
Es herrscht ja nun wahrlich kein Mangel an Literatur über die größte Rock ‘n’ Roll Band der Welt, auch über die einzelnen Protagonisten der Rolling Stones findet der Fan mühelos genügend Bücher höchst unterschiedlicher Qualität.
Richard Houghton hat mit »Rolling Stones: I was there« einen anderen Weg eingeschlagen als die meisten Autoren: Anstatt die sattsam bekannten Frauen- und Drogengeschichten zum drölfzigsten Mal auszuwalzen oder die unzähligen Hits und Platten aufzulisten, lässt er chronologisch Augen- und Ohrenzeugen der Konzerte zu Wort kommen; von den Anfängen der Band 1962 in düsteren Kellern Londoner Clubs bis zum legendären Auftritt im Hyde Park 1969, wenige Tage nach dem Tod von Brian Jones.
Der Leser begibt sich damit auf eine faszinierende Zeitreise in die 60er Jahre; die Jüngeren lernen durch die authentischen Berichte viel über das damalige Lebensgefühl, während ältere Semester in Erinnerungen schwelgen können. Immer wiederkehrende Themen sind zum Beispiel die Skepsis der Eltern gegenüber den Stones (im Gegensatz zu den Beatles); die so manchem jungen Konzertbesucher eine Menge findiger Kreativität abnötigte, um dabei zu sein oder die Hysterie der (meist weiblichen) Fans, die durch ihr permanentes Geschrei verhinderten, dass man etwas von den Songs verstand.
Interessant auch die unterschiedliche Wahrnehmung der Darbietungen: Während sich manche Zeitzeugen begeistert über den Sound äußern, beklagen andere Besucher (desselben Konzerts) die miese Qualität. Viele Fans sahen die Stones in den 60ern mit Freund oder Freundin und nicht wenige davon feierten inzwischen goldene Hochzeit mit dem damaligen Partner; fast allen der im Buch zu Wort kommenden Musikfreunde ist jedoch eines gemeinsam: Sie lieben die Band bis heute.
Richard Houghton lässt mit den Ohrenzeugenberichten die Entwicklung der frühen Stones Revue passieren; die Anfänge als Bluesband vor einer Handvoll Zuhörer bis zu den Superstars im Hyde Park vor einer halben Million (etliche Fotos der Musiker und der jungen Konzertbesucher gibt es auch). Und Superstars sind sie 50 Jahre später immer noch, unverwüstlich und unerreicht. »Rolling Stones: I was there« ist ein faszinierendes Dokument der Zeit- und Musikgeschichte nicht nur für Fans, sondern für alle, die sich für diese aufregenden Jahre interessieren. Über eine Fortsetzung würde sicherlich nicht nur ich mich freuen…
Sie lässt sich in Österreichs Bergen schockfrosten beim Hirsch-Watching, reist alternden Ameisenbären durch halb Europa hinterher und domestiziert eine Kakerlaken-Gang samt des berüchtigten Anführers Schabi Alonso: Anja Rützel ist die geborene Tierflüsterin (auch wenn man sich bisweilen nur schwer des Eindrucks erwehren kann, dass einige ihrer Patienten kurzerhand den Spieß umdrehen um ihrerseits als Rützel-Flüsterer zu reüssieren).
»Man darf als Kulturwissenschaftler nicht vor scheinbar niederen Themen und Phänomenen zurückschrecken, weil sich ein Müllmann auch nicht vor dem Müll fürchten darf.«




1970: Juan Diego ist 14 und lebt in einer Baracke neben einer Müllhalde in Mexico, wo er autodidaktisch das Lesen und sogar Fremdsprachen erlernt. Seine um ein Jahr jüngere Schwester Lupe kann Gedanken lesen und manchmal in die Zukunft blicken; wegen eines Sprachfehlers versteht sie allerdings nur ihr Bruder, der dann als (selektiver) Übersetzer tätig wird. Durch einen bizarren Unfall(?) werden die beiden zu Waisen und landen in einem Jesuitenheim für »verlorene Kinder«. Der Aufenthalt dort ist jedoch nicht von Dauer, ihr Weg führt die Geschwister in einen Zirkus, wo der Bruder als Seiltänzer eingesetzt werden soll, während die Schwester die Gedanken der Löwen lesen soll. Es kommt ganz anders…
Ich muss gestehen, dass mir die Erbseninseln (eine Gruppe von winzigen Eilanden bei Dänemark) bisher kein Begriff waren, aber das hat sich nach der Lektüre dieses wunderbaren Werkes gründlich geändert. In zehn Geschichten (»Passagen«) erzählt die Autorin vom Leben auf den Inseln und ihren Bewohnern; dabei fehlt weder Historisches noch Sportliches und am Ende wird der Leser sogar mit dem Rezept für eine leckere Erbsensuppe beschenkt.
n Bierexperte mit eigener TV-Show, begibt sich zu Recherchezwecken für sein neues Buch in den tiefsten Süden der USA, nach Gast, Tennessee. Das Kaff ist benannt nach dem schwerreichen Howard Gast, der zu Zeiten des Sezessionskriegs eine Eisenbahnlinie bauen ließ und dafür – lokalen Gerüchten zufolge – seine Seele dem Teufel andiente. Collier steigt in Gasts ehemaligem Wohnhaus ab und merkt schon bald, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht. Geistererscheinungen und schreckliche Alpträume aus der Vergangenheit sind hier an der Nachtordnung und dazu kommt noch seine Libido, die verrückt spielt und sich rasend steigert …
Ein Buch, das so beginnt kann nicht gänzlich unbrauchbar sein und dieses ist im Gegenteil höchst vergnüglich, auch wenn man es stilgerecht eigentlich in der Adventszeit lesen müsste. Wir befinden uns in dem kalifornischen Kaff Pine Cove, nicht zum ersten Mal Schauplatz eines Romans von Christopher Moore, wo die Vorbereitungen für das Fest der Liebe auf Hochtouren laufen. Durch ein Missgeschick kommt der dabei der als Weihnachtsmann verkleidete Rabauke Dale Pearson nach einem Gerangel mit seiner Ex-Frau zu Tode un ein kleiner Junge droht ob des zufällig beobachteten Ablebens des heiligen Mannes traumatisiert zu werden. Wie praktisch, dass der törichte Erzengel Raziel (bekannt aus „Die Bibel nach Biff“) gerade in der Nähe und auf der Suche nach dem alljährlich fälligen Wunder ist: Flugs macht er das Geschehene rückgängig; allerdings werden durch einen Flüchtigkeitsfehler auch gleich noch alle anderen Bewohner des Friedhofs wiederbelebt. Und wie man es aus zahlreichen einschlägigen Filmen kennt, ist mit den lebenden Toten nicht gut Kirschen essen…