Eine ganze Lebensspanne…
Drei Freunde, deren Schul- und Studienzeit samt ein fast komplettes Leben danach. Von nichts weniger und doch von viel mehr handelt dieser Roman, den der Autor, Louis Begley einen Ich-Erzähler vortragen lässt. Die USA der 50er bis späten 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, das ist der Zeitrahmen und Harvard, New York, Paris, Rom und die Ostküste der Vereinigten Staaten sind die Orte der Handlungen.
Der Ich-Erzähler, Sam Standish lernt in Harvard seine Mitbewohner im Studentenwohnheim kennen: Archie und Henry. Henry ist, wie Louis Begley selbst, als Jude nach dem Zweiten Weltkrieg aus Polen in die USA geflohen. Archie, mit vollem Namen Archibald T. Palmer III., ist Sprössling eines Army-Generals, aufgewachsen in verschiedenen Kasernen, in denen sein Vater stationiert war und ein ebenso liebenswerter wie von Selbstzweifeln unangetasteter Hallodri.
Diese drei jungen Männer entwickeln über die ganze Länge des Romans, also eine lebenslange Freundschaft. Archie stirbt als erster. Sam und Henry bleiben nicht nur übrig, sondern sind die eigentlichen Zentralgestalten dieses Romans. Wir erleben lesend die Entwicklung dieser Freundschaft, die Beziehung dieser Jungen und Männer zu ihrer Umwelt, geprägt von den Aufstiegsszenarien des „amerikanischem Traumes“. Wir sehen zu, wie für die Heranwachsenden der Versuch, Mädchen aus der Upperclass zu Erobern ebenso wichtig wird, wie die Abgrenzung zur eigenen Familie, der jeweils eigenen Herkunft. Sam stammt aus einem „Upperclass Haushalt“, seine Eltern sind vermögend, aber lieblos ihm gegenüber. Henry, der den Faschismus und den Holocaust in Polen als Kind und Jugendlicher versteckt überlebte, der mit seiner Mutter und dem Vater in die USA übersiedelte, kommt aus einem Haushalt, in dem es zwar materiell keine wirkliche Not herrschte, wohl aber eine für ihn auf andere Weise beklemmende Situation: „Solange es Leute gibt, die es kümmert, ob ich ein Jude bin, der vorgibt, keiner zu sein, so lange muss ich Jude bleiben, auch wenn ich mir innerlich nicht jüdischer vorkomme als ein geräucherter Schweineschinken. Wenn jemand mich fragt, muss ich sagen, daß ich Jude bin – es sei denn, diese Wahrheit bringt mich in ein Konzentrationslager oder kostet mich das Leben. Das bin ich mir schuldig, sonderbar für einen wie mich, der nicht glaubt, daß er irgendwem irgendwas schuldet. Aber es ist eine Ehrensache für mich“ lässt Begley den jungen Henry in einer Schlüsselstelle des Textes sagen.
Dass diese Erzählung so fesselnd bleibt, ja mehr noch, dass man sich sogar in fast melancholischen Stimmung wiederfindet, wenn die letzte Seite gelesen ist – das ist eine schriftstellerische Großleistung.