Peter Schlemihl ist ein armer Teufel und so nimmt es nicht Wunder, dass er seinen Schatten gegen ein unerschöpfliches Füllhorn voll Gold verkauft. Aufkäufer ist ein mysteriöser grauer Geselle, der ihm auf einer Gartenparty begegnet. Zunächst scheint der Handel ein gutes Geschäft, denn Schlemihl wird dank der Reichtümer schnell zum hochgeschätzten Wohltäter; alle Türen öffnen sich ihm geschwind.
Doch dann wendet sich das Blatt, seine Mitmenschen bemerken den fehlenden Schatten und der eben noch Umgarnte wird zum Paria der feinen Gesellschaft. Selbst sein Liebesglück droht zu zerbrechen als die Auserwählte ein Ultimatum stellt, um den Schatten wieder zu beschaffen. Da taucht in letzter Minute erneut der Graue auf, mit dem nächsten Angebot im Gepäck: Schlemihl bekommt den verlorenen Schatten zurück, wenn er dafür seine Seele abtritt …
Mit dieser Geschichte gelang Adelbert von Chamisso der literarische Durchbruch und das ist durchaus gerechtfertigt, denn sie ist stringent ausgearbeitet und gut geschrieben. Natürlich wirkt der antiquierte Schreibstil auf den modernen Leser zunächst mitunter befremdlich und es bedarf einiger Zeit, sich daran zu gewöhnen, aber die sollte man sich nehmen, denn es lohnt sich. Liebhaber der Sprache werden mit einer Fülle kunstvoller Begriffe verwöhnt und werden an dem Text viel Freude erfahren. Und man darf getrost darauf verzichten, sich den Kopf mit allzu tiefschürfenden Interpretationen zu zerbrechen, denn die Geschichte ist ein Märchen und war ursprünglich für Kinder gedacht.
Angereichert ist das Buch vom Herausgeber Ruprecht Frieling mit farbigen Holzschnitten von Ernst Ludwig Kirchner und gewohnt sorgfältigen Hintergrundinformationen zum Verfasser und zur Zeitläufte. Gerade diese aufwändig recherchierten Hintergründe und Beigaben unterscheiden Frielings Klassiker-Ausgaben von anderen Verlegern, die oft genug nur lieblos die ungeschminkten Texte veröffentlichen und sich dabei meist nicht einmal sonderlich um Design oder Lesbarkeit bemühen; Chapeau dafür, Herr Frieling!