Ich habe ein Buch geschrieben – Was nun?

Bücherprinz Ruprecht Frieling plaudert aus dem Nähkästchen über die Themen, die jeden frischgebackenen Autor interessieren.

Das ist der erste Satz des Ratgebers. Als ich das las, dachte ich – wieder ein Buch, in dem mir weitschweifig und kostenpflichtig erklärt wird, wie ich schreiben, veröffentlichen und insbesondere auch verkaufen soll. Wie ein Eheratgeber zur Diamantenen Hochzeit, denn ich gehe diesem Gewerbe jetzt über zehn Jahre nach. Weiterlesen


Genre: Ratgeber
Illustrated by Internet-Buchverlag Berlin

Die Meistersinger von Nürnberg

51C-YT3X+GLIch muss gestehen, ich hatte es früher nicht so mit Opern und mit Wagner schon gar nicht. Das hat eine längere Vorgeschichte und dem Autor Ruprecht Frieling verdanke ich, dass ich beidem – Opern und Wagner – inzwischen auch eine fröhliche Seite abgewinnen kann. Hinzu kommt, dass gerade die „Meistersinger von Nürnberg“ mit die lustigste Oper ist, die Richard Wagner je geschrieben. Und – ebenso wichtig – der Wortwitz des Autors. Man kann durchaus sagen, Ruprecht Frielings Witz ergänzt sich mit dem Richard Wagners.

Vor sehr vielen Jahren, ich war etwa 13 Jahre alt, führten wir in der Schule ein Theaterstück auf. Ein wichtiges Ereignis, es war kurz vor Weihnachten. Entsprechend nervös waren alle Beteiligten, die Lehrer, wir – die Schauspieler (wenn der Ausdruck gestattet ist) und ich ganz besonders. Es war ein Stück von Hans Sachs, und ich weiß noch, dass ich die Hauptrolle hatte. Um was es in dem Stück ging, habe ich verdrängt, vielleicht war es eine Prosa-Version der Meistersinger.

Man könnte meinen, jetzt schließt sich der Kreis, aber gar nichts schließt sich, denn ich war der Einzige von den etwa zehn Buben auf der Bühne, der weitgehend seinen Text vergessen hatte. Meine Mitstreiter flüsterten mir die Ohren voll, ein Lehrer drohte aus den Kulissen – ich wurde noch nervöser. Hinzu kam das vor Scham rot angelaufene Gesicht meines Vaters in der ersten Reihe mir schräg gegenüber. Ein Stück von Hans Sachs mit einem mehr oder weniger stummen Hauptdarsteller! Zur Not wäre es noch als Parodie durchgegangen, hätte die Schulleitung es entsprechend angekündigt. So wurde es ein Desaster.

Anschließend gab es eine vorgezogene Weihnachtsbescherung auf der Bühne, wir durften jeder eine Weihnachtsgabe aus einem Sack ziehen und ich grabbelte im Dunkeln des tiefen Sacks solange herum, bis ich das größte Paket gefunden hatte. Zu Hause verpasste meine Mutter mir nachträglich eine Ohrfeige, aber das ertrug ich tapfer. Ich hatte ein Paket von den Abmessungen eines Schuhkartons voll mit Süßigkeiten ergattert.

Aber zu den Meistersingern und Ruprecht Frieling. Ich habe selten eine so anschauliche und fundierte Beschreibung einer Oper gelesen. Vergleichbar sind nur noch seine anderen Bücher zum Thema Wagner, wie der „Fliegende Holländer“, um nur eins zu nennen. Der Autor beschreibt sehr eindringlich, dass auch Götter der Musik, Wagner war es ganz sicher, normale Sterbliche sind, die Ängste und Schwächen haben, von Geldsorgen und Todesahnungen geplagt werden, eben Menschen sind wie Du und ich. Dazu kommen die Geheimnisse der Texte und Reime und was das mit der jeweiligen Sprache zu tun hat, aus der sie stammen. Ein französischer Reim ist eben anders, als ein deutscher und auch das erklärt der Autor. Denn – das ist der Wettbewerb der Sänger – darüber wachten die Merker und sie entscheiden, wann ein vortragender Sänger versungen hatte, oder sich Meistersinger nennen durfte.

So einen Merker kannte ich damals auch, unseren Musik- und Mathematiklehrer, der auch noch Chorleiter war. Wenn wir einmal wöchentlich zum Chorgesang antraten (freiwillig, aber wer nicht kam, dem waren schlechte Noten gewiss!), dann schlich unser Merker Dr. S… (ich lass den Namen weg, aber glauben Sie mir, ich weiß ihn noch!), durch die Reihen und ohne Rücksicht auf Stimmbruch oder ähnliche körperliche Einschränkungen bekam man eine 6 in Musik verpasst. Hatte der Stimmbruch besonderes Ausmaß, dann gab es „der guten Ordnung halber“ auch gleich eine 5 in Mathe, denn die Mathe-Zensuren standen in seinem Notizbuch den Musik-Zensuren gegenüber. Ein Ärgernis für das Halbjahreszeugnis.

Jetzt kommt Ruprecht Frieling mit den „Meistersingern von Nürnberg“, lässt mich zurückdenken – und schmunzeln. Denn – und das geht ja mit dem Stimmbruch meistens einher – auch in den Meistersingern geht es um das weibliche Geschlecht. Auf unserem Gymnasium gab es nur Buben, aber das Mädchengymnasium war nicht weit. Auch bei Hans Sachs führt das zu allerlei verwerflichen Handlungen, allesamt aber verständlich – aus der Sicht des edlen Ritters Walther von Stolzing und Eva Pogner, des Goldschmieds hübsches Töchterlein, die nur den Walther will, und nicht den alten Erbsenzähler und Pedanten Sixtus Beckmesser.

Hätte mein Vater mir doch rechtzeitig erklärt, was man mit Gesang bei Mädchen erreichen kann! Er spielte Violine und Klavier, ich nur Trillerpfeife. Was aber nichts mit Musik zu tun hatte, nur mit Fußball.


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Der Mann, der wie Jesus wirkte

51VTiGsGUvL._SX312_BO1,204,203,200_Was haben Promis wie Goethe, Heinrich von Kleist, Wilhelm Busch und Truman Capote gemeinsam mit einer geheimnisvollen Mumie in der DDR (nein, nicht das, was Sie denken), einem Seiltänzer, Verkehrspolizisten, Catcher, oder Flohbändiger? Nun, sie alle sind Protagonisten in W.R. Frielings neuer Reportagensammlung über Männer, die in ihrem Leben etwas Besonderes geleistet haben.

 

Frieling hat diese Menschen entweder selbst aufgestöbert und interviewt oder er hat journalistisch sauber und sorgfältig recherchiert; in jedem Fall erzählt er launige Geschichten, die den staunenden Leser nicht nur bestens unterhalten sondern ihm auch interessantes Wissen vermitteln; mir zumindest war nicht bekannt, dass Heinrich von Kleist der Erfinder der Tageszeitung ist. Dennoch ist das Buch weit davon entfernt, nur staubtrockenen Lernstoff unters Volk zu streuen, das verhindern schon die oft skurrilen Charaktere und natürlich des Autors gewohnt geistreicher Sprachwitz; ein höchst veritables Lesevergnügen.

 

Die allgegenwärtigen Gleichstellungsbeauftragten könnten bemängeln, dass ausschließlich Männer portraitiert werden, aber sie mögen beruhigt sein, denn Frieling höchstselbst verspricht im Vorwort, dass ein Folgeband mit außergewöhnlichen Frauen schon in Arbeit ist. Na dann frisch ans Werk, wir freuen uns schon darauf!


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Der Bücherprinz

Dem ers51d4Wiy0R1Lten Teil seines Buches „Der Bücherprinz“ vorangestellt hat der Autor Ruprecht Frieling ein kurzes Gedicht von Tschingis Aitmatow. Zusammengefasst schreibt Aitmatow – nichts aus der Kindheit wird je vergessen, es begleitet uns bis ans Ende unserer Tage. Es war sicher Ruprecht Frielings Kindheit und Jugend, die aus ihm das machten, was er wurde – ein Revoluzzer, der er bis heute geblieben ist. Auch die langen Haare, das Wahrzeichen aller Widerständler der damaligen Zeit, trägt er heute noch.

Als Ruprecht 1952 in Oelde / Westfalen, das trübe Licht dieser Welt erblickte, gab es den Kaiser nicht mehr, auch Adolf Hitler war von der Weltbühne abgetreten, aber sie hatten in den Köpfen der Deutschen unauslöschliche Spuren hinterlassen, die – wenn man es genau betrachtet – bis heute nachwirken. Furzen in der Öffentlichkeit kostete zur Kaiserzeit 5 Mark Strafe, ersatzweise 1 Tag Haft. Conny Froboess packte damals gerade ihre Badehose ein, denn Nacktheit war untersagt, und ich kann mir vorstellen, dass die Hose, heruntergezogen am falschen Ort, mehr kostete, als 5 Nachkriegs-Mark und dass die Ersatzhaft, wenn man nicht zahlen konnte oder wollte, nicht in Tagen, sondern Monaten bemessen war.

noch angepasst mit fünf …

Noch angepasst mit fünf …

Ruprecht kam in ein – für damalige Verhältnisse – wohlgeordnetes Elternhaus. Sein Vater war streng, schließlich sollte aus dem kleinen Ruprecht ja mal was werden, ein angepasster Befehlsempfänger in den Fußstapfen seines Vaters. Und die Mutter, ebenfalls an die damaligen Vorstellungen von Familie, Recht und Ordnung angepasst (KKK – Kirche/Kinder/Küche), war ganz auf der Linie des Herrn Gemahls.

Strenge bedeutete das, Prügelstrafe, Ordnung. Gegessen wurde zu festen Zeiten, am zentralen Treffpunkt der Familie, einem ausziehbaren (wenn Gäste kamen) Holztisch im Esszimmer. Wenn ich das einfließen lassen darf – ich kenne diese Rituale auch. Wer bei uns abends um 7 Uhr nicht wartend mit gewaschenen Händen hinter seinem Stuhl stand, durfte gleich weiter ins Bett marschieren. Mit leerem Magen.

Menschliche Nähe? Dafür hatte man bei den Frielings Personal: Kinderfräulein, Zimmermädchen und für jegliche Arbeit, bei der man sich die Finger schmutzig machen konnte, gab es den Gärtner und hinter dem Lenkrad eines Autos sitzen war für den Herrn des Hauses nicht opportun; der Chauffeur war dafür zuständig. Das Kinderfräulein (das Fräulein war noch nicht aus der deutschen Sprache verbannt), hat mit einem aufgeschminkten Leberfleck zu Ruprechts ersten sexuellen Fantasien beigetragen und man darf annehmen, dass sie deshalb nur kurze Zeit im Hause Frieling arbeitete.

… mit 14 suchte er sich einen eigenen Weg …

Mit 14 bereits auf einem eigenen Weg …

Zu allen Negativpunkten gab es mindestens einen positiven, das waren die vielen Bücher, verstaubte Folianten in gut riechenden ledernen Einbänden. Ruprecht griff wie ein Ertrinkender nach allem, was in irgendeiner Form mit Buchstaben bedruckt war. Wie sagte Tschingis Aitmatow? Nichts aus der Kindheit wird vergessen! Die Bücher, auf Papier gedruckt, inzwischen auch auf elektronischem Papier, verfolgen Ruprecht bis heute, denn er wurde ein bekannter und zu Recht gefeierter Verleger. Auch der Siegeszug des eBooks in Deutschland und der Selfpublisher gehen – mindestens teilweise – auf ihn zurück.

Als ich das las, habe ich im ersten Moment gestutzt, weil ich glaubte, das eBook habe doch mit der elektronischen Vernetzung zwangsläufig in der Luft gelegen. Bis mir klar wurde, dass auch dafür Revoluzzer gefragt waren, die nicht bis in alle Ewigkeit auf der Mainstream-Welle der Verlage mitschwimmen wollten.

… mit 19 hatte er noch Träume …

Mit 19 hatte er noch Träume …

Wenn man es genau betrachtet, dann muss Ruprecht wohl schon als Nicht-Angepasster auf die Welt gekommen sein, denn bei aller Strenge der sich liebevoll gebenden Eltern, muckte er immer wieder auf. Nachhaltig kann man auf Neu-Deutsch ohne Übertreibung sagen. Nicht einmal Messdiener wollte er werden, obwohl das durchaus in der Tradition der Familie gelegen hätte. Allerdings – das muss man schon sagen – er hatte sich spitzbübisch, wie er nun mal ist, eines Helfershelfer bedient. Er hatte IHN da OBEN um ein Zeichen gebeten, dann hätte er ja gewollt. Dieses Zeichen kam nicht, womit sich Ruprecht sagte: nun denn – wenn es so sein soll …

Beinahe zwangsläufig führte sein aufmüpfiges Verhalten zu unerfreulichen Maßnahmen, aber es musste sein, schließlich sollte aus dem Jungen ja mal „was“ werden, was Respektable, wie der Herr Vater. Als dem prügelnden Vater und der geduldig dem brutalen Treiben zuschauende Mutter nichts mehr einfiel, wanderte Ruprecht in eine Jugendpsychiatrie. Treibende Kraft war die Mutter, aber man muss das verstehen, sie wollte ja nur das Beste für den Jungen und von den abfälligen Bemerkungen ihrer Freundinnen über Ruprechts Fehlverhalten hatte sie auch genug! Damit das alles auch Recht und Ordnung hatte, gab es auf Basis eines Gefälligkeitsgutachtens eines Kinderarztes (der ohne jegliche psychologische Erfahrung war) auch einen richterlichen Beschluss. Ein Chauffeur seines Vaters sammelte ihn ein und fuhr ihn im familieneigenen hochherrschaftlichen Mercedes in einer filmreifen Aktion in die Psychiatrie.

… mit 21 arbeitete er bereits im Steinbruch der Worte …

Mit 21 arbeitete er bereits im Steinbruch der Worte …

Der junge Ruprecht, gerade 15 Jahre alt, hatte Probleme mit den dunklen Nächten in der Irrenanstalt, dem nächtlichen Geheule inhaftierter Triebtäter, Mörder und sonstiger Unholde. Nicht gänzlich unerwartet, wie man zugeben muss. Die Pfleger verabreichten ihm viele grüne, blaue und gelbe Pillen, die ihm Schlaf verschaffen sollten. Das taten sie nicht, denn Ruprecht kotzte sie in unbeobachteten Momenten in die Toilette. Wen wundert’s, dass sein bester Freund und Beschützer während dieser Zeit ein noch junger Triebtäter wurde, der mehrere Verwandte mit einem Küchenmesser abgeschlachtet hatte.

Nach einigen Wochen kam es zu einer Revolte in der Anstalt, an der Ruprecht nicht beteiligt war, die aber wohl mit zu seiner Freilassung beitrug. Mindestens fielen den Ärzten keine weiteren Gründe mehr ein, ihn weiter festzuhalten und wohl oder übel musste man ihn freilassen.

Ruprecht ließ sich nicht kleinkriegen, Vater und Mutter schafften es nicht, die Psychiatrie nicht und auch nicht die Prügelstrafen der Lehrer in einigen darauf folgenden Gymnasien. Irgendwann wurde es ihm zu viel, vielleicht war er es auch satt, weiter seinen Eltern „Schande“ zu bereiten, und er ging auf Wanderschaft. Nach der ersten Station London, und dort ersten Kontakten zur Hippieszene, ging es weiter über Amsterdam, Paris, Dubrovnik und Kurdistan. Endlich trat das ein, was er sich wohl während seiner ganzen Kindheit und Jugend gewünscht hatte – Oelde, seine Heimatstadt, verschwand immer tiefer hinter dem Horizont.

Beinahe zwangsläufig setzte Ruprecht sich nach West-Berlin ab, denn der vom Kreiswehrersatzamt angekündigte Wehrdienst war nicht nach seinem Geschmack. Gemäß Berlin-Statut der Siegermächte war er dort sicher. In Berlin traf er auf alles, was damals im mehr oder weniger illegalen Untergrund Rang und Namen hatte, angefangen bei Fritz Teufel und vielen anderen. Auch normalisierte sich hier seine vom Oelder Elternhaus nachhaltig gestörte Beziehung zum anderen Geschlecht. In den dunklen Schlafräumen der WGs fand er bald heraus, dass es nicht so wichtig ist, mit wem man „es macht“, sondern, „dass“ man „es macht“.

Trotz aller Freiheiten in Westberlin, des links geprägten Denkens, merkte er bald, dass das Leben durchaus Schattenseiten haben kann, wenn man als eine Art Tagelöhner in aller Herr-Gott’s-Früh anstehen muss, um wenig Arbeit und noch weniger Geld zu bekommen. Diese Erkenntnis hatte ganz sicher nichts mit Anpassung zu tun, sondern schlicht damit, dass zu einigen Annehmlichkeiten des Lebens Geld gehört. Der Joint kostet Geld, das Bier, schmackhaftes Essen auch, und dafür muss man arbeiten.

Weil ihm der frühmorgendliche „Sklavenmarkt“ nicht behagte, sprich Anstehen nach Arbeit, wurde Ruprecht Fotograf. So ein richtiger mit Lehre, sprich fotografischer Ausbildung. Bis er endlich dort landete, was seiner eigentlichen Berufung entsprach – er wurde Journalist. Es waren wohl die dicken verstaubten Folianten seines Elternhauses, in Kalbsleder gebunden, die sich letztendlich bei ihm durchsetzten.

… wo er 40 Jahre später immer noch aktiv war …

… in dem er mehr als 40 Jahre später immer noch aktiv ist …

Es folgten prägende Episoden als Journalist in der DDR (damals durchaus keine Selbstverständlichkeit!), auf Kuba (auch nicht üblich) und in einigen Westberliner Redaktionen. Während dieser Zeit traf er auf viele Menschen, die sich wie das Who is Who der deutschen Nachkriegsära lesen. In der langen Liste seines Bekanntenkreises der darstellenden und bildenden Künste fehlen weder Fassbinder, noch Hanna Schygulla, um nur zwei zu nennen, mit denen er beruflich und freundschaftlich, schreibend oder als Fotograf, verbunden war.

Man kann sagen, der Sprung ins Verlagswesen und zum eigenen Verlag erfolgte wie unter Zwang. Er veröffentlichte nicht nur viele Autoren, sondern verfasste auch selbst Bücher. Und das mit viel Erfolg, denn trotz allen Revoluzzertums hat Ruprecht bis heute eine untrügliche Nase für das Geschäft. Dazu gehörten dann, einem Trend folgend, Sachbücher wie „Berlin okkult“, „Rock-City Berlin“ oder ein Stadtführer für Behinderte.

… um von seinen Freunden als »E-Book-Papst« apostrophiert zu werden

… um von Freunden liebevoll als »E-Book-Papst« bezeichnet zu werden

Mit zu seinem Erfolg gehört sicher auch, dass er sich sehr frühzeitig moderner Technik bediente. Das war ein Computer mit dem hübschen Namen “Lisa”, so benannt nach Steve Jobs Tochter, des Apple-Gründers. Vielleicht war es auch dieser in jenen Jahren gar nicht so selbstverständliche Umgang mit Technik, der ihn frühzeitig das Potential der eBooks erkennen ließ.

Das Buch „Der Bücherprinz“ ist eine Autobiografie, es ist darüber hinaus aber noch viel mehr. Es beschreibt die Zeit des Aufbruchs in Westdeutschland und in Westberlin. In diese Zeit fällt das Aufmucken der Jugend, die Proteste gegen den Besuch Schah Mohammad Reza Pahlavi, der diese Epoche der neueren deutschen Geschichte einläutete. Die Jugend hatte genug vom autoritären Staat, sie wollte frei sein und Ruprecht Frieling war einer von ihnen. Es ist gut, dass er mich, uns alle, daran erinnert, wie das damals war, was die Jugend in die Hippieszene, in den Widerstand getrieben hat.

Mit seinem »Bücherprinz« wirft Frieling einen Blick hinter die Kulissen

Mit seinem »Bücherprinz« wirft Frieling einen Blick hinter die Kulissen

Ich habe das Buch mit großer Begeisterung und vielen Erinnerungen und des Nachdenkens gelesen, denn mir scheint, Rupi, Du beschreibst auch etwas, was inzwischen so vielen Menschen abhanden gekommen ist. Weniger „Ja“ brüllen, weniger „Nicken“, mehr Revoluzzertum. Ein wenig nur wäre schon hilfreich, sonst landen wir alle noch in einer Ecke, die wir glaubten, 1945 hinter uns gelassen zu haben.

Abgesehen vom geschichtlichen Hintergrund dieser Autobiografie ist es auch die Sprache, die Rupis Buch überaus lesenswert macht. Es ist dieser nett klingende, zwischen den Buchstaben herausspringende Sarkasmus, der selbst unangenehme Erinnerungen, wie die Erlebnisse in der Psychiatrie, erträglicher erscheinen lassen.

Rupi, ich danke Dir für dieses Buch. Aus vielerlei Gründen hat es mir gut getan, denn ich bin auch nicht „angepasst“, wie Du weißt, bin auch abgehauen. Hurra schreien konnte ich auch nie, genauso wenig wie Du.

Zum Bestellen klicken Sie bitte hier: Der Bücherprinz


Genre: Biographien, Memoiren, Zeitgeschichte
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Peter Schlemihls wunderbare Geschichte

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Peter Schlemihl ist ein armer Teufel und so nimmt es nicht Wunder, dass er seinen Schatten gegen ein unerschöpfliches Füllhorn voll Gold verkauft. Aufkäufer ist ein mysteriöser grauer Geselle, der ihm auf einer Gartenparty begegnet. Zunächst scheint der Handel ein gutes Geschäft, denn Schlemihl wird dank der Reichtümer schnell zum hochgeschätzten Wohltäter; alle Türen öffnen sich ihm geschwind.

Doch dann wendet sich das Blatt, seine Mitmenschen bemerken den fehlenden Schatten und der eben noch Umgarnte wird zum Paria der feinen Gesellschaft. Selbst sein Liebesglück droht zu zerbrechen als die Auserwählte ein Ultimatum stellt, um den Schatten wieder zu beschaffen. Da taucht in letzter Minute erneut der Graue auf, mit dem nächsten Angebot im Gepäck: Schlemihl bekommt den verlorenen Schatten zurück, wenn er dafür seine Seele abtritt …

Mit dieser Geschichte gelang Adelbert von Chamisso der literarische Durchbruch und das ist durchaus gerechtfertigt, denn sie ist stringent ausgearbeitet und gut geschrieben. Natürlich wirkt der antiquierte Schreibstil auf den modernen Leser zunächst mitunter befremdlich und es bedarf einiger Zeit, sich daran zu gewöhnen, aber die sollte man sich nehmen, denn es lohnt sich. Liebhaber der Sprache werden mit einer Fülle kunstvoller Begriffe verwöhnt und werden an dem Text viel Freude erfahren. Und man darf getrost darauf verzichten, sich den Kopf mit allzu tiefschürfenden Interpretationen zu zerbrechen, denn die Geschichte ist ein Märchen und war ursprünglich für Kinder gedacht.

Angereichert ist das Buch vom Herausgeber Ruprecht Frieling mit farbigen Holzschnitten von Ernst Ludwig Kirchner und gewohnt sorgfältigen Hintergrundinformationen zum Verfasser und zur Zeitläufte. Gerade diese aufwändig recherchierten Hintergründe und Beigaben unterscheiden Frielings Klassiker-Ausgaben von anderen Verlegern, die oft genug nur lieblos die ungeschminkten Texte veröffentlichen und sich dabei meist nicht einmal sonderlich um Design oder Lesbarkeit bemühen; Chapeau dafür, Herr Frieling!

 


Genre: Sagen und Fabeln
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Manische Wiegenlieder

41tod+sLkHL._SX328_BO1,204,203,200_Nicht nur surreal und absurd wie im Untertitel des Büchleins versprochen sind die “Manischen Wiegenlieder”, nein, sie haben mehr zu bieten, weitaus mehr. W.R. Frieling überrascht dieses Mal mit einem bunten Strauß von Gedichten und er deckt dabei souverän die ganze Palette ab: Der begeisterte Leser findet Perlen wie den Knaller “Kannibalen” (Finger jammern in der Pfanne, Blut schäumt über in der Kanne), mein persönliches Lieblingsstück, und etliche satirisch witzige Reimereien, aber auch leise, nachdenkliche Texte voller Melancholie. Sehr gelungen sind dem Autor und Weltenbummler seine geografischen Reminiszenzen an verschiedene Fleckchen dieser Erde; in prägnanten Worten präzisiert er die typischen Eigenschaften der jeweiligen Regionen und ihrer Bewohner.

“Manische Wiegenlieder” ist ein wunderbares Werk der Poesie, auch bei wiederholter Lektüre wird es niemals langweilig, im Gegenteil, man findet stets aufs Neue exquisite Sahnehäubchen und staunt über Frielings virtuose Wortgewandtheit. Literaturfreunde, die sich an Robert Gernhardts Lyrik erfreuen, sollten auch hier bedenkenlos zugreifen. Wer dem Meister selbst beim Absingen einiger Wiegenlieder lauschen möchte, wird auf YouTube fündig (einfach den Buchtitel in die Suchzeile eingeben).


Genre: Gedichte, Humor und Satire
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Weltberühmt durch Self-Publishing

weltberuehmt_cover_400pxDas Buch beginnt mit einer Kulturgeschichte von Sprache und Schrift und beschreibt eindrucksvoll, wie gerade das geschriebene Wort von den Herrschenden systematisch als Machtinstrument missbraucht wurde; ein Umstand, der erst mit der Erfindung des Buchdrucks korrigiert wurde.

Aber auch danach war das Leben der Literaten kein Ponyhof, nur die wenigsten konnten sich mit ihrer Kunst auch versorgen, damals wie heute. Um überhaupt einen Fuß in die Tür des Literaturbetriebs zu bekommen, investierten etliche Autoren der Geschichte in die Publikation der eigenen Werke. Und das waren nicht die Unbegabtesten, zum Beweis ruft der Verfasser nicht weniger als elf Nobelpreisträger in den Zeugenstand.

Ruprecht Frieling verfügt selbst über jahrzehntelange Erfahrung im Verlagswesen und Self-Publishing und ist natürlich prädestiniert, dieses lehrreiche und auch stets unterhaltsame Werk vorzulegen. Er macht darin all den Schreibenden Mut, die bisher noch nicht »entdeckt« sind, nicht aufzugeben, getreu dem Motto »Folge Deinem Stern!«


Genre: Kulturgeschichte
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Der Fliegende Holländer

Ruprecht Frieling ist ja ein Tausendsassa und geprüfter Sachverständiger auf vielen Gebieten; hier brilliert er als Opernkenner und Wagner-Experte. Wie schon bei seinem preisgekrönten »Ring des Nibelungen« erzählt er wieder mit viel Liebe zum Detail den Inhalt des Stückes, diesmal die des verfluchten legendären Seefahrers. Dabei versteht er es meisterhaft, die romantische Dramatik des Werkes dem Leser nahezubringen; dank der atmosphärisch dichten Sprache meint man das aufgepeitschte Meer riechen, den tosenden Sturm am Kap der Guten Hoffnung spüren zu können.

Doch Frieling wäre nicht Frieling, hätte er nicht mehr zu bieten als eine bloße Nacherzählung des »Fliegenden Holländers«: Er beschreibt ausführlich den historischen Kontext, der zur Entstehung der Oper führte und fügt auch zwei Quellen im Original bei, von denen sich Richard Wagner inspirieren ließ, »Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski« von Heinrich Heine und »Die Geschichte vom Gespensterschiff« von Wilhelm Hauff. Dazu gibt es das Original-Libretto des Stückes und ein hilfreiches Lexikon, natürlich dank der Kindle-Technik gekonnt verlinkt mit dem Text.

Wieder ein toller Opern(ver)führer, der nicht nur Freunde dieser Musik be- und verzaubern wird!


Genre: Oper
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ABC der Verlagssprache

Der Titel dieses großartigen Nachschlagewerks ist vornehmes Understatement pur, denn es wird weit mehr geboten als das mitunter etwas trockene Fachchinesisch der Verlagssprache und damit ist die Lektüre nicht nur lehrreich, sondern zudem durchaus unterhaltsam; dafür bürgt der Name des Autors.

Erklärt werden neben der Geheimsprache der Verlage Begriffe aus dem Handwerk des Buchdruckens und –bindens, unterschiedliche Papierarten, Feinheiten der Sprache und Grammatik, diverse Lyrik- und Prosaformen und natürlich alles aus den Bereichen Elektronik und E-Publishing, Frielings aktuell bevorzugte Tummelplätze. Wer also neugierig ist, was sich z.B. hinter »Drelfie«, »Ebarbieren« und »Elefantenrüssel« verbirgt, wird hier rasch fündig.

Das Werk ist als Taschenbuch und E-Book verfügbar, letzteres bietet neben dem geringeren Preis den weiteren Vorteil, dass man dank der komfortablen Verlinkung zielsicher zwischen den verschiedenen Begriffen hin- und herspringen kann; die Möglichkeiten moderner Technik sind hier voll ausgeschöpft.

Kaum jemand ist wohl kompetenter und prädestinierter für die Veröffentlichung eines solchen Lexikons als Rupi Frieling, der sämtliche Formen des Schreibens und Publizierens nicht nur von der Pike auf gelernt, sondern während seines gesamten Berufslebens auch praktiziert hat. Das Werk reiht sich nahtlos ein in die lange Linie seiner Bücher für Autoren und ist nicht nur für Self Publisher unverzichtbar.


Genre: Lexika und Nachschlagewerke
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Barrikaden am Wedding

Berlin, April 1929: In der von ökonomischen Krisen geschüttelten Hauptstadt bereitet sich die Arbeiterschaft auf ihren hohen Feiertag vor, den 1. Mai. Allerdings droht in diesem Jahr Ärger, denn der Polizeipräsident, ein SPD-Mann, hat sämtliche Umzüge und Versammlungen unter freiem Himmel verboten, die Herrschenden befürchten massive Proteste der Kommunisten gegen die »Hungerregierung«.

Im roten Wedding beratschlagen der Betonträger Kurt Zimmermann und seine Genossen von der KPD, wie mit dieser Situation umzugehen ist und beschließen, wie gewohnt ihre Demonstration abzuhalten. Immer noch besteht die leise Hoffnung, dass die Stadtregierung zur Besinnung kommt und das Verbot rechtzeitig aufhebt. Vergeblich, denn die Sozialdemokraten befinden sich auf knallhartem Konfrontationskurs und rüsten sich zur Schlacht mit den verhassten Konkurrenten von links; die tollwütige Polizei sorgt für ein tagelanges Blutbad.

Klaus Neukrantz hat mit seinem historisch detailgetreuen Kultroman um den »Blutmai« 1929 ein erstaunliches Buch geschrieben, eine atemlose Reportage, die klar Position bezieht und kaum Raum lässt für Zwischentöne. Es verwundert nicht wirklich, dass »Barrikaden am Wedding« sofort nach Erscheinen von der Obrigkeit verboten und der kommunistisch engagierte Autor später von den Nazis ermordet wurde.

Ein zentrales Thema ist (wie beispielsweise auch in Alfred Döblins »November 1918«) die unrühmliche Rolle der Sozialdemokraten in der deutschen »Revolution« von 1918, das Zurückscheuen der SPD immer dann, wenn sich eine wirkliche Chance zur Veränderung bietet und die Anbiederung an die Mächtigen, die diese Partei bisweilen zeitweise dulden (müssen), aber sie stets nur zum Nutzen der eigenen Interessen einsetzen und niemals bereit sind, echte Zugeständnisse zu machen. Wer dabei Parallelen zum aktuellen Zeitgeschehen entdeckt, liegt wohl so falsch nicht.

Natürlich ist das Buch auch eine Propagandaschrift für die damalige KPD, fein säuberlich werden die Lügen der (gegnerischen) Presse über die Ereignisse aufgelistet, die wehrhaften Arbeiter sind allesamt edel und heroisch, die Polizisten dagegen feige und brutal. Kurt und seine Frau erfahren am Ende eine Katharsis, die sie zu (noch) besseren Menschen und Klassenkämpfern macht. Allein, man würde dem Werk nicht gerecht, täte man es als bloße Agitationspolemik ab, denn es ist weitaus mehr: Ein packendes zeitgeschichtliches Zeugnis und ein verzweifelter Aufruf für Humanität und Gerechtigkeit.

Herausgeber Frieling hat zu »Barrikaden am Wedding« ein höchst informatives Vorwort verfasst, das die historischen Zusammenhänge aufzeigt und auch die Biographie des Autors beleuchtet. Erschienen ist der Roman in Frielings Reihe »Bücher gegen den Strom« und es bleibt zu hoffen, dass er bald noch mehr solcher Schätze hebt.

Diskussion dieser Rezension im Blog der Literaturzeitschrift


Genre: Historischer Roman
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Reich und Arm

Die junge Magd Dorothee ist hin- und hergerissen zwischen zwei Männern, dem wohlhabenden Bauern Hans und dem armen Schlucker Jos. Natürlich könnte sie ihrem Herzen folgen, aber die Verhältnisse, die sind nicht so, denn die Herrschenden in der Dorfgemeinde, die Reichen und die Kirchenvertreter haben ihre eigenen Vorstellungen davon, was für die niederen Stände die beste Lösung ist. Und natürlich haben sie dabei nur das Gemeinwohl im Sinn.

Der Autor Franz Michael Felder war mir bisher gänzlich unbekannt; somit gebührt mein Dank Perlenfischer Frieling (Herausgeber), der hier mal wieder einen Schatz gehoben und diese Wissenslücke geschlossen hat.

Auch wenn bei diesem Roman vordergründig die Liebe im Mittelpunkt steht, so weist er doch weit mehr Facetten auf: Das ländliche Leben im 19. Jahrhundert mit all seinen Widrigkeiten und Beschränkungen, die Fremdbestimmung großer Teile der Bevölkerung durch privilegierte Eliten aus Wirtschaft und Kirche und der tägliche Existenzkampf fernab von malerischen Naturkulissen und romantisch bäuerlichen Idyllen. Die Sprache ist nicht einfach, weil poetisch und oft verlangen verschachtelte Sätze dem Leser einiges ab, aber ein Durchhalten lohnt sich allemal.

Der Freigeist Franz Michael Felder verdiente sich seinen Lebensunterhalt tatsächlich als Bauer, im Gegensatz zu wesentlich bekannteren Vertretern dieser Art von Literatur und so schreibt er schonungslos authentisch. Seine sozialkritischen Schriften und besonders seine Ablehnung der klerikalen Macht brachten ihm die Ächtung seiner Mitmenschen ein, und das noch lange nach seinem Tod; die ganze Geschichte erzählt Frieling in einem bewegenden Vorwort zum Buch.

“Reich und Arm” ist ein beeindruckendes Werk, das Geschichten aus dem echten Leben erzählt, dabei aber sprachlich anspruchsvoll elegant ist; nicht nur historisch Interessierte können hier bedenkenlos zugreifen, denn das Thema ist (leider) immer noch aktuell.


Genre: Historischer Roman
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Vor dem Gesetz

Im Mittelpunkt dieser kleinen Kunstsammlung steht Franz Kafkas Parabel \”Vor dem Gesetz\”, die seinem Roman \”Der Process\” entstammt. Wie so oft bei Werken dieses Autors lässt der Text den Leser zunächst einigermaßen ratlos zurück, denn er bekommt keine einfachen Lösungen geboten, sondern muss schon selbst das Gehirn einschalten und dann lohnt sich das auch.

Passend zum Thema findet man 21 kritische Karikaturen des französischen Illustrators Honoré Daumier, allesamt gelungen, wenn auch wenig schmeichelhaft für die Jurisprudenz.

Der Herausgeber Rupi Frieling höchstselbst hat ebenfalls eine Geschichte beigesteuert; \”Die Sprengung\”, ein reichlich kafkaesker Text, der somit natürlich perfekt in den Rahmen passt.

Abgerundet wird diese anspruchsvoll gelungene Zusammenstellung von Kleinodien durch interessante Kurzbiografien der Beteiligten; es bleiben also keine Wünsche offen.


Genre: Kurzprosa
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Tausche Zement gegen Hemingway

In den frühen 80er Jahren war es für unabhängige westdeutsche Journalisten nicht einfach, Einreisegenehmigungen für die DDR zu erhalten und über dort Erlebtes zu berichten. Einer der wenigen, dem dies gelang ist Rupi Frieling, der nun seine damaligen Reportagen in einem hochinteressanten Band veröffentlicht.

Im Vorwort erzählt er über die damaligen Arbeitsbedingungen, die sicherlich nicht einfach waren für den Freigeist Frieling, aber er machte das Beste daraus und nahm trotzdem kein Blatt vor den Mund.

Es folgt ein fundiert wertvoller Überblick über die Geschichte der DDR-Literatur; dabei lassen sich so manche Perlen finden oder erneut entdecken.

Die Reisereportagen schildern eindrucksvoll ein Land der Leselust, in dem die Einwohner Schwierigkeiten haben, ihren literarischen Hunger zu stillen, besonders natürlich den nach exotischen Köstlichkeiten, die nicht unbedingt im Kulturkaufhaus des sozialistischen Realismus zu finden sind.

Mitunter amüsant fand ich die beschriebenen Bemühungen der DDR-Oberen, bei den von ihnen vereinnahmten großen Denkern wie Goethe, Luther oder Karl May möglichst nur das herauszupicken, was ins sozialistische Weltbild passt; mich erinnert das frappierend an die politische Korrektheit unserer Tage, in denen Klassiker und Schulbücher umgeschrieben werden müssen, um vermeintliche Diskriminierungen zu vermeiden.

Trotz solch aberwitziger Versuche war die DDR wahrlich kein Volk von Literaturbanausen, sondern im Gegenteil ein Land der Leselust, wie Frieling auch im Vorwort resümiert. Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Besuch in Ostberlin, als ich keinerlei Schwierigkeiten hatte, das unfreiwillig erhaltene Begrüßungsgeld in Literatur zu investieren; beeindruckend dort die Vielzahl anspruchsvoller politischer Bücher (auch aus der BRD), die im Westen ein Schattendasein fristeten, wenn sie denn überhaupt erhältlich waren.

Frieling legt mit diesem Buch ein wichtiges Stück Zeit- und Kulturgeschichte aus einem Land vor, von dem man heute leider immer weniger weiß und das ist schade.


Genre: Kulturgeschichte
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Tausche Zement gegen Hemingway

Lust auf DDR-Leselust?

Ich muss gestehn: Zu DDR-Zeiten hat mich der Literaturbetrieb „drüben“ überhaupt nicht interessiert. Sicher, Namen wie Johannes R. Becher, Anna Seghers, Stephan Hermlin, Christa Wolf hab’ ich als westdeutscher Literaturbeflissener schon zur Kenntnis genommen und das eine oder andere davon auch gelesen. Doch dass sich die DDR-Bürger auch beim Buch in einer Mangelsituation befanden – ich hätte es mir denken können, hab’ darauf aber keinen Gedanken verschwendet. Waren mir und meiner Frau, die mit ihren Eltern der CSSR republikflüchtig den Rücken gekehrt hatte, ja ohnehin der ganze Ostblock verschlossen. Sollten die in der DDR doch, wie gewollt, ihren eigenen Staat aufmachen – und lesen, was ihnen die marxistisch-leninistische Ideologie erlaubte …

Doch stopp! Fast hätte ich’s vergessen. Ich muss noch etwas gestehn: dass ich als Schüler und Student nur zu gerne die Möglichkeit wahrgenommen habe, günstig an die Brecht-Ausgabe und die Romane der großen Russen Dostojewski und Tolstoi aus dem Aufbau-Verlag ranzukommen. Ja, da gab’s nämlich auch bei mir so was wie „Tausche Zement gegen Hemingway“ – allerdings anders gewichtet, gerichtet und grenzüberschreitend im Sinne von „Tausche Hemingway gegen Zement“ – eine Freundin (Ost) meiner Großmutter (West) besorgte mir die begehrte Literatur und bekam dafür die benötigten Naturalien-Pakete …

Fast mit schlechtem Gewissen nehme ich also das Büchlein von Ruprecht Frieling in die Hände. Ich sag mir: „Nun befass dich doch nach 25 Jahren endlich mal mit dem Literaturbetrieb ‚drüben’! Wie war das denn?“ Ich hätt’s nicht gedacht, aber ich lege das Büchlein nicht eher aus der Hand, bis ich’s durchgelesen habe! Schon der zweite Untertitel macht mich neugierig: „Berichte aus dem untergegangenen Land der Leselust“. Die ehemalige DDR ein „Land der Leselust“? Wie denn das?

Schon bald kriege ich Lust zu lesen, was der Autor in einer Reihe von einzelnen Studien vor mir ausbreitet, übrigens, wie schon angedeutet, mit z.T. meine Neugier weckenden Überschriften wie bereits dem Cover-Titel („Kurze Geschichte der DDR-Literatur“), „Stumpfe Klingen, scharfe Pfeile“ (u.a. „Was ist ein politisches Buch?“, „Politische Ladenhüter, heimliche Bestseller“), „Wer ist der wahre Erbe? Diskussionen um Herrn Goethe …“, „Straßen nach Weimar sind Straßen zu Goethe“, „Am Lagerfeuer in Radebeul. Auf den Spuren Karl Mays in der DDR“, „Zu Gast bei Martin Luther“, „Der Verleger und das schöne Buch“ etc. etc.

Es sind in diesem Sammelbändchen übrigens lauter Artikel vereint, die Frieling in den Jahren 1982/83 an verschiedenen Orten veröffentlicht hat, wie z.B. bei dtv, Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt, Westermanns Monatshefte, Börsenblatt des deutschen Buchhandels. Er hatte als einer von ganz wenigen West-Journalisten die Chance, in dieser Zeit die DDR bereisen und dort recherchieren zu dürfen, wenngleich unter scharfen Auflagen. Seine Karriere als DDR-Reisekorrespondent endete allerdings mit einem Einreiseverbot, als sich der Staat durch Frielings Hotel- und Gaststättenführer und eine Bemerkung über wenig schmackhafte Pommes frites beleidigt fühlte!

Ich will hier nicht en detail auf Frielings Beobachtungen im „Land der Leselust“ eingehen. Ich will die Spannung eigener Lektüre nicht nehmen, sondern dazu anstacheln, das Büchlein selbst in die Hand zu nehmen. Es hält nämlich ein Lesevergnügen bereit, wenn man „vergnüglich“ findet zu lesen, welch seltsame Blüten der DDR-Literatur-, Lektüre- und Kulturbetrieb aus westlicher Sicht trieb. Deshalb nur ein paar Andeutungen, zugegebenermaßen willkürlich-subjektiv und von einem Leser, der nicht die Gelegenheit hatte, die sozialistisch geprägte Lesekultur selbst in Augenschein zu nehmen:
• Man lächle: Plaste-Körbe als Zugangsberechtigung beim Besuch einer mäßig bestückten Buchhandlung, in der selbst (ost-)inländisch Interessantes nur mit viel Glück unter dem Ladentisch und West-Lektüre bloß mit guten Beziehungen oder einer Ware (eben: „Zement gegen Hemingway“) zu bekommen ist.
• Man bedenke: Bücher als Mangelware als Folge von Papierkontingentierung und die DDR bezüglich Titelvielfalt als Schlusslicht in Europa.
• Man staune: Goethe als Vorreiter der Arbeiter- und Bauernmacht in einem touristisch höchst langweiligen, aber klassisch verschnörkelten Weimar.
• Man frage sich: Ein geschäftstüchtig vermarkteter Karl May, aber ganz ohne seine Romane, ohne Winnetou und Old Shatterhand?
• Man stelle sich vor: Das Großreinemachen in Halle, Eisleben, Wittenberg und Eisenach auf dem Weg zum 500. Geburtstag Martin Luthers, dem vom DDR-Staat vereinnahmten, auf marxistisch-leninistischen Forschungsstand getrimmten Reformator und Rebell.

All dies und noch viel mehr bekommen wir präsentiert in Form von Studien, Zeitschriftenartikeln und Interviews von einem Autor, der, wie wir längst wissen, so leserfreundlich, so klar, so prägnant zu formulieren versteht, dass man, ohne stecken zu bleiben, auch dieses Büchlein in einer Rutsche durchliest.

Eberhard Kleinschmidt


Genre: Kulturgeschichte
Illustrated by Internet-Buchverlag Berlin

Der Roboter Archimedes und der Kanonenkönig

In Eisenstadt herrscht der finstere Kanonenkönig Kalli Kass, dessen Plan, die ganze Welt zu beherrschen zu scheitern droht, da die Eisenvorräte erschöpft sind. Somit kommt es ihm äußerst gelegen, als er hört, dass es im Dorf Irgendwo jede Menge davon gibt und dort sogar ein Roboter lebt. Er sammelt also seine Soldaten und macht sich auf den Weg.

Archimedes (inzwischen liebevoll Archi genannt) hat sich in seiner neuen Heimat Irgendwo bestens eingelebt und führt ein sorgenfrei glückliches Leben. Doch das ändert sich, als Kalli Kass mit seinen Invasionsstreitkräften anrückt. Nun obliegt es dem Roboter und seinen Freunden, das Städtchen mit List und Schlauheit vor der feindlichen Übermacht zu retten.

Im Gegensatz zum ersten Buch “Der Roboter Archimedes und die Rasselbande” steht diesmal mit dem Kanonenkönig ein Bösewicht im Mittelpunkt, was natürlich für zusätzliche Spannung sorgt. Autor Frieling versteht es wiederum meisterhaft, seinen Protagonisten Leben einzuhauchen; gerade Kinder werden daran ihre helle Freude haben und sie lernen nebenbei spielerisch ohne erhobenen Zeigefinger, dass Krieg und Gewalt keine tauglichen Mittel sind.

Man darf sich schon auf weitere Abenteuer mit Archi freuen.


Genre: Kinder- und Jugendbuch
Illustrated by Internet-Buchverlag Berlin