Was wäre geschehen, wenn die Nazis schon über die heutige Computertechnologie verfügt hätten, wenn sie ihre Bürger hätten total überwachen und aus den Datenbergen Bewegungsprofile erstellen können? – Andreas Eschbachs Ausgangsfrage in seinem Roman »NSA« ist ebenso klug wie spannend. Weiterlesen
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NSA – Nationales Sicherheits-Amt
The Fireman
Wieder mal naht das Ende der Welt, dieses Mal in Form der globalen Seuche »Dragonscale«, eine Krankheit, die die Haut der Befallenen zwar mit wunderschönen Mustern bemalt, aber eben auch dafür sorgt, dass diese über kurz oder lang spektakulär in Flammen aufgehen. Es gibt kein Gegenmittel, weite Teile des Landes sind bereits verbrannte Erde und die noch nicht Infizierten versuchen verzweifelt, sich mit allen Mitteln zu schützen und dazu gehört auch, die Kranken präventiv zu töten. Die Krankenschwester Harper hat sich ebenfalls angesteckt und als ihr Psycho-Ehemann dahinter kommt, will er sie und ihrer beider ungeborenes Kind umbringen.
Die Rettung naht in Gestalt von John Rookwood, der als »Fireman« einen legendären Ruf erworben hat, da er nicht nur gelernt hat, sich vor den Flammen zu schützen, sondern diese als Waffen zu benutzen. John bringt Harper nach Camp Wyndham, ein Rückzugsort für Infizierte, die aber mit der Krankheit umzugehen wissen und daher nicht unmittelbar gefährdet sind. Zunächst lässt sich alles gut an, aber schon bald wachsen die Spannungen im Camp und Harper muss erkennen, dass die mobilen Verbrennungskommandos der »Gesunden« nicht die einzige Gefahr für sie und das Kind in ihrem Leib darstellen…
Mit »The Fireman« hat Joe Hill sein bisher bestes Buch abgeliefert, ausgefeilte Charaktere vielschichtig gezeichnet, geistreich witzige Dialoge, ein stringenter Plot und ein gelungen aufrechterhaltener Spannungsbogen lassen trotz knapp 800 Seiten keine Langeweile aufkommen. Dabei bedient er eine breite Palette an Lesern, die Fans von apokalyptischen Endzeit-Szenarien ebenso wie die klassischen Gore-Hounds, denn auch bei den blutigeren Szenen hält er bis zum bitteren Ende voll drauf statt barmherzig abzublenden, wie es andere Genre-Schreiber schon mal gern tun. Am wichtigsten aber ist: Joe Hill hat eine interessante Geschichte zu erzählen und das macht er richtig gut, denn er hat sich auch sprachlich gehörig weiterentwickelt, ohne dass die Empathie dabei zu kurz kommt. Auf die kommenden Werke dieses Autors darf man jedenfalls gespannt sein.
Überhaupt ist das Frühjahr 2016 eine höchst erfreuliche Zeit für alle Freunde gepflegter Horror-Literatur: Zunächst legt Joe Hill vor und demnächst zieht dann sein Dad Stephen King mit »End of Watch«, dem Abschluss der Bill Hodges-Trilogie nach; ein weiteres Highlight, auf das sich nicht nur die Hardcore-Fans freuen können.
P.S.: Wie schon in seinen früheren Werken beweist Joe Hill übrigens auch in »The Fireman« einen exzellent erlesenen Musikgeschmack. 😉
P.P.S.: Joe Hill vermarktet sein Buch absolut professionell. Schon vor dem Erscheinen verschickte er großflächig Rezensionsexemplare, so dass sich sein Vater in einer Mail beschwerte »…it would be really nice if I could get an advance reader’s copy of my son’s book since every motherfucking person on the planet seems to have a copy.« Derzeit tourt er unermüdlich auf Vortrags- und Lesereise und begleitet das ausführlich in den sozialen Netzwerken wie Twitter. Ergebnis: »The Fireman« steht aktuell auf Platz 1 der New York Times Bestsellerliste.