Der Mars in ferner Zukunft: Um eine Atmosphäre wie auf der Erde zu schaffen, ist der Mars mit einem riesigen Baldachin versehen worden, der auf ebenso riesigen Stützen steht. Der Bereich unter dem Baldachin ist in verschiedene Zonen unterteilt. Allerdings erschüttert gerade ein Krieg den Mars, in welchem sich die Warlords zerfleischen. Darunter leidet besonders die Bevölkerung, denn das Militär der gegnerischen Parteien nimmt keinerlei Rücksicht auf Zivilisten. Das Mädchen Erika ist eine Kriegswaise, die von einem mobilen Arzt aufgelesen und zusammen mit dem Cyborg-Mädchen Yoko in ein Waisenheim gebracht worden ist. Yoko, nur zu 20 % Mensch, muss erst lernen, mit ihrem derzeitigen Maschinenkörper zurecht zu kommen. Da ist es auch nicht gerade hilfreich, dass die anderen Mädchen des Waisenhauses Yoko mobben. Erika hält zu ihr. Die Anführerin Ninon will Erika als ihre Dienerin, aber nur unter der Bedingung, dass Erika sich von Yoko lossagt. Um Erika für sich zu gewinnen, lädt Ninon die beiden Mädchen in ihr geheimes Versteck ein. Dort werden sie vom Militär überrascht, das kaltblütig nacheinander alle Mädchen bis auf Erika und Yoko tötet. Erika und Yoko können fliehen und werden wieder vom mobilen Arzt aufgenommen. Allerdings bricht durch die Rücksichtslosigkeit der Militärs der Baldachin an einer Stelle und die tödliche Atmosphäre bringt alle Flüchtlinge um – außer die drei, die in ihrem Bus überleben. Aber wie lange noch?
„Battle Angel Alita“ (Science Fiction, Cyberpunk) ist einer der Manga-Klassiker, der es in Deutschland schon Ende der 90er in die Comic-Läden geschafft hat. Damals noch in aufgeblasener, überteuerter Ausgabe mit nur ca. 40 Seiten – aber was tut (und kauft) man nicht alles als Fan, um in dem damals noch manga-unterentwickelten Land an seinen Lesestoff zu kommen. Bisher sind „Battle Angel Alita“ und „Battle Angel Alita: Last Order“ (quasi ein Alternativende zur ersten Serie) erschienen. „Battle Angel Alita: Mars Chronicle“ knüpft an „Last Order“ an. Die Serie ist nicht umsonst erst ab 16 Jahren freigegeben, denn die Grausamkeiten des Krieges und der apokalyptischen Welt, in der Alita lebt, werden nicht ausgespart. Und man wird als LeserIn an die aktuelle Flüchtlingslage erinnert, wenn man die Kapitel über die Kriegsverheerungen und Flüchtlingsströme liest. Gerade die gefühllose Tötung der Kinder (obwohl auch diese durch den Krieg anfangen zu verrohen), gehen einem nahe. Die Zeichnungen unterstreichen die Geschichte sehr gut, haben detaillierte Hintergründe oder auch nicht, je nach Situation, die herausgestellt werden soll, und zeigen die Dynamik, für die gerade Action-Mangas berühmt sind. Einziges Manko: Dass sich Ninon plötzlich zu einem netten Mädchen wandelt, nimmt man ihr nicht ab. Der Chara wirkt in der Kürze der Zeit, in der er vorgestellt worden ist, sehr unausgegoren. Da stellt sich der LeserIn die Frage, ob Ninon, wenn sie überlebt und tatsächlich später als Mensch adliger Herkunft eine Königin geworden wäre, eine gute Anführerin hätte werden können oder ob ihr Tod einiges an zusätzlichem Leid erspart hat.
Insgesamt eine spannende Geschichte für SF-Fans, die starke Frauen in lebensfeindlicher Umgebung zeigt. Nicht umsonst ein Klassiker. Wer solche Mangas mit starken Frauen in feindlicher Welt mag, dem sei noch „Sarah“ von Katsuhiro Otomo und Takumi Nagayasu ans Herz gelegt. Leider gibt es Letzteren nur noch gebraucht und unabgeschlossen.
Basiert das auf den Mars-Chroniken von Ray Bradbury?
Ich schätze mal, dass dieser Klassiker den Japanern sicherlich bekannt ist. Aber die Japaner haben für ihre Mangas und Animes ihre eigene SF-Tradition, die auf Cyberpunk, Apokalypsen, Cyborgs, Androiden und Mechas beruht und diese Themen immer wieder variiert und mischt. Klassiker sind u.a.: “Ghost in the Shell”, “Battle Angel Alita”, “Gundam Crisis”, “Akira”, “Neon Genesis Evangelion”, “Armitage III.”, “Dominion”, “Appleseed”, “Orion”, “Macross”.