreibstil Watsons mir schon vertrauter war und mich nicht mehr so überraschen konnte. Möglicherweise aber auch daran, dass Watson in Überlebensgroß ein ganzes Füllhorn von Themen über den Leser ausschüttet, in Summe vielleicht ein bißchen arg viel für knapp 400 Seiten. Es geht um Familie, um Liebe, um Freundschaften, um das Alter, um Alzheimer, um unerfüllte Sehnsüchte, in Summe darum, dass nicht sein kann, was nicht sein darf, im Überbau gibt es noch ein fein gezeichnetes Zeitbild des Lebens kleiner Leute in den 60ern dazu. Dennoch ist es ein Buch, welches lange nachwirkt und eine uneingeschränkte Empfehlung bekommt.

MarkWatsonUeberlebensgroß Überlebensgroß die Geschichte von Dominic Kitchen und seiner Familie. Eigentlich ist es eine einfache Geschichte, alles andere als überlebensgroß, an und für sich ist es eher eine Geschichte all der kleinen Dinge, die das Leben lebenswert oder schwer machen. Dominics Familie ist auf der einen Seite geprägt von liebenswerten Schrullen, auf der anderen von Ignoranz. Wie in allen Familien gibt es Familiengeheimnisse, Streitigkeiten und Schwierigkeiten. In der Familie Kitchen ist man aber meist damit zufrieden, allem einen schönen Schein zu geben und diese unter den Teppich zu kehren. Bloß nicht dran rühren ist das Credo. Dominic ist in dieser Familie der Jüngste, derjenige, auf dem die wenigsten Hoffnungen ruhen und von dem am wenigstens erwartet wird. Seinem Bruder Max begegnet er mit wenig Sympathie, alleine seine schöne, wilde Schwester Victoria, die immer für eine Überraschung gut ist, betet er an und stellt sie auf ein überlebensgroßes Podest.

Dominic entdeckt früh seine Leidenschaft für die Fotografie. Sein Brot verdient er als Hochzeitsfotograf und hält so die glücklichsten Momente im Leben anderer Menschen fest, während Glück für ihn selbst unerreichbar scheint. Die Kunst der Fotografie ist für ihn auch die Möglichkeit, der Unsichtbare zu bleiben, der Mann hinter der Kamera, den man meistens nicht zur Kenntnis nimmt. Günstig für ihn, denn Dominic baut nach außen zwar eine Scheinwelt auf, die gesellschaftlichen Normen entspricht, doch er wird getrieben von einer unerlaubten, unerhörten Sehnsucht, von der keiner je erfahren darf. Und genau an dieser Stelle bricht hier mit Absicht die Inhaltsangabe ab, denn es wäre wirklich schade, dem Leser das dunkle Geheimnis zu verraten und ihn so des – ohne Übertreibung – wirklich schockierenden und unerwarteten Momentes zu berauben.  Nur soviel: Mark Watson bricht da ganz en passant eins der letzten Tabus, ein Tabu, über das auch jenseits sämtlicher existierender Feuchtgebiete nicht gesprochen wird.

Im Original heisst das Buch the Knot – der Knoten und auch wenn mir hier ausnahmsweise einmal der deutsche Titel besser als das Original gefällt, passt natürlich der Verweis auf den  Knoten ganz gut. Dominic ist erfüllt von einer Sehnsucht, die niemand billigen würde oder verstehen könnte. Einer Sehnsucht, die ihm den Hals zuschnürt und einen Knoten in seinem ganzen Lebensentwurf knüpft, den er niemals wird auflösen können, der nicht einfach mit einem Klick auf den Auslöser zu entwirren ist. Auch nicht in der Aufarbeitung.

Mark Watson ist für seine Experimentierfreude auf allen Gebieten bekannt, auch für Unerschrockenheit und klare Worte. Des gilt umso mehr für Überlebensgroß. Er schreibt in einer schönen, klaren, flüssig zu lesenden Sprache, hat dabei aber einen ganz eigenen Stil. Nur auf den ersten Blick wirken seine Sätze leicht, wie hingeworfen. Auf den zweiten Blick ist er ein Meister der Lakonie, verbunden mit viel Empathie für seine Charaktere und deren Geschichten. Er ist komplett unerschrocken, packt Themen an, denen die meisten Schriftsteller sich nicht einmal nähern würden. Gelegentlich hat er einen leichten Hang zum Pathos, doch da er nie kitschig wird, schadet das aber nicht. Im Gegenteil – dadurch werden seine Geschichten nachempfindbar und das vorher so leicht und lakonisch Hingeworfene trifft den Leser mit voller Wucht. Es sind die Gegensätze, derer sich Mark Watson gerne bedient. So geht der Schluß des Romans einerseits tief zu Herzen, andererseits befreit er Dominic und mit ihm den Leser mit dem Wagnis eines alle Konventionen verletztenden unerhörten Befreiungsschlags.

Mark Watson ist ein Ausnahme-Sschriftsteller. Auch wenn ich elf Leben immer noch den berühmten Tacken besser fand, ist auch Überlebensgroß weit lesenswerter als so ziemlich alles, was derzeit als Bestseller hochgejazzt wird, mir tausendmal lieber als das zigste Remake von Forrest Gump, Love Story oder ziemlich beste Freunde. Sorry, aber das war mir jetzt ein Anliegen. Dazu demnächst mehr.

Ein freundlich gemeinter Rat zum Schluss: Wenn Sie ein Mann sind, schenken Sie dieses Buch NICHT ihrer Schwester. Jedenfalls nicht, ohne es vorher gelesen zu haben. Glauben Sie mir.

Diskussion dieser Rezension im Blog der Literaturzeitschrift

*Elf Leben gibt es mittlerweile auch im Heyne Verlag, die dort verlegte Taschenbuchausgabe trägt den Titel Ich könnte am Samstag.
Alle Bücher auch als E-Book, Hörbuch oder Audio-Download


Genre: Romane
Illustrated by Heyne München

Der Aufbewarier

Berlin, Februar 1943: Mit regelmäßigen nächtlichen Luftangriffen erntet nun auch die Hauptstadt die Früchte, die das deutsche Volk mit ihrer Massenmörder-Regierung einst säte. In einer dieser Nächte findet der degradierte Kriminalpolizist Axel Daut den zerstückelten Torso einer jungen Frau. Nach und nach tauchen mehr Leichenteile auf und es wird klar, dass es sich bei der Toten um eine Jüdin handelt, was die Ermittlungen natürlich nicht einfacher macht.

Daut muss vorsichtig sein, in diesen Zeiten kann man nur wenigen trauen und auch er selbst hat jüdische Freunde, denen er helfen möchte, den Wahnsinn zu überleben. Bald konzentriert sich die Suche auf den „Aufbewarier“ der Toten; so nennt man die guten unbescholtenen Deutschen, die die Wertsachen der Verfolgten an sich nehmen und verwahren, um sie der Beschlagnahmung zu entziehen. Währenddessen wird die Lage der Juden immer prekärer und Daut ist gezwungen, enorme Risiken einzugehen um seine Freunde vor der Deportation nach Osten zu schützen. Unerwartete Hilfe aber naht, und zwar in Person seines Leinwandidols Zarah Leander…

Auf den Autor Béla Bolten (hinter dem Pseudonym verbirgt sich der renommierte Historiker und Biograf Matthias Brömmelhaus) stieß ich bei der Lektüre des äußerst empfehlenswerten Elektrobuchs „Wie man erfolgreich E-Books verkauft“ von W.R. Frieling.

Bolten ist einer der unabhängigen Kindle-Autorenstars und er hat sich diesen Erfolg redlich verdient: Geschliffene Sprache, klare Handlungsstränge, gediegene Krimi-Spannung und nicht zuletzt die akribische historische Recherche sorgen für ungetrübte Lesefreude. Die zeitgeschichtlichen Bezüge sind dabei mindestens ebenso wichtig wie der Kriminalfall, wer diese Art von Lektüre schätzt (und ich tue das!), wird hier bestens bedient.

„Der Aufbewarier“ (nicht „Aufbewahrer“, bitte in der nächsten Auflage ändern, lieber Prinz Rupi!) ist der zweite Band in der Reihe um Axel Daut und ich hoffe, dass bald weitere folgen; klare Lese- und Kaufempfehlung!


Genre: Kriminalromane
Illustrated by Kindle Edition

Bonita Avenue

bonitaAvenueCoverIst es vorstellbar, dass Menschen anfang der Nuller-Jahre mehrere Tausend Euro für ein paar Nacktbilder ausgeben, wo man doch heutzutage, etwas mehr als nur 10 Jahre später, geballte Erotik umsonst im Netz bekommt? Peter Buwalda spielt in seinem Roman Bonita Avenue mit der Zeit. Logisch, dass wir uns diesen Familienroman aus der Sicht zweier Generationen vornehmen.

Jan Gocha, 19 Jahre:

Kurz vor Silvester stürmen tausende Niederländer grenznahe deutsche Supermärkte, um günstig verfügbare Feuerwerkskörper zu kaufen. Der Grund für die rigide Handhabung von Silvesterknallern im Nachbarland ist die Katastrophe in Enschede, bei der 2000 eine Feuerwerksfabrik explodierte, mehrere Menschen starben und fast ein ganzes Stadtviertel verschwand. Man kann es ohne Übertreibung ein niederländisches Trauma nennen, dass Peter Buwalda in seinem hochgelobten Debütroman Bonita Avenue benutzt, um die persönliche Implosion einer nach außen hin erfolgreichen und angesehenen Familie metaphorisch einzubauen. In den Niederlanden wurde Bonita Avenue hochgelobt und geradezu euphorisch gefeiert, man nannte Buwalda sogar den niederländischen Jonathan Franzen. Nach der Lektüre bleibt eine Frage allerdings offen: Warum?

Im Zentrum der Geschichte steht die Patchwork-Familie Sigerius, deren Oberhaupt Siem, Mathematik-Genie, ehemals erfolgreicher Judoka, Rektor der Universität und später als Politiker ein angesehenes Mitglied der niederländischen Upper-Class ist. Seine Frau Tineke brachte zwei Töchter mit in die Ehe, von denen nur die Ältere Joni relevant für den Verlauf der Geschichte ist. Ihr Freund Aaron ist Fotograf und geisteskrank. Die beiden verdienen ziemlich viel Geld mit einem geheimen Unternehmen und auch wenn zunächst nicht verraten wird, welches, so deutet Buwalda doch hier und da an und es braucht nicht mehr als gesunden Menschenverstand, um zu erahnen, welche Unternehmung in einer eigentlich liberalen und offenen Familie geheim gehalten werden muss, wenn Joni schön und Aaron Fotograf ist. Zu dieser Familiensituation gesellt sich noch Siems Sohn Wilbert aus erster Ehe, der als verurteilter Mörder im Gefängnis saß und nun freigelassen wird, dabei allerdings nicht vergessen hat, wer ihn die ganze Zeit verleugnet und verlassen hat. Zeitgleich mit der Explosion der Feuerwerksfabrik fliegt Siem sein fragiles Familiengebäude um die Ohren, als er eine erste Ahnung von Jonis und Aarons Geheimnis bekommt.

Die Erzähltechnik ist zunächst so einfach wie wirkungsvoll konzipiert. Buwalda ist so von der Stärke seiner Geschichte überzeugt, dass er das Ende einfach schon am Anfang verrät. Im Verlauf des Buches kommen allerdings noch Drehungen und Wendungen hinzu, die das Lesen trotzdem nicht langweilig werden lassen. Zeitlicher Ausgangspunkt sind die Jahre 2000-2002, die aber durch Vor- und Rückschauen sinnvoll ergänzt werden.
Auch wenn immer neue Facetten das Ende ergänzen, so kommt man nicht umhin, eine gewisse Zwangsläufigkeit zu entdecken, die dem Buch nicht gut tut. Der Autor ist vollkommen mit der Zerstörung seiner Charaktere beschäftigt, so dass der Moment, in dem man das Buch aus der Hand legt und sich denkt: “Krass” völlig fehlt. Buwalda zerstört jedes einzelne Leben, jede glückliche Lebenssituation mit Konsequenz und Härte. Das bekommen auch die Figuren zu spüren, zu denen meine Einstellung von gleichgültig (Joni) über vollkommen unsympathisch, weil lächerlich und die üble Sorte des totalen Verlierers (Aaron) zu anfangs sympathisch aber dann von Buwalda auf kranke und perverse Art charakterlich zerstört (Siem) reicht. Man kommt nicht umhin, Buwalda eine gewisse Arroganz zu unterstellen, weil er dem Leser auch nur die kleinste Anteilnahme am Schicksal der Figuren direkt wieder versaut.

Die Kritiker lobten vor allem Buwaldas rhetorische Fähigkeiten, die in der Tat vorhanden sind. Man möchte allerdings des öfteren sagen: Manchmal ist weniger mehr. Zu einer Figur wie Siem, der zwar ein angesehener und sehr intelligenter Mann, gleichzeitig aber einen so körperlichen Sport wie Judoka betreibt und im Grunde seines Herzens immer das arme Unterschichtskind aus der Utrechter Arbeiter-Siedlung geblieben ist, passt ein einfacher Vergleich oder eine schlichte Metapher besser als das ausgefeilteste Paradoxon. Eine Stelle im Buch möchte ich hier ganz besonders hervorheben, weil ich sie unglaublich misslungen finde. Als Aaron endgültig verrückt wird, verfällt Buwalda in eine Art Gedankenstrom, der sich aber nicht nur auf Aaron, sondern auch auf dessen Umwelt erstreckt. Das Ziel, das Buwalda damit verfolgt, ist klar: Er möchte uns das Wesen einer Geisteskrankheit näher bringen. Wenn man dies allerdings so offensichtlich möchte und dazu wenig subtile Mittel wählt, liegt die Gefahr des Misslingens nahe. Hier braucht der Leser Joni, um zu verstehen.

Wenig subtil auch immer wieder die Sprachebenen.So wird die Sprache an mehreren Stellen, an denen es um Porno geht, derb und vulgär. Nun könnte man meinen: Passt doch. Passt hier aber nicht, da die Figuren nicht so sind, weder von ihrem Wesen noch von ihrem Vokabular. Es sind auch nicht die Figuren, die anschaulich beschreiben, wie man einer Person Gegenstände anal einführt, sondern nur der Erzähler, der einmal mehr destruktiv aktiv wird. Die insgesamt gelungene Sprache wird so immer von Negativeffekten zerstört. Hat wahrscheinlich Methode.

Über das Buch verteilt sind kleine Easter-Eggs für den Leser. So benannte Buwalda jeden Amerikaner nach einer Figur, die Elvis Presley in einem Film spielt. Buwalda bestätigte diese Theorie eines niederländischen Literaten und begründete mit zu viel Zeit, unbestätigt ist hingegen meine Theorie zu Jonis Namen: Ist es Zufall, dass der Name der freizügigen Tochter in der Tantra-Lehre die Vulva der Frau benennt? Wohl kaum.
Insgesamt ist dieses ganze Buch vollkommen auf Zerstörung aus, niemand findet ein glückliches Ende, alle stehen mit leeren Händen da. Bei allen Kritikpunkten, die ich nun so aufgeführt habe, denke ich, dass man auch durchaus würdigen sollte, wenn man so herrlich erfrischend mit Blut und anderen Körperflüssigkeiten um sich wirft, wie Buwalda es tut, und sei es, nur um der Zerstörung zu huldigen.

Britta Langhoff, 49 Jahre:

Ja. So ist das. Es läuft alles auf Zerstörung hinaus. In diesem Buch. Im Leben. Viel zu oft: Keine Hoffnung, nirgends. Bewahren und zusammenhalten ist oft die herausfordernste Aufgabe. Und ja – die Protagonisten in Bonita Avenue haben diese Aufgabe nicht bewältigt. Bonita Avenue ist kein harmloser Familienroman. Gleich einer antiken Tragödie ist das alles beherrschende Thema Schuld an sich. Rahmenhandlung ist ein Schreckensjahr voller Intrigen, Verderbtheit und Korruption, endend in Mord und Wahnsinn. Fokus der Erzählung liegt auf dem sich als moralische Instanz inszenierenden Vater, der dennoch durch sein Vorbild zerstört. Zwei Generationen zerreiben sich durch unvereinbare Weltanschauungen, die Väter Generation, die sich über Arbeit und Disziplin definiert, die der Kinder, die sich vor allem einer elastischen Moral bedient.

Um diesen Überbau herum porträtiert Buwalda ganz unterschiedliche, nicht zusammengehörige Welten. Die Welt der Judoka – ein Sport, der einen mit sich selber konfrontiert, die Welt der Universitäten, die Haager Regierungswelt und schließlich die moralisch flexible der Pornoindustrie. Nicht nur die Generationen, auch diese Welten prallen aufeinander, die Explosion ist so unausweichlich wie die der Enscheder Feuerwerksfabrik. Neben der Fabrik bemüht Buwalda auch im Verlaufe weitere visualisierende Bilder, das offensichtlichste das der titelgebenden Bonita Avenue, der Straße, in der die Familie in früheren Jahren glücklich war. Ein Bild, welches immer wieder den Bogen zurück schlägt zur auch in diesem Buch unterschwellig drängenden Frage, eine der am meisten gestellten unserer Zeit. Der Frage nach Heimat. Nicht umsonst trägt der Blog zum Buch den Titel Nirgends so fremd wie zu Hause. Eine der Schlüsselfragen des Buchs ist “Was wissen wir wirklich voneinander, was wissen wir von unseren Kindern” und man ahnt, dass ist es, woran Siem Sigerius zerbricht: An der Suche nach Zugehörigkeit und daran, dass er sie nirgends fand.

Bonita Avenue ist das amerikanischste aller Bücher der niederländischen Literatur, das ich jemals las. Buwaldas Sprache ist robust, kraftvoll und dennoch präzise, ähnlich der Eigenschaften, die man den Judoka nachsagt, die eine nicht unwichtige Rolle im Buch spielen. Am auffälligsten ist, dass er auf Chronologie keinen Wert legt. Flashbacks, Flash Forwards entwickelt er nahezu zu einer eigenen Kunstform. Das geht auf Kosten des traditionellen Spannungsaufbaus. Auch wenn man einwenden mag, dass sich erst aus der Rückschau bessere Schlüsse generieren lassen – entweder ist dieser Stil einfach arrogant oder dem Wunsch des Autors geschuldet, seine Leser unter Kontrolle zu halten. Aber gerade vor dem Hintergrund des Fehlens jeglicher Chronologie ist die Menge an Fakten und Ereignissen erdrückend. Dazu wird das Leben eines jeden gnadenlos ausgebreitet, nicht darf verloren gehen, jeder Gedanke, jedes Detail – alles muss berücksichtigt werden. Hingegen setzt der Autor einfach voraus, dass die Enscheder Explosion als historisches Ereignis bekannt ist. Zumindest außerhalb der Niederlande grenzwertig vor dem Hintergrund, dass Bonita Avenue auch eine Geschichte mit klarer Coming-of-Age Thematik ist und der Autor diesen Hintergrund dieser Zielgruppe vorenthält.

Bringt uns zurück zu Jans Frage: Warum? Fragte auch ich mich am Ende der Lektüre. Warum ist es Buwalda so wichtig, der zerstörerische Erzähler zu sein, warum reicht ihm nicht der neutrale Beobachterposten? Er vermeidet die direkte Meta-Ebene, Partei ergreift er auch nicht, also warum nimmt er die Spannung, warum lässt er seinen Lesern nicht die Freude am Entdecken, warum bleibt dem Leser nur die mühsamere Freude des Interpretierens? Er selbst als Autor gönnt sich das, was er dem Leser versagt, den Spaß am Spiel mit Sprache – siehe den ergiebigen Gebrauch von Easter Eggs.

Bonita Avenue ist eine verstörende Lektüre, die den Leser mit vielen Fragen zurücklässt, dennoch ist das Buch lesenswert. Schon alleine, weil es für ein Debütwerk erstaunlich und mutig ist, dass ein Autor sich an so einen vielschichtigen und anspruchsvollen Roman wagt, an einen Roman von so viel zerstörerischer Sprengkraft.

Bonita Avenue ist der erste Roman des niederländischen Journalisten und Essayisten Peter Buwalda. Als sein Vorbild nennt er Ian mc Ewan, er selbst sagt, er schreibe, weil ihm die Welt der Fiktion eine dringende neben der realen Welt zu sein scheint. Für Bonita Avenue zog er sich 4 1/2 Jahre weitestgehend aus der realen Welt zurück – mit einem erstaunlichen, verstörenden Ergebnis. Namhafte Feuilletons in den Niederlanden und Deutschland überschlagen sich vor Begeisterung und formulieren enorme Erwartungshaltungen. Bleibt zu hoffen, dass Buwalda ob diesen Drucks gelassen bleibt und seinen Stil so unbeirrbar weiter treibt wie in Bonita Avenue die Zerstörung seiner Charaktere.

Diskussion dieser Rezension im Blog der Literaturzeitschrift


Genre: Romane
Illustrated by Rowohlt

Wie man garantiert (fast) einen Bestseller schreibt

Erfolgsautorin Louise Krämer ist die einzige Dame eines Autorenkränzchens, die es – nach eigenen Angaben – geschafft hat, ein Buch in einem Verlag unterzubringen. Deshalb kommen zwei andere Teilnehmerinnen dieses illustren Kreises schreibender Frauen auf die Idee, sie in ein Gemeinschaftsprojekt einzubinden, das den Buchmarkt erstürmen soll. Inspiriert durch eine Überdosis Eierlikör wollen sie ihre »Zielgruppen bündeln«, indem sie ein Gemeinschaftsbuch verfassen.

Insgeheim wird zwar jeder der Damen übel, wenn sie daran denkt, mit einer der anderen Tussen zusammenarbeiten zu müssen, aber da man sich wechselseitig immer wieder Wertschätzung, Hochachtung, ja Liebe, beteuert, kann frau schlecht Nein sagen. Allerdings versuchen Lousies Co-Autorinnen recht schnell, sich selbst in den Vordergrund zu spielen und sie auszubooten. Dass dies nicht ohne Zwischenfälle verläuft, lässt sich denken.

Die Autorinnen leben nach der Bestsellerformel »Sei bieder, aber tu so, als seist du verrucht. Tu so, als hättest du die Weisheit mit Löffeln gefressen, aber sei nicht arrogant. Schreib so, dass es alle verstehen, aber nicht so, dass es jemand für banal hält. Setz dich in Talkshows und lass die Titten halb raushängen, auch wenn du fünfzig bist«. Klar ist den Autorinnen dabei, dass das Geheimnis der Bestsellerei darin besteht, »Ansammlungen von Klischees zu schaffen, denn originelle Bücher werden prinzipiell keine Bestseller. Jedenfalls nicht zu Lebzeiten des Autors.« Zuerst schreiben sie jedoch fünfsternige Amazon-Kritiken, dann folgt der Text, auf den sich diese beziehen.

Catrin Alpach legt mit diesem kurzen Text eine vergnügliche Humoreske vor, die auf hinreichende Erfahrungen in Schreibgruppen schließen lässt und ebenso gut in einer der zahllosen Indie- und Self-Publisher-Foren im Internet spielen könnte. Ohne weh zu tun, karikiert sie die Welt der Hobbyschreiberinnen, von der es mehr zu geben scheint als manch eine(r) ahnt. Denn für jede Frau gibt es, so die Verfasserin, drei existentielle Entscheidungen, die sich nach den ersten Stürmen der Pubertät treffen muss: »Welchen Mann heirate ich? Was ziehe ich zur Hochzeit an? Und: Welchem Genre widme ich mich, wenn die Ehe so öde geworden ist, dass nur noch Schreiben Linderung verschafft?«

Für meinen Geschmack hätte das Thema zwar deutlich mehr Biss verdient, das entwertet den Text jedoch weder in Form noch Inhalt.


Genre: Humor und Satire
Illustrated by Kindle Edition

Der Architekt

Ben Lindenberger, Drehbuchautor von TV-Krimi-Serien, entdeckt Stoff für einen eigenständigen Kriminalroman: Er verfolgt den Prozess gegen einen Familienvater, der angeklagt ist, Frau und Kinder auf bestialische Weise erschlagen zu haben. Der Angeklagte, ein Berliner Stararchitekt, der besessen der Theorie vom Bauwerk als Gesamtkunstwerk anhängt, erweckt allerdings nicht den Eindruck eines brutalen Mörders. Ben nimmt während der Verhandlung Kontakt zu dem Angeklagten auf und steigt in sein Privatleben ein.

Lindenbergers großes Vorbild ist Truman Capote, der mit »Kaltblütig« eine der großartigsten Kriminalreportagen der Literaturgeschichte schrieb. Die Entstehung dieses Meisterwerks wurde dadurch begünstigt, dass Capote ein nahezu intimes Verhältnis zu den beiden später überführten und zum Tode verurteilten Tätern aufbaute, das ihm half, neben der Tat, ihrem Ablauf und der Wirkung auf den Ort des Geschehens das Seelenleben der Mörder zu sezieren. Dies versucht auch der Protagonist des Psychothrillers von Jonas Winner, wobei ihm Scharfsinn, Stilsicherheit und Distanziertheit Capotes fehlen. Dafür kommt er mühelos mit diversen Damen in die Horizontale. Dass sich dies auch gegen ihn wenden kann, erkennt er erst später.

Winners Psychothriller ist flott geschriebene Unterhaltungslektüre. Zahlreiche Dialoge outen den Verfasser als Kenner des Drehbuchgeschäfts. In vielen Punkten schimmert der Held des Romans als Winners Alter Ego durch. Der Autor liebt es, mehrere Handlungsstränge, die später zusammenfließen und sich teilweise erschließen, in Häppchen zu servieren. Der Einstieg in das »Setting«, ein Begriff, den gleich mehrere Romanfiguren verwenden, wird dadurch am Anfang erschwert. Doch dann schreitet die Erzählung geradlinig voran.

Es dauert allerdings rund 200 Seiten, bis sich der eigentliche Plot erschließt und Spannung aufkommt. Einen wirklichen »Thrill«, den der Untertitel verspricht, bleibt der Autor jedoch schuldig. Die Spannung spielt sich mehr im Kopf des Erzählers ab, insofern ist es ein typisch deutscher Krimi, der Spannung, »ein raffiniertes psychologisches Puzzle um Machtgier, Täuschung, Intrigen und dunkle Begierden« laut Klappentext, intellektuell aufbaut, statt sie tatsächlich zu schildern.

Jonas Winner wurde als Self-Publisher mit seinem düsteren Siebenteiler »Berlin Gothic« bekannt, den begeisterte Leser auf Spitzenplätze in den Amazon-Bestsellercharts katapultierten. Amazon entschied sich aufgrund der Popularität der Reihe, das Buch zu übersetzen und in den US-Markt einzuführen. Entsprechenden Erfolg erhofft sich auch Knaur, der den Autor jetzt herausbringt. So wie es Ben Lindenberger erträumt, sei auch dem Verfasser des Krimis gewünscht, aus dem nervenden Job des Serienschreibers aussteigen und seine weitere Karriere als Romanautor fortsetzen zu können. Das Zeug dazu hat der 1966 geborene promovierte Philosoph auf jeden Fall, wie dieser als Erstling anzusehende Kriminalroman beweist, der vom »großen Wurf« allerdings noch ein klein wenig entfernt ist.

Jonas Winner
Der Architekt. Psychothriller
Knaur 2012
ISBN 978-3-426-51275-3


Genre: Thriller
Illustrated by Knaur München

Der 7. Tag / das 5. Gebot

Die Kritik feiert sie gerne als E-Book-Queen. Die Autorin Nika Lubitsch ist einer der Stars in der deutschen Self-Publisher-Szene. Ihr Krimi der 7. Tag führte lange die Kindle Bestsellerliste an, dankenswerterweise gelang es ihm sogar, die Shades of Grey von der Spitze zu verdrängen. Wie man hört, hat sich Oliver Berben bereits die Filmrechte gesichert. Im Frühjahr legte Nika Lubitsch mit dem Krimi das 5. Gebot nach. Der große Erfolg führte dazu, dass beide Bücher nunmehr auch als Taschenbuch und der 7. Tag sogar als Hörbuch erhältlich sind.


Beide Bücher sind im Genre Krimi/ Thriller angesiedelt.  Der 7. Tag ist auf den ersten Blick ein klassischer Gerichtskrimi. Es geht um eine junge Frau, Sibylle,  die des Mordes an ihrem Ehemann angeklagt ist. Sie kann sich an nichts erinnern und während sie auf der Anklagebank sitzend die Zeugenaussagen verfolgt, zieht vor ihrem geistigen Auge ihr Leben an ihr vorbei – immer ohne dass sie selbst weiß, ob wirklich sie ihren Mann ermordet hat. Am siebten Tag des Prozesses  erkennt Sybille plötzlich die Wahrheit. Sie muss sie nur noch beweisen.

 

Der 7. Tag ist zweigeteilt plus Epilog. Der erste Teil ist in den Handlungsrahmen Gerichtsprozeß eingebettet, neben diversen Zeugenaussagen und Sybilles Gedanken beschliesst ein Zeitungsartikel mit einer Zusammenfassung des jeweiligen Prozesstages die einzelnen Kapitel. Der zweite Teil des Buches bedient sich noch einmal eines ganz anderen Stils, dem einer Dokumentations-Serie eines Magazins.  In diesem Buch ist es weniger der eigentliche Plot als der häufige Stilwechsel, der für Spannung sorgt. Man ahnt relativ schnell, worauf die Geschichte hinausläuft, aber das bereitet dem Lesevergnügen keinen Abbruch. Auch die bei dieser Art des Aufbaus ständigen Wiederholungen sind nicht störend, im Gegenteil – das Buch bezieht seine Spannung daraus, dass man mehrere Seite ein und derselben Medaille zu betrachten bekommt.

 

Im  5. Gebot geht es ebenfalls um klassische Krimi Plots. Diesmal um eine junge Britin, die im Berliner Grunewald die Leiche einer Frau findet, die ihr wie ein Ei dem anderen gleicht. Die Protagonistin ahnt bald, dass es dunkle Familiengeheimnisse gibt und ein mörderischer Wettlauf quer durch Europa beginnt. Das 5. Gebot ist stilistisch einheitlicher, vom Tempo her aber nicht weniger rasant. Hier hat Nika Lubitsch sich mehr auf die eigentliche Handlung konzentriert. Allerdings sind die Handlungsverläufe manchmal arg konsturiert und erwecken den Eindruck, ihr wären die Ideen ausgegangen. Ganz ehrlich – hätte der Ehemann auch nur noch ein einziges Mal sein Handy verloren, ich hätte das Buch zugeklappt und die Auflösung wäre mir egal gewesen. Eine relativ einfach gestrickte Auflösung im übrigen. Wenn man die Energie bedenkt, die der Täter im Vorfeld aufgewandt hat, dann ist das Ende schon arg dürftig. Ebenso wie die Auflösung der Einschübe, welche eine falsche Fährte legen sollen. Nichts gegen falsche Fährten, aber die Auflösung der – nennen wir sie “Luder- Einschübe” hinterlässt einen faden Nachgeschmack. Sie macht einen Mann, der an und für sich so angelegt  war, dass er einer der interessantesten in der ganzen Geschichte hätte sein können, komplett unsympathisch und vergällt einem auch die Freude am kleinen Happy End, dass man zumindest diesem Mann ganz und gar nicht mehr gönnt.  Dafür allerdings entschädigt die Auflösung des Familiengeheimnis mehr als genug. Die Einbindung in den geschichtlichen Kontext hat die Autorin wirklich gut hingekriegt, diese Zusammenhänge liest man mit großer Neugier, welche dann auch befriedigt wird.

 

Beiden Krimis gemein ist die nicht sehr tiefe Charakterzeichnung, aber für einen Krimi ist das gerade noch ok. Beide Bücher sind durchaus spannend, auch wenn die Plot-Auflösungen beide Male zu schnell und zu glatt vonstatten gehen. Da ist noch gut Luft nach oben. Nika Lubitsch Schreibstil ist versiert und lässig zugleich, nur manchmal rutscht sie da ein wenig ab, der – wenn auch seltene – Gebrauch von Umgangssprache wirkt bemüht und fehl am Platz. Beispiel: Victoria, die Heldin im 5. Gebot ist einfach nicht so angelegt, als dass sie für ein Handy ausgerechnet den Begriff “Quatsche” benutzen würde. Ebenfalls störend sind dauernde Wiederholungen. Nicht in der Handlung, (s.o)., aber in der Erklärung von Begleitumständen. Da kann man dem Leser ruhig etwas zutrauen. Der kann sich durchaus merken, dass Heldin A von Beruf Pressesprecherin ist und welche Joggingrunde Heldin B. nun genau gedreht hat.

 

Man verstehe mich nicht falsch – ich habe beide Bücher gerne gelesen und fühlte mich prima unterhalten. Meine Kritteleien sind Kritteleien an einem guten Niveau. Es steht Krimi drauf, es ist Krimi drin – mehr braucht es eigentlich nicht, um beide Bücher gerne als entspannende Urlaubslektüre zu empfehlen. Nika Lubitsch liefert beileibe keine Mogelpackung, ihre Bücher sind eine echte Alternative zu den allseits bekannten Krimiautorinnen, zumal sie in ihren Geschichten komplett auf das oftmals anödende Polizei-Hickhack verzichtet. In beiden Geschichten durchlebt die Heldin aufgrund der Geschehnisse eine Art Katharsis und man kann sich auch durchaus eine Art Moral aus den Büchern mitnehmen: Die Erkenntnis, wie sehr sich Freundschaften im Laufe eines Lebens und unter dem Eindruck von dramatischen Ereignissen verändern können. Das hat die Autorin wirklich gut herausgearbeitet.

 

Was mich bei beiden Büchern gefreut und letztendlich auch zu einer Rezension bewogen hat, ist ihre generelle Machart. So sorry, aber ich bin derbe enttäuscht von sehr vielen Self-Publishing-Werken. Da bin ich komplett humorbefreit, ich empfinde es als eine grobe Missachtung des Lesers, wenn einem -auch hochgejazzte- Machwerke begegnen, die in erster Linie erst einmal durch eine ausgeprägte Grammatikscheu auffallen und vor allem nach der Regel Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten, geschrieben zu sein scheinen.Die Titel der Nika Lubitsch hingegen sind von Anfang an – auch schon als E-Book – sorgsam gearbeitet und gut lektoriert und so war es mir eine Freude, auch einmal eine Erfolgsgeschichte aus dem Self-Publishing vorzustellen.

 


Genre: Kriminalromane
Illustrated by MVG Verlag München

Er ist wieder da

Timur_Vernes_er_ist_wieder_daAdolf Hitler erwacht 2011 und bewegt sich wie Catweazle durch eine Zeit, die ihn erheblich irritiert. Was ist aus seinem Dritten Reich geworden? Die Volksgenossen sprechen teilweise ein ihm unverständliches Idiom, es gibt technische Geräte wie Fernseher und Computer, die er nicht bedienen kann und statt im »Völkischen Beobachter« muss er in der »Frankfurter Allgemeinen« blättern. Zu seinem Glück nimmt sich ein Kioskbesitzer seiner an und vermittelt ihn als originellen Hitler-Darsteller an eine Fernsehproduktion. Dort soll er in eine Satireshow eingebunden werden.

Der wieder auferstandene Schnurbart will »das Heft des Handelns« ergreifen und setzt alles daran, erneut eine Erweckungsbewegung des deutschen Volkes zu starten. Immerhin hat er das bereits einmal erfolgreich geschafft, und da ihn auch damals die Pressezaren unterstützen, fühlt er sich zwischen Privatfernsehsendern und BILD-Zeitung gleich wieder in bester Gesellschaft. Im bizarren Hier und Jetzt will er den Kampf aufnehmen. Dabei versucht er, der neuen Welt, die ihn mit »Meesta« statt mit »Mein Führer« anredet, verständnisvoll zu begegnen. Schließlich waren die Leute in den Jahrzehnten seiner Abwesenheit »unablässig aus der Suppenkelle der Demokratie mit einem verbogenen marxistischen Geschichtsbilde übergossen« worden.

Mit einer Assistentin der Filmbude, die ihn unter ihre Fittiche nimmt, eröffnete er eine neue Reichskanzlei. Er lässt sich mit »Guten Morgen, mein Führer« zackig grüßen und in die Geheimnisse des Computers einweisen. Bald wird er als Witzfigur in die Schau eines türkischstämmigen Comedians eingebaut. Über YouTube erlangt der »irre YouTube-Hitler« mit seinen völkischen Reden bald Berühmtheit, zumal ihn ein Großteil der Zuschauer ernst nimmt. Seine ausländerfeindlichen Tiraden begeistern sogar. Nachdem er mit einem Fernsehteam bei der NPD einmarschiert und dort den verweichlichten Geist derjenigen geißelt, die in seinem Namen agieren, schafft er den medialen Durchbruch.

Überzeugend versteht es der Autor, alles aus der Sicht des »Führers« zu beleuchten. Eines Tages wird »Onkel Wolf« beispielsweise durch das Getöse eines Laubbläsers aus dem Schlaf gerissen wird und schaut aus dem Fenster. Ein Blick auf die umstehenden Bäume verrät ihm, dass es sich um einen ausgesprochenen windigen Tag handelt. Er ist, so viel lässt sich eindeutig erkennen, völlig unsinnig, an jenem Tage Laub gezielt von irgendwo nach irgendwo anders hinblasen zu wollen. Doch er bewundert den Laubbläser, hat dieser doch einen Befehl bekommen, den er in fanatischer Treue ausführt. Er erfüllt tapfer und stoisch seine Pflicht, so sinnlos sein Wirken bei dem Wind auch sein mag. »Wie die treuen Männer der SS«, meint Hitler und eilt hinaus, um den Mann zu danken: »Für Menschen wie Sie führe ich meinen Kampf fort. Denn ich weiß: Aus diesem Laubblasegerät, ja aus jedem Laubblasegerät in diesem Lande strömt der glühende Atem des Nationalsozialismus«. Genau das sei der fanatische Wille, den das Land brauche …

Fraglos ist es ein geschickter Zug, aus der Perspektive des überzeugten Nationalsozialisten Politik und Gesellschaft zu betrachten und entsprechend gnadenlos zu kritisieren. Egal, was der Widerauferstandene sagt, es wird schließlich unter Humor subsumiert und entzieht sich einer über alles wachenden »political correctness«. Doch die Quintessenz des Romans, wonach »damals« nicht alles schlecht war, hinterlässt einen schalen Beigeschmack. Denn je weiter wir im Buch der Geschichte voranblättern und uns von der Nazi-Zeit entfernen, desto harmloser scheinen die Verbrechen jenes Terrorregimes. Klar, da wurden ein paar tausend Juden ausradiert, aber der Führer war doch eigentlich ein kauzig-schräger Typ, den man in seiner Andersartigkeit sogar lieb gewinnen kann.

Dieses Buch ist gefährlich gut. Es betreibt mit den Mitteln der Komik Verharmlosung. Es hilft, Adolf und seine braunen Schatten als Biedermänner auferstehen zu lassen. Es dient weder der Aufarbeitung der deutschen Geschichte, noch leistet es einen Beitrag, dem Wiedererwachen des Faschismus einen Riegel vorzuschieben. Im Gegenteil: Das Lachen über den »komischen« Hitler, der wieder auf die Bühne steigt (und sein Geist ist ja inzwischen tatsächlich längst wieder da) dient der Bagatellisierung eines Massenmörders und seiner Gesinnung. Deshalb schmeckt mir die Lektüre nicht, wenngleich ich an vielen Stellen laut lachen musste.

Nachtrag


Deutscher Kinostart des Buches aus dem Jahre 2012 war der 8. Oktober 2015.

 


Genre: Romane

Brilliance

Seit 1980 ist ca. 1% aller Neugeborenen mit besonderen unterschiedlichen mentalen Fähigkeiten ausgestattet; die sogenannten “Brilliants”. Wurden sie anfangs noch von der Gesellschaft bestaunt und begeistert aufgenommen, hat sich das Blatt gute 30 Jahre später komplett gewendet; Misstrauen und der Wunsch nach Kontrolle der “Abnormalen” dominieren die öffentliche Meinung, denn die Furcht vor allem Andersartigen ist nun mal eine ausgeprägte Eigenschaft vieler Menschen.

Agent Nick Cooper ist selbst ein Hochbegabter und jagt diejenigen von ihnen, die sich gegen Ausgrenzung und Diskriminierung mit Waffengewalt wehren. Nach einem Bombenanschlag, der natürlich auch dieser Gruppe zugeschrieben wird, eskaliert die Situation und Cooper greift zu drastischen Mitteln im Kampf gegen die Terroristen: Er taucht in den Untergrund ab und lernt dort schnell, dass die Dinge nicht immer so sind, wie sie scheinen…

“Brilliance” zeichnet sich durch einige originelle Ideen aus (auch wenn man sich natürlich sofort an Stephen Kings “Firestarter” erinnert), die auch konsequent umgesetzt werden. Die Schilderung der Akademien, in denen die jugendlichen Hochbegabten einer perfiden Gehirnwäsche unterzogen werden, geht unter die Haut und passt hervorragend in eine Zeit, in der man der US-Regierung wirklich jede Schandtat zutraut.

Der Leser darf sich an einem gut geschriebenen und spannenden Thriller erfreuen, der aber auch politisch Stellung bezieht, ein Plädoyer für die Toleranz der Vielfalt. Das Ende lässt auf eine Fortsetzung hoffen, die noch besser gelingen könnte, wenn der Autor einige Längen vermeiden und die Handlung straffen würde, mein einziger Kritikpunkt an “Brilliance”.


Genre: Thriller
Illustrated by Thomas & Mercer

Die Elefanten meines Bruders

Billy Hoffmann will mit seiner Familie zu einer Zirkusvorstellung gehen. Unterwegs erlebt er Schreckliches: Sein älterer Bruder Philipp wird von einem tonnenschweren Reisebus erfasst, der ihn durch die Luft schleudert. Er stirbt. Die entsetzte Mutter, so das Bild, das sich unauslöschlich in das Kind einbrennt, steht schreiend an der Böschung, wo der Tote hingeschleudert liegt. Blut befleckt ihren neuen Mantel. Weiterlesen


Genre: Jugendbuch, magischer Realismus, Romane
Illustrated by Kindle Edition

Das Amulett

ErbenderaltenZeitCharlotta ist das Kind, das aus dem Nebel kam. Die Dreizehnjährige selbst weiß nichts von den geheimnisvollen Umständen ihrer Herkunft. Sie weiß nur, dass sie ein Findelkind ist und nach dem Tod ihrer Pflegeeltern kreuzunglücklich. Nirgends zugehörig befindet sie sich auf einer Odyssee von Kinderheim zur nächsten Pflegefamilie und zurück. Eines Tages hält sie das Gefühl ihres Andersseins nicht mehr aus, bricht ins Jugendamt ein und entwendet ihre eigene Akte. In dieser liest sie erstmals liest von den verwirrenden Umständen ihrer Herkunft und findet ein geheimnisvolles, fremdartiges Amulett, welches ihr zu gehören scheint.

Sie beschließt die Flucht und gerät nach kurzer Zeit mitten im Wald in einen dichten Nebel. Plötzlich findet sie sich in einer ganz anderen Welt wieder. Eine Welt mit zwei Monden, Fabeltieren, unbekannten Gottheiten und Gesetzen und zum Glück auch mit Tora, Kunar und Biarn. Drei junge Menschen, die sich um das verwirrte Mädchen kümmern und ihr zu echten Freunden werden. Charlotta hat auf ihrer Flucht beschlossen, sich als Junge auszugeben, nennt sich fortan Charlie und offenbart den neuen Freunden ihre wahre Identität sowie die verwirrenden Fähigkeiten ihres Amuletts lange nicht. Schnell wird ihr und den Freunden in der neuen Welt aber klar, dass sie über magische Fähigkeiten verfügt. Fähigkeiten, nach denen diese Welt dringend sucht, um sich von der grausam herrschenden Gottheit Odin zu befreien.

Das Amulett ist der erste Teil der als Trilogie angelegten Erzählung Die Erben der alten Welt. Die Autorin Marita Sydow Hamann vermengt in der von ihr geschaffenen Welt Elemente aus bekannten Mythologien, vorwiegend aus der nordischen Mythologie ihrer Heimat und integriert als erste Ebene das reale uns bekannte Leben. Bei dieser Mischung belässt sie es jedoch nicht, sondern führt noch eine dritte Welt ein. In dieser Welt, der unseren um mehr als 14000 Jahre voraus, erwacht die junge Sora nach einem mehr als 15000 Jahre währenden Schlaf. Sie trägt ebenfalls ein Amulett und ist auf die Hilfe von Freunden angewiesen, um sich zurecht zu finden. Diese dritte Welt ist ein befriedeter futuristischer Staat. Doch die Einwohner sehnen sich nach mehr Kenntnis über ihre Wurzeln. Ist die wieder erwachte eigentlich uralte, doch jung gebliebene Sora die dort geweissagte Retterin, die alte und neue Welten wieder zusammenführt? Was hat es mit den Amuletten auf sich? Was mit den Visionen? Wie gefährdet sind all diese Welten und wie gehören sie zusammen?

Die gebürtige Norwegerin Sydow Hamann wuchs unter anderem auch in Deutschland, Österreich und Spanien auf. Derzeit lebt sie in einer schwedischen Hof-Idylle in Smaland und widmet sich dort den kreativen Künsten. Vor der Erben-Trilogie hatte sie sich bereits einen Namen als Autorin von Kinder- und Jugendbüchern gemacht und zumindest der erste Teil das Amulett ist ebenfalls nicht eindeutig ein Buch nur für Erwachsene. Es dürfte Jugendliche und jung gebliebene Erwachsene mit Freude an Fantasy gleichermaßen ansprechen. Nicht immer ist die Handlung so komplex, wie sie sein könnte, auch ist ihre Sprache zuweilen sehr einfach gehalten. Auf jeden Fall aber hat sie Mut zum Stil- Mix. Sie wirft nicht nur die verschiedensten Mythologie Elemente in die Waagschale, sondern vermengt dazu unbeeindruckt von gängigen Genre-Regeln Fantasy, Mittelalter und Science Fiction. Fast schon ein Art Cloud Atlas im Kleinen.

Diese furchtlose Verflechtung gelingt ihr wirklich unterhaltsam. Spannend und anregend, wie sie aus altbewährten Komponenten etwas Neues entwickelt und den Leser mit auf eine Wanderung zwischen den Welten und den Zeiten mitnimmt. Der Leser hat lange nur eine vage Ahnung, wie die drei Welten und Geschichten zusammengehören. Geschickt gemacht dabei die Einbindung staatlicher Stellen der realen Welt in die Vertuschung der Umstände von Charlies Geburt, welche der Autorin ganz en passant den Beweis für die tatsächliche Existenz mehrerer Welten liefert. Zum Schluß hin gibt es eine Klärung des groben Ganzen und man ahnt, wo die Autorin letztendlich hin will. Doch sie lässt genug offene Fragen für die avisierten Fortsetzungen.

Teil eins und zwei waren ein großer Erfolg in der Self-publisher E-book-Szene. So groß, dass die grassroots Edition eines österreichischen Verlages aufmerksam wurde. In dieser Edition sollen sukzessive E-Books, die nach dem Grassroots Prinzip- nicht von oben herab geplant, sondern von unten her getrieben- erfolgreich wurden, auch als Hardcover veröffentlicht werden. Das Amulett ist eins der ersten dort veröffentlichten Bücher und auch ohne die Ur-Version gekannt zu haben, darf man wohl getrost feststellen, dass die Überarbeitung und das professionelle Lektorat dem Werk gut getan haben. In den Rezensionen zur Ur-Version kam bei aller Begeisterung der Leser auch immer wieder Kritik an Grammatik- und Tippfehlern, den Kinderkrankheiten vieler self-publishing Bücher auf. Nun findet man mit dem Amulett nicht zuletzt auch dank der liebevoll gestalteten Illustration eine vergnügliche Entspannungs-Lektüre, durchaus auch geeignet für nicht so fiction-affine Leser .

Diskussion dieser Rezension im Blog der Literaturzeitschrift


Genre: Fantasy
Illustrated by Santicum Medien GmbH Villach