Wenn einem die Welt erst von den Teletubbies, dann von der Maus und schließlich vom Morgenmagazin erklärt wird, ist man drinnen. Adam mit den sechs Geschwistern dagegen war schon immer draußen. Während seine Mutter in der Klapse war, mußte er seine kleine Schwester mit Kinderliedern beruhigen. Später zitiert er ständig Ton Steine Scherben und Die Ärzte und setzt ansonsten ganz auf das Tun. Der Kraft der Sprache mißtraut er, während seine Gefährtin, die Erzählerin, ihren Glauben daran zum Beruf gemacht hat. Sie war immer drinnen und merkt jetzt erst, daß es ein Draußen gibt.
Adam hat goldene Hände und findet immerzu nützliche Sachen, die andere Leute weggeworfen haben, weil sie noch Moderneres, Teureres, Technisierteres haben wollen.
Adam macht sich Sorgen um die Welt. Wenn keiner mehr etwas selbst machen und selbst denken will, was soll aus der Menschheit werden? Seine Kinder sollen das Leben noch anfassen können, und so zieht die Familie aufs Land, weit weg vom Großstadtgetümmel. Mit wenig Geld bauen sie aus einem alten Haus ein neues Heim, helfen dem Bauern Holzapfel aus der Resignation und einer türkischen Familie aus der Bredouille. Dank neuer guter Freunde tauschen, schenken, bekommen und lernen sie jeden Tag Neues, Faszinierendes. Sie entdecken neue Düfte und Geschmäcker und den Genuß guten Essens. Sie schaffen sich ein Zuhause, das viele ersehnen. Doch die unkonventionelle Idylle wird mißtrauisch beäugt von Leuten, die schon immer wußten, wie die Welt sich zu drehen hat. Hier geht es um Grundsätzliches, denn wo käme man denn hin, wenn jeder an seinem eigenen Paradies bastelt?
Adam macht sich Sorgen um die Welt. Seine Kinder sollten alles können und in eine Zeit mitnehmen, in der die Menschheit alles vergessen haben würde, was sie sich seit der Steinzeit mühsam hatte beibringen müssen. Adam würde seine Kinder vor der Komplettverblödung bewahren, die er überall wachsen sieht, weil der Sinn weg ist, „und wenn der Sinn weg ist, kannst du den Verstand gleich hinterherschmeißen.“
Belebend und aufrüttelnd wirkt der kleine Roman von Birgit Vanderbeke, die 1956 in Dahme/Mark geboren wurde und nun seit vielen Jahren in Südfrankreich lebt.
Ohne besserwisserisches Gutmenschentum erzählt die einstige Bachmann-Preisträgerin eine Geschichte vom Menschsein. Weitsichtig schaut sie in die Zukunft und weist unaufdringlich, aber bestimmt darauf hin, daß sich etwas ändern läßt. Wunderbare Sprache, schön lakonisch und gerade deshalb so eindringlich.