Die Ballade von Halo Jones

Die Ballade von Halo Jones: Alan Moore braucht man nicht extra vorzustellen. Wie kaum ein anderer hat er das Comic-Genre revolutioniert. Auch mit diesem 2020 erstmals auf Deutsch erschienenen Science-Fiction Abenteuer aus dem Jahre 1984 nahm der gutgelaunte Engländer vieles vorweg. Halo Jones lässt grüßen, und das beinahe in Breitbandformat!

Halo Jones: Reich des Müßiggangs

Im 50. Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung gibt es nicht nur Müllströme durchs Weltall, sondern auch „Zenaten“, eine Mischung aus Zen und „Granate“, die zur Beruhigung mit Alphawellen auch von Halo Jones‘ Freundin Rodice eingesetzt wird. „…und dann, wenn du eins bist mit dem Jetzt, kannst du deinen Kopf völlig leeren“, schwärmt sie über die Segnungen der Zenate. „Manche habe dabei weniger zu tun als andere“, fügt ihre Kollegin lakonisch hinzu und steuert das Raumschiff in eine andere Richtung. Was hier so munter beginnt und voller eigener Idiome versucht, eine neue Welt zu erschaffen, ist nichts anderes als ein knallbuntes Science-Fiction-Abenteuer in den unendlichen Weiten des Weltalls, das mit flotten Sprüchen auch mal Gesellschaftskritik übt. „Lasst uns in Ruhe, Ihr Discountertussis“, droht die eine, mit ihrem „Kotzstik“ in der Linken. Cybertollwut grassiert allerorten und manche Mitbewohner des Planeten sind bereits lobotomisiert worden. Und der Planet selbst ist von einem „Ring“ umgeben, in dem sich das Reich des Müßiggangs befindet. Alle Einkunftslosen der Zukunftsgesellschaft befinden sich hier und können in Zenate-Gelassenheit ihren Hobbies nachgeben.

Der Ring: eine riesige Müllkippe

Mit anderen Worten: der Ring ist „eine riesige Müllkippe, auf der Amerika seine Arbeitslosen ablud“. Und wer den hellsten Stern am Himmel genießen will, muss bald wie Helo Jones feststellen, dass dies „unser Abfallentsorgungsanhänger“ ist. Aber es gibt da einen Millionär, Lux Roth Chop, der den Krieg gegen Freie Kolonialweltn in Tarantulanebel finanziell unterstützt. Mit dem Schiff Clara Pandy macht sich Halo Jones als Freiwillige in Begleitung des Blechhundes und einer Glyphe auf in die unendlichen Weiten des Weltraums und ein neues Abenteuer beginnt, das insgesamt auf neun Teile ausgedehnt werden sollte. Das laut Moore „großartigste Comic der Galaxis ist ein knallbuntes Sci-Fi-Abenteuer voller skurriler Einfälle und einem ganz eigenen Jargon, den man natürlich erst erlernen muss, um in den vollen Genuss zu kommen. „Oh, ja. Spiel’s nochmal, Yortelbuzzgubbly.“

Alan Moore

Die Ballade von Halo Jones 1

Zeichner: Ian Gibson

Autor: Alan Moore

2020, Hardcover, 72 Seiten

ISBN: 9783741620690

Panini

17,00 €

Alan Moore

“Die Ballade von Halo Jones 2”

Originaltitel: The Ballad of Halo Jones 2

Zeichner:   Ian Gibson

Autor:       Alan Moore

2021, Hardcover, Science-Fiction, 64 Seiten

ISBN: 9783741621642

Panini


Genre: Comic, Futurismus, Humor, Science-fiction
Illustrated by Panini Comics

Der tragikomische Kafka

Wagenbach, prononcierter Kafka-Kenner und ehemaliger Verlagsleiter des gleichnamigen Verlages hat sich Zeit seines Lebens über „die Schulweisheit vom dunklen Kafka geärgert“ und immer wieder einen Kafka voll hintergründigem Humor, unerwarteter Wendungen, mit einer Vorliebe für das Paradoxe und mit einer Neigung zur Ironie des Absurden ausgegraben und hervorgekehrt. Dies ist auch das Anliegen dieser Auswahl an Auszügen aus seinen Romanen und Kurzgeschichten, die der Herausgeber hier zusammengestellt hat.

Der tragikomische Kafka

In „Der Verschollene“ – besser bekannt unter dem Titel „Amerika“ kommt Kafkas Hang zu spitzbübischem Humor besonders gut zur Geltung handelt das Romanfragment doch von dem sechzehnjährigen Karl Roßmann, der einem modernen Simplicissmus gleich die Tücken der Neuen Welt kennenlernt. Ein Auszug aus „Der Verschollene“ ist in vorliegender Publikation unter dem Titel „Slapstick“ abgedruckt und erzählt die Episode von der Reinigung der Wohnung der Opernsängerin Brunelda in gewohnt süffisant-witzigem Ton, so wie wohl auch Wagenbach „seinen“ Kafka gerne sieht. Aber auch sonst gibt es mannigfaltige Beweise für Wagenbachs These von einem „lustigen Kafka“. Man erinnere sich nur an den „Ein Bericht für eine Akademie“ in dem Kafka – oder der Erzähler – in die Rolle eines Affen schlüpft, um von seiner Menschwerdung zu erzählen: „Verzicht auf jeden Eigensinn war das oberste Gebot, das ich mir auferlegt hatte; ich freier Affe, fügt mich diesem Joch.“

Kafka voller Humor

Eine andere Geschichte erzählt von der tragikomischen Sorge des Trapezkünstlers, dem die eine Stange nicht reicht und der sich zu viele Gedanken macht. „Erstes Leid“ ist eine Episode aus seinem Leben übertitelt, die von seiner Weigerung vom Trapez zu steigen erzählt und seinen Impresario ernsthafte Sorgen bereitet, selbst als er ihm endlich eine zweite Stange und Trapez besorgt. In einem Ministeriums- oder Versicherungsbüro wiederum spielt die Geschichte von dem Beamten, dem seine Kollegen die täglichen Aktenberge neiden. „Warum wurde er gerade hier so unbeherrschbar müde, wo niemand müde war oder wo vielmehr jeder und immerfort müde war, ohne das dies aber die Arbeit schädigte, ja es schien sie vielmehr zu fördern“. Wen diese Worte vom witzigen Kafka nicht überzeugen, der kann sich in vorliegender Anthologie mittels der anderen Auszüge aus Kafkas Werk gut Appetit machen auf das eigentliche große Werk Kafkas, das jeder einmal gelesen haben sollte.

Franz Kafka
Ein Käfig ging einen Vogel suchen
Komisches und Groteskes
Zusammengestellt von Klaus Wagenbach
SALTO. 2018
144 Seiten. 11 x 21 cm. Rotes Leinen. Fadengeheftet. Gebunden mit Schildchen und Prägung
18,– €
ISBN 978-3-8031-1335-1
Wagenbach Verlag


Genre: Anthologie, Humor, Komik, Kurzgeschichten
Illustrated by Wagenbach

Warum Deutsch die wundervollste Sprache der Welt ist

Deutsche Sprache – Schwere Sprache. So lautet ein geflügeltes Wort, das die Tücken und Fallen unserer Muttersprache andeutet. Andere hingegen spielen mit der Sprache, sie lieben Deutsch allein schon wegen fortgefahren, fort gefahren und Ford gefahren.

Die promovierte Literaturwissenschaftlerin Marlena Fischer erklärt uns nun in einem kleinen Buch, warum Deutsch zumindest für sie »die wundervollste Sprache der Welt« ist. Weiterlesen


Genre: Humor, Sprache
Illustrated by Riva Verlag München

Der Hundertjährige, der zurückkam, um die Welt zu retten

Der Hundertjaehrige der zurueckkam um die Welt zu retten von Jonas Jonasson

Sechs lange Jahre, nachdem der Hundertjährige aus dem Fenster stieg und auf wundersamen Wegen und nach absurden Abenteuern ein hübsches Barvermögen sammelte, kehrt Allan Karlsson wieder in die Bücherwelt zurück. In dieser Warteschleife alterte der Hauptheld zum Glück nur ein Jährchen, denn die Story beginnt an seinem 101. Geburtstag, den er auf Bali verbringt. Weiterlesen


Genre: Humor, Politische Romane, Romane
Illustrated by C. Bertelsmann München

Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid

Mit seinem eigenwilligen Roman »Ein Mann namens Ove« bewies Fredrik Backman, dass schwedische Autoren viel mehr können als spannende Krimis mit eigener Melodie zu verfassen. 2013 wurde er dafür zum erfolgreichsten Autor Schwedens gekürt. Sein Folgeroman »Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid« stieg auch in Deutschland sofort in die Bestsellerlisten auf, obwohl oder gerade weil Großkritiker vor dem Buch warnen, das ihnen zu schlicht ist. Weiterlesen


Genre: Humor, Romane
Illustrated by Fischer Taschenbuch Frankfurt am Main

Amerika (Alle Toten fliegen hoch Band 1)

Mit seinem Erstling »Alle Toten fliegen hoch« begibt sich Joachim Meyerhoff auf das schlüpfrige Parkett der Autobiografie. Der in einer norddeutschen Kleinstadt aufgewachsene Autor, Baujahr 1967, setzt im Alter von 17 Jahren mit seiner Ich-Erzählung an. Chronologisch schildert er ein Jahr, das er als Austauschschüler in Amerika verbrachte und ihn ganz offensichtlich prägte. Weiterlesen


Genre: Autobiografie, Erinnerungen, Humor
Illustrated by Kiepenheuer & Witsch Köln

Besoffen – Deutsch. Ein Wiener Sprachführer

Ein Sprachführer durch das Wienerische: Besoffen Deutsch

Homseihinshianschssn?“ Die vorliegende Holzbaum Publikation “Besoffen -Deutsch” widmet sich wie immer mit sehr viel Humor ganz besonderen Verständigungsschwierigkeiten, denn wer versteht den Wienerischen Besoffenen noch, wenn ihn selbst die Wiener nicht mehr verstehen können. Ein kleiner blauer Sprachführer schafft jetzt Abhilfe, denn mit „Besoffen – Deutsch. Ein Wiener Sprachführer
“ von Harald Havas, kann man ihm nun immer und überall und gut vorbereitet begegnen: dem Homo viennensis ebrius, dem betrunkenen Wiener, auch – laut Autor – als „gemeiner Bsuff“ bekannt. Die eingangs erwähnte Floskel kann hier aus Pietätsgründen leider nur sinngemäß und nicht wortwörtlich übersetzt werden: „Geht es auch günstiger?“

Besoffen auf Wienerisch

 

„Sbife is Glas!“ Wer einem betrunkenen Wiener begegnet – und das muss, wie auch der Herausgeber betont durchaus nicht unbedingt immer in der österreichischen Hauptstadt sein – der ist künftig gut gewappnet: in 20 kurzen, aus dem Leben gegriffenen, beispielhaften Lektionen wird archetypisch die Ausdrucksweise der Spezies Homo viennensis ebrius vermittelt und für mehr Verständnis gesorgt. „Denn gar nicht selten ist der betrunkene Wiener auch in den Bergen oder am Meer anzutreffen. Manchmal sogar in Begleitung seines Weibchens, das oft seine Leidenschaft für alkoholisch-induzierte Entrückungszustände teilt“, schreibt Havas und spricht damit zugleich eine Warnung aus: sie können auch in Paaren (!) auftreten. Zum Beispiel am Eislaufplatz: „Das Buffet ist hervorragend.“ Mehr als 600 weitere Floskeln erwarten Sie!

Bonustracks zum Mitsingen

 

Als Bonustracks werden in “Besoffen – Deutsch. Ein Wiener Sprachführer.” auch bekannte Wienerlieder, die beim Heurigen mitgesungen und Austropop zum Mitgröhlen als Quiz vorgestellt. Etwa: „Eif Ah Ah Ah Ah Ah Eifiseif!“ Na, hätten Sie’s erkannt? Was? Na, dann wird’s höchste Zeit!

Harald Havas:
Besoffen – Deutsch
Ein Wiener Sprachführer
978-3-902980-63-2
38 Seiten, Softcover,
ISBN 978-3-902980-63-2
5,00 EUR
Holzbaum Verlag


Genre: Humor, Sprache
Illustrated by Holzbaum Wien

Suchbild mit Katze

Henisch_Suchbild mit Katze_110216.inddÜber Henisch` leise, feinfühlige Art zu schreiben ist schon viel gesagt worden. Im vorliegenden Roman besticht zudem sein sachter Humor, der nie zu Schenkelklopfern animiert. Sympathisch schon, dass im Romantitel eine Katze erwähnt wird – für sowas nehmen sich die Autorinnen und Autoren der Wichtigkeit heute nicht Zeit. Dann der Rekurs auf den Kater Murr. Auf E.T.A. Hoffman, der die Ahnung erweckt, dass Peter Henisch zur Handvoll Autoren und Autorinnen im deutschen Sprachraum zählt, die im Herzen sich Romantik und Fantastik auf liebevolle Art bewahrt haben. Auch Dr. Dolittle mitsamt Affen, Papagei und Schwalben bevölkern die Buchseiten. Und denen möchte der kleine Protagonist, der Ich-Erzähler in seiner Kindheit, eben eine Katze hinzugesellen. Und so will er eigentlich mit dem Schreiben beginnen. Daneben als Hauptfigur die Stadt Wien der Nachkriegszeit. Und zeitgeschichtliche Sequenzen – etwa der mögliche Atombombeneinsatz, den ein US-General gegen die Chinesen im Koreakrieg empfahl. Und der Bub schmiss alle seine Spielfiguren mit einem gewaltigen Ruck um, sodass die Katze Murli entsetzt davonsprang.
Do little: tu das Kleine, sieh es, erzähle davon, rücksichtsvoll mit gedämpfter Stimme. So entsteht Zärtlichkeit, Sympathie, Nächstenliebe. Die vermeintlichen Großartigkeiten und Besonderheiten, das Lamento und das Geschrei lass den Napoleons und Alexandern des Zeitgeistes, die permanent das Aller-Neueste plärren – selbstinszenierende Marktschreier oder Jammerer in Eitelkeit. Henisch stellt auf wundervolle Art das Gegenteil all dieser Negativismen dar. Der Roman versöhnt mit der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, die einem ganzheitlich Fühlenden ansonsten sehr wenig abzugewinnen imstand ist.
Manfred Stangl
Peter Henisch: „Suchbild mit Katze“, Deuticke, Wien, 2o16, 2o8 S, geb.; ISBN: 978-3-552-o6327-3


Genre: Humor, Romane
Illustrated by Deuticke Wien

Sehnsucht nach Nebudistan

Wer von den älteren Semestern Billy Mo und seinen Hit »Ich kauf mir lieber einen Tirolerhut« erinnert und über den tiefschwarzen Jazz-Trompeter und Schlagersänger aus Trinidad, der sich zum Gaudi der Zuschauer in eine alpenländische Tracht zwängte, schmunzeln konnte, der ist bei Thaddäus Troll richtig. Weiterlesen


Genre: Gesellschaftsroman, Humor
Illustrated by Kindler Berlin

Schweine befreien

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Theo Grabowski ist 35, mäßig erfolgreicher Lokaljournalist bei einem Anzeigenblatt und leidgeprüfter Fan des Zweitligaclubs FC Teutonia. Als er eines Morgens arg verkatert erwacht, erinnert er sich dunkel, in der Nacht zuvor den Vereinsmanager tot auf einem Schweinetransporter liegend gesehen zu haben. Umso größer die Verblüffung, als eben dieser Manager wenig später bei einer Pressekonferenz des Krisenclubs zwei vermeintlich heilsbringende Neuzugänge aus Kroatien vorstellt.

Grabowski beschließt, den Dingen auf den Grund zu gehen, was aber nicht einfach ist, da er an permanenter Geldnot leidet, sich allzu gerne von Freunden und Alkohol ablenken lässt und zudem immer mal wieder ein mysteriöses Ziehen im Schritt verspürt. Dennoch sammelt er bei seinen eher planlosen Ermittlungen zahlreiche Informationen, trifft geheimnisvolle Frauen und zwielichtige Fußballfunktionäre und taucht ein in die schillernde Welt der Spielerberater kurz nach dem Bosman-Urteil (der Roman spielt im Sommer 2001). Schließlich führt eine Spur auf den Balkan und er tritt die Reise an, trotz dezenter Hinweise, dass dort Gefahr für Leib und Leben droht…

»Schweine befreien« ist der erste Roman von Jens Kirschneck, seines Zeichens Redakteur beim Fußball-Fachblatt »11 Freunde« und er bietet formidabel spannende Unterhaltung nicht nur für Fußballfans, da der Autor ein weites Feld bestellt. Natürlich gibt es da die erwarteten Intrigen im globalisierten Fußballgeschäft, aber eben auch die Spätfolgen des jugoslawischen Bürgerkriegs oder die Balkanmafia. Mitunter ist das Buch mit Themen überfrachtet (Stichwort: 11. September), aber Kirschneck behält stets die Fäden in der Hand, die Stringenz des Plots geht nicht verloren.

Der Schreibstil ist flott, dabei wortgewaltig und die Protagonisten gefallen sich zwar manchmal in ein wenig Selbstmitleid, tun dies jedoch ohne nervende Larmoyanz. Gepaart mit dem trockenen Humor des Autors und seinen witzig originellen Sprachbildern und Wortspielen kommen Freunde gehobener Unterhaltung voll auf ihre Kosten, gerne mehr davon!


Genre: Humor, Krimi
Illustrated by Verbrecher Verlag