Der Karussellkönig

derkarussellk_nigDie Geschichte spielt in einem vom Krieg verwüsteten Land, ohne Eltern schlagen sich die Freundinnen Mina und Lili durch ein hartes und entbehrungsreiches Leben, gegenseitig geben sie sich den Halt den sie brauchen, bis die kleine Lili eines Morgens einfach verschwunden ist, wie so viele andere Menschen auch. Aber Mina glaubt nicht daran das Lili einfach so weggegangen sein soll und macht sie auf die Suche nach ihrer Freundin.
Der Karussellkönig habe sie geholt erfährt Mina von einer alten Frau mit weißen Augen. Diese Legende erzählte man kleinen Kindern um ihnen Angst vor der Dunkelheit zu machen.Mina macht sich auf die Suche und findet das Karussell, doch kann sie Lili finden und retten?
Wie bewertet man Poesie? An dieser Frage knabbere ich seit ich das Buch beendet habe, etliche Rezensionsentwürfe habe ich geschrieben und wieder verworfen, meine Worte schienen mir nie angemessen um diese fantastische Verbindung von Text und Illustrationen auch nur annähernd zu beschreiben.
Beziehe ich mich hauptsächlich auf die realen Elemente der Geschichte, die von Krieg und Leid erzählen von verlassenen Kindern die in einer Zeit leben in der es kaum noch Hoffnung gibt und die so viele Parallelen zur heutigen Situation vieler Menschen aufweist? Oder lege ich mein Hauptaugenmerk doch eher, auf das Märchenhafte, auf die Geschichte des Karussells das nur an drei Nächten im Monat unsere Welt berührt und in diesen Nächten lockt ein
Flötenspieler mit seiner Musik die Kinder in seinen Bann um sie nie mehr gehen zulassen?
Man kann die beiden Elemente der Geschichte nicht trennen, das hieße sie zu analysieren und das würde die Gefühle und Stimmung trüben die ich beim Lesen und beim Betrachten der Illustrationen hatte, ich war an vielen Stellen sehr berührt vom Schicksal der Mädchen und ich spürte ich auch die Hoffnung auf eine bessere Zukunft die Mina und Lili in sich trugen.
Die Autorin Fabienne Siegmund, hat einen wunderbaren Schreibstil, mit leisen Tönen führt sie ihre Leser durch die Seiten des Buches und zieht sie in den Bann des Karussellkönig.
Bei einer Graphic Novel dürfen natürlich auch die Illustrationen nicht unerwähnt bleiben. Eins vorweg, ich habe von Kunst keine Ahnung, aber die Bilder von Tatjana Kirsten gehören zur Geschichte sind untrennbar mit ihr verbunden und nebenbei bemerkt, wunderschön.
Ebenso gut gefällt mir die Covergestaltung von Thilo Corzilius, die dem Satz:
„Und bald schon gelangt sie an ein Karussell, das aus purem Mondlicht gegossen scheint und Schrecken und Hoffnung in sich vereint…“
Leben einhaucht.
Ncht zu vergessen, Katrin Minert die die Innenseiten des Umschlags gestaltete, allein damit kann man sich sehr lange beschäftigen und entdeckt immer wieder etwas Neues.
Ich vergebe aus tiefstem Herzen eine Leseempfehlung, lasst euch in den Bann des Karussellkönigs ziehen.

Genre: Graphic Novel
Illustrated by Torsten Low

Empfindliche Wahrheit (A Delicate Truth)

“Diese Herren da oben sind ausgezeichnete britische Gentlemen.
Aber ich versichere Ihnen, sie werden Sie, ohne mit der Wimper zu zucken, töten.”

Zitat aus “Le Silencieux” (Claude Pinoteau, Frkr. 1973; dt. “Ich – Die Nr. 1”)Empfindliche Wahrheit

In der britischen Kolonie Gibraltar findet eine streng geheime Anti-Terror-Operation statt: Ein islamistischer Waffenkäufer soll entführt werden. Die Drahtzieher: Fergus Quinn, ein hochrangiges Regierungsmitglied, und Jay Crispin, Chef einer internationalen Sicherheitsfirma. Toby Bell, ein Mitarbeiter Quinns, stolpert über die geheime Aktion. Irgendetwas ist an der Sache faul und soll vertuscht werden. Seine Nachforschungen bringen ihn in eine gefährliche Lage. Toby muss sich zwischen seinem Gewissen und der Verpflichtung gegenüber dem britischen Geheimdienst entscheiden. [Klappentext]

 

Nach dem Lesen dieses Romans bleibt die beklemmende Erkenntnis beim Leser zurück, dass das Fundament von überlegenem Recht und höherstehender Moral, auf das wir den Anspruch gründen, als sogenannter “Westen” besser zu sein, nicht mehr existent ist.
Diese Botschaft ist in John le Carrés Werk zwar nicht neu, sie wird vielmehr bereits in seinem frühen Meisterwerk “Der Spion, der aus der Kälte kam” vermittelt – doch lässt der Autor keinen Zweifel daran, dass mit dem Vorgehen der USA und ihrer Verbündeten nach den Anschlägen des 11. Septembers 2001 eine neue Dimension erreicht wurde.
Man stellt sich systematisch über jegliches internationale Recht und scheut auch nicht davor zurück, das eigene Rechtssystem auszuhöhlen – dies alles begünstigt durch den rasanten Fortschritt in der Digitalisierung der Welt und die darin veranlagten Möglichkeiten im Zeitalter zunehmender Vernetzung.
Le Carré lässt keinen Zweifel an dessen Gefahren, wenn seine Protagonisten schließlich zu analogen Mitteln greifen (müssen), um der Allgegenwart eines Überwachungsstaates und dessen Zugriffsmöglichkeiten zu entgehen: Tonbänder, Briefe, persönliche Treffen (vorzugsweise auf dem Lande außerhalb des bekanntermaßen flächendeckend videoüberwachten Londons) – “nur nichts elektronisches”.

Die Einwohner der westeuropäischen Länder und der USA sind schon lange nicht mehr sicher vor Übergriffen ihrer eigenen Staatsorgane.
Wir müssen die Bedrohung unserer Freiheit nicht mehr nur im Ausland oder in Terroristenkreisen suchen. Sie trägt kein fremdes Gesicht. Sie geht von Amtsträgern aus, von Personen, die für gewöhnlich gesteigertes Vertrauen der Bevölkerung für sich in Anspruch nehmen dürfen.
Es ist eine fatale Entwicklung, dass unbescholtene Bürger eines demokratisch geführten Landes nun befürchten müssen, gerade von denjenigen, welche sie zu beschützen vorgeben und dazu aufgrund ihrer Funktion auch verpflichtet sind, bespitzelt, verschleppt oder gefoltert zu werden. Und selbst für politische Morde müssen wir den Blick nicht mehr in die Ferne schweifen lassen; sie können auch vor der eigenen Haustür geschehen, wie le Carré uns vor Augen führt.
Doch wenn wir “Sicherheit” nur zu diesem Preis haben können, dann ist er zu hoch – denn er bedeutet im Ergebnis nichts anderes als einen bloßen Austausch der Täterschaft: Für das Opfer ist es schließlich völlig unerheblich, ob es im Auftrag einer Terrororganisation oder eines Staates entführt oder gar getötet wird.

John le Carrés jüngster Roman ist ein Werk, dem man die Wut des Autors anmerkt – und das darum umso authentischer wirkt und einen Anstoß zu einer Debatte liefern könnte, die in der notwendigen Intensität erst noch geführt werden muss – denn ein “Aufwachen” der Bevölkerung, welches die unabdingbare Voraussetzung hierfür wäre, ist bislang ausgeblieben.

Mit Toby Bell und Christopher “Kit” Probyn – der eine am Anfang seiner Karriere als Beamter im britischen Außenministerium, der andere am Ende derselben – hat le Carré einmal mehr zwei Durchschnittsmenschen zu Protagonisten der Handlung erhoben.
Wie einst George Smiley üben sie den Beruf des Beamten im Dienste ihrer Majestät trotz bisweilen aufkommender Zweifel mit Überzeugung aus (Probyn wähnt sich auf Gibraltar für einen Augenblick gar – voller Stolz, seinem Lande einen Dienst erweisen zu können – in der Tradition von Größen des Empire wie Horatio Nelson) – nur sehen sie ihre Position neuerdings infrage gestellt.
Optimierung lautet das Zauberwort, und dies bedeutet dem Zeitgeist entsprechend Privatisierung auch solcher Tätigkeiten, welche bis dato selbstverständlich von staatlichen Stellen ausgeübt wurden und die aufgrund ihrer besonderen Sensibilität auch in keinen anderen Händen als denjenigen demokratisch legitimierter Institutionen liegen sollten.
“A Delicate Truth” verweist hier vor allem auf das Problem der Beauftragung privater Militärdienstleister zur Durchführung von Operationen, welche ansonsten von Einheiten der regulären Streitkräfte wahrgenommen würden. Besonders heikel wird diese Vorgehensweise dann, wenn die Dienstleister ihrerseits von politischen Lobbys getragen werden. So wird das Unternehmen Ethical Outcomes im Roman von christlich-konservativen Fundamentalisten US-amerikanischer Herkunft kontrolliert.

Am Beispiel von Sir Christopher Probyn wird die Geschichte eines alternden Mannes erzählt, welcher sich in dieser veränderten Welt der Außenpolitik nicht mehr zurecht findet:
Er handelt strikt nach den Regeln der politischen Institutionen, wie er sie einst gelernt hat – auch dann noch, als er längst hinreichend Anlass hat, an deren Integrität zu zweifeln – und fordert gleiches von seinem jungen Mitstreiter Toby Bell. Dabei entgeht ihm allerdings, dass eben diese Regeln gerade bei denjenigen, welche von ihren Untergebenen deren strikte Einhaltung einfordern, bestenfalls noch den Rang unverbindlicher Leitsätze einnehmen, die je nach Bedarf unterlaufen werden.
Kit Probyns Entfremdung verdeutlicht sich auch an seinen Begegnungen mit der veränderten Umwelt: Er liefert eine handschriftliche Démarche bei einer Behörde ab, die am liebsten keine mehr wäre, deren Leiter nicht mehr als “Staatssekretär”, sondern als “Geschäftsführender Direktor” bezeichnet wird, deren Personalabteilung zwischenzeitlich die zynische Bezeichnung “Human Ressources” erhalten hat und deren Mitarbeiter – eine ironische Fußnote zu demjenigen Attribut, welches in der Klischeevorstellung eines britischen Beamten niemals fehlen darf – sich selbst das Pfeiferauchen abgewöhnen mussten.
Es entsteht ein Bild allgegenwärtiger Entmenschlichung und Kälte.
Die rechtsstaatlichen Kontrollmechanismen gegenüber dem behördlichen Handeln sind – paradoxerweise im Namen effektiver Verteidigung gerade des Rechtsstaates – einer gewillkürten Erosion ausgesetzt, die sich eben erst im Anfangsstadium befindet.
Korrespondierend wird eine Geheimjustiz mit Gerichtsverhandlungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit und mit eingeschränkten prozessualen Rechten der Angeklagten aufgebaut.

Ein Mensch, dem demokratische Werte wirklich etwas bedeuten, muss an dieser Entwicklung notwendigerweise verzweifeln. Und so wird Kit Probyn am Ende als mehr oder minder gebrochener Mann auf die Trümmer eines Rechtsstaates blicken, an den er einmal geglaubt und dem er sein Berufsleben aus vollem Herzen gewidmet hat.
Wer Recht sucht und sich eine Minimalchance zu dessen Durchsetzung erhofft, muss den Weg an die Öffentlichkeit beschreiten, zum Whistleblower werden – etwas, zu dem sich Kit Probyn nicht bereitfinden kann, da er dafür Verrat begehen und somit einen Weg beschreiten müsste, der für ihn als treuen Diener ihrer Majestät schon aus Gründen der Ehre nicht gangbar ist.
Letztendlich obliegt es dem jüngeren Toby Bell, diesen Weg einzuschlagen – dem es zwar nicht unbedingt leichter fällt, der sich aber weniger durch Tradition und Ehre gebunden fühlt.

John le Carré, selbst zwischen 1958 und 1964 für die britischen Geheimdienste MI5 und MI6 tätig, bezeichnete den Roman in einem Interview mit dem Daily Telegraph als seinen autobiographischsten seit langem. Toby Bell sei “der ungefähr dreißigjährige aufgehende Stern im Außenministerium Ihrer Majestät, […] der eifrige und ehrgeizige Bursche, mit dem ich liebäugle, in seinem Alter ebenso gewesen zu sein.” Wohingegen Sir Christopher (“Kit”) Probyn “ein ziviler Bediensteter des Außenministeriums im Ruhestand ist, der im ländlichen Cornwall lebt,” wo auch der Autor seit mehr als 40 Jahren seinen Wohnsitz hat, “in einem Haus auf dem Gipfel eines Kliffs außerhalb von St. Buryan, nahe Land´s End.” (Jon Stock, “John le Carré gets personal for new novel”, The Daily Telegraph, April 5th 2013).

“A Delicate Truth” ist einer der bemerkenswertesten Thriller der vergangenen Jahre, welcher die brennendsten – und dennoch für viele in ihrem Gesamtausmaß unbekanntesten – Bedrohungen für Freiheit und Demokratie unserer Zeit verhandelt.
In der Nebenhandlung werden zudem kritische Schlaglichter auf die Politik von New Labour, infolge derer Großbritannien sich endgültig und sogar aus freiem Willen zum bloßen Verrichtungsgehilfen der USA herabgestuft hat, die Welt der Investmentbanken auf Canary Wharf und das desolate britische Gesundheitswesen geworfen.
Die Massenüberwachung spielt in dem Roman zwar nur eine untergeordnete Rolle, ihre Existenz wird aber gleichsam vorausgesetzt, ist allgegenwärtig und stets spürbar. Es kann nach der Lektüre keinerlei Zweifel daran bestehen, dass das Monster, welches da vorgeblich zu unserer Sicherheit erschaffen wurde, eines Tages uns selbst fressen wird.
Wir sollten also damit beginnen, uns Sorgen zu machen und mehr Misstrauen zu zeigen – es ist hoch an der Zeit! -, anstatt uns fortdauernd hinter dem Feigenblatt zu verstecken, wer nichts zu verbergen habe, brauche sich auch nicht zu fürchten.
Bemerkenswert: “A Delicate Truth” erschien im Frühjahr 2013 und somit gleichsam als Ouvertüre zu den niederschmetternden Enthüllungen Edward Snowdens im Sommer des nämlichen Jahres.
Dort noch in der Fiktion, hier schon in der Realität: Ein Whistleblower, dessen weiteres Schicksal im Dunkeln bleibt.


Genre: Thriller
Illustrated by Ullstein Berlin

Battle Angel Alita: Mars Chronicle 1

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Der Mars in ferner Zukunft: Um eine Atmosphäre wie auf der Erde zu schaffen, ist der Mars mit einem riesigen Baldachin versehen worden, der auf ebenso riesigen Stützen steht. Der Bereich unter dem Baldachin ist in verschiedene Zonen unterteilt. Allerdings erschüttert gerade ein Krieg den Mars, in welchem sich die Warlords zerfleischen. Darunter leidet besonders die Bevölkerung, denn das Militär der gegnerischen Parteien nimmt keinerlei Rücksicht auf Zivilisten. Das Mädchen Erika ist eine Kriegswaise, die von einem mobilen Arzt aufgelesen und zusammen mit dem Cyborg-Mädchen Yoko in ein Waisenheim gebracht worden ist. Yoko, nur zu 20 % Mensch, muss erst lernen, mit ihrem derzeitigen Maschinenkörper zurecht zu kommen. Da ist es auch nicht gerade hilfreich, dass die anderen Mädchen des Waisenhauses Yoko mobben. Erika hält zu ihr. Die Anführerin Ninon will Erika als ihre Dienerin, aber nur unter der Bedingung, dass Erika sich von Yoko lossagt. Um Erika für sich zu gewinnen, lädt Ninon die beiden Mädchen in ihr geheimes Versteck ein. Dort werden sie vom Militär überrascht, das kaltblütig nacheinander alle Mädchen bis auf Erika und Yoko tötet. Erika und Yoko können fliehen und werden wieder vom mobilen Arzt aufgenommen. Allerdings bricht durch die Rücksichtslosigkeit der Militärs der Baldachin an einer Stelle und die tödliche Atmosphäre bringt alle Flüchtlinge um – außer die drei, die in ihrem Bus überleben. Aber wie lange noch?

„Battle Angel Alita“ (Science Fiction, Cyberpunk) ist einer der Manga-Klassiker, der es in Deutschland schon Ende der 90er in die Comic-Läden geschafft hat. Damals noch in aufgeblasener, überteuerter Ausgabe mit nur ca. 40 Seiten – aber was tut (und kauft) man nicht alles als Fan, um in dem damals noch manga-unterentwickelten Land an seinen Lesestoff zu kommen. Bisher sind „Battle Angel Alita“ und „Battle Angel Alita: Last Order“ (quasi ein Alternativende zur ersten Serie) erschienen. „Battle Angel Alita: Mars Chronicle“ knüpft an „Last Order“ an. Die Serie ist nicht umsonst erst ab 16 Jahren freigegeben, denn die Grausamkeiten des Krieges und der apokalyptischen Welt, in der Alita lebt, werden nicht ausgespart. Und man wird als LeserIn an die aktuelle Flüchtlingslage erinnert, wenn man die Kapitel über die Kriegsverheerungen und Flüchtlingsströme liest. Gerade die gefühllose Tötung der Kinder (obwohl auch diese durch den Krieg anfangen zu verrohen), gehen einem nahe. Die Zeichnungen unterstreichen die Geschichte sehr gut, haben detaillierte Hintergründe oder auch nicht, je nach Situation, die herausgestellt werden soll, und zeigen die Dynamik, für die gerade Action-Mangas berühmt sind. Einziges Manko: Dass sich Ninon plötzlich zu einem netten Mädchen wandelt, nimmt man ihr nicht ab. Der Chara wirkt in der Kürze der Zeit, in der er vorgestellt worden ist, sehr unausgegoren. Da stellt sich der LeserIn die Frage, ob Ninon, wenn sie überlebt und tatsächlich später als Mensch adliger Herkunft eine Königin geworden wäre, eine gute Anführerin hätte werden können oder ob ihr Tod einiges an zusätzlichem Leid erspart hat.

Insgesamt eine spannende Geschichte für SF-Fans, die starke Frauen in lebensfeindlicher Umgebung zeigt. Nicht umsonst ein Klassiker. Wer solche Mangas mit starken Frauen in feindlicher Welt mag, dem sei noch „Sarah“ von Katsuhiro Otomo und Takumi Nagayasu ans Herz gelegt. Leider gibt es Letzteren nur noch gebraucht und unabgeschlossen.


Illustrated by Carlsen Verlag Hamburg

Seelensühne von Eva Lirot

Inhalt:seelen
Die weiße Lilie, eine Gruppe engagierter Studenten prangert die Missstände der Welt an, die Profitgier der Oberen, die ohne Rücksicht auf Einzelschicksale immer mehr Geld scheffeln. Sie entführen Menschen, die sie für verantwortlich halten am traurigen Schicksal der Opfer der Profitgier wurden.
Mit starken Bildern wollen sie darauf aufmerksam machen, das Menschen zerbrechen wenn sie keine Arbeit haben oder immer in der Angst leben auf der Straße zu landen. Aber einer von ihnen macht eine schreckliche Entwicklung durch und verliert die Kontrolle über sich und seine Taten, er richtet die Opfer seiner Entführung hin.
Als die erste Leiche ohne Kopf gefunden wird, kommen auch Jim Devcon und sein Team an ihre Grenzen und sie ahnen noch nicht, wie weit sie noch in den Fall involviert werden.
Meine Meinung:
Liest man den Klappentext, erwartet man einen blutigen Thriller und keine Angst den bekommt man auch. Enthauptete Leichen sind kein schöner Anblick und die Opfer hatten sicherlich einen schrecklichen Tod, aber Seelensühne ist viel mehr als nur ein Thriller, viel mehr als nur die Jagt nach einer Tätergruppe, die von einem Psychopathen angeführt wird.
Eva Lirot hat mir vor Augen geführt, wie schnell man absteigen kann in unserer Gesellschaft und wie tief, das den einen oder anderen treffen kann, so tief das er seelisch und auch körperlich daran zerbricht.
Das Schicksal dieser Menschen ist meiner Meinung nach, der wahre Horror in diesem Buch.
Natürlich ist auch die Suche nach den Tätern spannend, die Protagonisten sind hervorragend beschrieben, nicht nur das Team um Jim Devcon die mir aus den vorhergehenden Bücher schon gut bekannt sind, auch die Täter konnte ich mir gut vorstellen, allen voran Hendrik, den Kopf der weißen Lilie, der seine Ansichten für die einzige Wahrheit hält und tatsächlich glaubt mit seinen Taten die Welt ändern zu können, er geht soweit in den sozialen Medien abstimmen zu lassen ob seine Opfer leben oder sterben.
Eva Lirot nimmt ihre Leser mit in die tiefen des Internets, ins Dark Net, da wo die abscheulichsten Verbrechen anonym geplant werden können und sie zeigt auf wie ermüdend Polizeiarbeit ist, wenn die Kriminellen keine Spuren hinterlassen.
In zwei Abschnitten werden kurz Opfer vorgestellt, die Autorin beschreibt wie die Menschen zu Opfern wurden, was sie vor und nach dem einschneidensten Erlebnis ihres Lebens durchmachten. Mehr verrate ich dazu allerdings nicht, es handelt sich aber um sehr wichtige Abschnitte, die mich wirklich berührt haben.
Seelensühne ist meiner Meinung nach der emotionalste Krimi aus der Jim Devcon Reihe, emotional ohne kitschig zu sein.

Illustrated by CreateSpace Independent Publishing Platform

LTB 481: Elf Enten müsst ihr sein

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12 Geschichten beinhaltet das LTB mit einem deutschen und einem österreichischen Cover, das auf die EM 2016 Lust machen will. Schade nur, dass in nur drei der Geschichten der Fußball ein zentrales Thema ist: „Elf Enten müsst ihr sein!“, „Die Schreck-Schraube“ und „Mit viel Gefühl“. „Elf Enten müsst ihr sein!“ heißt es so schön mannschaftlich, allerdings geht es v.a. um eine Ente, nämlich Hermann Hattrick. Der ist zwar so breit wie tumb, dafür aber ein genialer Fußballer – allerdings nur, wenn er sein Maskottchen dabei hat. Ersatzballjunge Donald muss dem mangelnden Selbstbewusstsein des Torgenies auf die Sprünge helfen, sonst verliert der FC Entenhausen alle wichtigen Spiele. „Die Schreck-Schraube“ treibt Rudi Ross in den Wahnsinn: Ausgerechnet beim Supercupspiel ruft Klarabella an und braucht unbedingt jetzt eine neue Schraube für ihren defekten Wäscheständer. Rudi eilt schnell zum Baumarkt – und endet in einer Odyssee. „Mit viel Gefühl“ sind sogar Fußballfans dabei, wenn es um ihren Sport geht. Selbst wenn Fußballhasserin Daisy das gar nicht nachvollziehen kann. Ihr Donald könnte sich nämlich mehr um sie als um das runde Leder kümmern. Nach einem Streit eskaliert die Sache und die beiden reden nicht mehr miteinander. Dann aber erhält Daisy einen Auftrag von ihrer Firma, bei der es um Leben und Tod geht: Wenn sie nicht innerhalb eines Tages alle Fußballregeln drauf hat, springt die wichtigste Kundin ab.

Eins muss man den drei Fußballgeschichten lassen: Sie decken so ziemlich alle Felder ab. Es geht um die Fußballspieler selbst, um die Fans und um die Beziehungen der Fans zum Fußball und zu ihren Frauen. Allerdings werden da auch viele Klischees bemüht, denn natürlich mögen alle Frauen keinen Fußball, dafür umso mehr Klamotten und Mode. Alle Männer sind fußballverrückt und stellen das runde Leder fast noch über ihre Partnerin. Dass dem gottseidank nicht so ist, beweist die Realität, denn sonst gäbe es keine Fußballerinnen (wo bleibt da bitte ein LTB zur Frauen-WM oder EM?) oder Männer, die sich, wie in den USA, eher für Football oder Basketball interessieren.

Die in großer Mehrheit vorhandenen Nicht-Fußballgeschichten decken ein breites Spektrum ab: eine Karikatur von Hollywood alias „Hollyholz“, schreibende und sonstige Helden, eine Zeitmaschine in die 50er, getarnt als Themenpark („Zurück in die Zukunft“ lässt grüßen), einen Garten Eden für alle Dagobert Ducks, Privat-Detektive, die gern mal mit einem Auftrag groß rauskommen würden (und das nebenbei während eines kleinen auch tun, nur merken sie’s nicht), ein Vortrag über Katastrophen, garniert mit Dussel, ein Lachomat, der gar nicht zum Lachen ist, und ungewollte Romanzen mit heiklen Geschäftsabschlüssen.

Alles in allem ein Rundum-Sorglospaket, denn die abwechslungsreichen Storys bereiten großen wie kleinen LeserInnen einen heiteren Feierabend. Weniger Klischees dürften es dann aber doch sein. Wer noch mehr Fußballgeschichten rund um Entenhausen lesen will: Im LTB Extra Nr. 4 “Und wir holen den Pokal!” dreht sich alles um das Runde, das ins Eckige soll.


Illustrated by Egmont Ehapa

30 Jahre Wendy

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Zum 30-jährigen Jubiläum hat Egmont Ehapa eine Wendy-Jubiläumsausgabe herausgegeben. Die Ausgabe wartet mit sechs hübschen Pferdepostern auf, darin enthalten eins, das Wendys Welt zeigt, sowie einem Extra, das an die Tamagochis der 90er erinnert: Die Spielerin kann zwischen 99 Tierbabys wählen und eines aufziehen. Dazu muss sie sich regelmäßig um das Tier und seine Bedürfnisse kümmern. Meine Meinung dazu ist zwiegespalten: Einerseits ist das sicher besser als ein echtes Haustier, an dem man früher oder später das Interesse verliert und das dann in einer Kinderzimmerecke dahinvegetiert und leidet, weil sich keiner mehr richtig um es kümmern will. Als Probe vor der Anschaffung eines echten Tieres wäre so ein Tamagochi evtl. geeignet. Auch für Nostalgiefans bestimmt nett, da das Tierbaby die typische alte Pixelung hat. Andererseits ist das Kind an das Digi-Tier gebunden, egal, was es gerade machen will/muss. Das könnte zur Sucht ausarten (und außerdem die Umgebung/Eltern mitterrorisieren). Und es gibt mit Handy, PC, Fernsehen usw. genug, um Kinder (und Erwachsene) von der Realität abzulenken. In Maßen genossen und kritisch damit umgegangen ist das alles sicherlich was Nettes und zuweilen Hilfreiches, aber momentan steckt die Gesellschaft bzgl. Digitalisierung noch in den Kinderschuhen. (Ich sehe mit Schaudern all die Handy-Zombies, die kaum noch das Handy aus der Hand legen können/wollen, und sowas muss man nicht unbedingt fördern, auch nicht mit der Neuauflage eines (Terror-)Tamagochis.)

Als weiteres Extra gratulieren Promis wie Rebecca Mir oder Helen Langehanenberg dem Magazin. Beim Durchlesen der Texte fragt man sich allerdings bei Lina Larissa Strahl, ob sie wirklich mit Wendy und Pferden viel am Hut hat. Der Text klingt eher nicht so. Für einen Oh-Effekt sorgen die Infos darüber, dass z.B. mit allen Wendy-Magazinen die Erde komplett bedeckt werden könnte. Das sind Infos, die zwar nicht unbedingt nötig, aber nett zu lesen sind. Etwas mehr Infos hätte ich mir dagegen über ein soziales Projekt gewünscht, das im Heft vorgestellt wird: Die Pferdeklappe hätte mehr Platz verdient als bloß unten auf der Seite nach einer Buch- und CD-Besprechung das Schlusslicht zu bilden. Als weiteres Extra wird You-Tube-Star Mia (11) von „Mias Welt“ vorgestellt und nebenbei bestimmte Begriffe bzgl. Videos erklärt. Ihr widmet Wendy eine ganze Seite, und durch ihr Alter und ihre Pferdebegeisterung spricht sie wohl die Zielgruppe der Sieben- bis Elfjährigen direkt an. Auf der Internetseite des Magazins gibt es noch viele weitere Extras wie ein Wendy-Expertenquiz, weitere Comics oder einen Charaktertest. Als Pferde werden diesmal zwei Gegensätze vorgestellt: Die Wasser liebenden Carmague-Pferde und die in der Wüste lebenden Namib-Pferde. Schon dieser Kontrast macht neugierig auf die Texte. Diese sind einfach gehalten und vermitteln die wichtigsten Infos im Einklang mit vielen Fotos. Schön auch der Artikel zu den Pferdekunststücken, der erklärt, dass die Dressur und viele Kunststücke auf natürlichen Bewegungen des Pferdes beruhen. Auch hier sind die Texte einfach, informativ und interessant gehalten. Bei der Rubrik „Wahre Geschichte“ zu wahren Begebenheiten, die neu im Heft ist, werden außergewöhnliche Geschichten von Leserinnen vorgestellt. Auch das liest sich gut.

Der Wendy-Comic basiert für meinen Geschmack zu sehr auf dem Gut-Böse-Schema: Vanessa ist die dumme Zicke und Wendy das liebe, reife Mädchen, das sogar noch für die Zicke ein gutes Wort hat. Wendy ist damit zwar ein Vorbild, aber ein recht realitätsfernes, denn nicht einmal Erwachsene verhalten sich so reif. Die Fotostory ist diesbezüglich etwas differenzierter: Die „böse“ Reiterin dort hat eine Hintergrundgeschichte, die ihr Verhalten verständlich macht und für deren Verhalten es eine Lösung gibt. Auch gut: Andere Reiterinnen sind bereit, hinter die Fassade zu blicken (und nicht gleich zu verurteilen), um sich ein realistisches Bild von einem Menschen machen zu können.

Das Gewinnspiel verspricht eine Woche Reiterferien wie auf dem Wendy-Hof. Für Leserinnen sicher eine schöne Sache.

Insgesamt ein schönes Heft. Es gibt zwar Makel, aber die sind behebbar. Was ich mir als ehemalige Leserin allerdings noch im Heft selbst gewünscht hätte: eine interessante Aufbereitung der 30-jährigen Geschichte von „Wendy“.

Anbei die Presseerklärung von Egmont Ehapa zum Jubiläumsheft:

Egmont Ehapa feiert das “Wendy”-Jubiläum: Am 3. Juni wird das erste
und zugleich erfolgreichste Pferdemagazin Deutschlands 30 Jahre alt!
“Wendy” legte 1986 den Grundstein für das Genre der
Pferdezeitschriften im Mädchensegment und begeistert seit
Generationen zahlreiche sieben- bis elfjährige Leserinnen.

Wichtigster Bestandteil des Magazins war und ist die Vermittlung von
Grundlagenwissen über Pferde. Daneben finden die Leserinnen im Heft
auch tolle Reportagen über Haustiere und vor allem die realitätsnahen
Fotostorys sind sehr beliebt. Mit lustigen Spiel- und Spaßseiten
sowie tollen Postern und einem großartigen Extra aus der Pferdewelt
dreht sich bei Deutschlands beliebtestem Pferdemagazin “Wendy” nach
wie vor alles um das liebste Hobby der Mädchen.

Ehapa veranstaltet im Rahmen des Jubiläumsmagazins einen aufregenden
Traumpferd-Contest und schenkt allen Lesern außerdem als Heftextra
ein digitales Haustier! Daneben überrascht das Magazin mit
zahlreichen spannenden Geschichten aus 30 Jahren “Wendy” und erfreut
sich auch prominenter Glückwünsche.

In 30 Jahren stellte “Wendy” so einige Rekorde auf: So gelangt man
mit allen bisher erschienenen “Wendy”-Magazinen übereinandergestapelt
bis Mond und sogar wieder zurück. Außerdem ließe sich mit allen
gedruckten Seiten der “Wendy” die Erdoberfläche einmal komplett
verhüllen – Christo lässt grüßen!

“Wendy” erscheint mit einer Auflage von 90.000 alle drei Wochen und
ist im Handel zu einem Preis von 3,50EUR erhältlich.“

 


Illustrated by Egmont Ehapa

Dich schickt das Himmelreich

Amors Five – Geschrieben wurde die Pentalogie von fünf  zauberhaften Autorinnen.

Himmelreich1

Emma Wagner

Himmelreich2

Lana N. May

Himmelreich3

Jo Berger

Himmelreich4

Violet Truelove

 

 

 

 

 

 

Himmelreich mit kleinen Fehlern
von Emma Wagner
Tausche Himmelreich gegen große Liebe
von Lana N. May
Himmelreich und Honigduft
von Jo Berger
Sieben Minuten Himmelreich
von Violet Truelove

Mia Leoni

Mia Leoni

Der fünfte Teil der Himmelreich-Reihe.

Das Cover ist, wie bei allen Romanen aus der Reihe, ein Augenschmaus. Da hat mittelpunkt wieder einen sehenswerten Eyecatcher erschaffen.

Zusammen mit Valentina, Lisa, Schoscho und Maike ist Cleo entschlossen, endlich das Geheimnis zu lüften. In diesem fünften und abschließenden Teil der Himmelreich Geschichten beschreibt sie ihr in letzter Zeit aus dem Ruder gelaufenes Leben in München sehr offen und anschaulich. Den Verlust der Arbeitsstelle, das Ende ihre Beziehung und ihren Absturz ins Nichts.
Sie hat mit ihren Freundinnen in Himmelreich noch etwas zu erledigen, sie müssen die Hintergründe von Natties Selbstmord aufklären. Die war die Sechste im engen Kreis der Clique, und der Kerl, der sie in den Tod getrieben hat, soll dafür büßen. So wird der Ort ihrer Jugend zu einem Flucht und Ruhepunkt.

Hier ist alles vorhanden, was ich in einem einige Hundert Seelen zählenden Dorf erwarte. Der Bürgermeister, der sich für den Nabel der Welt hält,! Ein Krämerladen, Anlaufstelle für den Tratsch und die Gerüchteküche, so wie skurrile Figuren aus der Dorfgemeinschaft.

Es hat mir einen riesen Spaß gemacht, diesen Ort Himmelreich erneut betreten zu dürfen und den Rest der Clique wieder zu treffen. Maike hatte mir schon etwas gefehlt. Schade, dass es vorerst wohl der letzte Besuch in diesem kleinen Dorf gewesen ist.

Mir gefällt:

Der flüssige Schreibstil von Mia Leoni hat mich schon bei den ersten Sätzen an die Geschichte gefesselt. Natürlich habe auch ich, wie ihr alter Freund Noah, bei so mancher ihrer Eskapaden die Stirn kraus gezogen. Dann habe ich weiter mitgefiebert bei der Suche nach Mister Unbekannt. Sie hat es geschafft, mir auch die verworrensten Momente so nahe zu bringen, dass ich dabei geblieben bin. Alles in allem hat es mir sehr gut gefallen.

Fazit:

Ein rundherum gelungenes Buch, ein Muss für alle Himmelreich-Fans. Kauft es, es ist gerade erschienen. Für alle, die mit dem Abenteuer beginnen wollen! Fangt am Anfang an, es wird euch gefallen und dann sind es nur noch vier Schritte bis hier.


Genre: Liebesroman
Illustrated by Amrun

Nicht von dieser Welt

 

WeltHeinz ist ein Single, der gern liest, Schach spielt und seinen Hund verwöhnt. Ein Mann, der weder Handy noch Fernseher besitzt, nicht auf Facebook ist und sich nicht für Fußball interessiert. Seinen Lebenstraum, junge Menschen als Lehrer für Sprache und Literatur zu begeistern, hat Heinz eigentlich längst begraben…
Doch plötzlich steht er in einem Klassenraum eines Gymnasiums der Generation Selfie und WhatsApp gegenüber. Dort sitzen Olaf und seine Freunde, die die Schüler gegen Heinz aufwiegeln und vor keiner Eskalation zurückschrecken. Aber da sind auch sein skurriler Kollege Sker und vor allem zwei Schüler, die seinen Schutz brauchen. Vor einer Klassenfahrt hofft Heinz auf einen Neuanfang. Doch es kommt anders und Heinz entschließt sich, den Schülern in diesem Psychokrieg eine grausame Lektion zu erteilen.

Heinz ist 36 Jahre alt und wollte immer Lehrer werden. Leider hat er nach seinem Referendariat keine Stelle gefunden und somit viele Jahre als unterforderter Fremdsprachensekretär gearbeitet. Durch einen Zufall bekommt er aber doch noch die Chance in seinem Traumberuf zu arbeiten und wird für den Deutschunterricht an einem Gymnasium eingestellt.

Heinz´ Leben ist ziemlich trostlos denn nicht nur dass er als 36 Jähriger Mann mit dem Namen Heinz durchs Leben gehen muss, er ist auch übergewichtig und passt eigentlich gar nicht in die heutige Zeit. Er hat keinen Fernseher, interessiert sich nicht für Facebook oder Twitter und hat auch zu seiner Familie wenig Kontakt denn er besitzt lediglich ein „Oma-handy mit Tasten“ und kann sich somit auch nicht an der whattsApp Familiengruppe beteiligen. Das möchte Heinz aber eh nicht denn er ist quasi das schwarze Schaf der Familie da er nicht so erfolgreich ist wie sein Bruder der Jurist oder seine Schwester die Ärztin. Zu Weihnachten bekommt er von seiner Familie seit Jahren immer wieder die selben Bildbände über Leuchttürme geschenkt.

Heinz hat eigentlich auch keine Freunde, zwar unterhält er sich alle 2 Wochen ganz nett mit seiner Friseurin aber außer der 18 jährigen Jenny, mit der er seit einem Jahr eine sehr sporadische und unkonventionelle „Beziehung“ (eigentlich ist er eher Vaterersatz) führt, hat er Niemanden. Seine ganze Liebe und Zuneigung gilt seinem Hund Franz, der neben Schach und Büchern von Karl May, Heinz´ einzige Freude ist…!

Eigentlich fängt es auf dem Gymnasium ganz gut an für Heinz denn die Schüler mögen ihn und es gelingt ihm auch die weniger guten Schüler zu motivieren und für den Deutschunterricht zu begeistern. Dies ändert sich allerdings sehr schnell als der Direktor und eine bestimmte Lehrerin ihm vorwerfen zu leichte Klassenarbeiten zu schreiben denn „die Schüler sollen nicht mit guten Noten motiviert werden, es dürfen nicht zu viele Schüler gute Noten haben! Wir sind hier ein Gymnasium und es geht darum schlechte Schüler zu selektieren“!

Heinz wird also gezwungen die nächste Arbeit knallhart zu gestalten und ist somit bei den Schülern, die sich verraten fühlen, sofort unten durch. Sie fangen an ihm das Leben schwer zu machen und da er Konfrontationen nicht mag und auch nicht weiß wie er mit ihnen umgehen soll, spitzt sich die Lage in der 9a immer weiter zu. Das Verhalten der Schüler wird immer schlimmer und bösartiger und schon bald belastet Heinz die Situation so sehr dass er ohne Schlafmittel kein Auge mehr zu bekommt…! In seinen alten Beruf will er aber nicht zurück da er für seine Familie dann wieder der Versager wäre und somit quält sich Heinz nun Tag für Tag in die Schule denn schließlich wollte er doch immer Lehrer sein…! Als dann auch noch in seinem kläglichen Privatleben immer mehr Probleme auftreten und alles außer Kontrolle gerät, beschließt Heinz zu drastischen Mitteln zu greifen um die Probleme in der 9a in den Griff zu bekommen…!

Die Geschichte wird aus Heinz´ Ich-Erzählperspektive erzählt und das Buch ist in drei Teile (Wendepunkte) unterteilt. Mit sehr viel Liebe zum Detail hat der Autor die Figur des 36 jährigen Heinz geschaffen, der irgendwie wirklich nicht in diese Zeit passt und nicht von dieser Welt zu sein scheint. Ich habe selten erlebt dass eine Figur so realistisch und detailliert beschrieben wurde, das hat der Autor wirklich großartig hinbekommen. In der Figur Heinz steckt sehr viel Herzblut und nicht nur in ihm sondern im gesamten Buch! Man hat das Gefühl tatsächlich Heinz´ stiller Begleiter zu sein und leidet richtig mit ihm. An einer bestimmten Stelle des Buches, als Heinz´ kleine Welt endgültig  zusammenbricht, habe ich sogar ein paar Tränchen vergossen…!

Das Buch ist einfach großartig, ich hatte es in Rekordzeit durch und konnte es kaum mehr aus der Hand legen. Nach lesen der Klappentextes hatte ich bereits eine Vermutung was Heinz wohl tun könnte und diese Ahnung hat sich im Laufe der Geschichte dann auch bestätigt, jedoch war das Ende trotzdem noch sehr überraschend und anders/tragischer als erwartet. Ich möchte aber auf keinen Fall zu viel erzählen, obwohl ich eigentlich noch gerne so viel mehr über dieses tolle Buch schreiben würde.

Wir alle waren mal Schüler, waren in Klassen die bestimmt auch dem einen oder anderen Lehrer (in gewissen Maßen) auch mal das Leben schwer gemacht haben. Rückblickend hat man sich auch bestimmt schon mal gefragt wie das wohl für den Lehrer gewesen sein muss. Ich für meinen Teil muss aber gestehen, dass ich mir nie Gedanken darüber gemacht habe wie sich ein Lehrer fühlen muss wenn er nicht nur Probleme mit seinen Schülern, sondern gleichzeitig auch Probleme mit Kollegen hat die ihm das Leben schwer machen. Auch mit diesem (nicht unwichtigem) Thema hat sich der Autor hervorragend auseinandergesetzt denn nicht nur die Schüler, sondern auch die anderen Lehrer machen Heinz das Leben schwer und tragen wesentlich zum Ausgang der Geschichte bei…

Ein absolut vielseitiges, tragisches und extrem empfehlenswertes Buch!

Wirklich ganz großes Kino!!

Arne Ulbricht wurde 197 in Kiel geboren und ist Lehrer und Autor. In seinen Büchern „Lehrer: Traumberuf oder Horrorjob?“ (2013) und „Schule ohne Lehrer“ (2015) setzt er sich kritisch mit dem Schulbetrieb auseinander. Nicht von dieser Welt ist Arne Ulbrichts erster veröffentlichter Roman.


Genre: Roman
Illustrated by KLAK Verlag

Der erste Tod der Cass McBride

 

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Cass, die High School Queen, lässt David abblitzen. Auf ihre gewohnt arrogante Art. Am nächsten Tag ist David tot. Und Cass steckt in einer engen Kiste, unter der Erde. Über Walkie-Talkie steht sie mit ihrem Kidnapper in Verbindung. Kann sie ihn von ihrer Unschuld überzeugen? Ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit beginnt…

 

 

 

Cass ist in der Junior High und ein hübsches, kluges aber auch sehr oberflächliches und egoistisches Mädchen! Sie möchte mal groß raus kommen, etwas aus Ihrem Leben machen und da macht es sich doch wunderbar im Lebenslauf die Ballkönigin gewesen zu sein…!

Cass ist äußerst berechnend und auf Ihren guten Ruf bedacht, deshalb ist sie zu allen Mitschülern freundlich aber hinter Ihrem Rücken lästert sie was das Zeug hält…!

Eines Tages wird Sie vom Außenseiter und Sonderling David um ein Date gebeten, was Sie ihm aber höflich abschlägt…! Cass ist darüber so entrüstet, dass Sie einen Brief an Ihre beste Freundin schreibt, in dem Sie sehr fies über David herzieht denn wir konnte ausgerechnet ER es wagen SIE nach einem Date zu fragen! Dummerweise findet David aber diesen Brief und erhängt sich daraufhin!

Kyle, Davids älterer Bruder, gibt Cass nun die alleinige Schuld am Tod seines Bruders und will ihn rächen! Er entführt Cass und vergräbt sie in einer Kiste…!

Das Buch beginnt damit dass Kyle im Verhörraum der Polizei sitzt und die ganze Sache aus seiner Sicht erzählen soll! Schnell erfährt man, dass Cass die Entführung überlebt hat aber man weiß nicht in welchem Zustand Sie sich befindet!

Die Geschichte wird abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven erzählten, nämlich Cass´ Ich-Erzählperspektive, Kyles Ich-Erzählperspektive und aus der Sicht des Polizisten Ben!

Es handelt sich jeweils um sehr kurze Kapitel und viele sind z.b nur 1 ½ oder 2-3 Seiten lang, was der Geschichte ein gutes Tempo verleiht und was ich als sehr angenehm empfunden habe denn somit kann man dieses spannende Buch auch immer wieder mal nur kurz zur Hand nehmen wenn man gerade ein paar Minuten Zeit zum lesen hat…!

Auch die Idee mit den verschiedenen Ich-Erzählperspektiven fand ich sehr gelungen denn das mag ich generell sehr gerne!

Im Laufe der Geschichte erfährt man viel über Cass´, Davids und Kyles Leben und auch viel über Ihre jeweiligen Eltern! Und man erfährt in was für schwierigen/schlimmen Verhältnissen David und Kyle aufgewachsen sind denn Cass´ fieser Brief war natürlich nur der Tropfen der das Fass bei David zum überlaufen gebracht hat…!

Ein spannendes Buch, was mir gut gefallen hat!

Gail Giles ist ehemalige High-School-Lehrerin und hat bereits mehrere preisgekrönte Jugendromane veröffentlicht. In den USA gilt sie als Königin der Thriller für junge Erwachsene. Ihre Bücher erscheinen in Australien, Dänemark, Großbritannien, Kanada, den Niederlanden und den USA.


Genre: Kinder- und Jugendbuch, Thriller
Illustrated by Thienemann Verlag

The Fireman

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Wieder mal naht das Ende der Welt, dieses Mal in Form der globalen Seuche »Dragonscale«, eine Krankheit, die die Haut der Befallenen zwar mit wunderschönen Mustern bemalt, aber eben auch dafür sorgt, dass diese über kurz oder lang spektakulär in Flammen aufgehen. Es gibt kein Gegenmittel, weite Teile des Landes sind bereits verbrannte Erde und die noch nicht Infizierten versuchen verzweifelt, sich mit allen Mitteln zu schützen und dazu gehört auch, die Kranken präventiv zu töten. Die Krankenschwester Harper hat sich ebenfalls angesteckt und als ihr Psycho-Ehemann dahinter kommt, will er sie und ihrer beider ungeborenes Kind umbringen.

Die Rettung naht in Gestalt von John Rookwood, der als »Fireman« einen legendären Ruf erworben hat, da er nicht nur gelernt hat, sich vor den Flammen zu schützen, sondern diese als Waffen zu benutzen. John bringt Harper nach Camp Wyndham, ein Rückzugsort für Infizierte, die aber mit der Krankheit umzugehen wissen und daher nicht unmittelbar gefährdet sind. Zunächst lässt sich alles gut an, aber schon bald wachsen die Spannungen im Camp und Harper muss erkennen, dass die mobilen Verbrennungskommandos der »Gesunden« nicht die einzige Gefahr für sie und das Kind in ihrem Leib darstellen…

Mit »The Fireman« hat Joe Hill sein bisher bestes Buch abgeliefert, ausgefeilte Charaktere vielschichtig gezeichnet, geistreich witzige Dialoge, ein stringenter Plot und ein gelungen aufrechterhaltener Spannungsbogen lassen trotz knapp 800 Seiten keine Langeweile aufkommen. Dabei bedient er eine breite Palette an Lesern, die Fans von apokalyptischen Endzeit-Szenarien ebenso wie die klassischen Gore-Hounds, denn auch bei den blutigeren Szenen hält er bis zum bitteren Ende voll drauf statt barmherzig abzublenden, wie es andere Genre-Schreiber schon mal gern tun. Am wichtigsten aber ist: Joe Hill hat eine interessante Geschichte zu erzählen und das macht er richtig gut, denn er hat sich auch sprachlich gehörig weiterentwickelt, ohne dass die Empathie dabei zu kurz kommt. Auf die kommenden Werke dieses Autors darf man jedenfalls gespannt sein.

Überhaupt ist das Frühjahr 2016 eine höchst erfreuliche Zeit für alle Freunde gepflegter Horror-Literatur: Zunächst legt Joe Hill vor und demnächst zieht dann sein Dad Stephen King mit »End of Watch«, dem Abschluss der Bill Hodges-Trilogie nach; ein weiteres Highlight, auf das sich nicht nur die Hardcore-Fans freuen können.

P.S.: Wie schon in seinen früheren Werken beweist Joe Hill übrigens auch in »The Fireman« einen exzellent erlesenen Musikgeschmack. 😉

P.P.S.: Joe Hill vermarktet sein Buch absolut professionell. Schon vor dem Erscheinen verschickte er großflächig Rezensionsexemplare, so dass sich sein Vater in einer Mail beschwerte »…it would be really nice if I could get an advance reader’s copy of my son’s book since every motherfucking person on the planet seems to have a copy.« Derzeit tourt er unermüdlich auf Vortrags- und Lesereise und begleitet das ausführlich in den sozialen Netzwerken wie Twitter. Ergebnis: »The Fireman« steht aktuell auf Platz 1 der New York Times Bestsellerliste.


Genre: Endzeitthriller, Horror
Illustrated by William Morrow

Die Muchachas-Trilogie

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So schnell kann es gehen. Gerade noch feierten wir ein frohes Wiedersehen mit Josephine Cortès und ihren Töchtern, tanzten mit ihr in den Tag, stürzten uns kopfüber ins Leben, schon müssen wir uns wieder verabschieden und lassen liebgewordene Muchachas “nur einen Schritt vom Glück entfernt” zurück.

Teil drei der neuen Trilogie von Katherine Pancol ist erschienen und ihre LeserInnen schauen zurück auf einen Frühling, der von ganz besonderen Freundinnen begleitet wurde. In den Monaten März, April und Mai erschien jeweils ein Teil der Muchachas-Saga und versorgte uns mit sehnlich erwarteten Neuigkeiten über die Frauen, die uns teilweise schon seit Katherine Pancols erster Trilogie so vertraut waren. Die Schicksale der Muchachas werden unabhängig voneinander erzählt, wobei sich ihre Wege gelegentlich kreuzen. Wir lesen von ganz unterschiedlichen Lebensentwürfen und Schicksalen, aber eines verbindet die Frauen: der Wille, ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen und ihm das Beste abzutrotzen.

Die Erwartungen waren nach der überraschenden ersten Trilogie hoch geschraubt und – auch wenn ich die Muchachas sehr gerne gelesen habe – der Nachfolger erreicht die selbst gelegte Latte nicht ganz. Die Geschichten sind nicht so dicht wie von der Autorin gewohnt und kratzen wenig mehr als die Oberfläche. Katherine Pancol erzählt Geschichten von Liebe und Freundschaft, von Mode und Kunst, vom Leben in großen Städten und bodenständigen ländlichen Gebieten, von Rache und großen Gefühlen. Das alles in ihrem ganz eigenen Stil: mal plaudert sie unterhaltsam , mal gleitet sie unvermutet in nachgerade phantastische Geschichten ab, immer aber mit viel Liebe und Empathie zu ihren Figuren. Katherine Pancol ist eine Erzählerin, die mit Herzblut erzählt, man könnte sagen, in gutem Sinne ist sie eine begnadete Märchenerzählerin. Das kann sie, damit macht sie ihren LeserInnen viel Freude. Aber – sie wäre gut beraten, wenn sie es auch dabei belassen würde.

Was sie nicht kann, ist Sozialkritik. Sie erzählt in den Muchachas in bekannter Manier von der ehrgeizigen Hortense, der talentierten Geigerin Calypso, der verträumten Josephine. Dass sie zwischendurch Anleihen bei Erfolgsformaten wie Sex and the City nimmt – geschenkt. Kann man machen, hätte sie eigentlich nicht nötig. Aber all diese Geschichten reichen ihr diesmal nicht. Sie hat den Ehrgeiz, ein dunkles Thema mit in ihren Roman zu packen – und verhebt sich daran ganz gewaltig. Es geht diesmal auch um Gewalt in der Ehe und Mißbrauch in der Familie. Im Nachwort erzählt sie eine beobachtete Begebenheit, die sie zu diesem schweren Thema gebracht hat. Dieser Bericht ist wahrhaftig und macht betroffen, man glaubt der Autorin sofort, wie wichtig es ihr danach war, dies in ihre Bücher mit aufzunehmen.

Alleine – sie schafft es nicht, diese Betroffenheit, diese Wahrhaftigkeit mit in die Erzählung zu nehmen. Sie bleibt ihrem Märchenstil treu, wirkt dadurch vage und das hinterlässt beim Leser ein äußerst schales Gefühl. An keiner Stelle, zu keiner Zeit wird wirklich klar, warum Leonie – die mißhandelte Ehefrau und Frau – das alles einfach so hingenommen hat und schon gar nicht, wie sie zulassen konnte, was mit ihrer Tochter geschah. Die Erklärungsversuche im dritten Band jedenfalls sind noch weniger als halbherzig. Wo Pancol es sonst an jeder Stelle mit Leichtigkeit schafft, den Leser zum Komplizen zu machen, hier verärgert sie. Klassischer Fall von gut gemeint ist noch nicht gut gemacht.

Den ungetrübtesten Lesespaß hat man daher mit Band 2, in dem sich vor allem Hortense und ihr Umfeld kopfüber ins Leben stürzen und die Geschichte von Leonie und ihrer Tochter außen vor bleibt. Zu Beginn von Teil 3 haben es alle Figuren an einen Wendepunkt geschafft, von dem aus sie dem Ende ihrer Geschichten zustreben. Es liegt bei ihnen selbst, wie sie das Erlebte verarbeiten, sie haben es selbst in der Hand, den letzten Schritt zum Glück zu wagen. Für einige ist dies die Zeit der Befreiung. Oder Hoffnung. Das ganz besondere Markenzeichen der Autorin hier wie auch in der ersten Trilogie: Sie gesteht ihren Figuren das Recht auf Rache zu und ermöglicht damit den Lesern das Vergnügen einer erlebten Stellvertreter-Gerechtigkeit. Und bei aller Scheherazade-Phantasterei widersteht sie der Verlockung von grandiosen Happy Ends. Dabei hätte man ihr das noch nicht einmal übel genommen. Aber so bleibt die Hoffnung auf eine Fortsetzung. Auserzählt sind die Geschichten noch nicht. Da geht noch was.

Alles in allem: Trotz der bemängelten Stellen war es schön, diesen Frühling von den Muchachas begleitet zu werden. Wie die Jahreszeit verhießen auch die Geschichten der Freundinnen einen neuen Aufbruch. Leicht zu lesen, aber nicht so leicht zu vergessen. Sagen wir es mit der Autorin: “Niemand erinnert sich am Ende seines Lebens an die Nächte, in denen er gut geschlafen hat”. Aber an die Muchachas werden wir sicher noch ein bißchen denken.

Noch einmal der bereits in der ersten Rezension gegebene Hinweis: Die einzelnen Teile sind nicht ins sich abgeschlossen, die “Muchachas” sind eher eine Serie zum Lesen als eine herkömmliche Trilogie.


Genre: Romane
Illustrated by Carl´s Books

Infinity

InfinityEwig leben? Auf der Suche nach dem Methusalem-Gen übertreten ein Arzt und ein Pharmakonzern jede moralische Grenze: Sie experimentieren mit Kindern. Heimlich. Jahre später drehen junge Männer durch. Plötzlich. Auch Richi und Jonas, Klaras beste Freunde. Warum? Sie fängt an, Fragen zu stellen. Hartnäckig, unbeugsam. Und kommt dabei Menschen in die Quere, für die nur eines zählt: Macht. Um diese zu sichern, ist ihnen jedes Mittel recht. Auch Mord?

 

Die 16 Jährige Klara lebt in der Nähe von Wien und besucht ein Gymnasium für hochbegabte Schüler. Sie ist eher eine Einzelgängerin und verbringt ihre Freizeit am liebsten mit lernen und lesen. Freunde hat sie nur wenige und ihr Leben wird auf den Kopf gestellt als ihr bester Freund Jonas plötzlich extrem gewalttätig wird, einen Mitschüler zusammenschlägt und dann selbst im Krankenhaus landet. Auch ihr Freund Richi, der vor ein paar Jahren in eine andere Stadt zog, rastet plötzlich aus, landet im Krankenhaus und verstirbt kurz darauf.

Für die wissbegierige Klara können das keine Zufälle sein und so tut sich notgedrungen mit ihrer Rivalin und Hackerin Luci, sowie Richis Zimmergenossen Alan zusammen. Gemeinsam fangen sie an zu recherchieren und stoßen dabei auf den Pharmakonzern „SanaLife“ und auf eine geheimnisvolle Liste, auf der sowohl die Namen von Jonas und Richi, aber auch ihr eigener und Lucis Name stehen…! Eher sie sich versehen, werden sie beobachtet und sitzen in ernsthaften Schwierigkeiten denn sie sind einem ungeheuerlichen Skandal auf die Schliche gekommen…!

Ich habe schon viele Medical-Thriller zum Thema Genmanipulation, Klonen usw gelesen und bin deshalb vielleicht etwas verwöhnt. Das Buch war kurzweilig und hat mir gut gefallen, allerdings fand ich es eine Spur zu durchschaubar und vorhersehbar. Ich hätte mir ein paar Überraschungen oder Wendungen gewünscht aber das ist leider nicht der Fall. Man bekommt genau das was man erwartet, was ja auch eigentlich schön ist denn man wird nicht enttäuscht. Aber eine Spur spannender hätte es für meinen Geschmack schon sein können.

Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass es sich um einen Medical-Thriller für Jugendliche ab 13 Jahren handelt und dafür ist das Buch schon gut gelungen. Dass es mich nicht vom Hocker gerissen hat, liegt vielleicht daran dass ich zu diesem Thema einfach schon sehr viel gelesen habe.

Für Jugendliche die sich zum ersten Mal an dieses Thema heranwagen ist es mit Sicherheit sehr zu empfehlen.

Gabriele Gfrerer wurde 1961 in Wien geboren und wuchs mit vier älteren Brüdern auf. Sie absolvierte ein Lehramtsstudium, arbeitete als Grundschullehrerin und als  selbstständige Grafikdesignerin. Sie lebt und schreibt in der Nähe von Wien.


Genre: Kinder- und Jugendbuch, Medical-Thriller
Illustrated by Thienemann Verlag

Kitchen Princess 4

kitchen princess 4

Taichi ist wütend und eifersüchtig, weil Najika seine Uhr nicht trägt – dafür aber die seines Bruders Sora. Najika dagegen ahnt nicht, dass Taichi ihr eine Uhr geschenkt hat, denn Akane hat diese vorher heimlich entwendet. Taichi lässt seine Wut an Najika aus und verletzt sie. Wenig später gesteht Sora ihr, dass er ihr Puddingprinz ist. Najika ist überglücklich, aber der Streit mit Taichi geht ihr nahe. Sora verspricht ihr, mit Taichi zu reden. Er kann aufklären, dass Akane hinter der Sache mit der Uhr steckt. Taichi versöhnt sich daraufhin mit Najika und bemerkt, dass er sich in sie verliebt hat. Ein paar Tage später redet Sora Najika gut zu, bei einem Süßspeisenwettbewerb mitzumachen. Nach anfänglichen Zweifeln entscheidet sie sich für die Teilnahme. Nachdem sich Najika mit Akane ausgesprochen hat, vertragen sich die beiden Mädchen wieder und Najika beschließt, Sora ihre Gefühle nach dem Wettbewerb zu gestehen.

Der 4. Band geht spannend weiter mit dem Liebesviereck Najika-Taichi-Sora-Akane. Jetzt ist zwar das Rätsel um den Pudding-Prinzen gelöst, aber Najika tut sich schwer damit, Sora ihre Liebe zu gestehen. Auch die anderen Liebes- und Freundschaftswirren erhalten die Spannung. Natürlich wird auch wieder viel gekocht und gebacken, nach dem Motto „Liebe (und Freundschaft) geht durch den Magen“. Die Rezepte finden sich wie immer im Anhang und machen Lust, sie nachzubacken oder -kochen. Bereichert wird der Manga durch einen in sich abgeschlossenen Special-Manga und durch kleine Strips, die die Charaktere aus einer völlig neuen Perspektive zeigen.

Fazit: Wie immer eine gelungene Mischung aus Herzschmerz und Kulinarischem. So darf es weitergehen!

Ab 12 Jahren


Illustrated by Carlsen Verlag Hamburg

Die Geschichte der Baltimores

Baltimores Die Goldmans sind eine ganz besondere Familie, so besonders, dass es gleich zwei Clans von ihnen gibt: Der eine Teil lebt in Baltimore in Saus und Braus, der andere ein mühsames Mittelklasseleben im New Yorker Vorort Montclair. Die Großeltern benannten der Einfachheit halber ihre Familienzweige nach den Wohnorten und dabei ist es geblieben. Es gibt die Baltimores und die Montclairs.

Ein Hauch Grausamkeit schwingt dabei mit. “Die Baltimores” wird immer mit leichter Ehrfurcht in der Stimme ausgesprochen, “die Montclairs” eher abfällig betont. Marcus Goldman gehört zu den Montclairs, aber in den Ferien wird er zu einem Baltimore. Er bewundert den reichen Teil seiner Familie über alles und wäre nur zu gerne wie sie: erfolgreich, elegant und vom Habitus der Unbesiegbaren umweht. Mit seinem hochintelligenten, aber sozial schwachem Cousin Hillel und dessen wehrhaftem Freund Woody, den die Baltimores als zweites Kind im Hause aufgenommen haben, bildet er die Goldman Gang. Sie sind jung, sie haben Träume, gemeinsam sind sie unschlagbar. In Baltimore so scheint es, ist das Leben leichter und schillernder. Und ja – es ist DER Marcus Goldman. Der Schriftsteller, der uns schon das Buch im Buch über die wahre Geschichte des Harry Quebert geschenkt hat. Seit diesen Ereignissen sind zu Beginn des neuen Romans des Schweizer Ausnahmeschriftstellers Joël Dicker vier Jahre vergangen. Wir schreiben das Jahr 2012 und Marcus räumt in Florida das Haus seines Onkels Saul, des einstigen Baltimore-Onkels aus. Was mit dem Onkel geschah und seiner glanzvollen Familie – das erfahren wir zunächst nicht. Aber von Anfang wissen wir, dass das Märchen von den Baltimores ein brutales Ende haben wird.

Marcus trifft in Florida seine Jugendliebe Alexandra wieder, mittlerweile eine gefeierte Sängerin. Alexandra ist ein Teil der Geschichte, sie hat den Zauber der Baltimores nicht nur miterlebt, sondern auch mitgeprägt. Marcus wird von seinen Erinnerungen an die schönsten Monate seiner Jugend überrollt. Doch die Rückschau ist auch schmerzhaft, denn ihm wird klar, der Keim für die Katastrophe, welche über die Baltimores hereinbrechen sollte, wurde früh gelegt. Aber immer noch vermisst er die Goldman-Gang und er weiß, dass er diese nur zurückholen kann, wenn er von ihr erzählt. Eigentlich will er ihnen ein Denkmal setzen, aber auch ein noch so begabter Schriftsteller wie Marcus Goldman kommt an der Wahrheit nicht vorbei. Dennoch oder gerade deshalb schreibt er die Geschichte der Baltimores in einer Melange aus traditionellem Familienroman und coming-of-age Geschichte. Er berichtet vom Aufstieg und Fall der Baltimores und entlarvt dabei auch seine eigenen Selbsttäuschungen, Die Montclairs spielen eine untergeordnete Rolle, zunächst. Doch irgendwann wird klar, was Alexandra immer schon wusste: Dass die Montclairs der bessere Teil des Clans waren. Und am Ende nur die Menschen zählen, die man liebt und von denen man geliebt wird.

Wieder zeigt Joël Dicker, wie gut er Charaktere und Situationen zu zeichnen vermag, wie aufmerksam er menschliche Abgründe erfühlt und aus all dem dramatische Spannung erzeugt. Auch dieser Roman ist erstaunlich komplex, dabei mit Leichtigkeit auf verschiedenen Zeit-und Handlungsebenen beleuchtet. Nach und nach sehen wir, dass die Baltimores eine Familie sind, die viel Zeit damit zubringt, ihr eigenes Image zu pflegen. Vergangenes – und sei es noch so belastend – wird nicht aufgearbeitet, alle zeigen sich von ihrer besten Seite und es funktioniert. Die Großeltern, die Montclairs, Marcus – sie alle sehen nur das, was sie sehen sollen. Im Mittelpunkt der Erzählung steht eine Katastrophe, auf die alles zusteuert, die aber keiner kommen sah. Zu perfekt war das Image. Ein weiteres wiederkehrendes Thema im Roman ist Eifersucht. Eifersucht, die nicht nur in der Liebe, auch in einer Freundschaft zum vorherrschenden Gefühl werden kann. Eifersucht ist ein beschämendes Gefühl, aber auch eines, das Energien freisetzen kann. Leider nur allzu oft düstere Energien, die in Verrat münden, wenn man sie nicht kontrollieren kann. Die Frage, wieviel Rivalität Freundschaft verträgt, wird zum Überlebenskampf.

In meiner Rezension zum erstem auf deutsch erschienenen Roman des Genfer Juristen und Schriftsstellers Joël Dicker “Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert” schrieb ich “Ein Buch wie ein Autounfall. Man will nicht hinsehen, tut es aber doch man kann einfach nicht aufhören, zu lesen. Vollkommen unmöglich.” Mit der Geschichte der Baltimores ist es genauso, ganz genauso. Man sollte sich besser für die kommenden Tage nicht allzu viel vornehmen, wenn man mit diesem Buch beginnt. Der Roman zieht einen einfach zu tief in einen ganz besonderen Sog und das Schlimmste daran: Man weiß nicht wirklich, wie der Autor das macht. Joël Dicker bedient sich einer unprätentiösen, klaren Sprache. Seine Cliffhanger am Ende eines Kapitels sind nicht allzu spektakulär, seine Charaktere sind fein gezeichnet, so richtig verliebt man sich dennoch nicht in sie und dennoch: Man kommt einfach nicht weg von dieser Geschichte, man kann sich dem Zauber, den Dicker entfaltet, einfach nicht entziehen. Es ist, als ob man zur Familie der Goldmans gehört, als ob einem der Wind eine Geschichte erzählt, die Geschichte von Dir und mir, die Geschichte von uns allen. Dicker erschafft Welten, die einem fremd sind, zu denen man sich aber zugehörig gefühlt. Eifersucht, Neid, Sehnsucht nach Geborgenheit, nach Zugehörigkeit, der Wunsch, etwas darzustellen – das sind Gefühle, die jeder kennt. Gefühle, die jeden von uns antreiben. Und Dickers Geschichten erzählen davon, was diese Gefühle mit uns und unserem Beziehungsgeflecht machen und wo sie hinführen können. Vielleicht ist es das, was so fesselt an seinen Büchern: Er schafft Situationen, in die man sich gut hineinversetzen kann und man erkennt sich wieder, man will einfach wissen, wie es ausgeht, wenn eine Person so handelt, wie man es selber vielleicht schon oft gedacht hat. Und dabei ist die Geschichte phantastisch genug, dass sie den Zauber des uns Fremden, einer ganz anderen Welt darüber legt.

Das Buch endet acht Jahre nach der Katastrophe und wir erfahren noch, wie es den Überlebenden gegangen ist. Vor allem müssen sie erkennen, dass es die eine alles bestimmende Katastrophe nicht gibt. Es gibt nur Katastrophen, große und kleine, wenn auch manche Katastrophen so gewaltig sind, dass sie einen Schlusspunkt setzen. So banal, so schrecklich. Vielleicht müssen wir lernen, was der bewunderte Onkel am Schluss des Buches erkennt: Katastrophen sind unvermeidlich, sie haben im Grunde keine große Bedeutung. Wichtig ist nur, wie wir sie überwinden. Die letzten Seiten widmen sich der Versöhnung und hätten eine üble Kitschorgie werden können, aber Dicker bleibt auf seinem Kurs. Das Ende ist bittersüß mit einer Prise tieftraurig, aber auch ehrerbietend und sehr wahrhaftig. Weil es in wenigen Worten das Fazit resümiert, welches Dicker so sehr am Herzen liegt: man kann nicht glücklich werden, wenn man nicht verzeihen kann. Nicht nur denen, die einem etwas angetan haben, auch sich selbst.


Genre: Gesellschaftsroman, Romane
Illustrated by Piper München, Zürich